Ü/N: So, und wieder ist ne Woche vergangen und ich bin immer noch nicht dazu gekommen, weiter zu übersetzen. (Stress, Stress, Stress...) Aber ich hatte zum Glück noch ein Kapitel vorbereitet, also bitte sehr. Ich hoffe wirklich, dass ich bis nächste Woche ein neues Kapitel übersetzt habe, sonst müsst ihr halt einfach warten. Geht nicht anders. Und auch Reviewantworten gibt es erst nächste Woche wieder, sorry.

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!


Kapitel 13

Vergessen


„Professor Trelawney?"

„Ja, Ron?" Die alte Wahrsagelehrerin wandte sich ihm zu.

„Ähm, Harry hat mir diese Arbeit geschickt, damit ich sie für ihn abgebe."

„Oh, wie aufmerksam." Sybill lächelte und nahm Ron den Aufsatz ab. „Setzen Sie sich bitte. An alle. In dem verbleibenden Teil der Stunde schauen Sie bitte in Ihre Kristallkugeln. Ich werde mir Ihre Aufsätze durchlesen, damit ich Sie Ihnen am Ende der Stunde zurückgeben kann. Ich bin mir sicher, dass Sie schon wie auf glühenden Kohlen sitzen, weil Sie Ihre Noten erfahren möchten. Also, arbeiten Sie bitte in Ruhe."

Ron setzte sich zu Dean und Seamus, die unter dem Tisch Karten spielten. „Darf ich mitmachen?", fragte er.

„Sicher." Dean grinste. „Wenn es dir nichts ausmacht, dass wir ein Muggelspiel spielen."

„Oh, überhaupt nicht", flüsterte Ron. „Wir können im Unterricht nicht Snape explodiert spielen. Also, könnt ihr mir die Regeln erklären?"

Am Nachbartisch versuchten Parvati und Lavender verzweifelt herauszufinden, was der rosa angehauchte, violette Nebel in Parvatis Kristallkugel bedeuten könnte.

„Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen, Parvati", sagte Lavender. „Pink und violett sind hübsche Farben."

„Zu Barbie-mäßig, oder?"

„Barbie-mäßig? Was meinst du?"

„Hast du noch nie von dem Lieblingsspielzeug der Muggelmädchen gehört, der Barbiepuppe?" Parvati hob eine Augenbraue.

„Nein." Ihre Freundin zuckte die Achseln. „Sollte ich das? Mein Lieblingsspielzeug war eine vier Zoll große Vampirpuppe, die mir zu jeder vollen Stunde die genaue Zeit sagte, und die zwei Reißzähne leuchteten in der Dunkelheit. Ich mochte sie so sehr, dass ich in der Nacht nicht schlafen und mich nicht sicher fühlen konnte ohne sie."

„Uh-oh, ich könnte mir nie vorstellen, mit einer Vampirpuppe zu schlafen." Parvati schüttelte den Kopf. „Aber machen wir weiter, diesen Nebel zu analysieren, okay?"

Während sich die Schüler selbst und auch gegenseitig unterhielten – auf diese oder die andere Art – war Trelawney voll damit beschäftigt, ihre Aufsätze zu lesen. Manchmal gab sie kleine Geräusche von sich, die wie ein Kichern klangen, manchmal hörten sie, wie sie ihr Missfallen leise äußerte.

„Okay, Leute, ich hab gewonnen." Dean grinste Seamus und Ron an. Der Letztere von beiden murmelte etwas, das wie ‚natürlich hast du gewonnen, du bist muggelgeboren' klang, dann sah er auf, um zu bemerken, dass die Professorin soeben seinen Aufsatz genommen hatte.

„Noch ein Spiel?", fragte Seamus.

„Schhh! Sie liest meinen Aufsatz!", flüsterte Ron, der seine Augen keine Sekunde von Sybills Gesicht abwandte. Die Professorin sah zuerst ziemlich unberührt aus, aber als sie den zweiten Absatz erreichte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck in etwas Unbeschreibbares. Verwirrung und Wut vermischten sich auf ihrem Gesicht, dann errötete sie plötzlich und begann zu kichern.

