Zarte Bande

Draußen im Ligusterweg rührte sich kein Lüftchen. Es war eine warme Sommernacht und Harry Potter lag mit gekreuzten Armen und nur mit Boxershorts bekleidet auf seinem Bett. Er dachte nach. Dachte nach über den Tod seines Paten Sirius, den er im letzten Schuljahr hatte mit ansehen müssen. Seine Gedanken wanderten weiter zu Voldemort, dem dunkelstem Zauberer aller Zeiten, der auch Harrys Eltern getötet hatte. Voldemort hatte schon so vieles zerstört.

"Irgendwann Voldemort, werde ich dich besiegen und dir alles
heimzahlen."

Harry stand auf und ging zum Fenster, dass mittlerweile zugefallen war. Gerade in diesem Moment kam Hedwig zurück. Sie trug einige Briefe und begrüßte Harry mit einem zartem Picken in die Hand. Hintendrein flog Pig, die Eule von Ron. Sie setzte zu einem steilen Sturzflug an, doch Harry stoppte sie mit seiner Hand. Irgendwie fühlte sie sich ein bisschen wie ein Schnatz an. Schon wieder etwas, was die Sehnsucht nach Hogwarts stärkt, dachte er seufzend. Er setzte sie beide in Hedwigs Käfig und begann dann die Briefe zu lesen. Der erste kam aus Hogwarts.

Sehr geehrter Mr. Potter,

wie immer beginnt für sie das nächste Schuljahr am 1. September. Anbei liegt eine Liste der benötigten Gegenstände. Die Schulregeln des letzten Jahres von Professor Umbridge sind selbstverständlich aufgehoben.
Zudem möchte ich ihnen mitteilen, dass das Gesetz zur Beschränkung
Minderjähriger gelockert wurde, da wir uns nun mehr denn je in einer
Gefahrensituation befinden. Selbstverständlich gilt dennoch gewisse
Vorsicht.
Außerdem sind sie einstimmig zum Schulsprecher gewählt worden. Ihre
Partnerin ist Hermine Granger. Meinen herzlichsten Glückwunsch.

Und alles Gute zum Geburtstag.

Mit freundlichen Grüßen Professor McGonagall

Harry nahm die Bücherliste zur Hand. Wir möchten sie bitten von jedem der folgenden Bücher ein Exemplar
mitzubringen:

Galina Langweil; Geschichte der Magie

Cornelius Lurchus; Giftige Pflanzen und deren noch giftigere Wirkung Amanda Puff; Höchst potenzielle Zaubertränke

Doris Sehweit; Zukunft und deren Rätsel

Heribert Danger; Die gefährlichsten Wesen unserer Zeit

Norbert Kampf; Verteidigung gegen die dunklen Künste für Fortgeschrittene

Harry zog seine linke Augenbraue etwas nach oben. Dieses Schuljahr schien etwas schwieriger zu werden.
Dann nahm er den zweiten Brief und erkannte sofort an der Schrift dass er von Ron war.

Hey Harry!

Ich hoffe dir geht es so einigermaßen gut und deine Verwandten lassen dich in Ruhe.
Also erst mal alles Gute zum Geburtstag. Dein Geschenk kann ich dir leider noch nicht geben, es wäre viel zu schwer für Pig.

Harry schaute mit einem leichten Grinsen die winzige hyperaktive Eule an, die über seinem Kopf schwirrte und schrille Töne ausstieß.

Als ich Mum und Dad gefragt habe ob du herkommen kannst, haben sie leider nein geantwortet. Sie hielten es für besser wenn du bei deinen Muggels bleibst.
Frag mich nicht warum, ich hätte dich gerne hier. Ich hoffe dennoch dass wir uns bald sehen.

Viele Grüße von allen
Ron

Etwas resigniert nahm Harry den nächsten Brief zur Hand, und sein Herz machte vor Freude einen kleinen Hüpfer. Er war von Hermine. Sie hatte ihm in der letzten Zeit Viel Trost gespendet und versucht ihn wirklich wieder aufzubauen.

