Danke an alle, die Kapitel 14 reviewt haben:

Shila848, Andrea1984 (Diese FF hat 34 Kapitel, es gibt davon noch 2 Sequels, die ich ebenfalls geplant habe zu übersetzen.), Samantha Potter (Mehr dazu: siehe unten.), BlueStar84 (Ägypten? Hmm... Einfach weiterlesen. Grins.), Lily 100 (Mehr dazu: siehe unten.), ICH (Hast mein E-mail bekommen, nicht wahr? Danke!), Miss Hypocrisy, asaniceline (Dass sich Gilderoy an Harrys Namen erinnert ist doch zu einfach und würde die Spannung nehmen, meinst du nicht auch?) und Mandy Rosalie (Mehr dazu: siehe nächster Absatz!)

Wichtig! An alle: Ich bin zur Zeit derart in Stress, dass ich mit dem Übersetzen (und dem Schreiben an meinen anderen FFs) einfach nicht mehr weiterkomme. Daher bitte ich euch etwas um Geduld, das nächste Kapitel kommt, sobald ich es mit meinem Terminplaner vereinbaren kann!

Vielen Dank wie immer an Sanny fürs Betan!

Disclaimer: Nix meins.


Kapitel 15

Snapes größter Traum


Trotz Snapes Bemühungen, die Schande zu verheimlichen, die Draco durch Peeves' geisterhafte Hände leiden musste, wusste bis zu Mittag jeder einzelne Schüler über die Ereignisse des vergangenen Abends Bescheid – dank Crabbe, der zufälligerweise über den Rand der Tür zur Großen Halle stolperte und nach Dracos Hand schnappte, um zu verhindern, dass er hinfiel. Nichtsdestotrotz fiel er zu Boden, genauso wie Dracos Hut – und somit wurden seine Locken enthüllt, die er darunter hatte verbergen wollen... Sie waren immer noch blau und purpur. Dumbledore konnte die Farbe nicht entfernen, nicht einmal mit Mrs. Skowers Allzweck-Magische-Sauerei-Entferner.

Als Malfoys Hippie-artige Haarpracht zum Vorschein kam, brach die ganze Große Halle in Gelächter aus und von diesem Tag an musste er mit den Neckereien der anderen klar kommen.

„Hey, Draco, hattest du wirklich Sonnen mit Sonnenbrillen auf deinem Umhang?", rief Seamus dem blonden Jungen nach.

„Ich hab gehört, dass die Orang-Utans auf deinem Gesicht umwerfend aussahen, Malfoy!", fügte Dean hinzu.

„Ist es wahr, dass wir all das Hermine und Ginny zu verdanken haben?", fragte Ron mit einem gemeinen Grinsen. Er war furchtbar stolz auf seine Freundin und seine kleine Schwester.

„Ja, das ist wahr, Wiesel", sagte Draco gedehnt. „Und weißt du was? Ich könnte losgehen und sie verpfeifen, wenn ich wollte..."

„Wirklich?" Ron hob eine Augenbraue. „Und wer würde dir glauben – außer Snapey? Nicht zu vergessen, dass du glücklich sein solltest, nicht bestraft zu werden, weil du nach der Schlafenszeit noch in den Korridoren warst."

„Ich habe nicht beabsichtigt, dort zu bleiben, und das weißt du genauso gut wie ich", grummelte Draco. „Jetzt lass mich allein und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten... wie etwa... geh und such deinen schäbigen Freund! Ich hoffe, du gehst dabei auch verloren!"

Ron blieb der Mund offen stehen. Woher konnte Draco von Harrys Verschwinden wissen.

„Du bist überrascht, dass ich es weiß, nicht wahr?", sagte Malfoy hochnäsig. „Von Kopf bis Fuß angemalt zu werden hatte zumindest einen Vorteil: Ich hörte Dumbledore, wie er Snape erzählte, dass Potter vermisst wird. Oh, deine arme kleine Schwester! Sie wird ihn nicht heiraten können, und deine Familie wird für immer mit dieser Schande leben müssen!" Er lachte gackernd. „Noch ein großer Tag für die Journalisten, Wiesel! Stell dir nur die Schlagzeile vor: 'Weasley-Kind – jetzt mit Sicherheit unehelich', oder ‚Der Bräutigam, der sich nicht traut'. Cool, oder?"

