Kapitel 4
Der Professor hatte Logan telepathisch mitgeteilt, daß die beiden Frauen seine Hilfe brauchten, deshalb versuchte er, mit allen Mitteln in das Zimmer zu gelangen. Die Tür hatte seinen Adamantium-Klauen bisher widerstehen können, doch plötzlich gab sie seinem Druck nach und er stolperte in das nun vollkommen dunkle Zimmer. Logan suchte nach dem Lichtschalter und zündete die konventionelle Beleuchtung an, um erkennen zu können, was mit den beiden Frauen passiert war.
Jean lag auf dem Rücken, Frederica war über ihr zusammengebrochen. Die beiden schienen ohne Bewußtsein zu sein. Er ging neben ihnen in die Knie und rollte Frederica von Jean herunter. Aus Fredericas Nase lief Blut, doch sonst schien sie in Ordnung zu sein.
„Jean! Jean! Mein Gott, was hat die Hexe mit ihr gemacht!"
Scott kam ins Zimmer gestürzt und kniete sich neben seine bewußtlose Verlobte. Rasend vor Wut suchte Scott nach Jeans Verletzung, ihr hellgrüner Pulli war voller Blut, doch als er den Stoff hoch schob, fand er keine passende Einstichverletzung.
Der Professor hatte Scott endlich eingeholt und rollte ins Zimmer, er scannte Jeans Gedanken und fand sie so normal wie eh und je vor. Ihre Lebenszeichen waren stark und regelmäßig.
„Scott! Jean geht es gut. Sie ist nur bewußtlos. Bring sie bitte zu Hank, er erwartet euch! Logan, nimmst Du Miss Rose? Ihr Zustand ist etwas besorgniserregend. Ich glaube nicht, daß Hank ihr helfen kann, aber einen Versuch ist es wert.", meinte der Professor mit ruhiger Stimme.
„Verdammt, was war da drinnen los? Was hat die kleine Verrückte angestellt?"
Seinen aufgebrachten Worte zum Trotz nahm er die zerbrechliche Gestalt von Frederica vorsichtig auf die Arme und trug sie zum getarnten Fahrstuhl, der in die geheimen Kellergeschosse der Mansion fuhr, wo sich die Einsatzzentrale, die Labors und die Waffenkammer der X-Men befanden.
Unten in der Krankenstation kamen sie an einem Untersuchungszimmer vorbei, in dem Jean auf einer Bahre saß und von Scott eng an sich gedrückt wurde. Er weinte herzzerreißend, sein Gesicht in ihrem Schoß und Logan schluckte schwer, als er die beiden so sah.
Dr. McCoy führte sie in einen anderen Untersuchungsraum und scheuchte ihn dann hinaus. Logan grummelte etwas, doch der Arzt ließ sich davon nicht beirren, er war einer der wenigen Mutanten, die Wolverine im Kampf besiegen konnten. Nach fünf Minuten kam er wieder heraus.
„Das Nasenbluten hat aufgehört, der Schnitt auf ihrer Handfläche hat auch stark geblutet, aber die Wunde ist schon wieder zusammengewachsen. Perfekte Naht, wer immer das gemacht hat."
Der Arzt schüttelte ungläubig den Kopf und schob seine randlose Brille zurecht.
„Ihre Bewußtlosigkeit ist tief, kein Koma, aber dennoch sollte ich sie zur Beobachtung hier behalten. Jean ist durch den Blutverlust etwas schwach, aber ihre Wunde ist komplett verschwunden, so was habe ich noch nie erlebt, nicht mal Logan heilt so schnell. Sie braucht Ruhe und Zuwendung, sie sollte mit Scott irgendwohin fahren, wäre mein medizinischer Rat."
„Danke, Hank. Ich lasse die drei in deiner Obhut, während ich oben eine kleine Vorführung gebe für diejenigen, die es noch nicht gesehen haben. Ruf mich, wenn Miss Rose aufwacht."
„Keine Sorge, sie schläft mindestens bis Morgen, wenn ich mir ihre Vitalwerte so anschaue."
Hank hatte über einen Monitor in seinem Labor schon alles mitverfolgen können, was sich bei dem Kampf zugetragen hatte.
Der Professor gab Storm und Nightcrawler telepathisch Bescheid, daß sie sich in seinem Büro einfinden sollten.
