A/N: Hallöchen. Hach, bei den ganzen zuckersüßen Reviews, kann ich ja gar nicht anders. Nächstes Kapitel kommt sofort! Und schon wieder sind zwei Songtexte in meine Geschichte. Also wieder mein Sprüchlein, das nichts davon mein geistiges Eigentum ist und ich damit keinen Cent verdiene. Beide Lieder stammen aus dem Film Moulin Rouge´. Achtung, Romantik pur! Und eine Art von Zeitreise … REVIEWS REVIEWS, REVIEWS!

Imobilus: Hiermit verleihe ich Dir feierlich die Auszeichnung für die schnellste und treueste Review-Leserin! DANKE, DANKE, DANKE! Freue mich immer irrsinnig! Zu dem Kuschelwolf – hm, ich glaube ich züchte mir hier grade gestandene Remus-Fans heran. Wird meine Beta-Leserin nicht grade freuen. Und Remus kriegt nachher noch den Höhenflug. (Kicher!) Dann wars das mit englischer Gentleman … dann kommt Professor Lupin nachher in enger Jeans und sexy T-Shirt zum Unterricht! (Hmmm, was für eine Vorstellung …) Und zu Harry und Cho – warte noch ein Kapitel, okay! Dann hat sie ihn bestimmt dazu gekriegt … (Hüstel, hüstel!)

ShiaAngel: Noch jemand, der Remus kuscheln will? Der arme Mann kann sich ja kaum noch retten! Hallo, hier geht es eigentlich um Sirius, ihr Süßen. Obwohl, dann bleibt mehr für mich! (GRINS!)

Lia: Hahaha, wenn Du wüsstest! Remus ist/war ein ganz Schlimmer! (Lach!) Da komme ich später zu. Aber keine Angst – er bleibt unser sittsamer Moony!

Das Memoratio

Nachdem Sirius es geschafft hatte, mit ihr in Kontakt zu treten, wurde es zu seiner festen Angewohnheit. Mehrmals am Tag nutzte er diese neu gewonnene Fähigkeit, meist einfach nur um ihre Stimme zu hören oder sich davon zu überzeugen, dass wirklich alles in Ordnung war. Und Mila berichtete ihm regelmäßig, wie sie vorankamen.

Als Sirius etwa eine Woche später beiläufig bemerkte, dass der Trupp abends vermutlich am Grimmauldplatz eintreffen würde, brach pure Hektik aus. Mrs. Weasley schalt ihn wütend und forderte zu wissen, wie lange er das schon wisse. Mittlerweile wussten alle darüber Bescheid, dass Mila und Sirius durch das uralte Howler-Ritual miteinander verbunden worden waren.

„Seit ein paar Stunden", gab er vage zur Auskunft. Mit einem frustrierten Schnauben ließ sie ihn stehen, fauchte etwas wie „Männer denken einfach nicht nach!" und eilte an ihm vorbei, um erneut beim Aufbau eines Lazaretts zu helfen.

Als diese gute Nachricht bei Harry und seinen Freunden ankam, sprang er auch auf und strahlte Sirius an. „Ihnen geht es gut?" „Wenn nicht, werde ich Milena ihren hübschen Hintern versohlen, weil sie mir nichts gesagt hat", brummte Sirius zur Antwort.


Als es endlich soweit war, hatte sich genauso wie bei der Ankunft von Rupert, der mittlerweile wieder in seine Heimat zurückgekehrt war, eine Menschentraube in der großen Halle versammelt. Gespannte Stille erfüllte den Raum, nur das Klacken und Quietschen der Türschlösser war zu hören.

Anders als damals standen Sirius und die Kinder in vorderster Reihe. Die Tür schwang auf und gab den Blick auf mehrere dunkle Gestalten frei. Harry spürte förmlich, wie einige der Männer vorsichtshalber nach ihren Zauberstäben griffen. Doch sie waren es.

Als Erstes betraten mehrere Männer mit Tragen die Halle. Durch die Gorbats war es ihnen nicht möglich gewesen, sie zu verzaubern und sie so schwebend mit sich zu führen. Auch ein Grund, warum sie so langsam vorangekommen waren. Unter ihnen war Mr. Weasley. Er wirkte erschöpft, ansonsten aber gesund. Trotz allem warf sich Molly Weasley in seine Arme und schlang weinend ihre Arme um den Hals ihres Mannes. Einer der im Grimmauldplatz gebliebenen Männer übernahm seinen Platz und trug den Verwundeten in den Versammlungsraum.

Weitere Mitglieder strömten in die Halle, und Sirius wurde bei jedem nervöser. Hektisch suchte er die Menge mit den Augen ab – genauso wie Harry, Hermine und Cho. Ron und seine Geschwister waren zu ihrem Vater gestürmt, um ihn zu begrüßen.

Als Harry Mila endlich entdeckte, seufzte er erleichtert. Er zog an Sirius Ärmel und wies in ihre Richtung. Bodenlose Erleichterung zeichnete auch sein Gesicht. Ohne Rücksicht auf Andere bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Mila stützte Lupin, der deutlich mitgenommen aussah, allerdings immer noch genug Energie zu besitzen schien, um mit ihr darüber zu diskutieren.

„Ich kann alleine laufen, Mila. Such' lieber Sirius! Sonst sprengt er vermutlich noch das halbe Haus auseinander!"

„Du hast Dich den ganzen Weg geweigert, auf eine dieser verdammten Tragen zu klettern. Also mach' mich nicht noch wütender, Moony! Sonst erzähle ich Tatze, dass Du Schuld daran bist, das wir so spät dran sind."

„Das habe ich mir fast gedacht."

Milas Blick ruckte beim Klang von Sirius herrlich tiefer Stimme hoch und sie sahen sich einen Moment schweigend an. Dann tauchte sie so plötzlich unter Lupin weg, dass dieser bedenklich strauchelte. Hermine und Cho packten seine Arme, was einen Schmerzenslaut nach sich zog. „Oh, Entschuldigung Professor!" Hermine lächelte zerknirscht. „Wir bringen Sie wohl besser auch ins Lazarett!"

