Bemerkung:
Es läßt sich nicht vermeiden! Jetzt wird es 'mushy', wie der Amerikaner sagt! Immerhin handelt es sich um eine FF im Bereich 'Romance'! Ihr seid also vorgewarnt! Aber keine Angst, es bleibt unterhaltsam und spannend!
Kapitel 8
Während Frederica augenblicklich, nachdem sie in ihr Bett gekrochen war, die Augen zufielen, tigerte Logan unruhig durch den Wald von Xaviers Grundstück. Seine Verwirrung gründete nicht in den Erlebnissen der vergangenen Stunden, jedenfalls nicht direkt.
Mit Kämpfen, Gewalt und Blut kam er zurecht, was ihn mehr beunruhigte waren die tiefen Empfindungen, die Frederica durch ihre bloße Anwesenheit in ihm auszulösen vermochte. In solchen Dingen war er unerfahren, sein Leben vor den X-Men war ein mehr Umherirren gewesen, die endlose Suche nach seiner Identität. Da war kein Platz für echte Gefühle gewesen, nur für kurze, flüchtige Abenteuer mit Frauen, deren Gesichter er kaum herauf beschwören konnte.
Mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht ging er zurück ins Haus, wo er sich auf den Weg zu Xaviers Büro machte.
„Logan? Komm herein! Was kann ich für dich tun?"
Der Professor legte die Arbeiten beiseite, die er gerade korrigiert hatte. Er brauchte keine telepathischen Kräfte, um zu sehen, daß Logan etwas auf dem Herzen hatte.
Logan lümmelte sich in einen bequemen, dick gepolsterten Sessel, der seine Lieblingssitzgelegenheit in Xaviers Büro war. Er zog eine Zigarre aus seiner Hemdtasche und hielt sie mit einem fragenden Blick hoch. Er hatte die Drohung des Professors nicht vergessen, daß er ihn glauben machen würde, ein zehnjähriges Mädchen zu sein, wenn er ungefragt die Mansion voll qualmte.
„Nur zu Logan! Wenn es dir dabei hilft zu reden! Hier ist ein Aschenbecher!"
„Können Sie nicht einfach meine Gedanken lesen, Charles?"
Logan sah den älteren Mann fast bittend an und dieser mußte sich ein breites Grinsen verkneifen. Man sah nicht alle Tage, wie der sonst so geradlinige Logan sich vor Verlegenheit wand.
„Logan, ich bin's Charles Xavier, mir sind keinerlei menschliche Regungen fremd! Du kannst alles mit mir besprechen! Geht es um den Einsatz?"
Logan atmete tief durch und gab sich in Gedanken ein Tritt in den Allerwertesten.
„Nein! Über den reden wir ja in der Besprechung Morgen! Es geht um Frederica... und mich!"
Xavier verschränkte die Arme auf dem Schreibtisch und sah Logan aufmerksam an.
„Ja?"
„Wissen Sie über den Zauber Bescheid, mit dem sie belegt wurde? Sie hat mir vor einiger Zeit erzählt, daß sie nur mit einem Auserwählten eine Beziehung eingehen kann!"
Xavier nickte bedächtig: „Ja, ich weiß darüber Bescheid! Sie sprach mit mir darüber, nachdem der Abgeordnete bei der Party ein kleines medizinisches Problem hatte. Sie erzählte mir auch von der Sache mit Bobby und Rogue. Zwei Vorfälle, die ihre Behauptung sehr überzeugend untermalen! Glaubst Du ihr immer noch nicht, nur weil deine Mutation es dir erlaubt hat, ihre Barrieren zu überwinden?"
„Sie wissen davon?"
Logan bedeckte stöhnend die Augen mit der Hand, als Charles zustimmend nickte. Er fühlte sogar, wie seine Wangen unangenehm warm wurden. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß er jemals errötet war!
„Großartig! Wem hat sie es noch erzählt?"
„Logan! Sie hat keine Familie, an die sich wegen ihrer Probleme wenden könnte, findest Du es nicht nachvollziehbar, daß sie damit zu mir kommt? Es war ein vertrauliches Gespräch!"