Zehn Minuten später schauten die drei Unwissenden gebannt auf den Schirm des Fernsehers, der in Xaviers Büro in einem Schrank versteckt war. Logans Magen verknotete sich, als Charles vorspulte, um zu dem Teil zu kommen, wo Frederica Jean mit dem Dolch erstochen hatte und dann ein Beschwörungsritual durchführte, bei dem sie ihr Leben für das von Jean anbot. Er hätte am liebsten einen starken Drink zu sich genommen, um das flaue Gefühl loszuwerden, das ihn heimgesucht hatte.
Er schob seine intensive Sorge auf die Bedrohung von Jeans Leben, immerhin hatte er sie einmal geliebt, oder nicht?
„Das ist vollkommen verrückt. Wie konnten Sie Frederica erlauben, das zu tun Professor?"
Storms anklagender Blick traf ihn, sie hatte gerade gedacht, daß ihre Freundin für immer verloren war. Auch wenn Charles ihr versichert hatte, daß Jean am Leben war, war doch der Schock über den Einstich des Messers so groß, daß sie erneut um das Leben ihrer Freundin bangte. Sie hatte die unversehrte Jean ja noch nicht mit eigenen Augen gesehen.
Der Professor hatte inzwischen aus seinem Geheimfach eine Flasche sehr alten Scotch hervorgeholt und Logan einen großzügigen Drink eingegossen, den er dem blassen Mann hinschob. Logan kippte den Drink auf ex und stellte ihn zum Auffüllen zurück, durch seine Selbstheilungskräfte vertrug Logan viel mehr Alkohol als normale Menschen, seine Leber baute den Alkohol so schnell ab, daß er sehr schnell und viel trinken mußte, wenn er tatsächlich einmal das Gefühl haben wollte, vom Alkohol benebelt zu sein.
„Ich wußte nicht, daß sie das vorhat. Ich hätte das nie erlaubt, Storm, und das wußte Miss Rose wohl. Sie hat während des Kampfes wohl gemerkt, daß Jean für immer verloren gewesen wäre, wenn dieses Phoenix-Wesen sich länger in ihrem Körper aufgehalten hätte. Sie war vorbereitet und bereit, sich selbst für Jean zu opfern. Kannst Du ihr nicht verzeihen, Ororo?"
Storms Augen liefen über und sie wischte sich die Tränen mit dem Handrücken von den Wangen, bis Kurt ihr ein frisches Taschentuch hinhielt, das sie dankbar annahm.
„Natürlich, kann ich das! Jean ist wieder die alte und unverletzt. Es war nur der Schock, sie so zu sehen. Wird Frederica wieder gesund?"
Ororo tupfte sich mit zitternden Fingern die Tränen von den Wangen und sah ihren Vorgesetzten fragend an.
„Hank ist zuversichtlich. Sie ist wahrscheinlich sehr erschöpft, wir haben zwar keinen Austausch von Schlägen bei dem Kampf beobachten können, aber sie hat die mentale Verbindung zu dem Wesen und zu Jean über viele Stunden aufrecht erhalten, das muß sie übermenschliche Anstrengung gekostet haben. So, genug Aufregung für heute! Laßt die drei erst wieder zu sich kommen! Morgen können wir nach ihnen sehen. Hank kümmert sich um alles."
Damit waren seine Mitarbeiter entlassen, Charles fühlte sich selbst ziemlich ausgelaugt und wollte sich gerne allein der Freude über die Rettung von Jean Grey hingeben. Sie war wie eine Tochter für ihn. Sie war seine erste Schülerin, und zusammen mit Scott, sein erster X-Men gewesen.
Er schaute lächelnd aus dem Fenster in den funkelnden Sternenhimmel hinauf. Sein Team hatte heute einen Zuwachs bekommen, Miss Rose wäre eine perfekte Ergänzung für das Team, und er hatte schon den passenden Decknamen für sie: Gypsy Witch!
X X X
„Sie sind schon wach, Miss Rose? Ich wollte Sie nicht stören."
Hank McCoy hatte den Kopf zur Tür hereingesteckt, um nach seiner schlafenden Patientin zu sehen. Er fand sie in einen warmen Morgenmantel gehüllt auf der Fensterbank sitzend vor, wo sie den Sonnenaufgang beobachtete. Er hatte sie selbst auf ihr Zimmer getragen, nachdem er sicher war, daß sie tatsächlich nur sehr tief schlief.
„Sie stören nicht, Dr. McCoy. Ich konnte nicht länger schlafen, ich bin von soviel Energie durchdrungen, daß ich nicht mehr Ruhe brauche. Können Sie mich zu Jean Grey bringen? Ich würde gerne nach ihr sehen."
