Einladung zum Tanz
Kapitel 30
Mon wurde bereits am darauf folgenden Morgen entlassen, an dem Tag, an dem ihre Eltern eintreffen würden. Damit hatte er sich schon längst abgefunden. So war zumindest Lieda beschäftigt. Meriss würde mit ihr spielen, sein Schwiegervater konnte gut mit Kindern umgehen. Muriel würde Mon bei Gaeron helfen, da sich seine Frau noch nicht aus dem Bett erheben sollte. Sie sollte noch zwei oder drei Tage weitestgehend ruhen, und sich dann noch einige Zeit schonen.
Er war bereits früh am morgen in das Senatsgebäude aufgebrochen, hatte dort gearbeitet und war dann, am späten Vormittag, zu einer „Mittagspause" nach hause aufgebrochen. Er holte seine Schwiegereltern vom Raumhafen Chance Palp ab. Sie hatten ihn kaum ausgemacht, seine roten Leibgardisten waren ja nicht zu übersehen gewesen, und waren zu ihm gekommen, da stellte Muriel schon die erste Frage nach ihrer Tochter.
„Sie ist zuhause, bei bester Gesundheit, mit dem Baby, und erwartet Eure Ankunft. Ich bringe euch zu ihnen."
Das Gepäck wurde verladen, die Gäste betraten den Shuttle, er folgte ihnen. Sie flogen zu Republica 500. Dort entstiegen sie dem Shuttle. Das Fluggefährt würde ihn bald, in ein paar Minuten, vielleicht in 10, zurück zum Senat fliegen. Er musste arbeiten, würde erst am späten Abend zurückkehren.
Das Gepäck wurde in die Gästeräumlichkeiten gebracht. Seine Schwiegereltern hatten Lieda etwas mitgebracht und natürlich auch Gaeron. Mon lag im Bett und stillte gerade das Neugeborene. Gaeron hatte, wie Lieda erzählte, ganz laut geschrieen und geweint. Er war, mit anderen Worten, aufgewacht und hatte seine Mutter nicht gesehen. Mehr nicht.
Die Begrüßung fiel sehr herzlich aus. Lieda wurde gleichfalls geherzt wie der Neuzuwachs der Familie. Muriel ließ sich sogar zu einer Umarmung ihres Schwiegersohnes hinreißen. Zuerst hatte er gedacht, sie würde ihm etwas antun wollen, stattdessen gratulierte sie ihm. Sollte sie ihn tatsächlich endlich akzeptiert haben? Nach den zwei Kindern, die er mit ihrer Tochter hatte? Schließlich war er seit über 2 Jahren praktisch ein Familienmitglied.
„Sein Name ist Gaeron?", fragte sie ihn.
„Ja. Das war Mons Idee. Sie hat ein besseres Gespür für Namen, als ich", gab er zu. Das stimmte. Er hatte ‚Lorn' vorgeschlagen, doch der Vorschlag war gescheitert. Mittlerweile mochte er ‚Gaeron' auch lieber.
Dieses eine Mal scheine ich selbst in deinen kritischen Augen, liebe Muriel, alles richtig gemacht zu haben.
Gaeron wurde begutachtet. Der kleine Junge blickte unsicher umher. Lieda durfte ihren kleinen Bruder auf den Arm nehmen, und war stolz darauf, eine große Schwester zu sein. Sie war, der Macht sei Dank, nicht eifersüchtig auf ihren kleinen Bruder. Mon bezog sie einfach mit in die Babypflege ein und ließ sich von ihr helfen. Lieda gefiel das gut.
Er hätte wissen müssen, dass auch Gaeron nichts von einer Nachtruhe halten würde. Er hatte die halbe Nacht wach gelegen. Wegen Gaeron. Weil sein Sohn alle wach gehalten hatte. Alle. Nur Lieda hatte tief geschlafen. Da Mon nicht hatte aufstehen dürfen, hatte er die Ehre gehabt, seinen Sohn zu beruhigen. Er war mit einem schreienden und weinenden Kind durch die Wohnung gegangen und hatte ihn zu trösten versucht. Manchmal gelang es ihm, aber nie für mehr als ein paar Momente.
Mittlerweile, er hatte ja bereits bei Lieda viel Zeit zum Üben gehabt, hatte er das Kuscheln erlernt. Kinder mochten das. Seine zumindest. Lieda stahl sich oft am Wochenende in ihr Bett, um mit ihnen zu kuscheln und zu schmusen. In einem Elternratgeber, einen, den auch er sich zu Gemüte geführt hatte, hatte es geheißen, dass dies ganz normal und auch wünschenswert sei. Es war im zuerst schwer gefallen. Sehr schwer. Aber man konnte alles erlernen. Er hatte es gelernt.
Ganz langsam beruhigte sich Gaeron. Der Kleine hatte einen Dickkopf. Wie Mon, wie er. Aus ihm würde einmal etwas werden. Politiker wahrscheinlich.
Du solltest lernen, mein Sohn, wann du still zu sein hast! Beginne mit der Nachtruhe!
Für ihn waren seine Kinder mittlerweile ein Segen. Wenn auch ein sehr anstrengender Segen. Er wurde um sie beneidet. Überhaupt um seine scheinbar glückliche Ehe, um Mon, und um zwei gesunde Kinder. Das gefiel ihm. Seine Beliebtheit war noch nie so hoch gewesen. Die Ehe mit Mon schien die richtige Entscheidung gewesen zu sein!