Mila hatte sich mittlerweile in Sirius Umarmung geworfen, genauso wie Mrs. Weasley es noch vor ein paar Minuten bei ihrem Mann getan hatte. Er presste sie an sich und Harry konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch er zu allererst hektisch ihren Körper nach großen Verletzungen abtastete. Erinnerte ihn irgendwie an die Szene damals im verbotenen Wald – nur mit vertauschten Rollen. Als er sich sicher war, dass sie nicht kurz vor dem Verbluten stand, nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss heftig.

Harry hatte schon fast beschlossen hinter Hermine und Cho herzuhuschen, um Lupin gemeinsam mit ihnen ins Lazarett zu schaffen, als sie sich endlich voneinander lösten. Im nächsten Moment fand er sich in einer festen Umarmung wieder, die er nur zu gern erwiderte.

„Ich bin so froh, euch zu sehen!" Milas Stimme klang brüchig, während sie ihn an sich drückte. Nach einer halben Ewigkeit, in der sie ihn immer noch nicht los gelassen hatte, sah Harry fragend zu Sirius hinüber, der leise lächelte. Er strich ihr über das Haar und murmelte dann: „Wenn Du jetzt endlich sicher bist, dass ich dem Jungen kein Haar gekrümmt habe, seit Du weg warst - lässt Du ihn dann los?"

Erst jetzt schien ihr klar zu werden, dass sie Harry immer noch fest umarmte.

Leicht verlegen ließ sie ihn los und lächelte entschuldigend. Er erwiderte ihr Lächeln und zwinkerte. „Wir sind auch froh Dich zu sehen, Mila." Zärtlich strich sie ihm über die Wange, an der sie mit ihrer Umarmung einen deutlichen Schmutzstreifen hinterlassen hatte. „Bin ich so dreckig? Remus wollte es mir nicht sagen."

„Nichts, was man mit Seife nicht hinbekommen würde", beschwichtigte Sirius sie und griff nach ihrer Hand. „Aber ich glaube auch, dass wir in diesem Kasten bestimmt eine Badewanne mit heißem Wasser und ganz viel Schaum für Dich finden." Mila sah aus, als habe er ihr grade die gesamte Welt auf einem Silbertablett angeboten. „Du bist zu gut zu mir", seufzte sie und ließ sich von ihm bereitwillig zur Treppe ziehen. Als er sie allerdings am Fuße der Treppe einfach über die Schulter warf und mit ihr hinauf rannte, war ihr Kreischen kaum zu überhören.


Grinsend sah Harry ihnen nach und folgte dann doch Hermine und Cho ins Lazarett. Hermine stand neben ihrem ehemaligen Lehrer und schien vehement darauf zu bestehen, dass er eine Tasse heiße Suppe zu sich nahm.

Cho hingegen lächelte Harry entgegen. „Geht es ihr gut?" Er nickte und umarmte sie von hinten. „Und wenn Sirius sie in die Badewanne gesteckt hat, geht es ihr vermutlich noch viel besser." „Hm", stimmte Cho grinsend zu.

„Was?"

„Ich denke nicht, dass es einer von ihnen beim Baden belassen wird …"

Seine fragend gerunzelte Stirn ließ sie kichern. „Ach Harry! Du bist so herrlich unschuldig!" Ihm tief in die Augen sehend wackelte sie anzüglich mit den Augenbrauen. Und langsam schien es auch ihm zu dämmern. „Oh", war alles, was ihm dazu einfiel. Mehr hätte er allerdings auch nicht dazu sagen könne, da sie ihm mitten in diesem Durcheinander die Arme um den Hals legte und ihn sanft küsste. Nur zu gern erwiderte er den Kuss.


Die gelungene Rettungsaktion wurde gebührend gefeiert. Mrs. Weasley übertraf sich mit dem Essen einmal wieder selbst und besonders die Verwundeten schlangen es hungrig hinunter. Nach einer ewigen Diskussion mit Hermine hatte sogar Lupin endlich aufgegeben, sich brav ins Bett verfrachten lassen und schlief nun mit vollem Bauch. Nur Mila und Sirius erschienen nicht zum Willkommensessen, worauf Cho Harry erneut zweideutig lächelnd hinwies. Und auch wenn sie mit ihren Vermutungen vermutlich Recht hatte und er sie eigentlich nicht stören sollte, konnte er sich vor dem Zu-Bett-Gehen nicht zurückhalten.

Leise klopfte er an ihrer Tür. Sirius öffnete ihm – noch komplett angezogen, was Harry ziemlich verwunderte. Sein Pate wies ihn an leise zu sein und schloss dann die Tür hinter ihm. „Sie schläft", flüsterte er und wies auf das große Bett, in dem Mila tatsächlich ruhig und gleichmäßig atmete. „Ich wollte euch nicht stören", entschuldigte Harry sich ebenfalls flüsternd. „Am besten gehe ich wieder …" „Nein, nein, schon gut. Du hast Dir ja mindestens genauso große Sorgen gemacht, wie ich."

Sirius zwinkerte und bat dann leise: „Bleibst Du hier bei ihr? Ich verhungere nämlich und denke, dass es ihr nach dem Aufwachen noch schlimmer gehen wird. Ich würde gerne etwas zu Essen besorgen." Harry nickte und sah Sirius nach, der auf leisen Sohlen hinaushuschte.

Als die Tür ins Schloss fiel, sah er sich unschlüssig um. Wahrscheinlich hätte er sich still auf einen der großen Lehnstühle zurückziehen sollen, aber als er seinen Blick schweifen ließ, fiel ihm ein Gegenstand auf, der in dem Dämmerlicht leicht schimmerte.

Wenn er einen Fehler hatte, aus dem er einfach nichts lernen wollte, dann war es Harrys angeborene Neugier. Leise schlich er hinüber und nahm es von der Anrichte in seine Hände. Es sah auf den ersten Blick aus wie ein nutzloser, steinerner Würfel, mit alten Runen auf den glatten Seiten. Hermine hätte es ihm vermutlich sofort übersetzten können. Er war ziemlich schwer, doch obwohl Harry ihn hin und her drehte, geschah nichts damit.