„Wenn Sie mir versprechen, daß ich dabei keine bösen Überraschungen erlebe.", meinte Hank schmunzelnd.
Die freundlichen Augen des Arztes leuchteten fröhlich hinter seinen Brillengläsern auf. Man konnte bei diesem Anblick kaum glauben, daß er durch eine Mutation dazu fähig war, sich in ein riesiges, blaues Biest zu verwandeln, das ungeheure Kräfte besaß. Sein Deckname war „Beast", obwohl sein liebenswürdiges Wesen dem Namen gar nicht gerecht wurde.
„Versprochen. Ich ziehe mich schnell an, dann kann ich den anderen nach meinem Besuch noch das Frühstück machen.", sagte Frederica gutgelaunt und glitt von der Fensterbank.
Hank schüttelte den Kopf, wie viel konnte die kleine Frau eigentlich einstecken?
Sie hatte ihren Schleier abgelegt, eine weite Reise angetreten, ein mysteriöses Wesen in einem magischen Kampf besiegt und das alles innerhalb weniger Wochen und nun wollte sie auch noch für ihr leibliches Wohl sorgen.
Er hoffte, daß der Professor, Miss Rose eine Stelle im Team der X-Men anbot, sie schien ihm eine perfekte Ergänzung für die Gemeinschaft zu sein. Nach fünf Minuten kam sie in Jeans und Pulli aus ihrem Zimmer, ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie sah sehr mädchenhaft aus und Hank fühlte Beschützerinstinkte in sich aufsteigen, obwohl Frederica bewiesen hatte, daß sie keinen Schutz benötigte.
Hank schmunzelte in sich hinein: ‚Eher jemanden, der sie etwas bremst!'
Sie stiegen in den Lift, der sie zum Untergeschoß bringen würde.
„Nehmt mich mit!", rief Logan und schlüpfte dann im letzten Moment zwischen den sich schließenden Türen des Fahrstuhls hindurch.
„Guten Morgen, Logan. Heute haben wohl alle schlecht geschlafen. Ich habe Scott erst vor zwei Stunden dazu bringen können, sich in Jeans Krankenzimmer schlafen zu legen."
„Morgen Hank, Freddy. Wie geht es dir? Solltest Du dich nicht besser ausruhen?"
Logans Blick fuhr prüfend über ihr blasses Gesicht, doch er entdeckte keine Zeichen von Erschöpfung mehr.
Sie lächelte ihn beruhigend an: „Mach dir keine Sorgen, Logan. Mir geht es gut. Das Ritual hat mich zwar angestrengt, aber die Energie der Lichtkugel, die zum Ende durch mich und Jean geströmt ist, hat mir Kraft zurück gegeben. Ich will nur nach Jean sehen, ob noch Spuren des Wesens vorhanden sind. Und bitte frag jetzt nicht danach! Ich denke, daß der Professor dazu ein Meeting einberufen wird. Dann ist es noch früh genug darüber zu sprechen."
Logan nickte, ihm war egal, was dieses Phoenix-Wesen war, Hauptsache Jean und Frederica waren gesund und munter.
Hank spähte in das Krankenzimmer von Jean und öffnete dann die Tür weit, weil Scott aufgestanden war und wieder an Jeans Bett saß. Er beobachtete sie im Schlaf und hielt ihre Hand.
„Scott, Du solltest doch schlafen!", rief Hank vorwurfsvoll.
Der junge Mann sah vom Bett auf und sah hinter Hank Frederica Rose stehen. Er erhob sich und ging mit blassem, versteinertem Gesicht zu ihr. Bevor jemand reagieren konnte, hatte er ausgeholt und Frederica eine schallende Ohrfeige gegeben, die sie gegen Hank taumeln ließ. Logan knurrte und packte Scott an den Schultern, um ihn durchzuschütteln.
„Bist Du verrückt? Was soll das?", fuhr er den Teamleiter der X-Men wütend an.
Scott zitterte am ganzen Leib und konnte nicht sprechen, die Anspannung wollte einfach nicht von ihm weichen.
„Logan, laß ihn los, es ist schon gut. Ich habe Jean vor seinen Augen mit einem Messer attackiert. Ich kann ihn verstehen."
Sie stellte sich vor Scott und blickte zu dem großgewachsenen Mann auf, den Logan gegen die Wand geworfen hatte.
