A/N: Guten Morgen, ihr Lieben. Hach, ist das ein Wetterchen draußen. Bei diesem wunderbaren Sonntagmorgen finde ich, dass ihr euch ein weiteres Kapitel verdient habt. Einige von euch habe ja Gott sei Dank meiner Forderung entsprochen und Reviews verschickt. Jubel!
ShiaAngel: Danke für das Kompliment. rot werde Ich hoffe, dir wird der Rest genauso gefallen und Du bleibst mir gewogen.
Imobilus: Danke auch Dir. Und ganz ruhig, die Story ist noch nicht zu Ende. Da wartet noch einiges auf euch. Grins! Hab´ ja jetzt immerhin (mind.) 2 Pärchen, die ich noch verkuppeln muß! Und wenn ihr alle brav weiterReviewsverschickt, kann gar nichts schief gehen!
Also dann: here we go!
Alte Freunde
Harry strauchelte kurz. In den vergangenen Jahren war er bereits mehrere Male mit einem Portschlüssel unterwegs gewesen, doch so wirklich würde er sich vermutlich nie daran gewöhnen. Es erstaunte ihn, dass Sirius mit der zappelnden und sich windenden Cho immer noch aufrecht stand.
„Hör jetzt endlich auf zu schreien", forderte er genervt und stellte sie zurück auf die eigenen Füße. Zu allem Übel flog jetzt auch noch der Vorhang vor dem überlebensgroßen Bild von Sirius Mutter zurück und die alte Mrs. Black fiel um einiges lauter in Chos Gekreische ein.
„Halt den Mund, Du widerliche, alte Sabberhexe", brüllte Sirius nun in Richtung des Gemäldes.
Im nächsten Moment stürmten mehrere Personen in die Eingangshalle und sie waren binnen Sekunden umzingelt. Im Dämmerlicht, was immer noch in der Halle herrschte, waren die Personen nicht sofort zu erkennen.
„Da bist Du ja endlich, Sirius. Und wie ich sehe, hast Du einiges an Gästen mitgebracht."
Remus Lupin löste sich lächelnd aus dem Schatten und steckte den Zauberstab zurück in den Umhang. Der Rest – ebenfalls Mitglieder des Orden des Phönix – taten es ihm nach. Irritiert starrte Lupin Cho an, deren Kreischen mittlerweile deutlich an Intensität verloren hatte und nun immer heiserer klang. „Miss Chang?"
„Ich musste sie mitbringen", erklärte Sirius entnervt und ließ sie endlich los.
Cho stolperte von ihm weg und rettete sich hinter Harrys Rücken, dem für sie in diesem Augenblick wohl sichersten Ort. Völlig verängstigt und am ganzen Körper zitternd starrte sie über Harrys Rücken zu Sirius hinüber, der sich müde die Augen rieb.
„Sie hat in Hogwarts das halbe Schloss zusammengebrüllt! Beinahe hätten sie uns erwischt."
„Ich habe gleich gesagt, dass Du besser sofort zurück gekommen wärst", urteilte Lupin. „Da werden jetzt wohl ein paar Erklärungen fällig sein."
„Aber nicht jetzt!"
Molly Weasley, Rons Mutter, kämpfte sich zwischen den Schaulustigen hindurch und nahm als allererstes ihren Sohn in die Arme. Peinlich berührt erwiderte Ron die Umarmung kurz. Dann wandte sich Mrs. Weasley zu Harry und der völlig verschüchterten Cho um und schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Das arme Ding ist ja völlig verstört. Hallo Harry, mein Lieber."
Harry lächelte sie an. „Hallo, Mrs. Weasley. "
„Ich hoffe, ihr hattet eine halbwegs angenehme Reise", erwiderte sie, warf Sirius einen strafenden Blick zu und schob die drei in Richtung Treppe. Tonks, eine junge Aurorin, und ein paar Andere hatten mittlerweile das Gemälde von Mrs. Black zum Schweigen gebracht und die Vorhänge zugezogen.
