A/N: Na also. Klappt doch mit den Reviews. Man muß eben doch nur eine gaaaanz liebe Beta-Leserin haben, die ein bisschen die Werbetrommel rührt. :) Weiter so! Das lila Knöpfchen unten links kennt ihr mittlerweile ja schon mit Namen. :)
Immobilus: Keine Sorge, ich denke Harry hat "durchschlagende" Argumente, um Cho auf seine Seite zu ziehen. Schwarze Wuschelhaare, grüne Funkelaugen und ein strahlendes Lächeln zum Beispiel. SMILE!
Lara: Willkommen im Review-Club! Schön, dass es Dir gefällt. Und entschuldige meine Patzer, bei den ersten Kapiteln hatte ich meine Zucker-Beta-Leserin Remus Bride noch nicht und ich bin nicht gut in Einzelheiten. Ich hoffe, dass Du trotzdem weiter liest. Bitte, bitte, bitte! Und Deine Frage, ob Sirius und Mila früher ein Paar waren ... wenn Du bis hierher vorgestoßen bist, sollte es sich bereits beantwortet haben. Oder! SMILE! (Ich meine mit "Spiegel" übrigens diesen doofen Torbogen im 5. Band ... hat jemand einen Vorschlaghammer für mich ... dann existierte dieses blöde Ding die längste Zeit ...Das 5. Buch ist passiert. Mein Fehler. Schief grins)
Annäherungen
Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Als Ginny Harry und Ron weckte, war Harry gar nicht damit einverstanden aufzustehen. Viel lieber wäre er in seine Decke gekuschelt liegen geblieben und wieder eingeschlafen. Sein Traum war so wahnsinnig schön gewesen. Er konnte sich zwar nicht mehr wirklich an viel erinnern – aber es hatte von Cho gehandelt. Und einem richtigen Kuss.
Wieder stahl sich dieses verräterische Lächeln auf seine Lippen und Harry hatte ziemliche Mühe es loszuwerden. Erst nachdem er intensiv an das Schlimmste dachte, was ihm momentan passieren könnte – Sommerferien bei den Dursleys – gelang es ihm seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen.
Als er mit Ron zusammen das Zimmer verließ, betrat auch Cho den Flur. Sie trug ihre Haare offen. Harry fand, dass sie so noch viel hübscher aussah als mit ihrem alltäglichen Pferdeschwanz, den sie aus praktischen Gründen ständig in der Schule trug. Sein Bauch begann wieder zu rumoren und als sie ihm verschwörerisch zulächelte machte er sogar einen Hüpfer.
Gemeinsam gingen sie in die Küche, die um diese Uhrzeit schon ungewöhnlich bevölkert war. Mrs. Weasley stand am Herd, einige Töpfe brodelten vor sich hin, während verzauberte Kochlöffel darin rührten.
Auch Mila, Sirius, Lupin und Mr. Weasley waren schon wach.
Lupin saß mit Mr. Weasley über einige Karten gebeugt und flüsterte leise. Und Mila schien Mrs. Weasley zu helfen. Aber was Harry wirklich erstaunte war Sirius.
Auch seinem Paten lag ein leises Lächeln auf den Lippen, während er den Tisch deckte. Und zu allem Überfluss auch noch nach Muggel-Art! Ohne in der Luft tanzenden Teller. Er schien wesentlich besser gelaunt als am Abend zuvor. Eigentlich fehlte es nur noch, dass er vor sich hin pfiff oder etwas Derartiges.
Ihn bei etwas so profanem wie Hausarbeit zu beobachten wirkte auf Harry irgendwie seltsam. Als Kämpfer kannte er ihn, aber so …
Mila schöpfte eine große Schüssel voll mit Haferschleim und reichte sie seinem Paten, der sie lächelnd entgegennahm. Dann schien er die Neuankömmlinge endlich zu bemerken.
„Guten Morgen!" Er grinste und wies auf die Stühle. „Setzt euch. Wenn Remus und Arthur endlich ihren Kram vom Tisch räumen, können wir frühstücken." Wie geheißen ließen sie sich auf die Stühle plumpsen und sahen zu, wie Mila Marmelade und Aufschnitt hinüber zum Tisch trug.
Lupin und Mr. Weasley packten die Karten brav zusammen und legten sie säuberlich auf einen Stapel.