Logan paffte an seine Zigarre und stieß eine langgezogene Rauchwolke aus, der er versonnen hinterher blickte.
„Sie haben wie immer recht! Ich glaube ihr inzwischen! Und ich weiß, daß es einen anderen Grund dafür gibt, daß ich –wie haben Sie es ausgedrückt- ihre Barriere überwinden konnte!"
Logan blickte direkt in Xaviers allwissende Augen.
„Ich bin der Auserwählte!"
Charles zog die Augenbrauen hoch und wartete auf die weiteren Ausführungen.
„Ich weiß, das klingt total dämlich! Aber der heutige Einsatz hat es bewiesen! Sabretooth hat die gleiche Mutation wie ich! Fredericas Lippen haben ihm aber beträchtliche Schmerzen zugefügt! Mal abgesehen davon, daß sie ihn bei lebendigem Leib geröstet hat!"
Xavier lehnte sich väterlich lächelnd in seinem Rollstuhl zurück.
„Das überrascht mich nicht, Logan! Ich habe von Anfang an geglaubt, daß es zwischen euch eine Verbindung gibt, die tiefer geht! Ich denke, daß hat jeder in der Mansion bemerkt, auch wenn die meisten etwas anderes dahinter vermutet haben! Was willst Du jetzt machen?"
Logan drückte die fertig gerauchte Zigarre im Aschenbecher aus, während Xavier netterweise seinen gutgehüteten, alten Scotch aus dem Geheimversteck hervorholte. Er schenkte sich und Logan jeweils einen sehr großzügig bemessenen Drink ein.
„Ich bin mir nicht sicher! Wir sind Mitglieder desselben Teams! Ich höre schon Cykes Vorwürfe, wenn er etwas von den Verwicklungen erfahren sollte!"
Logan verdrehte die Augen gen Decke und verzog genervt den Mund.
Diesmal konnte Charles sein Lachen nicht unterdrücken: „Scott ist mit Jean verlobt, er kann dir am wenigsten Vorwürfe machen! Ich denke ihr alle seid erwachsen genug, mit der neuen Situation fertig zu werden! Zumindest hoffe ich das! Und seit wann scheren dich solche Konventionen?"
Logan grinste breit: „Ich werde wohl auf meine alten Tage noch weise!"
Logan stieß mit Xavier an und nahm einen tiefen Schluck des belebenden Getränks. Er hatte es endlich ausgesprochen, und es war weniger schlimm gewesen, als er angenommen hatte.
Nun mußte er nur noch allein mit Frederica zu Rande kommen.
XXX
Am Freitagabend zwei Tage später hatte Xavier von einem Cateringservice ein Büffet im großen Salon aufbauen lassen. Mit einem festlichen Abendessen und anschließendem Tanz für alle älteren Schüler im angrenzenden kleineren Salon, das die Jugendlichen mit Eifer dekoriert hatten.
Es gab mehr als genug Gründe zu feiern: Die geglückte Rettungsmission, Pyros Heimkehr, Jean und Scott, die gestern von ihrem Urlaub heimgekommen waren und Gypsy Witchs Feuertaufe (im wahrsten Sinne des Wortes)!
Xavier hatte keine große Tafel anrichten lassen, sondern Anweisung gegeben, daß kleinere Tische für fünf bis sechs Personen gedeckt werden sollten, damit sich die Schüler und die Lehrer vermischen konnten. Die ‚Xavier School for Gifted Youngsters' war mehr als eine Schule, sie war auch eine Ersatzfamilie für viele der Jugendlichen, und sie hatten meist eine sehr enge persönliche Bindung zu wenigstens einem der Lehrer.
Gegen sieben strömten die Bewohner der Mansion in lockerem Ausgehstaat in den Salon und stürmten mit Begeisterung das exquisite Büffet.
Erst als alle mit mehr oder weniger beladenen Tellern an den diversen Tischen verteilt saßen, gab Xavier ein telepathisches Zeichen an Hank weiter, der in Pyros Begleitung aus den Katakomben zu ihnen stoßen sollte.
Bisher hatten nur der Professor und Jean Grey John in seinem Krankenzimmer besucht, er sollte genug Zeit bekommen, sich körperlich zu erholen, bevor er von seinen Mitschülern bestürmt wurde.
