Ich habe die Geschichte eben zu einem Ende gebracht, nach dem 12. Kapitel folgen noch drei weitere!
Ich hoffe darauf, noch etwas Rückmeldung von euch zu bekommen! Damit ich weiß, wie die Story so ankommt!
Auf jeden Fall schöne Weihnachten und ein frohes Neues Jahr! :)
Some Kind of Magic 12.2
„Laß den Unsinn! Komm sofort da runter!", rief Warren mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete und die jeden seiner Untergebenen hätte stramm stehen lassen.
Sie drehte sich auf Zehenspitzen zu ihm um und breitete wieder die Arme aus.
«Tous les hommes ici sont tourne-fêtes!»
(Alle Männer hier sind Spielverderber!)
Sie lachte wieder perlend und lehnte sich bedenklich weit zurück. Warren stieß sich in die Luft ab, gerade als Frederica sich mit einem Jauchzen auf den Lippen rückwärts fallen ließ. Er fing sie auf, bevor sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte.
Was war nur mit der Frau los?
Sie hatte nicht den Eindruck eines leichtfertigen, provokanten Frauenzimmers gemacht. Eine solch verantwortungslose Person hätte Xavier nie in sein Team aufgenommen.
«Encore une fois!»
(Noch einmal!)
Frederica hielt sich lachend an Archangels Hals fest und schmiegte sich an seine breite Brust. Sie kamen sanft auf der Terrasse auf und Warren schritt in sein Zimmer, um die Flügeltüren hinter sich zuzumachen. Er wollte verhindern, daß Gypsy Witch noch einmal so einen tollkühnen Streich vollführen konnte.
„Ich sagte, Du sollst den Unsinn lassen! Dein Mann killt mich, wenn dir etwas zustoßen sollte!"
Frederica biß sich auf die Lippen und sah ihn aus großen, unschuldigen Augen an.
„Ich bin brav! Versprochen! Wo ist Logan überhaupt?"
Warren setzte die Frau auf ihren nackten Füßen ab und sah sich nach etwas um, womit er ihre aufreizende Erscheinung bedecken konnte. Eine falsche Bewegung und er würde mehr von der Frau sehen, als ihrem Mann gefallen würde. Logan würde wahrscheinlich seine Augen mit seinen scharfen Klauen wie zwei Oliven aufspießen, wenn er das mitkriegen sollte.
„Er trainiert im Danger Room! Sabra, das ist Ruth, glaube ich, wollte ihn etwas herumführen!"
Fredericas Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. Logan war bei dieser Frau?
Warren fand nur ein Männerhemd, das er Frederica gerade überstreifen wollte, sie warf sich jedoch an seine Brust und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Wenn er spielen darf, dann will ich auch!"
Sie zog Warrens Kopf zu sich herunter und preßte ihre heißen Lippen auf seinen schmalen Mund. Sein Protest wurde durch ihren leidenschaftlichen Kuß erstickt, den er sekundenlang zu erwidern versucht war. Die Kleine schien nur aus Feuer und Verlangen zu bestehen, dann setzte seine Hirntätigkeit wieder ein, und er löste sich mit Gewalt aus ihrer Umarmung.
Kurz zuvor hatte es von beiden unbemerkt an der Tür geklopft, die sogleich aufgeglitten war.
„Warren hast Du zufällig mitbekommen, wo Frederica hin…"
Auf Logans Gesicht breitete sich Ungläubigkeit aus, als er sah, wie Warren und Frederica sich küßten.
„Logan!", rief er bestürzt aus, als er sah, wer da ins Zimmer gekommen war.
Warren war kalkweiß geworden, weil er wußte, wie die Szene eben für Wolverine ausgesehen haben mußte.
„Schau doch nicht so, Logan! Ich habe mich nur bei Warren für seine Hilfe bedankt!"
Frederica grinste Logan keck an und streichelte dabei aufreizend langsam Warren über die nackte Brust, während sie ihre rosa Zungenspitze lasziv über ihre Oberlippe gleiten ließ.
Logans Miene verfinsterte sich und sein blick wurde stechend. Er mußte seine Hände zu Fäusten ballen, damit seine Klauen nicht unkontrolliert herausschossen, und er sich womöglich wie ein tollwütiges Tier auf seinen Teamkollegen stürzte.
„Was geht hier vor?", preßte Logan zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
„Logan! Bitte versteh das nicht falsch! Ich glaube mit deiner Frau stimmt etwas nicht!"