Lieber Harry,

erst mal wünsche ich dir alles Liebe und Gute zum Geburtstag. Vielleicht
wunderst du dich ein bisschen warum ich dir kein Geschenk sende, aber das möchte ich dir lieber persönlich geben. Es wird aber nicht mehr lange dauern bis du es bekommst.
Ich habe schon von Ron erfahren dass du diesmal nicht in den Fuchsbau
kannst. Lass den Kopf nicht hängen, auch die längsten Ferien gehen mal
vorbei.
Ist das nicht fantastisch, das wir beide jetzt Schulsprecher sind? Ich bin
ja schon so aufgeregt. Und ich freue mich schon dich wieder zu sehen.

Alles Liebe,
Hermine

Harry faltete den Brief nachdenklich zusammen. Was meinte sie damit, es würde nicht mehr lange dauern bis er ihr Geschenk bekam.
Er setzte die Brille ab, fuhr sich mit der Hand über die Augen und beschloss dann schlafen zu gehen. Es dauerte sehr lange, bis er in einen unruhigen Schlaf hinüber geglitten war.

Er träumte. Er war wieder mit Hermine, Ron, Ginny, Neville und Luna im Ministerium. Sie waren umringt von Todessern. Voldemort stand vor ihnen und ehe Harry auch nur reagieren konnte, wurde Neville von dem tödlichen Fluch getroffen. Dann Luna.
Harry wollte nach seinem Zauberstab greifen, doch als er sich danach bückte verwandelte er sich in seine Schlange. Sie stieß vor und Harry spürte einen kurzen Schmerz in der Hand. Kurz darauf wurde sein ganzer Körper taub und Harry konnte sich nicht mehr bewegen. Der nächste Fluch traf Ginny. Ron wollte sich wehren, doch schon fiel auch er getroffen zu Boden.

Ach, hat das kleine Baby-Potty Angst?"


Harry drehte sich der Magen um. Es war Bellatrix Leestrange die da sprach. Die Mörderin seines Paten.

Jetzt ist deine kleine Schlammblut-Freundin dran."

Hermine. Nein! Harry versuchte sich zu bewegen, doch das Gift lähmte noch immer seinen Körper. Hilflos musste er mit ansehen wie Hermine herumwirbelte und versuchte ihn zu erreichen. Doch schon traf sie der Fluch und sie brach in die Knie. Ihre rehbraunen Augen schauten in vorwurfsvoll an.
Dann schien sie etwas zu sagen.

"Harry. Ich liebe dich."

Dann schlossen sich ihre Augen endgültig. Doch noch immer hallte ihre Stimme in seinem Kopf.

"Harry. Harry, wach auf!"

Schweißgebadet wachte er auf und sah sich hektisch um. Er war im Ligusterweg und es war alles in Ordnung, bis auf Hermine die auf seinem Bett saß.

„Was...machst du denn hier?"

"Tolle Begrüßung. Was war los mit dir?" „Ich hatte nur einen Alptraum.""Was ist passiert?"

"Es war nur ein normaler Alptraum, keine Vision oder so was. Könntest du mir mal verraten wo du her kommst? Oder träume ich immer noch?"

"Ich bin appariert."

"Und das hast du innerhalb eines Sommers gelernt?"

"Fred und George haben es mir beigebracht. Ich war doch in Rumänien und hab da Urlaub gemacht. Neben Charlie waren auch Bill und die Zwillinge dort. Ron haben sie es auch versucht beizubringen, aber ich glaube er rafft das nicht so ganz."

Nachdem es ihm gelungen war seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, stand Harry auf und ging zum Fenster.
Hermine betrachtete ihn eingehend. Durch die Gartenarbeit, die im Sommer hatte verrichten müssen, hatte er ziemliche Muskeln bekommen und war dunkel gebräunt. Seine sonst strahlenden Augen waren dunkel vor Kummer. Nur die blitzförmige Narbe auf der Stirn und die schwarzen verstrubbelten Haare waren noch gleich und das ließ Hermine leicht lächeln. Sie ging zu ihm und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter. Die Berührung ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Er drehte sich um.
Auch Hermine hatte sich in der letzten Zeit sehr zu ihrem Vorteil verändert.
Ihr hellbraunen Haare gingen ihr lockig bis zur Hüfte und auch sie war
gebräunt. Ihre weiblichen Rundungen zeichneten sich deutlich unter dem hellblauen Sommerkleid ab.
Zögernd nahm er ihre Hand und sah sie an.

"Bitte sei nicht böse, aber ich kann dir jetzt noch nicht sagen was ich geträumt hab. Später vielleicht."

