A/N: Okay, dann wollen wir mal. Auf zum Showdown. Ich hoffe, ihr seid alle gespannt auf meine geistigen Ergüsse. Ansonsten: REVIEWS! Und wegen des One-Shots – sorry, aber ich schreibe aus Prinzip keinen SLASH.

Imobilus: Tut mir Leid, Deine Pairing-Wünsche kann ich daher leider nicht wirklich erfüllen. Ich schreibe keinen Slash. Das hätte ich vielleicht hinschreiben sollen.

Tibertius: Okay, meine erste Kritik. Danke schön. Ich gebe Dir Recht, dass die Sachen mit Sirius und Cho recht schnell aufeinander kommen, allerdings bauen beide direkt aufeinander auf, wie Du gleich lesen wirst. Und warum willst du denn Ron töten? Und zu deinen One-Shot-Wünschen. Sorry – aber die meisten Charaktere kenn ich nicht einmal. Wer ist Lisa Turpin?

Lia: Also, da hat Cho einmal Bauchschmerzen und ihr alle geht vom Schlimmsten aus! Stimmt aber, du bist die Einzige, die explizit gebeten hat Cho solle nicht schwanger sein. Keine Sorge. Als Hebamme widerstrebt es mir, Mädchen schon so jung zu schwängern. Besonders bei einem Vater, der nicht weiß, ob er den nächsten Tag noch erlebt … und endlich mal ein „schöner" Wunsch für einen One-Shot. Hmmmm, Remus und Dawn … da freut sich meine Beta-Leserin. (GRINS!) Mal schauen. Apropos die zwei: nein, in dieser Geschichte kommen sie nicht vor. Auch nicht in der nächsten. Aber vielleicht dann …

SiaAngel: Ich bin schon wieder Favorit? JUHU!

Annie: Puh, und ich dachte schon meine Befreiungsaktion würde irgendwie komisch wirken … (Zwinker!) Was mit Cho passiert ist, wirst Du ja jetzt erfahren.

Cirika: Hähähä, noch jemand, den ich quälen kann ... Cliffs mache ich doch sooooo gern! Aber ich werde mich bemühen, okay? Hoffe, ich höre noch mal von Dir!

Verräter

Mila hatte grade den Unterricht der Drittklässler der Ravenclaws und Hufflepuffs beendet und steckte ihre Bücher zurück in ihre Tasche, als die Tür zu ihrem Unterrichtsraum leise quietschte.

Normalerweise hätte sie sich umgewandt um nachzusehen, wer hineingekommen war, doch ein leises Plop' hielt sie davor zurück. Ein kleines Lächeln legte sich auf ihr Gesicht und sie räumte bemüht gleichgültig weiter ihren Schreibtisch auf.

„Kann ich etwas für Sie tun, Mr. Black?" fragte sie in geschäftsmäßigem Tonfall und warf einen kurzen Blick über die Schulter.

Sirius stand grinsend, mit vor der Brust verschränkten Armen, an der Tür und sah sie an.

„Ich wollte mit Ihnen sprechen, Professor."

„So?" Mila wandte sich um und blickte ihm ins Gesicht. „Nun, was kann ich für Sie tun? Haben Sie schlaues Köpfchen etwa Schwierigkeiten mit meinem Unterrichtsstoff?"

„Nein." Er setzte einen möglichst reumütigen Blick auf und kam mit auf dem Rücken verschränkten Händen auf sie zu. „Vielmehr habe ich wieder mal etwas ausgefressen. So eine ganz blöde Sache. Ich hab mich in ein Mädchen verliebt und bin deswegen ziemlich über die Stränge geschlagen …" Er spielte mit einem schiefen Lächeln auf ihr Gespräch von gestern an. „Und Professor Mc Gonagall schickt mich zu Ihnen, damit ich von Ihnen meine Strafe bekomme."

Mila kämpfte bei seinem schuldbewussten Blick gegen das Lachen, dass aufsteigen wollte und nickte bemüht ernsthaft. Ihre Mundwinkel zuckten allerdings. „Na gut, Mr. Black! 20 Punkte Abzug für Gryffindor und eine Woche Nachsitzen?"

„Das ist zu wenig!"

Überrascht zog Mila beide Augenbrauen hoch. „Sie fordern eine höhere Bestrafung?"

Sirius nickte und war nun nur noch wenige Schritte von ihr entfernt. „Eine viel Höhere sogar."

„Was würde Ihnen denn vorschweben?" Er überwand auch das letzte Stück zwischen ihnen, umfasste ihre Hüfte mit beiden Händen und hob sie mit einer einzigen kraftvollen Bewegung auf das Pult ihres Schreibtisches. Seine Armmuskulatur spielte verführerisch. Gott, war dieser Mann sexy.

„Nun ja …" Er schien einen Moment zu überlegen, bevor er seine Lippen auf ihren Hals senkte und über ihre empfindliche Haut wandern ließ. „Wie wäre es mit Lebenslänglich? An Deiner Seite?"

Ein erwartungsvoller Schauer rann ihren Rücken hinunter, während sie verzweifelt darum bemüht war, nicht den Faden zu verlieren. „Dafür müsste Ihre Dummheit aber sehr gravierend sein", flüsterte sie leise. Ihre Stimme war ihr irgendwo zwischen dem Fußboden und der Tischplatte, auf der sie nun saß, abhanden gekommen.

„Das war sie. Und wenn es immer noch nicht reicht, werde ich einfach eine Lehrerin hier auf diesem Schreibtisch vernaschen!"

Jetzt konnte sie nicht mehr anders. Mila kicherte leise und hörte erst damit auf, als er ihre Lippen mit den seinen verschloss. Sie genoss diesen Kuss aufs Höchste. Genüsslich erwiderte sie ihn und vergrub ihre Hände in seinem tiefschwarzen Haar.

„Verdammt, wenn unsere Professorinnen früher so sexy gewesen wären wie Du, hätte ich noch mehr Streiche gespielt! Nur, um Nachsitzen zu dürfen!" Sie kicherte, während sein Mund zärtlich über ihre Kieferlinie wanderte.

