Erst einmal ein gaaaaaaanz großes Dankeschön an meine neue Betaleserin Remus Bride! Ihr hab ihr es zu verdanken, dass ich mir nicht nur Müll zusammenschreibe. SMILE! Danke für Deine Kritik. Und übers Lesen nicht die eigene Geschichte vergessen. Sonst werde ich noch von deinen Fans gelüncht.:
A/N: Undnoch malmuss ich meinen Senf hinzugeben. Wundert euch bitte nicht, dass Draco Malfoy in diesem Kapitel Sirius in seiner Hundegestalt nicht erkennt. Diesen Punkt habe ich dezent unbeachtet gelassen.
Die Howler
Der übliche Lärm von 20 Schülern schallte ihnen entgegen. Mila atmete tief durch und sah auf Sirius hinunter. „Verhalte Dich bitte so hundeähnlich wie möglich", bat sie leise. Er schien zu nicken – bei einem Hund war das gar nicht so deutlich zu erkennen. Also ging Mila voran in den Klassenraum und der schwarze Hund folgte ihr.
Je mehr Schüler auf ihn aufmerksam wurden, desto stiller wurde es im Raum – bis schließlich kein Geräusch die entstandene Stille durchschnitt. Harry, Ron und Hermine waren so ziemlich die Letzten, die ihn bemerkten. Harry klappte das Kinn hinunter, als er seinen Paten in dem Tier erkannte. War Mila verrückt geworden? Panisch sah er zu ihr auf, doch sie zwinkerte ihm nur beschwichtigend zu.
„Was ist das denn für ein Flohbeutel", zischte Malfoy leise hinter Harry und verzog angewidert das Gesicht. Sarah Jokins, ein Gryffindor-Mädchen, hob zaghaft die Hand und stellte eine ähnliche Frage: „Professor? Was ist das für ein Hund?" fragte sie leicht atemlos und sah Sirius beklommen an. „Das, Miss Jokins ist mein Hund. Ein –äh - Streuner. Ich habe ihn verletzt im Wald gefunden und wir haben beide befunden, dass wir uns gut verstehen werden. Jeder von ihnen hat doch ein", sie zögerte kurz und warf einen vorsichtigen Blick auf den Hund hinunter, der brav neben ihr saß und in die Runde blickte, „ein Haustier. Oder! Nur eben keinen Hund, sondern Eulen, Frösche oder Katzen."
„Und was für Krankheiten hat dieses Vieh?" fragte Malfoy nun laut. Mila lächelte ihn an, allerdings höchst höflich und ohne jede Wärme. „Oh, keine Sorge Mr. Malfoy. Keine Krankheit, die Sie nicht auch schon gehabt hätten." Puterrot anlaufend, starrte er sie mit giftigem Blick an. Mila jedoch wandte sich um und griff nach ihrer Tasche. Und Harry senkte hastig den Blick, um sein Grinsen zu verbergen. Gut gekontert!
„Wo waren wir?" Mila kramte in ihrer Tasche und fragte, ohne hinzusehen. „Ja, Miss Granger?" Sirius konnte sich innerlich das Lachen nicht verkneifen. Ohne hinzusehen hatte sie gewusst, dass Hermines Hand bei der Frage in die Luft geschossen war. Niemanden schien das zu verwundern.
„Wir hatten mit der Hydra angefangen, Professor", erklärte sie und erntete einen süffisanten Blick Rons. „Richtig. Was ist eine Hydra?" Dieses Mal wandte sie sich um und sah sich im Raum um. Mehrere Schüler hatten die Hände gehoben. Auch Harry. Mila nickte Harry zu, der daraufhin erklärte: „Eine Hydra ist ein schlangenähnliches Wesen und drei Köpfen, allerdings mit vier Gliedmaßen und einem plumpen Körper." „Richtig, Mr. Potter. Sehr schön. Was sollte man bei der Bekämpfung dieser Wesen dringend beachten?" Wieder hoben sich mehrere Hände.