Ron wollte schon Draco ins Gesicht schlagen, als McGonagalls Stimme ihre kleine Unterhaltung unterbrach: „Alle Schüler gehen zurück in ihre Gemeinschaftsräume! Die Lehrer ins Lehrerzimmer, bitte!"

„Siehst du, Wiesel?" Malfoy grinste. „Sie haben eine Lehrerkonferenz über diesen nichtsnutzigen Freund von dir! Na ja, wir sehen uns dann in Zaubertränke! Wir werden etwas über irgend welche coolen Gifte lernen... Ich werde Snape fragen, ob er sie an dir ausprobiert!" Und damit ging er und ließ einen wütenden Ron zurück.

„Mr. Weasley, haben Sie nicht Professor McGonagalls Anweisung gehört?", fragte Professor Flitwick, der in Richtung Lehrerzimmer eilte.

Ron nickte einfach.

Die Lehrer hatten ein Treffen, um über den armen Harry zu sprechen, der verloren gegangen war. Ron hatte sich noch nie zuvor so miserabel gefühlt – er fürchtete, seinen besten Freund verloren zu haben... für immer.

„Ist das wahr, Albus?", fragte Professor Lupin mit gerunzelter Stirn.

„Ja, zu meinem größten Bedauern, es ist wahr." Der Direktor seufzte. „Der Junge ist verloren gegangen und wir können ihn nicht finden – nicht einmal durch Eulenpost. Ich habe Hagrid bereits losgeschickt, um ihn bei den Dursleys zu suchen, aber sie sagten, dass Harry gleich nach dem Abendessen beschlossen hatte, zurück nach Hogwarts zu gehen, und sich zu Mrs. Figg auf den Weg gemacht hatte... aber dort niemals angekommen war... Niemand weiß, wo er ist. Wahrscheinlich wird er von einem starken Fluch vor uns verborgen – ein Fluch, der verhindert, dass die Eulen ihn erkennen."

„Aber welche Art von Fluch könnte das sein?", wandte Professor Sprout ein.

„Wir können nur raten", antwortete McGonagall. „Aber Albus glaubt stark, dass es eine Verbindung zu einem bestimmten Trank namens Teih-Nessegrev gibt."

„Was?" Flitwick sprang auf. „Ich habe noch nie von einem solchen Trank gehört. Du, Severus?"

Snape antwortete nicht sofort. Er erinnerte sich daran, dass er diesen Zaubertrank nur etwa acht oder neun Tage zuvor den Siebtklässlern beigebracht hatte. „Ja, natürlich kenne ich ihn. Es ist einer der schwierigsten Tränke der Welt. Ich lehrte... äh, versuchte, ihn den Siebtklässlern vorige Woche beizubringen. Niemandem von ihnen ist es gelungen, ihn richtig zuzubereiten." Niemand, außer Malfoy, fügte er in seinen Gedanken hinzu.

„Was weißt du darüber?", fragte Minerva.

„Er wurde im dreizehnten Jahrhundert von einem deutschen Zauberer erfunden. Der Name stammt von dem deutschen Wort ‚Vergessenheit'. Der Trank wirkt nur, wenn er zu reinem Wasser hinzugefügt wird und löscht das Gedächtnis desjenigen, der ihn trinkt, vollständig. Ja, und sein Nebeneffekt ist, dass es dem Trinker eine unsichtbare Aura verleiht, die ihn vor den Eulen unsichtbar macht. Bis jetzt gibt es kein Gegenmittel. Nun, das ist alles, was ich über diesen Zaubertrank sagen kann." Er zuckte die Achseln. „Jedenfalls können wir nicht sicher sein, dass Potter von diesem Trank vergiftet wurde. Es gibt auch noch so viele andere Möglichkeiten."

