Titel: Betrayed

Autor (A/N): kateydidnt

Übersetzer (Ü/N): Angel-liam

Beta: Talyn (danke*knuddel*)

Rating: PG

Disclaimer: I own nothing

Ü/N: Sorry, dass das Kapitel so lange gedauert hat! Es gab ein paar Probleme... Danke aber an Talyn! Dieser Teil hier hat 16 (!) Seiten und ich kann vollends verstehen, dass das lange dauert!!! Sie hat wirklich einen super Job gemacht!!

Aber es hat euch auf jeden Fall schon mal ein bisschen darauf vorbereitet, was nach 20 kommt! Ich hab auch beschlossen, nicht mehr alle vier Tage, sondern höchstens alle 7 Tage zu updaten, falls das dann überhaupt möglich ist... rechnet eher nicht damit. Wir habens nämlich bald geschafft und sind mit der englischen fast gleichgezogen ... und da kommen die Kapitel so ungefähr alle drei bis vier Wochen, vor allem jetzt, wo sie immer so lange sind!

Achja, Kapitel 15 ist jetzt auch vollständig da – ohne Klammern!*g*

Wie immer hier auch wieder ein Hinweis auf die Mailinggroup, siehe Profil!

Viel Spaß bei Kapitel 17!!

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BETRAYED – Kapitel 17 - Interviews

Courtney stocherte an diesem Abend nur in ihrem Essen herum. Alles, woran sie denken konnte, war Harrys Brief. Die Dinge, die in dem Brief geschildert waren, hatten schreckliche Bilder in ihrem Kopf erzeugt. Auch konnte sie nicht mit sich selbst übereinkommen, wie sie jetzt gegenüber ihren Lehrern fühlen sollte. Sie hatten einen schrecklichen Fehler gemacht, ein furchtbares Fehlurteil gefällt. Nie hätte sie gedacht, dass sie dazu überhaupt fähig sein würden. Aber das hatte Harry auch nicht. Sie erkannte, dass auch sie nur menschlich waren, und dass auch Zauberer nicht auf alles eine richtige Antwort hatten. Sie war darüber nicht überrascht, aber es machte sie wütend, dass sie nicht einmal ihre Gaben vernünftig benutzt hatten, die ihnen im Gegensatz zu anderen Menschen gegeben worden waren. Eine einfache fünfminütige Befragung mit einem Wahrheitsserum hätte ausgereicht. Dann wäre Harry entlastet gewesen.

Glücklicherweise war Angela mit ihrem Cousin in eine Streiterei über den Quidditchpokal beschäftigt und bemerkte es nicht. Als sie lustlos ihren Kürbissaft schlürfte, fiel ein Schatten auf sie. Verwirrt schaute sie hoch und sah ihre Hauslehrerin hinter sich.

„Miss Barnes, würden Sie mich bitte begleiten?"

Courtney folgte ihr still aus der immer noch übervollen Halle. Sie kamen am Wasserspeier in der Halle an und die Verwandlungsprofessorin sagte „Zitronendrops". Die Statue sprang zur Seite und gab den Blick auf eine Wendeltreppe frei, die nach oben führte. Als sie oben ankamen, öffnete McGonagall die Tür und ein Raum mit einem großen Tisch und einer Anzahl von Stühlen kam zum Vorschein. Drinnen saßen zwei Leute, der Direktor und Professor Weasley.

„Ah, danke Minerva. Bitte setzen Sie sich doch. Es gibt eine Menge Dinge, die wir bereden müssen. Als erstes verstehe ich nicht, warum Sie heute nicht am Zauberkunstunterricht teilgenommen haben, Miss Barnes. Gibt es dafür einen besonderen Grund?" Dumbledore sah sie freundlich an.

Courtney schluckte und schaute zu Professor Weasley. Er hob seine Augenbrauen in ihre Richtung.

„Ich habe ein Paket geöffnet und dann einen Brief gelesen."

