Ü/N: In Anbetracht dieses extrem unsommerlichen Sommers 2004 bin ich wohl gezwungen, weniger in der Sonne zu braten, als vielmehr für euch was zu tun. In diesem Falle eben übersetzen :-) Und die Reviewantworten beantworten. (Hab ich schon erwähnt, dass ich sehr gerne Reviewantworten schreibe? Also gebt mir auch einen Anlass zum Schreiben -- reviewt!!)
Haunted-jess: Hey, tut mir Leid, dass du letztens noch nicht erwähnt wurdest, ich hab dich wohl übersehen #schämt sich# Aber ja, du hattest Recht, Harry is der Übeltäter #grins#
Maxell18: Danke für das Lob, das reich' ich gleich an Agi weiter #grins#
Kissgirl: #freu# Danke, aber ich hoffe doch, dass es dir vor lauter Warten noch halbwegs gut geht? Na ja, ausnahmsweise gibt's dieses Mal das Kapitel schon etwas früher (aber dann musst du aufs nächste wieder länger warten ... Kommt am Samstag, in 8 Tagen ... SORRY!)
Kiwi123: Also, EIGENTLICH finde ich auch, dass Ginny nur so richtig zu Draco passt. Und zu Harry passt gar keine von J.K.R.'s Figuren... (Is schon arg, welche Kuppeleien Fanficautoren anstellen ... und wer das alles liest ... Schlimm...)
So, ich hoffe, ich hab diesmal keinen vergessen, wenn doch, dann dürft ihr mir eins überbraten und jeder, den ich vergessen hab, kriegt die nächsten 3 Kapitel vorab als Entschädigung.
Disclaimer: Noch einmal, das hier ist nicht auf meinem Mist gewachsen, alles gehört AgiVega und J.K.R. Die beiden dürfen selber darum streiten, wem denn nun was gehört :-)
A/N: In Ordnung, Leute, hier ist Kapitel 3, das romantischste Kapitel der ganzen Fic. Es tut mir Leid, euch zu enttäuschen, aber die Liebesszene wird nicht „detailliert beschrieben" sein, da die Story PG-13 ist und nicht R. (Eine R-Story in der Kategorie HP zu schreiben ist meiner Meinung nach ein Sakrileg.) Enjoy!
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Kapitel 3
Erinnerungen an Schaumbäder
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Als Harry von der Krankenstation zurück zu seinem Schlafraum ging, dachte er an die Ereignisse der letzten sechs Wochen zurück. Er konnte mit Worten nicht ausdrücken, wie erleichtert er war. Ginny war nur krank und nicht... Plötzlich dachte er zurück an Trelawneys Vision von einer Geburt. Totaler Blödsinn!
Er erinnerte sich noch genau an jede einzelne Sekunde des Abends, an dem er von der jüngsten Weasley Eulenpost bekommen hatte...
Lieber Harry, können wir uns bitte unter vier Augen unterhalten? Ich muss dir etwas Wichtiges mitteilen. Sag nur wann und wo, und ich werde da sein. Danke im Voraus. Ginny
Harry hatte nicht die leiseste Ahnung, was das Mädchen von ihm wollte, aber er fühlte, wie sich eine seltsame Wärme in seinem Körper ausbreitete...
Lustig, dachte er, es war ihm nicht einmal aufgefallen, wie hübsch das Mädchen geworden war... Aber genau in diesem Moment begannen seine Hände, die den Brief hielten, zu zittern, und sein Herz begann laut zu schlagen – schneller als je zuvor. Er erinnerte sich immer noch an seine Gefühle für Cho, aber diese Emotionen schienen plötzlich weit weg zu sein – als ob sie aus einem früheren Leben stammten...
Da Ginny ihn alleine treffen wollte, schickte er Hedwig mit der Antwort los, dass sie sich um 22:00 Uhr im Badezimmer der Vertrauensschüler treffen sollten. Das war der sicherste Ort, der ihm einfiel, und er wusste sogar das Passwort, denn er hatte Hermine gehört, die es einem anderen Vertrauensschüler gesagt hatte, kurz nachdem es geändert worden war.
Harry musste lächeln bei dem Gedanken daran, wie er drei Jahre früher in das Badezimmer geschlichen war, um das Rätsel des goldenen Eis zu lösen. Damals lautete das Passwort „Pinienfrisch". Jetzt war es „Eau de Cologne". Wie passend für das Bad der Vertrauensschüler!