Als Hank in den Salon trat, senkte sich erwartungsvolles Schweigen über die Gesellschaft. Alle starrten zur Tür, wo John unschlüssig auf der Türschwelle verharrte.
Er sah fast aus wie der alte Pyro, nur daß sein linker Arm in einer Schlinge ruhte und jemand seine wirren Haare geschnitten hatte.
Sekundenlang steigerte sich das Schweigen bis zur Unerträglichkeit, dann sprang Rogue von ihrem Stuhl auf und rannte ihrem alten Freund entgegen. Sie fiel ihm um den Hals und erdrückte ihn fast mit ihrer begeisterten Umarmung.
„John! Ich bin so froh, daß Du zurück bist! Ich hab' dich wirklich vermißt!"
Sie küßte ihn herzhaft auf die Wange und grinste ihn dann breit an. Bobby war hinter sie getreten und sein bester Freund sah ihm fragend in die Augen, da er keine Schmerzen verspürt hatte, als Rogue ihn an der Wange berührt hatte.
„Laß dir das nicht zu Kopf steigen, Pyro! Marie gehört immer noch zu mir!"
Bobbys eisblaue Augen blitzten fröhlich auf und er klopfte John auf die Schulter. Mehr war nicht drin, schließlich mußte man hier als heranwachsendes Teammitglied sein Gesicht wahren.
Marie ließ Pyro los, damit die anderen Schüler ihn begrüßen konnten, anschließend nahm sie ihn bei der Hand –sie trug heute Abend keine Handschuhe- und führte ihn zu dem Tisch, wo Bobby, Logan, Frederica und sie selbst saßen.
John sah sich überwältigt in dem festlichen Salon um und konnte kaum glauben, daß niemand ihm Vorwürfe machte. Sogar der sonst so strenge Mr. Summers hatte ihn freundlich begrüßt. Und erst seine Mitschüler, es war, als wäre er nie fort gewesen.
Was für ein Unterschied zum Leben bei der Bruderschaft, wo man sich nie sicher sein konnte, ob einer der Mitglieder einem nicht in den Rücken fallen würde. Jede Äußerung mußte überdacht werden, denn die Anhänger Magnetos waren nicht zimperlich im Umgang mit ihren Bundesgenossen. Doch daran wollte er heute nicht denken, er war endlich wieder Zuhause!
Professor Xavier klopfte mit seiner Gabel gegen sein Weinglas und das muntere pling, pling brachte alle zum Verstummen. Mit erwartungsvollen Gesichtern warteten sie, daß der Professor seine kleine Ansprache hielt.
„Ich verspreche mich kurz zu fassen, der Nachtisch wird nicht schmelzen! Ich wollte nur Pyro offiziell in unserer Mitte willkommen heißen und meine Freude über seine Rückkehr zum Ausdruck bringen!"
Hier mußte der Professor kurz inne halten, weil die jungen Leute in Jubel ausbrachen und applaudierten, bis John gar nicht mehr wußte, wo er hinblicken sollte.
„Wie ich höre, seid ihr genauso aus dem Häuschen darüber wie ich!"
Der Professor zwinkerte kurz verschwörerisch, als seine Zuhörer über diesen ungewohnt saloppen Ausdruck aus seinem Mund in Lachen ausbrachen.
„Nun, ich habe noch eine zweite Ankündigung zu machen. Jean Grey und Scott Summers haben mir vorhin mitgeteilt, daß sie einen Termin für ihre Hochzeit festgesetzt haben und zwar den 25. Dezember! Wer bei den Vorbereitungen behilflich sein möchte, wendet sich bitte an Ororo Munroe!"
Der Name wäre beinahe in dem erneut aufbrandenden Gejohle untergegangen. Die Mädchen freuten sich besonders auf das bevorstehende Ereignis, das sie sich insgeheim schon seit Jahren herbei wünschten.
Ihre eigene Märchen-Hochzeit in der Mansion!
Scott nahm Jeans Hand und drückte einen galanten Kuß auf ihren Handrücken.
„Ich habe dich vorgewarnt, Liebling! Wir hätten einfach durchbrennen sollen!"