„Du hast mir aber immer noch nicht geantwortet …", flüsterte er schließlich mit rauer Stimme an ihren Lippen, als er sich wenige Millimeter von ihr löste. „Reicht das, um für immer an Deiner Seite bleiben zu dürfen?"

„Du solltest Deine Wortwahl überdenken, Sirius." Mila lächelte ihn an. „Wenn man Dir so zuhört, könnte man Deine Worte fast für einen Heiratsantrag halten."

„Was denn? Muss ich für Dich etwa ganz altmodisch auf die Knie gehen?"

Sie stutzte und sah ihm dann mit immer weiter schwindender Gesichtsfarbe und weit aufgerissenen Augen in die seinen. „Sirius …", flüsterte sie mit leiser, brüchiger Stimme.

„Glaube nicht, dass ich das nicht tun würde", erklärte er fest. „Wenn Du es verlangst, gehe ich sogar jetzt sofort runter in die große Halle und präsentiere mich der gesamten Schule. Dann müsstest Du mich allerdings aus Askaban rausholen - und das dürfte etwas schwieriger sein, als die Aktion im Ministeriumsgebäude."

„Du … Du meinst das ernst, oder?"

Er lächelte schief und nickte dann.

„Warum …?" Milas Stimme klang seltsam fern.

„Sagen wir, dass mich diese Ehemann-Geschichte mit Remus so sehr aufgerüttelt hat, dass mir klar geworden ist, dass ich der Einzige sein möchte, den Du jemals so titulierst."

In diesem Augenblick war Mila froh, dass sie saß – ihre Knie waren weich wie Wackelpudding. Und irgendwie wurde sie auch das Gefühl nicht los, das Sirius sie mit weiser Voraussicht unter anderem deswegen auf den Schreibtisch gehoben hatte. „Du fragst mich wirklich …?"

„Ja. Und, Himmel Herrgott noch mal, ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir endlich antworten würdest. Sonst falle ich vor lauter Angst noch tot um." Er sah wirklich etwas blass aus.

Mit einem strahlenden Lächeln, das sich in sekundenschnelle in ein lautes Kreischen verwandelte, fiel Mila ihm um den Hals und begann jeden Zentimeter seines Gesichtes zu küssen. „Ja, ja, ja, ja, ja!" Sie nahm vor lauter Freudenschluchzer nur verschwommen wahr, wie er sie erneut vom Tisch hob und sie jubelnd durch die Luft schwenkte.


Beide waren so in ihrem Freudentaumel gefangen, dass sie das Türklappern gar nicht mitbekamen. „Ihr solltet wirklich ein wenig leiser sein."

Beide fuhren zusammen und starrten Harry an, der die Tür hinter sich schloss.

„Harry! Sirius hat …"

Mila stutzte in ihrer freudigen Kundgebung, als sie ihm ins Gesicht sah. „Alles in Ordnung?"

„Habt ihr Cho heute gesehen?" So langsam war er ziemlich ratlos. Er hatte nach Flitwicks Unterricht alle Ravenclaws, die ihm über den Weg gelaufen waren, nach Cho gefragt. Aber keiner konnte ihm sagen, wo sie steckte. Mila war seine letzte Hoffnung.

„Nein." Mila schüttelte den Kopf. „Im Unterricht war sie heute nicht. Sie ist krank, wurde mir gesagt."

„Aber sie ist weder im Krankenflügel, noch in ihrem Bett.", erklärte Harry besorgt. „Wo soll sie denn sonst sein, wenn sie krank ist?"

Weder Sirius noch Mila fragten, woher er wusste, dass Cho nicht in ihrem Schlafsaal war. Es war zu offensichtlich, dass Harry sich echte Sorgen machte. Beide wechselten einen ernsten Blick. „Wir werden nach ihr sehen", versuchte Mila ihn zu trösten und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich werde noch einmal im Ravenclaw-Turm nachschauen. Und Du gehst zusammen mit Sirius zu den Gewächshäusern. Die Ravenclaws haben jetzt Kräuterkunde. Vielleicht ging es ihr einfach mittlerweile besser und sie ist jetzt zum Unterricht gegangen."

Sirius nickte und stupste Harry gegen die Schulter. „Mach Dir keine Sorgen. Ist bestimmt nur ein Missverständnis."

Er schob Harry sanft aus der Tür, wandte sich dann aber noch einmal kurz zu Mila um und drückte ihr schnell einen Kuss auf den Mund. Als er sich verwandelte und hinter Harry herlief, spürte Mila etwas in ihrer Hand. Es war Sirius Ring, geprägt mit dem Familienwappen der Blacks. Ihr Herz klopfte, während sie den Ring ehrfürchtig an ihren Finger schob. Er passte zwar nur am Daumen und würde kleiner gemacht werden müssen – trotzdem bedeutete er ihr die Welt. Einen kurzen Moment schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sich ungefähr ¾ seiner Familie grade im Grabe herumdrehen musste. Der einzige noch existierende Black wollte wirklich eine Schlammblüterin heiraten! Sie lächelte grimmig. Soviel zur Jahrhunderten langen Reinheit des Blutes …


Mila durchkämmte sorgfältig den Schlafsaal von Cho und befragte auch einige der Kollegen, ob sie Cho am heutigen Tag gesehen hatte – doch jeder verneinte diese Frage und erklärte ihr, dass Cho wohl krank zu sein schien. Bei der Befragung der Mädchen, die normalerweise mit ihr den Schlafsaal teilten, kam sie auch nicht wirklich weiter. Sie erklärten ihr nur, dass Cho vermutlich gestern in den Krankenflügel gegangen sei, da sie sie weder in ihrem Bett noch im Unterricht gesehen hatten.

Als Harry ihr in der großen Halle mit hoffnungsvollem Blick entgegen kam, konnte sie nur den Kopf schütteln.

„Sie hätte mir doch einen Nachricht hinterlassen!"

Nervös fuhr sich Harry durchs Haar und sah beunruhigt zu Mila auf. Cho konnte doch nicht vom Erdboden verschluckt worden sein! Tröstend stupste Sirius ihm mit der Schnauze gegen die Hand.