Zu der Zeit, als er pünktlich um 22:00 Uhr an der Tür zum Badezimmer ankam, wartete Ginny bereits drinnen auf ihn, da er das Passwort in seinen Antwortbrief geschrieben hatte.
Er betrat das Badezimmer, schloss die Tür hinter sich und ging zu einer sehr schüchtern aussehenden Ginny. Sie trug ihr Barbie-rosa Nachthemd und ihren schwarzen Mantel darüber.
„Ich bin da", sagte Harry.
„Das sehe ich", erwiderte sie mit einem schüchternen Lächeln.
„Ähm, warum wolltest du mit mir unter vier Augen sprechen?"
„Ich ... ich wollte ... ich musste dir sagen, Harry...", begann sie mit bebender Stimme, während sie am ganzen Körper zitterte.
„Ja? Was musstest du mir sagen?" Er griff mit einem Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, damit er direkt in ihre Augen blicken konnte.
Seltsam, er erkannte, dass er bis jetzt niemals realisiert hatte, welch schöne, schokoladenbraune Augen sie hatte. Er war daran gewöhnt, sie mit gesenktem Kopf zu sehen, wenn er in ihrer Nähe war... Dann traf ihn die Erkenntnis: Sie senkte ihren Kopf und benahm sich immer dann schüchtern, wenn ER in der Nähe war. Ron sagte ihm, dass Ginny immer ein sehr lebhaftes Mädchen gewesen war, aber er hatte sich nie die Mühe gemacht, Ron zu fragen, warum seine Schwester so schüchtern war, wenn es um ihn, Harry, ging.
Jetzt gelang es ihm auch zu verstehen warum. Dieses Mädchen liebte ihn... Früher dachte er, dass Ginny ihn nur bewunderte, wie Colin oder Dobby... Aber jetzt, zum ersten Mal, verstand er, dass es nicht bloß einfache Bewunderung war – es war LIEBE...
...und plötzlich realisierte er, was dieses lustige Gefühl war, das ihn überkommen hatte, als er ihren Brief gelesen hatte...
...er realisierte, dass er sie eigentlich liebte – und nicht bloß als Freundin oder als die kleine Schwester seines besten Freundes...
NEIN. Er liebte sie so, wie ein Mann eine Frau lieben würde.
„Ich...", begann sie von Neuem, eifrig, seine Frage zu beantworten, aber eindeutig zu ängstlich, den Satz zu vervollständigen.
„Du liebst mich, oder?", platzte es aus ihm heraus. Dann, eine Sekunde später, bereute er es schon wieder. Um Gottes Willen, wie konnte ich etwas wie das fragen? Was wird sie jetzt von mir denken? Sie wird denken, dass ich genauso hochnäsig bin wie Malfoy!
Aber Ginny war wegen dieser Frage nicht verletzt. Überhaupt nicht. Sie war erleichtert. Erleichtert, dass sie es nicht sagen musste, weil er es für sie getan hatte.
„Es tut mir Leid, Ginny, ich ... ich war dumm." Harry wich vor ihr zurück. „Jetzt hast du jeden Grund zu glauben, dass ich um nichts besser bin als Draco, aber..." Er konnte seine Entschuldigung nicht beenden, da Ginny nach vorne getreten war und das Mutigste in ihrem Leben machte: Sie verschloss seinen Mund mit ihrer Hand, um die Tirade aufzuhalten, die gleich gekommen wäre.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Harry", sagte sie. Ihre rechte Hand war immer noch auf seinen Lippen. „Du hattest Recht. Ich ... ich liebe dich ... liebte dich ... vom ersten Augenblick an, als ich dich in King's Cross auf Bahnsteig neun dreiviertel gesehen hatte."
„Wirklich?" Harry dachte, er würde träumen. Niemand in seinem ganzen Leben hatte ihm je gesagt, dass er geliebt wurde. Seine Eltern starben, als er ein Jahr alt war, und seine Zieheltern, die Dursleys, hatten ihm nie gesagt, dass sie ihn liebten – nein, eigentlich hassten sie ihn aus vollem Herzen. Später hatte er Freunde, aber sie mochten ihn bloß und liebten ihn nicht.
Ginny war die Erste, die ihm diesen magischen Satz sagte.