Jean lachte leise: „Nein, das hätten wir Charles nicht antun können! Ich will, daß alle dabei sind, wenn wir uns das Ja-Wort geben! Ich liebe dich, Slim!"
Die letzten Worte flüsterte sie in sein Ohr, und er küßte sie daraufhin sehr zärtlich auf den Mund.
Kitty, Shadowcat, die mit ihnen die mit an ihrem Tisch neben Colossus saß, bekam glänzende Augen und seufzte ergriffen. Miss Grey und Mr. Summers waren die Verkörperung des perfekten Paares für sie.
Die Erwachsenen stießen mit Champagner an und der Salon war bald von Gelächter und angeregten Unterhaltungen angefüllt. Nach einer kleinen Weile konnte sogar Pyro sich entspannen und über Bobbys Albernheiten lachen wie in alten Zeiten.
„Seit wann kann Rogue jemanden gefahrlos berühren? Davon wußte ich gar nichts!"
Logan beugte sich zu Frederica rüber und sah sie finster unter zusammengezogenen Brauen an.
„ Erst seit ein paar Tagen, Logan! Ich habe schon länger nach einem Zauber gesucht, der ihre Fähigkeiten im Zaum hält. Wir hatten dabei ein paar Rückschläge in kauf zu nehmen, deshalb wollte sie mit niemandem darüber reden! Es ist auch noch nicht hundertprozentig sicher, sie muß immer noch auf Warnsignale acht geben, wenn sie jemanden berührt! Aber es ist besser als vorher! Hank und jean werden natürlich weiter an einer wissenschaftlichen Lösung arbeiten!"
„Na schön!", brummte Logan.
Er wußte nicht, ob ihm die Vorstellung gefiel, daß Rogue in einem Gebiet aktiv werden konnte, für das er sie zu jung hielt. Er beobachtete sie nachdenklich, wie sie strahlend zwischen John und Bobby saß, der ihre Hand in seiner hielt und gar nicht mehr loslassen wollte.
Logan mußte wohl seine altmodische Vorstellungen überdenken, aber Rogue würde immer einen besonderen Platz in seinem Herzen einnehmen, war sie doch der erste Mensch, der seit langer Zeit dahin hatte vordringen können und ihn hierher geführt hatte.
Zwei Stunden später teilte sich die Gesellschaft auf, die Jüngeren mußten sich in ihre Zimmer zurück ziehen, die Oberschüler begaben sich in ihr ‚Party-Zimmer' und die Erwachsenen setzten sich gemeinsam an einen der Tische, um Kaffee zu trinken, zu rauchen oder etwas Geistvolles zu sich zu nehmen.
Die Lehrer würden sich mit der Aufsicht der Teenager abwechseln. Storm und Hank übernahmen die erste Schicht.
„Frederica, ich wollte dich fragen, ob Du meine Brautjungfer sein möchtest, Ro ist meine Ehrenjungfrau. Ich verspreche hoch und heilig, daß die Kleider nicht scheußlich sein werden!"
Frederica lachte amüsiert: „Natürlich! Es ist mir eine Ehre Jean! Ich freu mich sehr für euch beide!"
Jean grinste schief: „Ich kenne Scott schon so lange und doch bin ich jetzt etwas nervös! Das ist albern!"
„Nein! Das ist romantisch! Es wird sicher traumhaft!"
Logan, der der Unterhaltung mit Leichtigkeit folgen konnte, obwohl er ihnen gegenüber saß, verdrehte die Augen. Wunderbar!
Hochzeitsfieber in der Mansion, das konnte er so gut gebrauchen wie gepanschten Fusel!
Auserwählt oder nicht, mit Hochzeiten oder dergleichen wollte er nichts zu tun haben.
Ro und Hank verlangten nach 45 Minuten energisch, abgelöst zu werden, da die Schüler sich einen Spaß daraus gemacht hatten, die beiden unentwegt zum tanzen aufzufordern.
Frederica erhob sich und ging um den Tisch herum, um Logans Hand zu nehmen und ihn auf seine Füße zu hieven.
„Komm! Wir sind dran! Ich will sehen, wie Du versuchst, die Mädchen in die Flucht zu schlagen!"
