Einladung zum Tanz

Kapitel 10

Sein weniges Blut wich aus dem Gesicht. Er war schockiert, erschrocken, total überrascht.

Nein! Das darf nicht sein!

Ein Baby? Mon Mothma war schwanger?

Sie hatten sich doch geschworen, besonders vorsichtig zu sein! Sie hatte doch gesagt, dass sie etwas nehmen würde. Se hatte doch behauptet, auch noch keine Kinder zu wollen…

„Das kann nicht sein!", flüsterte er, „Wir…"

„Nein, nicht in der ersten Nacht. Erinnerst du dich?"

Er konnte nur nicken.

Das war zu viel! Und eindeutig nicht nach Plan gelaufen. Aber daran waren sie beide schuld, sie beide. Jetzt hingegen war es zu spät: Das Kind war unterwegs und sollte es auch nur etwas nach ihm schlagen, würde es machtsensitiv sein! Möglicherweise sogar sehr machtsensitiv.

Nun gut, und jetzt?

Was sollte werden? Aus ihnen, dem Baby? Durfte sie es überhaupt bekommen? Sollte sie es bekommen? Und dann?

Jeder würde Fragen stellen, schließlich musste es ja auch einen Vater zu diesem Baby geben. Sie würden forschen und suchen und sich umhören, und irgendwann herausfinden, dass er mit Mon an einem gewissen Samstag im fraglichen Zeitraum zusammen gewesen war. Obgleich das Kind erst einen Tag später wohl gezeugt sein mochte, drohte hier eindeutig die Aufdeckung ihrer Beziehung.

Aber sich des Kindes zu entledigen, würde Mon wahrscheinlich nicht wollen. Wollte er dies denn? Unsicherheit, ein mulmiges Gefühl.

„Ganz sicher?"

„Ich war gerade beim Mediker, ja."

Er atmete tief durch, sehr tief. Hier waren jetzt eindeutig nicht die Zeit, und der Ort, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen bedurften Ruhe und Überlegung.

„Komm heute Abend zu mir, Mon. Dann besprechen wir alles."

Sie nickte. Er beugte sich zu ihr vor, gab ihr einen Kuss. Sie antwortete brav.

Sie gelangte aus seinem Büro unter einem Vorwand. Angeblich hatte sie ihm persönlich wichtige Unterlagen gebracht.


Er hatte lange überlegt, sehr lange.

Ein Baby. Sein Baby. Ihr gemeinsames Baby.

Was nun? Mon würde das Kind mit Sicherheit austragen wollen, befürchtete er, trotz aller Schwierigkeiten, die dann auf ihre Person zukommen würden. Sie hatte schließlich noch ihren Beruf…obwohl?

Möglicherweise gab sie diesen dann auf? Zum Wohle des Kindes, wohlgemerkt. Aber…das Baby, wie würde es aufwachsen oder besser wo?

Nun, es war auch sein Kind.

In seiner Generation gab es theoretisch nur zwei Möglichkeiten: Entweder entledigte man sich des Bastard oder man heiratete die Frau, die man geschwängert hatte.

Also,…eine Heirat?

Mit Mon Mothma? Bei der Macht, das würde ein Desaster.

Zumindest wäre mein Kind in meiner Nähe. Ich hätte Mon unter Kontrolle, sie würde bald ihr Amt verlassen. Damit hatte die Opposition einen wichtigen Kopf weniger. Das ist wirklich sehr verlockend!

Ein warmes Bett war seiner Meinung nach auch nicht zu verachten. Und eine Familie bot ihm gleichzeitig auch eine wunderbare Fassade, passend zur freundlichen Maske. Auch wenn dies erstmal die Aufdeckung ihrer Affäre und seines Privatlebens zur Folge hatte.

Viel würde nicht ans Licht kommen, lediglich dass auch er nur ein Mann war. Und dass auch er Beziehungen führte.

Es würde ihm zwar schwer fallen, zumindest in der ersten Zeit, den glücklichen Ehemann als neue Rolle in seinem Leben zu akzeptieren, doch er zweifelte gar nicht daran, dass es ihm gelingen würde.

Schon bald.

Ohne mit der Wimper zu zucken.
Ohne dass Mon sein wirkliches ‚Ich' sehen konnte.

Sie gehörte ihm.

Sein Kind, seine Frau, seine Familie!


Es war spät. So wie immer, wenn sie sich heimlich trafen.

Würde sie allerdings zustimmen, hätte das bald ein Ende.

Sie wurde sofort zu ihm durch gelassen.

Er war allein, seine Berater und Freunde bereits gegangen. Bald würde das Versteckspiel ein Ende haben, er würde sich ohne Bedenken mit ihr sehen lassen können und gesehen werden.

Ein Kuss. Eine Umarmung.

Er spürte ihr Zittern. Es beherrschte ihren gesamten Leib. Sie hatte doch nicht etwa Angst?
Wovor?

Dass er verlangte, sie solle sich des Kindes entledigen? Es umbringen? Um seiner Karriere, seinem Ansehen, seinem Ruf nicht zu schaden.

Es galt, sie in Sicherheit zu wiegen, ihr Halt zu geben, so schwer wie es ihm auch fiel, nicht nur sexuelle Intimitäten zuzulassen, sondern nun, eine Stufe höher, es auch auf emotionaler Basis zu tun.

Oder ihr zumindest dies vorzugaukeln.

Wie schwer kann es sein, eine Frau davon zu überzeugen, dass es das Beste wäre, offiziell mit mir zusammen zu sein und eine Familie zu gründen? Wie schwer wird es werden, ihr die weitere Amtstätigkeit als Senatorin auszureden?

Es würde dauern, oh ja.

Wochen, Monate. Vielleicht Jahre?

Doch damit, mit einer Eheschließung, hatte er das Schlimmste verhindert: Dass ein uneheliches Kind eines Tages seine Vaterschaft verkündete. Dass er nicht mehr der charmante Kanzler in den Augen aller sein würde, sondern der Mann, der sich seiner Verantwortung für ein ungeborenes Kind entzogen hatte.

Und das durfte nicht passieren.

Das Geschehene war schon schlimm genug.

Er presste sie an sich. Streichelte ihren Rücken, küsste ihr rötliches Haar.

Sie weinte doch nicht etwa?

Die entscheidende Frage musste jetzt gestellt werden, jetzt. In ihrem schwachen Moment. Die Tränen bewiesen es doch. Jetzt oder zu ungünstigeren Zeiten.

Also…

„Ich möchte, dass wir dieses Kind bekommen, Mon", er spürte wie sie erstarrte und dann langsam ihren Kopf hob, um ihn anzusehen. Seine Maske lächelte, ließ den Augenblick perfekt werden: „Daher…, würdest du mir die Ehre erweisen, und meine Frau werden?"