A/N: Ich bin eine ganz gefühlsduselige Kuh. Das wollte ich euch vorher mitteilen, bevor ich anfangt Harry für eine Heulsuse zu halten. Also nehmt es ihm nicht übel, es ist meine Schuld. Ich war es nur so satt, ihn immer stark sein zu lassen.

Imobilus: Wenigstens bin ich nicht die Einzige, die sabbert! (Lach!) Wenn Du auf Erotik stehst, kann ich Dir nur meine Kurzgeschichte (Zwei Hälften) empfehlen. Sie handelt von Remus. Und da Du ihn ja auch so gern hast … Übrigens, Harry kriegt in dieser Sache auch noch sein „Fett weg". (GRINS!) Gott, bin ich schlimm …

ShiaAngel: Gleich 7 Männer?Du meine Güte, musst Du eine Kondition haben. (Kicher!) Übrigens, ich glaube, ich sagte es schon … aber ich gewöhne mich wirklich an dieses Geknuddel! Bloß nicht aufhören!

Resesi: Willkommen! Ist das schön zu wissen, dass ich keiner bin, der gähnend langweilig schreibt. (Erleichtert die Stirn wisch) Und ich hoffe, Du bleibst bei uns! Ron und Hermine müssen aber noch ein bisschen warten – und vermutlich schaffe ich es nicht, sie so ausführlich zu beschreiben, wie Harry/Cho und Sirius/Mila. Würde den Rahmen sprengen, befürchte ich. (Zerknirscht guck)

Angst zu haben ist manchmal gut

Missmutig brummelnd ließen sich alle zurück auf ihre Stühle fallen. Aber Sirius Worte schienen ihre Wirkung nicht zu verfehlen, da nicht einmal Fred und George wagten zu lauschen. „Was glaubt ihr? Es muss dringend sein. Dumbledor sah sehr ernst aus. Und er ist sicher nicht nur hier, um diesen vielen Menschen beim Gesund werden zuzuschauen." Es war Ginny, die diese Vermutung äußerte.

„Es wird wohl um die Hintergründe dieser ganzen Aktion gehen", murmelte Hermine. „Sie sind ja bestimmt nicht alle angegriffen worden, weil sie in der Winkelgasse einkaufen gegangen sind." Alle nickten und begannen heftig darüber zu diskutieren, um was es gehen könnte. Alle, bis auf Harry.

Cho saß neben ihm und es blieb ihr nicht verborgen, dass sein Blick ständig unruhig zur Tür hinüber flackerte. Sanft stupste sie ihn von der Seite an. „Woran denkst Du?" Er wandte den Blick von der Tür ab und sah sie an. Seine Stimme klang nervös, als er antwortete: „Ich … ich habe ein ganz blödes Gefühl bei der Sache. So ernst habe ich Sirius lange nicht mehr gesehen." Cho nickte verstehend. Sie hatte nicht wirklich mit ihm über seinen Paten gesprochen, aber sie fühlte wie wichtig er ihm war. Kein Wunder, war er doch das letzte Stückchen Familie, dass er noch hatte. „Du machst Dir Sorgen um ihn." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Er nickte und sein Blick huschte wieder zur Tür hinüber.

Cho verschlang ihre Finger kurz mit den seinen und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln – dann stand sie zu aller Überraschung auf und schickte sich an den Raum zu verlassen. Als die Anderen begriffen, keuchte Hermine auf. „Cho!" quietschte sie alarmiert und sprang von ihrem Stuhl auf. „Hast Du Sirius denn nicht gehört? Er wird …" Cho schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab und zuckte dann ergeben mit den Schultern. „Ich muss nie wieder auf einem Feuerblitz sitzen. Ich hab nämlich gar keinen. Und mein Po ist hart im nehmen. Wäre nicht das erste Mal. Meine Eltern regieren mit straffer Hand." Mit diesen Worten verschwand sie aus der Küche und ließ ein sprachloses Grüppchen zurück.

Harry war der Einzige, den es nicht mehr auf seinem Stuhl hielt. Er kam nicht umhin Chos Mut zu bewundern. Sie schien wirklich jegliche Scheu vor Sirius verloren zu haben. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass sie ihm so die Stirn bot. Trotz allem, er würde nicht zulassen, dass er sie vermöbelte.


Sich auf einen heftigen Streit mit seinem Paten vorbereitend stieß auch Harry die Tür auf – und blieb wie angewurzelt stehen. Mitten in der großen Halle stand ein kleines Grüppchen, das sich offenbar bereit machte das Haus zu verlassen. Er erkannte Professor Lupin und Mr. Weasley, die sich grade in große, dunkle Mäntel hüllten. Was seine Aufmerksamkeit aber viel mehr auf sich zog waren Dumbledor, Sirius und Mila. Sirius veranstaltete einen Lärm, dass das Portrait seiner Mutter wieder einmal begann zu kreischen und sie alle wüst zu beschimpfen.

„Sie wird nicht mitgehen, Dumbledor", schrie er wütend und deutete mit dem Finger auf Mila, die sich ebenfalls in einen für sie viel zu großen Mantel hüllte. Was zum Teufel tat sie da? Harry trat einen Schritt näher – er verstand das Ganze hier nicht.

„Sie muss sie begleiten, Sirius! Sie ist die Einzige, die über genügend Kenntnisse verfügt, um die Verletzten zu versorgen. Poppy ist zu alt!" Der Direktor sprach beruhigend auf ihn ein, wie auf einen lahmen Gaul. Jetzt trat auch Lupin zu der sich streitenden Gruppe und legte Harrys Paten in einer beschwichtigenden Geste die Hand auf die Schulter. „Ich werde auf Mila aufpassen, Sirius! Ich schwöre Dir, dass ich sie mit meinem Leben beschützen werde!"

Unwirsch entwand sich Sirius der Hand seines Freundes, nur um Mila grob am Arm zu packen. „Du wirst nicht gehen! Das lasse ich nicht zu!" Er schwieg einen Moment, dann fügte er heftig hinzu: „Zumindest nicht ohne mich!"

