Einladung zum Tanz

Kapitel 2

Er lächelte gezwungen, seine Maske tat ihren Dienst gut, zu gut. Auch Mothma lächelte, ob dies allerdings ebenfalls eine Maske war, entzog sich seiner Kenntnis, war aber sehr wahrscheinlich.

Was nun?

Nun…, es war egal, wie er handeln würde, beide Ergebnisse würden ihm nicht gefallen. Wenn er ihr einen Korb gab, landete er einen Fauxpas. Wenn er mit ihr auf die Tanzfläche ging, wurde getuschelt. Er hatte es eigentlich in den letzten Jahren immer wunderbar vermeiden können, Opfer der Klatschgeschichten zu werden.

Und jetzt kam sie einfach daher und…seit wann war hier überhaupt Damenwahl in Mode gekommen? Zumal, gesellschaftlich gesehen war es unangebracht, mit einer Frau zu tanzen, die einen nicht auf diesen Ball begleitet hatte. Zumindest war dies so in seiner Generation gewesen.

Mothma war eine andere Generation.

Er hatte ihr noch immer nicht geantwortet, obwohl er wusste, dass er antworten musste.

Jetzt, sofort. Aber was?

„Senatorin Mothma, wird Euer Begleiter nicht etwas dagegen haben?"

Hoffentlich war sie nicht allein gekommen. Nur dieses eine Mal!

„Welcher Begleiter, Kanzler? Ich bin frei und auch Ihr seid ohne weibliche Begleitung eingetroffen. Wer sollte sich daran stören?"

Da hatte sie leider recht. Er saß in der Falle, er musste nachgeben.

„Nun denn, Senatorin", er bot ihr seinen Arm an, sie harkte sich ein. Wenn er sie schon auf die Tanzfläche begleitete, dann bitte schön ganz nach alter Schule. Und förmlich. Nur keine Nähe zulassen.

Die Tanzfläche war noch immer recht spärlich besucht. Man würde sie sehen, beobachten, tuscheln, möglicherweise sogar über sie lachen. Er zwang sich, diese Gedanken beiseite zu schieben. Jetzt musste er erst einmal diesen Tanz überstehen.

Er spürte die Blicke der Anwesenden deutlich. Er tanzte eigentlich nie, und nun gar mit Mon Mothma. Die Frau, die nicht alles mit Ja und Amen hinnahm, sondern gerne diskutierte und auch stritt!

Eigentlich hoffte er nur, sie würde sich, zumindest beim Tanz, führen lassen und dass er ihr nicht auf die Füße trat.

Sie bezogen Stellung am Rande der Tanzfläche, sie begannen zu tanzen. Sie ließ sich führen, in der Tat.

Es war unangenehm, berührt zu werden, sehr unangenehm. Er war zusammen gezuckt, durch ihre Berührung, durch die Körperwärme, die sie ausstrahlte. Es war schon lange Jahre her, dass er einer Frau so nahe gekommen war.

Manchmal vielleicht war es schon zu lange her.

„Also, Senatorin. Ihr wolltet mich unter vier Augen sprechen?", begann er also mit der Konversation. Um sie in die richtigen Bahnen zu leiten, um nicht in den Smalltalk zu verfallen.

Sie blickte auf, direkt in seine Augen.

„Nein", kam es verwundert, „Ich wollte mit Euch tanzen. Nicht mehr, nicht weniger."

Das war bitte ein Scherz, ja? Sie wollte mit mir tanzen?

„Oh." Stille. Keiner sprach ein Wort. Eine Weile tanzten sie einfach nur.

Er war etwas irritiert, da er angenommen hatte, dass Mothma ihn sprechen wolle und den ungewöhnlichen Weg über diesen Tanz gewählt hatte. Hatte sie aber nicht getan!

Wunderbar, und nun? Was kam als nächstes? Es musste doch einen Auslöser geben…ohne Auslöser, ohne Sinn, ohne Hintergedanken würde sie wohl kaum zu ihm hinüber gehen, und ihn zum Tanz auffordern. Was war der tiefere Sinn dieser Aktion?

„Ihr tanzt gut."

Sie riss ihn aus seinen Gedanken, ganz abrupt. Dabei hatte er schon fast gehofft, ohne jedwede Konversation durch diese Aktion zu gelangen. Ohne ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln. Nun, bis auf den Dank für den Tanz.

„Danke, ich bin aus der Übung. Und was ist mit Euch? Ihr scheint mir nicht so…"

„Selten…", unterbrach sie ihn, starrte an ihn vorbei, „Keine Zeit, kein Interesse."

Und warum jetzt? Hier, heute, mit mir?

„Ihr solltet häufiger Tanzen, lasst Euch doch einfach demnächst begleiten."

„Das sagt mir gerade der Richtige!", sie lächelte vorsichtig, „Ihr erscheint auch stets solo, wie einige andere hier auch. Das gleiche könnte ich auch Euch empfehlen."

Smalltalk? Oder doch der Beginn eines, zugegeben außergewöhnlichen, Streitgesprächs?

„Ich finde nun mal keine charmante Begleitung, Senatorin. Wir wissen doch beide, wie schädlich die Politik für das Privatleben ist, oder?"

„Nun, ich bin zufrieden", entgegnete sie rasch.

Beide schienen erleichtert, als der Tanz endete, die Musik verstummte. Er löste sich schnell von ihr und verließ mit ihr die Tanzfläche. Eigentlich geboten ihm die Gesetze der Höflichkeit, sie auf ein Glas Wein einzuladen, aber er bezweifelte, dass sie annehmen würde.

Das Getuschel und Gewisper hatte bereits dann eingesetzt, als sie beide, gemeinsam, sie eingeharkt fast schon an seinem Arm, die Tanzfläche betreten hatten.

„Vielen Dank für diesen Tanz, Kanzler", sagte Mon Mothma freundlich, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.

Also, wie handeln. Geredet wurde so oder so! Zu verlieren gab es nichts mehr. Dementieren konnten sie beide sowieso erst in einigen Stunden. Passieren würde nichts, sie konnten einander nicht ausstehen.

Was sollte eigentlich das ganze Gefasel über Begleiter? Und über das Privatleben…gut, damit hatte er angefangen. Seine Schuld.

„Möchtet Ihr ein Glas Wein, Senatorin?"


Nun, wird Mothma annehmen? Weiter geht's in Kapitel 3.