„Ihr wird schon nichts passiert sein", versuchte Mila ihn zu beschwichtigen, sprach damit aber nur aus, wovor er sich am meisten fürchtete. Er stieß ein frustriertes Geräusch aus. „Kommt. Wie gehen zu Dumbledor." Mit einem bemüht aufmunternden Lächeln nahm sie Harrys Handgelenk. „Vielleicht weiß er etwas mehr und kann uns sagen, wo sie steckt."

Der Direktor empfing sie mit einem Lächeln in seinem Büro. Doch auch ihm schwand dieses schnell, als er in Harrys Gesicht blickte. Er wies auf ein paar Stühle vor seinem Schreibtisch und ließ sich selbst ebenfalls in seinen Sessel sinken. Mila und Sirius, mittlerweile wieder in seiner Menschengestalt, nahmen brav Platz, doch Harry begann wieder auf und ab zu wandern.

„Direktor", begann Mila auch sofort, die Harrys Anspannung bei der Berührung von vorhin deutlich gespürt hatte. „Wissen Sie, wo Cho Chang ist?"

„Nun – in ihrem Schlafsaal nehme ich an. Sie fühlt sich zurzeit nicht wohl, berichtete mir Poppy."

„Eben nicht!" platze Harry heraus. Er würde höchstpersönlich das gesamte Schloss auseinander nehmen! Sie saßen hier herum und plauderten, während Cho vielleicht wirklich in Gefahr war!

In kurzen Sätzen berichtete Mila dem Direktor von Hogwarts, wo sie bereits nach der Schülerin gesucht hatten. Und das sie sie nicht hatten finden können. Mit ernst gerunzelter Stirn hörte er aufmerksam zu. „Und wir hofften, dass Sie vielleicht etwas wissen", beendete Mila ihre Erklärung.

Dumbledor schüttelte den Kopf, erhob sich dann von seinem Sessel und sah in die Runde. „Hat jemand vielleicht etwas von Miss Chang bei sich?" fragte er, während er zu einer Karte hinüberging, die an einer der Wände in einem Bilderrahmen hing. Mila und Sirius sahen Harry an, der aber nur den Kopf schüttelte. Verdammt, er hatte nicht einmal etwas Persönliches von ihr!

Doch plötzlich fiel ihm etwas ein. Er begann hektisch in seiner Hosentasche zu kramen und fischte das mittlerweile reichlich zerknüllte Zettelchen heraus, welches Mila ihm an dem Abend vor der Okklumentik-Stunde von Cho gegeben hatte und er seitdem mit sich herumtrug. Nicht viel, aber wenigstens etwas. „Wird das gehen?" fragte er hoffnungsvoll und hielt dem Direktor den Zettel hin. Er nickte, nahm ihn Harry aus der Hand und legte es auf die mittlerweile befreite Karte. Sie erinnerte Harry stark an die Karte des Rumtreibers. Kein Wunder, war sie doch ebenfalls eine Karte der Hogwarts-Ländereien.

Dumbledor zog seinen Zauberstab hervor, berührte das Zettelchen und murmelte eine Zauberformel. Der Zauberstab begann zu zittern, als suche er etwas auf der Karte, huschte hier- und dorthin. Doch er fand nichts.

„Damit werden Sie keinen Erfolg haben."

Alle Anwesenden – bis auf Dumbledor – fuhren unter der unerwarteten Stimme zusammen und wirbelten herum. Sirius zog sofort seinen eigenen Zauberstab hervor, doch Mila hielt seine Hand fest. Es war Rupert, der gelassen an einer der Wände lehnte und sie beobachtete. Er war wie aus dem Nichts erschienen.

„Sie werden sie nicht finden, Dumbledor. Die Kleine ist nicht mehr auf ihren Ländereien."

„Woher wissen Sie das, Rupert?" Die Stimme des Direktors klang gefährlich ruhig.

„Weil ich sie weg gebracht habe."


„WAS?" Harry starrte den Karpatianer fassungslos an, bevor er den Kopf schüttelte. Kalte Angst ballte sich in seinem Bauch zu einem Eisklumpen. „Nein! Sie lügen! Warum sollten wir Ihnen glauben?"

Ohne mit der Wimper zu zucken zog Rupert etwas aus seiner Jacke. Es war eine Haarspange von Cho, die sie gestern, als sie sich von ihr verabschiedet hatten, getragen hatte – Harry erkannte sie sofort.

Er warf sie achtlos auf Dumbledors Schreibtisch. „Ich habe eine Nachricht für Sie, Harry Potter." Er sah mit seinen uralt wirkenden Augen direkt in Harrys Gesicht, dessen Hände vor kaum kontrollierter Wut zu zittern begonnen hatten. „Tom Riddel erwartet Ihre Anwesenheit. Die Zeit für das letzte Duell ist gekommen."

Der Junge wurde blass, sein Blick füllte sich mit Grauen. Tom Riddel – Voldemorts früher Name.

„Haben Sie Cho etwa …?" Milas Stimme klang fassungslos. „Aber Sie waren unser Verbündeter, Rupert! Sie standen auf unserer Seite!" Sirius hatte genug geredet. Mit wütender Stimme brüllte er einen Fluch, doch Rupert verschwand, bevor der Fluch ihn auch nur streifen konnte und tauchte auf der anderen Seite des Schreibtisches wieder auf. Der Zauber prallte nutzlos gegen eines der Gemälde, welches sich lautstark beschwerte. „VERRÄTER!" brüllte Sirius wütend. „Ich habe gewusst, dass man einem lausigen Vampir nicht trauen kann!"

Rupert maß ihn mit eisigem Blick, bevor er sich erneut an Mila wandte, die ihn immer noch fassungslos anschaute.

„Nun, sagen wir es so – Voldemort hatte die besseren Argumente", erklärte er mit stoischer Ruhe. „Der Junge gegen das Überleben meines Volkes. Das erschien mir fair. Einer für das Leben von vielen." Seine Augen wanderten wieder zu Harry hinüber. „Sie sollten sich beeilen, Mr. Potter. Voldemorts Geduld ist begrenzt."

Mit diesen Worten löste er sich in dicken, grauen Rauch auf und verschwand so schnell, wie er gekommen war.