„Ich bringe euch jetzt erst einmal in eure Zimmer. Da kann sich eure Freundin beruhigen."
Nachdem Mrs. Wesley mit den drei Teenagern die Treppe hinauf verschwunden war, herrschte einen Moment Stille in der Halle. Mehrere der herbeigeeilten Ordensmitglieder verstreuten sich wieder, bis nur noch Lupin, Mila und Sirius übrig blieben. Lupin und Mila sahen sich einen Moment schweigend an, bevor er lächelnd das Wort ergriff.
„Hallo Mila."
„Hallo Remus."
Eine Sekunde lang geschah nichts, dann stürmte Mila unvermittelt auf ihn los und fiel ihm lachend um den Hals. Lupin fing sie auf und wirbelte sie ebenfalls lachend ein paar Mal um die eigene Achse. Sirius knirschte mit den Zähnen. So hatte sie ihn nicht begrüßt!
Nach dieser rührenden Szene stellte Remus sie wieder auf die Füße und drückte sie an sich. „Wie geht es Dir? Wie läuft der Unterricht?"
Mila erwiderte die Umarmung. „Der Unterricht läuft wunderbar – dank Deiner Hilfe! Und mir geht es gut. Auch wenn Sirius Einladung ziemlich kurzfristig kam." Sie warf ihm einen bösen Blick zu.
„Hätte sie sich nicht so angestellt, hätte die Kleine nichts von unserem Aufbruch mitbekommen", knurrte Sirius. Seine Laune war mittlerweile tief unter dem Nullpunkt. Die Eifersucht auf Lupin nagte heftig an ihm.
„Wenn Du es für nötig befunden hättest, SIE früher als 2 Sekunden vor der Abreise von Deinem Plan zu unterrichten, hätte SIE sich auch nicht so angestellt", fauchte Mila wütend.
In sekundenschnelle entbrannte ein neuer, erbitterter Streit und das riesige Gemälde begann, von Milas und Sirius Geschreie erneut aufgeschreckt, von neuem zu kreischen. Seufzend nahm Lupin den Arm von Milas Schulter und ging zu dem Bild hinüber, um die Vorhänge erneut zuzuziehen und es somit zum Schweigen zu bringen. ‚Das Alles kommt mit ziemlich bekannt vor´, dachte er dabei grinsend und zerrte heftig an dem Vorhang. ‚Die zwei haben sich in 14 Jahren kein Stück verändert. Aber na ja – was sich liebt, das neckt sich! ´
Sirius kam ihm leise vor sich hin schimpfend zu Hilfe und beendete so den neu entbrannten Streit, während Mila wütend in Richtung Küche verschwand.
Nachdem Mrs. Weasley Ron, Harry und Cho zu ihren Zimmern gebracht hatte, verschwand sie wieder nach unten um das Abendessen vorzubereiten. Cho hatte sich während der ganzen Zeit fest an Harrys Umhang geklammert und war nicht bereit gewesen, ihn loszulassen. Nach Mrs. Wesleys Verschwinden war sie kraftlos auf eines der Betten gesunken und hatte ihr Gesicht in den Händen verborgen.
„Oh mein Gott. Sie haben uns entführt. Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott …", war Alles, was sie noch hervorbrachte.
Unwohl trat Ron von einem Fuß auf den Anderen. Er schien zu erwarten, dass Cho jeden Moment einen völligen Nervenzusammenbruch bekommen und verrückt werden würde. Dankbar kam er der Bitte Harrys nach, sie einen Moment allein zu lassen. Der wusste zwar auch nicht recht, was er tun sollte – aber Cho tat ihm so unendlich leid! Wenn er in ihrer Situation wäre …
Vorsichtig setzte er sich neben sie. Irgendwie schien es ihm logisch, dass er sich jetzt auf keinen Fall hektisch bewegen durfte.
„Cho?"
Sie reagierte nicht auf seine Ansprache, fuhr einfach in ihrem verzweifelten Singsang fort.