„Du hast es entdeckt, hm?" Vor lauter Schreck rutschte der Würfel Harry fast aus den Händen und es gelang ihm nur mit Mühe, ihn wieder aufzufangen. Es war Milas Stimme gewesen. Sie hatte sich zu ihm umgewandt und lächelte ihn schläfrig an.

„Hab ich Dich geweckt?" Vor lauter schlechtem Gewissen kaute er auf seiner Unterlippe.

„Nein." Sie begann sich aus den vielen Decken zu schälen, in die Sirius sie nach dem Bad gewickelt hatte und setzte sich auf. „Weißt Du, was das ist?" Harry schüttelte den Kopf und legte es in Milas ausgestreckte Hände.

„Ein Memoratio. So etwas Ähnliches wie ein Denkarium. Dumbledor hat mir erzählt, dass Du mit seinem bereits Deine Erfahrungen gesammelt hast."

„Und was macht es?" Wieder siegte seine Neugier. Ohne darüber nachzudenken kletterte er zu ihr aufs Bett und sah sie gespannt an. Sie schien einen Moment nach einer passenden Erklärung zu suchen.

„Nun ja … Du kennst die Videokameras der Muggel?"

Harry nickte. „Onkel Vernon hatte so eine. Er hat ständig alles was mit Dudley zu tun hatte damit aufgenommen." Mila verdrehte die Augen. „Verstehe. Nun ja, das Memoratio tut etwas Ähnliches. Ein Denkarium wird mit überflüssigen und lästigen Gedanken gefüllt, wie Du weißt. So dass sie komplett aus Deinem Kopf verschwinden. Das Memoratio aber wird mit Erinnerungen gefüllt, die Dir trotzdem bleiben. Du kannst sie Dir jederzeit ansehen, wie ein Videofilm – oder sie jemandem zeigen, der nicht dort war."

Sie blickte auf den Würfel hinunter und drehte ihn ebenfalls in den Händen. Sein Leuchten wurde stärker. „Weißt Du …" Sie blickte auf und sah Harry in die Augen. „In der vergangenen Woche habe ich viel über Dich nachgedacht, Harry. Und es hat mir sehr wehgetan, dass Du keinerlei wirkliche Erinnerungen an Deine Eltern hast. Sie müssen für Dich auf den Fotos wie Fremde wirken."

Er schüttelte zwar bei diesem Gedanken den Kopf, doch Mila ließ sich nicht beschwichtigen. „Nun ja … es wären zwar nicht Deine eigenen Erinnerungen, aber … ich möchte mit Dir ein paar von meinen teilen. Ein paar schöne Erinnerungen! Keine, in denen Dein Dad irgendwelche jetzigen Lehrer verkehrt herum in der Luft schweben lässt!"

Überrascht sah er sie an. „Danke", flüsterte er leise. Er konnte es kaum fassen, dass sich Mila solche Gedanken darum gemacht hatte. Sie lächelte. „Also …" Sie nahm seine rechte Hand und legte sie auf den Würfel. Mila berührte den kühlen Stein ebenfalls. „Bereit?" Harry nickte nur.


Im nächsten Moment verschwamm alles um sie herum. Farben umwirbelten sie, ihm wurde fast schwindelig. Dann aber fand er sich mit Mila zusammen in einem der Schlafsäle in Hogwarts wieder.

Ein Mädchen, etwa in seinem Alter, lag bäuchlings auf dem Bett und las versunken in einem Buch. Offensichtlich keines der Schulbücher, denn es wirkte neuer und der Einband war bunt. Bei näherem Hinsehen erkannte Harry ein Buch über Muggelmärchen. Er wandte sich zu Mila um, die das Mädchen anlächelte.

„Weißt Du, wer das ist?"

Er runzelte die Stirn, wandte ihr erneut den Blick zu und betrachtete sie genauer. Sie hatte braune Locken und sprühende grüne Augen mit einem träumerischen Ausdruck. Sie war zwar hübsch, allerdings auch recht unscheinbar in der dunklen Schulrobe. Als bei ihm der Groschen fiel, klappte sein Kinn nach unten.

„Das bist Du!"

Vor ihnen lag wirklich die 15-jährige Mila.

„Richtig. Sag es nicht, ich weiß, dass ich farblos gewesen bin. So ein richtiges graues Mäuschen." Sie schnitt eine Grimasse. „In diesem Alter war Deine Mutter definitiv eher der Blickfang für Jungs!"

Es schien Harry fast unfassbar, aber es stimmte. So sehr Mila es jetzt mit ihrer bloßen Anwesenheit verstand, einen Raum mit Licht zu erfüllen, so sehr schien sie damals ein schüchternes Mädchen gewesen zu sein.

Harrys Aufmerksamkeit wurde plötzlich zur Tür gelenkt, als lautes Poltern und Geschrei ertönte. Die junge Mila wandte sich ebenfalls zur Tür, sprang dann auf - und auf ein Nicken seiner Begleitung folgte Harry ihr die Treppen hinunter.

Es herrschte ein fürchterlicher Tumult. Zwei Jungs jagten durch den Raum, während ein anderes, sehr hübsches Mädchen mit rötlichen, glatten Haaren, einem Vertrauensschülerabzeichen und – Harrys Augen – wütend schimpfend in der Mitte des Raumes stand.

„James! Sirius! Aufhören!" brüllte sie. „Zwingt mich nicht, Professor Mc Gonagall zu holen!"

Die erwachsene Mila grinste und wies auf das Mädchen mit den vor Wut blitzenden Augen. „Darf ich vorstellen? Deine Mum, Lily Evans, in ein paar Jahren verheiratete Potter."

Harry starrte sie an. Er hatte Fotos gesehen – aber hier so vor ihr zu stehen war etwas ganz anderes. Er hätte sie gern berührt ...

