Einladung zum Tanz
Kapitel 19
„Kannst du nicht schlafen?"
Sie war wach?
„Debatten verfolgen mich selbst in den Schlaf. Und was ist es bei dir?"
„Hunger."
Hunger? Na wunderbar. Heißhungerattacken.
„Und worauf?", er versuchte interessiert zu klingen, während Mon schon vorsichtig aus dem gemeinsamen Bett kletterte. Ihr Bauch war unübersehbar angewachsen. Bis zur Geburt würde es nicht mehr lange hin sein, vielleicht noch zwei oder drei Wochen. Dass das Baby pünktlich auf Termin geboren würde, hielt er für unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich. Aber zumindest hatte er sich geschworen, und es bereits in seinem Büro angekündigt, dass er sich einen Tag nach der Geburt des Babys „frei nehmen" würde, um alle wichtigen Amtsgänge selbst zu tun und um sich ganz mit seiner kleinen Familie zu beschäftigen.
Seine junge Frau kehrte einige Minuten später zurück, mit einem Tablett voller Nahrungsmittel. Einige Male hatte er sich dazu verleiten lassen, aus vorgegaukelter Loyalität, mit ihr des Nachts Heißhungerattacken zu zelebrieren. Und wie viele andere werdende Väter hatte er etwas zugenommen…aus „Loyalität".
„Magst du?", fragte sie, als sie zurück ins Bett kletterte und es sich so richtig gemütlich machen wollte.
„Heute nicht, Mon, aber ich wünsche dir einen guten Appetit."
Er sah ihr gerne beim Essen zu, denn wenn sie aß, ging es dem Kind auch gut. Er streichelte vorsichtig ihren Bauch. Das Baby war mittlerweile auch etwas aktiver, es war aufgewacht und trat gelegentlich gegen Mons Bauchdecke.
Ein seltsames Gefühl.
So winzig, und doch so allmächtig!
Das Baby würde sehr machtsensitiv sein. Er schirmte es bereits jetzt ab. Das war das Beste. Bevor die Jedi…
Ein Baby zu bekommen, ein machtsensitives noch dazu, war gefährlich für einen Sith. Da hatte es Plagueis schon leichter gehabt: Dessen Sohn war praktisch machtblind gewesen. Soweit Palpatine wusste, war aus dem Jungen auch etwas Anständiges geworden. Er hatte ihn vor einigen Jahren zufällig wieder gesehen. Der inzwischen erwachsene junge Mann hatte ihn nicht erkennen können. Wie denn auch? Er war stets verhüllt gewesen, und der junge war selten bei ihren Treffen zugegen gewesen.
Dieses Baby hingegen barg eine Gefahr für die Jedi…, aber auch für ihn!
Das Baby kam viel zu früh. Noch bevor Mon unter elterliche Aufsicht geraten kannte. Er war schon seit dem frühen Morgen im Büro gewesen, im Senat, als gegen Mittag der Anruf hereinkam. Sate Pestage hatte ihn entgegen genommen und hatte ihn auch weitergeleitet.
„Mon? Was ist denn?"
Bitte sag jetzt nicht, dass dir bloß langweilig ist, Mon. Tu's nicht!
„Mei…meine Fruchtblase ist geplatzt."
Stille. Sein Atem stockte. Jetzt? Wie unpassend! Für gleich war eine der wichtigsten Debatten der letzten Zeit angesetzt worden und…
„Hast du Wehen?"
„Ja…"
Er schloss die Augen. So viel zur Planung! Er würde sofort nach hause fliegen müssen, um dafür zu sorgen, dass seine Frau auf die Medstation gelangte. Also gut.
„Ich bin in wenigen Minuten bei dir, hörst du, Mon? Hast du schon die Hebamme benachrichtigt?"
„Hm…beeil dich!"
Damit legte er auf, erhob sich aus seinem Sessel und verließ sein Büro,…zumindest versuchte er es. Er wies Pestage an, alle Termine für den heutigen und morgigen Tag zu verschieben. Sein Shuttle wartete an der Landebahn, so wie immer. Seine Leibgardisten, vier an der Zahl, begleiteten ihn.
Er wurde nervös, ohne, dass er es wollte. Er konnte es aber nicht verhindern. Das war sein erstes Kind und die erste Geburt, die er würde erleben dürfen. Er wusste aber noch immer nicht, ob er bei der Niederkunft anwesend sein würde. Er war unsicher. Seine Anwesendheit würde ihre emotionale Bindung zueinander noch weiter schüren. Eine Geburt verband schließlich. Besonders, wenn er dann das Baby erstmals im Arm halten dürfte…
Der Flug zurück nach Republica 500 schien ewig zu dauern, obwohl sie rasch vorankamen. Aber mit jeder Minute, die verstrich, wurde er unruhiger. Sie landeten auf der private Plattform und er rannte fast schon ins Gebäude. Warum er dies tat, wusste er nicht. Er war schon seit Jahren nicht mehr so gelaufen. Jetzt konnte er sein Alter regelrecht spüren.
Er betrat seine Wohnung und konnte Mon zuerst nicht finden. Dafür sah er einen Servicedroiden in der Küche, der offensichtlich eine klare, teilweise leicht rötliche Flüssigkeit aufzuwischen versuchte. Sie befand sich im Ankleidezimmer, sich versuchte, sich ihrer mit Fruchtwasser besudelten Kleider zu entledigen. Rasch trat er zu ihr und bot ihr seine Hilfe an.
„Wie lange hast du bereits Wehen?", wollte er wissen.
„Sie begannen mit seinem Treten, dann platzte…", sie zuckte zusammen, offensichtlich eine Wehe. Sie hielt sich an ihm fest. „Sie waren gleich heftig…und kommen in kurzen Abständen."
„Meinst du, du schaffst es bis in die Medstation?", fragte er sie besorgt, wirklich besorgt. Nicht gespielt, wahre Sorge. Um das Wohlbefinden des Babys, aber auch um das Ihre.
„Nein,…"
„Ich bitte um eine Trage, einverstanden? Und dass medizinisches Personal uns begleitet."
Mon nickte nur. Er griff nach seinem Comeinheit, die unter seinem Mantel verborgen war, rief die Medstation an und bot um Trage und medizinische Hilfe. Die Wehen seiner Frau seien zu stark, als dass sie selbst dorthin laufen könnte. Das Com landete wieder unter seinem Mantel.
Das alles entwickelte sich zu einem Alptraum. So hatte er ich das Ganze bei Weitem nicht vorgestellt. Mon zitterte in seinen Armen, sie schien auch nicht zu wissen, was gerade geschah. Er führte sie vorsichtig ins Schlafzimmer und half ihr, sich auf das gemachte Bett zu legen. Erneut zuckte Mon zusammen, dann schrie sie. Der Schrei ging ihm durch Mark und Bein. Etwas schien nicht in Ordnung zu sein. Er spürte Panik…das Baby geriet in Aufruhr, es hatte Stress.
Mon winkelte die Beine an, öffnete ihren Schoß.
Was machst du da?
Plötzlich fing sie an, den Saum ihres Kleides in Richtung Hüfte zu schieben. Er ahnte das Schlimmste! Das Baby…
„Mon? Nicht pressen!"
Er beugte sich zu ihr hinab, doch alles, was er hören konnte war ein erschöpftes: „Es ist zu spät…ich spüre das Köpfchen in meinem Becken…!"
Nein…? Das Baby kommt... jetzt!
