Einladung zum Tanz

Kapitel 32

Sein Weckalarm weckte die gesamte Familie. So schnell er ihn auch auszustellen versuchte. Seine Frau war daran gewöhnt. Sie drehte sich für gewöhnlich ein Mal um und schlief sofort wieder ein. Zumindest bis ihr Weckalarm erklang…in anderthalb Standartstunden oder so. Die Kinder aber waren diesen Weckalarm nicht gewohnt und waren verwirrt und hellwach.

„Papa weg?", kam es leise von Gaeron. Sein Sohn hatte sich müde aufgesetzt und seine Schwester reckte sich gerade.

„Schlaft noch etwas, ja?"

„Kann nicht mehr", meinte Gaeron. Palpatine beugte sich über seine Kinder.

„Es ist noch ganz dunkel draußen, alle schlafen noch."

„Und du?"

„Papa muss arbeiten, Gaeron. Wir sehen uns heute Mittag, versprochen, wenn Mama mit euch beiden zu mir kommt."

Der Kleine nickte und ließ sich bedingt dazu überreden, noch etwas zu schlafen. Lieda gähnte nur und kuschelte sich tiefer in die Decken. Erst als auch Gaeron wieder lag, stand er selbst auf. Leise ging er ins Bad und machte sich tagfertig. Dann schaute er nochmals nach seiner Familie. Mon schlief noch immer, er gab ihr einen Kuss auf den Mund. So wie jeden Morgen. Lieda und Gaeron waren auch wieder in ihren Träumen. Er deckte den Nachwuchs zu. Verabschiedete sich so. Und ging. Frühstücken würde er im Büro, wie so oft in letzter Zeit.

Was waren das noch für schöne Zeiten gewesen, an denen er zumindest am Wochenende mit seiner Familie frühstücken konnte.

Vorbei…


Alles ging drunter und drüber. Sein gesamter Terminplan wurde mehrmals am Tag umgeändert, er war sich heute nie sicher, wer als nächstes durch seine Tür trat. Würde er überhaupt genug Zeit haben, um seine Familie zu sehen? Er seufzte. Sein Magen knurrte. Sein Frühstück war ausgefallen, da erste Berichte über Truppenbewegungen der Separatisten hereingeflattert kamen, die sehr beunruhigend waren.

Zumindest für ihn als Kanzler.

Er seufzte. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er sich inmitten eines Alptraums befand. Einen, den er sich selbst als Traum gewünscht hatte. Einen, den er verursacht hatte. Das Unglückliche daran war, dass er andere, Unschuldige, seine Familie, ebenfalls in seinen Alptraum mit hineinzog. Möglicherweise, wenn er nicht besonders Acht gab, stürzte er seine Familie ins Unglück. Das wollte er nicht. Auf gar keinen Fall!

Jetzt, da er Verantwortung trug, große Verantwortung, wog er alle Entscheidungen besonders sorgfältig ab. Sorgfältiger als er es sowieso früher gehandhabt hatte. Ihm lag einiges an seiner kleinen Familie.

Er unterdrückte ein Gähnen. Er war müde. Sehr müde. Die Kinder waren in der Nacht unruhig gewesen. Lieda und Gaeron hatten die Bettdecke für sich beansprucht, wodurch ihm so kalt wurde, dass er wieder aufgewacht war. Mon war es mit Sicherheit ebenso ergangen.

In einer etwas ruhigeren Minute verschwand er in den kleinen Nebenraum, in dem Snacks zubereitet und Essen aufbereitet werden konnte. Er suchte nach etwas Essbarem, fand ein paar Plätzchen und aß sie mit Heißhunger. Es war zwar Mittagszeit, doch sein Essen ließ auf sich warten. Dafür, dass er der wichtigste Mann im Staat war, war der Service, der ihm zustand, miserabel.

„Cos?"

Mon?

Da stürmten schon die Kinder heran, entdeckten, dass er etwas Süßes hatte und bettelten darum, auch etwas abzubekommen. Da Mon ihn nicht davon abhielt, überließ er den Kindern die restlichen Kekse, die sie sogleich aufzuteilen versuchten. Unter Geschrei, da ein Keks übrig war. Mon kam zu ihm. Sie sah blendend aus, in zivil allerdings. Ein Kuss, eine leichte Umarmung.

„Ich habe dir etwas mitgebracht", sie lächelte, hielt etwas Umwickeltes hoch, „Etwas zum Mittag."

