Einladung zum Tanz

Kapitel 9

Er sah ihr deutlich an, wie unschlüssig sie war. Umso entschlossener war er. Sie würde bleiben, bei ihm. Solange, bis er wollte, dass sie ging! Er wurde innerlich energischer, setzte die Macht ein, um sie zu beeinflussen. Selbst Mon war, in dieser ungewissen, ungewohnten Situation, leicht zu beeinflussen.

Du wirst bleiben! Und du wirst tun, was ich von dir sage!

Sie würde ihm gehorchen, ganz gleich, was er von ihr fordern würde. Oder wie oft er es von ihr fordern würde.

Mons Gesicht wurde klarer, sie nickte: „Ich bleibe…"

Ein Lächeln, ein Kuss. Das Versteckspiel begann.


Er hatte sie genossen, wie er einen guten Wein genoss. Er hatte sie gekostet, und als sie sein Gefallen fand, hatte er sie vollkommen für sich beansprucht. Er hatte sie geküsst, sich küssen lassen, er hatte sie gestreichelt, hatte sich streicheln lassen. Er hatte sie in sein Schlafzimmer gebracht, sie hatte nicht mal gezögert, mit ihm dorthin zu gehen.

Die Einsamkeit gaukelt jedem vor, sich an jedem noch so kleinen Strohhalm zu klammern, um nicht unter zu gehen. Jetzt gehört sie mir! Sie hat nach dem Strohhalm, nach mir, gegriffen.

Und sie hatte auch nicht gezögert, mit ihm ins Bett zu steigen. In sein Bett, in dem er schon seit Jahren allein lag, in dem auch wahrscheinlich nie eine Frau gelegen hätte, wäre nicht das passiert, was passiert war.

Er war ehrlich überrascht gewesen, wie leicht es gewesen war, sie zu diesen letzten, wahrlich entscheidenden Schritt zu bringen. Fast schon zu leicht.

Im Bett hatten sie ihre Gewänder verloren, den Körper des anderen kennen gelernt. Sie hatte keine Scheu vor ihm gehabt, hatte alle Hemmungen fallengelassen, so wie auch er es getan hatte. Er hatte sie zu seinem Besitz gemacht, in dem Moment, in dem er sich mit ihr vereinigt hatte. Er hatte sehen können, dass es Mon sehr gefallen hatte, sie hatte ihn noch enger in den Arm geschlossen, sich ihm hingegeben. Und sie hatte nicht bemerkt, wie dominant er wirklich war. Sie war so oder so passiv geblieben. Hatte sich in ihre Rolle eingefügt, ohne dass er viel „Überredungskünste" via Macht hatte anwenden müssen. Sie waren gemeinsam zum Höhepunkt gekommen und hatten ihn erlebt.

Mon schlief in seinem Arm, an seinem Körper. Er hatte selten so etwas zugelassen in seinem Leben. Jetzt aber musste er es zulassen.

Während sie schlief, öffnete er sich den Gefühlen. Ein Mal, um sich dieser „Schwäche", wie die Sith dies nannten, bewusst zu werden.

Er zitterte.

Er nahm alles war.

Den Geruch ihres Haares, ihres Körpers, spürte ihre nackte Haut. So weich, so unendlich weich. Und was diese Gerüche und der Kontakt auslösten! Er hatte es noch nie so wahrgenommen, Leidenschaft, Zärtlichkeit, sogar Zuneigung. Es war überwältigend, wirklich überwältigend.

Jetzt wurde ihm bewusst, warum sein Meister, Darth Plagueis, einmal in den Genuss gekommen, nicht hatte darauf verzichten wollen. Es war angenehm, sehr angenehm. Abgesehen von sexueller Befriedigung, kam er in den Genuss ungewohnter Zärtlichkeiten und Nähe.

Es gefiel ihm, durchaus.

Sogar sehr.

Ich könnte mich daran sogar gewöhnen, nur darf ich es nicht. Nichts ist schlimmer als Gewohnheit, als Selbstverständlichkeit. Dennoch…ich werde es mit alle Sinnen auskosten!