Mila schien bei der Hausarbeit offensichtlich gar nicht auf die Idee zu kommen, ihren Zauberstab zu benutzen. Auch sie lächelte ihnen zu und zwinkerte. „Gut geschlafen?" fragte sie in recht beiläufigem Ton. Irgendwie fühlte sich Harry ertappt und auch Cho, die ihm gegenüber saß, wurde unter Milas Blick rot. „Wunderbar. Danke."
Milas Lächeln vertiefte sich und sie ging zurück zum Herd. Harrys Blick wanderte von ihr zu Sirius hinüber. „Habt ihr euch wieder vertragen?" fragte er verblüfft. Als sie zu Bett gegangen waren, waren sich die Beiden schließlich noch spinnefeind gewesen. Sirius zuckte die Schultern. „Natürlich. Irgendwelche Einwände?"
„Nein, nein", beeilte sich Harry zu versichern und sah Ron an.
Der blickte allerdings Sirius mit gerunzelter Stirn ins Gesicht. „Irgendwie siehst Du anders aus. Jünger?"
Nun trat Mrs. Wesley an den Tisch, gefolgt von mehreren Körben voller frischer, duftender Brötchen.
„Natürlich sieht er anders aus. Er hat sich schließlich endlich einmal vernünftig rasiert", flötete sie und warf Sirius einen schrägen Seitenblick zu. „Weiß der Himmel, wie Mila es geschafft hat. Ich habe mir den Mund fusselig geredet."
Harry hätte schwören können, dass es jetzt sein Pate war, der leicht rosa anlief – genauso wie Mila, die versuchte möglichst überrascht auszusehen. „Wieso denn ich? Ich hab damit gar nichts zu tun", versicherte sie eine Spur zu hastig.
„Jaja." Mrs. Weasley tat dieses Thema mit einer Handbewegung ab und die Brötchen landeten sanft auf dem Tisch.
Mit lautem Gepolter apparierten die Weasley-Zwillinge mitten im Raum und stießen dabei an ein paar Kessel, die in der Ecke säuberlich aufgeräumt standen. „Ups. Tut uns leid, Mum", verkündeten sie im Chor und ließen sich auf zwei freie Stühle direkt neben Harry plumpsen. Als sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder zerstreute, beugte sich Fred zu Harry hinüber und raunte. „Ich weiß, warum er sich rasiert hat."
Gespannt blickte Harry ihn an und auch Ron neigte sich neugierig zu ihm hinüber. „Mila war der Meinung, dass er piekt!"
Fred grinste vielsagend, wackelte mit den Augenbrauen und auch um Harrys Mundwinkel zuckte es verräterisch. „Aha."
„Was flüstert ihr denn da?" Sirius war wieder an den Tisch zurückgekehrt und sah fragend auf sie hinunter. „Gar nichts", erklang es erneut im vielstimmigen Chor.
Nach dem Frühstück blieben alle etwas unschlüssig am Tisch sitzen und sahen in die Runde. „Und jetzt?" fragte Ron und wippte gelangweilt mit seinem Stuhl auf und ab. „Ich mag nicht schon wieder diesen Kasten putzen, so wie letztes Mal."
Auch der Rest schien bei dem Gedanken ans Putzen nicht begeistert. Mila blickte fragend zu Sirius hinüber, der aber auch nur mit den Schultern zuckte.
„Ich langweile mich hier schon seit Monaten zu Tode." Er schnitt eine Grimasse. „Dieses Haus ist nicht grade für seinen Spaß-Faktor berühmt. Außer man mag Foltern. Der Folter-Keller müsste noch gut in Schuss sein."
Alle lachten leise, dann sprang Ginny plötzlich auf und strahlte. „Ich hab' eine bessere Idee. Sirius, dürfen wir in den Garten?"
„Den was?" Völlig irritiert sah er sie an. „Was für einen Garten denn?"
Ginny legte den Kopf schief. „Du weißt davon gar nichts? Aber Du bist doch hier aufgewachsen. Kommt, ich zeig ihn euch."
Alle standen auf und folgten ihr durch die Halle in einen dunklen Flur, der nicht enden wollte. Ganz am Ende war eine riesige, schwarz lackierte Tür, die von einem grimmig aussehenden Wasserspeier bewacht wurde. Als sie davor angekommen waren, knurrte er: „Passwort?"