Hilflos streckte Harry die Hand nach ihr aus und berührte sanft ihr Haar. Sie fuhr zusammen, als hätte er sie geschlagen.
„Wir müssen hier raus, Harry!"
Ihr Blick war immer noch panisch. Sie sah sich hektisch im Raum um.
„Ich hätte nie gedacht, dass die Weasleys etwas mit den Todessern zu tun haben! Und Professor Lupin! Er … wollte uns doch sogar vor Sirius Black schützen! Sie werden uns töten …. sie …."
Harry schüttelte rasch den Kopf, kniete sich vor sie und ergriff ihre Hände. „Es ist alles gut, Cho. Das sind nicht unsere Feinde. Lass es mich erklären. Bitte!"
Verwirrt sah sie ihm in die Augen. „Nicht unsere Feinde? Aber … aber Black ist …"
„Sirius ist nicht gefährlich. Und er hat schon gar nichts mit Voldemort zu tun!"
Harry hatte keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Schlechtes Gewissen nagte an ihm – wieder einmal war jemand wegen ihm in so eine Situation gestolpert. Er schien diese Wirkung auf Menschen zu haben. Man sollte nicht Der Junge, der lebt´ sagen, sondern Der Junge, der alle in Schwierigkeiten bringt´ …', seufzte er innerlich.
„Dieser … dieser Mann hat Deine Eltern …", flüsterte Cho mit leisem Kieksen in der Stimme.
„Nein." Harry straffte die Schultern. „Er hat sie nicht verraten."
Nach einem tiefen Luftholen begann er zu erzählen – dass Sirius der beste Freund seiner Eltern gewesen war. Das James und Lily ihn zu Harrys Paten gemacht hatten. Und das nicht Sirius, sondern Peter Pettigrew seine Eltern an Voldemort verraten hatte. Er erzählte davon, wie Sirius 12 Jahre unschuldig in Askaban gesessen hatte und warum er ausgebrochen war.
„Er wollte mich nur vor Pettigrew alias Rons Ratte schützen. Deswegen ist er damals in Hogwarts eingedrungen. Er hat sich Sorgen gemacht", erklärte er leise.
Bei einem Blick in Chos Gesicht verlor Harry jegliche Hoffnung, dass sie die ganze Geschichte verstanden hatte. Sie sah aus wie ein Mädchen, dass fast verrückt wurde vor Angst. Daher überraschte es ihn umso mehr, als sie plötzlich mit recht fester Stimme fragte: „Und was haben Professor Lupin und Professor Laundry damit zu tun?"
„Sie sind alte Schulfreunde von Sirius und meinen Eltern. Und Lupin ist außerdem wie mein Pate ein Mitglied im Orden des Phönix. Bei Mila bin ich nicht so sicher. Sie ist genauso wie Du in die ganze Geschichte reingeschlittert, glaube ich."
„Orden? Phönix?" Cho schloss die Augen und massierte sich mit gequältem Gesichtsausdruck die Schläfen. „Was für ein Orden denn?"
Harry suchte verzweifelt nach einer guten und vor allem simplen Erklärung. „Na ja. Weißt Du noch wie wir letztes Jahr Dumbledors Armee gegründet haben?"
Cho nickte und schien direkt erleichtert, endlich von etwas zu hören, das sie kannte.
„Und Professor Lupin, Sirius und Andere haben eben den Orden des Phönix gegründet. Es ist ein Geheimbund der Feinde Voldemorts, die ihr Leben und alles was sie haben einsetzten, um zu verhindern, dass Voldemort an die Macht kommt. Sie sind also Alle auf unserer Seite. Professor Dumbledor ist sogar so etwas wie ihr Anführer. Ihr Geheimniswahrer. Niemand außer ihm - und Sirius natürlich – weiß genau, wie man in dieses Haus hier gelangen kann."
„Und all das findet hier statt?" Sie sah sich in dem schummrigen Zimmer um. Harry nickte. Seit seinem letzten Besuch hatte Mrs. Weasley wirklich einiges geschafft, um diesen alten Kasten eine gewisse Wohnlichkeit zu verleihen – aber auf Cho musste er immer noch düster und feindselig wirken. Sie seufzte.