Unter dem schadenfrohen Gelächter seiner Kollegen wurde Logan von Frederica in den angrenzenden Raum gezerrt.
XXX
Als sie die Schwelle zum kleinen Salon überschritten, war es, als würde sie eine andere Welt betreten. Die Wände waren mit schwarzen Stoffbahnen dekoriert und die Lampen mit roten Lampions überzogen worden. Jubilee hatte eine Glaskugel mit ihrer Energie aufgeladen, so daß ab und an elektrische Entladungen ein gespenstisches Licht auf die Umgebung warfen. Der Effekt war besser als jede Diskokugel. Die Kids hatten sogar mit Hilfe von alten Matratzen, bunten Decken und Kissen so etwas wie Diwane aufgebaut und kleine Tische dazu gestellt, die sie in den Weiten des Dachbodens entdeckt hatten, wo Xavier einige Kuriositäten aufbewahrte.
Die Musik war ohrenbetäubend und die Tanzfläche gut gefüllt.
Frederica sah lachend zu Logan auf: „Wow! Ich glaube, Du könntest Ohropax gebrauchen!"
Trotz der lauten Musik konnte sie Logans mißgelauntes Brummen vernehmen. Sie zog die Tür ins Schloß und dirigierte Logan zu einer freien Sitz- oder besser gesagt Liegegelegenheit.
Logan behielt seine finstere Miene bei, obwohl ihm gefiel, wie Frederica sich auf der weichen Unterlage Halt suchend an ihn lehnte. Ihre zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare kitzelten ihn an der Nase und ihr verführerischer Duft ließ ihn wünschen, daß sich in dem Raum weniger Leute befänden.
„Der erste Mutige kommt schon, mich zu holen!"
Frederica sah Bobby lächelnd entgegen und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Die Mädchen standen in Grüppchen zusammen und beäugten Logan mißtrauisch. Bei dem immer gutmütigen Dr. McCoy konnte man sich gerne einen Spaß erlauben, aber Logan war da ein anderes Kaliber. Am Ende wurde Rogue zu ihm geschickt, die noch nie vor ihm Angst gehabt hatte.
„Und Logan? Kann ich dich zu einem Tanz überreden? Drücken gilt nicht! Sonst hetze ich die anderen Mädchen auf dich!"
„Na schön, Miss Naseweis!"
Mit einer raubtierhaften Bewegung war Logan auf den Beinen und führte Marie auf die Tanzfläche, wo gerade passender Weise ein Blues gespielt wurde. Er nahm sie fest in die Arme und drückte sie an seine breite Brust. Sie schmiegte sich vertrauensvoll an ihn und lehnte ihre Stirn an seine Wange. Zum ersten Mal seit sie ihre Mutation unter Kontrolle hatte, berührte sie Logan direkt.
„Ich bin wirklich froh, daß Frederica dir helfen konnte!"
Logan nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küßte sie kurz auf den Mund, ohne auf die Zuschauer zu achten.
Sie lächelte ihn strahlend an: „Ja, sie ist toll! Sie hat einfach nicht aufgegeben, obwohl ich ihr einige Male ziemlich weh getan habe. Ups, das hätte ich dir gar nicht verraten sollen!"
Rogue biß sich auf die Unterlippe und sah zerknirscht zu Logan auf, der seine Augen ärgerlich zusammenkniff.
„Hm, hm! Darf ich abklatschen?"
Frederica und Bobby waren neben ihnen zum Stehen gekommen und Marie ergriff erleichtert die Gelegenheit zur Flucht. Logan riß Frederica fast brutal in seine Arme und preßte mit seinem stahlharten Griff fast alle Luft aus ihren Lungen.
„Uff! Logan, ich möchte diesen Tanz überleben!"
Er gab etwas nach, doch er sah immer noch aufgebracht auf sie herunter.
„Wieso hast Du mich nicht bei den Experimenten mit Rogue um Hilfe gebeten? Meine Schmerzgrenze liegt viel höher als deine!"