„Bitte verzeihen Sie mir, Mr. Summers. Ich wollte niemanden mit meiner Aktion verletzen. Es war die einzige Chance, Jean von dem Wesen zu befreien, es ist ungeheuer stark und anders hätte ich es nie besiegt. Ich mußte es riskieren! Ich wußte, daß ich sie retten kann. Jean war niemals in Gefahr, durch meinen Dolchstoß zu sterben."
Scotts Unterlippe zitterte und seine Knie gaben nach, er sank an der Wand entlang auf den Boden, wo er sein Gesicht auf seinen angezogenen Knien verbarg.
„Logan, Dr. McCoy, bitte laßt mich mit ihm allein.", bat Frederica daraufhin leise.
Hank packte Logan am Arm und zog ihn mit Gewalt aus dem Zimmer.
„Logan, das ist etwas zwischen den beiden! Er wird ihr nichts mehr tun. Er ist vollkommen außer sich. Du weißt doch selbst, daß er sonst nie die Kontrolle verliert, Jean ist seine Achillesferse. Er hat sie innerhalb weniger Monate drei Mal verloren, wenn Du gestern Abend dazu zählst. Hab Nachsicht mit ihm."
Logan gab nach, an Scotts Stelle hätte er Frederica wohl in kleine Scheibchen geschnitten. Er ballte die Hände zu Fäusten und unterdrückte den Impuls, seine Klauen heraus schießen zu lassen. Die Haut zwischen seinen Knöcheln prickelte. Er verspürte einen übermächtigen Drang, Scott windelweich zu prügeln, weil er gewagt hatte, Frederica zu ohrfeigen. Logan runzelte irritiert die Stirn und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, während er auf abwartend auf die verschlossene Tür starrte.
Frederica kniete sich neben Scott und nahm seine Hand, sie strich ihm seine wirren Haare aus der Stirn und sprach ein leises Gebet.
„Es wird alles gut. Jean ist wieder sie selbst und braucht nur etwas Ruhe, bitte glauben Sie mir, Mr. Summers."
Hinter den roten Gläsern aus Rubinquarz quollen dicke Tränen hervor.
„Bitte nenn mich Scott. Es tut mir leid, daß ich dich geschlagen habe! Das war falsch, Du hast Jeans Leben gerettet, und ich danke dir deine Hilfe mit roher Gewalt."
Scotts Stimme klang von unterdrücktem Schluchzen belegt und Frederica schluckte schwer, weil sie mit ihm litt.
„Du mußt dich nicht entschuldigen, ich habe damit gerechnet. Kein Mensch könnte es ertragen, dabei zuzusehen, wie seine große Liebe dermaßen angegriffen wird. Ich habe vorher alles andere versucht, ich wollte es nicht, aber es mußte sein. Noch eine solche Sitzung hätte Jean nicht überstanden, sie war schon sehr schwach. Nicht ihr Körper sondern ihr Geist und ihre Seele. Nur Dank ihrer Fähigkeiten hat sie dem Wesen überhaupt solange widerstehen können."
Frederica wischte Scott die heißen Tränen von den Wangen und weinte lächelnd mit ihm. Sie konnte seinen Gefühlsaufruhr fast körperlich spüren, auch er hatte eine sehr starke Aura.
Logan hielt es nur zwanzig Minuten auf dem Flur aus, dann betrat er das Krankenzimmer wieder. Scott und Frederica saßen nebeneinander auf dem Boden und sein Kopf ruhte an ihrer Schulter. Frederica hielt ihn fest in den Armen und strich ihm beruhigend über den Rücken.
„Logan, sei bitte leise.", flüsterte sie, als sie Logan in der Tür stehen sah.
„Scott ist eingeschlafen, er ist total fertig. Du bist doch so stark, kannst Du ihn in sein Bett verfrachten?", bat Frederica flüsternd.
Ihre Schokoladenaugen, die noch von Tränen glitzerten, sahen ihn bittend an und Logan gab nach. Diesem Blick würde er auch in Zukunft nur schwer widerstehen können. Er hob den erschöpften Scott mit Leichtigkeit hoch und verfrachtete ihn auf die Liege, die Hank neben Jeans Bett aufgestellt hatte.
„Danke! Ich wollte keinen Levitationszauber riskieren, ich hätte ihn womöglich fallen lassen.", meinte Frederica schief grinsend und trat zu Jean ans Bett.