Jetzt kam Bewegung in Harry. So langsam begann er zu begreifen, um was es hier ging.

„Sirius, Du bist zu auffällig. Malfoy und seine Truppe würde Dich sofort erkennen, selbst wenn Du Dich verwandelst!" Lupin rieb sich müde die Augen. Doch Sirius schüttelte nur den Kopf. „Wir beide oder keiner!" „Sei nicht so störrisch", fuhr nun Mila ihn an und versuchte ihren Arm aus seinem Griff zu befreien. „Hör Dich doch reden, Sirius! Du bist vollkommen irrational!"

Erst jetzt schienen sie Harry zu bemerken, der mittlerweile neben der kleinen Gruppe stand. Cho war auch neben ihn getreten, offenbar in der festen Absicht, ihm den Rücken zu stärken. Mila sah ihn überrascht an, dann wandte sie den Blick ab.

„Was geht hier vor?" verlangte Harry zu wissen. Er ahnte es zwar, aber er wollte es von ihnen selbst hören. Sirius sagte nichts, er blickte Mila weiterhin stur ins Gesicht. Es war Remus, der es seufzend Harry erklärte. „Snape hat uns berichtet, dass mindestens genauso viele bei dem Angriff gefangen genommen wurden, wie fliehen konnte. Die Männer werden von Voldemort gefoltert, um ihm unseren geheimen Treffpunkt zu verraten. Tja, und die Frauen … quält er wahrscheinlich nur aus Spaß." Seine Stimme klang bitter. „Wir können sie nicht im Stich lassen, Harry. Sie sterben ohne unsere Hilfe. Wir müssen sie befreien."

„Aber warum …?" Sein Blick huschte zu Mila, die immer noch stumm mit Sirius darum kämpfte, wer nun seinen Willen durchsetzen würde. Lupin senkte betreten den Blick. „Mila ist die Einzige von uns, die Erfahrung in der Heilkunst hat. Viele werden verletzt sein. Vermutlich sogar halb tot. Daher begleitet sie uns."

„Nein, das tut sie nicht", brauste Sirius wieder auf und funkelte Remus wütend an. Völlig überrumpelt nickte Harry mit dem Kopf. Sein Pate hatte Recht! Mila konnte nicht gehen! Das war zu gefährlich! „Oder ich begleite euch! Und dabei gibt es keine Diskussion!" Die restlichen Anwesenden starrten Sirius bei diesen Worten an. Viele aus Überraschung. Harry, weil ihn plötzlich eine eiskalte Welle der Angst überrollte. Nein!

„Nun, dann ist es wohl entschieden." Es waren Dumbledors Worte, die er mit einem eigenartigen Blitzen in den Augen gesprochen hatte. „Wenn Du gehen musst, Sirius, und Du sonst keine Verpflichtungen hast", der Blick seiner eisblauen Augen huschte von Sirius zu Harry und wieder zurück, „dann geh." Verblüfft sahen ihn alle an. Sirius nickte und griff nach dem Mantel, den ihm nun Arthur Weasley reichte. Doch plötzlich hastete Harry vor und riss ihm den Mantel aus seiner Hand.

„NEIN!" Er machte einen Schritt rückwärts, dann noch einen. „Harry?" Sirius wirkte verwirrt. „Gib mir den Mantel." Vehement schüttelte Harry den Kopf. Tränen stiegen ihm in die Augen, aber das war ihm egal. Es war ihm auch egal, dass ihn alle anstarrten als wäre er vollkommen übergeschnappt. Keine Verpflichtungen? Was war mit ihm, Harry? Als sein Pate versuchte den Mantel zu fassen, riss Harry ihn weg und warf ihn so weit er konnte von sich.

„NEIN!" schrie er noch einmal, mittlerweile strömten ihm die Tränen unaufhaltsam über die Wangen. Völlig verständnislos starrte Sirius ihn an. Mila trat neben ihn, ebenfalls scheinbar völlig überrascht von Harrys Reaktion. „Was ist nur los mit Dir?" fragte sie leise. „ICH WERDE NICHT NOCH EINMAL VOLLWAISE WERDEN!"


Alle Farbe wich bei seinen Worten aus Milas Gesicht und auch Sirius sah aus, als haben Harry ihn mit der Faust mitten im Gesicht getroffen. Stumme Tränen rannen Harrys Gesicht hinunter. Überdeutlich nahm er das plötzliche Schweigen in der Halle war. Cho hatte die Hand vor den Mund geschlagen, völlig geschockt von seinen Worten. Er sah sich nicht um, trotzdem war er sich sicher, dass mittlerweile auch der Rest seiner Freunde aus der Küche gekommen war.

„Harry." Milas Stimme zitterte und auch ihre Augen schimmerten verdächtig. Sie schluckte. Ganz langsam ging sie auf ihn zu, die Hand ausstreckend, als spräche sie mit einem verwundeten Tier. Er wich vor ihr zurück. Sofort zog Mila ihren Arm zurück, ballte die Hand zur Faust und presste ihre Lippen aufeinander.

Sirius rührte sich nicht vom Fleck. Wie ein Echo hallten Harrys Worte in seinem Kopf. ‚Ich werde nicht noch einmal Vollwaise werden. ´ ‚Nicht noch einmal! ´

Drückendes Schweigen erfüllte den Raum. Niemand sagte etwas. Eine halbe Ewigkeit verging so, bis Mila sich zu Sirius umwandte und ihn ansah. Sie streckte nun die Hand nach ihm aus, er hörte ihre Stimme in seinem Kopf: ‚Geh zu ihm. Er braucht Dich!' Er zögerte, dann aber setzten sich seine Füße in Gang. Nur Zentimeter vor Harry blieb er stehen. Der Junge wich bei ihm nicht zurück. Immer noch vor Wut und Furcht zitternd starrte er zu seinem Paten hinauf, der den Blick fragend erwiderte. ‚Ich lasse Dich nicht noch einmal aus meinem Leben verschwinden! ´ schien Harrys Blick zu schreien.