„Einen Brief?" fragte Bill Weasley. „Das ist keine gute Entschuldigung dafür, den Unterricht zu schwänzen."

„War das ein Brief von Ihrem ... Freund?" fragte Dumbledore.

Courtney nickte.

„Ich verstehe. Was hat er Ihnen jetzt erzählt?"

„Alles. Das war der letzte Brief seiner Geschichte."

Dumbledore sah plötzlich Jahre älter aus als er es bereits war. Er nickte und fragte dann sanft: „Und was denken Sie nun über uns?"

Courtney seufzte. „Ich bin nicht sicher. Ich möchte glauben, dass sich alles verändert hat, dass Sie Ihre Lektion gelernt haben. Aber wie kann ich das, wenn Sie Lügen lehren?"

„Miss Barnes!" Minerva war sichtlich geschockt über die Art, wie sie mit Albus sprach.

Albus hob eine Hand. Er wandte sich an Bill. „Miss Barnes wird wegen ihrer Abwesenheit morgen Abend um sieben bei dir nachsitzen. Würdet ihr zwei Miss Barnes und mich jetzt bitte allein lassen? Wir haben noch etwas unter vier Augen zu besprechen."

Obwohl sie ziemlich entrüstet aussah, folgte McGonagall Professor Weasley zur Tür hinaus. Dumbledore stand auf und schaute aus dem Fenster.

„Als die Schulräte und das Ministerium bestimmten, dass wir die wahre Geschichte von Harry Potter und dem Zweiten Dunklen Krieg nicht lehren durften, bekämpfte ich sie, so gut ich konnte. Ich mag Lügen nicht. Sie verblenden uns und schränken uns ein. Aber wenn ich erlaube, dass die Wahrheit gelehrt wird, verliere ich meine Stellung als Schulleiter. Diese Schule liegt in meiner Verantwortung, und es ist meine Pflicht den Schülern eine Richtung für ihr zukünftiges Leben zu geben. Ich würde diese Pflicht sogar an andere abgeben, wenn ich nicht genau wüsste, dass Draco Malfoy der nächste Schulleiter werden soll. Und ich könnte die Schule nicht mit gutem Gewissen in seine Hände geben. Ich war vor sechzehn Jahren bereit, meine Pflichten zu übergeben, als ich erkannte, wie sehr ich versagt hatte. Dann hat mich eine Unterhaltung mit Severus davon überzeugt, zu bleiben. Ich blieb, weil ich gebraucht wurde. Solange die Menschen mich brauchen, um ihnen zu helfen, werde ich das tun. Auch wenn ich glaube, dass ich ihr Vertrauen nicht verdiene."

Der Direktor seufzte und drehte sich zu Courtney um.

„Sie haben Recht, wir haben uns nicht viel verändert. Wir sind immer noch engstirnig und zu sehr auf unseren eigenen Vorteil bedacht, ohne den geringsten Gedanken daran zu verschwenden, wie viel Potential noch in uns stecken könnte. Wir haben Angst vor Veränderung und kämpfen gegen alles an, was anders oder neu ist. Wenn Harry geblieben wäre, vielleicht wären wir in der Lage gewesen, unsere Wege zu ändern. Wenn wir unseren Fehler direkt vor uns gesehen hätten, hätte es uns vielleicht gezwungen, uns zu ändern. Aber wir haben den einfachen Weg gewählt, nämlich zu vergessen, und vorzugeben, es wäre nicht passiert."

Courtney schwieg. Sie wusste nicht, was sie auf diese ... Beichte antworten sollte.

Dumbledore setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schaute Courtney in die Augen. „Vielleicht haben Sie den Mut, uns den Irrtum auf unserem Weg aufzuzeigen. Hermione kam letzten Monat mit einer wunderbaren Idee zu mir. Sie will, dass alle Erstklässler ihre Projekte vor den Schulräten, dem Rest der Schülerschaft und den Eltern präsentieren, und der Schulrat hat es letzte Woche genehmigt. Einladungen werden im Moment geschrieben, um alle Eltern für eine Woche nach Hogwarts einzuladen, wenn das Halbjahr im Januar wieder anfängt. Und Sie werden dem gesamten Publikum die Wahrheit präsentieren."

