Disclaimer: Alles, was mit Harry Potter zu tun hat, gehört J.K. Rowling. Mir gehören nur Christopher, Mary, Liz, Jill...

Zur Orientierung: Ich habe jetzt einen Zeitsprung zurück in die Vergangenheit gemacht - so um 1970 rum.


1. Kapitel: Im Spiegel des Regens

„Kommst du?"

Gelangweilt musterte die 17-jährige Bellatrix ihre Fingernägel, während sie auf ihre fünf Jahre jüngere Schwester Narzissa wartete.

„Wo bleibst du denn?"

Als Bellatrix sah, wie Narzissa sich von ihren Eltern verabschiedete, mit Umarmungen und Küsschen, verdrehte sie genervt die Augen.

„Komm endlich, Cissy!"

„Ja ja…"

Narzissa warf ihrer Schwester einen wütenden Blick zu, bevor sie sich endlich von ihrer Mutter löste und sich durch die Schülerscharen hindurch drängelte („Hey, pass doch auf!"). Ein schrilles Pfeifsignal ertönte.

„Der Zug fährt in zehn Minuten ab."

„Ja ja..."

Zu Bellatrix' Missvergnügen schenkte ihre Schwester ihr allerdings nicht die geringste Beachtung, sondern suchte stattdessen - anscheinend - in der Menge irgendjemanden, denn sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ nervös ihren Blick schweifen. Mit einem Seufzen warf Bellatrix ihr langes Haar in den Nacken. Desinteressiert achtete sie nicht weiter auf Narzissa, sondern schob sich in Richtung Zug. Wobei der Ausdruck „sie schob sich" wohl nicht so zutreffend war, immerhin heischte sie ihren Mitschülern aufgrund ihrer magischen Fähigkeiten und ihrer dunkel umrandeten Augen großen Respekt ein und obwohl die Schüler auf dem Bahnsteig ziemlich eng beieinander standen, öffnete sich da, wo Bellatrix herging, wie auf wundersame Weise ein Durchgang.

„Bella!"

Verwundert drehte Bellatrix sich um, die Hand schon am Griff und mit einem Fuß auf der Treppe in den Zug. Diese Stimme… das konnte doch nur…

„Chris.", seufzte Bellatrix, was allerdings eher genervt als liebevoll klang. Christopher kam auf sie zu gerannt, packte sie an den Hüften und drückte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Ungeduldig schob Bellatrix ihn von sich weg. Sie wollte nicht geküsst werden – auf jeden Fall nicht auf diese besitzergreifende Weise. Wenn jemand die dominante Rolle übernahm, dann war sie das. Und von Christopher hatte sie sowieso die Nase voll. Er langweilte sie nur noch. Da war es ihr egal, dass er der im Moment begehrteste Junge ihrer Jahrgangsstufe auf der Schule war und das sogar, obwohl er wie sie aus Slytherin stammte.

„Was willst du?"

Verdutzt starrte Christopher sie an.

„Ich… ähm… na ja, wir sind zusammen.", erwiderte er verblüfft.

„Und?"

„Wie 'und'?"

„Was willst du?"

„Du wiederholst dich."

„Und du gibst mir keine Antwort."

„Ich weiß ja auch nicht, was du von mir willst."

„Eben, das ist ja das Problem. Du weißt gar nichts. Mein Gott, wie konnte ich mich nur auf so einen Trottel einlassen." Die Tatsache, dass Bellatrix' Stimme bei der ganzen Konversation ruhig und gelassen blieb, war typisch für sie. Sie schien immer über allem zu stehen.

„Was…?"

„Ich sage dir 'was'. Es ist aus. Schluss. Finite. Deine Glückssträhne ist vorbei. Und falls du es bis jetzt mit deinem bisschen Grips immer noch nicht kapiert hast, noch mal im Klartext: Ich habe dich soeben abserviert. Einen Typen wie dich, der zwar gut aussieht aber nichts draufhat, kann ich nicht gebrauchen.", hauchte Bellatrix süffisant, bevor sie ihm mit der freien Hand einen leichten Schubser verpasste und zurück in die Menge stieß, bevor sie die letzten Stufen in den Zug erklomm. Mit einem letzten Zwinkern war sie im Gang verschwunden, ohne dass Christopher noch etwas hätte sagen können. Betröpfelt stand er einfach nur da, nicht erfassend, was ihm soeben widerfahren war. Aber eigentlich hätte er es wissen müssen. Bis jetzt hatte es Bellatrix mit keinem ihrer Freunde länger als zwei Monate ausgehalten. Sie schien einfach zu hohe Ansprüche zu haben…

„Hier bist du.", murmelte Narzissa, als sie die Tür zu Bellatrix' Abteil aufstieß und sich auf den gegenüberliegenden Sitz fallen ließ.