Und plötzlich verstand Sirius. Remus hatte ihm erzählt, was nach seinem Verschwinden durch diesen verfluchten Torbogen geschehen war. Das Harry sich geweigert hatte, ihn aufzugeben. Wie sehr er darum gekämpft hatte, zu ihm zu gelangen. Wie sehr er nach ihm geschrieen hatte …

Ohne darüber nachzudenken riss er Harry in seine Arme und presste ihn heftig an sich. Ein Schluchzen erklang und Harry schlang die Arme um ihn. Auch Sirius kämpfte mit den Tränen. Hilflos sah er über die Schulter. Er war nicht gut in so etwas. Er wusste nicht was er tun konnte, um ihm die Angst zu nehmen. Milas war darin tausendmal besser als er. Als sich ihr Blick kreuzte, formten ihre Lippen stumm nur einen Satz: ‚Halt ihn fest! ´ Also tat er genau das.

Mila kämpfte bei diesem Bild heftig mit den Tränen. Sie wollte gar nicht wissen, wie sehr Harry nach dieser Umarmung gehungert hatte. Auch wenn es sie schmerzte, von ihm abgelehnt worden zu sein, verstand sie ihn gut. Er kannte Sirius länger. Er war sein Pate. Zwischen ihnen gab es etwas wie eine familiäre Bindung - Mila war nur eine Freundin.

Tief Luft holend und sich selbst Mut zusprechend wandte sie sich schnell zum Gehen, doch bevor sie den ersten Schritt tun konnte, hielt sie etwas zurück. Es war Harrys Hand, die sich fest um ihre Finger schloss. Blind hatte er nach ihr gegriffen, mehr spürend als wissend, das sie gehen wollte. Er zog die verblüffte Mila zu ihnen hinüber und schlang einen Arm um ihre Taille. So hielt er sie fest umklammert, offenbar nicht bereit auch nur einen von den beiden Erwachsenen gehen zu lassen.

Fast erleichtert schloss Mila die Augen. Sie spürte seine Todesangst, und es brach ihr fast das Herz, dass er sich nicht nur um Sirius sorgte, so wie sie es gedacht hatte. Vielleicht sogar gehofft. Nein, Harry sorgte sich auch um sie. Tränen rannen ihr Gesicht hinab und Mila hob den Blick zur Decke. ´Oh Lily', sie schluchzte innerlich. ´Harry ist so wunderbar. Ihr würdet ihn so sehr lieben! Und so stolz sein! Wieso mussten Du und James nur sterben? Verdammt, er hätte euch gebraucht! Und ich weiß nicht, ob wir für ihn genug sein können!'

Niemand antwortete ihr auf diese stumme Frage - und so beschloss sie einfach, ihr Bestes zu geben. Für ihn da zu sein! Bei einem Blick in Sirius Augen wusste Mila, dass er genauso empfand. Sanft schlang sie den Arm um die beiden Männer, lehnte ihre Wange an Harrys Kopf und begann leise, beruhigende Worte zu sprechen. Es war ein ergreifendes Bild und niemand wagte, diese kleine Familie zu stören.


Irgendwann, eine halbe Ewigkeit später, drückte Mila Harry einen sanften Kuss auf die Wange, bevor sie sich langsam aus der Umarmung löste. Sie blickte zu Sirius auf, der den Jungen immer noch fest hielt. ‚Nein! ´ protestierte er telepatisch, genau wissend, das sie sich verabschieden wollte. ‚Ich muss gehen', war ihre ebenfalls stumme Antwort. Ohne zu zögern waren beide zu dieser Art von gedanklichem Kontakt übergegangen. Eine Gabe, die Sirius immer noch ein wenig verwirrte.

Dann lass mich mit Dir gehen! ´ Mila spürte seine Sorge um sie. Es ließ ihr das Herz schwer werden. ‚Du musst hier bleiben, Sirius! Harry braucht Dich. Er kann Dich nicht noch einmal verlieren! ´ Wie zum Beweis berührte sie seine und auch Harrys Hand. Die Wucht Harrys Schmerzes, seine Verlustangst, traf Sirius so hart, dass er fast taumelte. Er schloss die Augen. Aber auch wenn sie Recht hatte … ‚Ich habe solche Angst um Dich, Mila! ´

Sie versuchte tapfer zu lächeln und strich über seine Wange. „Du brauchst Dich nicht zu sorgen. Denn Du wärst der Erste, der spüren würde, wenn etwas schief geht. Und dann dürft ihr beide", sie betonte das letzte Wort absichtlich und lächelte Harry an, der sein Gesicht immer noch an der Brust seines Paten verbarg, „gern neben mir apparieren und meine Ritter in der goldenen Rüstung sein!"

„Ich kann aber gar nicht apparieren", erklang nun Harrys Stimme, gedämpft von Sirius Brust. Er schielte sie von der Seite an, offenbar immer noch nicht so ganz Herr seiner Gefühle. Mila strich ihm durchs Haar. „Ich habe vollstes Vertrauen in Dich, dass Du es kannst wenn es nötig wird. Wer schon als Baby auf Schränke verschwindet …"

„Ich werde es Dir beibringen", versprach Sirius ihm leise und blickte dann wieder Mila an. Sie schwiegen einen Augenblick, dann schenkte sie ihm ein beruhigendes Lächeln. „Und außerdem vergisst Du unseren Moony hier, Sirius!" Mila zwinkerte zu Remus hinüber, der sich betont im Hintergrund gehalten hatte, nun aber das Zwinkern erwiderte. „Wer kann schon behaupten, dass er einen echten Werwolf in seiner Leibgarde hat?"

Sirius wandte ebenfalls den Kopf, um Lupin ein kurzes, dankbares Lächeln zu schenken. „Das sähe Dir ähnlich, Mila. Wenn es jemand schafft den Wolf in ihm zu bändigen, dann Du!"

Beide lachten leise, dann stellte sich Mila auf die Zehenspitzen und küsste Sirius ein letztes Mal. „Pass auf Dich auf", bat er mit ungewohnt brüchiger Stimme und Mila nickte. „Ihr auch." Mit diesen Worten wandte sie sich hastig um und verließ mit den anderen Ordensmitgliedern das Haus, ohne noch einmal zurückzublicken. Die Worte Ich liebe Dich lagen ihr zwar auf der Zunge – aber sie wagte es nicht, sie auszusprechen. Sie hatte zu sehr Angst, danach nicht mehr genug Kraft aufzubringen, um wirklich zu gehen.