„Mr. Weasley?" Ron hatte sich nicht gemeldet und schien daher etwas aus der Fassung gebracht, als sie ihn aufrief. „Äh … ähhh …", begann er zu stottern. Mila wartete. Sie wusste, dass Ron es wissen musste. Erst gestern hatte er das Thema mit Sirius durchgepaukt. Zu aller Verwunderung erhob sich jetzt der schwarze Hund und ging durch die Reihen auf Ron zu. Mehrer Schüler rutschten unbehaglich auf ihren Stühlen herum. Neben Ron blieb Sirius stehen und sah ihn an. Ron zuckte vielsagend die Schultern. „Ich hab's vergessen", raunte er ihm mit geknicktem Gesichtsausdruck zu. Ohne zu zögern neigte der Hund den Kopf und stupste ihn sanft in Rons Seite. Bei dem der Groschen fast sofort fiel. „Oh … OH! Man darf ihnen nicht den Kopf vom Rumpf trennen, weil sonst die doppelte Anzahl nachwachsen, Professor", verkündete er eifrig und grinste in Milas Richtung. Sie lächelte zurück und zwinkerte. „Sehr gut, Mr. Weasley. Ich wusste, das sie es wissen."
„Aber der Hund hat es ihm vorgesagt", schnarrte Malfoy sofort los, was ihm allerdings einen recht süffisanten Blick von Mila einbrachte. „Bitte, Mr. Malfoy. Wie soll denn ein Hund ihm etwas vorsagen? Können Sie mir das bitte sagen!" Einige in der Klasse kicherten. Und Sirius humpelte mit einem kleinen Schwanzwedler wieder zurück zu Mila und ließ sich neben der Tafel nieder.
Während Mila und Sirius mit Ron beschäftigt gewesen waren, hatte niemand mehr großartig auf Harry geachtet. Und daher hatte auch niemand bemerkt, wie dieser zusammengezuckt war und unwillkürlich die Blitz-Narbe auf seiner Stirn berührt hatte. Für einen kurzen Augenblick hatte sie gebrannt wie Feuer. Harry wusste seit dem letzten Jahr, was dies mit großer Wahrscheinlichkeit zu bedeuten hatte – Voldemort war wütend!
Harry atmete tief ein und schloss einen kurzen Moment die Augen. Das Brennen war vorüber, trotzdem verspürte er immer noch einen dröhnenden Kopfschmerz, der heftig gegen seine Schläfen pochte. Trotz allem, er wollte niemanden beunruhigen. Also straffte er die Schultern und bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Das Ganze würde mit Sicherheit ganz schnell von allein nachlassen. Ganz bestimmt!
Das Pochen ließ aber nicht nach. Den ganzen Tag begleitete ihn dieser unangenehme Schmerz, der wie ein heißes Messer immer wieder in sein Bewusstsein drang. Und auch seine Narbe glühte mehrmals an diesem Tag.
Was hätte er nur für eine Kopfschmerztablette gegeben! Einige Male war er sogar kurz davor Mila nach etwas derartigem zu fragen, doch im allerletzten Moment besann er sich jedes Mal anders. Nicht zuletzt weil er befürchtete, dass Sirius ihm bei seinem Eingeständnis erneut zu Okklumentik-Stunden mit Snape verdonnern würde. Und er würde mit Sicherheit keine weitere überleben!
Also war er den gesamten Tag über äußerst wortkarg und aß auch nicht sonderlich viel. Selbst als sie sich in Milas Schlafzimmer wegen der Hausaufgaben trafen und sich alle Anderen herzlich über Sirius Auftritt im Unterricht amüsierten, blieb er äußerst still. Und auch die nächsten Tage zeigte sich keine deutliche Besserung.
Harry rang lange mit sich, den Anderen davon zu erzählen – schließlich sollte der Orden wohl erfahren, dass sich neue Gefahren zusammenbrauten und Voldemort vielleicht einen weiteren Gegenschlag plante. Meist aber beruhigte er sich selbst mit dem Gedanken, dass nicht Alles wunderbar glatt im Lager der Feinde gehen konnte, wenn Voldemort ständig vor Wut glühte. Und so verschwieg er auch an diesem Abend seine schmerzende Narbe.
