Einladung zum Tanz
Kapitel 21
Ja, was nun? Muss ich lügen? Lüge ich überhaupt…? Etwas zumindest…
„Ich liebe dich auch, Mon", antwortete er flüsternd. Er gab ihr einen erneuten Kuss. Damit war klar, dass sich ihre Beziehung eine weitere emotionale Ebene nach oben gepuscht hatte. Sie hatten sich ihre „Liebe" gestanden und so befürchtete er, dass sie in Zukunft zu dieser stehen würden.
Aber das würde auch etwas Gutes mit sich bringen: Er erschien schwach. Die Liebe zu einer Frau, zu seiner Familie, ließ ihn schwach und beeinflussbar aussehen. Obwohl dies absolut nicht zutraf!
Zugleich stieg sein Ansehen noch mehr, da es sich immer gut machte, eine kleine Familie zu haben. Und dann auch noch mit Senatorin Mon Mothma. Der Senatorin, die sehr aktiv in der Opposition arbeitete und sich gerne Diskussionen leistete. Das ließ ihn nicht nachtragend erscheinen, und zeigte deutlich, dass man sehr wohl Privates von Beruf trennen konnte.
„Ich werde Meriss und Muriel heute Nacht abholen. Meinst du, dass du fit genug bist, sie zu empfangen?"
„Ich denke schon", antwortete sie.
Langsam wurde es Abend, dann Nacht. Einige Male war er leise ins Schlafzimmer gegangen und hatte nach seiner Familie gesehen. Die Hebamme schaute auch einige Male noch nach ihr und würde es auch in den nächsten Tagen tun. Mon schlief tief und fest, Lieda schlummerte selig in ihrer Wiege. Manchmal bewegte sich die Kleine im Schlaf.
Er hatte die Zeit genutzt, um seine Pläne etwas zu präzisieren. Bei einem Glas Wein. Zur Feier des Tages.
Er sah zum Chronometer im privaten Salon. Er musste sich bald auf den Weg machen, sie vom Chance Palp abzuholen. Einem Raumhafen, der seinen Namen trug. Möglicherweise war seine Schwiegermutter dieses Mal freundlicher zu ihm. Jetzt, wo das Baby da war. Wahrscheinlich würde Muriel sich sofort in ihre Enkelin vernarren, Meriss sicherlich ebenso.
Er informierte sich, ob das Raumschiff, das seine Schwiegereltern nutzten, pünktlich eintreffen würde. Als dem so war, ging er erneut ins Schlafzimmer und weckte seine Frau.
Mon gähnte müde, war aber schon deutlich ausgeruhter. Sie schaffte es ins Bad, um sich etwas herzurichten. Ein Blick in die Wiege verriet ihm, dass Lieda ihre Augen geöffnet hatte. Sie war hellwach.
Er holte aus seinem Kleiderschrank im Ankleidezimmer einen warmen Mantel. Es wurde langsam wieder kühler. Nachts wurde es kalt.
Mon kam gerade aus dem Bad zurück, da zog er sich vorsichtig zu ihm. Wenn sie sich ihre so genannte Liebe schon gestanden hatten, so sollten sie sich auch so benehmen. Ein Kuss.
„Hast du Schmerzen?"
„Nein, keine direkten. Eher eine Art Muskelkater. Aber das ist bald vorbei."
Ein weiterer Kuss.
„Lieda ist wach", bemerkte er, beide blickten in die Wiege. Die Kleine starrte ihre Eltern an. Dann begann sie zu weinen. Mon beugte sich über die Wiege und nahm Lieda auf den Arm. Die Kleine beruhigte sich.
„Ich bin bald zurück", versprach er.
Musste er versprechen.
Vielmehr würde er lieber bei ihnen bleiben.
Das Schiff hatte doch ein paar Minuten Verspätung. Er wartete, bewacht von seinen Leibgardisten, in der fast leeren Wartehalle des Raumhafens. Nach Mitternacht landete dann das Schiff von Chandrila, die Passagiere trafen ein. Unter ihnen auch Meriss und Muriel Mothma. Er begrüßte seine Schwiegereltern angemessen und sorgte dafür, dass das Gepäck seinen Weg in den Shuttle fand. Muriel schien aufgeregt zu sein, da sie ganz vergaß, ihm gelegentlich mit prüfenden Blicken zu bedenken.