Harry fürchtete sich ein wenig davor Sirius loszulassen. Würde er wütend auf ihn sein, weil er sich wie ein Kind benahm und ihn nicht gehen ließ? Er wusste es nicht. Nur zögernd trat er einen Schritt zurück und sah ihn vorsichtig an. Sirius blickte immer noch auf die Tür, die bereits seit einigen Minuten wieder verschlossen war. Als er Harrys Blick bemerkte, riss er sich zusammen und versuchte ein kleines Lächeln. Es misslang gründlich. Eigenartig, plötzlich fiel es ihm wieder schwer, offen zu lächeln.

„Bist Du …?" Harrys Anspannung spiegelte sich in seiner Stimme. Sirius seufzte und schüttelte den Kopf. „Nein." ‚Ich sterbe nur vor Angst! ´ Beide schwiegen und Harry brach unter der Wucht der Schuldgefühle fast zusammen. Jetzt wusste er nicht mehr, was über ihn gekommen war. Natürlich wollte er immer noch nicht, das sein Pate sich in Gefahr brachte – aber er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er nun keine Minute mehr Ruhe finden würde. Solange nicht, bis Mila wieder hier war. Und was, wenn Mila etwas geschah? Dann wäre er, Harry, Schuld!

„Ihr wird nichts passieren." Überrascht sah Harry auf. Sirius klang müde. „Woher weißt Du das so sicher?" „Ich würde es spüren." Harry runzelte die Stirn. Er verstand nicht die Endgültigkeit in dessen Stimme. Er wollte den Mund öffnen, fragen, doch eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück. Es war Hermine.

Stumm schüttelte sie den Kopf und wies mit einer Kopfbewegung hinter sich. Cho. Sie stand ein paar Schritte hinter ihnen und versuchte aufmunternd zu lächeln. Auch ihres war deutlich gedämpft, genauso wie das von Sirius. Er wusste nicht wieso, aber allein ihr Anblick tröstete ihn. Sie wartete – auf ihn! Hermine einen kurzen, dankbaren Blick zuwerfend ging er zu ihr hinüber. Sie empfing ihn mit einer festen Umarmung


Es vergingen Tage, sogar eine Woche. Sirius hielt Wort und begann wirklich mit dem Unterricht im Apparieren für Harry, Ron und die Anderen. Fred und George nahmen nicht teil, sie konnten bereits apparieren, was sie tagtäglich begeistert zur Schau stellten. Irgendwie war es komisch, Sirius plötzlich als Lehrer zu sehen.

Aber noch komischer war, dass sogar Hermine teilnahm, und das obwohl Ron ihr ständig unter die Nase rieb, dass sie grade etwas furchtbar Verbotenes tat und gegen mindestens 20 Gesetze verstießen. Doch die sonst so gewissenhafte, Regeln stets befolgende Hermine hatte ihn nur abschätzig gemustert, säuerlich gelächelt - und Ron erklärt, dass sie nur mitmache um später seine Teile wieder einsammeln zu können, wenn er sich beim Apparieren in 1000 kleine Stücke zerlegt hatte. Beide verhielten sich immer noch wie Hund und Katze. Wäre Harry nicht so furchtbar besorgt um Mila gewesen, hätte er Ron vermutlich eine heftige Kopfnuss verpasst.

Mrs. Weasley hatte die Zubereitung der Zaubertränke übernommen. Zwar halfen sie ihr weiterhin, doch ihre Trainingsstunden nahmen deutlich mehr Zeit in Anspruch. Sogar Ginny nahm teil, allerdings erst, nachdem sich Sirius bei Mrs. Weasley die Erlaubnis geholt hatte. Feixend verkündete sie, dass sie die jüngste Hexe sein würde, die diese Kunst beherrschte. Nun standen sie wieder im Park, konzentriert Sirius zuhörend.

„Ihr dürft euch nicht ablenken lassen, vor oder während ihr appariert. Eine kurze Sekunde nicht aufmerksam und es kann euch passieren, dass euer Kopf in Thailand landen, eure Füße aber in Paris." Er trug diesen verdammt ernsten Gesichtsausdruck, den er seit Milas Abschied keine Sekunde mehr abgelegt hatte.

Harrys Pate zog sich zurück, lächelte kaum – an sein sonst so klangvolles Lachen war nicht einmal zu denken - und war furchtbar angespannt. Fast ständig schien er in sich hineinzuhorchen, als erwarte er jede Sekunde etwas Schreckliches. Vermutlich war dies sogar auch wirklich der Fall. Cho hatte Harrys Frage später am Abend beantwortete, als sie gemeinsam im Zimmer der Mädchen zusammen saßen. „Wahrscheinlich haben sie dieses Ritual durchgeführt, von dem uns Professor Lupin erzählt hat. Mit telepatischem Kontakt und so. Sonst wäre Sirius wohl kaum sicher, dass es ihr gut geht." Das ergab Sinn. Und auch wenn Harry sehr froh darüber war – so würden sie vielleicht wirklich rechtzeitig davon erfahren, wenn dem Rettungstrupp etwas zustieß – er konnte sich vorstellen, was für eine Last sein Pate auf den Schultern trug.

Sirius hatte Harry mehrmals versichert, dass er nicht wütend war. Das es okay wäre. Trotzdem, die Schuldgefühle blieben und nagten weiterhin an Harry.

„Wenn ihr appariert, stellte euch den Ort oder den Menschen zu dem ihr wollt genau vor. Jede Einzelheit! Es wird nicht klappen, wenn ihr euch zum Beispiel nur einen Baum vorstellt. Ihr müsst wissen wie er aussieht. Buche, Ahorn? Was ist um ihn herum? Felder? Häuser? Bäume gibt es nämlich verdammt viele auf diesem Planeten." Okay, so langsam bekam Harry bei seinem strengen Tonfall Kopfschmerzen.