Warren umfaßte Fredericas Handgelenke, um ihre Hände von seiner Brust zu entfernen. Er hatte wirklich keine Lust von einem tobenden Wolverine zum Zweikampf herausgefordert zu werden. Der Mann sah aus wie ein wütender Stier, der zum finalen Stoß ansetzen möchte.
Frederica riß sich von Warren los und starrte ihn erbost an. Wie konnte der gefiederte Kerl es nur wagen, so etwas zu behaupten! Mit ihr war alles in Ordnung, sie würde es ihm schon noch zeigen!
Sie blinzelte und stand dann plötzlich fast genau vor Logan, der erschrocken einen Schritt zurückwich. Er hatte nicht einmal bemerkt, daß sie sich bewegt hatte.
Logan zog die Augenbrauen zusammen und warf Warren einen nachdenklichen Blick zu, der unschlüssig auf dem Fleck verharrte und noch das Hemd in der Hand hielt, das er Frederica hatte überwerfen wollen.
„Warren? Hast Du vorhin Schmerzen beim Kontakt verspürt?"
Logan vermied es, das Wort Kuß in den Mund zu nehmen, er war bereits halb wahnsinnig vor Eifersucht, da mußte er die Sache nicht auch noch laut aussprechen. Warren schüttelte nur verwirrt den Kopf, er verstand nicht, warum ein relativ harmloser Kuß ihm Schmerzen bereiten sollte.
Frederica kam auf ihn zu, und er sah ihr genau in die Augen, wo er ein grünes Leuchten entdecken konnte, welches ihm klar machte, was mit seiner Frau los war.
„Freddy, hör mir zu!"
Er hatte unwillkürlich den Kosenamen benutzt, mit dem er sie bis vor kurzem noch auf die Palme hatte bringen können.
„Du mußt dich dagegen wehren! Ich brauche deine Hilfe, Du mußt mir sagen, was ich tun soll!"
Logan umfaßte ihr erhitztes Gesicht und blickte ihr tief in die Augen, die sich langsam aufklarten und ihre ursprüngliche dunkle Färbung annahmen. Sie atmete gehetzt und stöhnte auf, als hätte sie Schmerzen.
„Logan! Es… Bitte, es sind böse Augen! Du mußt die bösen Augen vertreiben!"
Ihre Augen leuchteten wieder grün auf und sie stemmte sich gegen seinen Griff. Er gab nach, weil er seine Hände einen Augenblick benötigte. Er griff in die Tasche seines Anzuges, wo er immer noch das goldene Kruzifix verwahrte. Bevor Frederica auch nur blinzeln konnte, hatte er ihr die Kette über den Kopf gestreift, wo das Kreuz dann genau zwischen ihren Brüsten zu liegen kam.
Ihre verheilende Narbe flammte blutrot auf und sie stieß einen spitzen Schmerzensschrei aus, der beiden Männern tief ins Mark dran und sie zusammen zucken ließ.
Mit weit aufgerissenen Augen sah Frederica Logan an.
„Bitte hilf mir! Bitte, Logan, die bösen Augen…"
Ihre Stimme erstarb und sie sackte kraftlos in sich zusammen. Warren sprang hinzu und fing ihren leblosen Körper auf, bevor sie auf den Boden aufprallen konnte.
„Logan, was ist los?"
Der Angesprochene preßte die Lippen zusammen und nahm Warren Frederica ab, er war einen Moment zu geschockt gewesen, um schneller zu reagieren.
„Zoran de Fleur hat uns wohl ein kleines Geschenk dagelassen! Er hat irgendwie Frederica mit dem bösen Blick bedacht, das meinte sie mit den bösen Augen. Sie hat sich vorhin vor unseren Augen teleportiert, diesen Zauber hat sie noch nie zuvor angewendet. Ihre Augen leuchteten dabei grün, wie das Licht, das Zoran umgab."
Logan sah besorgt auf Fredericas schweißglänzendes Gesicht herunter und drückte kurz seinen Mund an ihre Schläfe, die sich immer noch bedenklich heiß anfühlte.
„Was bedeutet das jetzt? Mit dem bösen Blick bedacht?"
Warren streifte sich das Hemd über und knöpfte es schnell zu, bevor er in Socken und Schuhe schlüpfte.
„Ich erkläre das später! Ich bringe Frederica in die Krankenstation, kannst Du jemanden vom anderen Team alarmieren? Ich benötige die Hilfe eines Ortsansässigen."