Ich habe es tatsächlich nicht bereut…es war das einzig Richtige!
Ganz leise trug er Gaeron zurück ins elterliche Schlafzimmer und legte den Kleinen in die Wiege zurück. Mon döste vor sich hin. Sie war müde, noch immer erschöpft von der Geburt.
„Schläft er endlich?"
„Ich denke schon", er lächelte und kehrte zurück ins Bett. Mon legte ihren Kopf auf seine Schulter, kuschelte sich an ihn. Er streichelte ihr Haar, ihre Wange.
„Und dabei zahnt er nicht mal."
„Das wird schon, mein Liebes."
Die Zeit verrann rasch. Seine Kinder wurden schnell größer. Bald schon konnte Gaeron sitzen, dann krabbelte er herum und verbreitete Chaos, dann konnte er laufen. Entweder stritten sich Lieda und Gaeron, oder aber sie steckten die Köpfe zusammen und heckten Streiche aus.
Manchmal nahm Mon sie mit in den Senat, gelegentlich spielten sie sogar in seinem Büro. Er war überaus stolz auf seine Kinder, die man durchaus als wohlgeraten bezeichnen durfte. Zum jetzigen Zeitpunkt. Was die Zukunft brachte, war noch ungewiss. Selbst für ihn.
Allerdings wurde es schwieriger seine Aktivitäten als Sith zu organisieren. Dennoch gelang es ihm.
Kurz vor Liedas 3. Geburtstag begannen die Klonkriege. Offiziell war er untröstlich gewesen, dass es zu dieser Metzelei auf Geonosis gekommen war. Inoffiziell war er entzückt darüber, dass auf einen Schlag so viele Jedi in der Arena ihr Leben verloren hatten. Überaus entzückt.
Mon arbeitete noch immer als Senatorin. Die Geburt der Kinder hatte sie nicht im Mindesten häuslich werden lassen. Die Kinder wurden einfach in ihren Tagesablauf integriert. Lieda ging mittlerweile in einen Hort. Gaeron würde bald auch dorthin gehen, aber solange er noch nicht trocken war, verbrachte er viel Zeit mit Mutter, Vater oder einem Babysitter.
Er war noch immer Oberster Kanzler, und noch immer nicht auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Er stand kurz davor; nur wenige Monate, vielleicht ein paar Jahre trennte ihn von seinem Ziel. Der junge Skywalker war über die letzten Jahre immer häufiger zu ihm gekommen, hatte seinen Rat angenommen und hatte sich von ihm in die richtige Richtung leiten lassen. Der Jedi geriet zunehmend unter seinen Einfluss.
Alles lief genau nach Plan. Perfekt nach Plan.
Er blickte in den Spiegel. In den letzten Jahren war so viel geschehen. Die Zeit war nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Das Haar wurde langsam weiß. Nicht grau. Es wurde weiß. Er bekam Pigmentflecken, altersbedingt. Die Falten in seinem Gesicht tieften sich noch weiter in sein Gesicht ein. Er wurde noch blässer, sah noch ungesünder aus. Seine Frau hingegen wurde noch schöner. Ihr rotes Haar leuchtete, ihr Teint war frisch, ihr Körper noch immer mädchenhaft. Trotz zweier Schwangerschaften. Begehrenswert. Auch für ihn. Dagegen konnte er kaum etwas unternehmen.
Wir sind uns zu nah. In diesem Punkt habe ich leider verloren. Und gleichfalls auch gewonnen. Sie ist mein! Sie gehört mir. Ewiglich!
Mon liebte ihn sehr. Das wusste er, das sagte sie ihm oft. Er erwiderte dann stets, dass er sie ebenfalls liebe. In der Öffentlichkeit waren sie das perfekte Paar. Privat harmonisierten sie ebenfalls. Seine Tarnung war sehr gut. Ein Wolf im Schafspelz. Seine Maske war noch sanfter geworden, noch onkelhafter, noch gutmütiger.
Er seufzte. Versuchte zu lächeln. Es misslang. Dann gelang es.
Gleich musste er eine wichtige Rede halten. Eine sehr wichtige. Mon hatte sie in den letzten Tagen schon mehrfach gehört. Manchmal agierte sie als Korrekteurin seiner Reden. Er schrieb alle seine Reden, Ansprachen und Erklärungen selbst. Er brauchte keine Redenschreiber. Er hatte nie jemanden für seine Reden gebraucht. Wozu auch. Nur er selber wusste, was er sagen wollte.
Ein letztes Mal überprüfte er den korrekten Sitz seiner Garderobe, seiner gesamten Entscheidung. Dann verließ er das Bad, dass ebenfalls zu seinem Büro gehörte und in dem er sich für seine Auftritte vor dem Senat frisch und zu Recht machte. Es war an der Zeit Theater zu spielen. In einem Stück, dessen Autor er selbst war. Die Vorhänge öffneten sich für einen weiteren Akt.
Die Klonkriege hatten begonnen.
Wir befinden uns nun am Ende von Epi II, steuern direkt auf Epi III zu...
Das ist Kapitel Nr. 30! Wow, ich hätte nicht gedacht, so weit zu kommen. Danke an alle Leser!