„Das sind viele Informationen auf einmal", gab sie leise zu.
„Möchtest Du allein sein? Ich könnte Dich in Dein Zimmer …", bot Harry ihr an, doch Cho schüttelte bei seinem gut gemeinten Vorschlag vehement den Kopf.
„Nein, bitte nicht. Ich … ich will nicht allein sein."
Auch das konnte er irgendwie verstehen. Wenn man bedachte, dass er und Ron die Einzigen waren, die sie ein wenig näher kannte.
Wie gerufen steckte Ron den Kopf durch den Türspalt und sah beide vorsichtig an. „Ähm … Mum möchte wissen, ob ihr zum Essen runterkommt oder ob ihr lieber hier …?" Harry schielte Cho von der Seite an. Diese atmete einen Moment durch und sah dann so fest sie konnte Ron in die Augen. „Nein, ich … ich denke … wir essen unten."
Cho folgte Harry in die große Küche des Hauses hinunter. Befremdet wanderte ihr Blick über den ziemlich düsteren Wandschmuck. Und als sie die letzten Stufen hinabstiegen und ihre Augen auf den abgetrennten Köpfen der Hauselfen hängen blieben, die Sirius verstorbene Mutter für einen passenden Wandschmuck gehalten hatte, entfuhr ihr ein leiser Schrei.
„Was zur Hölle ist das?" fragte sie atemlos und deutete mit zitternden Fingern auf die Köpfe.
Harry presste die Lippen aufeinander. Wenn er mit der Wahrheit rausrückte, würde Sirius vermutlich noch weiter in ihrem Ansehen sinken. Aber ihm fiel einfach keine passende Ausrede ein.
„Äh … Hauselfen-Köpfe. Die stammen noch von Sirius Mutter", gab er deshalb kleinlaut zu. „Aber er ist nicht so!" beeilte er sich, hinzuzufügen. „Wirklich nicht! Die waren schwarze Magier und Anhänger von Voldemort, weißt Du! Sirius ist hier mit 16 abgehauen."
Als er bemerkte, dass seine gestammelten Erklärungsversuche nichts brachten, fragte er hastig: „Ron, warum hat Deine Mum die Dinger denn hängen lassen?"
Ron zuckte mit den Schultern. „Klebefluch. Genauso wie auf dem Gemälde dieser alten Hexe. Blöd war die ja nicht. Meine Mum hat alles ausprobiert, aber sie gehen einfach nicht ab."
Harry seufzte und warf einen besorgten Blick zu Cho hinüber. Sie wirkte immer noch äußerst beunruhigt. Ohne zu wissen warum bot er ihr hilflos seine Hand. Und sie ergriff sie mit einem dankbaren Lächeln.
Als jedoch die Küchentür aufflog und mit einem ziemlichen Knall gegen die Wand prallte, zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Es war Sirius, der augenscheinlich nicht bester Stimmung war. Wunderbare Voraussetzungen eben, um Cho von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen. Die Welt schien sich gegen Harry verschworen zu haben! Trotzdem, er fasste sich ein Herz.
„Sirius?"
Sein Pate blieb stehen und blickte zu ihnen herüber. Cho hatte sich erneut hinter Harrys Rücken zurückgezogen und beäugte ihn ängstlich.
„Ja?"
„Ähm … ich wollte Dir Cho vorstellen. Euer … erstes Zusammentreffen war ja leider nicht sehr … positiv."
Seine Erklärung war lahm, das wusste er – aber aus irgendeinem Grund war es ihm wichtig, dass Cho begriff, dass Sirius nicht gefährlich war.
Dieser stand immer noch am selben Fleck und starrte sie an. Keine besonders gute Reaktion. Wieso zum Teufel sagte er denn nichts?