**************

Courtney wälzte sich in dieser Nacht im Bett hin und her, ohne einschlafen zu können. Sie würde ihren Bericht einem Publikum von Eltern und Schulräten präsentieren, von denen die meisten versucht hatten, gerade diese Informationen sechzehn Jahre lang zu vertuschen.

Sie dachte über Dumbledores Worte nach, und fragte sich - nicht zum ersten Mal übrigens - warum sie die Erste war, die Fragen stellte und die Wahrheit herausfand. Dass Harry ihr schrieb, war nicht der Hauptunterschied. Der Unterschied war, dass sie sich nicht zurücklehnen und Lügen glauben würde. Wenn irgendjemand anderes aufgepasst hätte, was ihm erzählt wurde, oder sogar versucht hätte, nur ein paar Nachforschungen über Harry anzustellen, hätte er ebenfalls erkannt, dass ihm Lügen erzählt wurden. Sie erkannte, dass Dumbledore in diesem Punkt Recht hatte. Die Zauberergesellschaft war engstirnig und feige. Sie erkannten die Lügen und begnügten sich damit, sie als solche zurückzulassen. Es kümmerte sie nicht einmal, dass eine ganze Generation aufwuchs, ohne zu wissen, wer ihnen den Frieden überhaupt erst möglich gemacht hatte, in dem sie jetzt lebten.

Als sie schließlich den Versuch zu schlafen aufgab, verließ sie leise den Raum und ging die Treppe hinunter zum Gemeinschaftsraum. Dort fing sie an, sich ein paar Notizen zu machen, was sie in der mündlichen Präsentation sagen wollte.

Noch ehe sie den zweiten Satz zuende geschrieben hatte, ließ sie ihre Feder fallen. Etwas, dass Dumbledore gesagt hatte, ließ sie erneut nachdenken.

Er hatte erwähnt, dass Draco Malfoy dazu ernannt war, der nächste Schulleiter von Hogwarts zu werden, wenn Dumbledore gehen würde. Wenn sie zurückdachte, konnte sie sich sogar daran erinnern, dass Tiberius immer damit angab, dass sein Vater einer der Schulräte war.

Aber Draco Malfoy war ein Todesser gewesen. Warum war er dann nicht eingesperrt?

Sie grübelte immer noch über diese Frage nach, als sie eine halbe Stunde später endlich einschlief.

**************

Am nächsten Morgen beeilte sie sich zum Frühstück zu kommen, und war froh zu sehen, dass Professor Dumbledore bereits anwesend war.

„Miss Barnes, was kann ich für Sie tun?" Der Direktor lächelte sie an.

„Haben Sie vielleicht irgendwann Zeit, damit ich mit Ihnen reden kann? Ich habe ein paar Fragen."

Dumbledore dachte einen Moment nach und antwortete dann: „Kommen Sie während des Mittagessens in mein Büro. Dort können wir reden. Ist das in Ordnung?"

Courtney nickte, und ging dann um sich neben Angela und Caleb zu setzen. Oder, besser gesagt, sich zwischen Angela und Caleb zu setzen. Die beiden weigerten sich nun, überhaupt miteinander zu reden, weil Caleb Angelas Meinung nach die Chudley Cannons beleidigt hatte, und das hatte direkt vor dem Frühstück zu einem gegenseitigen Wortgefecht geführt. Monica (die Cousine, die im fünften Jahr und gleichzeitig Vertrauensschülerin war) hatte jedem fünf Punkte abgezogen. Deshalb kochten jetzt beide stillschweigend vor sich hin. Courtney fühlte sich nicht sehr wohl zwischen ihnen, aß schnell auf und eilte aus der Großen Halle.

