Einladung zum Tanz

Kapitel 6

Er schmeckte noch immer ihre Lippen auf den Seinen, als er nach einigen Minuten des Wartens, besser des Nachdenkens, in den Festsaal zurückgekehrt war. Ein verwunderter Blick Pestages verriet ihm, dass dieser sich wunderte, dass er ohne seine Begleiterin zurückgekehrt war. Demnach war Mothma gleich nach dem Kuss gegangen.

Er kehrte in seinen Gesprächskreis zurück und wurde sogleich wieder aufgenommen. Die Themen schwirrten natürlich zwischen Politik und Klatsch, so wie immer.

Als es Mitternacht wurde, äußerte er seinen Wunsch, sich zurück zu ziehen. Es sei bereits spät, und morgen warte einiges an Arbeit auf ihn. Ihm wurde grüßend zugenickt, als er sich verabschiedete und mit seinem Stab das Fest verließ.

Jetzt sind es nur noch sieben weitere Bälle bis zum Saisonende…


Er hatte kaum geschlafen. Er war noch immer, zumindest gedanklich, in der Laube, war noch immer mit ihr dort und küsste sie. Der Kuss hatte ihn aus dem Konzept gebracht, verwirrte ihn sehr.

Gegen Sonnenaufgang trieb es ihn aus dem Bett, er wusch sich und kleidete sich an. Es war Sonntag, es würde ein ruhiger Tag werden. Er würde das aufarbeiten, was in der Woche aus terminlichen Gründen liegen geblieben war. Nach einem kurzen Frühstück, wurde er hinüber in sein Büro im Senatsgebäude geflogen. Bis auf zwei seiner rot gewandeten Gardisten begleitete ihn niemand mehr.

Bis zum Mittag wühlte er sich durch Comausdrucke und sonstigen Unterlagen, hielt sich mit Stimtee wach und lief gelegentlich etwas im Büro umher, um seine Augen vom Lesen zu entspannen.

Er liebte die Sonntage. Ohne Frage.

Er konnte in Ruhe arbeiten und wurde nicht ständig von Terminen unterbrochen und von Anrufen belästigt. Es war einfach nur still!

Manchmal saß er in seinem Sessel, zur Stadt gedreht und blickte über die Metropole. Minuten lang, ohne ein Wort, nur sein leiser Atem.

Heute war dies nur bedingt möglich. Er fühlte sich nicht wohl. Absolut nicht. Und er wusste nicht einmal, wieso überhaupt! Es war nur ein simpler, aus dem Augenblick heraus geborener Kuss. Ohne Intention. Es war einfach passiert, kurzum.

Leider aber stand dieser Kuss nun zwischen ihnen und würde ihrem kommunikativen Verhältnis zueinander nicht gerade nicht gerade förderlich sein. Zumal, sie war es, die sofort davon gelaufen war, ohne jedwede Erklärung.

Sie würden darüber, über ihren Ausrutscher, reden müssen, ansonsten würde bald schon das Loyalistenkomitee sich darüber wundern, weshalb Mothma und er so dermaßen….

Er atmete tief durch. Es war Mittag, langsam bekam er Appetit. Da heute allerdings Sonntag war, würde das sonst übliche Mittagessen nicht geliefert werden. So war es extra für ihn eingerichtet worden, da er es für eine Zeitverschwendung hielt, am Mittag in ein Restaurant zu gehen. Oder in seine Wohnung.

Nun, er würde noch ein oder zwei Stunden etwas tun und dann zurück in seine Wohnung fliegen, dort würde sein Kochdroide etwas für ihn zaubern.

Er unterhielt hauptsächlich Droiden. Man musste sich nicht mit ihnen gut stellen.

Sie waren billig und effektiv.

Ruhig.

Diskret.

Einfach am Geeignetsten für seinen Bedarf.

Erneut goss er sich eine Tasse Stimtee ein und trank.