„Sie mag deinen Aufsatz", bemerkte Dean mit einem Grinsen. „Meiner war nicht allzu interessant – ich musste über meinen zukünftigen Job schreiben, und ich schrieb, dass ich Fussballspieler bei West Ham werden würde... Aber ich habe irgendwie vergessen, dass ich erwähne, dass ich Magie benützt habe, um mein Team zu anzukurbeln."

Die drei Jungen tauschten ein Grinsen aus, dann wandten sie sich wider Sybill zu, die gerade Rons Aufsatz zu Ende gelesen hatte (mit ziemlich rosa Teint).

Sie griff nach dem nächsten.

„Das ist Harrys Aufsatz", sagte Ron seinen Freunden.

„Und? Taugt er zu etwas?", fragte Dean.

„Glaubst du etwa, ich habe ihn gelesen?" Ron zog die Augenbrauen zusammen und versuchte, tief verletzt auszusehen, aber konnte nicht anders, als zu lachen. „Na ja, das solltet ihr jedenfalls. Natürlich hab ich ihn gelesen..." Er senkte seine Stimme. „Ich denke, der arme Harry hatte keine Ahnung, was er schreiben sollte, weil er die unglaublichste Geschichte geschrieben hat, die ich je gelesen habe. Voller Angst und total dumm. Aber er war cool."

„Na ja, wir werden sehen, was Trelawney davon hält", antwortete Seamus und sie alle fokussierten ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Professorin.

Die Professorin hatte keine nette, rötliche Gesichtsfarbe mehr. Sie war so weiß wie ein Blatt Papier.

Voldemort steht am Ende der Großen Halle in Hogwarts und hält seinen Zauberstab bereit, um mich mit Avada Kedavra anzugreifen.

Sie schluckte.

Ich bin nahe dran, in Ohnmacht zu fallen und lehne mich an eine gargoyle-artige Statue von Professor Snape. (Er stirbt ein Monat bevor Voldemort das Schloss attackiert und Professor Dumbledore beschließt, ein Monument zu seiner Erinnerung in der Mitte der Großen Halle aufstellen zu lassen.)

Zwei riesige Krokodiltränen liefen an Trelawneys Gesicht hinab. Sie wischte sie mit ihren Händen weg.

Also, ich versuche, Halt zu finden – vergebens. Meine Narbe schmerzt so sehr, dass es über jede Vorstellung hinausgeht und ich bin mir sicher, dass ich bereits am Rande meines Grabes stehe.

Die Klasse sieht plötzlich auf, als die Professorin laut schluchzt.

Voldemort lacht mit einer bösartigen Freude, seine roten Augen funkeln vor perversem Vergnügen. Sein ganzes schlangenartiges Gesicht verzerrt sich zu dem rasenden Bild von meinem Cousin, Dudley.

Ein kleines Lächeln erschien auf Sybills tränennassen, faltigen Gesicht.

Nein, das heißt nicht, dass Voldemort plötzlich beginnt, eine blonde Perücke zu tragen oder sechzig Kilo zuzulegen – überhaupt nicht. Ich meine nur, dass er hässlicher als alles aussieht, das ich je gesehen habe.

Er lacht bösartig und macht fahrige Bewegungen mit seinem Zauberstab, um mich zu erschrecken, und endlich schießt er einen grünen Lichtblitz auf mich zu, der mich in den Bauch trifft. In der Zwischenzeit schreit er: ‚Avada Kedavra!' Ich bin mir bewusst, dass mich jetzt nichts mehr retten kann. Es gibt nichts mehr zwischen Leben und Tod, außer das heulende Gelächter von Lord Voldemort. Dann schwindet alles ... und ich finde mich zwischen den Wolken wieder...