Auf ihrem Weg hinaus sah sie Professor Granger, die sich gerade mit jemandem an der Tür unterhielt. Sie konnte nicht sagen, wer es war, denn das Licht der aufgehenden Sonne machte es ihr unmöglich, seine Identität auszumachen. Hermione musste ihre Schritte gehört haben, denn sie drehte sich um.

„Courtney, komm bitte einen Moment her", rief sie.

Courtney tat das, und die andere Person stellte sich bei näherer Betrachtung als Ron Weasley heraus. Sie begrüßte ihn und drehte sich dann Hermione zu. Sie wartete darauf, dass diese ihr sagte, warum sie sie zu sich herübergerufen hatte.

„Rons Mannschaft hat an diesem Wochenende ein Spiel gegen die Kenmare Kestrels. Der Direktor hat erlaubt, dass Angela mich begleiten darf. Aber wir haben noch ein paar Extratickets. Caleb wird wahrscheinlich dabei sein, und ich habe mich gefragt, ob du auch gerne mitkommen würdest."

Courtney Augen weiteten sich vor Überraschung. Wenn ein Lehrer jemanden bat, mit ihm zu reden, war es normalerweise keine Einladung zu einem Quidditchspiel. „Ich ... ja, gerne!"

Hermione grinste. „Ich werde mit dem Direktor reden. Du wirst wahrscheinlich Freitag bei uns übernachten und dann am Samstag mit zum Spiel kommen. Erzähl das nur nicht zu sehr herum. Andere Schüler könnten eifersüchtig werden." Courtney nickte zustimmend. In ihrem Kopf hatte sie schon den Plan gefasst, Ron und Hermione am Freitag Abend ein paar Fragen zu stellen, wenn sich die Möglichkeit ergab.

Nun musste sie nur einen Weg finden, mit Sirius zu reden. Das war natürlich kein Problem, heute hatte sie Verteidigung, doch jetzt war sie begierig darauf, jedem einzelnen von ihnen Fragen zu stellen, um ihre Version der Geschichte zu hören.

~~**~~

Zum Mittagessen eilte Courtney hinauf zum Büro des Direktors. Die Tür am Treppenabsatz stand offen, und Dumbledore saß auf einem Stuhl neben dem kleinen Tisch. Auf diesem stand ein Teller voller Sandwiches und eine Krug Limonade (was Courtney überraschte, denn sie hatte dieses Getränk nicht mehr gesehen, seit sie in die Zaubererwelt gekommen war).

Dumbledore bemerkte ihre Überraschung und lachte leise, was in einem kleinen Hustenanfall endete. „Ich habe ein Faible für Limonen. Worüber möchten Sie reden?" fragte er, als er ihr etwas zu Essen anbot.

Während sie sich ein Sandwich nahm, entschloss sie sich, das Draco Malfoy Thema als erstes anzuschneiden.

„Sie sagten, dass Draco Malfoy der nächste Direktor wird, wenn Sie gehen würden, richtig?"

Er nickte und nahm einen Schluck von seiner Limonade.

„Warum ist Draco Malfoy nicht im Gefängnis? War er nicht ein Todesser?"

„Es gab nie genügend Beweise, um ihn hinter Gitter zu bringen."

Courtney schaute ihn ungläubig an und platzte mit dem heraus, was ihr als erstes einfiel. „Seit wann braucht die Zaubererwelt Beweise?" Dann realisierte sie, was sie gesagt hatte, und schlug sich die Hand auf den Mund.

Dumbledore schaute sie amüsiert an und sagte: „Vielleicht sollte ich meine Antwort anders formulieren. Er hat genug Leute gekauft, so dass sie den wenigen Beweisen, die es gab, nicht nachgingen. Selbst jetzt ist das Ministerium noch viel zu viel in Korruption verwickelt, und, um es mal politisch auszudrücken, Geld regiert die Welt."

