Einladung zum Tanz
Kapitel 16
Sie lösten sich voneinander. Meriss war bereits wieder im Gebäude verschwunden und hatte sie allein gelassen. Mon fragte ihn, ob ihr Vater gerade …
„Ich befürchte, ja", antwortete er murmelnd.
Sie gingen hinunter in das Esszimmer. Muriel und Meriss warteten auf sie, der Tisch war gedeckt worden, das Essen aufgetragen.
Obwohl sie freundlich waren zu ihm, spürte er doch die Eiseskälte, mit der sie ihn bedachten. Er spürte den ‚Temperaturunterschied' sofort, als er das Esszimmer betreten hatte, beschloss aber, es sich nicht anmerken zu lassen.
Sie aßen gemeinsam, dann entschied sich die Familie, einen Spaziergang am Strand zu unternehmen. Er trug nichts zu diesem Vorschlag bei.
Er war nicht gerade in der Position, etwas zu entscheiden. Er war zwar nun ein Angehöriger, stand aber in dieser Familie als Angeheirateter an unterster Stelle.
Das kannte er schon.
Er war hatte schon so oft an der unterster Stufe einer Leiter gestanden, nach oben hinauf geblickt und beschlossen, eines Tages ganz oben zu stehen.
Dieses Mal hatte er nicht wirklich das Bedürfnis danach, eines Tages das Familienoberhaupt zu sein.
Er hatte ihre einzige Tochter, ihr sogar einziges Kind geheiratet. Und Mon erwartete sein Kind.
Wunderte es ihn so sehr, dass sie ihn nicht wirklich herzlich aufnahmen und als Sohn willkommen hießen?
Es sprach so viel gegen ihn: Er war in ihrem Alter, etwa 30 Jahre älter als Mon, er war mächtig, würde kaum Zeit für Frau und Kind erübrigen können…und er hatte mit der Schwangerschaft die Karriere ihrer Tochter mehr oder weniger ruiniert.
Nun, es zu einer Schwangerschaft kommen zu lassen, bedarf es nach wie vor zwei Personen!
Dabei hatte er Mon ganz offiziell versichert, dass dem nichts im Wege stünde, würde sie weiterhin im Amt bleiben. Selbst die Regierung von Chandrila hatte Mon Mothma gebeten, Senatorin zu bleiben. Solange sie ihren Beruf vom Privatleben zu trennen wüsste.
Mon und er hatten erst gestern bewiesen, dass dem so war: Sie hatte sich komplett gegen einige seiner Notstandsvollmachten ausgelassen und war wieder auf Konfrontationskurs gefahren.
Muriel nahm sich ihrer Tochter an, Meriss hielt ihn etwas zurück. Sein Schwiegervater wollte ihn also allein sprechen. Sie kannten einander seit einigen Jahren.
Meriss sprach erst, als seine Tochter und seine Frau weit genug vorausgegangen waren, als dass sie in Hörweite waren. Palpatine wusste, worum es gehen würde. Das war auch nicht schwer zu erraten: Um Mons Karriere, ihre Zukunft.
„Ich weiß, worauf Ihr Abzielt, Meriss", begann er, um seine Kooperations- und Redebereitschaft zu signalisieren.
„So?"
„Eure Tochter wird ihre Karriere nicht zurückschrauben müssen wegen dem Kind."
Ich werde aber alles unternehmen, hinter den Kulissen, damit sie es tut!
„Und wie soll das möglich sein, Palpatine?"
Gut, nun die offizielle Version, die stets so gern vortrug. Ganz im Sinne der Republik, ganz im Sinne Palpatines, nicht ganz im Sinne Sidious'.
„Ich werde nicht mehr lange in Amt und Würden, nicht mehr lange Oberster Kanzler sein. Meine Karriereleiter ist zu Ende. Ich werde mich um unser Kind kümmern und Mons Karriere tatkräftig unterstützen."
„Würdet Ihr?" Meriss schien ihn mehr zu durchschauen, als ihm lieb war. Sein Schwiegervater, der einst sehr freundlich und offen zu ihm gewesen war, bevor er seine Tochter geheiratet hatte, trug sein Misstrauen offen zur Schau.
„Ja, würde ich. Und das weiß sie auch! Zumal,…so wird mir nicht langweilig."
„Langweilig?"
„Ich denke da an das besondere Beispiel von meinem Vorgänger Valorum. Seit seiner Amtsaufgabe sieht er überall Intrigen gegen sich und seine damalige Politik."
„Und Ihr wollt Euch dann als Hausmann betätigen?"
„ ‚Hausmann' ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich werde schon noch öffentlichen, ehrenamtlichen Ämtern nachgehen, sofern sie mit Allem zu vereinbaren sind."
„Gut."
Etwas der Eiseskälte in der warmen Sonne wich. Sollte er Meriss Mothma von sich überzeugt haben? Vielleicht ein ganz kleines Bisschen?
Aber, wenn Mon ihm schon diese wunderbare Rolle des treusorgenden Ehemanns abnahm, der in Zukunft ihre Karriere unterstützen würde, warum sollte er nicht ebenso die werten Schwiegereltern davon überzeugen können.
Gut, sollten seine Pläne eines Tages ihre Erfüllung erlangen, würde er sie genaustens beobachten müssen. Und sollten sie auch nur im Geringsten gegen ihn opponieren,…er hätte da schon einige Ideen.
Gut verschlossen in seinen privaten Aufzeichnungen. In seinen Plänen. In seinen Gedanken. In einigen, sich in der Vorbereitung befindlichen Gesetzesanträgen.
Eines Tages würde er über Alles und Jeden bestimmen und verfügen können.
Mon war nur durch Zufall, durch einen unglücklichen Umstand zur Königin auf dem Schachbrett geworden. Ihre Eltern hingegen waren, wie der Rest der Wesen, der Regierung, der Gesellschaft, nur Bauern.
Man würde sie entbehren können!
Meriss wechselte von sich aus das Thema und versuchte auf die private Schiene zu gelangen. Er fragte Palpatine über die Hochzeit aus, über ihre näheren Zukunftspläne, das Baby betreffend.
Fragen, die er beantworten konnte.
Fragen, die Mon sicherlich auch ihrer Mutter beantworten konnte, musste.
Brav einstudiert. Abgesprochen. Aber noch längst nicht beschlossen.
Er behielt es sich vor, etwaige Änderungen vorzunehmen.
Und das würde er gewiss tun.
Ein oder zwei.
Grundlegendes.