„Ja? Nenne mir eine!", sagte Lupin.

Snape reagierte auf Lupins Worte nicht. Er konnte den Werwolf immer noch nicht ausstehen, egal, was für ein guter Lehrer er auch war. Remus hatten wieder den Posten als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste bekommen, was ihn natürlich Snape gegenüber noch unbeliebter gemacht hatte.

„Was können wir jetzt tun?", fragte Flitwick. „Sollen wir Leute losschicken, die in ganz England nach Potter suchen?"

„Nein", antwortete Dumbledore. „Wir müssen das so lange wie möglich geheim halten. Wir können nur einen von uns losschicken."

„Ja, natürlich sollten wir jemanden losschicken!", sagte McGonagall. Ihre Augen funkelten hinter ihren rechteckigen Brillengläsern. „Jemand MUSS diesen armen Jungen finden! Er hat höchstwahrscheinlich sein Gedächtnis verloren und kann seinen Weg zurück hierher nicht finden! Könnt ihr euch vorstellen, in welche Gefahr er geraten könnte? Besonders mit Ihr-wisst-schon-wem, der immer noch auf freiem Fuß herumläuft? Wir müssen den Jungen finden – das sind wir ihm schuldig!"

„Ihm – schuldig?" Snape sah aus, als ob er gerade einen Kröter verschluckt hätte.

„Ja, Severus, das tun wir!", bestätigte Minerva mit einem extrem strengen Gesichtsausdruck. „Ohne ihn wäre Hogwarts schon unzählige Male zerstört worden! Er hat die Schule vor diesem verrückten Quirrel geretten, er hat den Gefahren der Kammer des Schreckens getrotzt und es ist ihm gelungen, letztes Jahr den Dunklen Lord zu verjagen."

„Das war Black, und nicht Potter", stellte Snape klar.

„Es wäre Black ohne Harry nicht gelungen", antwortete Dumbledore. „Das musst du anerkennen, Severus."

„Ja, natürlich... Wir dürfen nicht vergessen, was Potter für die Schule getan hat... und wie er ihr den größten Skandal des Jahrhunderts beschert hatte", murmelte Snape leise und fühlte sich total gedemütigt. Seine Kollegen widersprachen ihm – wegen Potter! Schon wieder Potter! IMMER Potter! Nicht einmal ein verloren gegangener – oder toter – Potter konnte ihn in Ruhe lassen!

„Okay. Beenden wir diese Debatte", unterbrach Lupin. „Ich werde gehen und Harry suchen... wenn du mir deine Zustimmung gibst, Albus."

Dumbledore überlegte eine Minute lang. „Aber wer wird in deiner Abwesenheit deinen Unterricht abhalten?"

„Mein bekannter Kollege, Professor Snape", antwortete Remus.

Snape sah auf. Was? Lupin empfahl ihn dem Direktor? Er musste wohl träumen.

Er zwickte sich in die Hand. Nein, es war kein Traum. „Ich werde Lupin gerne vertreten", wandte er sich an Dumbledore.

„Ich kann mir gut vorstellen wie gerne." Albus nickte. „In Ordnung. Remus, komm mit mir mit. Wir müssen die Details deiner Reise besprechen."

Als die Tür hinter dem Direktor und dem Werwolf ins Schloss fiel, breitete sich ein gemeines Grinsen auf Snapes blassem Gesicht aus.

Endlich. Er hatte, was er immer haben wollte. Und um ehrlich zu sein, das hatte er Potter zu verdanken...

„Rooon! Wie lange muss ich noch auf dich warten?", fragte Hermine nervös. „Verteidigung beginnt in zwei Minuten! Hör auf, mit diesem Toast herumzutrödeln, ja?"

Ron kaute weiter. „Hetz mich nicht, Herm!"

„Aber ich will in Lupins Unterricht nicht zu spät kommen! Er sagten, dass wir heute etwas über die Yetis erfahren würden!"

