Ein Schuss und eine Klaue
Mit zitternden Knochen betrat ich abermals die dunklen Gemäuer, der Kirche. Wie beim ersten Mal war niemand zu sehen oder zu hören, doch diesmal würde ich mich nicht täuschen lassen.
Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern wo ich meinen Bogen verloren hatte und gleichzeitig die Umgebung im Auge zu behalten. Mit jedem Schritt den ich weiter voranschritt, wurden meine Beine immer weicher und ich befürchtete bald den Halt zu verlieren.
Die Angst vor einem weitern Angriff lähmte meine Gelenke und ich war nur kurz davor, schreiend das Gebäude zu verlassen. Doch ich hatte Rache Geschworen, Rache für meinen Vater, für Farnham und all die anderen armen Seelen die durch die dunklen Mächte hier den Tot erlitten hatten, also bekämpfte ich meine Furcht und ging weiter.
Manchen mag es schwachsinnig vorkommen, nur mit einem Pfeil in ein Haus voller Dämonen zu gehen, anderen mag es mutig erscheinen, doch in Wahrheit ist es weder das eine noch das andere. Es ist die Maßnahme die jemand ergreift der weiß das etwas geschehen muss, wenn er sich nicht dem tot hingeben will; oder schlimmeren.
Nun war ich zu der Stelle gekommen an der ich gekämpft hatte, ich erkannte den Marmorblock, der noch immer kalt und abweisend zwischen den Säulen lag. Ich atmete wieder tief ein und machte mich auf die Suche nach meinen Sachen. Nicht weit entfernt fand ich einen Pfeil und platzierte ihn in den Köcher.
Mehrere Atemzüge später hatte ich fünf meiner Pfeile so wie die Leblose Gestalt der Fledermaus wieder gefunden. Mit großem Eckel schob ich mich an ihr vorbei und sammelte zwei weitere Pfeile ein.
Ein kalter Windhauch wehte durch das Gebäude und ich bekam Gänsehaut. Pfeile hatte ich zwar nun doch ohne Bogen konnte ich gleich wieder verschwinden. Zu meinem Glück fand ich am Ende meinen Bogen doch wieder, er war den Boden entlang bis zur nächsten Säule geschlittert, der Pfeil den ich damals eingespannt hatte, hing noch in der Sehne. Erfreut hob ich ihn an und stellte fest das er zum Glück nicht viel Schaden davon getragen hatte. Ich verstaute meinen roten Pfeil in einer dünnen Seitentasche meines Köchers der eigentlich für kaputte Pfeile vorgesehen war, doch ich hatte nicht vor meine zerbrochenen Werkzeuge mit mir herum zu tragen.
Irgendwann gab ich dann die Suche auf- mir fehlten noch zwei Pfeile- doch ich beschloss sie einfach zurück zulassen.
Jetzt wo ich meinen Bogen wieder hatte legte sich meine Angst und ich machte mich auf den Weg. Bald war der Säulengang zu ende und ich trat in einen großen Raum mit kahlen Wänden, indem vier Fackeln standen. Diese Fackeln spendete nicht genügend Licht um die ganze Kammer auszuleuchten, doch erkannt ich eindeutig Umrisse von kleinen Gestalten die in der Gegen herum schlichen.
Ich spannte meinen Bogen zielte auf eines der Wesen, die eindeutig nicht Menschlich waren.
Zielen in solch einer Dunkelheit ist gar nicht so leicht, noch schwieriger ist es wenn sich das Objekt Bewegt, doch ich ließ mich nicht aus dem Konzept bringen. Gerade als das Monster sich umdrehte, öffnete ich die Finger. Der Pfeil schoss von der Sehne und das Geschöpf brach unter einem entsetzlichen Geräusch zusammen. Ich ließ keine Zeit verstreichen und legte bereits den nächsten Pfeil auf die Sehne, doch die anderen Monster dachten gar nicht daran ihren Kameraden zu rächen, mit komischen Lauten und tapsenden Schritten verstreuten sie sich im ganzen Raum. Meine Pfeile durchbohrten bei diesem durcheinander zwei weitere Monster und bald waren auch die restlichen Tot.