„Das meinst auch nur Du! Du heilst nur schneller! Außerdem ist es für Rogue angenehmer, die Gedanken einer Frau mit sich rumzuschleppen als die eines griesgrämigen Brummbären! Sie hat immer darauf geachtet, daß der Kontakt nicht zu lange gehalten wurde! Wofür hältst Du mich eigentlich? Ich bin eine sehr mächtige Hexe und durchaus fähig, eine Situation richtig einzuschätzen und mir selbst zu helfen!"
Sie blieb stehen und packte Logan an seinem Hemdkragen, um ihn etwas näher zu sich herunter zu ziehen und ihm beschwörend in die Augen zu schauen.
„Du leidest unter denselben unerträglichen Schmerzen, wie jeder andere Sterbliche, wenn Du verletzt wirst! Du bist nur gut darin, das zu verbergen! Glaubst Du, ich habe nicht mitbekommen, wie Du gelitten hast, als Sabretooth dich verletzt hat? Ich werde dir nie im Leben absichtlich solche Schmerzen zufügen! Dafür habe ich dich viel zu gern!"
Frederica hatte sich richtig in Rage geredet und die letzten Worte waren ihr einfach so entschlüpft. Als ihr klar wurde, was sie da gesagt hatte, war es zu spät, sie konnte es nicht mehr zurück nehmen. Es war ja die reine Wahrheit.
Sie starrten sich eine Weile sprachlos in die Augen, versanken in den Augen des andren, bis sie ihre Umgebung vollkommen ausgeblendet hatten.
Als Logan Marie den kleinen Kuß gegeben hatte, waren die Mädchen in Kichern ausgebrochen. Doch der Kuß, den Logan Frederica gab, ließ sie die Luft anhalten und das Paar mit tellergroßen Augen anstarren.
Frederica erwiderte Logans heiße Küsse, bis der DJ von dem interessanten Tun der beiden abgelenkt vergaß, eine neue CD aufzulegen und eine erdrückende Stille sich über den Raum senkte.
Frederica war das egal, in ihrem Kopf spielte ein ganzes Orchester irgendeinen Triumphmarsch. Logan wachte jedoch ziemlich abrupt aus seiner Trance auf und beendete den Kuß, der nicht mehr lange jugendfrei geblieben wäre, seine Hände waren ihrem Hinterteil schon gefährlich nahe gekommen.
Rogue rannte geistesgegenwärtig zum DJ und stupste ihn an, damit er eine schnellere Nummer auflegte.
Frederica strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem erhitzten Gesicht und schlüpfte durch die menge der grinsenden Schüler zum Ausgang. Die nächsten Lehrer waren dran, sich vor den Kids lächerlich zu machen. Ihre 45-Minuten-Schicht war hiermit offiziell beendet!
Logan fing sie an der Tür ab.
„Frederica!"
Er hatte sie noch nie bei ihrem vollen Namen genannt und dann kam noch der Klang seiner rauchigen Stimme hinzu. Das allein genügte schon, um ihre Knie weich wie Butter werden zu lassen.
„Bitte Logan! Das, es ist weder Zeit noch Ort für eine solche Diskussion! Ich war einfach sauer! Können wir ein anderes Mal miteinander sprechen?"
Logan legte seine Hand auf ihre weiche Wange, um ihr mit dem Daumen über die volle Unterlippe zu streichen.
„Miteinander sprechen? Frederica, ist das dein Ernst?"
Seine Lippen umspielte ein wissendes Lächeln, das ihr ein Kribbeln in der Magengegend verursachte.
„ich gehe jetzt schlafen! Gute Nacht Logan!"
Sie haßte sich für ihren feigen Rückzug, doch sie wollte nicht vor allen Bewohnern des Instituts den Kopf verlieren und noch etwas Unüberlegtes sagen oder tun. Sich in ihr Zimmer zurückzuziehen, war im Moment die vernünftigste Alternative.
Sie brauchte dringend Schlaf, ihre letzten Nächte waren irgendwie unruhig gewesen, von verwirrenden Träumen heimgesucht, die sie nicht verstand.
Sie waren voll von mysteriöser Symbolik, wie die Träume ihrer Großmutter, die die Gabe der Vorsehung besessen hatte. Sie selbst hatte jedoch niemals ohne magische Hilfe in die Zukunft blicken können. Sie nahm sich vor, am nächsten Tag ein Orakel zu befragen, wenn sie aufgrund von Träumen wieder nicht genug Schlaf fand.