Minutenlang sagte niemand etwas. So kam es Harry zumindest vor. Er wagte sich nicht zu bewegen, aus Angst, seine Beine würden ihm versagen. Voldemort – hatte – Cho. Diese Worte hämmerten wie ein Presslufthammer in seinem Kopf. Er wird sie töten! Cho würde sterben – und das nur wegen ihm!

Übelkeit kroch in ihm hoch. Seine Cho. Nein … NEIN!


Im nächsten Moment war er aus Dumbledors Büro gestürmt, sprang die Treppe hinab und rannte wie noch nie in seinem Leben hinauf in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Das Mila seinen Namen rief, hörte er nicht einmal. Er schrie der fetten Dame das Passwort entgegen, ignorierte ihr missgelauntes Gemurmel und spurtete in seinen Schlafsaal. Das er dabei Hermine fast über den Haufen rannte und Ron ihn völlig überrascht anstarrte, während er seine Sachen nach seinem Zauberstab durchwühlte, war ihm egal.

Mila war ihm gefolgt, genauso wie Sirius als Hund. Nur Momente später erreichten sie den Schlafsaal und sahen grade noch, wie Harry seinen Zauberstab hervor riss.

Sirius verwandelte sich zurück und versperrte dem Jungen den Ausgang.

„Geh mir aus dem Weg." Harrys Stimme klang gefährlich ruhig, der krasse Gegensatz zu seinen vor Wut und Hass flackernden Augen - doch Sirius rührte sich keinen Zentimeter.

„Wo willst Du denn hin?" stellte er die Gegenfrage.

„Sie finden!"

„Wen finden?" fragte nun Ron, der die ganze Szene mit wachsender Verwirrung beobachtete.

„Voldemort hat Cho." Milas Stimme klang leise, fast als fürchte sie mit zu lauter Stimme Harrys letzte Beherrschung niederzureißen.

„WAS?" Ron hatte augenscheinlich nicht diese Bedenken. Alle Farbe wich aus dem Gesicht und Hermine, die Harry gefolgt war, schlug eine Hand vor den Mund.

„Du weißt, dass das eine Falle ist! Voldemort weiß genau, dass Du, wenn es um Cho geht, nicht nachdenkst." Sirius sprach bemüht ruhig, doch grade das brachte Harry endgültig auf die Palme.

„WAS SCHLÄGST DU ALSO VOR? SOLL ICH MICH IN EINEN SESSEL SETZEN UND WARTEN, BIS MIR DIESER MISTKERL IHRE TODESANZEIGE SCHICKT? OH, WARTE! VOLDEMORT WÜRDE MIR WOHL EHER EIN OHR ODER EINEN FINGER SCHICKEN, ALS ZEICHEN SEINES MITGEFÜHLS!"

Harrys Augen loderten.

„Geh mir aus dem Weg!"

Sein Pate rührte sich nicht. In völliger Verzweiflung riss Harry seinen Zauberstab hervor und richtete ihn auf Sirius Herz. Seine Hand zitterte unkontrolliert. „Ich habe Dich in der heulenden Hütte schon von den Füßen geholt, Sirius! Glaube nicht, ich würde es jetzt nicht mehr tun. Und wenn nötig sogar noch mehr!"

Wortlos breitete sein Pate die Hände in einer ergebenen Geste aus und sah Harry abwartend an. Das Zittern seiner Hand verstärkte sich, seine Fingerknöchel traten weiß hervor.

Momente vergingen – endlose Momente - bevor Harry schließlich seinen Zauberstab kraftlos sinken ließ und mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war, sagte: „Ich kann sie nicht sterben lassen. Das kannst Du nicht verlangen."

„Das tue ich nicht. Aber lass uns Dir helfen", bat Sirius mindestens genauso leise. Er war deutlich erleichtert, dass Harry sich doch nicht auf einen Zweikampf mit ihm einließ.

„Sirius hat Recht." Ron ergriff seinen eigenen Zauberstab und sah seinen Freund von der Seite mit festem Blick an. „Lass uns mit Dir gehen. So stellen wir sicher, dass Du Voldemort wirklich erreichst und die Todesser nicht schon vorher über Dich herfallen."


Bodenlose Hektik brach in der Schule aus. Es verwunderte Harry wieder einmal zutiefst, wie schnell sich Neuigkeiten in Hogwarts verbreiteten. Schon als er von Mila und Sirius zurück zu Dumbledors Büro geleitet wurde, hörte er das Geflüster und sah die verängstigten Gesichter seiner Mitschüler. Nur vage bemerkte er, dass sein Pate sich nicht mehr in den großen, schwarzen Hund verwandelt hatte – eine Hand auf Harrys Schulter ging er mit starrem Rücken neben ihm her. Viele wichen vermutlich auch aus diesem Grund vor ihnen zurück.

Harry war es egal. Sein Kopf war bis auf einen einzigen Gedanken wie leer gefegt: Cho. Würde er rechtzeitig kommen? Konnte er sie vor Voldemort schützen? War es vielleicht schon zu spät? Hatte er sie kaltblütig ermordet, wie er es bei Cedric getan hatte?

Er wurde in Dumbledors Büro in einen Sessel geschoben und Mila blieb neben ihm stehen. Eine ihrer Hände lag in seinem Nacken und erst jetzt bemerkte er das schwache Glimmen ihrer Finger und das Zittern ihrer anderen Hand, die sie zur Faust geballt steif neben ihrem Körper hielt. Er sah zu ihr auf und las in ihrem Blick die gleiche Angst, die er tief in sich spürte. Müde schüttelte er den Kopf, um ihr zu zeigen, dass sie nicht die Angst mit ihm teilen musste. Doch sie lächelte ein zittriges Lächeln und flüsterte: „Ich lasse Dich nicht allein."

Vermutlich war sie die einzige Garantie, dass Harry nicht durchdrehte.

Verschwommen bemerkte er die Ankunft von Lupin, Tonks, Moody und anderen Ordensmitgliedern. Sein ehemaliger Professor warf ihm nur einen kurzen Blick zu, doch Harry sah sehr wohl die Angst in seinen Augen. Es war das erste Mal, dass Remus Lupin sich in seiner Gegenwart nicht vollkommen unter Kontrolle hatte.