„Oh, nein!", flüstert die Professorin, greift in ihre Tasche und holt ein Taschentuch hervor.

Also, ich bin in den Wolken und fliege hinauf, hinauf, hinauf... Dann bin ich von einem seltsamen Licht umgeben, sodass ich fast blind werde. Eine Stimme (flüsternd und laut zugleich) sagt mir, dass ich zu Hause bin. Plötzlich erblicke ich Lily und James Potter, meine Eltern. Ich bin wirklich zu Hause.

Zu dieser Zeit schluchzte Trelawney wirklich und strich automatisch ihre Tränen weg und putzte sich die Nase.

„Geht es Ihnen gut, Professor?", fragte Parvati besorgt.

„Oh, ja, Liebes... Es geht mir gut." Sybills Stimme bebte. „Ich ... ich habe nur eben den traumatischsten Aufsatz meines Lebens gelesen."

„Warum ist er so traumatisch, Professor?", mischte Parvati sich ein.

„Weil... Oh, so schrecklich... Weil es genau so passieren wird, meine Liebe." Trelawney putzte sich wieder die Nase. „Ich werde Harry dafür die volle Punktezahl geben... Ich betrachte es als meine Pflicht, ihn ein bisschen aufzuheitern, bevor... zum letzten Mal, meine ich. Und wirklich, er verdient es. Keiner meiner Schüler hat jemals die eigene Zukunft mit dieser Genauigkeit beschrieben."

„Was meinen Sie, Professor?" Ron runzelte die Stirn. Er wurde wütend und auch extrem besorgt. „Sie glauben doch nicht etwa, dass Harry auf so lächerliche Art sterben wird, oder?"

„Es tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, Mr. Weasley, aber ich habe alles gesehen, was Mr. Potter geschrieben hat. Und wie Sie wissen, wenn zwei Leute dieselbe Vision haben, wird sie sicher eintreffen. Es tut mir fürchterlich Leid, Mr. Weasley, ich weiß, dass Sie Ihren besten Freund verlieren werden... Aber ich habe das schon unzählige Male gesagt, erinnern Sie sich?"

„Oh, sicher." Ron stand auf, kochend vor Wut. „Sie beziehen sich auf den falschen Grimm und Harrys angeblichen Tod im dritten Jahr. Das ist totaler Blödsinn!"

„Wie ... können Sie es wagen, meine Worte in Frage zu stellen, Mr. Weasley?", stammelte die Lehrerin.

„Ich stelle nichts in Frage, Professor, ich sage Ihnen nur, dass Sie permanent falsche Visionen haben und die dümmsten Sachen vorhersagen, die man je gehört hat. Erinnern Sie sich daran, dass Sie mir vorhergesagt haben, dass ich Hermine in der sechsten Klasse schwängern würde?"

„Das ist mir nur von der Zunge gerutscht, Mr. Weasley." Trelawney wurde rot. „Ich meinte, dass Harry Ginny schwängern würde, in der siebten Klasse."

„Oh, nur drei Faktoren, die falsch waren: das wer, das wem und das wann. Cool", bemerkte Ron ironisch. „Sie sind ein inkompetenter, langweiliger Amateur, der sich selbst Professor nennt! Harry wird nicht sterben, sondern meine Schwester heiraten! Und jetzt werde ich, wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehen. Hermine hatte Recht, Wahrsagen in der dritten Klasse zu schmeißen. Auf Wiedersehen. Haben Sie noch eine nette und weniger fehlerhafte Zukunft!", schrie er und warf die Falltür hinter sich zu.


Als er seine Augen öffnete, war das Erste, das er sah, eine Wolke in Form einer Schwalbe, die über den Himmel zog. Er zwinkerte, beschattete seine Augen mit seinen Händen und sah sich um. Zuerst fand er es ziemlich schwierig, seinen Kopf zu bewegen – er fühlte sich so schwer an. Langsam setzte er sich auf und ihm wurde kalt. Er saß inmitten eines Weizenfeldes, aber er hatte keine Ahnung, wie er dorthin gekommen war. Er erinnerte sich an nichts mehr, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war... Nein, er realisierte, dass er auch an nichts mehr erinnerte, was davor geschehen war. Er hatte keine Erinnerungen an seine Vergangenheit, seine Verwandten, seine Freunde... Er wusste nicht einmal seinen Namen.