„Oh", er war überrascht, freute sich aber und aß das Mitgebrachte. Das Mittagessen, das ihm stets gebracht wurde, ließ er zurückgehen. Möglicherweise würde es morgen dann pünktlicher sein.


Er war mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache, als er seinen Schüler in der Hüttenstadt traf. Um das Wichtigste zu besprechen. Er hatte den Speeder aus seinem Versteck geholt, sich vorher in seiner geheimen Zentrale unter Republica 500 umgezogen, und war durch die Versorgungstunnel gerast. Er war spät dran. Es war Sonntag, er war am Mittag nach hause gekommen, um endlich Wochenende zu haben. Zumindest für ein paar Stunden. Er hatte sich mit seinen Kindern beschäftigt, mit ihnen gespielt, sie geneckt.

Mon wusste in Ansätzen, was er gerade tat und wohin er unterwegs war. Nichts Konkretes, lediglich, dass er sich mit seinem Schüler traf. Mon hatte keine weiteren Fragen gestellt. Ihr war es nur wichtig dass sein Schüler nicht Count Dooku sein konnte. Coruscant war ja so geschützt vor den Separatisten.

Manchmal ist sie noch so naiv!

Sollte nach ihm verlangt werden, während er abwesend war, würde sie ihn entschuldigen. Er sei privat unterwegs, würde aber bald zurück sein. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich sorgte. Sehr. Um ihn. Um Lieda und Gaeron. Um die Familie. Er hatte sie beruhigt, geküsst, in den Arm genommen. So wie immer. Die Frage war nur, wie lange sie das beruhigen konnte. Wie lange sie ihm noch Glauben schenken würde. Manchmal befürchtete er, sie wisse die ganze Wahrheit. Alles. Oder zumindest würde sie die Wahrheit erahnen.

Der Aufzug brachte ihn in die gewünschte Etage des Gebäudes, stieg aus. Er ging durch den Trainingsraum. Vielleicht sollte er mal wieder sein eigenes Training etwas ernster nehmen. In seiner kurz bemessenen Freizeit bestand sein einziges Trainingsprogramm daraus, hinter seinen Kindern herzulaufen und mit ihnen herum zu tollen. Und das war…nun…blamabel für einen Sithlord. Er seufzte. Er beschloss, dass sich daran etwas ändern musste. Dringend und rasch!

Count Dooku erwartete ihn. Der gefallene Jedi stand neben seinem Fluggefährt. Als er seinen Meister entdeckte, trat er auf ihn zu. Natürlich wusste Dooku, wer und was sein Meister war. Trotz der Kapuze im Gesicht. Die trug er, damit etwaige Zeugen ihn nicht erkennen konnten.

Dooku verbeugte sich tief vor ihm.

„Ich grüße Euch, Meister Sidious."

„Lord Tyrannus. Ich hörte der Rat der Separatisten ist erneut in Streit geraten."

„Ja. Sie meinen, unsere Anliegen würden versanden. Sie möchten, dass wir die Republik unter Druck setzen."

Palpatine, Sidious lachte leise. Er fand es amüsant zu erfahren, dass der Rat der Separatisten nicht vielmehr als ein Haufen Kindergartenkinder war. Marionetten! Mehr nicht. Naiv, dumm. Aber gute Geldgeber!

„Und was wäre ihnen recht, diese Situation hervor zu rufen? Wie wollen sie die Republik unter Druck setzen?"

Er war etwas irritiert, als Tyrannus zögerte. Palpatine begann, sich etwas zu sorgen; Sidious war ungeduldig, Informationen zu halten.

Was? Mach den Mund auf! Hast du das Sprechen verlernt?

„Sie wollen den Kanzler unter Druck setzen, nicht so sehr die Republik. Sie wollen es auf der persönlichen Ebene erledigt haben, da sie immer noch meinen, wenn ein anderer Kanzler regiert, ihre politische Lage weitaus besser werden könnte…"

„Ich werde mit dem Rat Kontakt aufnehmen. Was schlagen sie vor, mein Schüler?"

Sidious schwieg. Hörte nur zu. Palpatine verbarg seine Gefühle.

Privat?

„Der Rat schlägt vor Lieda und Gaeron Palpatine zu entführen. Oder eines der Kinder. Sie meinen, Ihr würdet dadurch als Kanzler an Eure Grenzen stoßen und ihren Forderungen nachgeben…"

Sidious schluckte, wurde blas im Gesicht, blässer als sonst. Er war froh, die Kapuze zu tragen. Aber es war ersichtlich, dass Tyrannus diesen Plan auch als indiskutabel empfand…

Meine…Kinder…?