Ein Poltern vor der Tür ließ alle zusammen fahren. Es waren Ron und Hermine, in dunkle Umhänge gehüllt und gefolgt von vielen weiteren Schülern.

„Sie wollen helfen", erklärte Hermine und wies mit einer Hand auf die Gruppe Schüler, die hinter ihnen standen. Harry blickte in viele entschlossenen Gesichter: Neville Longbottom, Ginny Weasley, Pavati und Padma Patil, Katie Price, Dean Thomas. So viele seiner Klassenkameraden, die auch bei den DA-Treffen gewesen waren. Er hätte Erleichterung spüren sollen, dass er nicht allein gehen musste. Aber er spürte nichts dergleichen. Nur den Wunsch, nicht noch mehr Menschen in tödliche Gefahr zu bringen.

Langsam schüttelte er den Kopf. „Ich kann euch nicht alle in Gefahr bringen."

„Gut, dass das nicht Deine Entscheidung ist", erwiderte Ginny und schlüpfte in einen dunklen Reiseumhang. Neville nickte. Der sonst sehr schüchterne und etwas unbeholfene Junge wirkte jetzt auf eigenartige Weise entschlossen. „Wir w… werden alle … mit … mit Dir gehen, Harry!" Alle nickten.

Dumbledor trat in den Vordergrund und sah Harry ernst an. „Es wird Zeit."

„Wie können wir sie finden?" Mila ließ Harry einen Augenblick los, um sich selbst in einen dunklen Mantel zu hüllen. Der Schmerz brach über Harry zusammen wie eine Welle. Sirius blickte sie wortlos an und sie erwiderte diesen Blick ebenso, nicht minder entschlossen. Mit einem Seufzen wandte er den Blick ab.

„Ich denke, das Voldemort unsere Reise bereits gebucht hat." Mit einem kurzen Nicken wies Dumbledor auf die Spange von Cho, die Rupert zurückgelassen hatte. Mila nickte. „Ein Portschlüssel?"

„Ja. Harry?"

Der Junge blickte in das runzlige Gesicht des Direktors, welcher mit einer ausladende Geste auf die Anwesenden deutete. „Es ist Deine Armee. Dein Krieg. Du musst wählen, wer Dich direkt begleitet."

„Das kann ich nicht!"

Harry wurde blass. Egal wen er wählte, diese Menschen würden in größter Gefahr sein! Es war fast so, als verlange man von ihm, seine Freunde zum Tode zu verurteilen!

Alle blickten ihm schweigend entgegen. Niemand schien zu atmen. Harry war plötzlich unerträglich kalt. Er kniff fest beide Augen zu, in der Hoffnung, aus diesem Alptraum zu erwachen. Aber offensichtlich wollte die Welt ihm diesen Gefallen nicht tun.

Langsam, ganz langsam begann er Namen aufzuzählen: „Ron …" Sein Freund trat an seine Seite. „… Sirius …" Auch sein Pate war neben ihm. „… Lupin … Mila …" Unbewusst nannte er die Personen, die ihm am nächsten standen. Aus irgendeinem irrationalen Grund hoffte er, sie schützen zu können. Aber trotzdem - bei jedem neuen Namen wurde ihm schlechter. „…Hermine." Er spürte, wie alle Genannten ohne zu zögern neben ihn getreten waren. Zusammen waren sie 6 – gegen vermutlich ein paar tausend Todesser. Und Voldemort.

Etwas in ihm zerbrach. Er konnte es nicht benennen, aber etwas in ihm starb genau in diesem Moment.

„Wir werden euch so schnell es geht folgen." Es war Tonks, die dieses sprach. „Schickt uns das, wenn ihr dort seid – es wird uns führen." Mit schlecht unterdrücktem Zittern übergab sie Remus etwas, was wie eine grünlich schimmernde Lichtkugel wirkte. Er nickte steif und schob es in seine Manteltasche.


Mühsam erhob sich Harry schließlich aus dem Sessel, sein Gesicht versteinert und seine Haltung steif. Es brachte Mila fast um, ihn so zu sehen. „Lasst uns gehen", war alles, was er noch sagte.

Harrys auserwählte kleine Armee trat vor und scharte sich im Kreis um die Haarspange Chos. Alle wechselten einen Blick mit Harry, der wie versteinert auf die hölzerne Spange starrte, ehe sie wie auf Kommando wie eine Person gleichzeitig die Hände ausstreckten und sie berührten. Der übliche Zug hinter dem Bauchnabel entstand und in der nächsten Sekunde war Dumbledors Büro verschwunden und um sie herum erstreckte sich ein finsteres, felsiges Tal.

Aus einem Reflex heraus wurden Harry, Ron und Hermine von den Erwachsenen in die Mitte gedrängt. Sowohl Sirius als auch Mila und Lupin wirkten angespannt und wachsam, während sie die Jugendlichen mit gezogenen Zauberstäben schützend umkreisten.

„Wo sind wir?" fragte Mila leise. Ihr Blick wanderte langsam über die schroffen Felswände um sie herum.

„Die Drakensberge." Auch Lupin tastete die Umgebung um sie herum mit seinen grauen Augen ab, auf der Suche nach potentiellen Feinden. Erst nachdem er nichts ausmachen konnte, zog er die Lichtkugel heraus und ließ sie los. Sie verschwand in der dunstigen Luft.

„Das hier ist Ruperts Heimat. Ich habe Karten davon gesehen und er hat mir davon erzählt."

Harry zog ebenfalls seinen Zauberstab aus seinem Umhang hervor und schob sich an Sirius und Mila vorbei. Im ersten Moment wollte sein Pate ihn zurückdrängen, doch bei Harrys Gesichtsausdruck zögerte er und ließ ihn hindurch.

Wortlos warf dieser seinen Umhang zurück über die Schultern und ging voraus. Ohne Zögern schritt er den Pfad vor ihnen entlang, nicht nach links oder rechts schauend. Er spürte keine Angst vor Angreifern. Irgendetwas tief in seinem Inneren sagte ihm, dass er nichts zu befürchten hatte. Die Todesser würden ihn nicht aufhalten – oder gar angreifen. Ihr Meister wollte Harry schließlich persönlich in unversehrtem Zustand gegenübertreten. Diesen Triumph würde niemand zu zerstören wagen.