Ginny trat vor und schien kein bisschen Angst vor diesem Vieh zu haben. „Kröteneiter", verkündete sie und der Wasserspeier huschte zur Seite. Knarrend öffnete sich die Tür und sie trat hindurch.
„Ich hab Kreacher dabei beobachtet, wie er es geöffnet hat", erklärte sie.
„Kreacher?" Mila schien ehrlich verblüfft. „Dieser dumme Hauself lebt immer noch?"
„Und er weigert sich zäh, zu sterben", brummte Sirius. Er konnte diesen getreuen Diener seiner Mutter kein bisschen ausstehen – was definitiv auf Gegenseitigkeit beruhte. Wäre der Hauself nicht an Sirius Familie und damit auch an ihn gebunden, würde er ihn vermutlich meucheln.
Während einer nach dem Anderen hindurch trat, schüttelte sich Ron angewidert. „Kröteneiter! Igitt!" „Meine liebe Mutter hatte eine Schwäche für solch' eklige Wörter", erklärte Sirius seufzend.
Hinter der Tür lag so etwas wie ein riesiger Park, unter einer Glaskuppel verborgen. Sprachlos blieb die kleine Gruppe stehen. Alles war völlig zugewuchert und wirkte verwahrlost. Hinter dem dichten Baldachin riesiger Bäume würde man vermutlich den Himmel sehen können, doch in dem jetzigen Zustand ließ sich das nur erahnen. Und es war für die jetzige Jahreszeit viel zu warm, was darauf schließen ließ, dass dieser Park einmal als ein riesiges Gewächshaus gedient hatte.
Während sich alle staunend umsahen, erklang plötzlich ein leises Rascheln und wie aus dem Nichts schoss eine riesige, fleischfressende Pflanze aus dem Gebüsch, direkt auf Cho zu - das aufgerissene Maul mit messerscharfen Zähnen gespickt und offensichtlich ziemlich hungrig.
Cho schrie auf. Doch bevor Harry auch nur einen Gedanken an ihre Rettung verschwenden konnte, riss Sirius seinen Zauberstab hervor.
„PRISTORI!"
Ein gelber Blitz schoss aus der Spitze hervor und traf dieses Ding mit voller Wucht. Leise winselnd zog es sich zurück.
„Ja!" Er steckte seinen Zauberstab zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist definitiv der Garten meiner Mutter."
Cho war ziemlich blass um die Nase geworden. „D … danke", stammelte sie leise und strich sich mit zitternden Fingern eine Haarsträhne hinters Ohr. Mit einem sanften Schubser beförderte Sirius Harry ohne zu zögern in ihre Richtung. „Pass besser auf sie auf", raunte er ihm vorher leise zu. Harry nickte und sah sie besorgt von der Seite an. Sie lächelte beschwichtigend. „Mir geht's gut. Keine Sorge." Trotz allem schob sie aber vorsichtshalber ihre Hand in seine.
„Mann! Snape würde sich hier wie zu Hause fühlen", mutmaßte George und sah sich ein paar Blumen in der Nähe an, die giftgrün schimmerten. „Mit dem Zeug hier könnte er endlos Zaubertränke herstellen."
Mila war ebenfalls näher an ein paar rote Blüten getreten, die blaue Punkte trugen. „Hmmm." Mit nachdenklich gerunzelter Stirn steckte sie ihre Hand aus und bog eines der Blütenblätter vor und zurück. Nach einer längeren Pause sprach sie wieder. „Sirius?"
Er trat neben sie und sah sie an.
„Ihr habt den Orden also wieder belebt." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Trotzdem nickte er.
„So wie früher. Als … Bevor …" Sie sprach es nicht aus, aber er wusste, was sie meinte.
„Ja."
„So schlimm ist es also." Sie starrte immer noch die Blüte an. „Ich habe Gerüchte gehört. Das Voldemort wieder zu seiner alten Kraft findet. Aber ich hatte gehofft, dass es nur Geschichten wären und es eigentlich gar nicht so schlimm sei."
„Er ist vor eineinhalb Jahren zurückgekehrt", berichtete Sirius leise. „Harry hat alles gesehen. Er war dabei. Voldemort wollte ihn töten. Er ist nur knapp entkommen. Und er musste mit ansehen, wie einer seiner Freunde kaltblütig ermordet wurde."