XXX
Frederica hatte am nächsten Morgen das Gefühl langsam aus einem wunderbaren Traum empor in den Wachzustand zu schweben. Sie fühlte sich mollig warm und geborgen. Sie seufzte behaglich, da sie zwar eine entfernte Erinnerung an einen verwirrenden Traum hatte, doch der war einem erholsamen Schlaf gewichen, der ihre Glieder schwer machte, und sie hätte am liebsten geschnurrt wie eine Katze.
Logan hingegen war spät zu bett gegangen, die Szene zwischen ihm und Frederica hatte ihn wach gehalten, und er hatte sich mit einer Flasche Scotch und mehreren Zigarren in ein stilles Zimmer zurückgezogen. Verschlafen legte er einen Arm um den warmen Körper, der neben ihm ausgestreckt war und dessen Duft seine empfindsame Nase kitzelte.
Träumte er?
Egal, sein Körper reagierte mit dem üblichen Morgengruß auf die warme, weiche Kehrseite, die ihm zugewandt war.
Als ein starker Arm sich um ihre Taille legte und sie an den harten Körper eines Mannes gepreßt wurde, entfuhr Frederica ein erschrockenes Kieksen. Sie schnellte in eine sitzende Position hoch und erkannte im dämmrigen Zimmer die Umrisse von Logan neben sich im Bett.
„Logan!"
„Frederica!"
Gleichzeitig und mit sich überschlagenden Stimmen riefen sie ihre Namen aus. Logan wollte nach ihr greifen, weil sie gefährlich nahe an den Bettrand gerutscht war, doch sie wich aus und landete daraufhin mit einem empörten Ausruf auf ihrem Allerwertesten auf dem Boden neben dem Bett.
„Aua! Logan, was fällt dir ein, mir in meinem Schlafzimmer aufzulauern!"
Frederica strich sich die Haare aufgebracht aus dem Gesicht und richtete sich auf, wobei sie auf ihren Knien verharrte, da ihr eingefallen war, daß sie nur ein hauchdünnes Nachthemdchen trug. Jean hatte ihr das zartgrüne Gebilde mit der cremefarbenen Spitze am Saum bei einem ihrer gemeinsamen Einkaufsbummel geschenkt und sie liebte das Gefühl der kühlen Seide auf ihrer nackten Haut. Der Gedanke an ihre kaum verhüllte Nacktheit holte sie wieder in die Gegenwart und sie riß das Laken vom Bett, um es sich um den Körper zu schlingen. Sie konnte besser mit Logan streiten, wenn sie nicht leicht bekleidet vor ihm stand.
Sie erhob sich mit aller Würde, die sie aufbringen konnte, und wollet vorwurfsvoll auf Logan runterblicken, doch daraus wurde nichts.
Sie riß Augen und Mund auf und bekam keinen Ton heraus, als sie entdeckte, daß sie Logan seiner einzigen Bekleidung entledigt hatte.
Er hatte vollkommen nackt geschlafen und zu ihrem Entsetzen mußte sie feststellen, daß er unter dem Laken etwas versteckt hatte, auf dessen Anblick sie nicht ganz vorbereitet war. Sie spürte wie ihr das Blut heiß in die Wangen schoß und versuchte, ihren Blick von Logans perfektem Körper abzuwenden und ihm lieber direkt in die Augen zu blicken.
„Hölle und Verdammnis! So eine Frechheit hätte ich selbst dir nicht zugetraut!"
Frederica schnaubte entnervt und ihre Augen sprühten Zornesfunken.
Logan warf jedoch nur den Kopf zurück und lachte schallend: „Baby! Das ist mein Zimmer! Sieh dich doch um! Du bist in mein Bett gekommen!"
Frederica blinzelte verwirrt und sah sich dann in dem spartanisch eingerichteten Raum um, wo nur ein Paar lässig auf einen Stuhl geworfene Jeans auf den Besitzer deuteten. Er hatte recht, sie war gar nicht in ihrem Zimmer!