„Warum gab es nie einen Beweis?"

„Draco war nicht umsonst ein Slytherin. Während des Krieges hat er auf beiden Seiten mitgemischt. Er hat Voldemort wirklich ein paar Mal für unsere Seite ausspioniert. Ein Versuch, unsere Gunst zu erlangen, um seine Handlungen zu vertuschen, sollte er jemals erwischt werden. Und es hat funktioniert. Dazu trägt auch bei, dass es niemals irgendwelche Zeugen gab, die seine Verbrechen bezeugen konnten. Viele wissen heutzutage genau, was Draco dargestellt hat, aber wir haben keine Möglichkeit, irgendetwas gegen ihn zu unternehmen."

Courtney dachte einen Moment lang nach, setzte ihre Tasse ab und sagte dann leise: „Und was wäre, wenn ich einen Beweis für seine Verbrechen bringen könnte?"

Obwohl sich Dumbledore nicht bewegte, bekam seine Stimme einen alarmierten Tonfall. „Was meinen Sie damit?"

„Im seinem letzten Brief hat Harry mir erzählt, dass Draco Malfoy derjenige war, der ihn damals entführt, in den Wald gebracht und seinen Zauberstab genommen hat."

Dumbledores Augen weiteten sich. Niemand war sich jemals ganz sicher gewesen, was in dieser Nacht, in der Harry festgenommen wurde, geschehen war. „Miss Barnes, ich bezweifle, dass es als schlüssiger Beweis anerkannt werden würde, zumal Sie und Harry auf freundschaftlicher Basis stehen. Ich kenne jedoch eine Menge Leute, die sehr interessiert daran wären, dieses Detail zu kennen. Mit Draco als Mitglied des Schulrats ist es jedoch keine gute Idee, diese Information in Ihrem mündlichen Vortrag einfließen zu lassen."

Courtney nickte und atmete dann tief ein. Bereit, zum schwierigen Teil der Unterhaltung zu kommen.

„Professor, können Sie mir sagen, warum Sie Harry geglaubt haben, als er Ihnen von dem Angriff auf die Winkelgasse erzählt hat?"

Sofort verschwand das fast immerwährende Zwinkern aus seinen Augen, als der Direktor die alte Erinnerung wieder in sich hervorrief. Er seufzte und schaute auf seine Uhr. „Ich würde Ihnen diese Frage gerne beantworten, aber es ist Zeit für Sie, zum Unterricht zu gehen. Würden Sie zum Abendessen zu mir kommen?"

Courtney nickte, ein bisschen enttäuscht, dass sie auf die Antwort warten musste. Aber sie war gleichzeitig froh, dass sie es überhaupt herausfinden würde. Vielleicht würde sie es ja sogar Harry erzählen, da auch er niemals herausgefunden hatte, warum.

*************

An diesem Nachmittag in Verteidigung gegen die dunklen Künste lernten die Schüler etwas über Mumien. Sie arbeiteten ein Kapitel über die Untoten durch, und wurden diesmal beinahe fertig. Sie hatten schon Vampire, erweckte Skelette, Zombies und ein paar andere behandelt, die es niemals bis in die Mythologie der Muggel geschafft hatten. Die Mumien waren das letzte Kapitel. Sirius hatte erklärt, dass Geister, auch wenn sie technisch untot waren, ein Hauptthema in Verteidigung gegen die Dunklen Künste waren.

Als die Klasse den Raum verließ, um weiter zu Kräuterkunde zu gehen, blieb Courtney zurück, um mit Sirius zu reden.

„Professor? Könnte ich mich irgendwann mehr mit Ihnen über Harry unterhalten?"

Sirius schaute sie einen Moment an und nickte dann. „Wäre Ihnen Sonntag Nachmittag recht?"

Courtney nickte ebenfalls und ging dann schnell hinaus.