Sirius hatte es sich in den letzten Tagen zur Gewohnheit gemacht, Mila zu Unterrichts-Einheiten zu begleiten. Sogar als Mila ihm den Gips abnahm, rissen seine Besuche nicht ab. Es gefiel ihm, an alltäglichen Dingen teilzunehmen und so schob er die Rückkehr zum Grimmauldplatz immer weiter von sich. Sie gingen spazieren, aßen zusammen und breiteten sogar Milas Unterricht gemeinsam vor.
Doch irgendwann war sein Fuß vollständig genesen. Und er erhielt eine Nachricht von Lupin, dass er endlich zurückkehren solle. Er wurde offensichtlich langsam vermisst. Die Zeit des Abschiedes war gekommen.
Mila war die Erste, die davon erfuhr. Als Sirius ihr an jenem Abend davon erzählte, schwieg sie eine halbe Ewigkeit – eine Tatsache, die ihn unerklärlich wütend machte. Er ahnte ja nicht, dass Mila schwer mit dieser Nachricht zu kämpfen hatte. Auch sie hatte sich mittlerweile an seine ständige Anwesenheit gewöhnt. Der Gedanke, dass er nun wieder aus ihrem Leben verschwinden würde, rüttelte heftig an ihrem Widerspruchsgeist.
Beide waren sich in den vergangenen Wochen zwar nicht wirklich näher gekommen – aber wenigstens so nah, dass sie sich nicht mehr gegenseitig die Augen auskratzten. Man konnte fast sagen, dass beide endlich wieder Freunde geworden waren – fast so wie zu Schulzeiten. Immer noch schweigend saß Mila da und starrte auf ihre Finger. Sie wollte Sirius nicht gehen lassen. Nicht so.
Ungeduldig mit dem Fuß wippend sah er sie von der Seite an. „Jetzt sag was, verdammt", forderte er unwirsch und zwang sie so zu einer Reaktion. „Ich …", begann sie ohne zu wissen, was sie sagen sollte. „Ich … wenn Du zurück musst …"
Hilflos zuckte sie die Schultern. „… dann geh'. Es würde doch sowieso nichts ändern, wenn ich etwas Anderes sage, oder!" Sie schürzte die Lippen und sah ihn an. „Warum willst Du also meine Meinung hören?"
Sirius seufzte. Vielleicht weil es doch etwas geändert hätte. Er hatte gehofft, sie durch diese Nachricht aus der Reserve zu locken. Sie dazu zu bringen, dass sie endlich … Aber sie empfand wohl wirklich nicht mehr für ihn als Freundschaft.
Na gut! Er stand vom Bett auf und holte tief Luft. Dann würde er sich zumindest Luft machen und ihr sagen …
Mit einem heftigen Knall schlug die Zimmertür gegen die Wand und Sirius wirbelte herum. Atemlos und leichenblass stand Ron im Schlafanzug mitten im Türrahmen und sah beide gehetzt an.
„Mila! Sirius! Schnell! Harry!" Er keuchte und stemmte eine Hand in die schmerzende Seite. „Harry braucht … er ist …"
„Was ist passiert?" Mila war vom Bett aufgesprungen, hatte Ron an den Schultern gepackt und schüttelte ihn leicht. „Raus damit!" „Ich weiß nicht. Ich glaube er hat Schmerzen. Wir haben uns unterhalten und … er ist einfach umgefallen!" Er wirkte total verstört.
Ohne weiter zu fragen packte sie ihn am Arm und rannte mit ihm hinunter zum Gryffindor-Turm. Sirius folgte ihnen als Hund.
Vor der fetten Dame mussten sie bremsen. „Passwort?" fragte sie in leicht genervten Ton. „Gradius minor", keuchte Ron. Das Gemälde war noch nicht ganz aufgeklappt, da waren die 3 schon hindurchgeschlüpft und hasteten die Treppe hinauf in den Jungenschlafsaal.