„Wo warst du?"

„Hhmm?" Anscheinend immer noch in Gedanken schaute ihre kleine Schwester Bellatrix verwirrt an.

„Was hast du gesagt?"

„Ich hatte mich nur gefragt, welcher Junge wohl so wichtig sein könnte, dass du jetzt erst den Weg zurück zu mir gefunden hast."

„Warum denkst du, dass es um einen Jungen geht?"

„Cissy… Es ist erst dein zweites Jahr in Hogwarts und wenn du nicht einen wichtigen Grund hast, weichst du nicht von meiner Seite. Das war bis jetzt immer so. Aber heute bist du zum ersten Mal alleine verschwunden. Wohl kaum, um eine deiner Freundinnen zu sehen, denn die triffst du auch in den Ferien, so dass die Sehnsucht nicht so groß sein kann, dass du nicht wartest, bis wir in Hogwarts sind oder zumindest im Zug sitzen. Aber einen Jungen hättest du nicht besuchen dürfen - hast du ja auch nicht - und deshalb konntest du es diesmal wahrscheinlich nicht erwarten ihn wieder zu sehen. Stimmt's oder habe ich Recht?"

„Hhmm…", mümmelte Narzissa in ihren Kragen, verschränkte ihre Arme und wandte ihren Blick ab. Nach ein paar Minuten meinte sie leise, allerdings ohne sich Bellatrix zuzuwenden:

„Malfoy."

„Wie bitte?"

„Lucius Malfoy.", fauchte Narzissa wütend, als sie sah, wie ein Grinsen über Bellatrix' Gesicht huschte.

„Oh, gut.", entgegnete Bellatrix.

„Was?" Verblüfft musterte Narzissa ihre Schwester. „War das gerade ernst gemeint?"

„Ja."

Misstrauisch zog Narzissa ihre Augenbrauen zusammen.

„Wie meinst du das… 'oh, gut'?"

„Na ja, die Malfoys sind doch mit uns befreundet. Eine ehrenwerte Familie. Wirklich, Schwesterherz, ich bin stolz auf dich, dass du dir einen Reinblütigen ausgeguckt hast. So viele, die für dich in Frage kämen, gibt es nämlich nicht und ich hatte schon befürchtet, dass du dir am Ende einen Schlammblüter aussuchen würdest. Aber Malfoy… wirklich eine gute Wahl. Jetzt musst du nur noch zusehen, dass die Beziehung hält."

Peinlich berührt senkte Narzissa ihren Blick und ein Hauch von Rosa legte sich auf ihre Wangen.

„Also… richtig zusammen sind wir ja noch nicht. Wir kennen uns ja schon seit längerem und über die Ferien kam es irgendwie, das wir angefangen haben uns Briefe zu schreiben."

„Oh… wie romantisch.", erwiderte Bellatrix mit süßlich verstellter Stimme, „Und?"

„Na ja, und eben haben wir uns zum ersten Mal seitdem wir uns diese Briefe geschrieben haben getroffen."

„Was hat er gesagt?"

„Er war ziemlich verlegen… ähm, und ich auch, also… er hat mir einen Kuss auf die Wange gegeben."

Ein schwaches Hüsteln war von Bellatrix zu vernehmen, das sich verdächtig nach ‚wie süß' anhörte.

„Hast du etwas gesagt?"

„Ähm, nein nein." Hastig winkte Bellatrix ab, bevor sie ernst wurde. „Ich freue mich wirklich für dich."

„Danke." Narzissa schenkte ihrer großen Schwester ein Lächeln. Dann stand sie auf und ging zur Abteiltür.

„Ich gehe noch mal Lucius suchen."

