Einladung zum Tanz

Kapitel 36

„Es sieht schlimm aus, ich weiß", flüsterte er, „Ich durfte mein neues Gesicht schon im Spiegel bewundern."

„Nein, so schlimm ist es auch nicht", sie versuchte tatsächlich, ihn zu beruhigen. Sie lächelte, streichelte seine Wange, „Deine Haut fühlt sich so an wie immer."

„Es wird so bleiben."

Sie gab ihm einen Kuss: „Ich liebe dich."

Er beantwortete ihren warmen Kuss, umarmte sie: „Ich liebe dich auch." Eine Lüge…?

„Komm, ich bringe dich nach hause. Lieda und Gaeron sind auch noch auf. Sie haben gehört, dass…"

Er erhob sich. Zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Mon sprach nicht weiter. Das war auch unnötig. Keiner von beiden wusste, wie die Kinder reagieren würden, wenn er nun vor ihnen stand. Er war beunruhigt deswegen, ja…


Lieda und Gaeron blickten ihm neugierig ins Gesicht. Ohne Scheu, ohne Angst. Lieda berührte sogar seine Haut, wollte wissen, wie sie sich anfühlte.

„Tut das weh?"

„Nein, Kleines."

„Waren das die Jedi?", kam es von Gaeron.

„Ja, sie brachten meine Haut zum Schmelzen."

„Schmelzen?"

„Ja, so wie eine Schokoladenfigur zerfließt, wenn sie erwärmt wird", erklärte er seinen Kindern, „Alles halb so schlimm. Geht zu Bett, es ist doch schon so spät. Morgen früh seit ihr dann übermüdet."

Die beiden nickten und ließen sich von ihren Eltern zu Bett bringen. Tatsächlich waren beide sehr müde. Gaeron gähnte und schlief sofort ein. Lieda wechselte noch ein paar Worte mit ihren Eltern, kuschelte sich dann an ihren Teddy und schlief schließlich ein. Mon deckte ihre Tochter nochmals zu, dann ihren Sohn. Sie verließen das Kinderzimmer.

Es war Zeit, schlafen zu gehen. Er stand mehrere Minuten vor dem Spiegel im Bad, solange, bis seine Frau an ihn heran trat, ihn umarmte und küsste. Er sollte endlich ins Bett kommen, er brauche etwas Schlaf. Er nickte nur und ließ sich von dannen schleifen.

„Ich bin innerhalb von Sekunden gealtert", flüsterte er, als sie in den Decken lagen, „Ich konnte fühlen, wie meine Haut schmolz, sich veränderte…"

„Erzähl mir, was passiert ist", forderte sie ihn auf.

Er seufzte: „Sie wollten mich unter Arrest stellen."

„Und weswegen?

„Weil sie herausgefunden haben, dass ich ein Sithlord bin. Sie wollten mich stürzen. Nur deswegen, einzig und allein deswegen. Sie haben versucht, mich zu ermorden! Ich werde morgen dem Senat den ganzen Vorfall berichten."

„Ich werde anwesend sein, die Kinder bekomme ich schon irgendwo unter. Was geschieht nun mit den Jedi?"

„Der Orden wird aufgelöst, so verlangt es das Gesetz. Damit hat die Republik ihre Beschützer verloren,…sie glaubte, es wären ihre Beschützer, aber…sie haben die Republik verraten. Und weswegen? Weil ihre Macht eingeschränkt worden war."

Er seufzte.

„Was wirst du tun? Du kannst jetzt nicht zurücktreten nehme ich an?"

„Die Republik wäre ohne Führung. Das wäre das Ende. Chaos, Bürgerkrieg. Oder Schlimmeres. Ich werde morgen früh mit meinem Stab reden, darüber, was wir tun können. Sei unbesorgt, Liebes."

Mon nickte, schmiegte sich an ihn. Er mochte das sehr. Ihr Körper hatte ihm schon oft Trost gespendet. Wärme vermittelt. Zuneigung geschenkt. Es war seltsam. Eine Reihe von Geschehnissen hatte sie einander näher gebracht. Manchmal erschien ihm diese Tatsache unheimlich. Und unheimlich schön. Eine Familie zu haben, Frau und Kinder, war wunderbar. Er konnte es sich nicht mehr vorstellen abends in eine leere Wohnung zurück zu kehren. In einem kalten Bett auf zu wachen. In vollkommener Isolation zu leben. Niemals. Durch sie und die Kinder war aus dem Außenseiter, den er als Junggeselle dargestellt hatte, ein Familienmensch geworden. Von den Pluspunkten in der Öffentlichkeit mal abgesehen.

Er tauschte weitere Küsse mit seiner Frau aus, umarmte sie innig, wollte sie nicht mehr los lassen, niemals mehr.

„Möchtest du immer noch ein weiteres Baby?"

„Ja", kam es ohne zögern von ihr.

„Dann…können wir es in den nächsten Tagen versuchen, wenn du willst."

Mon lächelte nur, nickte, zog ihn zu sich, küsste ihn. Alles war wie immer. Es war sogar noch schöner. Sie schien ihn wahrlich zu lieben. Sehr zu lieben. Das hatte er nicht erwartet. Und er schämte sich, dass er nicht wusste, was genau er fühlen sollte. Durfte. Musste. Ein Gewissenskonflikt, ausgetragen in seinem Kopf seit vielen Jahren. So oder so verlor er. Das stand vom ersten Tag an fest. Ein letzter Kuss.