Sirius sah von einem zum Anderen. Er suchte in seinem Kopf, ob er etwas von der Theorie des Apparierens vergessen hatte. Als er sich dessen bewusst wurde, schoss ihm ein sarkastischer Gedanke durch den Kopf: ‚James würde mich auslachen, wenn er mich hier so sehen könnte. Ich, der König der Unachtsamen, predige hier von Ernst und Konzentration! ´

Innerlich schnitt er eine Grimasse, trat vor und nahm Chos Arm. Er zog sie etwa 100 Meter weit weg und bat sie, dort stehen zu bleiben. Dann ging er zurück zum Rest der Gruppe und winkte Harry zu sich.

„Okay, versuchen wir es", seufzte er. „Schließ die Augen, Harry." Er tat wie ihm geheißen. „Und jetzt stelle Dir Cho vor Deinem geistigen Auge vor. Ganz genau. Ihre Haare, ihre Augen, deren Farbe. Ihre Nase, ihr Mund …" Sirius fuhr fort Merkmale aufzuzählen, die er sich genau vorstellen sollte. Ihre Brüste erwähnte er zwar nicht extra und auch nicht den Schwung ihrer Hüften, doch Harry befand, dass es wohl nötig war. Er sollte sie sich schließlich ganz vorstellen!

„Harry!" Sirius war der träumerische Ausdruck in dessen Gesicht aufgefallen. „Würdest Du bitte Deine Gedanken aus dem Schlafzimmer holen! Oder kannst Du Dir so etwa ihr Gesicht vorstellen? Ich kann Dir nämlich recht sicher sagen, dass es auch andere Mädchen mit einer ähnlichen Figur gibt!"

Harry lief knallrosa an und er hörte, wie Ron hinter ihm losprustete. Als ob der sich besser anstellen würde, wenn Hermine da hinten stände. Das Bild Chos wurde schwächer und vermischte sich mit dem gackernden Ron. Jetzt begriff Harry was Sirius gemeint hatte, als er ihnen etwas von Konzentration gepredigt hatte.

„Siehst Du sie vor Dir?" Harry kniff fest die Augen zusammen und nickte. „Okay. Und jetzt wünsche Dir so fest Du kannst, zu ihr zu gelangen." Mit ganzer Kraft tat er wie ihm geheißen.

Der Boden schien sich plötzlich in Luft aufzulösen, allerdings nur für ein paar Sekunden. Dann spürte Harry wieder das weiche Gras unter seinen Füßen. Leises Keuchen drang an sein Ohr und Sirius rief: „Du kannst die Augen wieder aufmachen!" Verblüfft stellte Harry fest, dass er nicht mehr neben Sirius stand – jetzt stand er ziemlich genau zwischen ihm und Cho, die ihn verblüfft ansah. Tja, nicht ganz, aber er hatte es zumindest fast geschafft.

„Gar nicht schlecht für den Anfang. Remus ist beim ersten Mal auf dem Astronomieturm gelandet." Eigentlich hätte dieser Äußerung ein Lachen folgen müssen – aber es blieb aus.

„Okay. Jetzt umgekehrt." Er winkte Chos zu sich herüber und Harry nahm ihren Platz ein. Aufmunternd lächelte er sie an – sie wirkte fürchterlich aufgeregt. Sirius brauchte ein paar Minuten mehr, um ihr Harrys Bild genau einzuprägen. Sie schaffte es auch nicht so weit wie er. Nur ein paar Schritte von seinem Paten entfernt erschien sie wieder, trotzdem war Harry furchtbar stolz auf sie.

Auch Ron hatte deutlich mehr Schwierigkeiten. Ihn schien die Tatsache völlig aus dem Konzept zu bringen, dass er zu Hermine apparieren sollte. Mit Ginny klappte er besser. Als Harry leise fragte, was denn mit Hermine schief gelaufen war, schürzte Ron die Lippen. „Ich hatte Angst, mich irgendwie zu verraten", gestand er leise und schnitt eine Grimasse. „Ich hab mich nicht getraut, mich auf jede verfluchte Einzelheit zu konzentrieren!"

„Vielleicht solltest Du einfach damit aufhören, sie andauernd aufzuziehen", schlug Harry vor. „Dann könntet ihr beide viel entspannter miteinander umgehen. Und Du würdest vielleicht endlich herausfinden, wie sie zu Dir steht."

Doch Ron schüttelte den Kopf. „Dann rede ich ja gar nicht mehr mit ihr." Stimmte auch wieder. Mein Gott, waren seine besten Freunde schwierig!


Sie übten den halben Nachmittag. Völlig erschöpft und mit brummenden Schädeln entließ Sirius seine Schüler endlich. „Meine Güte", seufzte Ron, während er sich mit verzerrtem Gesicht die Schläfen massierte. „Wenn Sirius so weiter macht, kann er bald Mc Gonnagals Stelle übernehmen!" Auch er hatte es nach endlosem Üben geschafft, neben Harry zu apparieren.

Harry warf einen Blick über die Schulter, nur um zu sehen, dass Sirius wieder die Stufen hochstieg, anstatt zum gemeinsamen Abendessen zu kommen. Wahrscheinlich würde er den gesamten Abend wieder in diesem dunklen Zimmer herumsitzen, in dem er seit Milas Abschied schlief. Er hatte erneut beträchtlich an Gewicht verloren, weil er einfach nicht aß. Und rasierte hatte er sich auch nicht mehr vernünftig. ‚Wenn Mila ihn so sieht, werde ich sicher Ärger kriegen´, prophezeite Harry sich selbst dumpf. Hätte er doch nur gewusst …

Mit einem Mal verharrte Sirius mitten in der Bewegung und starrte aus einem der Deckenlichter. Harry folgte seinem Blick. Im ersten Moment begriff er nicht, was seinen Paten so beunruhigt hatte – er suchte den gesamten Himmelsausschnitt mit den Augen ab, auf der Suche nach irgendwelchen Drachen oder auf Besen fliegenden Todessern. Doch da war nichts! Nur ein paar kleinere Wolken und der … Vollmond!