„Hallo", erklang plötzlich Chos Stimme. Sie klang dünn und für jemanden der sie sonst kannte eine Spur zu hoch. Aber es war ein Anfang. Hoffnungsvoll blickte Harry wieder zu Sirius hinüber – der mindestens genauso überrascht schien wie er. Zumindest war seine Stirn nicht mehr wütend gerunzelt.
„Hallo", erwiderte Sirius. Sonst nichts. Harry spürte den unglaublichen Drang, ihm heftig gegen sein Schienbein zu treten. ‚Sag was´, flehten seine Augen. Und Gott sei Dank schien Sirius endlich zu begreifen. Zögernd setzten sich seine Füße in Bewegung. Als er endlich vor ihnen ankam, räusperte er sich unbeholfen und warf Harry einen kurzen, fragenden Blick zu. Dieser nickte. Eine Sekunde zögerte Sirius noch, dann fasste er sich entschlossen ein Herz und streckte seine Hand aus.
„Willkommen in meinem Haus", erklärte er eine Spur zu feierlich und Harry tat sich schwer, sich ein Grinsen zu verkneifen. „Und … äh …. Entschuldige, dass ich eben so ruppig war. Ich wollte Dir nichts tun. Ich war nur total überrascht."
Cho ergriff seine Hand zögerlich und versuchte ein etwas missglücktes Lächeln. „Das … waren wir wohl alle. Ich bin Cho."
„Sirius." Auch sein Pate bemühte sich um ein möglichst herzliches Lächeln. „Ich hoffe, ich habe Dich nicht verletzt."
„So was kann er nämlich gut", schaltete sich nun Ron in das Gespräch mit ein. „Als wir ihn das erste Mal trafen, hat er mir das halbe Bein abgebissen."
Entsetzt sah Cho ihn an. „Das Bein? Wieso das denn?"
„RON!" schimpfte Harry sofort los und sah ihn böse an. „So war das ja gar nicht. Das ist eine lange Geschichte. Ich …"
„Damit Du verstehst - ich bin ein Animagus", unterbrach ihn Sirius grinsend und mit einem leisen ‚Plop´ stand der schwarze Hund vor ihnen. Cho holte tief Luft und starrte ihn völlig fassungslos an. Sofort verwandelte er sich zurück. „Na ja. Damit Du nicht auch noch denkst, ich sei ein Kannibale oder etwas Ähnliches." Er seufzte und wandte sich zu Ron um. „Die Geschichte wirst Du mir wohl nie verzeihen, oder? Dabei waren es nur kleine Kratzer. Und ich wollte wirklich Pettigrew erwischen, nicht eines Deiner Körperteile!"
„Pah, Kratzer." Ron streckte Sirius die Zunge heraus, was dieser mit der gleichen Geste erwiderte. Diese offensichtliche Neckerei lockerte die Atmosphäre beträchtlich.
Cho runzelte die Stirn. Ihr schien ein Licht aufzugehen. „Sie waren das also im Unterricht", flüsterte sie leise. „Bei Professor Laundry. Dieser Streuner!"
Sirius lächelte schief. „Stimmt", gab er kleinlaut zu. „Ich musste einfach ein Auge auf die Anderen werfen. Paranoia ist eine Nebenwirkung von …" Er sprach ‚Askaban´ nicht aus und Schmerz huschte kurz über sein Gesicht. Sirius senkte den Blick und schwieg einen Moment, um seine Fassung wiederzugewinnen. Dann räusperte er sich erneut. Harry fragte sich derweilenüberrascht, ob er es sich eingebildet hatte – oder ob er wirklich etwas wie Mitgefühl in Chos Augen hatte aufleuchten sehen. Mit einem schiefen Grinsen wechselteder große Mannhastig das Thema. „Aber sag bitte ‚Du' zu mir. Sonst fühle ich mich so alt."
Die Tür zur Küche öffnete sich erneut und Lupin steckte den Kopf in die Halle. Er grinste. „Du bist alt, Sirius. Genauso wie ich. Sieh den Tatsachen ins Auge, und dann kommt alle bitte zum Essen."