Der Anblick, der sich ihnen bot, ließ ihnen den Atem stocken. Wie ein Ungeborenes zusammengekrümmt lag Harry auf dem Boden und presste beide Hände gegen die Stirn. Leises Wimmern war alles, was er von sich gab. Hermine kauerte neben ihm, mit tränenfeuchtem Blick und völlig hilflos. „Ich weiß nicht …", erklärte sie mit zitternder Stimme. Ein rascher Blick durch das Zimmer ließ Sirius erkennen, dass die anderen drei Jungs – Seamus, Dean und Neville – Gott sei Dank nicht in ihrem Schlafsaal waren. Das war alles, was er wissen musste.
Hermine völlig ignorierend, knieten sich Mila und Sirius, nun wieder in meschlicher Gestalt,neben Harry. Vorsichtig versuchte er die Hände Harrys fortzuziehen, doch dieser ließ nur ein noch lauteres Wimmern hören und krampfte die Finger zusammen. Keine Chance, sie von seiner Stirn zu lösen. Sirius Blick wanderte Hilfe suchend zu Milas Augen. Eine Sekunde sahen sich die beiden im stummen Einverständnis an, dann nickte Mila und schob Hermine beiseite.
„Harry?" fragte sie leise. Er reagierte nicht. „Hab keine Angst, okay! Ich werde Dir nicht wehtun." Vorsichtig stich sie ihm ein paar verschwitzte Haare aus der Stirn. Sofort durchflutete sie eine Welle unglaublichen Schmerzes. Ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, wie er solche Schmerzen nur aushalten konnte. Ganz allein.
Ihre Hände ruhten weiterhin auf den seinen. Und plötzlich begannen sie zu leuchten. Hermine starrte sie fassungslos an. Als Harrys Wimmern lauter wurde, versuchte sie sogar dazwischen zu gehen. Sirius packte sie an den Schultern, schlang die Arme um sie und hielt sie fest. Sich wehrend sah sie zu ihm auf. „Sie macht alles noch schlimmer", schluchzte sie, doch Sirius schüttelte den Kopf. „Sie tut ihm nicht weh", beschwichtigte er sie mit leiser Stimme und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Mila und Harry.
Mittlerweile hatte sich eine leuchtende Aura um die Beiden gebildet. Und unglaublicherweise schien sich Harry langsam zu entspannen. Seine Beine, eben noch verkrampft an den Körper gezogen, erschlafften langsam. Das Wimmern hörte auf. Kraftlos ließ er die Hände sinken und starrte Mila mit weit geöffneten, grauenerfüllten Augen an.
Je ruhiger Harry wurde, desto mehr begann Mila aber zu zittern. Ihr ganzer Körper bebte und ihr Gesicht war schmerzverzerrt. So wie es Harrys vor einigen Sekunden noch gewesen war. Sein Blick wanderte hastig über ihr Gesicht.
Er fühlte ihre Hände, mittlerweile klamm und kalt und völlig verkrampft. Mühsam stemmte er sich ein Stückchen hoch und sah sie ängstlich an. Er wusste nicht, was mit ihr los war. Nur, das dieser grauenhafte Schmerz im Moment ihrer Berührung immer schwächer geworden war.
„Mila?" Vorsichtig hob er die Hand um ihre zu berühren, doch Sirius ging dazwischen. „Nicht", befahl er streng, ließ Hermine los, packte Mila recht unsanft an der Schulter, zog sie von Harry weg und fest in seine Umarmung. „Du darfst sie nicht berühren, verstanden! Nicht jetzt! Wenn Du es tust, fügst Du ihr noch mehr Schaden zu!"
Wie ein Kind begann er sie sanft hin und her zu wiegen und sprach beruhigend auf sie ein. Sie zitterte immer noch. Nur mühsam schaffte es Harry sich aufzusetzen. „Was ist mit ihr?" Er verstand das alles einfach nicht. Was war passiert? Hatte er das angerichtet? Voller böser Vorahnungen suchte er den Blick seines Paten. „Geht es ihr gut?" Die Kopfschmerzen waren vorüber, dafür hämmerte sein Herz jetzt schmerzhaft gegen seine Rippen. Wenn er Schuld war … Das hatte er nicht gewollt.