Hermine schüttelte leicht den Kopf.

"Ich hab was für dich mitgebracht."

Sie griff sich an den Hals und öffnete eine feingliedrige goldene Kette mit einem Amulett, auf dem ein roter Löwe war. Dann beugte sie sich vor und legte sie Harry um. Sie fühlte sich warm und irgendwie lebendig an.

"Danke. Was ist das?"

„Eine Kette?"

"Nein, das meine ich nicht. Sie fühlt sich so...vertraut an."

"Das ist ein Amyrit, eine Art Talisman. Aber ich dachte der Löwe würde gut zu dir passen."

Sie zwinkerte ihm zu.

"Danke das du gekommen bist."

Harry nahm sie in die Arme um ihr zu danken. Hermine schloss die Augen und wünschte sich dass sie ewig so stehen bleiben könnten. Doch schon löste er sich wieder. Mit seinen grünen Augen sah er sie tief an. Und dann waren seine Lippen auf ihren. Es war nur ein scheuer erster Kuss und Hermine beendete ihn indem sie erschrocken zurückwich.

"Ich sollte...jetzt gehen. Wir sehen uns dann in einer Woche."

Und ziemlich verwirrt disapparierte sie. Auch Harry setzte sich sehr verwirrt auf sein Bett. Wieso zum Teufel hatte er sie geküsst? Sie war doch nur seine Freundin, oder? Er beschloss später darüber nachzudenken und legte sich hin. Wieder versank er in einen unruhigen Schlaf,welcher allerdings nicht sehr lange währte.

"Harry! Jetzt komm endlich runter, Junge!"

Total verschlafen setzte Harry sich auf. Die Sonne blinzelte in sein Zimmer und es versprach erneut ein warmer Tag zu werden. Harry gähnte, stolperte dann aus seinem Bett und zog sich Shorts und ein T-Shirt an. Dann ging er barfuss in die Küche. Tante Petunia, Onkel Vernon und Dudley saßen schon am Tisch.

"Harry setz dich, wir haben dir und Dudley was zu sagen."

"So?"

Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und begann sich Kaffee einzuschenken.

"Nun ja, es ist so. Ich bin... Also Vernon und ich... Ich bin schwanger!

Harry verbrannte sich vor Schreck am Kaffe und fing an zu husten. Dudley sagte gar nichts sondern starrte nur geschockt vor sich hin.

"Nächste Woche werden wir dich zum Bahnhof bringen und dann fahren wir für den kleinen Racker einkaufen. Nur das beste für unser Baby."

"Aber...aber was ist mit mir? Mein Zimmer kriegt der nicht. Der nimmt mir dann alles weg und ihr... kümmert euch überhaupt nicht mehr um mich! Und was ist wenn es behindert ist!"

"Dudley, das ist doch Unsinn. Du wirst immer unser ganzer Stolz sein."

„Und was wenn es ein Mädchen ist?"

"Nichts da, es wird ein kräftiger Junge und damit basta!"

"Das könnt ihr aber gar nicht bestimmen!"

"Dudley, geh nach oben in dein Zimmer!"

"Na toll, ihr fangt ja schon an mich ab zu schieben!"

Harry rollte mit den Augen. Dudley war eifersüchtig auf ein Neugeborenes. Genau genommen war es ja noch gar nicht geboren. Toll, dachte Harry. Dann muss ich ja wieder in den Schrank ziehen. Resigniert frühstückte er zu Ende und wollte dann wieder nach oben gehen.

"Nichts da, du bleibst hier. Das Auto muss noch gewaschen und gewachst werden."

Und mit immer weiter sinkender Laune ging er nach draußen. Dort zog er sein Shirt aus und begann dann mit dem Gartenschlauch das Auto abzuspritzen. Dann schnappte er sich einen Schwamm und begann es zu waschen. Der Schaum flog nur so in alle Richtungen, doch das war Harry egal. Völlig erschöpft richtete er dann den Gartenschlauch zunächst auf sich selbst. Das kalteWasser rann in Strömen über seinen Körper und er schloss die Augen. Als es anfing zu prickeln richtete er den Strahl auf das Auto.Dann begann erdas Auto zu polieren.Die letzte Woche der Ferien zog sich dermaßen in die Länge dass Harry dachte sie würde nie aufhören.