Das Comgerät piepte, eine Nachricht kam herein. Von Senator Bail Organa, einem Mitglied des Loyalistenkomitées. Sieh an! Am Sonntag. Nur wenige Vertreter des Senats arbeiteten an diesem einen, freien Tag.

Senator Organa bat um ein Gespräch mit ihm in den nächsten Tagen. Er seufzte und sah selbst in seinem Terminkalender nach. Normalerweise war dies Sate Pestages Aufgabe, aber der hatte heute auch seinen freien Tag.

Wie immer war sein Terminplan sehr voll, aber irgendwie musste er das Loyalistenkomitée noch unterbringen. Ein erneutes Seufzen. Schließlich beschloss er, dass er auch gut auf seinen Tee, eine Pause von einer Viertel Stunde, verzichten konnte. Er schickte Organa eine Nachricht, dass er sie am Mittwoch um 1630 Standart erwarte. Das trug er dann auch auf dem Terminplan ein und hinterließ Pestage noch eine Nachricht, dass er den Termin noch bestätigen sollte.

Eines Tages, eines fernen Tages,…

Erneut piepte das Comgerät. Es schien durchgesickert zu sein, wo er sich aufhielt und dass er arbeitete. Manchen Senatoren war das allein Grund genug, ihn auch heute mit ihren Anfragen und Anliegen zu belästigen.

In müder Schauer überfiel ihn, ließ ihn frösteln, kurz die Augen schließen. Tief durchatmen. Dennoch beantwortete er die Anfrage, die über das Com hereingekommen war. Danach widmete er sich wieder seinen anderen Aufgaben.

Las, unterschrieb, korrigierte, zeichnete ab, verlangte nach weiteren Informationen. Seine morgige Rede vor dem Senat war bereits seit einigen Tage fertig, dennoch ging er sie erneut durch. Er machte sich für die Debatten und Gespräche der nächsten Woche Notizen, so gelang es ihm, rasch von einem Thema zu nächsten, von einer Materie in die andere zu wechseln.

Schließlich, am frühen Nachmittag, beschloss er, dass es an der Zeit war, ins Wochenende zu gehen. Einige Stunden sollten auch ihm vergönnt sein. Er würde etwas lesen, vielleicht Musik auflegen, sich entspannen, möglicherweise auch einen Holofilm ansehen.

Seine Unterlagen landeten wieder in den Fächern, die er sorgfältig sicherte. Tasse und Kanne brachte er in einen kleinen Nebenraum, der als eine Art Küche diente. Hier wurde sein meist kaltes, da zu oft von senatorischen Anliegen unterbrochen, Mittagessen erneut aufgewärmt, Tee zubereitet oder kleine Snacks. Das sparte Zeit und Geduld.

Sein Magen grummelte. Erst jetzt nahm er seinen Appetit richtig wahr. Es war Zeit, endlich nach hause zu fliegen.

Das Com piepte erneut, allerdings erklang die Stimme eines seiner Gardisten.

„Senatorin Mothma bittet um eine kurze Unterredung."

Ausgerechnet jetzt?

„Lasst sie herein!", meinte er und stand dann wieder von seinem Sessel auf und ging ihr entgegen.

Die Senatorin erschien ausnahmsweise nicht in ihren weißen Roben. Entweder weil eben Sonntag war, oder aber, was er eher befürchtete, da dieses Gespräch privater Natur sein würde.

„Kanzler!", begrüßte sie ihn förmlich und neigte grüßend ihr Haupt.

Er trat näher zu ihr. Sein Magen machte sich erneut bemerkbar. Er wollte aus seinem Büro verschwinden, rasch. Aber da sie nun hier war? Was tun? So wie er Mothma kannte und einschätzte, würde das Gespräch länger dauern.

„Habt Ihr bereits zu Mittag gegessen?", fragte er sofort und lächelte durch seine onkelhafte Maske.

„Nein." Das klang unsicher, nervös, leise.

„Dann begleitet mich bitte zu Tisch! Ich bin am Verhungern", er vollzog eine einladende Geste und wartete ihre Reaktion ab.


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Kyana-Morgaine