***********

Albus rieb sich langsam mit beiden Händen den schmerzenden Kopf. Heute Abend fühlte er sein Alter stärker als je zuvor. Courtney hatte gerade ihr Abendessen mit ihm beendet und war gegangen, um bei Professor Weasley nachzusitzen. Er seufzte und lehnte sich zurück. Er rief sich die Worte, die er als Antwort auf ihre Frage gegeben hatte, wieder in Erinnerung.

„Ich habe mich oft auf meinen Instinkt verlassen, Courtney. Auf ihn und meinen unbeugsamen Willen. Ich wollte glauben, dass Harry die Wahrheit sagte. Ich hatte keinen Beweis, aber ich denke ... Ich wollte glauben, dass es irgendeine Art von Buße für Harry gab. Ich wollte ihm eine Chance auf Erlösung geben, ihm einen Weg zeigen, sich selbst zu verzeihen, oder dafür zu büßen, was er getan hatte. Ich war überzeugt davon, dass er nicht vollkommen böse war und deshalb glaubte ich ihm. Natürlich fand ich kurz darauf heraus, dass Harry nichts von dieser Art brauchte. Und dass ich ein Idiot gewesen war, und dass meine Instinkte, wie gut sie auch in der Nacht gewesen waren, als Harry mir von dem Angriff auf die Winkelgasse erzählt hatte, mich vor zehn Jahren im Stich gelassen hatten, als ich sie am nötigsten gebraucht hätte."

Albus seufzte erneut. Es hatte ihm viel abverlangt, Courtney diese Dinge zu mitzuteilen. Hätte er nicht die Wahrheit über ihren Vater gekannt, er hätte es ihr wahrscheinlich nie erzählt. Es war nicht so, dass er stolz auf seine Fehler war; es war nur, dass es niemanden gab, dem er sie beichten konnte. Die meisten seiner Freunde würden sich sehr unbehaglich fühlen, wenn er mit ihnen reden würde, so wie sie mit ihm redeten. Er war Albus Dumbledore und jeder, egal, wie gut er ihn kannte, hatte Erwartungen von ihm. Und dass er über seine Fehler und Missurteile redete, war keine davon.

„Das bekommst du für das Leben, was  du geführt hast, Albus. Niemand wird dir zuhören", tadelte er sich selbst.

Er stand von seinem Schreibtisch auf. Sein Körper schmerzte immer noch vom Stress des Tages, aber als er es tat umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen. Er erinnerte sich an die Worte, die Courtney gesagt hatte, als sie sein Büro verlassen hatte.

„Sie haben gestern gesagt, dass die Zaubererwelt engstirnig und selbstsüchtig war. Sie machen einen Fehler – sie zählen sich selbst zu diesen Leuten."

Courtney Barnes war ein Kind, viel zu weise und reif für ihr Alter. Sie war tollpatschig und scheinbar ein perfekter Kandidat für häufiges Nachsitzen. Manchmal benahm sie sich geradezu albern, aber trotz allem wirkte sie viel reifer als ihre Freunde.

Harry, du und Kathryn, ihr habt wundervolle Arbeit bei der Erziehung eurer Tochter geleistet. Und ich bin mir sicher, auch euer Sohn wird davon profitieren. Aber Harry, bitte, lass sie sich ihre Wünsche verwirklichen und unterstütze sie, für deinen Seelenfrieden – und den ihren. Albus betete zu jeder Macht, die vielleicht zuhören würde.

Langsam ging er aus seinem Büro zu seinen Räumen und schlief erschöpft ein.

~~**~~

Kathryn und David waren zu einem angenehmen Punkt angelangt. David hatte sein Wort gehalten und stellte den perfekten Vater für eine Muggelgeborene dar. Kathryn war sich nicht sicher, wie viel gespielt und wie viel aufrichtig war. Doch sie war froh, dass endlich Frieden eingekehrt war, selbst wenn er nur aufgesetzt war. David machte es anscheinend sogar Spaß, Zaubererweihnachtsgeschenke für die Kinder zu kaufen. Er hatte tatsächlich Megan Weasley gefragt, welche Dinge man magischen Kindern schenken konnte.