„Kannst es wohl kaum erwarten…"

Lachend verschwand Narzissa und Bellatrix war wieder allein. Aber das war ihr egal. Nachdem sie ihren Koffer von der Ablage heruntergehoben hatte, kramte sie ein Buch hervor und fing an zu lesen. Der Buchtitel war mit dunkelroten dicken Ziffern geschwungen und elegant geschrieben worden. 'Schwarze Magie und ihre Anwendung – Geschichte und Gegenwart'…

Ein Ruck ging durch den Zug und Bellatrix wusste, dass sie in Hogwarts angekommen waren. Seufzend packte sie ihr Buch wieder ein und suchte nach ihrem Umhang. Nachdem sie ihn endlich gefunden hatte, schlang sie ihn sich leicht fröstelnd um die Schultern und warf noch einen letzten Blick aus dem Fenster. Es war dunkel geworden und der Regen peitschte gegen die Glasscheibe. Jeder andere hätte das Wetter als ‚ungemütlich' deklariert, aber Bellatrix war da nicht so empfindlich. Im Gegenteil, sie mochte Regen, obwohl sie sich jetzt lieber keinen gewünscht hätte, schließlich wollte sie nicht triefend nass und schlampig aussehend in der Großen Halle erscheinen. Ihr Auftreten musste Würde ausstrahlen, sie musste hereinschreiten, so wie sie es immer (bewusst oder unbewusst) tat und solch ein Erscheinungsbild hätte dem Respekt vor ihr zwar keinen Abbruch getan, sie sich aber auch nicht unbedingt mächtiger fühlen lassen.

Als Bellatrix aus dem Zug sprang, landeten ihre Füße in einer Pfütze und das Wasser spritzte zur Seite weg. Ein Junge direkt neben ihr – ungefähr im Alter von Narzissa – sah erst an sich herab und dann starrte er Bellatrix an.

„Du hast mich nass gespritzt.", zischte er wütend zwischen seinen Zähnen hervor.

„Pff… ist mir doch egal.", erwiderte Bellatrix gleichgültig und wandte sich zum Gehen, als der Junge sie am Umhang festhielt. Genervt und langsam auch zornig werdend drehte Bellatrix sich wieder zu ihm um.

„Was?"

„Wie wär's mit einer Entschuldigung?"

Bellatrix seufzte.

„Hör mal zu, Kleiner. Es ist mir sch egal, ob deine Hose jetzt nasser als vorher ist oder nicht. Es regnet sowieso. Und jetzt lass mich gefälligst los."

Ruckartig befreite Bellatrix sich aus seinem Griff. Der Junge schien jedoch noch nicht fertig zu sein, denn er blitzte sie wütend aus seinen schwarzen Augen heraus an.

„Dein Ton gefällt mir nicht."

Überrascht zog Bellatrix eine Augenbraue hoch. Wusste der Junge etwa nicht, wer sie war? Aber da er erst im zweiten Jahrgang zu sein schien, wollte sie noch einmal gnädig sein. Bellatrix packte den Jungen am Kragen, zog ihn zu sich heran und räusperte sich einmal kurz, bevor sie fauchte:

„Wie war das? Mein Kleiner, ich denke nicht, dass du weißt, wen du vor dir hast."

„Hör auf mich ‚Kleiner' zu nennen. Außerdem weiß ich sehr gut, wer du bist. Bellatrix Black, im siebten Jahrgang, aus einer alten Zaubererfamilie stammend. Aber das interessiert mich nicht. Ich könnte dir jederzeit einen Fluch auf den Hals hetzen."

Bellatrix warf ihren Kopf zurück und lachte laut auf. Dabei klang sie weniger fröhlich, als eher amüsiert über die Dreistigkeit des Knaben.

„Wie heißt derjenige, der es sich erlaubt, so mit mir zu sprechen?"

„Severus Snape."

„Hhmm… auch aus Slytherin, wie ich sehe? Gar nicht mal schlecht. Aber du solltest aufpassen, wem du keinen Respekt zollst. Man sieht sich."

Und mit diesen Worten und einem kurzen Wink mit der Hand gesellte Bellatrix sich zu Narzissa in eine der näher stehenden Kutschen. Der Regen peitschte gegen die Fenster, als sich die Droschke mit den – für die meisten – unsichtbaren Thestralen in Bewegung setzte. Innerlich schüttelte Bellatrix immer noch den Kopf. Sie fragte sich, ob dieser Severus Snape nur eine leere Drohung ausgesprochen hatte oder ob er tatsächlich den Mumm gehabt hätte, ihr einen Fluch auf den Hals zu jagen. Dabei war Bellatrix sich fast sicher, dass er nicht lange gefackelt hätte, wenn sie ihn weiter provoziert hätte. Ein Schmunzeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab und wurde mit einem fragenden Blick von Narzissa kommentiert. Aber Bellatrix schwieg sich aus...