Das Abendessen verlief nicht so furchtbar wie Harry befürchtet hatte. Sirius und Mila vermieden zwar jeglichen Blick in die Richtung des Anderen und ihrem Gesicht nach zu urteilen war Mila auch immer noch böse wegen der Geheimnistuerei, aber wenigstens herrschte kein eisiges Schweigen.
Vielmehr wurde Cho von Mrs. Weasley belagert, die während der halben Mahlzeit bekundete wie willkommen Cho doch sei und das Mrs. Weasley diese Geschichte mit der Entführung furchtbar unangenehm sei. Bestimmt zum hundertsten Mal versprach sie, dass Chos Sachen schon auf dem Weg hierher waren und ihre Eltern auch schon informiert worden waren.
Der Einzige der Weasleys der überraschenderweise nicht an der Mahlzeit teil nahm war Charly, einer von Rons älteren Brüdern. Der Rest der großen Weasley-Familie – Ginny, Rons jüngere Schwester, die ebenfalls aus Hogwarts geholt worden war, und seine Brüder Bill, Fred und George - war versammelt und ließ sich die Hausmannskost ihrer Mutter schmecken.
Auch Percy Weasley fehlte. So wie es aussah hatte sich immer noch nichts an der Funkstille zwischen ihm und dem Rest der Weasleys geändert. Bei dem Gedanken an Percy und den Brief, den er im vergangenen Jahr Ron geschickt hatte, als dieser zum Vertrauensschüler gewählt worden war, verknoteten sich Harrys Eingeweide unangenehm.
Darin hatte Percy Ron heftig davon abgeraten, die Freundschaft zu Harry weiterhin aufrecht zu erhalten, da Harry einen ‚schlechten Einfluss´ auf ihn haben würde.
Er hatte es nicht wirklich geschrieben, aber Harry hatte zwischen den Zeilen lesen können, als Ron ihm diesen Brief widerstrebend gezeigt hatte. Percy hielt ihn für verrückt! Und gefährlich. Als ob er Ron, Hermine oder irgendjemand Anderem in diesem Raum Schaden zufügen könnte.
Ungebeten stahl sich eine weitere Erinnerung in seinen Geist. Der Traum, in dem er in Gestalt einer Schlange Mr. Weasley angegriffen hatte. Diese Schlange hatte es wirklich gegeben – und auch diesen Angriff. Bis auf Sirius und Dumbledor wusste niemand davon, dass Harry in gewisser Weise diese Schlange gewesen war. Oder doch nicht?
Er schloss die Augen und versuchte sich selbst glaubhaft zu versichern, dass es nur ein Traum gewesen war. Das es ein Zufall gewesen war, der ihn ausgerechnet davon hatte träumen lassen. Ein glücklicher Zufall, denn sonst wäre Mr. Weasley vielleicht gestorben. Er glaubte nur, wirklich in diesem Biest gewesen zu sein. Immer wieder versicherte er sich das. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen, es auch zu glauben.
„Harry?" Ertappt zuckte er leicht zusammen und riss die Augen auf. Mila, die direkt neben ihm saß, sah ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?" Er nickte und begann hektisch auf seinem Teller herumzurühren, um den Anschein eines besonders hungrigen Jungen zu erwecken. Kartoffeln, Karotten und Soße vermischten sich zu einem braunen Brei. Er wusste genau, dass sie sich davon nicht täuschen ließ. Auch ohne direkten Hautkontakt und ohne Howler-Fähigkeiten.
Doch Mila sagte nichts. Vielmehr lächelte sie ihm kurz aufmunternd zu. Und er spürte das dringende Bedürfnis, ihr alles zu erzählen. Sie würde ihn verstehen. Ganz bestimmt! Aber nicht vor all den Anderen.
„Wo ist eigentlich Charly, Mum?" Ron schien die Abwesenheit seines Bruders ebenfalls aufgefallen zu sein. „Wieder in Rumänien bei seinen Drachen?" Mrs. Weasley schüttelte den Kopf und schaufelte noch eine Portion Kartoffeln auf Chos Teller. Cho allerdings schien mehr als satt zu sein. Harry grinste.