Sie lag vollkommen ruhig da und ihr Gesicht wirkte entspannt. Frederica breitete ihre Hände in der Luft über Jeans Herzgegend aus und sprach einige Beschwörungsformeln, die einen Energieausgleich bewirken sollten. Ihre Augen flatterten zu und dann floß ein Energiestrahl von ihren Händen zu Jean. Der Kontakt dauerte nur wenige Sekunden, dann erlosch das warme Licht und Frederica hielt sich am Metallgestell des Bettes fest. Logan fing sie auf, bevor ihre Knie nachgaben, er nahm sie hoch und trug sie aus dem Zimmer.
„Was ist los?", fragte Logan bestürzt.
„Ich habe Jean etwas von meiner Energie abgegeben, sie braucht sie, so wird sie schneller genesen. Es ist nur fair, ich habe etwas mehr von der Energie der Steine abbekommen, weil ich nicht verwundet war."
Frederica seufzte zufrieden und lehnte ihren Kopf an Logans starke Schulter.
„Du bist unmöglich! Ich verbiete, daß Du dein Leben dermaßen aufs Spiel setzt! Es ist nicht mehr nötig!", meckerte Logan.
Frederica schmiegte ihre Wange nur fester an Logans Schulter.
„Es ist nett, daß Du dir Sorgen um mich machst Logan. Danke."
Logan spürte, wie ihre Glieder erschlafften und verstärkte seinen Griff.
Er schnaubte aufgebracht: „Du bist so ein stures Frauenzimmer!"
„Was ist los, Logan?"
Hank war aus seinem Büro herausgetreten und starrte die beiden verdutzt an.
„Frederica hat eine Beschwörung durchgeführt, bei der sie Jean etwas von ihrer Lebensenergie abgegeben hat. Sie meinte, daß es Jeans Genesung beschleunigen würde. Anstatt sich meiner Energie zu bedienen. Die Kleine braucht eine Tracht Prügel! Jemand muß ihr beibringen, wo ihre Grenzen sind!", steigerte sich Logan regelrecht in seinen gerechten Zorn über Frederica leichtfertige Tat.
Hank verbiß sich ein Lachen, weil der sonst so coole Wolverine so aus der Fassung war. Frederica schien ihm unter die Haut zu gehen, ohne daß es ihm bewußt wurde.
„Bring sie rauf in ihr Zimmer. Ich denke, daß ein paar Stunden Schlaf, das Problem wieder beheben werden. Denk daran, daß wir nicht genau wissen, wie genau ihre Fähigkeiten funktionieren. Du riskierst auch oft dein Leben, ohne zu wissen, ob deine Selbstheilungskräfte den Schaden wieder gut machen können. Jetzt weißt Du, wie es ist am anderen Ende zu stehen. Wir haben uns oft genug Sorgen um dich gemacht!"
Logan grunzte daraufhin nur etwas Unverständliches und meinte dann: „Oh, halt die Klappe, Hank! Das ist etwas anderes! Ich bin fast unzerstörbar! Frederica ist ein nur ein winziges Persönchen!"
Mit den Worten ließ er seinen Kollegen stehen und stakste aufgebracht zum Fahrstuhl. In ihrem Zimmer angekommen legte er Frederica auf das gemachte Bett und streifte ihr die Schuhe ab. Er zog den Überwurf unter ihr hervor und deckte sie damit zu. Langsam dämmerte ihm, wie Scott sich fühlen mußte, sein Respekt vor dem Anführer der X-Men wuchs.
Bisher waren die beiden oft aneinander geraten, weil Logan Scott für viel zu pedantisch hielt, aber er verstand jetzt, daß die Verantwortung für das Team sehr schwer auf ihm lasten mußte. Bis Kurt zu ihnen gestoßen war, war er der jüngste der X-Men gewesen und schon seit einigen Jahren der Anführer des Teams.
Für Logan war es leicht, ohne groß nachzudenken einen Alleingang zu riskieren, aber Scott mußte immer an die Sicherheit aller Teammitglieder denken. Logan warf einen letzten Blick auf die schlafende Frederica, sie war gerade mal ein paar Wochen hier und schon ging sie ihm so unter die Haut. Das war gar nicht gut, solche Gefühle erschreckten ihn. Er konnte sich an keine Frau erinnern, mit der er in den vergangenen Jahren seiner Odyssee eine engere Bindung eingegangen wäre. Er flirtete, er forderte heraus, er schlief mit ihnen, aber er investierte nie Gefühle. Bisher hatte er auch nie Probleme damit gehabt, bis Frederica Rose in sein Leben getreten war.
Fortsetzung folgt…