Der Weg führte eine Zeit lang stur geradeaus und stieg schließlich ein klein wenig an. Er endete abrupt vor einem riesigen Portal aus Holz und Eisen, welches wirkte, als sei es im falschen Jahrhundert gelandet. Harry hob die linke Hand, in der Rechten den Zauberstab im Anschlag und wollte gegen das verwitterte Holz pochen. Doch bevor er dies tun konnte, schwangen die Doppelflügel auf. Mehrere Gestalten wurden hinter dem Tor sichtbar und ein schauriges Lachen erklang.

„Seht nur – das arme Potter- Baby. Es wirkt blass."

Bellatrix Lestrange, Sirius wahnsinnige Cousine, löste sich aus dem Schatten, ein irres Grinsen auf den schmalen Lippen. Ihr Blick zuckte von Harry zu den Anderen Anwesenden. „Und er hat seine Spielzeugarmee mitgebracht. Zwei Winzlinge, ein jammerndes Weibchen, ein zahnloser Werwolf – und mein lieber Cousin … Du lebst ja immer noch!"

Sie spuckte ihm vor die Füße. „Dito", knurrte Sirius zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er umklammerte seinen Zauberstab so fest, das seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er würde sie nicht noch mal unterschätzen.

„Nun, heute geht es zu Ende."

Sie blickte erneut Harry in sein versteinertes Gesicht. „Der Meister erwartet Dich schon."

Mit diesen Worten trat sie ihm aus dem Weg und deutete fast etwas wie eine spöttische Verbeugung an. Wortlos ging er an ihr vorbei.

„Harry, warte."

Remus machte einen Schritt vorwärts, um den Jungen zurückzuhalten, doch in der nächsten Sekunde waren die anderen Todesser hervorgesprungen und grüne Lichtblitze stoben in der Dunkelheit. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als zu kämpfen.


Harry ging langsam voran. Er hörte den Kampflärm hinter ihm kaum, nur seine Schritte schienen wie Donner in dem riesigen, dunklen Raum wiederzuhallen. Würde Voldemort einfach hinter ihm auftauchen und ihn töten? Nein, vermutlich nicht. Dieser Mistkerl würde es sich nicht entgehen lassen, Harry für alle erlittene Schmach leiden zu lassen.

Unwillkürlich pochte sein Arm, den Pettigrew im Namen Voldemorts in seinem 4. Schuljahr aufgeritzt hatte, um durch sein Blut dessen Körper wieder zu beleben. Madam Pompfrey hatte gute Arbeit geleistet, es war keine Narbe zurückgeblieben. Trotzdem spürte er die ehemalige Wunde pochen, als wäre sie ihm grade frisch zugefügt worden.

Er trat in eine Art Halle, die schwach von Fackeln beleuchtet wurde. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die neuen Lichtverhältnisse. Und dann sah er sie!

Am anderen Ende des Gewölbes baumelte eine Gestalt. Sie hing schlaff in ihren Ketten, die sie an die Wand schnürten. Herrliches, dichtes, schwarzes Haar verdeckte ihr Gesicht.

„CHO!"

Ohne auch nur einen vernünftigen Gedanken fassen zu können, rannte Harry los. Lebte sie noch? Er rannte, so schnell er konnte, und trotzdem schien es ihm, als bewegten sich seine Glieder in Zeitlupe. Bitte lass mich nicht zu spät kommen! Bitte, bitte nicht!'

Er hatte grade die Hälfte des Raumes durchquert, als plötzlich ein fürchterlich krachendes Geräusch erklang. Im letzten Moment erkannte er, dass der Boden um ihn herum begonnen hatte, wegzubrechen. Nur mit Mühe schaffte er es noch rechtzeitig zu bremsen. Fast wäre er in den Abgrund gestürzt. Nur ein dünnes Stück Boden mit mehreren schmalen Brücken, die zu den Wänden führten war übrig geblieben, an dessen Rand er nun stand und verzweifelt zu seiner Cho hochstarrte. Sein Hirn arbeite auf Hochtouren. Welches war der kürzeste Weg?

„Nun, Mr. Potter …"

Er fuhr zusammen bei dem Klang der unerwarteten Stimme. Lucius Malfoy stand am Ende eines dieser schmalen Verbindungswege und lächelte ihn kalt an.

„… Verwundert, uns zu sehen? Der dunkle Lord war so gütig, uns aus Askaban zu befreien, damit wir an diesem großen Tag an seiner Seite kämpfen können." Er lachte hämisch. „Sie sind wirklich lächerlich. Eine Beleidigung geradezu. So leicht zu durchschauen. Der dunkle Lord verliert mittlerweile den Spaß an Ihnen."

Weitere Männer traten aus dem Schatten. Die Väter von Crabbe und Goyle, Mc Near – und Snape. Harrys Blick blieb an seinem Zaubertränkelehrer hängen, der ihn ohne eine Gefühlsregung ansah.

„Wir müssen unserem Meister für diese Ehre dankbar sein, meine alten Freunde." Malfoy maß ihn hochmütig. „Er erlaubt es nur seinen treuesten Gefolgsleuten, ihn von dieser unwürdigen Kreatur zu befreien."

„Was denn – ist Voldemort etwa zu feige, um mit mir zu kämpfen?" fragte Harry mit bemüht spöttischer Stimme. Eigenartigerweise fiel es ihm gar nicht schwer. „Habe ich ihm das letzte Mal solche Angst gemacht?"

„Wage es nicht, ihn zu verspotten." Malfoys Stimme war nun gefährlich ruhig, seine Augen blitzen. „Und nenne ihn nicht bei seinem Namen. Niemand darf das!"

Harry lachte freudlos. Sogar seine Anhänger wagten nicht, ihn bei seinem Namen zu nennen. Was für Feiglinge!

„HÖR´ AUF ZU LACHEN", fauchte der Mann mit den unnatürlich weißblonden Haaren und in der nächsten Sekunde zog er seinen Zauberstab. „AVADA …!"