„In Rumänien ist er schon. Aber nicht wegen der Drachenzucht. Er kommt morgen." Mehr schien sie nicht erzählen zu wollen – im Gegensatz zu Mr. Weasley und Bill.
„Er hat neue Mitglieder für den Orden rekrutiert", berichtete Mr. Weasley aufgeregt und sein ältester Sohn fügte hinzu: „Er bringt einen davon mit. Soll ein Vampir sein!"
„BILL! ARTHUR! Nicht beim Essen!"
Mit tadelnd gerunzelter Stirn brachte Mrs. Weasley die zwei zum Schweigen.
„Super", begeisterte sich allerdings Ron sofort mindestens genauso euphorisch. „Dann fehlt uns nur noch eine Mumie! Dann können wir unsere eigene Geisterbahn eröffnen. Vampir, Mumie und Werwolf!"
Erst ein heftiger Tritt seiner Mutter gegen sein Schienbein machte ihm klar, worüber er sich da lustig machte. Er wurde feuerrot und zog den Kopf zwischen die Schultern. „OH! Verzeihung, Professor Lupin! Ich … ich wollte nicht …"
„Was denn, Ron?" Lupin lächelte milde und zwinkerte. „Wo Du Recht hast, hast Du nun mal Recht, oder!" Mila war die erste, die losprustete. Und wenige Sekunden später lachte der gesamte Tisch.
Nach diesem letzten Endes doch recht angenehmen Abendessen scheuchte Molly Weasley Harry, Cho und die Anderen wieder hinauf zu ihren Zimmern und wünschte ihnen eine gute Nacht. Die Zwillingssöhne der Weasleys, Fred und George, wuselten in ihr Zimmer, um vermutlich eine ihrer neuen Erfindungen auszuprobieren und die Ordensmitglieder auszuspionieren. Auch Ginny verschwand in dem Zimmer, welches sie mit Cho teilen würde. Ron huschte mit einem kurzen ‚Gute Nacht´ in das gemeinsame Zimmer mit Harry und ließ diesen mit Cho allein in dem schummrigen Flur stehen.
Nervös nestelte Harry an seinem Pulli herum. Er ärgerte sich furchtbar über das unangenehme Schweigen, das sich zwischen ihnen auszubreiten begann. Wieso fiel es ihm manchmal so schwer, die richtigen Worte zu finden? Sein Kopf war wie leer gefegt. Dabei wollte er doch so gern mit ihr reden!
Cho scharrte unschlüssig mit ihrer Fußspitze auf dem abgenutzten Teppich herum und seufzte dann leise. „Wir sind nicht gut darin, oder? Smalltalk meine ich", fragte sie leise und warf Harry ein schiefes Lächeln zu.
„Nein", bestätigte er mit demselben Lächeln. „Woran liegt das nur?"
„Keine Ahnung."
Wieder senkte sich Schweigen über sie – bis beide im selben Augenblick laut aufseufzten.
Cho begann leise zu kichern und auch Harry schmunzelte. „Wenigstens sind wir uns darin einig", lachte er.
Cho grinste und sah ihn dann einen Moment schweigend an. „Tja dann – gute Nacht." Sie beugte sich rasch vor und drückte ihm einen kurzen ‚Gute Nacht´-Kuss auf die Wange. Augenblicklich wurden Harrys Beine weich wie Pudding und seine Hände schweißnass. Perplex stammelte er nur ein müdes „Ja, gute Nacht", dann verschwand sie.
Harry blieb stehen wo er war und starrte das dunkle Holz der Tür an, welches jetzt zwischen ihnen lag. Das war der zweite Kuss gewesen. Sein Magen begann unkontrolliert zu hüpfen und in diesem Moment war er sicher, dass in dem Pudding von Mrs. Weasley, den es als Nachtisch gegeben hatte, Brausepulver oder etwas Ähnliches gewesen sein musste. Alles kribbelte so merkwürdig.