Ich durchquerte den Raum und fand bei zwei der Leichen Gold welches ich mit mir nahm. Auch eine Truhe befand sich in dem Raum und in ihr befand sich ein Umhang, den ich ebenfalls mitnahm.
Nun wendete ich mich einer der Türen im Raum zu und stieß sie auf. Zuerst war nichts zu sehen doch der Geruch der aus diesem Raum kam, war eindeutig der von verwesenden Fleisch. Ich zog einen Pfeil und zielte auf den Tor gang. Nicht lange und ich hörte das schleifen von Füßen, das schwerfällige Atmen von jemand und kurz darauf schleppte sich ein Zombie zur Tür. Als ich den Untoten sah schoss ich sofort den ersten Pfeil, der ihn jedoch nur an der Schulter traf. Schnell legte ich erneut an und brachte ihn diesmal zum Fall. Doch damit nicht genug, hinter des Zombies, rotteten sich noch mehr von seiner Art und versuchten zu mir vor zu gelangen. Ich musste mir was einfallen lassen, also legte ich einen Pfeil auf die Sehne und zielte auf den erste Monster. Doch anstatt gleich zu schießen zog ich die Sehne bis zu meinem Ohr nach hinten. Mit einem lauten schnalzten der Sehne flog der Pfeil auf sein Ziel zu und durchbohrte das tote Fleisch mit Leichtigkeit und durschlug auch die mehr oder weniger lebenden Hüllen der anderen.
Schnell legte ich einen neuen Pfeil ein falls eines de Monster noch lebte, doch die Mühe hätte ich mir nicht machen müssen.
Immer weiter drang ich in die tiefen der Kirche vor und tötete jeden Dämon der mir unter die Augen kam. Dabei fand ich immer mehr Sachen, Pfeile, Umhänge, Geld, und einige Tränke bei denen ich mich stark wunderte wie sie hier her gelangt waren.
Etwas anderes was mich wunderte war die Tatsache dass ich keine toten Monster sah, außer jene die ich erlegt hatte. War ich die einzige von den Leuten die hier waren, die einen Dämon zum Fall gebracht hatte? Was war mit Farnham, und dem Dorfbewohner den ich vor der Kirche angetroffen hatte?
Ein Geräusch schreckte mich aus meinen Gedanken. Es war das klappern von Knochen. Ich blieb einen Moment stehen und versuchte herauszufinden zu wievielt meine Gegner waren, ich schätzte ungefähr 13, hoffte jedoch stark das es weniger waren. Den Bogen gespannt schritt ich um die Ecke und kam vor eine Gitterwand und dahinter ein ganzer Haufen Skelette die versuchten zu mir durchzukommen. Zu meinem Glück wussten diese Untoten anscheinend nicht wie man eine Tür öffnete denn eine solche befand sich gleich neben einem der Gitter.
Ich lächelte grimmig und visierte eines der Skelette. Mein Pfeil flog durch eine der Maschen des Gitters und traf das Ziel genau auf den Schädel, welcher zugleich nachgab und der Rest des Skelettes leblos zu Boden kippte.
Jeder normale Mensch hätte nun die Flucht ergriffen; oder die Tür aufgemacht, jedoch waren Skelette keine Menschen und drängten sich deshalb nur noch mehr ans Gitter, ihre Arme nach mir ausgestreckt.
Der Blutdurst eines Dämons ist immer gleich, egal welche Substanz er hat oder wie mächtig er ist. Es gelüstet ihm danach das Leben auszulöschen und der einzige Unterschied zwischen hochrangigen und niederen Dämonen besteht darin das sich die mächtigeren besser unter Kontrolle haben und somit unberechenbaren und gefährlicher sind.
Hier jedoch hatte ich leichtes Spiel und obwohl es 15 statt 13 Skelette waren und nicht jeder Gegner beim ersten Schuss umfiel, so war es doch eine einfache Aufgabe.