Frederica bewegte sich unruhig in seinen Armen und warf den Kopf hin und her. Sie mußten sich beeilen, das Kruzifix würde sie nicht lange im Zaum halten können.
X X X
„Müssen wir sie wirklich festschnallen?"
Ororo blickte beunruhigt in Logans verbissenes Gesicht, während er Frederica in einem medizinischen Behandlungsraum auf einer Bahre mit Gurten festzurrte. Sie hatte Logan und Warren im Gang der Lehrerquartiere getroffen und war ziemlich erschrocken über Fredericas Zustand gewesen. Das Ganze erinnerte sie an die Zeit, als Jean noch von dem Urwesen besessen gewesen war und es machte ihr ziemlich Angst, weil diese Art der Bedrohung außerhalb ihres sonstigen Wirkungskreises lag. Der Alptraum des vergangenen Einsatzes war also noch nicht vorüber.
„Glaub mir, das macht mir bestimmt keinen Spaß! Aber sie könnte sich oder einen anderen ernsthaft verletzen. Sie wehrt sich ziemlich heftig gegen die fremde Macht."
Logan legte ihr eine feuchte Kompresse auf die inzwischen glühende Stirn von Frederica.
„Wo bleibt der Kerl nur? Wir müssen uns beeilen!"
Logan sah ungeduldig zur Tür, die in dem Moment aufglitt. Es war jedoch nur Warren, der den Raum betrat, was Logan mit einem irritierten Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm.
„Darkstar und Rictor sind unterwegs, es dauert bestimmt nicht mehr lange. Sollen wir die anderen nicht doch lieber alarmieren?"
Logan schüttelte den Kopf: „Nein, es reicht, wenn wir die Sache in die Hand nehmen! Frederica braucht keine medizinische Hilfe. Es geht nur um Zauberei, da können die anderen auch nichts machen. Laßt sie ruhig schlafen."
Warren fuhr sich nervös durch die blonde Mähne, so daß er seine Locken durcheinanderbrachte, ohne es zu bemerken. Er hatte gedacht, daß mit dem Tod des irren Zauberers die Probleme hinter ihnen lagen.
„Und wie willst Du ihr helfen? Ich dachte, Gypsy Witch sei die Einzige, die sich mit Magie und Zauberei auskennt."
„Ich bin der Auserwählte!", erwiderte Logan mit fester Stimme.
Sein Blick bohrte sich in Warrens helle Augen. Obwohl sein Ausspruch anmaßend geklungen hatte, entdeckte Warren in den Augen des wilden Kämpfers eine stille Demut, die so oft mit großer Macht einherging.
„Das bedeutet, daß ich mit magischen Kräften ausgestattet bin. Als ihr Gefährte muß ich der Hexe in ihr beistehen und sie vor Gefahr schützen können. Mit dem Vollzug der Abiav wurden die Kräfte aktiviert, ansonsten hätte ich gegen de Fleur keine Chance gehabt."
Logan, der auf einem Stuhl neben der Bahre Platz genommen hatte, lehnte seine Stirn gegen Fredericas Hand. Er hätte es gleich merken müssen, da etwas mit ihr nicht stimmte, er war schließlich für sie verantwortlich! Er hätte die Zeichen nur richtig deuten müssen.
Storm trat neben ihn und legte ihm eine Hand tröstend auf die Schulter.
„Das muß beängstigend sein, plötzlich neue Fähigkeiten in sich zu entdecken."
„Das ist es nicht! Ich mache mir Sorgen, daß ich vielleicht einen Fehler mache. Es schwirren so viele Zaubersprüche in meinem Hirn herum, daß ich sie durcheinander bringen könnte. Normalerweise hat der Auserwählte Zeit, sich an das neuerworbene Wissen zu gewöhnen, wenn alles offiziell abläuft."
Logan sah mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen zu Ororo auf, die aufmunternd zurücklächelte: „Woher weißt Du das alles eigentlich?"
Warren lehnte sich mit verschränkten Armen an einen Medizinschrank, seine Flügel leicht ausgebreitet, damit die Federn dadurch keine Knicke bekamen.
„Ich konnte mich an das Leben vor dem Weapon-X-Projekt nicht erinnern. Aber während der Zeitreise, auf die mich Frederica unabsichtlich mitgenommen hat, habe ich ihre Urahnin getroffen, die mich eine Zeit lang auf mein künftiges Schicksal vorbereitet hat. Sie war eine mächtige Hexe und Seherin. Die Erinnerung kam dadurch wieder. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges lebte ich bei den Zigeunern und gehörte ihrer Gemeinschaft an."