Er verschloss sich wieder diesen Gefühlen. Es gab eine Gefahr, der sein Meister erlegen war, als dieser sich der Schwäche ergeben hatte: Liebe. Meister Plagueis hatte eine Liebesbeziehung unterhalten, von der er, sein Schüler, gewusst hatte. Es gab Zeiten, da war er sogar neidisch auf ihn gewesen. Plagueis selbst hatte ihn vor der Liebe gewarnt, ebenso wie all die Sithtexte, mit denen er sich vertraut gemacht hatte.

Liebe galt nur als Mittel zum Zweck. Als Wegbereiter. Als Druckmittel.

Palpatine hatte sich geschworen, sich niemals von der Liebe einlullen zu lassen. Beziehungen hatte er schon meist nach kurzer Dauer beendet. Bevor diese zu emotional werden konnten. Bevor wirklich Liebe hatte entstehen können.

Liebe bedeutet Anhänglichkeit und Abhängigkeit.

Und das war nur hinderlich.

Er betrachtete seine Geliebte, die Mon nun war, nur kurz. Distanz galt es auch jetzt noch zu wahren. Jetzt mehr denn je.

Langsam überkam ihn die Müdigkeit. Und der ergab er sich dann auch. Bedingungslos!


Er erwachte, als er geküsst wurde. Es war sehr früher morgen, es war noch dunkel. Nicht mal die Dämmerung hatte eingesetzt.

Er beantwortete den Kuss: „Guten Morgen."

„Ich muss gehen, Cos. Bevor der Morgen anbricht."

„Ich weiß."

Sein Name, sein Vorname. Niemand nannte ihn so. Nur sie, vielleicht noch Pestage. Manchmal.

Er zog sich den Morgenmantel über den nackten Körper, während er ab und zu zu ihr hinüber lugte, die ihren Körper wieder hinter der dicken Stoffschicht ihres Kleides versteckte.

„Einer meiner Leibgardisten wird dich nach hause fliegen. In zivil. Sie sind allein auf mich eingeschworen. Sie werden keine Fragen stellen, und auch nichts sagen."

„In Ordnung. Wann sehen wir uns wieder?"

Er lächelte: „Uhm. Ich würde sagen…", er blickte zum Chronometer, „In weniger als sechs Standartstunden. Allerdings unter Tausenden von Senatoren."

Sie grinste nur.

„Wenn ich wieder in die Opposition gerate…"

„Mon, privat ist privat. Beruf ist Beruf."

Sie lächelte.

Ein schönes Läch… Ach, hör bloß auf! So beginnt der Anfang von Ende.

Er begleitete sie noch bis zur Wohnungstür und ließ sich noch einen Kuss geben und gab ihr einen Kuss in Retour.

„Ist dir der morgige…heutige Abend recht? Zum Abendessen?", flüsterte er ihr zu.

„Ja."

„Ich schicke dir eine Nachricht, wann ich wieder nach hause aufbreche."

Sie nickte.

Ein allerletzter Kuss.

Sie ging. Er legte sich noch für zwei Stunden zurück ins Bett. Er war müde. Gefühle „vorzugaukeln" und gleichzeitig aufkommende Gefühle abzuwehren, war anstrengender als gedacht.

Die Affäre ging ihm leichter von der Hand, als er vermutet hatte. Viel einfacher. Sie trafen sich mehrmals in der Woche, zumeist am Abend. An den Wochenenden auch selten schon mal über Tag. Sie verließen niemals seine oder ihre Wohnung. Sie erzählten weder Freunden noch Vertrauten davon. Sie verhielten sich korrekt in der Gegenwart anderer, sie gingen wie gewöhnlich auf Konfrontationskurs.

Alles blieb, wie es war.

Und doch war alles anders.


Er spürte die Katastrophe, noch ehe diese ihm gewiss wurde. Mon stand am Tage, mitten in der Woche, vor ihm.

Blas, nervös und abgespannt.

Ein ungewohnter Anblick.

„Privat? Jetzt?"

Bist du von allen guten Geistern verlassen?

Sie nickte nur. Er bat sie in einen der Nebenräume. Dort waren sie allein. Seine Berater wussten, wo ihnen der Zutritt untersagt war, und vor allem wann. Niemand würde sie belauschen.

Die Tür verschloss sich hinter ihnen.

„Das ist riska…"

Sie unterbrach ihn sofort. Ihre Stimme war leise, bebte aber, verriet ihre Angst. Ihre Besorgnis.

„Ich bin schwanger."