Einladung zum Tanz

Kapitel 14

Er nickte. In der Tat wurden sie erwartet…oben auf Aussichtsdeck. Er bot ihr also seinen Arm zum Einharken an, den sie auch annahm.

Sie war etwas blässer als sonst.

„Alles in Ordnung?"

Er war wirklich etwas besorgt. Er wollte die Trauung jetzt durchziehen. Ein für alle Mal. Den Termin zu verschieben, nur weil es der Braut nicht gut ging, würde die Geheimhaltung der Zeremonie doch sehr schwer machen.

„Mir ist etwas unwohl", gab sie leise zu, ihre Hand lag auf dem flachen Bauch, „Aber das ist schon in Ordnung."

„Ganz sicher?"

„Ja, lassen wir Minister Igfer nicht warten. Es wird sowieso nichts mit dem Sonnenuntergang."

„Ja, sehr schade drum."

Eigentlich wirklich ‚schade'. Ich werde bestimmt kein zweites Mal so einen Bund eingehen, und ausgerechnet heute…gleicht das Wetter meinem Inneren. Na, wunderbar…

Sie verließen sein Büro durch den Vorraum, wo ihre Gäste, ihre beiden Stäbe auf sie gewartet hatten. Er bemerkte, dass keiner der Anwesenden wirkliche Freunde über die bevorstehende Zeremonie zeigte und somit empfand. Alles war ihnen zu schnell, zu überraschend passiert.

Was erwarteten sie denn? Dass Mon und er den Bund eingingen, wenn die Braut sich kaum mehr längere Zeit auf den Beinen halten konnte und jede Minute mit den Wehen rechnen musste?

Nein, jetzt, hier und heute, war der richtige Zeitpunkt.


Die Zeremonie ging recht schnell von statten. Standart. Nichts Ungewöhnliches. Der normale Test, keine auf ihren Wunsch hin geänderten Passagen oder Einfügungen. Beide sagten einfach nur „Ja" an der richtigen Stelle, sie unterschrieben die Urkunde, tauschten die Ringe.

Nicht mehr nicht weniger.

Minister Sorh Igfer stellte sie den Gästen als rechtmäßig verbundenes Ehepaar vor. Es wurde geklatscht. Sie gaben sich traditionell einen Kuss. Gratulationen von Seiten der Gäste.

Ein kleiner Umtrunk im Anschluss daran, auch noch auf dem Aussichtsdeck, fand statt. Sate Pestage und Zira Uhal, beide jeweils die engsten Vertrauten des Brautpaares, traten eben zu jenen und überreichten das Hochzeitsgeschenk, für das sie in den letzten Tagen im Stab gesammelt hatten.

„Es ist etwas für euren Nachwuchs", meinte Uhal grinsend, „Denn der wird wohl viel in diesem Gebäude aufwachsen."

Nicht, wenn ich es verhindern kann! Ein Kind hat hier nichts zu suchen,…und das wird Mon spätestens nach der Geburt einsehen.

Er öffnete das Kuvert. Man würde ihnen einen Laufstall schenken, damit das Kind stets unter elterlicher Kontrolle war. Gekauft hatten sie ihn noch nicht, da wären möglicherweise Fragen von Seiten der Presse gekommen.

„Danke", Mon lächelte, fast schon…glücklich. Er schloss sich der Danksagung an.

Er wusste, dass in wenigen Minuten die Eheschließung an die Nachrichtenagenturen weitergegeben wurde, gemeinsam mit einem Holophoto, dass sie beide zeigte. Aufgenommen kurz vor der Zeremonie.

Die Ruhe vor dem Sturm.

Das Versteckspiel war nun vorbei.

Endgültig.