Sirius sah auf und wirkte, als wolle er Harry zum ersten Mal in seinem Leben eine Ohrfeige verpassen. „Du kannst Dich immer noch nicht vor Voldemorts Attacken schützen!" schleuderte er ihm mit vorwurfsvollem Tonfall entgegen. „Wieso hast Du dann mit Okklumentik aufgehört, verdammt!" Schuldbewusst zuckte Harry zusammen. Ertappt. Er zog kleinlaut den Kopf zwischen die Schultern. „Ich dachte …", begann er leise, bemüht um eine Erklärung. Aber bei Sirius Blick schwieg er lieber. Es war das erste Mal, dass Sirius wirklich wütend auf ihn war.
„Was ist passiert?" fragte Hermine mit leiser Stimme. Ron war zu ihr hinübergegangen und stand an ihrer Seite. Beide sahen ziemlich verstört aus. Bevor Sirius antworten konnte, spürte er wie Mila sich endlich in seinen Armen entspannte. „Wie geht es Dir?" fragte er leise und strich ihr einige Haare aus dem Gesicht. Mühsam lächelnd sah sie zu ihm auf. „Mir ging es nie besser", versuchte sie erfolglos zu schwindeln und sah dann hinüber zu Harry, der immer noch verschüchtert den Blick gesenkt hielt. „Und Dir?" Sie löste sich von Sirius und streckte die Hand nach Harry aus. Dieser aber schreckte zurück. Er wollte ihr nicht noch mehr wehtun! Und das hatte er ja offensichtlich getan!
Mila verharrte mitten in der Bewegung und ihre Augen wurden traurig. Fürchtete er sich jetzt so sehr vor ihr? Eigentlich war sie an solche Reaktionen gewöhnt, wenn es um ihre besondere Fähigkeit ging. Aber es tat weh, dass auch Harry sich zu fürchten schien. Unglücklich sahen beide sich an. „Ich will Dir nicht wehtun", murmelte Harry nach einer halben Ewigkeit endlich. „Es tut mir so leid."
Verblüfft runzelte sie die Stirn, doch dann begriff Mila. Unglaublich erleichtert überwand sie ohne zu zögern auch das letzte Stück zwischen ihnen, und ehe Harry auch nur daran denken konnte ihr auszuweichen, nahm sie ihn fest in die Arme. „Du tust mir nicht weh", beschwichtigte sie ihn. Und nach einer Schrecksekunde erwiderte er dankbar die Umarmung. Genau das brauchte er jetzt! So dringend wie noch nie zuvor!
Sirius stand auf und sein Blick begegnete Rons und Hermines. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten", erklärte er müde und rieb sich seufzend die Augen. „Setzt euch. Dann versuche ich es zu erklären." Wie Puppen ließen sich die zwei gehorsam auf Rons Bett plumpsen und sahen zu Sirius auf. Der setzte sich auf das gegenüberliegende Bett und schwieg einen kurzen Moment.
„Mila ist eine Howler", begann er dann ohne Einleitung. Er war einfach kein Freund großer Vorreden. „Und Howler haben die Fähigkeit Gefühle ihres Gegenübers durch Hautkontakt zu erspüren. Und wenn diese Gefühle so stark sind das sie schaden, können sie eingreifen und … nun ja, vereinfacht gesagt: Mila hat Harrys Schmerz einfach übernommen. Wenn ‚Teilen´ vermutlich auch gereicht hätte!" Verblüffte sah Ron zu Mila hinüber. „Das heißt, dass sie durch Berührungen einfach so Gefühle ausspionieren kann?" fragte er irritiert.