Einer der Jungen hatte den Anderen endlich erwischt, ihn zu Boden geworfen und saß jetzt auf ihm. Harrys Dad, James Potter, dem er wie aus dem Gesicht geschnitten war, kniete auf Sirius jüngerem Ich und funkelte ihn wütend an. „Entschuldige Dich bei ihr, Tatze, oder …" „Verausgabe Dich nicht, Krone." Sirius schüttelte sich vor Lachen. „Küssen ist verdammt anstrengend! Die ganzen Muskeln, die man dabei benutzt!"

Mila jüngeres Ich war bei seinen Worten wie angewurzelt auf der untersten Stufe stehen geblieben und starrte Lily an, die sofort puterrot anlief. „Lily! Hast Du …?" fragte sie atemlos. Lily nickte nur mit gesenktem Kopf verlegen. Ein plötzliches, lautes Kreischen ertönte und im nächsten Moment war Mila Lily um den Hals gefallen und tanzte wild mit ihr durch den Gemeinschaftsraum. „Dein erster Kuss! Oh Lily!"

Auch James war bei Milas Blick knallrot angelaufen, was Sirius Lachanfall nur noch verstärkte.

Auch andere Gryffindor-Schüler waren von dem Lärm wach geworden und kamen nun verschlafen ihre Treppen hinunter. Die erwachsene Mila tippte Harry auf die Schulter und wies auf einen recht schmächtigen Jungen mit braunen Haaren, der sich gähnend die Augen rieb. „Remus", erklärte sie.

Im nächsten Moment war Sirius irgendwie unter James weggetaucht und stürmte nun auf den jungen Remus zu, der ihn verwirrt ansah. „Moony! Du wirst es nicht fassen! Krone knutscht …" Er vollendete den Satz nicht, da James ihm hinterher gehechtet war und ihm nun unsanft den Mund zuhielt. Harry konnte hören, wie sein Vater wütend in Sirius Ohr zischte: „Schrei es hier herum, Tatze, und ich erzähle jedem – JEDEM, sogar den Lehrern – das Du den Mädchen beim Duschen zuguckst!" Remus, der diese Worte ebenfalls gehört hatte, runzelte missbilligend die Stirn. „Irgendwann fliegst Du, Sirius", murmelte er matt. Doch James Drohung schien zu wirken, denn Sirius wurde ein wenig blass.

Vorsichtig ließ James ihn los und wirklich – Sirius schwieg. Allerdings nicht lange. „Ich erzähle es Dir im Schlafsaal", versprach Sirius Remus, der aber nur die Augen verdrehte.

James hatte sich mittlerweile den anderen Schülern zugewandt, die diese Szene interessiert verfolgten. „Was glotzt ihr so?" blaffte er und scheuchte alle wieder zurück in ihre Schlafsäle. Nur er, Sirius, Remus, Lily und Mila blieben übrig. Harrys Eltern tauschten einen verstohlenen Blick. Dann wirbelte James erneut zu Sirius herum und funkelte ihn an. „LOS!"

„Was denn?"

Sirius grinste unschuldig, doch bei einem Blick in die Augen seines besten Freundes schien ihm klar zu werden, das es ernst war – das freche Grinsen verschwand und er senkte betreten den Kopf. „Tschuldigung", nuschelte er etwas mürrisch.

„Schau Mila. Mr. Black kann das Wort doch, ich hatte Recht." Lilys Stimme klang ein wenig spitz, dann wandte sie sich an Mila und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte, nickte und flitzte zurück in den Schlafsaal. Auch James scheuchte seine zwei Freunde zurück in die Betten.

Als sie endlich allein waren, ging James auf Lily zu und lächelte sie vorsichtig an. „Ich wusste wirklich nicht, dass er auf mich warten würde", versuchte er zu erklären, doch Lily hob nur gebieterisch eine Hand und gebot ihm zu Schweigen. Betreten schloss Harrys Vater den Mund und schien auf sein Urteil zu warten.

Aber zu Harrys Überraschung grinste Lily übermütig, beugte sich vor und küsste seinen Vater erneut, bevor sie in Rekordgeschwindigkeit die Treppe zum Schlafsaal hochstürmte. „Wünsche diesem Blödmann gute Nacht von mir", kicherte sie, bevor sie endgültig verschwand. Sein Vater blieb verdattert stehen und starrte ihr nach. Dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, dass Harry von sich selbst nur zu gut kannte.

Die erwachsene Mila hinter ihm lachte leise. Als Harry sich zu ihr umdrehte, zwinkerte sie ihm zu. „Diesen Blick werde ich nie vergessen", erklärte sie und verschränkte die Arme. „Jetzt bist Du der Einzige, der sozusagen live dabei war beim ersten Kuss seiner Eltern."

„Waren Du und Sirius denn nicht…?" fragte Harry, dem aufgefallen war, dass sie beide sich nicht wirklich beachtet hatte. Mila lachte. „Nein. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich Deinen Paten noch für einen furchtbaren Macho! Auch wenn er ein gut aussehender Macho war." Sie seufzte theatralisch.

„Aber Du hast Du es ja gehört! Er spionierte Mädchen beim Duschen hinterher!" Für einen Moment wirkte sie ehrlich entsetzt, doch dann lachte sie leise. „Das mit mir und ihm hat noch gut 1 Jahr gedauert. Wir waren etwas schwerer von Begriff als James und Lily."

Harry nickte. „Außerdem hat er Dir an den Haaren gezogen." „Hat er Dir das etwa erzählt?" Er nickte und wandte den Blick zurück zu seinem Vater, der nun auch die Treppe zu den Schlafsälen hochstieg. „Noch eine Erinnerung?" bot Mila ihm leise an und Harry nickte heftig.


Wieder begannen die Farben um ihn her zu wirbeln. Nun verwandelte sich der Gemeinschaftsraum in einen großen Garten mit Unmengen blühender Bäume. Es duftete und die Sonne schien warm auf sie hinunter.

„Wo sind wir?" fragte Harry leise. Es war dumm, aber aus irgendeinem Grund dachte er flüstern zu müssen. Mila trat neben ihn und blickte sich um. „Im Garten Deiner Großeltern. Hier haben wir alle den Sommer nach Hogwarts verbracht. Hier hat Dein Dad Deiner Mum auch den Heiratsantrag gemacht." Sie deutete auf seine Eltern, die in der Nähe auf einer Hollywood-Schaukel saßen und sich anlächelten und leise unterhielten. Sie mussten nun so um die 18 sein.