Die Tür glitt wieder auf und Darkstar betrat eiligen Schrittes den Raum. In ihrer rechten Hand hielt sie ein Kristallfläschchen, das sie dann Wolverine hinstreckte.
„Hier, das ist etwas ein halber Liter, reicht das? Rictor hat es abgefüllt, ohne zu fragen."
Logan sprang auf die Füße und nahm die Flasche mit dem kostbaren Inhalt entgegen.
„Danke! Die Menge ist nicht ausschlaggebend, es muß nur geweiht sein."
Logan drehte sich zu Frederica um und nahm einen tiefen Atemzug, um seine aufsteigende Nervosität zu bekämpfen. Warren stieß sich von dem Schrank ab und wollte das Zimmer verlassen, doch Logan hielt ihn am Oberarm zurück.
„Bitte bleib! Es könnte sein, daß Du noch mal Blut spenden mußt."
Blaue und braune Augen starrten sich sekundenlang abschätzend an, dann lächelte Archangel und ging zurück zu dem Schrank, wo er nach einem Skalpell suchte. Damit konnte er sich am schnellsten eine blutende Wunde zufügen. Er war froh, daß Logan ihm die Episode mit Frederica nicht nachtrug, sonst hätte er ihn wohl nicht zum Bleiben aufgefordert.
Darkstar hatte sich diskret zurückgezogen, das war eine Sache des Teams von Professor Xavier und sie hätte sowieso nicht helfen können. Sie hatte ihre Aufgabe erledigt, indem sie für die schnelle Beschaffung des Weihwassers gesorgt hatte.
Ororo wurde von Logan aufgefordert, zu Füßen Fredericas Stellung zu beziehen und sie festzuhalten, wenn es nötig werden sollte. Er selbst stellte sich an das Kopfende der Bahre und entstöpselte die Flasche.
Er beugte sich zu Frederica runter und flüsterte leise in ihr Ohr: „Du mußt mir dabei helfen, Freddy. Ich brauche dich hier bei mir!"
Er richtete sich wieder auf und hielt die Flasche über Fredericas Stirn, auf der Schweißperlen glänzten und von der heftigen Gegenwehr zeugten, die sie dem Bösen in sich leistete.
Er mußte sich nur an die richtigen Worte erinnern. Der Zauber war sozusagen Grundschulwissen in der Hexerei, er konnte sogar von gewöhnlichen Menschen angewendet werden, die das Böse abwehren wollten. Es war einer der ersten Sprüche, die ihm Ceferina beigebracht hatte. Er schloß kurz die Augen und atmete dann tief durch.
Mit klarer Stimme rezitierte er die Worte:
Ich erblicke böse Augen,
Mögen sie zugrunde gehen.
Und dies heil'ge Wasser die Krankheit meucheln!
Hinfort aus deinem Kopf, aus deiner Brust,
Aus deinem Magen, aus deinen Füssen
Das Böse verscheuchen.
So auch hinfort aus deinen Händen!
Möge sich das Böse für immer abwenden!
Logan goß bei jeder Wiederholung des Zauberspruches ein paar Tropfen Wasser auf die benannten Körperteile. Ororo dachte zuerst, daß der Spruch nichts bewirken würde, doch nach etwa drei Wiederholungen begann Frederica, so heftig zu krampfen, daß sie sie fest an den Fußgelenken packte. Logan war gründlich bei der Fesselung vorgegangen, so daß Frederica kaum Bewegungsfreiheit hatte, ansonsten wäre sie mit Sicherheit vom Tisch herunter gefallen.
Logan wiederholte den Spruch immer wieder, bis nur noch ein Rest in der Flasche war und diesen goß er direkt auf die Narbe zwischen ihren Brüsten. Die Haut dampfte und zischte als hätte er kochendes Wasser über sie gegossen und Frederica schrie ihren Schmerz laut hinaus, während Tränen zwischen ihren geschlossenen Lidern hervor sprudelten. Die Wunde platzte auf und ein Schwall Blut ergoß sich über Fredericas Oberkörper, der so dunkel war, daß er fast wie schwarze Tinte aussah.
Storm blieb der Schrei, den sie hatte ausstoßen wollen, vor Schreck in der Kehle stecken. Warren trat näher heran und Logan forderte ihn mit einer knappen Geste auf, Fredericas Wunde zu heilen, die erneut aufgeplatzt war und wieder stark blutete.