Harry wandte den Blick nicht ab – wenn er jetzt sterben würde, würde er seinem Mörder zumindest aufrecht in die Augen sehen.

Aber weiter kam Malfoy nicht - denn ein roter Lichtblitz traf ihn mitten im Brustkorb und schleuderte ihn erst gegen die Steinwand, dann sackte er bewusstlos zu Boden. Harry wirbelte überrascht zu der Richtung, aus der der Schocker gekommen war, herum. Es war Snape! Er stand mit erhobenem Zauberstab da und blickte abschätzig auf den zusammengekrümmten Malfoy hinab.

„Was tun Sie da, Snape!" fragte Goyle fassungslos und Mc Near fauchte: „Verräter!" Im nächsten Moment war die Luft erfüllt von Flüchen und Schockern.


Der Kampf tobte ebenso bei den restlichen Todessern und Harrys Freunden. Einige der Angreifer hatten sie kampfunfähig machen können und es sah schon fast so aus, als hätten sie eine echte Chance – doch dann hielt Sirius plötzlich mitten in der Bewegung inne. Seine Augen wanderten über die Brüstung der alten, verwitterten Burg. Überall erschienen neue Todesser, wie Ratten, die aus ihren Löchern gekrochen kamen.

Auch der Rest entdeckte sie und wurde von der Übermacht an Feinden zusammengedrängt. Ohne sie anzusehen ergriff Sirius Milas Hand und zog sie hinter seinen Rücken. Es war zwar völlig nutzlos, doch er folgte einfach seinem Instinkt. Er musste sie verteidigen! Ron tat es ihm ohne nachzudenken nach und schob auch Hermine hinter sich in vermeintliche Sicherheit.

„Ron", flüsterte sie leise. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter und schenkte ihr ein müdes Lächeln. „Es tut mir leid. Ich hätte Dich besser schützen sollen. - Ich … ich hab Dich wirklich gern, Hermine. Mehr als das …" Tränen stiegen ihr in die Augen, doch er sah sie nicht mehr. Er hatte sich bereits wieder umgedreht und hob den Zauberstab, bereit sie mit seinem Leben zu verteidigen.

Als Sirius Schulter gegen Lupins stieß, sah er kurz zu seinem Freund hinüber und grinste. „Es wird mir eine Ehre sein, neben Dir zu sterben, Moony", erklärte er eine Spur zu feierlich. „Geht mir ebenso", erwiderte Remus mit grimmiger Stimme, während er mit blitzenden Augen die Angreifer maß.

„Remus - sollte ich zuerst …" Sirius beendete den Satz nicht. „… versprich mir, dass Du Mila so lange Du kannst schützt."

Remus nickte. „Du hast mein Wort, alter Freund."

Die Todesser hoben ihre Zauberstäbe, mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen.


Harry warf sich einem der Flüche ausweichend zur Seite und konnte sich grade noch abfangen, bevor er über den Rand rutschte. Fast hätte er seinen Zauberstab verloren. So schnell er konnte, rappelte er sich hoch und schickte einen Schocker in Crabbe und Goyles Richtung, die mit wütenden Schreien auf ihn zustürmten. Mc Near hatte sich wie rasend auf Snape gestürzt.

Harrys Schocker traf Goyle hart an der Schulter. Der Mann taumelte, offenbar überrascht über die Kraft von Harrys Zauber. Dann verlor er endgültig das Gleichgewicht und stürzte in der nächsten Sekunde in den Abgrund. Crabbe stutzte und starrte seinem Mitstreiter nach.

Harry aber spürte keinen Triumph. Er wusste, dass er es sich nicht leisten konnte zu zögern. Trotzdem – er konnte ihn nicht sterben lassen. Er wandte den Blick und zielte auf den fallenden Goyle, betend, dass er treffen möge. Seile schossen aus der Spitze seines Zauberstabes, trafen den fallenden Mann und schlangen sich gleichzeitig um hervorstehende Felsvorsprünge. Wie in einem Spinnennetz gefangen, blieb Goyle in den Fesseln hängen, unfähig, sich zu bewegen.

Dass es ein Fehler gewesen war, spürte Harry Sekunden später. Ein Fluch Crabbes traf ihn hart und schleuderte ihn zu Boden. Keuchend versuchte sich Harry aufzurappeln, doch eine Hand des fleischigen Mannes legte sich um seinen Hals und schnürte ihm die Kehle zu. Er verlor den Boden unter den Füßen, als Crabbe ihn hochhob und ihn hasserfüllt ansah.

„Der dunkle Lord wird mich feiern, wenn ich Dich kleine Schabe endlich zertrete", fauchte er wütend. „Vielleicht sollte ich Dir einfach das Rückgrat heraus reißen …"

Der Druck seiner Hand verstärkte sich und Harry versuchte röchelnd seine Finger zu lösen. Aber es gelang ihm einfach nicht.

„AVADA KEDAVRA!"

Der grüne Lichtblitz traf den Mann im Rücken, und ohne einen Ton von sich zu geben, sank er in sich zusammen und ließ Harrys Hals los. Er hustete und keuchte, bevor er den Blick von dem toten Mann zu seinen Füßen hob. Es war Snape gewesen, der den tödlichen Fluch gesprochen hatte.

Der Zaubertränkelehrer wirkte mitgenommen, mehrere Schnittwunden zeichneten sein Gesicht und er hielt sich den linken Arm. Mc Near lag ebenfalls tot zu seinen Füßen. „Sie sollten endlich lernen zu töten, Potter", keuchte er abgehackt. „Voldemort wird bei Ihnen auch keine Gnade zeigen."

Einen Moment lang starrten sich beide wortlos an, dann wandte sich Harry abrupt um und rannte zu Cho hinüber. Mit seinem Zauberstab auf ihre Ketten zielend brüllte er: „ALOHOMORA!" Die Ketten öffneten sich, verschwanden und Chos Körper fiel ihm direkt in die Arme. Einen Moment presste er sie fest an sich, dann strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. „Sie ist ganz kalt", flüsterte er panisch und sah zu Snape auf, der sich ebenfalls zu ihnen hinübergeschleppt hatte.