Wer bin ich? Wo bin ich? Warum bin ich hier?, dachte er verzweifelt, als er auf seine Beine kam. Der Weizen reichte bis zu seiner Hüfte und es fiel ihm schwer, darin vorwärts zu kommen. Er schob die Ähren vor sich auf die Seite, um sich aus dem Weizenfeld zu kämpfen.

Etwa dreißig Meter vom Rand des Feldes entfernt sah er eine kleine Hütte mit einem kleinen Traktor und einem etwas größeren LKW davor stehen.

Der Junge näherte sich dem Haus und sah einen alten Bauern herauskommen. Er rannte direkt auf den Mann zu.

„Guten Morgen, Sir!", grüßte er den alten Mann.

„Gleichfalls, Junge." Der Bauer lächelte. „Welcher Wind treibt dich hierher?"

Der Junge schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, Sir. Irgend etwas muss mit mir passiert sein, da ich all meine Erinnerungen verloren habe. Ich weiß nicht mehr, wie ich hierher gekommen bin, ich bin einfach in der Mitte dieses Feldes aufgewacht." Er deutete mit dem Zeigefinger auf das Weizenfeld. „Könnten Sie mir helfen, Sir?"

„Zuerst, Junge, hör auf, mich Sir zu nennen, ja?", antwortete der alte Mann. „Mein Name ist Sam McDonald, aber du darfst mich Sam nennen."

„Sicher, Sam." Der junge Mann nickte. „Könnten Sie mich in die nächste Stadt mitnehmen oder so? Oder könnte ich Ihr Telefon benützen?"

„Mein Telefon?" Der Bauer lachte. „Ich habe kein Telefon, junger Mann. Und wen würdest du anrufen, wenn du überhaupt keine Erinnerungen hast? Du erinnerst dich an überhaupt keine Bekannten, oder?"

„Nein, Sir, ähm ... Sam." Der Junge seufzte. „Wenn ich mich nur erinnern würde... Vielleicht habe ich einen Ausweis bei mir oder so etwas!" Er schlug sich gegen die Stirn. Natürlich! Warum war ihm nicht schon vorher eingefallen, dass er seine Taschen durchsuchen könnte?

Er griff in die Tasche seiner Robe. In diesem Moment traf ihn die Erkenntnis: Was konnte ein Junge seines Alters in Roben machen? Diese Art der Kleidung war doch schon ein Jahrhundert früher aus der Mode gekommen!

Er fand überhaupt nichts in der Tasche auf der linken Seite. Er begann, in seiner rechten Tasche herumzustöbern und zog einen seltsam aussehenden Stab heraus. Er war etwa zehn Zoll lang, vielleicht auch länger. Er runzelte die Stirn. Was könnte er mit einem Stab in seiner Tasche anfangen? Könnte er vielleicht ein Dirigent in Ausbildung sein? Hielt er einen Taktstock in Händen? Trugen moderne Dirigenten überhaupt Roben? Das bezweifelte er.

„Nettes Stöckchen, Junge", bemerkte Sam. „Woher hast du das? Oh, tut mir Leid. Hab vergessen, dass du alles vergessen hast... Übrigens, wie heißt du? Oder hast du das auch vergessen?"

„Ich fürchte ja, Sam." Der Junge zitterte in der Kälte. „Welcher Tag ist heute?"

„Der 20. November 1997. Warum?"

„November?" Der junge Mann riss den Mund auf. „Wieso haben Sie dann immer noch Weizen? Haben Sie den nicht im Juli geerntet?"