Mila seufzte neben ihm und deutete dann ein paar Meter weiter hinter seine Eltern. „Und Sirius stört schon wieder den allgemeinen Frieden."

Sein Pate war grade dabei, sich an die zwei heranzuschleichen. Hinter sich her zog er eine junge Frau, die sich leise schimpfend wehrte. Dieses jüngere Ich passte eher zu der Mila, die er kannte. Ihr Haar glänzte und hing ihr wirr im Gesicht, und sie trug kurze Hosen und ein T-Shirt, während sie anscheinend versuchte Sirius von etwas abzuhalten. Beim näheren Hingehen hörte Harry, wie sie leise protestierte.

„Sirius Black! Auch wenn Du hier seit ein paar Jahren zu Hause bist – lass die Beiden doch endlich in Ruhe!"

„Ich mache doch gar nichts!" verteidigte er sich ebenso leise. „Ich greife ihm nur ein bisschen unter die Arme. Er will sie ja fragen! Den Ring schleppt er schon seit der Abschlussfeier mit sich herum. Wenn er mir noch einmal vorjammert, dass er nicht weiß, wie er sie fragen soll, fangen meine Ohren an zu bluten!"

Er zog seinen Zauberstab aus der Hosentasche und schwenkte ihn kurz in der Luft. Im nächsten Moment stockte James in der Unterhaltung mit Lily und tastete verwirrt seine Hosentasche ab. Etwas Kleines beulte den Stoff aus. Als er begriff, was dort erschienen war, flog sein Blick hinüber zu Sirius. Die beiden gestikulierten einen Moment stumm miteinander, was darin endete, dass Sirius wütend in der Luft herumfuchtelte. Ergeben senkt James den Blick. Harry sah, wie er seine Hand in die Hosentasche steckte, die Faust um dieses Etwas schloss, zögerte – und es dann herauszog, um es mit einem kleinen Lächeln verlegen Lily hinzuhalten.

Atemlos starrte sie auf das kleine Kästchen in seiner Hand. Im nächsten Moment kniete er recht unbeholfen vor ihr und öffnete die kleine Schatulle. Ein funkelnder, weißsilbrig glänzender Ring kam zum Vorschein und eine Sekunde befürchtete Harry, dass seine Mum ohnmächtig werden würde. Doch stattdessen rollten plötzlich Tränen der Freude ihre Wange hinunter und sie flog James um den Hals. „Ja!" schrie sie leise schluchzend. „Ja, ich will Deine Frau werden, James!"

Im nächsten Moment sah Harry, wie Sirius mit seinem Zauberstab in den Himmel zielte. Leise Violinen-Musik ertönte und weiße Blütenblätter regneten auf die Frischverlobten nieder. James grinste dankbar zu ihm hinüber und reckte einen Daumen in die Höhe.

„Du kannst ja richtig romantisch sein." Die junge Mila klang fast ein bisschen fassungslos, lächelte ihn an und zwinkerte. „Manchmal", war Sirius vage Antwort. Und im nächsten Moment waren auch die beiden in einen zärtlichen Kuss vertieft.

Harry lächelte Mila an. „Da wart ihr definitiv zusammen", schlussfolgerte er, was Mila leicht erröten ließ. „Yep. Und glücklich. Das Dein Dad im Punkto Heiratsantrag eine so lange Leitung hatte, hat Sirius total auf die Palme gebracht! Aber jetzt", sie zwinkerte, „zu der Hochzeit Deiner Eltern. Damit Du endlich begreifst, das niemand Deine Mum zum Altar zerren musste."


Wieder dieser Wirbel, doch langsam gewöhnte er sich daran. Nun waren hunderte von Menschen – so kam es Harry zumindest vor – um sie herum, alle in festlicher Kleidung. Seine Mutter, ein paar Schritte von ihm entfernt, trug ein weißes, ausladendes Kleid mit Spitze und strahlte seinen Vater an, der zurücklächelte.

Ohne Vorwarnung durchflutete Harry heftiger Stolz auf seine Mutter. Sie war einfach nur schön! Und auch sein Dad sah verdammt gut aus. Wie eines der Paare aus den Märchen. Nur Sirius konnte er nicht entdecken – und Mila fehlte offensichtlich auch.

Als er Mila darauf hinwies und grinsend fragte, ob sie etwas Interessanteres gefunden hatten, kniff sie ihm gespielt empört in den Arm. „Harry! Mit 16 solltest Du noch nicht so schlecht von uns denken! Nein, wir waren brav! … Ausnahmsweise …" Harry verbiss sich mühsam ein Lachen. Mila grinste und erklärte dann: „Wir haben die Show vorbereitet."

Wie zum Beweis erlosch plötzlich das Licht. Als es wieder anging, schwiegen alle Beteiligten gespannt. Sirius, jetzt in einen dunklen Smoking gekleidet, betrat die Bühne, gefolgt von Mila – in einem recht skandalösen Kleid! Das Oberteil war ein schlichtes, leuchtend rotes Korsett, was in einem ebenso roten Can Can-Rock überging. Beides war mit schwarzer Spitze besetzt, welche Milas Taille und ihre Brüste betonten – und ihren Rücken fast gänzlich frei ließ.

Als James seine beste Freundin so sah, prustete er den Schluck Wein, den er grade getrunken hatte, beinah quer über den Tisch. Lily musste ihm lachend heftig auf den Rücken klopfen, damit er nicht daran erstickte – und Harry war froh, dass er nichts zu trinken hatte … Ihm blieb genauso wie seinem Vater vor Überraschung der Mund offen stehen, was Remus, der nun ins Scheinwerferlicht vor die beiden trat, bei James grinsend bemerkte.