„Mh-hm." Sie nickte und ihr Erröten war sogar im schwach erleuchteten Badezimmer noch gut zu erkennen. „Du bist nicht böse auf mich, weil ich dich liebe, oder, Harry?"
„Wie ... wie kannst du so etwas auch nur denken?" Er zog die Augenbrauen zusammen. „Böse? Nein, Ginny, im Gegenteil. Ich bin froh, dass du mich liebst."
Ein riesiges Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Mädchens aus, ihre Augen strahlten vor Glück, als ob sie zwei helle Sonnen wären, die den ganzen Raum erleuchteten.
„Ja", antwortete er, während seine Miene die ihre wiederspiegelte.
„Großartig!", rief sie, fiel ihm um den Hals und umarmte ihn so fest, dass er dachte, er würde ersticken.
Nach einer Minute oder zwei zog er sie sanft von sich. „Du erdrosselst mich, Sweetheart."
„Sweetheart?" Ihr Gesicht erstrahlte von Neuem wie die Sonne im Zenit. „Du hast mich wirklich bei diesem Namen genannt?"
„Warum? Magst du es nicht?"
„Aber natürlich mag ich es! Niemand hat mich jemals so genannt!" Sie warf ihre Arme erneut um seinen Hals, ihre schokoladebraunen Augen bohrten sich tief in seine smaragdgrünen. „Würdest du mich gern küssen?"
Ihr Antrag wurde mit einem schelmischen Grinsen belohnt. „Natürlich." Er beugte sich zu ihr hinab und berührte ihre Lippen sanft mit seinen. Zuerst war ihr Kuss ein total unschuldiger, kindischer Kuss, aber als sie sich immer mehr an dieses Gefühl gewöhnten, den Mund des anderen zu spüren, begann der Kuss immer fiebriger zu werden. Plötzlich ließ Harry von ihr ab. „Mensch, Ginny, ich halte diese Hitze nicht mehr aus!"
„Dann kühl dich ein bisschen ab", schlug sie vor und zeigte mit ihrem Finger zum Swimmingpool.
Er wurde rot. „Ich hab meine Badehose nicht mit."
„Ich werde mich umdrehen, bis du dich ausgezogen hast, okay?" Sie kicherte.
Warum nicht? Es wäre gut, eine Runde zu schwimmen, dachte er und drehte an ein paar Wasserhähnen, die verschieden farbige Edelsteine eingesetzt hatten und anzeigten, welche Art von Schaumbad sie produzierten.
Als der Pool mit Schaum gefüllt war, schlüpfte Harry aus seinem Mantel und seinem Pyjama und glitt in das Wasser. Es war nicht so warm wie ein gewöhnliches Bad sein sollte, aber für ihn war es perfekt, da er sich doch ‚abkühlen' wollte.
Er schwamm an das andere Ende des Pools und war froh zu bemerken, dass er sich schnell abkühlte. Als er sich umdrehte, um zurückzuschwimmen, sah er etwas Oranges zwischen den Schaumbläschen, etwa zehn Meter von ihm entfernt. Es war Ginnys Haar.
„Wow, das ist wunderbar, Harry!", kreischte sie und winkte ihm, dass er zurückkommen sollte.
Harry hob seinen Kopf und spähte aus dem Pool hinaus. Sein Verdacht wurde bestätigt: Ginnys Gewand lag auf dem Boden herum.
Er schluckte. Sie waren im selben Swimmingpool, beide nackt. Er war dankbar, dass der duftende Schaum ihre Körper bedeckte.
„Hey, Harry, hast du das gesehen?" Sie deutete ihm, näher zu kommen, und zeigte ihm ein Gummientchen in ihrer ausgestreckten Hand. „Welcher der Vertrauensschüler könnte mit dem hier spielen, was glaubst du?"
„Keine Ahnung." Er grinste. „Aber ich wette, dass das Malfoy gehört."
Ginny begann zu lachen, ihre Stimme hallte im Raum wider. „Oh Harry, du bist so lustig! Hey, du solltest die nicht noch immer tragen." Sie streckte sich und nahm ihm seine Brille ab. „Weißt du, sie könnten nass werden." Sie beugte sich über den Rand des Pools und legte die Brille auf den Fliesenboden. „Viel besser." Sie schlang ihre Arme um ihn und zog ihn näher. Zu nahe, nach Harrys Meinung.