Ganz langsam stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, welches einfach nicht weggehen wollte. Hoffentlich würde Ron keine Fragen stellen. Mühsam riss er seinen Blick von der Tür los und stakste in sein Zimmer. Ron lag Gott sei Dank schon zusammengerollt in seinem Bett und atmete gleichmäßig.
Wie in Trance zog Harry sich aus, schlüpfte in seinen Pyjama, putze sich die Zähne und kroch unter die Decke. Noch lange lag er im Bett und starrte die Zimmerdecke an. Plötzlich schien sie gar nicht mehr so fleckig. Lächelnd vergrub er sein Gesicht im Kopfkissen und schlief endlich ein.
Leise zog sich Mila zurück in den Schatten und war ganz still, damit Harry sie nicht bemerkte. Sie hatte die Beiden gar nicht belauschen wollen, aber als sie fast in diese kleine Unterhaltung hineingeplatzt wäre, war die Versuchung zu groß gewesen.
Das war nicht die feine englische Art und in Gedanken schalt sie sich für ihre Neugier. Aber dieses Bild hatte ihr das Herz erwärmt. Harry und Cho waren wirklich ein schönes Paar!
Als die Tür hinter ihm leise klackend ins Schloss fiel, seufzte Mila leise. Die erste Liebe war einfach die Schönste!
„Höfliche Menschen belauschen keine intimen Gespräche." Erschrocken fuhr Mila zusammen und blickte in Sirius Gesicht, der ihr gefolgt war. Er lächelte leicht.
„Ich konnte nicht widerstehen", gab sie leise und schuldbewusst zu, zwinkerte dann aber. „Ob das wohl sein erster Kuss war?"
Sirius runzelte die Stirn. „Na ja, ein Kuss war das wohl nicht. Höchstens ein Schmatzer."
„Aha, Du hast also auch gelauscht", erklärte Mila triumphierend und er lächelte schief.
„Jajaja, ich geb's ja zu."
Stille machte sich breit, bevor Mila erneut das Wort ergriff. „Weißt Du noch?" fragte sie leise. Er legte den Kopf schief und sah sie an. Dann antwortete er leise mit einer Gegenfrage. „Unser erster Kuss?"
Sie nickte und war froh über das Dämmerlicht um sie herum – sonst hätte er gesehen, dass sie rot anlief wie ein Schulmädchen. Ein sanftes „Natürlich." ließ sie wieder aufblicken. Überrascht sah sie ihm in die Augen, aber da war nur blanke Ehrlichkeit. In ihrem Bauch begannen hunderte von Schmetterlingen zu flattern.
Sirius fasste sich ein Herz und stellte dann endlich die Frage, die schon den ganzen Abend an ihm genagt hatte. „Bist Du mir noch böse?" Vorsichtig sah er ihr in die Augen und hielt die Luft an. Er wollte diesen dummen Streit endlich beenden. Deswegen war er ihr auch gefolgt.
„Nein." Mila schüttelte leicht den Kopf. „Eigentlich bin ich sogar froh, hier zu sein." ‚So bin ich Dir näher´, fügte sie im Geiste hinzu und senkte verlegen den Kopf. Sirius war mehr als erleichtert.
„Schön", war Alles, was ihm in diesem Augenblick einfiel. Auch er wünschte Mila eine ‚Gute Nacht´ und wandte sich dann zum Gehen.
„Warte!"
Er wandte den Kopf in ihre Richtung und sah das plötzliche, übermütige Blitzen in ihren Augen. Mila lächelte. Wenn ein 16-jähriges Mädchen den Mut aufbrachte, konnte sie es auch. Sie überwand den Schritt zwischen ihnen und drückte auch ihm einen Kuss auf die Wange. Ihre Lippen verweilten eine Sekunde zu lang auf seiner Haut.
„Gute Nacht, Tatze. Und Du musst Dich besser rasieren. Du piekst. " Mila huschte leise lachend den Flur hinauf und war Sekunden später verschwunden – und ließ einen reichlich verwirrten Sirius mit klopfendem Herzen zurück.
