Einladung zum Tanz

Kapitel 26

Zurück auf Coruscant kehrte der Alltag rasch ein. Überglücklich war seine Frau am Abend heimgekehrt, mit der überaus ‚guten' Nachricht, dass sie auch weiterhin noch Senatorin von Chandrila blieb. Die Regierung des Planeten war mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Da Mon als etwaige Anwärterin auf das Amt des Obersten Kanzlers galt, in einigen Jahren zumindest, hatte Chandrila beschlossen, Mon Mothmas Karriere zu unterstützen. Und von Palpatine rechneten sie sich aus, dass der dann ehemalige Kanzler seine junge Frau in ihrer Karriere ebenfalls fördern und unterstützen würde.

Er würde Mon unterstützen…in der Kindererziehung. Er würde sich von Mon in politischen Dingen beraten lassen, schließlich wäre es eine wahre Schande ihr politisches Potenzial Brach liegen zu lassen.

Dennoch lächelte er bei der Nachricht, küsste sie, nahm sie in den Arm und sagte ihr, dass er sehr stolz auf sie sei. War er ja auch…, aber noch lieber war ihm, verabschiedete sie sich von der öffentlichen politischen Laufbahn und wurde ein Mitglied seines Stabes.

Das war ihm neulich in den Sinn gekommen. Er könnte sie bitten, für ihn zu arbeiten. Das konnte sie auch mit zwei oder mehr Kinder von zuhause aus erledigen. Er würde den passenden Zeitpunkt abwarten und ihr dann ein Angebot machen, welches Mon unmöglich würde ausschlagen können.

Er würde ihr recht bald beichten müssen, wer er war. Und was er war. Was er vorhatte. Wie er es vorhatte.

Es ging nicht mehr anders. Es sollte nicht mehr anders gehen.

Mon erwartete das zweite Kind, das gemeinsame zweite Kind. Sie waren seit über einem Jahr verheiratet. Glücklich verheiratet. Sie liebte ihn sehr. Sagte sie. Dass es stimmte, wusste er. Mon würde die kleine Familie nicht gefährden wollen. Mon würde nicht wollen, dass die heile Familienidylle zerbrach. Aber was genau wusste Mon über die Sith? Was wusste sie überhaupt über die Krisen, die den Senat heimsuchten?

Mon würde ihn nicht verlassen!

Sie liebt mich. Sie liebt Lieda und das Ungeborene. Es wäre töricht, mich zu verlassen, oder unsere ‚glückliche' Familie zu zerstören. Sie wird wissen, was sie zu tun hat, wenn sie alles weiß. Schweigen. Sie wird schweigen!

Jetzt galt es nur noch, den passenden Augenblick abzuwarten.


Lieda machte ihre ersten Schritte an dem Tag, an dem sie 11 Monate alt wurde. Nicht überraschend für ihre Eltern, dennoch ein Ereignis Lieda so unsicher zwischen den Coachen im Salon tapsen zu sehen. Wie sie hinfiel, sich wieder hochzog und erneut lief.

Mon war genau wie er sehr stolz auf das Töchterchen. Sie herzte sie und half ihr dann, erste unsichere Schritte im Raum zu unternehmen. Er löste sie nach einer Weile ab. Lieda war begierig darauf, das Laufen zu erlernen. Sie lachte, lallte und zog sich immer wieder an Möbeln hoch.

Mon begann plötzlich zu weinen. Lieda sei schon so groß. Er konnte sie damit beruhigen, dass sie demnächst das Ganze ja erneut erleben würden. Außerdem würden Kinder immer so rasch älter und größer.

Er streichelte ihren flachen Bauch. Das neue Baby wuchs und wuchs, erfreute sich allerbester Gesundheit. Bald würde ihre erneute Schwangerschaft sichtbar. Bisher wussten bis auf die Regierung von Chandrila und Mons Eltern niemand davon. Man würde es ja sowieso sehen, warum also jedem erzählen?

Wann würde Lieda sprechen? Sie mit ‚Mama' und ‚Papa' ansprechen? Wohl recht bald.

Er beschloss, Lieda mit in sein Büro zu nehmen. Mon hatte ja noch zu tun mit dem Loyalistenkomitee. Sie konnte Lieda danach ja bei ihm abholen, da er weitaus länger im Senat bleiben würde als sie.


Ihr gefiel der weiche Teppich in seinem Büro. Es tat gar nicht weh, wenn sie hier über ihre eigenen Füße stolperte. Zumindest nicht wirklich. Nicht so sehr, dass sie weinen musste. Manchmal krabbelte sie einfach nur herum, um ihr Spielzeug zu erreichen, das sie bereits verstreut hatte, oder um an Möbel zu geraten, an denen sie sich hochziehen konnte. Ihre Hartnäckigkeit beeindruckte ihn sehr. Seine kleine Tochter wurde so schnell groß, jetzt lief sie also schon.