Das Herz rutschte Harry ziemlich unsanft in die Hose, als es ihm dämmerte. Sie waren so überstürzt aufgebrochen. Hatte Lupin an seinen Wolfsbanntrank gedacht? Bestimmt, er war doch so gewissenhaft. Harry blieb stehen und sah zu Sirius hoch. Neben sich hörte er Hermine leise japsen, die offensichtlich auch grade auf die volle, runde Silberkugel am Himmel aufmerksam geworden war.

„Er hat bestimmt …", begann er in dem Versuch, Sirius zu beruhigen. Doch der schüttelte nur den Kopf und vergrub seine Hände in seinen Haaren. Fast wirkte er so, als wolle er sich büschelweise Haare ausreißen. „Sie dachten, sie sind früher zurück", erklärte er mit tonloser Stimme.

Verdammt!

„Dann nimm mit Mila Kontakt auf, Sirius!" Hermine trat neben Harry und sah zu ihm auf. „Wir wissen, dass Du es kannst!" Sirius gab ein unwilliges Schnauben von sich und taxierte sie mit einem säuerlichen Blick. „Vielen Dank für diesen Tipp, Miss Superschlau."

Harry wusste ohne hinzusehen, dass Hermine bei diesem Spottnamen zusammenzuckte. „Glaubst Du, ich hätte es nicht versucht? Aber ich schaffe es nicht!"

„Dann konzentriere Dich gefälligst!" Jetzt war es Cho, die Sirius wütend taxierte.

„Oho, der nächste Schlaumeier."

Harry runzelte die Stirn und wollte grade den Mund öffnen, um seinem Paten zu sagen, dass er gefälligst ein wenig höflicher sprechen sollte, doch Cho trat noch einen Schritt näher und sah ihn mit hochgerecktem Kinn an.

„Schlauer als Du allemal! Ich überlasse mein Glück zumindest nicht einfach dem Schicksal!" Sirius schien es die Sprache verschlagen zu haben.

„Du versinkst jetzt seit sie weg ist hüfthoch in Selbstmitleid!" fauchte Cho wütend. „Ich wette, dass Du es nicht schaffst, dich 5 Sekunden auf Mila zu konzentrieren und Dir nicht Leid zu tun!" Sirius schien widersprechen zu wollen, doch Cho war jetzt in Fahrt! Und alle wussten – sie hatte voll ins Schwarze getroffen.

„Wenn Du aufhören würdest, Dich in Deinem dunklen Zimmer einzuschließen, würde es sicher klappen. Wo ist der Kämpfer geblieben, von dem uns Mila und Professor Lupin so viel erzählt haben? Der, der sich ohne zu Zögern jeder Gefahr in den Weg gestellt hat! Der, der als Junge kopfüber vom Astronomieturm gesprungen ist, nur um zu beweisen, dass er es schafft rechtzeitig seinen Besen herzuzaubern!"

Bei der Erwähnung dieses dummen Versuchs funkelten Sirius Augen. Es stimmte – Mila hatte es ihnen erzählt. Sirius hatte damals mit James Potter in ihrem 2. Jahr in Hogwarts gewettet, dass er den Aufrufezauber beherrsche – etwas, dass Harry und die Anderen erst im 4. Jahr erlernt hatten. Und als Harrys Dad nur mit den Schultern gezuckt und erklärt hatte, wie langweilig dies' doch wäre, war Sirius wirklich ohne Vorwarnung vom Dach des Astronomieturms gesprungen, auf dem die Jungs herumgelungert hatten.

Er habe es, wie Sirius es ausgedrückt hatte, interessanter gestalten wollen.

Und wirklich – kurz bevor er auf dem harten Erdboden aufgeprallt war, war sein Besen neben ihm erschienen und Sekunden später war er wieder grinsend neben dem Rest der Jungs abgestiegen. Remus hatte ihm vorgeworfen, dass er wegen ihm bestimmt 20 Jahre früher sterben würde!

Ein Moment des Schweigens entstand, in dem sich Sirius und Cho taxierten, als wollten sie beim kleinsten Zucken des Anderen aufeinander losgehen. Dann grinste Sirius plötzlich – eine völlig unerwartete Reaktion. „Forderst Du mich heraus?" fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. Cho nickte nur und hob beide Augenbrauen. „Wieso? Traust Du Dich nicht, alter Mann?"

Harry klappte das Kinn herunter, als er Cho anstarrte. Ohne mit der Wimper zu zucken taxierte sie Sirius weiter, die Hände in die Hüften gestemmt und herausfordernd lächelnd. Mit Mühe hielt er sich zurück, sie nicht zu küssen – sie hatte es geschafft! Sie war zu Sirius durchgedrungen! Und das mit blanker Unverschämtheit! Niemand sonst hätte es gewagt, so mit Sirius zu sprechen! Außer Mila …

Mit einem Sprung über das Geländer stand Sirius neben ihnen und grinste Cho an. Die grinste zurück und streckte ihm die Zunge raus. „Alter Mann? Na warte, Früchtchen. Das bekommst Du irgendwann wieder!" Jeder wusste, dass Sirius diese Drohung nicht ernst meinte. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah von einem zum Anderen. „Dann versuchen wir es!"


Völlig erschöpft strich auch Mila sich die Haare in genau diesem Moment aus dem Gesicht. Sie war müde, ihr war fürchterlich kalt und sie sehnte sich nach Sirius. Nach seiner Umarmung. Seit Tagen hatte niemand von ihnen wirklich geschlafen.

In einem halsbrecherischen Rettungsversuch hatten sie und die anderen Ordensmitglieder das Versteck der Todesser gestürmt. Es war vermutlich ein unheimliches Glück gewesen, dass Voldemort nicht dort gewesen war. Nur einige seiner treuen Gefolgsleute hatten die Gefangenen bewacht, sie gefoltert – oder sich nur die Zeit mit ihnen vertrieben.

Immer noch drehte sich ihr Magen um, wenn sie an das Bild dieser jungen Frau dachte, die sie als erstes gefunden hatte. Eine Nicht -Reinblütige. Ihre Kleidung war zerrissen und schmutzig, sie wies kaum eine gesunde Stelle Haut auf und war halb ohnmächtig vor Schmerzen. Mehrere Todesser hatten sie geschlagen, vergewaltigt und sie dann einfach liegen gelassen.