Warren setzte einen senkrechten Schnitt in die Pulsader der linken Hand, damit er schnell viel Blut weitergeben konnte. Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht, da er den Schnitt immer wieder erneuern mußte, damit Frederica genug Blut für die Heilung von ihm bekam. Sein Selbstheilungsfaktor verhinderte unglücklicherweise nicht, daß er bei Verletzungen Schmerzen empfand.
„Das reicht Warren! Laß deine Wunde verheilen!"
Ororo hatte inzwischen eine Schüssel mit warmem Wasser gefüllt und wischte das Blut mit Mullbinden so gut es ging von Fredericas Oberkörper. Die erlesene seidene Kombination war natürlich durch die Blutflecke auf ewig ruiniert. Logan befreite sie inzwischen von den Fesseln und wartete nervös, daß sie wieder zur Besinnung kam.
Als sie die Augen aufschlug und sich fragend im Raum umblickte, nahm Storm Warren bei der Hand und zog ihn aus dem Zimmer, sie wollte den beiden ein bißchen Privatsphäre gönnen.
Warren zog sie vor der Tür in seine Arme, weil er gesehen hatte, daß Storm ziemlich blaß um die Nase war und sie nie zugegeben hätte, daß sie jemanden zum Anlehnen brauchte. Immer die stolze Eisprinzessin!
„Hey, Du mußt mir nicht die starke Frau vorspielen! Ich bin es, Warren!"
Ororo seufzte leise und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Ereignisse der letzen Wochen und Monate forderte ihren Tribut und sie hatte sich bisher nicht einmal bei Jean richtig ausweinen können, die ja selbst genug durchgemacht hatte. Sie vermißte Warren unsagbar, seitdem er die X-Men verlassen hatte, hatte sie einen ihrer engsten Vertrauten verloren.
Und Du bist selbst schuld daran!
Der Gedanke ließ die Tränen stärker fließen und Warren zog sie enger zu sich heran. Seine Flügel legten sich wie von selbst um Ororo und sie fühlte sich bald wie in einen weichen, weißen Kokon gehüllt. Man mußte genau hinschauen, wenn man den weißblonden Kopf noch unter den Federn ausmachen wollte.
„Ich glaube, dein Hemd ist jetzt vollkommen ruiniert!"
Ororo schniefte wenig damenhaft und Warren mußte unwillkürlich grinsen. Man ertappte Strom selten bei einer unkontrollierten Gefühlsregung. Er hatte früher oft die Geduld mit ihr verloren und versucht, sie zur Weißglut zu treiben, um nur einen Funken Gefühl von ihr zu bekommen. Das war ein ziemlich kindisches und destruktives Verhalten von ihm gewesen, das wußte er jetzt.
Ihre Mutation erforderte emotionale Kontrolle, da sie sonst in ihrer Umgebung verheerende Wetterumschwünge bewirken konnte. Das hatte er erst verstanden, nachdem er die X-Men verlassen hatte und genug Abstand von ihr hatte, um in Ruhe über ihre Beziehung nachzudenken. Und dann war ja da noch die Tatsache, daß er früher Gefühle für Jean gehabt hatte, die ihre beste Freundin war. Das hatte das Ganze noch zusätzlich verkompliziert.
Warren tippte ihren Kopf am Kinn zu sich hoch und sah ihr forschend in die Augen.
„Alles wieder in Ordnung?"
Ororo blickte ihn unter tränenfeuchten Wimpern an und warf ihre Bedenken über Bord. Wenn Logan und Frederica unter solch extremen Bedingungen zueinander gefunden hatten, dann konnte sie auch etwas riskieren.
Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag wurde Warrens Mund gegen seinen Willen von einem Kuß bestürmt, doch diesmal hielt er sich nicht zurück. Er umfaßte Ororos Gesicht und drang mit seiner Zunge in ihren Mund ein, wo ihr altbekannter, süßer Geschmack ihn begrüßte, der seine Sinne benebelte, wie es keine Frau vor ihr und keine nach ihr je vermocht hatte.
„Ro? Ich habe dich wirklich vermißt! Ich war so ein Idiot, das tut mir ehrlich leid!", flüsterte Warren nach dem Kuß in ihre Haare, in die er seine Hände gewühlt hatte.
Sie atmete tief durch und schmiegte ihr Gesicht in seine Halsbeuge.
„Nicht nur Du, Warren! Wirst Du bei uns bleiben?"
„Ich denke schon, auch wenn ich mich immer mal wieder um die Firma kümmern muß!"