Sirius und Mila hatten beschlossen ein Duett aus Lilys Lieblingsfilm für die Hochzeit zu wählen – „Moulin Rouge". Leise erzählte die erwachsene Mila Harry die Handlung: in diesem Film wurde die Liebesgeschichte zwischen einer Courtisane – in diesem Fall Mila - und einem armen Dichter – Sirius - erzählt. Beide verliebten sich unsterblich ineinander, aber der Gönner des Nachtclubs, in dem Milas Figur tanzte und sang, hatte selbst ein Auge auf sie geworfen und wollte sie für sich. Der Film endete tragisch, da die Tänzerin auf der Bühne in den Armen des Dichters starb.

Sirius hatte, wie Mila Harry erzählte, mehrfach seine Bedenken geäußert, dass dieses Thema wohl kaum geeignet für eine Hochzeit sei. Doch als Mila ihm die Stelle und das betreffende Lied im Film gezeigt hatte, in der der Dichter hart darum kämpfte, die Tänzerin für sich zu gewinnen, ließ er sich umstimmen. Denn trotz allem, Lily liebte diesen Film und fand ihn herrlich romantisch. Und Mila erklärte, dass ihr Kostüm dem der Hauptdarstellerin sehr ähneln würde. Ein Argument, dem er nichts entgegen zu setzen hatte, wie er ihr mit anzüglich hochgezogenen Augenbrauen verkündet hatte.

Außerdem passte das Lied auch ein bisschen zu Lily und James – hatte er doch selbst lange um sie kämpfen müssen, bis seine Angebetete ihn endlich erhörte.

Das Licht wurde gedämpft und der Beleuchtung eines verruchten Nachtclubs angepasst. Remus lächelte in die gespannten Gesichter, bis er sich zum Brautpaar umwandte und sich elegant besonders vor Lily verbeugte. „Meine Herrschaften", grüßte er galant und zwinkerte. „Ich hoffe ihnen wird unser Unterhaltungsprogramm gefallen. Willkommen – im Moulin Rouge!"

Er verließ die Bühne und machte so den Blick auf die zwei Sänger frei. Sirius sprach als Erster:

Love is a many splended thing

Love lifts us up where we belong

All you need is love"

Mila, die Hände in die Hüften gestemmt, maß ihn mit einem abschätzigen Blick und verkündete:

"Please dont, stop that again"

Doch Sirius ignorierte ihren Einwand. Etwas zu theatralisch warf er sich in die Brust, schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln und verkündete nun singend – und zwar sehr schief:

All you need is love"

Mila war wenig beeindruckt und warf ein:

"A Girl has got to eat!"

Er versuchte es weiter:

All you need is love"

Jetzt nahm ihr Gesicht einen fast genervten Ausdruck an, während sie seinen Arm ergriff und ihn ein wenig zur Seite schob. Verzweifelt versuchte sie ihn zum Schweigen zu bringen, damit ihn niemand hörte:

"Shall I end up on the street?"

fragte sie nun leicht entnervt. Wieder war Sirius dran, der vor ihr auf die Knie sank:

"All you need is loooove"

Sie gab ein abfälliges Geräusch von sich und wandte ihm den aufreizend unbekleideten Rücken zu:

"Love is just a game"

Doch so leicht ließ sich Sirius nicht abweisen. Er sprang auf die Füße und packte Mila am Handgelenk. Jetzt klang seine Stimme deutlich voller und bestimmter:

I was made for loving you baby

You were made for loving me"

Doch Mila lachte nur schnippisch, hob eine Augenbraue und antwortete mit kokettem Blick in James Richtung:

"The only way of loving me, baby, is to pay a lovely feed"

Harrys Vater grinste über das ganze Gesicht und er schien allen ernstes nach Geld in seiner Hosentasche zu kramen – etwas, dass ihm einen unsanften Boxer gegen den Oberarm von seiner Frau einbrachte. Eine Sekunde lang schien Sirius Charaktere von Milas Worten fast ein wenig schockiert zu sein, doch dann fing er sich und verlegte sich nun aufs Bitten. Der aufbrandende Applaus erstickte fast seinen Gesang:

"Just one night, just one night"

Überzeugend gespielte Überraschung lag jetzt in Milas Lachen und ihr Blick schien zu sagen, dass er vollkommen verrückt sein musste. Ihre Worte bestätigten dies:

"Theres no way cause you cant pay"

Jetzt bat Sirius ganz offen, während er sie näher an sich zog. Beide schienen in ihren Rollen völlig gefangen:

"In the name of love

All night in the name of love"

Mila schüttelte vehement den Kopf und versuchte ihm erneut zu entkommen:

"You crazy fool

I wont give in to you"

Doch wieder hielt Sirius sie zurück und sah ihr tief in die Augen:

"Dont!

Seine Stimme war fast nur noch ein Streicheln:

- leave me this way

I cant survive

Without your sweet love

Oh baby, dont leave me this way"

Die folgenden Worte Milas waren an niemand Bestimmtes gerichtet. Sie wandte das Gesicht ab und sang, wie zu sich selbst:

"You think that people would have had enough of silly love songs"

Sirius lächelte und schwenkte sie im Kreis. Er richtete seinen Blick nun genau auf Lily, die eng umschlungen mit ihrem Mann an ihrem Tisch saß und ihnen gebannt zusah. Sie zwinkerte Sirius verschwörerisch zu:

"I look around me and I see it isnt so

Haha, no!"

Er grinste. Milas Stimme wurde nun leiser, sie sah zu Boden. Bei ihren nächsten Worten klang sie furchtbar verletzt:

"Some people wanna fill a while with silly love songs"

Er umarmte sie nun und schien ihr leise ins Ohr zu flüstern:

"Well, whats wrong with that?

Id like to know

Couse here I go agaaain!"

Seine Stimme schwoll bei den letzten Worten an:

"Love lift us up where we belong

Where eagles fly

On a mountain high"

Mila aber entzog sich wütend Sirius Umarmung und wandte sich zu ihm um:

"Love makes us sad like we are fools

Throw our lifes away for one happy day"

Sirius schmetterte immer noch:

"We can be heros

Just for one day"

Die Musik nahm jetzt einen stampfenden Rhythmus an, während Mila wie ein gefangenes Tier begann auf und ab zu laufen. Immer wieder warf sie ihm Blicke zu. Sie schien hin- und hergerissen:

"You! You will be mean"

Sirius schüttelte lächelnd den Kopf, während er ihr nachsah:

"No, I wont!"