Tu mir das nicht an, bitte!, schrie er innerlich, als er fühlte, wie er steif wurde. Er schluckte den Knoten in seinem Hals. Wenn sie noch einen Schritt weiter geht, werde ich mich nicht mehr kontrollieren können! Ein Kribbeln lief seinen Rücken hinab bei dem Gedanken daran, dass sie den nächsten Schritt machen könnte. Er begann zu zittern, obwohl ihm wieder ziemlich heiß wurde. Als ihn die Arme des Mädchens umfassten, ihre weiche, seidige Haut die seine berührte, bemerkte er, dass er verloren war. Es gab jetzt keinen Weg mehr zurück.
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„Oh, Ginny, das war ... das Wundervollste, das ich je erlebt habe!" Harry seufzte, nachdem sie zum allerersten Mal in ihrem Leben Liebe gemacht hatten. Er streckte sich auf dem weichen Handtuch aus, das sie auf den Boden gebreitet hatten.
„Für mich war es auch wundervoll. Ich hätte niemals gedacht, dass Liebe so schön sein könnte", antwortete sie und schob eine vereinzelte rabenschwarze Locke aus seinem Gesicht. Ihr träumerischer Blick wanderte seinen Körper auf und ab und blieb schließlich auf seiner blitzförmigen Narbe hängen. „Ich liebe dich so sehr."
Harry beugte sich nieder und küsste sie auf die Stirn. „Ich liebe dich auch." Sein Lächeln wich etwas. „Ich wollte dir nicht weh tun, das weißt du, oder?"
„Hör auf, dir darüber Sorgen zu machen, Harry", antwortete sie. „Es sollte ein bisschen weh tun, aber es ist schon gut jetzt. Jedenfalls war es nur weil du zu groß bist."
„Zu Groß?" Harry hob eine Augenbraue. „Ich dachte, ich wäre normal... Woher weißt du überhaupt...?"
Harry beendete seinen Satz nicht, weil Ginny inbrünstig zu kichern begann.
„Ich habe SECHS Brüder, wie du weißt", grinste sie. „Es geht gar nicht anders, dass du hier und da einen Blick auffängst..."
„Oh..." Er grinste. „Ich dachte, deine Mutter würde darauf aufpassen, dass du keine ‚Blicke auffängst'..." Harry schlug sich plötzlich gegen die Stirn und wurde so weiß wie ein Blatt Papier. „Aufpassen??? Heilige Hornschwänze, Ginny, wir waren nicht... Wir haben nicht verhütet!"
„Huch?" Sie setzte sich auf, während sie auch ganz blass wurde.
Harry hatte Recht. Sie hatten ihre Hormone die Überhand gewinnen und sie dazu führen lassen, die wildesten Sachen zu tun, die man sich vorstellen konnte, und sie haben total auf die Verhütung vergessen.
Sie sprang auf, zog hastig ihr Nachthemd über und griff nach einem Handtuch, um ihr Haar zu trocknen.
„Ginny..." Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.
„Zu spät, Harry. Wir hätten früher daran denken sollen." Sie schaute ihn böse an.
Ihr Starren war versteinernd, und er fühlte, dass er sich innerlich in einen Eisblock verwandelte. Er griff ebenfalls nach einem Handtuch und begann sich abzutrocknen. „Hör mal, Ginny, vielleicht ... gibt es einen Zauber, der die Empfängnis verhindert, sogar nachdem sie passiert ist und ... es ist immer noch nicht sicher, dass sie überhaupt geschehen ist."
Sie nickte. „Ich werde in die Bibliothek gehen und nach etwas in der Art suchen. Gute Nacht."
Als die Tür hinter Ginny ins Schloss fiel, setzte sich Harry mit einem tiefen Seufzen auf den Boden. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er es getan hatte. Er bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen und versuchte, die ganze Welt auszuschließen. Es gelang ihm nicht.
„Endlich allein, nicht wahr?" Eine Stimme brach die Stille.
Harry blickte auf und sah die Maulende Myrthe, die auf einem der Wasserhähne saß. Das für gewöhnlich bedrückte Mädchen grinste nun gemein.
„M-Myrthe?", stammelte er und griff nach einem Handtuch, um sich zu bedecken. „Was tust du hier?"
„Nur das Übliche. Ich beobachte Leute beim Baden."