„Die Yetis?", grummelte Ron. „Oh, nein! Wir haben doch schon von ihnen gelernt... in der zweiten Klasse, erinnerst du dich nicht? Dieser Lockhart sagte Harry, er solle den Yeti nachmachen, den er angeblich schon Jahre zuvor besiegt hatte." Ron griff nach der Milchkanne. „Erinnerst du dich an den armen Harry, als er diesen Pelz von einem Grizzlybären tragen musste, um ein bisschen wie ein Yeti auszusehen?" Sein Herz sank in diesem Moment. Er hätte genauso gut fragen können: 'Erinnerst du dich noch an Harry?' Er wusste, dass Hermine genauso sehr litt wie er – keinem von ihnen gelang es, ihren besten Freund auch nur eine einzige Minute aus ihren Gedanken zu verbannen. Ron nahm an, dass Ginny genauso fühlte: verzweifelt, fast schon hoffnungslos.

„Stell die Kanne wieder hin, Ron, und komm endlich!", befahl das Mädchen.

„Aye, aye, Captain!" Der Junge seufzte und stand auf. „Ich hoffe, dass diese Stunde besser wird als die mit Mr. Goldlocke!"

„Natürlich wird sie viel besser sein. Lupins Stunden sind immer großartig", antwortete Hermine, als sie die Treppen hinauf eilten. Als sie die Tür zur Verteidigungs-Klasse erreichten, fanden sie sie bereits geschlossen vor. „Siehst du? Wir sind zu spät!" Das Mädchen sah ihn böse an.

„Was für ein Glück, dass Lupin niemals jemanden bestraft...", sagte Ron laut, während er die Tür öffnete.

„Das ist Lupin, Weasley. Nicht ich", kam eine grimmige Stimme von drinnen.

Ron und Hermine tauschten entsetzte Blicke aus. Alle beide fühlten sich, als ob das Blut in ihren Venen eingefroren wäre. „Das... das ist... Snape...", flüsterte der Junge. „Was sollen wir jetzt machen?"

Zum wahrscheinlich ersten Mal in ihrem Leben hatte Hermine keine Ahnung, was sie antworten sollte.

„Wenn Sie nicht wollen, dass ich Gryffindor fünfzig Punkte abziehe – fünfzig pro Kopf und Nase – dann lassen Sie uns nicht mehr länger warten, Weasley!", kam Snapes Stimme aus dem Klassenzimmer.

Die beiden Jugendlichen schluckten und traten ein. Aller Augen waren ihnen zugewandt, als sie zu ihren Stühlen gingen.

„Ich habe Ihnen nicht gesagt, dass Sie sich setzen sollen!", sagte Severus bissig. Hermine und Ron drehten sich um. „Weasley, stellen Sie sich in die Ecke und bereuen Sie für den Rest der Stunde Ihre Frechheit. Granger, kommen Sie an die Tafel und schreiben Sie ‚Ich schwöre, ich werde zu Professor Snapes Unterricht nie mehr zu spät kommen.' für... sagen wir... fünfhundert Mal." Hermine traute ihren Ohren nicht. Kein Lehrer in der ganzen Schule konnte ihr DAS antun! „Worauf warten Sie, Granger? Bewegen Sie Ihren Hintern!"

Waaas? Hermine wurde bleich vor Wut. Wie konnte irgend jemand es wagen, so mit ihr zu sprechen? Sie ist doch als Schülerin ein Vorbild! Niemand hat das Recht, sie so zu behandeln! NIEMAND!

„Hey, komm, Herm!" Ron streckte ihr die Kreide entgegen.

„Nein, Ron, danke", antwortete sie, dann wandte sie sich an Snape. „Ich – werde – diesen – Müll – nicht – fünf – hundert – Mal – schreiben!", rief sie.

„Herm..." Ron nahm ihre Hand.

„Nein, Ron, lass mich aussprechen!" Sie schüttelte ihn ab.