Erschrocken blickte Mila auf. Jetzt verstand sie dieses Bild in Harrys Erinnerung! „Dann war es das." Unwillkürlich verkrampfte sich ihre Hand um das Blütenblatt.
Fragend blickte auch Sirius auf.
„Als ich ihm die Schmerzen nahm", erklärte sie mit leiser, zitternder Stimme. „Ich sah … einen toten Jungen. Und Voldemort. Ich hab es nicht verstanden. Ich dachte, es wären vielleicht verdrehte Erinnerungen an den Tod seiner Eltern."
„Nein." Sirius blickte wieder hinunter auf ihre verkrampfte Hand. „Ich habe ihn damals nicht schützen können. So wie es meine Aufgabe gewesen wäre." Seine Stimme klang gequält. „Deshalb war es mir so wichtig, euch alle mitzunehmen."
Mila nickte und einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann straffte sie die Schultern und ließ die Blüte los. „Ich will helfen!"
„Das lasse ich nicht zu …", begann Sirius sofort zu widersprechen, doch sie winkte ab.
„Keine Sorge, ich werde keine riskanten Abenteuer bestreiten. Zumindest nicht, solange mich niemand darum bittet."
Er wollte wieder Einwände erheben, doch Mila fuhr ungerührt fort: „Ich könnte die Verarztung übernehmen. Darin bin ich gut. Und mit der Zaubertränkeherstellung könnte ich auch die Kinder beschäftigen."
Verblüfft hob Sirius die Augenbrauen. Heftige Erleichterung machte sich in ihm breit, dass Mila nicht plante offen gegen Voldemort zu kämpfen. Das war zumindest ein Anfang. Er nickte. „Darin wärst Du wirklich gut. Und Molly hätte ein wenig mehr Luft in dem, was sie tut."
Er wurde mit einem strahlenden Lächeln für sein Einverständnis belohnt, welches er leicht erwiderte. Sofort klatschte Mila in ihre Hände und zog damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. „Wollen doch mal sehen, was ihr alles in Snapes Unterricht gelernt habt. Zieht euch bitte um. In einer halben Stunde fangen wir an zu arbeiten!"
Nachdem sich alle umgezogen hatten, fanden sie sich erneut vor dem Wasserspeier ein. Nur Sirius fehlte, er nahm an einem Treffen des Ordens teil. Verblüfft starrte Harry Mila an. Jetzt stand sie in ganz gewöhnlicher Muggelkleidung – verwaschene Blue Jeans, einem engen, roten T-Shirt und weißen Segelschuhen - vor ihnen. Die braunen Locken hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen. So wirkte sie völlig anders auf ihn.
Lächelnd sah sie in die Runde. „Ich weiß, dass ihr eigentlich Ferien habt. Wenn ihr also keine Lust habt, ist es in Ordnung, wenn ihr zurück ins Haus geht." Da sich weder einer der Weasleys noch Harry oder Cho zum Gehen wandte, nannte Mila das Passwort, zog ihren Zauberstab aus ihrer hinteren Hosentasche - und mit einem Schwenker erschienen Kessel, Waagen, Messer und Mörser und landeten in dem Flecken weichen Gras vor ihnen. „Zuallererst machen wir es uns ein wenig gemütlich. Und ich tue auch gleich was für mein Lehrer-Gehalt", lachte Mila gut gelaunt.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Innere des Parks. Während sie durch das Gebüsch streiften, begegneten sie allerhand komischen Wesen und mehreren recht feindseligen Pflanzen. Zum Beispiel versuchten riesige, rosafarbene, bienenartige Wesen – Wuspis, wie Mila sie nannte - Ron zu stechen. George wurde von einer riesigen Schlingpflanze am Fuß gepackt und in die Höhe gezogen. Mit vereinten Kräften schafften sie es aber, sich vor Allem zu retten und Mila gestaltete daraus sogar eine Art Unterrichtsstunde.
Als sich die fleischfressende Pflanze das nächste Mal versuchte auf Cho zu stürzen, war sie schneller. „Stupor!" Triumphierend sah sie in die Runde, nachdem sie diesem Ding mit ihrem Schocker eine gehörige Lektion erteilt hatte, und Mila lobte sie mit einem Zwinkern in den Augen.