Nachdem das letzte Gerippe gefallen war öffnete ich die Tür und sammelte die Gegenstände die die Gefallenen bei sich gehabt hatten ein. Für einen Außenstehenden mag das wohl makaber klingen, aber töten ist nun mein Beruf und der Lohn dafür ist die Beute der besiegten Feinde.
Den Abscheu den ich zuerst empfand, als eines dieser Monster tot zusammenbrach legte sich mit jedem weiteren Dämon und bald nahm ich das wütende Geschrei der Untoten, als ihre dunklen Seelen zurück in die Hölle fuhren, den stinkenden Geruch des verwesendem Fleisch der Zombies und auch die Kälte, die einem in dem Menschenleeren Gebäude entgegenschlug, nicht mehr wahr.
Zielstrebig durchquerte ich die steinernen Räume der Kirche. Meine Gedanken waren nur darauf ausgerichtet, Dämonen zu orten und zur Strecke zu bringen und es war gut so denn hätte ich mein Handeln überdacht und mir vielleicht die Konsequenzen ausgemalt die mich noch erwarteten dann wäre ich nicht fähig gewesen weiter zu gehen.
Nachdem ich einen weiteren Gang von Monstern gesäubert hatte, fand ich mich vor einer dunklen Tür wieder. Meine Instinkte sagten mir eindeutig dass sich darin Monster befanden doch ich war zu sehr von dem Gedanken bessern das ich die Kirche von dem Bösen befreie das ich die Tür ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen aufstieß. Ich wusste dass dies ein Fehler war, doch irgendetwas lenkte mich direkt in den Raum.
Nun ihr könnt euch meine Freude vorstellen als ich gut sieben rissen Fledermäusen in ihre blutroten Augen blickte. Ich schoss sofort in die Menge doch ich hatte eine Übermacht gegen mich und selbst verwundet griffen mich diese Viecher an und ich hatte mühe ihren Schlägen auszuweichen.
Zugegeben auf den Weg hierher hatte ich bereits ein paar Schläge einstecken müssen und auch schnittwunden waren nicht ausgeblieben, doch in so einer verzwickten Lage wie eben, war ich nur am beginn der Reise gekommen.
Diesmal ließ ich meine Furcht aber nicht die Oberhand gewinnen und feuerte weiter meine Pfeile ab. Zu meinem Glück war der Raum nicht gerade groß und obwohl ich nicht zielte so hatten die Untiere doch keine Möglichkeit sich zu schützen. Das Pech war nur dass das ebenso für mich galt und ich nicht viele Ausweichmöglichkeiten hatte.
Eines der Biester erwischte mich mit seiner Klaue an meinem Rücken und ich hörte das splittern von Knochen und spürte wie es die Krallen immer tiefer in mein Fleisch jagte. Mit einem Schmerzensschrei schlug ich um mich doch das Resultat war lediglich das noch ein weiteres Monster mich mit seiner Kralle traf.
Ich biss die Zähne zusammen und ignorierte den Pochenden Schmerz in meiner Schulter, zuminderst versuchte ich es. Alleine die Tatsache dass ich mich von meinem Leben verabschieden könnte wenn ich es nicht täte, brachte mich dazu einen Pfeil zu nehmen und auf die Fledermäuse zu schießen.
Als die Bestie, die mir ihre Krallen in mein Schulterblatt gejagt hatte einsah das es anscheinend nicht viel Sinn hatte, auf meinem Rücken hocken zu bleiben, riss sie sich wieder los und setzte zu einem weiteren Angriff an.
Zuerst war ich richtig Froh, als ich spürte wie das Untier seine Klaue zurückzog, doch ich erkannte schon bald, das es für mich nur von Nachteil war, denn nun hatte ich eine klaffende Wunde am Rücken und ich spürte wie immer mehr Blut aus meinem Körper strömte.
Ich ließ mich dennoch nicht abhalten meine Gegner abzuschießen und wäre ich nicht so weggetreten gewesen, wegen dem hohen Blutverlust, hätte ich vielleicht bemerkt das nur noch zwei Angreifer übrig waren.