„Aussprechen?" Snape sah sie böse an. „Ich erinnere mich nicht daran, Ihnen meine Erlaubnis gegeben zu haben, Ihren vorlauten Mund zu öffnen, Granger! Wenn Sie nicht folgen, können Sie genauso gut gehen! Die Tür ist da lang! Und wagen Sie es nicht, noch einmal in irgend einem Unterricht von mir zu erscheinen – Zaubertränke inkludiert!"

„Sie schmeißen mich raus, Professor?", rief Hermine. „Okay, ich gehe zu Professor Dumbledore! Wir werden sehen, was er zu der Art sagt, wie Sie den Unterricht abhalten!"

„Tun Sie das, Granger!", sagte Snape höhnisch. „Ach, und Dumbledore ist im Moment nicht in der Schule."

„Dann werde ich zu Professor McGonagall gehen!", gab sie zurück.

„Sie hat gestern Nacht die Schule mit Albus verlassen. Sie werden in den nächsten zwei Wochen nicht zurück sein." Severus grinste noch breiter.

„Okay! Dann gehe ich!" Sie sah Ron an. „Kommst du mit?"

Der Junge schüttelte den Kopf. „Nein, Herm... und du solltest auch nicht gehen..." Er empfing den vernichtendsten Blick, den er je von Hermine bekommen hatte. „Tut mir Leid...", murmelte er, aber das Mädchen hörte ihn nicht mehr.

Sie war gegangen.

Die nächste Stunde war Pflege magischer Geschöpfe und die Schüler mussten wieder die Martianer waschen. Hagrid schien sich in ziemlich guter Stimmung zu befinden. „Ruhe... Ruhe und Frieden...", seufzte er. „Kein Malfoy, der uns noch auf die Nerven geht... Für einen Vertrauensschüler weiß er noch immer nich', wie man sich benimmt..." Sein Blick blieb auf Ron ruhen. „Warum siehst du so traurig aus? Du solltest glücklich sein, dass der Flubberwurm nich' da ist."

„Er ist vor dem Unterricht davongelaufen... genauso wie Hermine", murmelte der Junge.

„Hermine?" Die Augen des Halbriesen weiteten sich. „Was meinst du? Äh, ich wollte dich fragen, warum deine Freundin nich' da war."

Ron errötete. Woher konnte Hagrid von seiner Beziehung mit Hermine wissen? „Ich sag's dir später, okay?"

Der Halbriese nickte. „Okay, alle zusammen, greift wieder zu den Bürsten un' schrubbt den Martianern den Rücken! Macht schon, ich will, dass sie genauso duften wie die Wildblumen im Park von Hogwarts!"

Alle Schüler begannen, die stinkenden grünen Aliens zu reinigen, die ständig lustige, rülpsende Geräusche von sich gaben.

„Und jetzt erzähl schon, worum machst du dir solche Sorgen?", wandte Hagrid sich an Ron, nachdem die Schüler fort waren. „Sprich es dir von der Seele!"

Ron setzte sich neben seinen Freund. „Alles... alles ist schief gelaufen, Hagrid. Zuerst ist Harry verloren gegangen."

„Ich wei", sagte der Halbriese mit resignierter Stimme.

„Er ist nicht aufzufinden, und keine Eule kann ihn aufspüren." Ron seufzte. „Sicher haben deshalb Professor Dumbledore, McGonagall und Lupin das Schloss verlassen. Vielleicht wollen sie ihn suchen, ich weiß es nicht. Aber jetzt ist Snape unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, und er hatte einen furchtbaren Streit mit Hermine, die weggelaufen ist... Ich glaube, sie ist furchtbar wütend auf mich, weil ich mich nicht gegen Snape auflehnen wollte. Sie muss sich verraten fühlen... verraten von mir."

„Hey..." Hagrid drückte Rons Schultern. „Es war nich' deine Schuld. Du hattest Recht, dass du nich' mit Snape gestritten hast. Manchmal kann er ziemlich gemein sein."

„Ziemlich gemein? Das ist eine riesige Untertreibung!", sagte Ron. „Ich muss gehen, Hagrid. Ich muss sie finden und ihr sagen, dass ich..."