„Oh, natürlich hab ich das!", antwortete der alte Mann. „Er ist eben wieder nachgewachsen."

„Wann?"

„Heute morgen, nehm' ich an." Sam zuckte die Achseln mit einem ‚Frag-mich-was-anderes'-Blick. „Wenn ich nicht sicher wäre, dass es etwas wie Magie nicht gibt, würde ich sagen, dass das etwas damit zu tun hat." Er schenkte dem Jungen ein Grinsen. „Du denkst jetzt sicher, dass ich verrückt bin, oder?"

„Neeein. Überhaupt nicht", antwortete der Junge und versuchte, den Bauern nicht zu verletzen, weil dann würde Sam ihn nirgendwohin bringen und er würde für immer mitten im Nirgendwo festsitzen.

„Na ja, okay, du wolltest, dass ich dich in eine Stadt bringe, richtig?" Sam lächelte. „Ich hab in Great Whinging zu tun, also nehme ich dich dorthin mit. Komm schon, gib mir eine Hand." Er winkte mit seiner. „Wir müssen diese Schafe in meinen LKW verfrachten. Ich werde an der jährlichen Messe für Haustiere teilnehmen. Jedenfalls muss ich mir jetzt Leute suchen, die mir Helfen, den Weizen wieder zu ernten. Ich bin zu alt, um es alleine zu tun... Stell dir vor, das wird eine richtige Sensation! Weizen im November!"

Der Junge nickte und legte ein Brett auf den LKW. Der alte Mann trieb die Herde das Brett hinauf und in den LKW hinein.

Auf ihrem Weg nach Great Whinging war der Junge ziemlich still und tief in Gedanken versunken, während Sam ‚Old McDonald had a farm, iya, iya-ooooo' summte. Die Schafe blökten unaufhörlich hinter ihnen.

„Du weißt, Junge", sagte Sam plötzlich, „früher mal hab ich Kühe gehabt und sie auf der Messe verkauft, aber als der Rinderwahnsinn nach Großbritannien kam, hab ich beschlossen, mein Konzept zu ändern und eine Schafherde zu kaufen. Sie haben viele Vorteile: Sie sind kleiner, brauchen weniger Nahrung und sind so süß und kuschelig... Äh, weißt du, woran ich gedacht habe?"

„Nein. Wie könnte ich das wissen?" Der Junge zwinkerte.

„Ich dachte, dass der Weizen, der wieder gewachsen ist, etwas mit dir zu tun hat, weil du im Feld geschlafen hast."

„Ich will Sie nicht angreifen, Sir, aber das ist Unsinn."

„Unsinn? Vielleicht..." Der Bauer grinste. „Aber eines ist sicher: Es hat am Morgen gefroren. Wenn der Weizen nicht um dich herum gewachsen wäre, wärst du erfroren, Junge."

„Wirklich?" Der junge Mann riss den Mund auf und hatte keine Ahnung, was er darauf antworten sollte. Er hatte ja auch keine Ahnung von seiner Vergangenheit. Er hatte keine Ahnung, dass der seltsame Stab in seiner Tasche ein Zauberstab war und dass er eigentlich ein Zauberer war. Und noch weniger wusste er, dass sein Name Harry Potter war.


In der Stadt verabschiedeten sie sich voneinander, Harry dankte Sam, dass er ihn zurück in die Zivilisation gebracht hatte, Sam dankte Harry, dass er den Weizen wieder wachsen hat lassen und hiermit trennten sich ihre Wege.