Remus hatte versucht Mila wegzudrängen, um ihr diesen Anblick zu ersparen, doch es hatte nichts genützt. Schließlich war sie die Einzige, die ihr helfen konnte. Sie hatte alles in ihrer Macht stehende getan um dieser Frau zu helfen. Die körperlichen Wunden hatte Mila heilen können – nicht aber die seelischen. Kurz darauf hatte sie sich selbst umgebracht.

Nur mit fast unmenschlicher Kraftanstrengung gelang es Mila danach, nicht den Verstand zu verlieren. Sie schafften es, die Gefangenen zu befreien. Nicht aber ohne Verluste. Fast die Hälfte der Mitglieder, die zur Rettung gekommen waren, waren getötet oder zumindest schwer verletzt worden. Auch Mr. Weasley und Remus.

Moony hatte einen heftigen Schocker abbekommen, als er Mila den Rücken deckte. Er war ohnmächtig zusammengebrochen und Mila hatte den Todesser, der dafür verantwortlich gewesen war, kaltblütig getötet. Seine Risswunde am Arm war nicht lebensgefährlich und sonst hatte er Gott sei Dank nur eine große Beule am Hinterkopf. Aber es war kurz vor Vollmond gewesen – in dieser Zeit waren auch leichte Verletzungen für ihn gefährlich. Gott sei Dank hatte sie an den Wolfsbanntrank gedacht! Den verwundeten Wolf hätte sonst nichts zurückgehalten. Seine tierischen Instinkte hätten ihn bei seinen Verletzungen aus Angst Alles und Jeden töten lassen, der sich in seine Nähe wagte.

Jetzt, bei Vollmond, begleitete Remus sie in Gestalt des Wolfes. Der Trank ließ seinen menschlichen Geist Oberhand behalten, auch wenn sein Körper sich verwandelte. Er humpelte auf drei Pfoten und ließ Mila keine Sekunde aus den Augen. Auch jetzt lag er eingerollt neben ihr und sah besorgt zu ihr auf.

„Alles in Ordnung", beschwichtigte sie ihn mit klappernden Zähnen. Sie hatten grade ihre Runde durch das Lager beendet und würden jetzt ein oder zwei Stunden Pause haben. Die meisten Verwundeten schliefen oder wurden von nicht so schwer Verletzten versorgt. Sie kamen nur langsam voran, da sie bei ihrer dezimierten Zahl besonders vorsichtig sein mussten, um nicht irgendwelche Schwierigkeiten zu bekommen. Außerdem folgten ihnen die Todesser vermutlich.

Erschöpft rieb sich Mila die Augen. Was würde sie dafür geben, Sirius Stimme zu hören. Aber sie wagte es nicht, mit ihm in telepatischen Kontakt zu treten, aus Angst ihn zu beunruhigen. Denn wenn sich Sirius sorgte, neigte er zu unüberlegten Handlungen.

'Mila?' Erschrocken fuhr Mila hoch und sah sich gehetzt um. Remus hob allarmiert den Kopf. „Sirius?" flüsterte sie leise. ‚Geht es Dir gut?' Unbändige Freude durchflutete ihren Körper. Er war es. Und wie erwartete klang er besorgt.

Ja, mir geht es gut. Und euch?'

Wo ist Remus? Es ist Vollmond!' Fast musste sie bei seinem gehetzten Klang lachen.

Ihm geht es auch gut. Er liegt hier neben mir'', versuchte sie ihn zu beschwichtigen. Dass er allerdings nicht nur aus Sorge um Lupin gefragt hatte, erkannte sie bei seinen nächsten Worten.

WAS?', donnerte es in ihren Gedanken. ‚Mach' dass Du da weg kommst!'

Das wird er wohl nicht zulassen. Er verfolgt mich auf Schritt und Tritt, weil er einem gewissen Jemand versprochen hat, mich mit seinem Leben zu schützen. Dank diesem Versprechen humpelt er momentan auf drei Pfoten.' Und als sie spürte, dass seine Sorge sich überhaupt nicht milderte, sondern eher noch weiter stieg, fügte sie endlich hinzu: ‚Wir hatten den Wolfsbanntrank!'

Fast konnte sie seinen erleichterten Seufzer hören. ‚Gott sei Dank. Wieso ist er verletzt?'

Er hat mich verteidigt.'

Sag ihm danke - ich schulde ihm was.'

Mila lachte und zwinkerte den Wolf neben sich zu, der sie mit schief gelegtem Kopf beobachtete. „Sirius sagt, ich solle Dir für meine Rettung danken – und Du hättest was gut bei ihm." Hätte ein Wolf die Augen verdrehen können, Remus hätte es vermutlich getan. Er legte den Kopf auf seine gesunde Vorderpfote und schloss die Augen.

Ich glaube, er nimmt Dich nicht ernst, Sirius!'

Das hat er ja noch nie getan.'

Einen Moment herrschte Stille, dann erklang die Frage, auf die Mila schon die ganze Zeit gewartet hatte: ‚Und Du bist wirklich nicht verletzt?'

Nur ein paar Kratzer.' Sie spürte, dass sich seine Sorge auch dabei noch steigerte.

Soll ich zu Dir kommen?'

Und was würde Harry dazu sagen?'

Vermutlich, dass er mitkommt.'

Kann er etwa schon Apparieren?' Verblüfft stellte sie diese Frage.

Na klar! Er ist der Beste von Allen.' Heftiger Stolz schwang in Sirius Gedanken mit.

Talentiert wie der Vater, hm!'

Sirius lächelte bei ihrer Antwort. Ron, Hermine, Cho, Harry und Ginny saßen um ihn herum und blickten ihn gespannt an. Er grinste in die Runde und erklärte dann: „Sie hat grade gesagt, dass Harry ein genauso großer Angeber ist wie James."