So jedoch wollte ich mich schon breitwillig meinem Schicksal beugen, aber anscheinend hatten die Mächte des Lichts beschloss mein Leben zu verschonen, denn die beiden Fledermäuse schossen gleichzeitig auf mich zu und kamen sich in die Quere.
Obwohl Dämonen sich manchmal zusammenroten um stärker zu sein so sind sie doch nicht bereit zu teilen und Freundschaft oder Kameradschaft ist etwas das in ihrem Hirn nicht vorhanden ist. Ein Bündnis erfolgt nur wenn sie Vorteile für sich selbst sehen und das Bündnis der Fledermäuse hatte eben geendet.
Mit einem wütenden Gekreische begannen die beiden Monster sich gegenseitig zu bekämpfen. Und Blut spritzte auf mich herab. Es war ein furchterregender Kampf und wenn ich mir vorstelle das anstatt der Fledermäuse ich diejenige sein hätte können die derart zerfleischt worden wäre, so bekomme ich noch im Nachhinein eine Gänsehaut.
Noch immer dachte ich müsse hier sterben und wollte deswegen wenigstens meinen Mörder töten wenn ich nicht die Chance hatte den Urheber des Bösens zu besiegen, doch als ich nach einem Pfeil greifen wollte, ertastete ich eine der Heiltränke an meinem Gürtel.
Während sich die beiden Kontrahenten noch immer bekriegten, öffnete ich eine der Flaschen und kippte sie in einem Zug. Ich spürte wie sich der Trank nach und nach in meinem Körper ausbreitete. Meine Wunden begann sich nach und nach zu versiegeln und bald nahm ich den Schmerz der von meiner Schulter ausging nur noch als leichtes ziehen war.
Ich richtete mich auf und legte zwei Pfeile an die Sehne. Die beiden Dämonischen Fledermäuse, die kaum zwei Meter von mir entfernt kämpften nahmen mich gar nicht wahr.
Auf diese Distanz stand die Wahrscheinlichkeit beide der bereits Schwerverletzten Kreaturen auf einmal zu töten.
Langsam zog ich an meinem Bogen und richtete die Pfeilspitzen auf meine Peiniger. Und wirklich, beide vielen Tot zu Boden bevor sie die Gefahr überhaupt wahrnehmen konnten.
Ich hatte so das Gefühl das ich nach dem Abenteuer ein gestörtes Verhältnis zu Fledermäusen haben würde, doch im Moment nahm ein Bücherregal meine Aufmerksamkeit in Anspruch.
Mit skeptischem Blick kam ich dem Ding näher, in dem nur ein eilzenes Buch stand. Ich nahm es heraus und schlug es auf. Durch das schwache Licht war es nicht leicht etwas zu lesen, aber ich konnte die Inschrift dennoch entziffern.
Sobald ich das Buch gelesen hatte, es bestand aus drei Seite, löste es sich in einer Rauchwolke auf und ich blieb ziemlich verdutzt im Raum stehen. Ich hatte schon viel von Büchern der Magie gehört aber das sie sich auflösen war mir neu. Da ich jedoch nicht da war um mir Gedanken über Bücher zu machen ging ich weiter, meine Hand nach dem Türknauf ausstreckend.
Zu meinem großen Schreck schoss aus meiner plötzlich rot leuchtenden Handfläche ein Feuerball auf die Tür und sengte diese an. Wäre ich nicht mit einer Grundausbildung über Magie aufgewachsen, ich hätte mich selbst auf einen Scheiterhaufen gestellt, so jedoch wusste ich das nicht von Dämonen besessen war, na gut ich hoffte es und versuchte das ganze noch einmal.
Meine Hand nach vorne gestreckt und im Kopf den letzten Vers des Buches und schon wiederholte sich der Zauber. Ich war ziemlich beeindruckt von meinen Künsten und konnte es nicht erwarten meine neuen Kräfte im Kampf einzusetzen. Allerdings musste dies noch etwas warten denn mein Bogen war stark lädiert und ich musste zurück in die Stadt.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
So im nächsten Kapitel wird sie dann endlich auf Butcher treffen.