Der Junge machte sich direkt auf den Weg zum Polizeipräsidium. Er hoffte, dass ihn die Polizei irgendwie identifizieren konnte. Vielleicht hatte man die Polizei schon über sein Verschwinden benachrichtigt. Vielleicht hatte die Polizei schon seit Tagen, Wochen oder Monaten nach ihm gesucht und seine verzweifelten Verwandten hatten vielleicht schon ganz rote Augen, weil sie über ihren furchtbaren Verlust geweint hatten... Woher konnte Harry auch wissen, dass die Dursleys die ganze Nacht gefeiert hatten, nachdem sie ihn aus Vernons Auto mitten ins Nirgendwo geworfen hatten? Woher konnte er wissen, dass Dudley einen leuchtendroten Ferrari für seine ‚Heldentat' bekommen hatte, Harry loszuwerden? Natürlich hatte Dudley ‚vergessen' gegenüber seinen Eltern zu erwähnen, dass er der Zaubererwelt einen kleinen Besuch abgestattet hatte. Mr. und Mrs. Dursley waren fest überzeugt, dass ihr intelligenter kleiner Sohn alles allein gemeistert hatte. Es kam ihnen niemals in den Sinn, ihn zu fragen, wie er es gemacht hatte – sie waren nur an Einem interessiert: an dem Ergebnis der Aktion, nicht an der Durchführung.

Also, während die Familie Dursley einen draufmachte, betrat Harry die Polizeistation.

„Äh... hallo", sagte er. Es war niemand zu sehen. „Hallo?"

Etwa drei Minuten später betrat ein ziemlich wütend aussehender Kerl mit einem Sandwich in der Hand das Büro. „Was willste?", murrte er. „Ich hab gerade Dexters Labor angeschaut, also fass dich kurz, weil ich will das Ende sehen. Ich möchte Deedee nicht versäumen, wie sie das ganze Labor in die Luft jagt."

„Äh, sicher." Der Junge nickte. „Na ja, mir ist etwas Seltsames passiert... Ich habe mein Gedächtnis verloren und bin heute Morgen mitten in einem Weizenfeld aufgewacht."

„Weizen? Im November?" Der Polizist hob seine Augenbrauen. „Willst du mich verarschen?"

„Nein, Sir. Ich weiß nicht, wie ich dort hingekommen bin und ich habe keine Ahnung, wer ich bin. Können Sie mir helfen?"

„Hach...", grummelte der Polizist, „noch ein Verrückter... Okay, Kid, hier entlang." Er zeigte mit seinem Finger auf eine Tür. „Geh da rein und warte, bis mein Kollege von der Messe zurückkommt. Du musst wissen, er will sich Schafe kaufen. Aber keine Sorge, du hast Gesellschaft: Es ist noch ein Verrückter wie du da drinnen... Er hat auch sein Gedächtnis verloren." Er biss in sein Sandwich. „Wir sind ständig von Irren umgeben." Und mit einem Schnauben wandte er Harry den Rücken zu und ging wieder, um das Ende von Dexters Labor zu sehen.

Der Junge seufzte tief. Das wird wohl schwieriger werden, als ich erwartet hätte.

Er betrat den angrenzenden Raum, wo ein blonder Kerl mit einem abnormalen Grinsen auf seinem ziemlich gutaussehenden Gesicht saß. „Oh, endlich, Gesellschaft!", schrie er. „Komm, mein Freund, setz dich zu uns."

„Zu uns?" Harry zog die Augenbrauen zusammen. „Ich sehe hier niemanden außer Ihnen, Sir."

„Oh, das ist nur mein gewöhnliches Spielchen, weißt du... Ich stelle mir Leute vor, die bei mir sitzen und ich spreche mit ihnen... damit mir nicht langweilig wird, weißt du?"

„Sicher." Harry rollte seine Augen. Der Polizist musste wegen diesem Kerl Recht haben: Er schien wirklich verrückt zu sein.

Harry setzte sich an den Tisch und hoffte, dass er es vermeiden konnte, mit diesem Irren zu sprechen. Aber er hatte kein Glück. Als er begann, mit seinem ‚Stöckchen' zu spielen, leuchteten die Augen des Mannes plötzlich auf. „Du bist auch einer!"

„Huch?" Der Junge war verwirrt. „Auch ein was?"