In der Großen Halle angekommen, nahm Bellatrix am Tisch der Slytherin Platz und ließ ihren Blick zu den Lehrern schweifen. Wie sie vernommen hatte, war der Schulleiter Amando Dippet in den Sommerferien ums Leben gekommen (haarsträubende Geschichten rankten sich bereits um seinen Tod, aber Bellatrix glaubte, dass er einfach nur seinem hohen Alter zum Opfer gefallen war) und nun war sie neugierig, wer wohl seinen Posten einnehmen würde. Obwohl sie es sich eigentlich schon denken.

Bevor Bellatrix allerdings Zeit hatte, den Sitz des Schulleiters ins Visier zu nehmen, spürte sie, wie sich von hinten zwei Hände über ihre Augen legten, was eindeutig eine Aufforderung war, zu erraten, wem diese gehörten.

Bellatrix seufzte. Dieses kindische Getue passte nur zu einer ihrer „Freundinnen".

„Jill?"

Ein enttäuschtes Grummeln war zu hören und Jill ließ sich mit einem Schmollmund neben Bellatrix auf einen Stuhl gleiten.

„Wie hast du das erraten, Bella?"

Zum wiederholten Male seufzend verdrehte Bellatrix ihre Augen.

„Das war nun wirklich nicht schwer."

Ehe Bellatrix sich versah, standen auch schon Mary und Liz bei ihnen und setzten sich neben Jill. Sie waren das Mädchentrio schlechthin und manchmal fragte Bellatrix sich, wie sie es mit solchen Menschen aushielt, deren IQ meistens nur einen Eierbecher zu füllen schien. Aber sie wusste, dass es zwei Sachen gab, die sie verbanden. Zum einen, dass sie aus angesehenen Zaubererfamilien stammten (auch wenn Bellatrix' Familie die reinste von ihnen war, was das Blut anging) und zum anderen ihr Hass auf Schlammblüter. Nichts brachte ihnen mehr Spaß, als über ein dreckiges Schlammblut, wie zum Beispiel diese Phoebe Edmonds eines war, herzuziehen. Gerade bildete sich auf Bellatrix' Lippen ein hämisches Grinsen bei der Erinnerung an die Demütigungen, die sie ihr zugefügt hatten, als sie plötzlich durch eine ebenso sanfte wie energische Stimme aus ihren Gedanken gerissen wurde. Vom Platz des Schulleiters hatte sich ein Mann erhoben, ein großer Mann mit einem langen Bart, und an seiner Sprache merkte man, dass er sehr mächtig zu sein schien. Seine Arme hatte er als einladende Geste ausgestreckt. Jeder Einzelne in der Halle war verstummt.

„Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit dem Essen beginnen, würde ich gerne ein paar Worte an euch richten. Wie ihr sicherlich mitgekriegt habt, ist der langjährige Schulleiter Amando Dippet in den Ferien leider verstorben - nein, ich werde nicht sagen, wie es passierte -", warf er ein, als ihm viele neugierige Blicke zugeworfen wurden, „und wie es das Schicksal will, hat der Schulrat mich, Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore, zum neuen Schulleiter ernannt."

Ein Rauschen ging durch die Schülerschar, bevor sich ein donnernder Applaus erhob. Bellatrix zuckte mit den Achseln und ließ ihren Blick durch die Menge begeisterter Kinder wandern.

„Dieser muggelvernarrte Idiot ist doch nicht besser als sein Vorgänger.", schoss es ihr durch den Kopf, als sie noch jemanden bemerkte, der nicht klatschte, sondern mit verschränkten Armen vor der Brust neben ihrer Schwester Narzissa und deren Freund Lucius – dessen Enthusiasmus sich auch in Grenzen hielt – saß. Wie hieß der Junge noch mal? Ach ja, Severus Snape.


Hhmm... irgendwie passiert in diesem Kapitel nicht viel. Aber es sollte eigentlich auch nur eine Einführung in die Vergangenheit sein. Jetzt bin ich erst mal im Urlaub, wer weiß, wann ich wieder zum Schreiben komme (außerdem schreibe ich nebenbei viele andere Sachen, deswegen habe ich für das Kapitel hier auch so lange gebraucht).

Dragon coranzon: Danke für dein Review (war leider das einzige -v). Es freut mich, dass du die FF spannend findest. Das nächste Kapitel wird hoffentlich auch wieder spannender. Mir schwebt da schon was vor...

Ansonsten würde ich mich über Kommentare natürlich sehr freuen, aber weil mir das Schreiben der FF auch so Spaß macht, werde ich so oder so eh erst mal weiterschreiben.