„Dass du sie liebst, richtig?"

„Genau." Ron gab seinem Freund ein kleines Lächeln und ging.

„Herm..."

„Sprich nicht mit mir", antwortete das Mädchen, ohne von ihrem Buch aufzusehen – dem vierten Band der Biografie des Schönen Bills. Vielleicht wollte sie unbedingt Ron auf die Nerven gehen, indem sie ihm zeigte, dass sie dieses spezielle Buch las.

„Schau, Herm, ich..."

Das Mädchen schnappte das Buch zu, stand auf und wollte zur Tür der Bibliothek hinaus.

Ron aber beabsichtigte nicht, sie schon gehen zu lassen. Er schnappte nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten.

„Greif – mich – nicht – an – du...", zischte sie und versuchte, sich zu befreien, aber Rons Hände hielten sie fest wie Schraubstöcke.

„Was?", fragte er und versuchte, den Satz zu vervollständigen: „Verräter? Vielleicht. Idiot? Das glaube ich nicht. Wenn einer von uns als Idiot bezeichnet werden könnte, dann bin das sicher nicht ich."

Hermine zog ihre Augenbrauen zusammen, ihr hübsches Gesicht verwandelte sich in die Grimasse einer Todesfee, die eben zu schreien anfangen wollte. „Du hast... du hast Snape gewählt! Nicht mich, ihn!", rief sie.

„Ich wollte nicht von der Schule geworfen werden, Herm. Snape ist der stellvertretende Direktor, weil Dumbledore und McGonagall nicht da sind. Er hat die ganze Macht und kein empfindungsfähiges Wesen in ganz Hogwarts würde seine Pläne durchkreuzen!"

„Meinst du damit, dass ich nicht empfindungsfähig bin?" Sie fletschte die Zähne. (Seit diesem Zwischenfall im vierten Jahr hatte sie die schönsten Zähne in der ganzen Schule – und immer noch mochte Ron das nicht.)

„Hör mal, Hermine, ich möchte nicht mit dir streiten! Ich liebe dich!"

„Pah! Du liebst mich? Du hast einen seltsamen Weg gewählt, um mir das zu zeigen." Sie versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien, aber der Junge hielt sie immer noch an sich gedrückt – vielleicht noch näher als noch vor einer Minute.

„Hermine, uns selbst rauszuschmeißen ist nicht der richtige Pfad, dem man folgen sollte, nicht wahr? Besonders jetzt nicht, wenn wir in unserem letzten Schuljahr sind!" Er versuchte, Hermines logisches Denken und ihren Enthusiasmus für das Lernen zu beeinflussen. „Denk mal an all die coolen Tests, die wir am Ende des Jahres haben werden! Willst du sie alle versäumen? Stell dir die wundervollen Aufgaben vor: McGonagall wird sicher wollen, dass wir uns gegenseitig in Tiger mit dolchartigen Zähnen verwandeln! Binns wird uns einen zehn Meter langen Aufsatz über den Sommersprossigen Simon und Brutus den Brutalen schreiben lassen. Und natürlich wird uns auch Hagrid fantastische Aufgaben geben, zum Beispiel das Horn eines Ungarischen Hornschwanz-Drachen zu stehlen, oder ein wildes Einhorn zu reiten... Du willst dir doch diesen Spaß nicht entgehen lassen, oder?"

Das Mädchen sah hinab auf ihre Schuhe. Ron hatte Recht. Sie würde niemals die Chance versäumen, eine voll ausgebildete Hexe zu werden – und nicht einmal Snape konnte ihr das verwehren.

„Okay", seufzte sie. „Ich werde mich bei Snape entschuldigen und mich sogar selbst erniedrigen, wenn ich muss. Ich WILL dieses Zeugnis."

„Kluges Mädchen." Ron lächelte. „Du wirst die beste Hexe von allen sein."

„Sicher werde ich das", antwortete sie. „Würdest du mich jetzt bitte wieder loslassen?"