Mila hatte in ihrer Wanderung nicht inne gehalten:

"And I – I drink over times"

Sirius strahlte sie an, als er sang:

"We should be lovers"

Doch Mila schien immer noch nicht überzeugt. Müde rieb sie sich die Stirn:

"We cant do that"

Daher wiederholte er es, jetzt bestimmter. Außerdem hielt er sie an den Schultern fest und sah ihr wieder tief in die Augen:

"We should be lovers and thats a fact!"

Immer noch versuchte Mila ihm zu widersprechen, dieses Mal aber weniger energisch, eher flehend, als ob sie darum bat, dass er sie verstand:

"No, nothing will keep us together"

Doch Sirius ließ sich nicht einschüchtern. Lächelnd verkündete er:

"We can still try, just for one day"

Und nun schien auch langsam Mila nachzugeben. Ein kleines Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie ihm in die Augen sah und beide im Duett sangen:

"We could be heros, forever and ever

We could be heros, forever and ever

We could be heros"

Nun kam Sirius großes Finale. Er zog Mila in seine Umarmung, sodass ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren:

"Just because I will always love you"

Mila sang es ihm nach, beendete die Zeile aber nicht ganz:

"I will always love"

Aber Sirius beendete sie. Ganz dicht vor ihr sang er leise das noch fehlende Wort:

"You"

Seine Stimme jagte so manch einem Hochzeitsgast eine Gänsehaut über den Rücken. Mila lächelte zärtlich, beide waren völlig versunken in den Augen des Anderen. Und als schon alle dachten, dass Mila wohl ihren Text vergessen hatte – bei Sirius glühendem Blick wäre es Harrys Meinung nach durchaus verständlich gewesen – beendeten sie das Lied doch noch. Mit einer seidenweichen Stimme:

"How wonderful life is

Now youre in the one!"

Als die letzten Töne verklangen, überwand Sirius die letzten Zentimeter zwischen ihnen. Mila fest in seine Arme ziehend, küsste er sie hungrig. Erst als viele der Gäste aufsprangen und wie verrückt begeistert zu klatschen anfingen – und Lily sogar in ihrem Hochzeitskleid auf ihren Stuhl kletterte, um einen anerkennenden Pfiff auszustoßen - fanden beide zurück in die Realität. Mila sah leicht verlegen zu Sirius auf, der ebenfalls wirkte als wäre er grade erst aus einer Trance aufgewacht. Doch der Applaus nahm nicht ab – und als Sirius Mila angrinste, sie nach hinten über seinen Arm warf und ihr noch einen richtig theatralischen Theaterkuss verpasste, brachen wahre Jubelstürme aus.


Harry wandte sich zu der Mila, die er kannte, um. Sie lächelte träumerisch, während sie den Kuss seufzend beobachtete. „Ihr wart gut." Mila wandte den Blick von dem Pärchen auf der Bühne ab. „Nur gut?"

„Okay, okay, Du hättest meinen Dad um sein Vermögen bringen können." Er grinste von einem Ohr zum Anderen und zwinkerte. „Und ich hätte noch etwas draufgelegt!"

Mila brach in fröhliches Gelächter aus und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Vielen Dank für das Kompliment, mein Herr." Sie wies mit dem Kopf in die Richtung des Brautpaares. „Geh näher ran."

Er nickte und bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen und den Gästen her. Seine Eltern wurden immer noch von den Anderen belagert – beide wirkten ziemlich erschöpft. Harry fragte sich nach ein paar Minuten, warum sie das alles über sich ergehen ließen.

Als ob sein Vater seine Gedanken gehört hatte, stand er plötzlich auf. Er lächelte die Belagerer freundlich an, entschuldigte sich, griff nach der Hand seiner Frau und zog sie aus dem großen, weißen Zelt, in dem die Hochzeit stattfand. Einen Moment zögerte Harry, sich nicht sicher, ob er folgen durfte. Was nun geschehen würde war wohl ziemlich privat. Aber er war zu gespannt! Als er ihnen folgte, sah er grade noch, wie ein Zipfel des weißen Kleides seiner Mutter um eine Ecke verschwand. Hastig flitzte er hinterher und platzte natürlich mitten in einen tiefen Kuss der Beiden. Er schien ewig zu dauern …

Als sich die beiden voneinander lösten, stich James Potter Lily zärtlich über die Wange. „Ich danke Dir", flüsterte er leise und lächelte auf sie hinab. „Wofür?" fragte Lily. Auch sie strahlte.

"Für diesen Tag. Diese Hochzeit. Dafür, dass Du wirklich meine Frau geworden bist."

"Hast Du daran etwa gezweifelt?" Vorsichtig zupfte sie seinen Kragen zu Recht, eine überflüssige Handlung. Aber sie musste ihn einfach berühren – ihren Mann.

James verdrehte die Augen. "Na ja … Mein Trauzeuge hatte seine Zweifel!"

Lilys glockenklares Lachen erklang. "Das wäre auch ein Wunder gewesen, wenn Sirius nicht versucht hätte, Dir eins auszuwischen."

James zuckte nur gleichmütig mit den Schultern und legte den Kopf schief. „Das verzeihe ich ihm – schließlich hat er mir danach geschworen, dass er Dich wenn nötig gewaltsam vor den Altar zerren würde, solltest Du versuchen zu türmen."

„Wie Mila. Sie hat mir gedroht, dass sie Dich heiratet, wenn ich irgendeinen Unsinn planen würde." Wieder lachte sie leise. „Warum denken nur alle, dass ich diejenige wäre, die gekniffen hätte?"

„Weil Du eigentlich viel zu gut für mich bist und ich Trottel Dir erstens völlig verfallen bin und Dich zweitens nicht verdient habe?" überlegte er lächelnd.

„Hmmm … das wäre ein Argument."