Mila atmete tief ein, ließ Harry langsam los und sah dann Ron offen ins Gesicht. „Nein. Ich setzte meine Fähigkeiten normalerweise nicht einfach ein. So grausam bin ich nicht. Und mein Gegenüber kann sich auch vor mir schützen, wenn Du das wissen möchtest. Ich kann keine Geheimnisse erspüren. Wenn der Andere definitiv nicht möchte, dass ich davon erfahre, funktioniert es nur mit größter Kraftanstrengung. Also brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen."
Ron lief rosarot an. „Ähm … ich wollte damit nicht sagen, dass …", beeilte er sich zu versichern. Doch Mila hob die Hand. „Schon gut, Ron. Du bist nicht der Einzige, der sich vor mir fürchtet."
Mühsam versuchte sie auf die Beine zu kommen. „Nein!" Ron war so schnell er konnte aufgesprungen und als Mila schwankte, griff er sofort nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. „Ich …" Offensichtlich suchte er nach den richtigen Worten. „Es ist … ich hab keine Angst vor Dir. Ich war nur überrascht! Ehrlich!" Er stockte, und als Mila nicht überzeugt schien, flüsterte er hilflos: „Spürst Du das denn nicht?"
Mila stutzte, zögerte und sah dann erst seine Hand an, die immer noch ihr Handgelenk umklammert hielt. Dann erst wieder in seine Augen. „Bist Du sicher?" fragte sie leise. Ron nickte schnell. „Bitte." Milas Hand leuchtete für eine winzige Sekunde auf - und schließlich huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. „Danke", flüsterte sie leise und Ron erwiderte ihr Lächeln.
„Aber …" Harry rappelte sich mühsam auf und sah Mila unglücklich an. „Aber dann habe ich Dir streng genommen doch weh getan. Es war ja mein Schmerz. Das wollte ich wirklich nicht!" Mila lächelte auch ihn an und ohne Vorwarnung legte sie sanft eine Hand auf seine Wange. Ein warmes Gefühl durchströmte ihn augenblicklich. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. Ihr Lächeln vertiefte sich. „Schau nicht so – ich kann nicht nur Gefühle erspüren, sondern sie auch zurückgeben. Und jetzt hör auf Dir Vorwürfe zu machen, verstanden! Du konntest nichts dafür. Es war meine Entscheidung."
Schwindel erfasste sie plötzlich und nur mit Mühe gelang es ihr, sich auf den Beinen zu halten. Sirius, der sich bisher nicht vom Fleck gerührt hatte, sprang auf und hob sie ohne ein Wort einfach hoch. Als sie den Mund zum Protest öffnete, sah er sie streng an. „Sei still! Du schaffst es nicht allein nach oben. Es wird schon gehen." Harry sprang auf, nun seinerseits protestierend. „Aber sie hat Recht! Das geht nicht! Dich könnte jemand sehen, Sirius!" Er sah auch ihn einen Moment streng an – dann zuckte er die Schultern. „Dann wird wohl einer von euch vorgehen und die Gegend auskundschaften müssen." Harry nickte und griff nach seinem Zauberstab, doch Sirius schüttelte den Kopf. „Du bist auch noch zu schwach. Ron hat uns hergebracht, er kann uns auch zurück begleiten."
Unsicher ließ Harry den Zauberstab sinken und sah unglücklich zu Sirius auf. Dieser schwieg einen Moment, dann seufzte er erneut. „Geh ins Bett. Ich komme gleich wieder. Und dann werde ich Dir gehörig den Kopf waschen, Freundchen! Ab morgen gibt es wieder Okklumentik-Stunden bei Schniefelus!" Bei der Erwähnung dieses Schimpfnamens knuffte Mila ihm empört in die Seite. Und auch wenn dies' garantiert keine guten Nachrichten für ihn waren – Harry lächelte erleichtert und schlüpfte in sekundenschnelle zurück ins Bett.
Kurz bevor Sirius jedoch Ron folgte, der schon durch die Tür geschlüpft war, zögerte er noch einen Moment. „Und Hermine?" Er blickte ihr über die Schulter in die müden Augen und grinste. „Raus aus dem Jungenschlafsaal! Wenn Mc Gonagall Dich hier erwischt, gibt es gehörigen Ärger!"
