Einladung zum Tanz

Kapitel 12

Er bemerkte Mons Nervosität. Sie hatte sich mehrmals übergeben müssen, aber stets behauptet, das sei nur wegen ihrer Schwangerschaft.

Sie brachte kein Frühstück herunter, obwohl er sie zum Essen animierte.

Es gab kein Versteckspiel mehr…

Sate Pestage, sein engster Berater und Privatsekretär, war blas geworden, als er gesehen hatte, wer da bei ihm, dem Kanzler, am Esstisch beim Frühstück saß.

Palpatine musste lächeln. Seltsam, nahm Sate etwa an, er hätte nie eine Liebschaft, Affäre, Beziehung?

Deshalb…er stellte sie sogleich als seine Verlobte vor, um jeglichen falschen Gedanken Sates auszuweichen.

„Ihr werdet heiraten?", Sate Pestage Stimme klang nicht unbedingt so, als würde er ihnen im nächsten Satz gratulieren wollen. Er war…unangenehm überrascht.

„Ja, in den nächsten Wochen."

„Oh…", war alles, was Pestage herausbekam.

Die Anderen seines Stabes hielten sich ebenso zurück mit Gratulationen und wurden nur langsam warm mit der Idee, dass er, vor ihnen verheimlicht, eine Beziehung unterhielt. Möglicherweise war auch deshalb die Stimmung so gedämpft, da es Mon war.

Kurz vor seinem Aufbruch in Richtung Senat, verabschiedeten sie sich, wie gewohnt, von einander: Mit einem Kuss.

Er sah in die entgeisterten Gesichter, fassungslosen Gesichter mit Genuss. Dass sie ihn nicht wirklich einschätzen konnten und ihn also nicht wirklich kannten, wie sie meinten, würde sie in ihre Schranken weisen. Er hatte die Zügel in der Hand, niemand konnte über ihn bestimmen.
Seinen Terminplan, seine Meetings, sein Privatleben.


Das Aufgebot war bestellt worden, die Ehe würde bereits in wenigen Tagen geschlossen. Auf seinen Wunsch hin.

Er wollte nicht, dass allzu viel Zeit verstrich, bevor sie getrau waren. Um unangenehme Gerüchte zu vermeiden.

Überhaupt- er hatte es untersagt, dass außerhalb des Stabs darüber gesprochen wurde. Mothma würde dies auch ihrem Stab nahe legen. Auf seinen Wunsch hin.

Er hoffte nur, sie würde die gute Nachricht, ihre Schwangerschaft, nicht unbedingt anderen erzählen. Nicht mal ihrer Familie, dem Loyalistenkomitee, ihren Freunden. Vorerst.

Wenn sie erst einmal verheiratet waren, war es etwas anderes.
Jetzt aber würde der Klatsch überhand annehmen, und das wollte er wirklich verhindern. Sie hatte ihm da zugestimmt.

Das Versteckspiel war vorbei- nun, nicht ganz, aber fast!

Er war zugegen sehr neugierig darauf, wie Mons Seite auf diese Hiobsbotschaft reagiert hatte. Der Stab, nun, war das kleinere Problem. Das größere Problem hingegen würden die Eltern seiner Zukünftigen gewesen sein. Beide etwa in seinem Alter, sie kannten ihn. Mit absoluter Sicherheit, wie er befürchtete, waren sie nicht gerade darüber erfreut, dass er ihre Tochter ehelichen würde, weil er sie geschwängert hatte.

Das Essen war auf dem Esstisch aufgetragen worden, jetzt fehlte nur noch…

„Ich bin zu spät. Tut mir leid", sie gab ihm einen Kuss und ließ sich von einem der Servicedroiden den Mantel abnehmen.

Sie nahmen am Tisch platz, dinierten gemeinsam.

Sie war ruhig, still, in sich gekehrt.