Harry wurde bleich. „Wie lange warst du schon hier?"
Der Geist grinste ihn böse an. „Lang, laaang, laaaaang."
„Wie lang?" Er schluckte hart.
„Lange genug um ... alles zu sehen." Sie zuckte die Achseln.
Er sprang auf, flitzte zu ihr und warf sich vor ihr auf die Knie. „Myrthe, du wirst es niemandem erzählen, ja?"
Sie sah, wie seine Lippen zitterten, und begann glucksend zu lachen. „Nein, Harry-Boy, ich werde dein kleines Geheimnis für mich behalten im Tausch dafür, was du mir gegeben hast."
„Ich? Was habe ich dir gegeben?" fragte er erstaunt. Er war sich sicher gewesen, dass Myrthe glücklich sein würde, über ihn zu tratschen.
„Was?" Sie konnte mit dem Lachen nicht aufhören. „Du fragst mich, was du mir gegeben hast? Junge! Du hast mir die angenehmste Stunde meines Lebens gegeben! Ähm, ich meine, meines Lebens nach dem Tod ... oder wie auch immer. Ist schon gut, ich habe mich noch nie so sehr amüsiert. Nicht einmal damals, als ich noch lebte." Sie winkte ihm zu. „Du hast Kondition, Harry. Ich wünschte mir fast, ich könnte an Ginnys Stelle sein."
Harrys ganzes Gesicht wurde so rot wie Ginnys Haar. Er stand auf und zog sich wieder an.
„Ich muss gehen, Myrthe."
„Okay", kicherte sie, „aber wann auch immer dir und Ginny danach ist, in eine horizontale Lage zu kommen, tut euch keinen Zwang an und kommt her!"
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Nach dieser Nacht sprachen Harry und Ginny kaum mehr miteinander. Wenn sie sich im Korridor trafen, wichen sie den Blicken des anderen aus. Weder Ron noch Hermine bemerkten, wie seltsam sich die beiden benahmen.
Eigentlich hatte Harry gar keine Zeit, den Ereignissen nachzulamentieren, da die Quidditchsaison Anfang Oktober begann.
Harry hatte keine Ahnung, wie viel Zeit Ginny nach ihrer kleinen Affäre in der Bibliothek verbrachte. Sie suchte und suchte, Tag für Tag, aber lange Zeit fand sie nichts. Vier Tage nachdem sie ihre Nacht im Bad der Vertrauensschüler verbracht hatten, fand sie schließlich den richtigen Zauber. Er war ziemlich schwierig, aber sie beschloss, ihn zu versuchen, ganz gleich, was dabei auch herauskam. Sie hatte nichts zu verlieren, also probierte sie es. Das Wissen, dass sie etwas getan hatte, beruhigte sie ein bisschen, doch sie konnte nicht sicher sein, ob sie eigentlich Erfolg hatte oder nicht.
...ODER NICHT...
Jetzt, sechs Wochen später, war Harry sicher, dass ihre Ängste unbegründet waren. Er gab einen Seufzer der Erleichterung von sich, als er das Schlafzimmer betrat.
Jeder der vier anderen Jungen schlummerte tief und fest. Er kletterte in sein Bett und schlief eine Sekunde später ein.
Er schlief nicht einmal zehn Minuten, als sich die Tür mit einem lauten ‚Bang' öffnete und eine sehr wütende Miss Granger in den Raum stürmte.
„Leute, sie haben uns angelogen!"
„Was ist passiert, Liebling?" Ron zog den Vorhang seines Himmelbettes zurück und zwinkerte. „Hast du nichts Besseres zu tun, als uns mitten in der Nacht aufzuwecken?"
„Es ist erst 22:00 Uhr, Ron, das ist nicht so spät!", bemerkte sie.
„Aber wir haben einen harten Tag hinter uns, Herm. Wir sind müde, weißt du, und morgen müssen wir diesen verdammten Test in Geschichte der Zauberei schreiben", protestierte Ron. „Ich weiß, dass du all die Antworten weißt, sogar wenn man dich aus dem tiefsten Schlaf reißen würde, aber das bist du und nicht ich. Ich brauche meinen Schlaf, wenn ich mindestens 70 % erreichen will."