Harrys Dad lächelte und beugte sich erneut zu ihr hinab um sie zu küssen, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.

„James?"

„Hm?"

Sie zögerte einen Moment, ihre andere Hand strich fast gedankenverloren über ihren Bauch. Harry starrte sie an. Was tat sie da? Sie war doch nicht etwa …? Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Er starrte ihre Hand an. Nein, er täuschte sich bestimmt! Aber sie wirkte so ernst – so feierlich! Die Worte seiner Mutter bestätigten seinen Gedanken.

„Ich glaube ..." Tief Luft holend platzte sie schließlich einfach mit der Neuigkeit heraus. „Ich bin schwanger, James."

Die Augen seines Vaters zuckten erst über ihr Gesicht, dann zu der Hand, die Lily schützend über ihren Bauch gelegt hielt. „Schwanger?" Seine Stimme klang eigenartig, fassungslos. Doch im nächsten Moment hatte er sie gepackt, hochgehoben und wirbelte sie im Kreis herum. Er schrie seine Freude so laut heraus, dass einige der Gäste neugierig nach draußen strömten um zu sehen, was ihn so erfreut hatte.

James verpasste Lily einen heftigen Kuss und drückte sie so fest es ging an sich. Etwas, was Lily nur zu gern über sich ergehen zu lassen schien.

Und dann geschah etwas Eigenartiges: über ihren Kopf hinweg sah James plötzlich unvermittelt auf – und dem immer noch völlig verwirrt dastehenden Harry mitten ins Gesicht. Die Intensität dieses Blickes ließ Harry zur Salzsäule erstarren. Mehrere Sekunden starrten sich beide in die Augen. Konnte sein Vater ihn etwa sehen? Nein, das war unmöglich. Das hier war nur Milas Erinnerung! Und doch, sein Dad sah ihm gradewegs in die Augen.

"Mein Kind", flüsterte er ehrfürchtig. Harry schluckte hart. Der Stolz in der Stimme seines Vaters war fast greifbar. So, als hätten seine Eltern auf nichts Anderes gewartet …


Harry zuckte zusammen, als die erwachsene Mila ihm eine Hand auf die Schulter legte. Sein Blick zuckte hastig zu ihr und als er sich wieder umwandte, hatte James den Blick auf die Frau in seinen Armen gerichtet.

„Er hat …", stotterte Harry und sah Mila hilflos an. In diesem Augenblick stürmte Lupin aus dem Zelt auf das Brautpaar zu. „Hey, ihr zwei! Noch dürft ihr nicht durchbrennen! Erst wollen wir den ersten gemeinsamen Tanz sehen."

Seufzend ließ sich James von seiner Frau zurück ins Zelt ziehen. Harry folgte ihnen, ohne genau zu wissen, was er da tat. Leise Musik erklang und er entdeckte Sirius, immer noch auf der Bühne, wie er James und Lily zuzwinkerte. „Wenn er Dir zu sehr auf die Füße tritt, gib mir ein Zeichen, Lily! Dann singen wir schneller", erklärte er. Viele lachten über seinen Scherz. Auch Mila war noch dort, ihre Finger mit denen Sirius verflochten und liebevoll auf das Paar hinablächelnd. Als James Lily in seine Arme zog, begannen die Trauzeugen leise zu der nun erklingenden Musik zu singen:

Never knew I could feel like this
Like I've never seen the sky before
Want to vanish inside your kiss
Every day I love you more and more
Listen to my heart, can you hear it sing
Telling me to give you everything
Seasons may change from winter to spring
But I love you until the end of time

Come what may
Come what may
I will love you until my dying day

Suddenly the world seems such a perfect place
Suddenly it moves with such a perfect grace
Suddenly my life doesn't seem such a waste
It all revolves around you
And there's no mountain too high
No river too wide
Sing out this song and I'll be there by your side
Storm clouds may gather
And stars may collide
But I love you until the end of time

Come what may
Come what may
I will love you until my dying day!"

Seine Eltern sahen so glücklich aus. Harrys Bauch rebellierte, als ihm bewusst wurde, was er wirklich verloren hatte. Diese Menschen hätten ihn aufgezogen. Er wäre vermutlich ein völlig anderer Mensch als heute … wahrscheinlich sogar ein Besserer.

Mila war ihm gefolgt und sah ihn von der Seite unsicher an. Sie hatte es für eine gute Idee gehalten, Harry ein paar Erinnerungen an seine Eltern zu schenken. Doch bei seinem Gesichtsausdruck war sie plötzlich nicht mehr so sicher. „Alles in Ordnung?" Zuerst nickte er – doch dann schüttelte er langsam den Kopf. „Ich weiß nicht", gab er leise zu. Sein Blick wanderte von seinen Eltern, die eng umschlungen tanzten, zu Sirius und Mila auf der Bühne. Beide lächelten sich zärtlich an, während sie diese Ballade gemeinsam im Duett sangen. Die beiden waren für ihn irgendwie mehr Eltern als jeder andere.

Schlechtes Gewissen regte sich. Verriet er damit vielleicht Lily und James? Er blickte zur Seite, direkt in Milas Gesicht, das ihn besorgt musterte. Da er seine Gedanken nicht in Worte fassen konnte, ergriff er hilflos ihre Hand. Sie schimmerte bei seiner Berührung schwach und Mila runzelte die Stirn. Sie spürte seine Gedanken, die innere Zerrissenheit.

Am liebsten hätte sie vor Freude geschrieen, dass er so für Sirius und sie empfand - trotzdem lächelte sie nur verstehend.

„Nein. Du verrätst sie nicht. Ich glaube eher, dass sie erleichtert wären."

„Wirklich?"

Sie nickte und drückte seine Hand sanft. „Sie hätten gewollt, dass Du Menschen hast, die Dich lieben, Harry." Ihre Empfindungen umschlossen ihn und wärmten seine Seele. Dankbar lächelte er sie an. „Lass uns nach Hause gehen."


Ist unser Harry nicht süß! Los, knuddelt den armen Kerl auch mal! Der braucht das grade ganz dringend! Genauso wie das Review-Knöpfchen da unten!