So sehr er sich auch bemühte, an ihre Gedanken kam er nur schwer heran. Er wollte es auch nicht. Wozu wissen, was in ihr vorgeht, sie zeigt es sowieso nach außen. Mon besaß kleine zwei Gesichter, keine Maske, so wie er. Sie war ein offenes Buch, ahnte nichts Böses. Aber, sie war nicht naiv.

Er durfte, konnte, wollte sie nicht unterschätzen. Das konnte für seine Pläne gefährlich werden.

Mon würde erst mal nicht erfahren, wer und was er war. Das würde sie zu gegebener Zeit. Bei Notwendigkeit. In der Zeit des politischen Umbruchs. Wenn er sich ihrer Loyalität und ihrer Abhängigkeit ihm gegenüber gewiss war.

Nicht jetzt. Es war zu früh.

Ein Versteckspiel löste das andere ab, dehnte es nun auch noch auf sein Privatleben aus.

Darth Sidious verlor sein Privatleben an Palpatine.

„Wie haben sie es aufgenommen?", fragte er interessiert.

„Wer?"

„Deine Eltern, Mon."

„Oh, nun…", sie zögerte sichtlich. Er erriet, dass er wohl Recht gehabt hatte.

Mon setzte erneut an: „Sie waren…gefasst."

„Gefasst?" Ein Wort mit einer Reihe von Interpretationsansätzen.

„Dass ich heirate, darüber haben sie sich gefreut, auch die Sache mit dem Baby, aber…"

„Meine Person und mein Alter, richtig?" Welche Eltern verloren ihre Tochter schon an einen Mann ihrer Generation, an einen mächtigen Mann. Einen Mann, dessen politischen Werdegang sie sicherlich mitbekommen und verfolgt hatten. Einem Mann, mit vielen Wesen bekannt und ‚befreundet', doch den niemand so richtig zu kennen schien.

„Sie akzeptieren es. Es ist immerhin meine Entscheidung, mit wem ich mich einlasse…"

So sicher,mein Schatz'?

„…und wen ich heirate. Allerdings ist es ihnen nicht möglich zur Hochzeit zu kommen, auf Chandrila ist eine der wichtigsten staatlichen Festivitäten an dem Tag und Vater muss anwesend sein. Aber sie haben uns herzlich eingeladen, sie zu besuchen und die Heirat im engsten Familienkreis zu feiern."

Ich ahne das Schlimmste! Ich soll der gesamten Verwandtschaft vorgestellt werden?

„Hast du eine große Verwandtschaft?"

„Nein, keine Sorge. Nur meine Eltern und wir. Sie haben uns eingeladen, den Termin sollen wir uns aussuchen. Dann, wenn es in deinen Terminkalender passt."

„Einverstanden. Dann können wir gleich darüber beraten. Ich hatte eh vor, meine Termine etwas umzuschichten."

Ja, ich habe sehr viel zu tun. Jetzt habe ich drei Leben: Sidious, die Politik…und dich!

Das war also der Vorgeschmack, auf das Leben, das er in Zukunft führen würde. Zumindest solange, bis er sich ihrer entledigen konnte. Ohne dass es jemanden stören würde, wenn sie nicht mehr da war. Weil man sie vergessen hatte.

Aus der politischen Arena, aus dem Sinn.

Ein Leben, geteilt in drei Personen, in einer Person geeint. Ständig über die Schulter schauen. Die Gefahr entlarvt entdeckt zu werden. Die Gefahr, mehr zu empfinden, als nötig. Für sie, für das Baby. Liebe, Zuneigung, privates Glück…

Sein Leben bekam einen unfreiwilligen Lichtblick. Die gewollte Dunkelheit, die vorherrschte, wurde durchbrochen von einem Glühwürmchen. War jetzt die Zeit, das Glühwürmchen zu fangen? Um es zum Erlöschen zu bringen?

Oder sollte er damit noch warten.

Mon, was tust du mir an?