Verblüfft starrte Harry ihn an und Mila protestierte sofort: ‚Das hab ich gehört! Sag ihm sofort, dass ich das nicht gesagt habe!' Sirius lachte und zwinkerte Harry beruhigend zu. „War nur ein Scherz. Ich habe ihr nur erzählt, wie weit Du schon apparieren kannst. Und sie klingt ziemlich stolz." Harry knuffte seinem Paten gegen den Oberarm. Er war immer noch verblüfft, dass sich Sirius Stimmung von der einen auf die andere Sekunde so gewandelt hatte.

„Sie sagt, dass sie es geschafft haben. Die Gefangenen sind bei ihnen." Sirius runzelte die Stirn, als Mila ihm berichtete, dass es aber auch Tote gegeben hatte. ‚Wer?' fragte er in Gedanken.

Hank Smith zum Beispiel. Aber Du kannst Molly und ihre Kinder beruhigen. Arthur wurde verletzt, aber mittlerweile ist er wieder auf den Beinen.' Bei dieser Nachricht konnte man deutlich sehen, wie sich Ron und Ginny erleichtert entspannten. Verblüfft stellte Harry fest, dass Hermine ihn tröstend anlächelte. So langsam glaubte er nicht mehr daran, dass nur Ron mehr empfand.

Sirius blickte fragend von einem zum Anderen. „Würdet ihr mich wohl kurz allein lassen?" bat er leise, wartete ihre Antwort aber gar nicht ab. Im nächsten Moment war er auf den Füßen und ans nächste Fenster gegangen. Harry stand auf und reichte Cho die Hand, um ihr aufzuhelfen. Als sie vor ihm stand, grinste er sie an. „Wirst Du auch mit mir so schimpfen, wenn ich mich hängen lasse?" „Schlimmer", prophezeite sie mit einem Grinsen und flüchtete lachend aus dem Raum, als Harry Anstalten machte sie durchzukitzeln.

Als Sirius endlich allein war, widmete er sich wieder voll und ganz Mila. ‚Du bist müde. Und Dir ist kalt.' Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Fast körperlich konnte er ihre Erschöpfung spüren. Trotzdem versuchte sie zu scherzen.

Nein, eigentlich fühle ich mich wie der junge Frühling. Wir tanzen und feiern die ganze Zeit. Remus wird noch ein richtiger Partylöwe.'

Als Howler solltest Du wissen, dass Du mir jetzt nichts mehr vormachen kannst.'

Mila seufzte und für den Bruchteil einer Sekunde wünschte sie sich, ihm nicht so viel von sich preisgeben zu müssen. ‚Zu spät', war Sirius lakonische Antwort.

Du weißt, dass das nicht ernst gemeint war. Ich will Dich nur nicht beunruhigen. Schließlich weiß ich, was für ein Hitzkopf Du bist, wenn Du Dir Sorgen machst. Außerdem hast Du mich auch vor dem Ritual vollkommen durchschaut.' Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als sie das sagte. Hatte er das? Irgendwie schon …

Du fehlst mir.' Mila schloss die Augen, um die Tränen, die in ihr aufstiegen zurückzudrängen.

Du mir auch.' Auch wenn sie mit ihm ‚sprechen' konnte, umarmen konnte sie ihn nicht. Und das tat weh.

Auch Sirius fühlte diesen Schmerz. Er konnte spüren, wie sehr sie ihn brauchte – und als er fast schon den Entschluss gefasst hatte, einfach zu ihr zu apparieren, hielt sie ihn zurück.

Nein, nicht. Sie haben Gorbats.' Gorbats waren spinnenartige Wesen, die Magie wittern konnten. Wenn Sirius wirklich versuchen würde zu ihr zu gelangen, würden die Todesser sie mühelos aufspüren können. Er würde sie verraten.

Sirius schloss die Augen und musste schwer an sich halten, um nicht vor lauter Wut und Verzweiflung das Fenster einzuschlagen. Er war wieder einmal zur Tatenlosigkeit verdammt. Seine Verzweiflung überflutete Milas Geist und überstieg ihre Beherrschung. Tränen rollten ihre Wange hinunter, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Als er begriff, was er da anrichtete, riss er sich mühsam zusammen.

Entschuldige.' Er seufzte laut und rieb sich müde die Stirn. ‚Sag Remus, er soll Dich von mir fest in den Arm nehmen, okay!'

Bei diesem Gedanken spürte er Gott sei Dank ein leises Lachen. ‚Wie denn, ohne Arme?'

Besserwisserin! Dann soll er sich halt um Dich rumwickeln oder sonst irgendetwas!' Auch Sirius musste lächeln. ‚Er kann sich übrigens geschmeichelt fühlen, dass ich es ihm erlaube. Dafür würde ich jedem Anderen den Hals umdrehen!'

Mila grinste in sich hinein. ‚Ich liebe es, wenn Du eifersüchtig bist!'

Er verdrehte die Augen. ‚Jaja, das weibliche Ego …Versuch‚ ein wenig zu schlafen, okay!' Als er ihre Zustimmung spürte, war er wenigstens ein bisschen beruhigt. „Schlaf gut, Mila", flüsterte er leise.


Nachdem der Kontakt zu ihm abgebrochen war, fühlte sich Mila furchtbar einsam. Fast so als fehle ihr ein Stück von sich selbst. Seufzend zog sie ihre Knie eng an den Körper und umschlang sie mit den Armen. Als etwas Warmes ihren Rücken streifte, blickte sie über die Schulter. Remus schien Sirius ebenfalls irgendwie gehört zu haben. Oder er kannte seinen Freund schlichtweg einfach gut genug. Er kringelte sich wirklich hinter ihr zusammen und wärmte sie damit ganz erheblich.

Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln und kraulte ihm als Wiedergutmachung den Bauch. Als seine Hinterpfote begann hektisch zu zucken, musste Mila lachen. „Du bist immer noch so kitzlig wie früher, Moony!"

Ich muss bei diesem letzten Satz immer noch lachen! (Hihihi) Ein kitzliger Werwolf. Eben doch ein Kuschelwolf. Na ja, ihr kennt das ja … REVIEWS! Kommt, schon, ich will am Ende der Geschichte mindestens 75 haben! Lasst also das Knöpfchen knacken!