Zurück in der Wohnung dinierten sie und bekamen, beim üblichen Ansehen der Spätholonachrichten, mit, dass die Hochzeit bereits großartig auf allen Kanälen breitgetreten wurde. Natürlich wurde wild spekuliert, welche Gründe diese plötzliche Ehe hatte, die so ganz ohne jegliche Vorankündigung geschlossen worden war. Von der Schwangerschaft würden die Medien erst in ein paar Tagen erfahren.

Sie hatten eine Holonachricht von Mons Eltern empfangen, die ihnen zur Hochzeit gratulierten. Allerdings nur eine Aufzeichnung. Er konnte erkennen, wie sehr sich seine lieben Schwiegereltern überwinden mussten. Sie bissen mühsam die Zähne zusammen.

Die Nacht brach herein. Sie gingen zu Bett; gemeinsam.

Ein Kuss folgte dem Nächsten. Er war vorsichtig, wusste um die Gefahr, dass Frauen das Ungeborene verlieren konnten. Er wollte nicht, dass Mon das Baby verlor. Auch, wenn er sich wahrscheinlich zu viele Sorgen…

Sorgen machen…so weit ist es also schon gekommen. Was kommt als nächstes?

Sie pellten sich aus den Kleidern, fast schon wie Verdurstende hingen sie an den Lippen des anderen, landeten im Bett.

Eine Ehe hatte eindeutig einige Vorteile: Es war stets jemand zuhause, wenn er heimkehrte. Sollte er tatsächlich mal das Bedürfnis nach einem Problemgespräch haben, gab es da jemanden. Gut, das würde er nicht! Aber allein schon die Gewissheit, dass es möglich wäre…!

Außerdem hatte er nun die Möglichkeit seine sexuellen Begierden, Gelüste und Bedürfnisse in einer sanktionierten Beziehung zu befriedigen.

Die Nachteile lagen aber auch auf der Hand: Er würde sich wegschleichen müssen, wenn er für Darth Sidious eine Nachricht bekam. Er würde für ein Kind sorgen, Rücksicht nehmen müssen. Und auch für seine Frau. Er musste aufpassen, sich nicht zu sehr emotional auf sie einzulassen. Die Maske würde ihm helfen. So hoffte er.

Sicher bin ich mir da nicht mehr so sehr…

Sie vereinigten sich. Wurden ein Wesen, eine Seele, ein Körper.

Wärme, Zärtlichkeit, Zuneigung.

Er hatte so etwas nicht gekannt, Mon hatte es ihm gezeigt.

Er hatte es ‚erlernt', leben durfte er es nicht. Das wusste er, daran wollte er sich halten. Es stand nicht im Kodex der Sith, Darth Plagueis hatte sich nicht daran gehalten.

Plagueis war tot…

Vertrauen, zumeist einhergehend mit Liebe und all diesen Dingen, hatte seinen Fall heraufbeschworen. Plagueis hatte ihm vertraut, ihm alles beigebracht, keine Geheimnisse vor ihm bestehen lassen.

Er hatte von seiner Familie gesprochen, voller Stolz, voller Liebe. Von der Möglichkeit, Leben zu kreieren und somit zu retten.

Damals war er nur anfänglich neidisch gewesen, dann hatte er Plagueis Schwäche gesehen, sie genutzt und ihn umgebracht. Nun war er der Meister.

Nun kam auch er in den Genuss einer Ehe, einer Beziehung. Sie durfte nicht seine Schwäche werden.

Und dennoch nährt sich der Keim der Schwäche und droht zu einem Bäumchen zu werden, dann zu einem Baum. Und dann zu einem Baumstumpf, den Baum würde jemand gewiss zu fällen wissen!

Er erlebte seinen Höhepunkt, sank auf sie nieder, blieb bei ihr liegen. Sie war erschöpft, streichelte seinen Rücken, atmete schwer. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter.

Ihre Frage setzte fast sein Herz aus, ließ es aber gleichzeitig rasen. Es kam unerwartet und doch wusste er, dass es irgendwann hätte dazu kommen müssen.

„Ist es Liebe?"