Einladung zum Tanz
Kapitel 15
Liebe? Du sprichst von Liebe?
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Liebe? Sie fragte ihn, ob die Sache zwischen ihnen Liebe war? Oder eine werden würde? Könnte? Möglicherweise?
Er küsste sie. Möglicherweise lenkte sie das ab. Doch auch danach sah sie ihn fragend an.
Er seufzte: „Ich weiß es nicht."
Das war so wunderbar gelogen, dass er es sich fast schon selbst abkaufen würde. Er haderte mit sich. Und jede Frage, jede Aktion ihrerseits in diese Richtung…
Er bekam einen Kuss von ihr.
„Ich weiß es auch nicht", gestand sie, lächelte ganz vorsichtig.
Und warum fragst du mich dann? Die Zeit, in der ich dich genießen durfte ist erst recht kurz…
„Schlaf jetzt", meinte er, seine Maske lächelte, er streichelte ihre Wange und küsste sie dann erneut.
Mon antwortete langsam, blieb nahe bei ihm liegen, schloss die Augen.
Sie entschlief ihren Träumen.
Mitten in der Nacht wurde er wach, als ein ganz bestimmtes Com einen Laut von sich gab. Nicht Seines, Sidious'. Der erste Test. Er stellte das Piepsen aus.
Leise machte er sich von ihr los, stand auf, zog den Morgenmantel über seinen nackten Körper. Mon war nicht aufgewacht. Gut, sehr gut.
Er stahl sich davon, um von Palpatine zu Sidious zu werden.
Es war unwichtig, wer von beiden nervöser war, auf Chandrila einzutreffen. Ihm ging es gut, Mon nicht. Sie lag in der Kabine und versuchte, ihre Übelkeit zu überwinden. Er beschloss, ihr Gesellschaft zu leisten.
Er kannte ihre Eltern. Das würde ihm nur nicht helfen! Nicht in diesem Fall.
„Ein Glas Wasser, Mon?"
„Nein,…es geht mir auch schon etwas besser", wollte sie ihm versichern. Sie war sehr blas.
„Wir sind bald da", meinte er leise, „Dann kannst du dich wirklich hinlegen und etwas ruhen."
Sie nickte und ließ ihn sich um sie kümmern, solange sie noch im Hyperraum waren.
Kaum jedoch war Chandrila zu sehen, wieder im Normalraum, quälte sie sich von der Couch und machte sich wieder zurecht.
Ihre Eltern würden sie vom Raumhafen abholen, an einem Seiteneingang, inkognito. Er hatte vier Gardisten dabei. So war es auf Reisen verlangt.
Er fühlte sich nicht wohl. Schon die gesamte vergangene Woche nicht.
Er hatte keine Bedenken, dass sie ihn…
„Ich sehe sie", flüsterte Mon leise, als sie die Gangway hinabgingen.
Er erblickte sie ebenso.
Meriss und Muriel Mothma. Er ein General der Republik, mittlerweile in Rente. Sie die ehemalige Gouverneurin von Chandrila. Beide sehr beliebt. Beide sehr erfolgreich.
Er fühlte sich verloren.
Und er war neidisch. Sehr neidisch. So, wie schon lang nicht mehr.
Worauf?
Auf etwas, was er mit vier Jahren verloren hatte. Etwas, was ihm bis heute sehr fehlte, er aber niemals zugeben würde. Etwas, was sein ganzes Leben hätte eine andere Richtung geben können.
Seine Eltern starben bei einem Speederbikeunfall, als sie in Theed Freunde besuchen wollten. Plötzlich war er allein gewesen. Niemand hatte den kleinen Jungen aufnehmen wollen. Niemand wollte ihn. Seine Familie stritt um das Geld, das er ihnen Kosten würde. Sie verfrachteten ihn zu einer Tante. Eine denkbar schlechte Lösung.
Mon hingegen hatte ihre Eltern, beide Elternteile.
Er konnte sich kaum mehr an die Stimme seiner Mutter erinnern, geschweige denn an die seines Vaters.
Hör auf, verdammt! Sie sind tot, Vergangenheit, lange verrottet! Es geht niemanden etwas an, was du fühlst. Es geht dich nicht mal selber etwas an!
Ihre Eltern traten zu ihr. Man begrüßte einander. Mon bekam eine Umarmung, er ein distanziertes Händeschütteln. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie sich nicht wirklich damit abgefunden hatten. Sie wollten ihn kennen lernen.
Privat.
Nicht den Kanzler. Ihn!
Und schon gar nicht Sidious.
Ihr Gepäck wurde verladen, sie wurden von ihnen zum Stadthaus der Mothmas gebracht.
Das Haus lag direkt am Meer. Eine schöne Aussicht. Es war warm, fast schon heiß. Ihre Gästezimmer lagen zum Strand hin, ihr Balkon war groß und sonnig.
Mon hatte sich etwas auf den Balkon gesetzt, unter den Sonnenschirm.
Im Gegensatz zu Coruscant war es hier angenehm. Er trat zu ihr auf den Balkon, setzte sich zu ihr.
Mon hatte wieder etwas Farbe im Gesicht bekommen.
„Es ist schön hier", meinte er leise, massierte ihren Nacken ganz sanft. Mon entspannte sich, seufzte.
„Ja. Meine Mutter hat mich gerade auszuquetschen versucht."
„So? Worüber?"
„Rate mal! Über uns. Wann wir uns kennen gelernt haben, wie, wie lange wir schon zusammen sind…"
„Oh…"
Wunderbare Entwicklung, wenn auch vorhersehbar gewesen. Ihre Eltern wollten wirklich alles wissen. Das war durchaus verständlich. Leider nur gar nicht in ihrem Sinne. Weder in seinem, noch in Mons.
„Das geht sie nichts an", flüsterte Mon leise, lächelte, zog ihn zu sich hinab und küsste ihn, „Und das wissen sie auch."
Hoffst du oder weißt du das?
Mon erzählte, dass gleich der Lunch aufgetragen würde.
Er fand sich nur schwer in diese Familie, in die er wohl nun durch die Heirat mit Mon aufgenommen würde. Es war Nähe, so viel Nähe!
Es war schön.
Und schrecklich zugleich.
Sein Leben stand auf dem Kopf.
Warum hatte sie es damals nicht einfach unterlassen ihn aufzufordern. Auf dem Ball. An jenem Abend, der ihrer beider Leben dazu zwang, eine Kehrtwende zu vollziehen. Ohne dass sie hätten großartig darauf Einfluss nehmen können. Beide hatten sich damals verloren. Waren ins kalte Wasser gesprungen.
Und sie schwammen noch immer, auf der Suche nach einem Untergrund, der ihnen Halt gab.
Sie stand neben ihm, küsste ihn erneut. Er genoss es. Küsste sie, streichelte vorsichtig ihren Bauch.
Plötzlich sprach eine männliche Stimme sie an. Meriss, Mons Vater.
„Muriel bat mich, euch zu holen."
Allein anhand der Stimme wusste er, dass Meriss nicht gerade erfreut war, was er zu sehen geboten bekam. Oh nein, ganz und gar nicht.