„Ich stimme zu", gähnte Seamus. „Es war sehr schwierig, mich an die Namen von Uldric dem Hässlichen und Paddy dem Schwächlichen zu erinnern, Hermine. Ich will schlafen!"
„Du wirst schlafen, nachdem du mir zugehört hast", erklärte sie und zog die Vorhänge von Nevilles und Deans Betten beiseite.
Harry rührte sich nicht, aber Dean und Neville wachten auf.
„Okay, Herm, schieß los und dann lass uns allein!", seufzte Ron. „Wer hat wen belogen?"
„Pomfrey hat uns belogen. Jeden von uns." Sie ließ sich auf Rons Bett fallen. „Es gibt keine Krankheit, die Clupea heißt. Ich wollte sie in den Allgemeinen Leiden und Gebrechen nachschlagen, aber da war nichts drin. Dann habe ich in einem Lateinwörterbuch nachgeschaut, und wisst ihr, was es bedeutet?"
„Nein, und das interessiert mich auch nicht", gähnte Ron.
„Es bedeutet Hering!", rief sie. „Hering!"
„Und? Vielleicht hat Rons Schwester die Krankheit von einem Fisch bekommen, den sie einmal gegessen hat", kommentierte Dean.
Neville nickte eifrig. „Pomfrey würde uns nicht belügen. Niemals. Sie ist so eine nette Frau!"
„Völlig richtig", stimmte Seamus zu. „Und jetzt geh wieder, Granger!"
Hermine stand tief verletzt auf. „Wenn ich das nächste Mal ein Rätsel löse, dann erwartet nicht, dass ich es euch mitteile!"
„Werden wir nicht!", antworteten Dean und Seamus gemeinsam.
„Okay!" Das Mädchen wandte ihnen den Rücken zu und verließ den Raum. Die Tür fiel hinter ihr zu.
„Zum Glück!", seufzte Ron und fiel zurück in seine Kissen. „Sie kann manchmal so irritierend sein."
„Nennst du sie deshalb Liebling?", grinste Seamus.
„Ähm, hab ich das?" Ron errötete. „Muss mir einfach so rausgerutscht sein."
„Sicher." Seamus und Dean tauschten fiese Blicke aus. Grangers später Besuch hatte zumindest einen Vorteil: Sie gab ihnen eine wunderbare Gelegenheit, Ron aufs Korn zu nehmen.
„Okay, wollen wir nicht schlafen, Jungs?", schlug Seamus vor. „Ich muss früh aufstehen, um einen Schummelzettel zu schreiben über die Namen der Kobolde, die an der Revolution von 1612 teilgenommen haben."
„Gute Idee", sagte Dean. „Ich werde das gleiche tun. Binns wird es nicht bemerken. Er hat nicht einmal bemerkt, dass er gestorben ist, also wird er es auch nicht bemerken, wenn wir Schummelzettel benutzen, oder?"
„Nein, er wird's nicht bemerken", stimmte Ron zu. „Ihr wisst schon, Harry hat das Richtige gemacht, Jungs. Er ist nicht einmal aufgewacht. Er hatte einen anstrengenden Tag, oder? Ich bin auch schläfrig. Nacht, Jungs."
„Nacht."
Sie waren gerade wieder dabei, einzuschlafen, als sich die Türe zu ihrem Schlafzimmer erneut öffnete und Madame Pomfrey hereinplatzte.
Alle vier Jungen, die immer noch wach waren, setzten sich in ihren Betten auf. Harry bewegte sich nicht.
„Es tut mir Leid, euch so spät zu stören, Jungs, aber ich sehe, ihr schlaft noch gar nicht", sagte sie. Die Jungen waren überrascht, einen besorgten und vielleicht auch wütenden Ausdruck auf ihrem Gesicht zu sehen.
„Weckt Potter auf", fuhr sie fort. „Professor McGonagall wünscht, ihn zu sehen."
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A/N: So, da habt ihr es. Ich muss sagen, dass ich wirklich keine Expertin bin, wenn es darum geht, romantische Szenen zu schreiben, also war dieses Kapitel ein wahrer Stolperstein für mich. Versichert mir, dass es das Stolpern wert war – REVIEWT!
Ü/N: Das nächste Kapitel gibt's nächstes Wochenende (höchstwahrscheinlich Samstag): Harry wird mit McGonagall einen kleinen „Chat" haben ... (Na ja, mehr als einen kleinen „Chat") ;-)