Am Ende waren alle Beteiligten durchaus in der Lage, sich allein im Garten zu bewegen und die gefährlichsten oder giftigsten Pflanzen waren in ihre Schranken verwiesen worden. Also verteilte Mila Aufgaben: Ron und Ginny sollten sich auf dem Grundstück umsehen und alle brauchbaren Pflanzen katalogisieren, Fred und George bekamen die Aufgabe eine Art provisorische Küche für die Zaubertränke zu errichten und Mila danach zur Hand zu gehen. Sie wollte sich der Beschneidung der Pflanzen in erreichbarere Höhe widmen. Harry und Cho holten ihre Besen um die Bäume in der Luft zu beschneiden und die Kuppel zu reinigen. Ein kleiner Stutz-Zauber war schnell erlernt.
„Ihr zwei seid schließlich unsere Fliegerasse", erklärte Mila, zwinkerte und machte sich zufrieden summend auf den Weg. Harry bestieg seinen Feuerblitz und war wenige Sekunden später in der Luft. Cho folgte ihm auf dem Fuße. „Wo fangen wir an?" fragte sie und lächelte Harry an. Dieser deutet auf ein paar Bäume und sie flog voraus. Sie war wirklich gut auf ihrem Besen, dass wusste Harry. Sie waren schließlich schon oft im Quidditch gegeneinander angetreten und leicht gemacht hatte sie es ihm sicher nie, den Schnatz zu erwischen. Aber eigentlich ließ er sich nicht nur zurückfallen, um ihre Flugkünste zu bewundern.
In der Schule trug sie immer die recht unförmige Schuluniform. Jetzt, in Alltagskleidung hatte er das erste Mal richtig Gelegenheit, ihre Figur zu bewundern. Und dies tat er ausgiebig!
In Kürze lichtete sich der Baldachin aus Blättern und nachdem Cho auf die Idee gekommen war ein riesiges Netz herzuzaubern, das sie schwebend hinter sich herziehen konnten um größere Äste aufzufangen - und Harry einige Schwämme und andere Utensilien verzaubert hatte, die die Glaskuppel auf Hochglanz brachten - war bald wirklich der Himmel zu sehen.
Erst am späten Nachmittag hatten sie den Park in einen annehmbaren Zustand gebracht. Verschwitzt und müde, aber sehr stolz auf ihr Werk fanden sich alle an der provisorischen Küche zusammen und ließen sich ins weiche Gras fallen. Das jetzt den Erdboden erreichende Licht der untergehenden Sonne tauchte alles in Rot und Gold. Von der Kälte, die draußen herrschen musste, war nichts zu spüren.
Während sich Alle über Sandwichs und Kürbissaft hermachten, die Mrs. Weasley im Laufe des Nachmittages hergebracht hatte, blätterte Mila in Rons und Ginnys Liste. „Hier gibt es wirklich fast Alles", murmelte sie ehrfürchtig.
„Ja. Besonders Pflanzen, die es nicht mögen untersucht zu werden", schimpfte Ron leise und rieb sich die Unterarme, die von Kratzern nur so strotzten. „Du warst einfach zu langsam, Ron", erklärte Ginny grinsend, die deutlich weniger abbekommen hatte. „Du solltest weniger lamentieren und mehr laufen!"
Alle lachten leise und Mila stand auf, pflückte ein gelbliches Blatt in der Nähe, kniete sich vor ihn und nahm seine Arme. Sanft rieb sie seine Haut ab und in Sekunden verschwanden die größten Kratzer. „Besser?" Ron nickte. „Danke."
Ein leises Knarren ertönte und die Tür öffnete sich langsam. Es war Lupin, der mit offenem Mund stehen blieb und ihr Werk bestaunte. „Entweder hat Sirius furchtbar übertrieben oder ihr habt viel geschafft! Er hat es einen Urwald genannt! Aber dieser Park hier ist ja ein wahres Paradies!"
Mila lächelte und erhob sich. „Danke für das Lob, Remus. Ist es schon Zeit für das Abendessen?"
„Fast." Er zwinkerte, als er ihre Muggelkleidung bemerkte. „Hat dich Sirius in diesen Klamotten schon gesehen?"
Mila runzelte die Stirn. „Nein. Wieso? Ist es so furchtbar?"