„Lieda? Komm mal zu mir!", forderte er sie lächelnd auf, ging in die Knie und breitete seine Arme aus. Die Kleine sah ihn an und tappte dann auf ihn zu. Sie war ganz konzentriert darauf, nicht zu fallen. Schließlich aber erreichte sie ihn und ließ sich von ihm auf den Arm nehmen.

„Kannst du vielleicht doch schon sprechen, Kleines? Kannst du ‚Papa' sagen?"

Lieda kicherte. Sie konnte wohl mittlerweile verstehen, was er sagte. „Oder…kannst du ‚Mama' sagen?"

Lieda zierte sich scheinbar. Er wurde das Gefühl nicht los, dass seine Tochter durchaus schon sprechen konnte, sich aber dieses Highlight für einen späteren Zeitpunkt aufzuheben schien.

„Eure Exzellenz? Der Jedi-Padawan Anakin Skywalker wäre jetzt hier", kam es aus der Sprechanlage auf dem Schreibtisch.

„Lasst ihn ein!"

Der junge Skywalker betrat sein Büro. Der Junge hatte Lieda noch nie zuvor gesehen, würde aber mit Sicherheit davon gehört haben. Also war Palpatine nicht überrascht, dass Anakin etwas irritiert wirkte. Der Padawan hatte nicht damit gerechnet, dass die kleine Tochter des Kanzlers da sein könnte.

„Darf ich dir meine Tochter Lieda vorstellen, Anakin", meinte Palpatine lächelnd nach einer kurzen Begrüßung, „Sie passt heute mal auf mich auf."

Anakin grinste über den Scherz des Kanzlers und begrüßte Lieda mit einem „Hallo". Lieda blickte ihn interessiert an, lallte etwas.

„Sie ist schon so groß."

„Ja, leider", er seufzte, „aber zumindest hält sie uns jetzt nicht mehr die gesamte Nacht wach. Sie hat gerade zu laufen begonnen. Jetzt stellen wir alles in ihrer Reichweite höher, damit sie nicht mehr drankommt. Aber…erzähle mir doch von deiner letzten Mission…"


Die Nacht war dunkel, passend für das, was er vorhatte: Mon die Wahrheit zu sagen. Die schonungslose Wahrheit. Über sich, seine Vergangenheit, seine Zukunft, seine Pläne, seine Vorhaben, seine Motive, seine Hintergründe. Alles. Sie würde all das erfahren, was er bisher vor ihr hatte verbergen können. Sie sollte es jetzt erfahren, da nun die rechte Zeit angebrochen war. Zwar lag die Erfüllung seiner Pläne noch in ferner Zukunft, doch in naher Zukunft lag das Problem, dass er seine Pläne in die richtige Richtung weisen musste. Und dazu wäre ein gewisser Rückhalt seiner Familie, wenn er denn nun schon eine Familie gegründet hatte, durchaus wünschenswert.

Lieda hatte ihren allabendlichen Terror ums Schlafengehen beendet, Mon saß gemütlich auf einer Coach im Salon und ergab sich einer Heißhungerattacke. Eigentlich war es sehr schade, nun erste Risse in die heile Familienidylle zu bringen. Aber es musste sein.

Es muss sein, Mon. Verzeih…

„Liebes,…hättest du ein paar Minuten für mich", flüsterte er ihr zu, küsste ihr Haar ihre Wange, streichelte ihren Bauch, der nach wie vor flach war und es auch noch in den nächsten Tagen bleiben würde. Aber in den nächsten Wochen würde das süße Geheimnis wachsen und…ich sollte beim Thema bleiben, mich nicht von sentimentalen und familiären Emotionen beeinflussen lassen. Dennoch, es geschieht. Ich kann es nicht verhindern. Es liegt mir viel an ihr, an unseren Kindern. Ich bin mir bewusst, dass ich mich in Gefühlen verliere, wenn ich mit ihr zusammen bin, dass ich sie auf meine ganz spezielle Art und Weise liebe…gewissermaßen…denke ich zumindest. Und ich weiß, dass ich ihr nun wehtun werde, ihr Herz brechen. Dennoch, ihr Herz gehört mir…ganz oder entzwei…das ist nun einmal mein Einsatz in diesem ‚Spiel'…

Ein mittlerweile sehr hoher Einsatz, wie er nun fand.

Dennoch, es war zu spät.

Viel zu spät…


Kapitel 27 in Vorbereitung. Lasst euch überraschen, was geschieht...