Er war sehr müde am nächsten Morgen, konnte sich nur schwer aus dem Bett erheben. Die Kinder tollten bereits herum, spielten auf dem Korridor. Er konnte es hören. Er schleppte sich ins Bad, duschte, zog sich an und versuchte dann, zu kaschieren, was zu kaschieren war. Sein Gewand war rot. Er hatte es extra für diesen Anlass schneidern lassen. Es war mit Sithschriftzeichen am Mantel versehen. Der Mantel hatte eine Kapuze; in diesem Fall praktisch.

Mon war auch bereits aufgestanden und kümmerte sich darum, dass sich die Kinder anzogen und später versorgt wurden, wenn sie ebenfalls im Senat war. Er hingegen rief seinen Stab zusammen, für ein Treffen vor der außerordentlichen Senatssitzung.

Er verließ die Wohnung früher als gewohnt, hatte sich nur kurz von seiner Familie verabschiedet. Mon würde er in drei Stunden sehen, im Senat, in der Rotunde. Ein Shuttle brachte ihn in sein Nebenbüro im Senatsgebäude. Er wurde von doppelt so vielen Leibgardisten begleitet wie sonst schon. Dass ein Attentat von den Jedi auf ihn verübt worden war, hatte seit gestern am späten Abend die Runde gemacht. Der Senat war darüber sehr empört. Darüber, dass der Oberste Kanzler angegriffen wurde, ohne dass die Jedi dafür einen Grund vorweise konnten. Palpatine hatte ihnen die Tonbandaufnahme zur Verfügung gestellt, die gestern Abend zufällig mitgelaufen war, als der ganze Vorfall passiert war. Darauf war allerdings nur das zu hören, was Palpatine wollte, dass zu hören war. Wie zu erwarten gewesen war, forderte der Senat Palpatine dazu auf, etwas gegen die verräterischen Jedi zu unternehmen und die Sicherheit der Republik zu gewährleisten. Niemand wollte, dass die Republik in einem Bürgerkrieg versank.

„Es ist an der Zeit, den letzten Schritt zu gehen", sagte er nur in die Runde, erntete ein Nicken. Armand Isard, der für die Sicherheit zuständig war, sprach davon, dass seine Leute jeden Eingang zum Senat genaustens im Auge behalten würden. Palpatine nickte nur, versteckte sich unter der Kapuze. Die Gruppe löste sich auf.

Es war noch etwas Zeit, bevor die Sitzung in der Rotunde begann. Palpatine wollte sein Hauptbüro besichtigen, dort, wo er am Abend zuvor Niederlage und Triumph gefeiert hatte. Mittlerweile war der Tempel der Jedi gesäubert worden, er würde am Abend dorthin gehen, um sich in der Bibliothek etwas umzuschauen. Sate Pestage begleitete ihn in sein Büro.

„Mittlerweile müssten die Aufräumdroiden dabei sein, die Scheibe aus Panzerglas zu ersetzen. Spätestens übermorgen wirst du wieder das Büro nutzen können", berichtete ihm sein Sekretär und engster Berater.

„Gut."

Das Büro glich an manchen Stellen einem Trümmerhaufen. Die Leichen der drei von ihm getöteten Jedimeister waren schon beseitigt worden und man hatte ihm auch berichtet, dass man den Körper von Meister Windu aufgefunden hatte.


Er trug Stunde um Stunde Beweismittel vor, die die Jedi der Verschwörung gegen die Republik überführten. Wie erwartet waren nahezu alle Senatoren empört darüber, was am Vorabend stattgefunden hatte. Ein tätlicher Angriff auf den Vorsitzenden des Senats war indiskutabel und durch nichts zu entschuldigen. Wie erwartet forderte man ihn auf, für die Sicherheit der Republik zu sorgen und diese zu gewährleisten.

Er rief sich zum Alleinherrscher auf Lebenszeit aus.

Er versprach, gegen die Jedi und andere Verräter vorzugehen.

Die Senatoren jubilierten, klatschten, riefen seinen Namen. Er blickte zur Box von Chandrila hinauf. Mon Mothma, seine Frau, war schneeweiß, sie starrte ihn an, klatschte verhalten. Sie war schockiert. Hatte sie etwa nicht mit so etwas gerechnet?

Er ließ sich noch eine Weile feiern, dann fuhr die Box des Senatsvorsitzenden wieder zurück in das Büro, welches Unterhalb der Rotunde lag. Auch hier wurde ihm gratuliert.

Imperator! Das hat Klang! Oh ja…

Kaum einige Minuten später erschien sie auch schon: Senatorin on Mothma. Noch immer schneeweiß, noch immer betroffen. Sie brachte kaum ein Wort heraus. Er schickte Berater und Wachen hinaus, wollte mit ihr allein sein. Er umarmte sie, gab ihr einen Kuss.

„Was hätte ich sonst tun sollen, Liebes? Sag mir, was hätte ich tun sollen?"

Es kam keine Antwort von Mon, kein einziges Wort.

Dass sie nicht erfreut sein würde, wusste ich,…aber das hier? Diese Fassungslosigkeit! Warum freust du dich nicht, dass der Krieg vorüber ist, dass keine Gefahr mehr droht? Warum, Mon?

„Es wird sich absolut nichts zwischen uns ändern, mein Herz", sagte er weiter, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, streichelte ihr Haar, „Ich liebe dich und die Kinder. Wir werden für immer zusammen bleiben! Niemand wird uns je wieder bedrohen…es herrscht Frieden. Endlich!"

„Du hattest das alles so geplant, nicht wahr?"

Stille. Nun war es an ihn zu starren. Was wusste sie? Woher wusste sie?

„Nein!", log er eiskalt, „Nein, nichts war geplant. Ich wurde dazu gedrängt so weit zu gehen und…"

„Du lügst…"


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