Remus lachte leise und sagte ihr nicht, das genau das Gegenteil der Fall war. Ihr Gesicht war zwar schmutzig, genauso wie ihre Hände, aber er war sich recht sicher, dass dies Sirius wegen ihrer in dieser Kleidung betonten Reize kein bisschen gestört hätte. „In einer halben Stunde sind Charly und sein Bekannter hier. Ich dachte mir, dass ihr euch vielleicht ein wenig frisch machen wollt."
„Ist er denn wirklich ein Vampir?" Ginny stellte atemlos diese Frage und alle Anderen spitzten die Ohren. Lupin zögerte und schien nach den rechten Worten zu suchen. Doch Rons kleine Schwester wartete nicht - da er nichts sagte schien ihr das Antwort genug.
„Dann ist er aber doch sicher gefährlich! Was, wenn er uns versucht zu beißen?"
„Nein, so sind sie nicht", beeilte Remus sich zu erklären. „Was ihr im Kopf habt sind diese Schauermärchen, die es leider viel zu häufig gibt. Wie bei Werwölfen auch." Er schnitt eine Grimasse.
„Sie sind nicht immer gefährlich", half Mila ihm. „Und wenn ihr unseren Gast Vampir nennt, wird er eventuell sogar recht böse werden."
„Warum?" Dieses Mal war es Fred, der die Frage stellte.
Mila grinste Lupin an. „Nun, Professor Lupin. Dann wollen wir mal." Sie bat alle, sich zu setzten. „Der richtige Ausdruck ist Karpatianer, da die meisten von ihnen aus den Karpaten stammen. Sie haben nichts mit den blutrünstigen, echten Vampiren gemein. Ein Karpatianer wird geboren, so wie er ist. Ein Vampir verwandelt sich oder wird verwandelt." Fragende Blicke waren das Ergebnis.
Nun war es Lupin, der fortfuhr. „Fangen wir anders an: ein Karpatianer wird geboren. Wie bei uns Sterblichen. Er wächst wie wir, wird nur unendlich viel älter. Dieses Volk meidet wirklich das Sonnenlicht, aber nicht weil sie sonst zu Staub zerfallen oder etwas Ähnliches, sondern weil ihre 5 Sinne so geschärft sind, dass sie es kaum ertragen können. Das mit dem Staub ist völliger Blödsinn und von den Muggeln erfunden. Wie so vieles. Nur das mit dem Knoblauch und dem Silber ist wahr. Sie sind sehr mächtig und können Gedanken lesen oder den freien Willen beeinflussen. Nur mit Okklumentik kann man sich dagegen schützen."
Er machte eine bedeutungsschwangere Pause und Harry senkte schuldbewusst die Augen.
„Sie machen aber Gott sein Dank recht wenig Gebrauch von dieser Fähigkeit. Auch richtig ist, dass sie die Kunst der Gestaltenwandlung beherrschen und sich in jedes Tier verwandeln können. Wölfe, kleine Waldbewohner usw. Und sie schlafen in der Erde, die auf sie große heilende und stärkende Kraft ausübt. Aber ihr Leben ist nicht leicht, da sie nur bei klarem Verstand bleiben können, wenn sie ihre Andere Hälfte finden."
„Andere Hälfte?"
Lupin lächelte. „Sozusagen ihre große und einzige Liebe. Schaffen sie dies' nicht, werden sie wahnsinnig und verlieren ihre Fähigkeit, zu empfinden."
„Und dann verwandeln sie sich in Vampire und morden", beendete Mila den Vortrag. „Ein Karpatianer würde nie jemanden aus bloßer Boshaftigkeit verletzten. Sie nehmen nur so viel Blut, wie sie brauchen, um sich zu ernähren. Durch einen Biss, meistens in den Hals. Und sie verwandeln keine Sterblichen."
„Die wahre Liebe! Wie romantisch!" Ginny, die ihre anfängliche Ängstlichkeit bei diesem Thema recht schnell verloren zu haben schien, seufzte verzückt und auch Cho schien von der Geschichte ganz eingenommen.
„Ja." Lupin lächelte in die verzückten Mädchengesichter.
„Aber wie finden sie ihre andere Hälfte?" fragte Cho gespannt.
Mila lachte leise. „Nun, es heißt, dass sie es einfach wissen, wenn sie ihm oder ihr begegnen." Harry und Cho wechselten einen kurzen Seitenblick und wurden beide rot. „So wie bei den Howler", neckte Lupin Mila leise.