„Wie geht es den beiden?", fragte sie sofort.
„Gut. Sie brauchte nicht auf die Medstation, ist also zuhause. Und die Kleine testet bereits ihre Stimmbänder."
Muriel lächelte.
Seltsam. Er hatte sie noch nie richtig lächeln sehen, schon gar nicht in seine Richtung.
„Und die Kleine hatte es eilig?"
„Sehr eilig! Mon musste im Schlafzimmer entbinden, da wir es nicht mehr zur Medstation geschafft hätten."
Sie verließen Chance Palp und flogen mit dem Shuttle zurück zu Republica 500. Während des Fluges wurde er ausgehorcht. Das war sehr ungewohnt für ihn, aber er antwortete, soweit er antworten konnte. Er war froh, heilfroh, als sie endlich das Gebäude erreichten. Servicedroiden schwärmten sofort zum Shuttle, um das Gepäck zu entladen und in das Gästezimmer zu bringen.
Er hielt sich von nun an im Hintergrund.
Beobachtete. Analysierte.
Ein Wolf im Schafspelz.
Mon hatte sich heute komplett mit ihm eingelassen. Sie meinte, sie habe sein Herz geöffnet. Er hingegen wusste, dass ihm ihr Herz gehörte!
Ein Kreischen war zu hören.
Lieda!
Irgendetwas gefällt dem Würmchen nicht…ist sie womöglich nachtaktiv?
Er schluckte seine Bedenken hinunter und führte Meriss und Muriel zum Schlafzimmer.
Ungern allerdings.
Mon sollte liegen. Es war Nacht. Also?
Mon lag im Bett und fütterte das Neugeborene mit einer Flasche Milch. Sie blickte ihnen entgegen und lächelte. Meriss und Muriel begrüßten ihre Tochter. Umarmten, herzten sie.
Ihm wurde übel.
All die Herzlichkeit, die überschwängliche, auch sehr übertriebe Freunde.
Ein Baby bedeutete Freude, doch wie er sah, wie seine Tochter begutachtet und gemustert wurde, kochte Wut in ihm hoch.
Er zog sich kurz zurück, beruhigte sich.
Dass seine Schwiegereltern derart reagieren würde,…natürlich, aber so übertrieben? Er würde zu verhindern wissen, dass Lieda verhätschelt würde. Sie hatte ihn in dem Moment wieder zu ignorieren begonnen, da sie Mon und Lieda erblickten.
Mon und Lieda konnten nichts dafür. Ihnen wurde unfreiwillig viel Aufmerksamkeit zuteil. Das würde sich rasch legen.
Dann begann der Alltag.
Er spürte die Müdigkeit. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende. Morgen würde er alle Behördengänge absolvieren. Er würde Meriss bitten, ihn zu begleiten. Da machte sich gut in der Presse und bei den Senatoren. Wenn er mit seinem Schwiegervater erschien. Den braven, treuen, pflichtbewussten Gatten mimte.
Manchmal war er das auch, er konnte es spüren.
Spüren, dass da mehr Gefühle für Mon waren, als er es wollte. Er verlor die Übersicht, den Einfluss…
Er wollte nur noch schlafen. Neben ihr liegen. Ruhe, Entspannung, Schlaf. Vielleicht noch einen Kuss, auf den Mund. Ein Gähnen von Lieda.
Was machst du nur mit mir, Mon? Und Lieda? Was macht ihr mit mir?
Er hörte, dass Mon nach ihm rief. Wunderte sie sich etwa, dass er sich zurückhielt. Er setzte seine Maske auf, lächelte glücklich.
Sidious unterdrückte seine Emotionen und ließ Palpatine ins Schlafzimmer treten, neben Mon Platz nehmen und ihren Worten lauschen. Sidious war froh, dass es spät war. Meriss und Muriel waren müde, sie zogen sich bald zurück. Das Schlafzimmer gehörte nun wieder ihnen. Lieda schlief selig in den Armen seiner Frau.
Alles war gut.
Jetzt blieb abzuwarten was geschah.
Sidious war unzufrieden. Palpatine hingegen war das glücklichste Wesen in der Galaxis.