Der blonde Mann setzte sich näher zu ihm, sah sich sorgsam um, als ob er sicher gehen wollte, dass niemand sonst ihn hören konnte, dann flüsterte er: „Ein Zauberer."

„Ein was?" Harry runzelte die Stirn. Dieser Kerl war wirklich verrückt. Dann wanderten seine Augen nach unten zu seinen Händen, die immer noch den Stab umklammert hielten. „Oh, verstehe... Sie glauben, dass das ein Zauberstab ist, oder?" Er grinste. Was für eine lächerliche Idee!

„Das IST ein Zauberstab." Der Mann zeigte auf Harrys Stab. „Ich erkenne einen, wenn ich einen sehe, glaub mir."

„Warum? Sind Sie auch ein ... Zauberer?" Der Junge unterdrückte ein Lachen.

„Genau." Der Mann nickte mit seinem blonden Schopf. „Schade, dass ich mich nicht erinnere, wie ich zu einem wurde."

Harry hob eine Augenbraue. „Sie erinnern sich nicht?"

„Jaah... Ziemlich komische Geschichte... Ich habe selektive Amnesie."

„Selektive Amnesie? Was heißt das?"

„Manchmal erinnere ich mich an Dinge, manchmal nicht. Zu meinem großen Bedauern vergesse ich das immer wieder, woran ich mich erinnern konnte, also erinnere ich mich nicht daran, woran ich mich erinnert habe. Später vergesse ich, dass ich mich überhaupt an etwas erinnert habe."

„Das verstehe ich nicht." Der Junge schüttelte den Kopf. Der Kerl ging ihm auf die Nerven. „Wenn Sie die Sachen vergessen, an die Sie sich manchmal erinnern, wie konnten Sie dann ähm... wissen, dass Sie ein ... Magier sind? Haben Sie das nicht auch vergessen?"

„Oh, ja, manchmal vergesse ich das, manchmal erinnere ich mich wieder daran... Im Moment bin ich im Stadium der Erinnerung meiner selektiven Amnesie. Ich erinnere mich ganz genau, dass ich ein Zauberer bin, aber ich habe keine Ahnung, wie ich heiße, woher ich komme, wer meine Verwandten sind, was mein Job ist... Traurig, nicht wahr?"

„Traurig." Harry nickte. Er wusste genauso gut, was es hieß, all seine Erinnerungen zu verlieren. Er versuchte, sich etwas auszudenken, damit er den Verrückten trösten konnte, als sich der andere Kerl abrupt gegen die Stirn schlug und rief: „Noch eine Erinnerung ist gerade zurückgekommen!"

„Welche Erinnerung?"

„Mein ... mein Name! Ich erinnere mich an meinen Namen! Schnell, gib mir ein Stück Papier und einen Kugelschreiber. Ich muss ihn aufschreiben, bevor ich ihn wieder vergesse!"

Harry rannte in das Büro, schnappte sich das erste Stück Papier, das er fand, und rannte zurück in den angrenzenden Raum. „Hier, Papier und Kuli."

Der blonde Kerl riss ihm das Papier aus der Hand und notierte zwei Wörter darauf. „Da..." Er stand auf, schüttelte Harry inbrünstig die Hand, dann umarmte er ihn so fest, dass er beinahe erstickte. „Danke schön, mein lieber Freund. Von nun an stehe ich in deiner Schuld." Ein plötzliches Schluchzen brach seine Stimme und er vergrub sein Gesicht in Harrys Schulter. Harry wusste, dass der Verrückte vor Freude weinte. Er schaute dem Mann über die Schulter und auf den Tisch, um den Namen zu lesen, den er niedergeschrieben hatte:

Gilderoy Lockhart


A/N: Es tut mir Leid, dass ich Harrys Aufsatz wiederholen musste – ich hoffe, ich habe euch nicht zu Tode gelangweilt. Ich dachte bloß, ich müsste Sybills Reaktion darauf zeigen.

In Ordnung, nun seid verantwortungsvolle Reviewer und schreibt mir eine Zeile.