„OH-MEIN-GOTT! Ich... ich muß gehen!"
Durch das Laken um ihren Körper am Gehen gehindert, trippelte sie so schnell sie konnte zur Tür, doch Logan fing sie noch vorher ab und riß sie schwungvoll in seine Arme.
„Nicht so schnell, kleine Hexe! Du willst doch nicht allen Ernstes mitten am Tag in diesem Aufzug durch die Gänge der Mansion geistern! Ich muß an meinen Ruf denken!"
„Du Scheusal! Das ist nicht witzig!"
Frederica versuchte sich aus seinen Armen zu winden, doch er hielt sie fest an seinen durchtrainierten Körper gedrückt.
„Tief durchatmen, Kleines! Ich habe nichts gemacht! Du bist zu mir gekommen! Habe ich nicht das Recht auf eine Erklärung?"
Sie schluckte schwer, weil seine körperliche Nähe sie total aus dem Konzept brachte und ihr eigner Körper nach Dingen verlangte, die sie total in Verwirrung stürzten.
„Ich weiß nicht, wie ich hierher gekommen bin! Ich habe mich zum Schlafen in mein eigenes Bett gelegt und kann mich nicht erinnern, in der Nacht aufgestanden zu sein! Ist das vielleicht nur ein verrückter Traum?
Sie sah hoffnungsvoll zu Logan auf, der ihre Frage beantwortete, in dem er sie heiß und innig küßte. Er unterbrach den Kuß nur, um sie auf seine Arme zu nehmen und zum Bett zurück zu tragen.
„Das ist kein Traum, Frederica! Du bist zu mir gekommen und nun gehörst Du mir!"
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und hielt erwartungsvoll die Luft an, bis er sie sanft auf dem Bett abgelegt hatte. Sie sah mit klopfendem Herzen zu ihm auf und streckte eine Hand nach seinem Gesicht aus, das über ihr schwebte. Sie strich ihm über die stoppelige Wange und glitt dann mit ihren Fingern in seine dicken Haare, um ihn zu sich herunter zu ziehen.
„Das gleiche gilt für dich, Logan! Wenn ich jetzt bleibe, dann gehörst Du auch mir!"
Sie preßte ihren warmen Lippen auf seinen Mund und küßte ihn verlangend. Mit einem Erschauern nahm sie zur Kenntnis, daß Logan ihr das Laken vom Körper riß, um sie mit bewundernden Blicken zu verschlingen.
„Du hast das Gebot gebrochen: Wecke niemals einen schlafenden Wolverine! Jetzt mußt Du mit den Folgen klar kommen!"
Logans Augen blitzten begehrlich auf, als er einen feinen Träger von ihrer Schulter schob und einen heißen Kuß auf die cremig weiche Haut dort drückte. Danach wäre jedes weitere Wort überflüssig gewesen. Frederica war endlich dort, wo sie hingehörte, und sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu entdecken, um an etwas anderes zu denken.
Eine ganze Weile später lag Frederica eng an seine Seite gekuschelt, ihren Kopf auf seine Schulter gebettet und driftete durch eine Art Wachtraum. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich am liebsten nie wieder bewegt. Sie hatte sich noch nie so ausgefüllt und glücklich gefühlt.
Wieso hatte sie sich nur so lange dagegen gesträubt, daß Logan ihr Schicksal war?
Sie atmete tief den Duft seiner Haut ein und seufzte dann wohlig, als er seinen Griff verstärkte und beide Arme um sie schlang.
„Geht es dir gut, Darling?", flüsterte er leise.
„Ja, mir ging es noch nie besser!"
Sie hob den Kopf und sah ihn unter schweren Lidern verklärt an. Er lächelte breit, in diesem Zustand war eine vernünftige Unterhaltung mit ihr nicht möglich. Er zog sie an einer langen, dunkelroten Strähne ihrer Haare zu sich heran.
„Mal sehen, ob es da nicht doch eine Steigerung gibt!"
Er küßte sie zärtlich und ausdauernd, bis ihre Antwort auf seine Liebkosungen fordernder wurde und er ihr bewies, daß eine Steigerung ihres Wohlbefindens tatsächlich möglich war.
Fortsetzung folgt