Er ging neben Harry auf die Knie und zog ein Fläschchen aus seiner Manteltasche. „Er hat sie nicht getötet. Das wollte er sich als letzte Qual für Sie aufbewahren, sollten Sie zu ihm durchkommen."

Mit vor seinen eigenen Worten angewidertem Gesichtsausdruck zog er mit den Zähnen den Korken aus dem Fläschchen und setzte es Cho an die bläulich verfärbten Lippen. Die ersten Tropfen rannen einfach so ihr Kinn hinunter, doch plötzlich begann Cho zu husten. „Trink das!" befahl Snape barsch, während Harry vor Erleichterung ganz zittrige Hände bekam. Sie tat, wie ihr geheißen, und nahm noch ein oder zwei Schlucke. Dann schlug sie endlich die Augen auf und blickte Harry an.

Sie versuchte etwas wie ein Lächeln, während er sie so fest er konnte an sich drückte.

„Ich dachte, ich hätte Dich verloren", flüsterte er mit brüchiger Stimme in ihr Haar.

„Niemals", erwiderte sie heiser.

Ungestüm presste er seine Lippen auf ihre, einfach nur froh, dass sie am Leben war. Doch Snape unterbrach sie mit einem Räuspern.

„Es ist noch nicht vorbei, Potter."

Harry hob widerwillig den Kopf und blickte in die Richtung, in die Snape deutete. Eine winzige Tür war dort zu sehen. „Es wird nie vorbei sein, wenn Sie Voldemort nicht ein für alle Mal …"

Harry schloss kurz die Augen – dann blickte er auf Cho in seinen Armen hinunter, die ihn mit tränenfeuchten Augen ansah. Er musste es tun … wollte Sicherheit. Für alle, die er liebte – und besonders für Cho.

„Nein", flüsterte sie zittrig. Auch sie verstand, was Snapes Worte bedeuteten.

„Ich muss gehen", antwortete er mit hohler Stimme. Er konnte sie nie wieder einer solchen Gefahr aussetzten. Er musste es endlich beenden.

Abrupt wollte er sich erheben, doch Cho krallte sich an ihm fest.

„NEIN! Bitte!" Jetzt schluchzte sie ganz offen. „Lieber eine Welt mit Voldemort, als eine Welt ohne Dich!"

„Wir würden nie sicher sein." Er strich ihr mit zitternden Fingern über die Wange. „Ich liebe Dich, Cho Chang. Vergiss das nie – egal, was passiert."

Er blickte zu Snape hinunter. Sich wortlos verstehend nickte dieser kurz. „Ich bringe sie raus, Potter", versprach er und hob Cho mühsam hoch. Sanft löste Harry ihre verkrampften Finger von seinem Arm – dann wandte er sich um und ging.


Mila starrte, genauso wie ihre Mitstreiter, zu den vielen Todessern hinauf, die sie wie Aasgeier umzingelt hielten. Wann würden sie endlich angreifen? Das sie es tun würden, war absolut sicher – also, warum geschah nichts?

Mit einem Mal wurde ihr klar, warum. Aus den Augenwinkel nahm sie neben sich eine Bewegung war – Bellatrix Lestrange kam mit zusammengekniffenen Augen auf sie zu, ihr Blick auf Milas linke Hand gerichtet, an dem sie Sirius Ring trug. Im nächsten Moment hatte sie sie grob am Handgelenk gepackt und starrte das Schmuckstück an, als könne sie nicht fassen, was sie da sah.

„Wo hast Du das her?"

„Von mir", knurrte Sirius.

Ihr Gesichtsausdruck bei seinen Worten war regelrecht angeekelt. „Ein Schlammblut?" Ihre Augen huschten zu ihrem Cousin hinüber, der sie hasserfüllt ansah.

„Lass sie los", flüsterte er mit vor Wut leiser Stimme.

„Hast Du denn überhaupt keinen Stolz?" kreischte Bellatrix zur Antwort auf seine Worte und zerrte Mila grob mit sich. Mit schriller Stimme kreischte sie: „ERLEDIGT SIE! DIESE KLEINE SCHLAMPE GEHÖRT MIR!"

Ehe Sirius auch nur einen Muskel bewegen konnte, traf ihn ein Schocker, der ihn unsanft von den Füßen holte. Keuchend rappelte er sich auf und entging nur mit knapper Not den grünen Lichtblitzen, die diesem Schocker folgten.

„MILA!" schrie er, doch Bella war so schnell mit ihr verschwunden, dass sie nur appariert sein konnte. Er wusste, wozu diese Verrückte fähig war – besonders, wenn sie ihre ach so geliebte Familienehre bedroht sah.

„Geh!" schrie Remus, der verbissen versuchte sich und die zwei Jugendlichen zu verteidigen.

Sirius war hin- und hergerissen. Alles in ihm widersprach bei dem Gedanken, seinen Freund mit Ron und Hermine sich selbst zu überlassen – aber er konnte doch auch Mila nicht im Stich lassen.

„GEH ENDLICH!" Jetzt war es Hermine, die ihn anschrie. „Wir schaffen das!"

Als ein heftiger Schocker knapp über ihm vorbeizischte, warf Sirius einen raschen Blick über die Schulter. Erleichtert erkannte er Kingsley Shaklebot, Tonks und andere Mitglieder des Orden des Phönix, die den Weg hinaufgerannt kamen, bereit, sich jedem entgegenzustellen, der es wagte sich gegen sie zu wenden. In der nächsten Sekunde war er auf den Füßen und rannte in die Richtung, in die Bella vermutlich mit Mila verschwunden war.


So viele Cliff-Möglichkeiten ... hätte ich euch quälen können. Aber ich bin ja ein sozialer Mensch. Zumindest meistens. Es war letztenendes doch zu verlocken.

Mein One-Shot wird leider noch eine Weile dauern, weil ich jetzt erst das zweite Kapitel von Remus Bride betalesen muss (ihr wollt ja endlich weiterlesen) und außerdem bereits mit der zweiten geplanten Geschichte angefangen habe. Um zu erfahren, ob Voldy jetzt endlich über die Wupper geht ... na ja, ihr wißt schon. (GRINS!) Da unten ... links ... es ist lila ...