„Vielleicht", war die geheimnisvolle Antwort. Bei den gespannt dreinblickenden Gesichtern seufzte sie leise. „ Jaja, schon gut. Ich erkläre es ja. In meinem Volk geht es ähnlich zu." „Was denn, ihr werdet auch verrückt, wenn …?" platzte Fred heraus, was ihm einen Seitenhieb seiner kleinen Schwester einbrachte.
„So etwa." Mila grinste bei seinem schockierten Gesichtsausdruck. „Nein, wir werden nicht verrückt. Aber meine Mutter erzählte mir immer, dass es für jede Howler einen Seelengefährten gibt. Der mit uns verbunden bleibt für den Rest der Ewigkeit. Ohne ihn wird das eigene Leben für uns nie erfüllt sein …"
Sie räusperte sich kurz, dann fuhr sie fort: „Na ja … haben sich die beiden endlich gefunden, können mit einem Ritual ihre beiden Seelen miteinander verbunden werden. Ist dies' geschehen, kann nichts die beiden mehr trennen. Nur noch der Tod."
„Gibt es denn nur weibliche Howler?" fragte nun Harry.
„Ja, diese Fähigkeiten gehen nur auf unsere weiblichen Nachkommen über."
„Womit wieder bewiesen wäre, dass Männer einfach nicht sensibel genug sind", triumphierte Ginny.
„Eine eurer Fähigkeit hast Du aber vergessen, Mila. Die Seelengefährten können telepathisch miteinander kommunizieren", fügte Remus hinzu. Mila nickte.
„Hast Du diesen Jemand schon gefunden?" wollte nun Cho leicht atemlos wissen und wartete gespannt auf Milas Antwort. Doch Mila schüttelte nur traurig den Kopf. „Vor langer Zeit glaubte ich es …", flüsterte sie leise, ließ diesen Satz aber unvollendet. Ihr Blick wanderte sehnsüchtig in Richtung der großen, dunklen Tür – und Harry wusste mit einem Mal sofort, an wen sie dachte.
Teilnahmsvoll legte Cho ihre Hand auf Milas und Ginny seufzte erneut leise. „So tragisch. Wie bei Romeo und Julia!" Ron gab ein abfälliges Geräusch von sich. „Pah! So etwas kann auch nur Mädchen gefallen. Wahre Liebe! So was Kitschiges!"
Lupin lachte laut. „Soll das etwa heißen, dass ein Weasley-Sprössling nicht an die wahre Liebe glaubt? Und das bei den Eltern!" Ron verzog erneut das Gesicht, doch Harry erhaschte ein kurzes, sehnsüchtiges Flackern in dessen Augen. Und das überraschte ihn zutiefst! Ron war romantisch? Hier jagte ja eine Enthüllung die Andere! Er hatte keine Ahnung warum, aber ihn verwunderte diese Feststellung. Ron hatte nie den Eindruck gemacht, dass er sich aus Mädchen viel machte. Sie schienen ihm egal zu sein. Nur Hermine nicht. Die zwei waren wie Feuer und Eis … Ein Gedanke bemächtigte sich seiner und er runzelte die Stirn.
Nein, sie war ihm nicht egal. Mit einem Mal erinnerte Harry sich an den Weihnachtsball, als er Cho gefragt hatte. Nachdem sie ihn abblitzen ließ, hatte auch Ron von Hermine eine Abfuhr kassiert. Und von diesem Abend an war sein Freund auf ihre Begleitung, Viktor Krum, einem bulgarischen Quidditch-Spieler, nicht mehr gut zu sprechen gewesen. Obwohl er vorher ein großer Fan gewesen war …
Immer mehr Erinnerungen fügten sich zusammen. Er hatte Hermine sogar vorgeworfen, dass sie zur dunklen Seite übergelaufen war. War er so eifersüchtig gewesen? Ron? Wegen Hermine? Das konnte nicht wahr sein! „Kommst Du?" Harry wurde aus diesem für ihn schon fast schockierenden Gedanken gerissen und bemerkte, dass er mittlerweile der Einzige war, der noch im Gras saß. Ron stand neben ihm, mit in die Hüfte gestemmten Händen und sah auf ihn hinunter. „Ich glaube nicht, dass der ‚Karpa-Dings-Da´ weniger Appetit auf Dich hat, nur weil Du müffelst!"