„Oh... tut mir Leid." Er errötete und folgte ihr mit seinen Augen. „Äh, Herm..." Sie drehte sich vor dem Türrahmen noch einmal um. „Ich hab es auch gemeint."

„Was?" Sie sah belustigt aus.

„Dass ich dich liebe. Das tu ich wirklich."

„Das meinst du auch besser so", sagte Hermine, sammelte ihren ganzen Mut zusammen und ging zu Snapes Büro, um ihn zu bitten, wieder seinen Unterricht besuchen zu dürfen.


Ein lauter Knall kam aus einem der oberen Stockwerke. Molly Weasley ließ die Bratpfanne fallen. „Was macht ihr beiden schon wieder???", rief sie verärgert.

„Nichts, Mum!", rief George zurück.

„Nichts?" Seine Mutter wurde wütend. „Ihr habt mich so erschreckt, dass ich meine Lieblingsbratpfanne fallen gelassen habe! Es war die, die ich von eurem Vater als Hochzeitsgeschenk bekommen habe, und jetzt hat sie eine Delle! Das ist alles eure Schuld und das streitet niemals ab!"

„Das werden wir schon nicht, Mum", kam Freds Stimme.

„Kommt herunter, das Frühstück ist fertig!", rief Molly. „Obwohl ihr es nicht verdient hättet", fügte sie hinzu.

„Wir kommen!", riefen die Zwillinge unisono. Eine Minute später donnerten zwei angesengte Weasley-Zwillinge herunter. „Was gibt's zum Frühstück? Wir sterben vor Hunger!"

„Stop!", rief ihre Mutter. „Bleibt an der Schwelle stehen! Kommt ja nicht in meine kürzlich geputzte Küche herein, bis ihr euch nicht auch gewaschen habt!"

„Aber Mum, das ist doch nur ein bisschen Ruß, nichts weiter!", jammerte George. „Wir haben Hunger!"

„Rauf! Ich sagte, geht hinauf!", brüllte Molly sie an. „Ich will das Wasser laufen hören!"

„Okay...", seufzte Fred. „Komm schon, George."

Sie gingen hinauf und drehten die Wasserhähne auf. „Jetzt kann Mum das Wasser laufen hören", kicherte George. Sie warteten weitere zwei Minuten – die übliche Zeit für eine schnelle Katzenwäsche – dann gingen sie hinunter.

„Fertig, Mum. Können wir bitte den Toast haben?"

„Setzt euch", sagte Molly mit einem kleinen Lächeln. „Euer Frühstück, hier..." Sie wollte Fred schon den Toast reichen, der beide Hände dafür ausstreckte. Molly riss den Toast zurück und schnappte sich Freds Hand. „Das nennst du sauber? Hmm???"

Fred besah sich kurz seine Handfläche. „Mensch, ich muss schmutzig geworden sein, als wir die Treppe herunter kamen... Weißt du, ich hab das Geländer angegriffen... Muss ein bisschen staubig gewesen sein, schätze ich..."

„Staubig, hm?" Mrs. Weasley zog ihre Augenbrauen zusammen. In diesem Augenblick sah sie genauso aus wie Percy, wenn er mitten im Schreiben eines Berichtes über den Kesseldicke gestört wurde. „Nur zur Information, ich habe das Geländer gestern geputzt."

„Wirklich?" George schenkte ihr einen unschuldigen Blick. „Äh, muss der Ghoul vom Dachboden gewesen sein. Er war sicher ziemlich gelangweilt und hat das Geländer nur zum Spaß schmutzig gemacht..."

„Nur zum Spaß, hm?" Molly sah sie an mit einem ‚Haltet-mich-nicht-für-einen-Idioten-Blick'. „Geht mir aus dem Blickfeld! Heute gibt's kein Frühstück!"

„Aber Mum..."

„Kein ‚aber Mum'", antwortete Mrs. Weasley streng. „Ihr hattet eine Chance, und ihr habt sie vertan. Jetzt..."