Ororo seufzte erleichtert, das war ein großes Zugeständnis, das Warren ihr da gerade machte.
„Wie wäre es Prinzessin, wenn wir beide uns vor der Heimreise noch etwas ausruhen?"
Ororo zog ihn im oberen Stock mit einem kleinen Lächeln zu sich ins Zimmer. Ausruhen, das konnten sie auch noch machen, wenn sie wieder Zuhause waren
Logan und Frederica lagen sich indessen auch in den Armen. Er hielt sie nur fest an sich gedrückt und strich ihr beruhigend über den Kopf, da sie leise weinte. In seinen eigenen Augen sammelten sich Tränen der Erleichterung, doch er hielt sie mit aller Macht zurück. Er wollte Frederica nicht zusätzlich belasten, sie hatte schon genug mitgemacht.
Und zur Hölle, er hatte es geschafft, die letzten Hundert Jahre die Beherrschung zu wahren, da konnte er es auch noch eine Weile länger aushalten!
„Geht es wieder?"
Logan hob ihren Kopf zu sich an und sah ihr forschend in die vom Weinen geröteten Augen. Frederica schluckte und atmete tief durch, Logan sah so besorgt aus, daß sie es schaffte, den Tränenfluß schließlich einzudämmen.
Mit einem etwas zittrigen Lächeln auf den Lippen konnte sie ihm endlich antworten: „Ja, ich denke schon! Habe ich, habe ich jemanden verletzt?"
Logan zog sie wieder in seine feste Umarmung und schüttelte den Kopf, während er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub.
„Nein, Du warst nur nicht mehr ganz Du selbst, Darling!"
Logan verzog den Mund und beschloß, daß sie nicht wissen mußte, was wirklich passiert war. Das war ja nicht sie gewesen, die sich so provokativ verhalten hatte, sie hatte ja nicht einmal mehr eine genaue Erinnerung daran. Nach einigen Minuten wickelte Logan Frederica fürsorglich in eine warme Decke und trug sie zum Lift, der sie in die Etage mit Ms Zimmer brachte. Dort nahm Frederica schnell eine Dusche und kroch anschließend zu Logan ins Bett, in dem er schon auf sie gewartet hatte.
„Du hast dir deine Flitterwochen bestimmt anders vorgestellt, Logan!", gab sie mit einem kleinen, bekümmerten Seufzen von sich, während sie sich vertrauensvoll in die Arme ihres Mannes schmiegte und ihren Kopf auf seine Brust bettete.
„Hm, ich hätte gut auf die Sorge um dich verzichten können, aber wir haben Zoran erledigt und das ist doch ein ziemlich willkommener Nebeneffekt unserer kleinen Reise in die Vergangenheit! Und ich mache mir wegen der Flitterwochen keine Sorgen, wo wir doch für den Rest unseres Lebens Zeit haben werden, sie auszuleben!"
Logan drehte Frederica auf den Rücken und beugte sich über sie, indem er sich mit einem Ellenbogen aufstützte. Mit seiner freien Hand umfaßte er ihr Gesicht und strich mit dem Daumen zärtlich über ihre volle Unterlippe.
„Müde?", fragte er neckend, während sein warmer Atem die empfindliche Haut ihres Ohres streifte und ihr eine wohlige Gänsehaut verursachte.
Frederica hätte nicht gedacht, daß sie noch genug Energie übrig hätte, um die Augen noch lange offen zu halten. Doch das Verlangen nach Logans Nähe kochte in ihr hoch und wirkte wie ein Aufputschmittel, das heiß durch ihre Adern schoß.
Ihre Lippen trafen sich zu einem verzehrenden Kuß und ihre heißen, nackten Körper verschmolzen in der innigen Umarmung der Liebenden ineinander. Der Akt der Liebe, den sie miteinander teilten, wischte den Alptraum der vergangenen Stunden hinfort, zumindest für die Zeit, in der Frederica Erholung tanken sollte.
Logan sorgte dafür, daß sie an nichts anderes mehr denken konnte, trieb sie bis zur vollkommenen Erschöpfung an, bis sie warm und weich an ihn geschmiegt mit einem entrückten Lächeln in einen tiefen, erholsamen Schlaf glitt. Logan lauschte ihrem galoppierenden Herzschlag, bis er sich beruhigt hatte und er sicher sein konnte, daß sie wirklich tief und fest schlief, dann erst gestattete er es sich selbst, daß seine Augen zufielen.
Fortsetzung folgt
