Verraten und Verkauft
Du würdest wahrscheinlich sogar deine eigene Mutter verraten.
So ist das Leben, Michael. Fressen und gefressen werden .
Du bist ein verdammter Bastard, Birkhoff .
Fick dich.!
Du kleines...
Man, laß mich los. Die anderen warten sicher schon.
Ein
hämisches Grinsen durchfuhr sein Gesicht.
Selbst in dieser
Situation behielt er die Kontrolle.
Zitternd
nahm Michael seine Hände weg und starrte ihn an.
Das war
nicht der Brirkhoff den er kannte.
Nein, nicht annäherungsweise.
DER BIRKHOFF hätte sowas nicht getan.
Niemals.
Von
einem unscheinbaren Teenie zu einem großkotzigen Arschloch
mutiert.
Und er hatte keine Ahnung was passiert war.
Sicher,
er hatte versucht mit ihm zu reden.
Auch wenn es nicht oft
Gelegenheiten gab
zu einem Gespräch von Mann zu
Mann .
Scheiße, vielleicht bin ich zu alt.
Los, willst du dass dein Schatten hier anwächst?
Dann
drehte er sich um und ging.
Einfach so.
Die letzten Worte.
Grelles
Neonlicht durchflutet die endlosen Korridore, die Schritte hallen
in
seinem Kopf.
Was ist nur dein Problem, Birkhoff. Zu wenig Liebe? Aber wer hat die hier schon...
Ich würde nicht darauf hören was er sagt.
Nikita !
Er kann nichts dafür. Einfach nur zuviel Stress in letzter Zeit.
Du solltest aufhören ihn in Schutz zu nehmen. Er ist doch kein Kind mehr.
Michael, Michael... Du warst wahrscheinlich schon dein ganze Leben lang 33.
Du bist so witzig
Aha, du scheinst wohl einen Hang zum Sarkasmus zu entwickeln.
Ich HABE bestimmt keinen Hang zum Sarkastischen. Es macht mich
einfach nur wütend, dass sich Birkhoff
wie ein Idiot
aufführt und es keinen zu interessieren scheint.
Man, Michael, du entwickelst dich ja zum Oberspießer.
SO...
Ja, das macht dich aber irgendwie sexy.
Und jetzt laß uns
mal über etwas anderes reden...
Langsam zieht er sie an sich heran.
Komm, ich wüßte da schon was...
...
Ein
lauter Knall durchläuft den unterirdischen Komplex.
Erschrocken
schaut Nikita vom Bildschirm auf.
Was war das Michael?.
Es hat sich angehört wie... Oh mein Gott.
Gail, Lokalisieren
Sie wo das herkam, schnell.
Sektor 12, Ebene 5.
Das ist doch Birkhoff's Quartier.
Scheiße!..
Als
sie dort ankommen ist es zu spät.
Ein lebloser Körper
mit einer 7mm in der Hand.
Auf dem schwarzen Steinboden.
Eine
Blutlache macht das Bild perfekt.
Ein präziser Kopfschuss.
Oh mein Gott!
Eine Flut aus Tränen strömt über ihre blasse Haut.
Warum?
Sie
beugt sich über ihn und nimmt die Waffe aus der festen
Umklammerung.
Es scheint fast so, als wolle er sie nicht
loslassen.
Wieso Michael.?
Wieso hat er uns einfach verlassen ?
Ich weiß es nicht. Vielleicht war es seine letzte Hoffnung.
Auch
er kann seine Emotionen nicht unterdrücken.
Verdammt, er
haßt es die Beherrschung zu verlieren.
Vor den anderen.
Doch jetzt ist es egal.
Nur sie ist hier.
Und er.
Seine
engsten Vertrauten.
Wieso,
Warum...
Auch er stellst sich die Frage.
Früher hatten sie mal Wetten abgeschlossen: Wer stirbst als erstes?
Du
hast gewonnen Birkhoff.
Und ich schulde dir jetzt 20 Dollar.
Dann verlässt er den Raum.
Später
wird die Stille durch ein laues Summen und Rascheln
gestört.
Die hauseigene Putzfrau beginnt die letzten Spuren zu beseitigen.
Man, was haben die hier bloß wieder angestellt.
Fluchend
wischt sie den klebrigen Fußboden, staubt die Möbel ab...
Dann fällt ihr ein Zettel auf, der unter dem Schreibtisch
liegt.
Den haben sie wahrscheinlich übersehen.
Neugierig
, typisch Frau, läßt sie alles stehn und hebt ihn auf.
Michael...
Steht vorne drauf.
Soll ich, soll ich
nicht.
Von Zweifeln geplagt sieht sie den Fetzen Papier an.
Ach
was, was man findet darf man behalten.
Mit diesem Argument klappt
sie ihn auf.
Nach
einer kurzen Pause wirft sie das weiße Etwas in den Müll
und verlässt Kopfschüttelnd das
Zimmer.
Fressen und gefressen werden!
Deine Worte Michael.
Jetzt
haben sie mich verraten.
Ich tue es lieber selbst, bevor sie es
tun...
Und übrigens, deine 20 Mücken kannst du
behalten.
...
Diese jungen Leute von heute.
Leise Murmelnd stellt sie ihren Putzwagen in den Gang.
Keiner versteht sie mehr.
Aber ob ich jetzt hier putze oder woanders ist ja egal. Hauptsache das Geld stimmt.
Alles
für heute.
Ihr Blick fällt auf die Uhr.
Feierabend.
Sich
Dehnend und Streckend läuft sie auf den Ausgang zu.
Was für
ein Tag.
Ihr Mann wartet sicher schon mit dem Essen.
Und
heute Abend hat sie noch ihre Häkelrunde.
Bevor
sie in den Mini steigt fällt ihr Blick noch mal auf das große
Gebäude.
Was es ist, hat man ihr nie gesagt.
Irgendeine
Einrichtung der Regierung.
Aber wen interessierte das schon.
Dann sieht sie noch eine Frau. Lange blonde Haare.
Sie kann
es nicht genau erkennen,
im Alter verschlechtert sich die
Sehschärfe.
Irgendwie ist sie ihr unheimlich.
Sekunden
später ist ihr roter Twingo um den nächsten Block
verschwunden.
Nach Hause.
...
Lange
steht Nikita noch auf der Dachterrasse.
Sieht dem Auto nach.
Wie
gern hätte sie in diesem Wagen gesessen.
Einfach so aufs Gas
gedrückt.
Wie gern hätte sie dieses Gefühl der
Normalität.
Nur einmal.
Wie gern würde sie einfach
wieder leben...
E N D E