Sie konnte ihren Satz nicht zu Ende sprechen, weil die Flammen im Kamin zu knistern anfingen und ankündigten, dass ein Anruf oder Besucher kam.

Das letztere von beiden trat ein.

Eine alte Dame stolperte aus dem Kamin, ihre rabenschwarze Katze sprang ihr aus den Armen.

„Vader! Komm sofort zurück!", schrie sie der Katze nach, die sie nicht gehört zu haben schien. „Oh Gott, es tut mir Leid, Mrs. Weasley, er ist meine neueste Katze, ich habe ihn erst gestern gekauft. Er ist noch ein kleines Kätzchen und hat nur Unsinn im Kopf."

„Oh, macht doch nichts. Wir mögen Katzen", antwortete Molly. „Aber würden Sie uns bitte sagen, wer Sie sind?"

„Oh, wo sind bloß meine Manieren geblieben?" Die alte Frau wurde rot. „Mein Name ist Arabella Figg." Sie streckte ihre Hand aus und Molly schüttelte sie.

„Erfreut, Sie kennen zu lernen, Ms. Figg. Oder Mrs. Figg?"

„Oh, ja, Mrs. Figg. Ich bin Witwe", antwortete Arabella. „Vader! Weg vom Vorhang! Und zerkratz diese Tür nicht! Oh, es tut mir Leid, Mrs. Weasley, er ist so verspielt. Vielleicht hätte ich ihn besser nicht gekauft."

„Vielleicht." Molly nickte. „Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches, Mrs. Figg?"

„Oh, das hätte ich fast vergessen", kicherte Arabella. „Na ja, es geht um Harry Potter. Ich weiß, wo er ist."

„Bei den Dursleys, nehme ich an", antwortete Molly. Sie glaubte, die alte Frau wäre etwas senil.

„Bei den Dursleys?" Mrs. Figg hob eine Augenbraue. „Sie haben es noch nicht gehört?"

„Was?", fragte Mrs. Weasley verwirrt.

Fred und George tauschten besorgte Blicke aus.

„Harry hat die Dursleys schon vor fast zwei Wochen verlassen, und niemand weiß, wo er hingegangen ist."

„Verlassen? Niemand weiß... Oh Gott! Er ist geflüchtet! Er wurde von der Verantwortung verschreckt, dass er meine Ginny heiraten würde, und ist davongelaufen! Dieser verdammte, kleine..."

„Nein, nein, nein, bitte, Mrs. Weasley, lassen Sie mich aussprechen!", unterbrach Arabella. „Er ist überhaupt nicht geflüchtet. Er hat sein Gedächtnis verloren und ist irgendwie verloren gegangen. Sehen Sie sich das an." Sie gab der rothaarigen Frau eine Zeitung. „Eine Muggel-Zeitung, die mir eine meiner alten Freundinnen gebracht hatte, nachdem ich in die Stadt Great Whinging gereist war."

Molly faltete die Zeitung auseinander. Auf der zweiten Seite sah sie zwei Leute abgebildet: Harry und... „Hey, das ist Gilderoy Lockhart!"

„Lockhart?" Die Zwillinge starrten sie an. „Mit Harry?"

„Ja, schaut: ‚ZWEI UNGLÜCKSELIGE AMNESIE-PATIENTEN WARTEN AUF JEMANDEN, DER SIE WIEDERERKENNT'", las Molly die Schlagzeile vor. „Armer, armer lieber Harry..." Tränen erschienen in ihren Augenwinkeln. „Und ich hätte schon fast gedacht... Es ist nicht seine Schuld..." Sie wischte sich die Tränen weg. „Aber schaut! Seine Stirn!"

„Was ist mit seiner Stirn?", fragten die Zwillinge neugierig.

„Die Narbe! Ich kann die Narbe nirgends sehen!"


Ü/N: Bitte reviewt fleißig, das spornt ungemein an und vielleicht gelingt es mir ja doch wieder irgendwie, dass ich das eine oder andere Kapitel übersetze...