Megan und Kathryn planten einen weiteren Ausflug in die Winkelgasse, und Kathryn fragte sogar David, ob er mitkommen wollte. David sagte ab, einen seiner neuesten Patienten als Grund nennend, schlug aber vor, dass Michael sie begleiten sollte. Kathryn war sich nicht sicher, warum David automatisch annahm, dass Michael wie seine Schwester magisch war. Sie hatte niemals irgendwelche Magie an irgendeinem der beiden festgestellt, und laut Megan war es ungewöhnlich, dass es zwei Hexen oder Zauberer in einer Muggelfamilie gab. Sie fragte ihn jedoch nicht, sondern fasste es stattdessen als ein weiteres Zeichen für seine Akzeptanz von Courtneys Welt auf.

Der Freitag Morgen kam, und die Sonne versuchte vergeblich, hinter einer dunklen Wolke hervorzukommen Es würde sicher bald schneien. Ein Tippen am Küchenfenster machte die Anwesenden am Frühstückstisch auf eine Eule aufmerksam. Die Eule war nicht Rex, und sobald Kathryn den Brief entfernt hatte, flog sie durch das offene Fenster wieder davon.

Kathryn drehte den Brief um und erkannte das Siegel von Hogwarts. Nachdem sie ihn neugierig geöffnet hatte, las sie es laut ihrem Ehemann und ihrem Sohn vor.

An die Familie von Courtney Barnes

Sie sind hiermit eingeladen, fünf Tage in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei, zu verbringen. Eine Präsentation der Erstklässler über die historisch wichtigen Personen der Zaubererwelt wird vom 3. bis 8. Januar vorgestellt, und wir würden uns über ihre Teilnahme sehr freuen.

Bitte teilen Sie uns ihre Antwort auf diese Einladung so schnell wie möglich mit. Die Eltern muggelgeborener Schüler erhalten dann noch genaue Instruktionen, wie sie Hogwarts erreichen können.

Mit freundlichen Grüßen

Minerva McGonagall

Kathryns Gesicht hellte sich auf bei dem Gedanken, die Schule zu besichtigen, die ihre Tochter so sehr liebte. Sie drehte sich zu David. „Und? Wirst du mitkommen?"

David hob schweigend den Brief auf und las ihn sich noch einmal durch. Danach holte er seinen Kalender aus seiner Tasche und blätterte ihn vor zu Anfang Januar.

Dann schüttelte er langsam den Kopf. „Ich kann nicht. Ich habe zwei Operationen in dieser Woche, und noch einen weiteren Patienten, der in dieser Woche seine Chemotherapie beendet. Ich könnte möglicherweise ein paar von den Terminen verschieben, aber ich habe auch einen Termin für Prashanth Siraj im Kalender. Er und seine Familie fliegen extra aus Indien ein, um mich aufzusuchen. Ich kann nicht absagen."

Enttäuscht, aber bemüht, es nicht zu zeigen, sah Kathryn ihn an und fragte: „Aber wenn du könntest, würdest du dann mitkommen?"

David dachte einen Moment lang nach und seufzte dann. „Ich weiß es nicht."

Kathryn sah finster drein, nickte scharf und beeilte sich dann, Michael für die Schule fertig zu machen.

~~**~~

Am Freitag konnte Courtney ihre Aufregung kaum zurückhalten. Sobald der Unterricht an diesem Tag beendet war, rannte sie zu Professor Grangers Büro. Dort angekommen fand sie Angela und ihre drei jüngeren Geschwister vor. Courtney bot sich sofort freiwillig an, Mariah zu beschäftigen, während Angela versuchte, Markus und Harry davon abzuhalten, sich gegenseitig mit sehr dicken Geschichtsbüchern zu erschlagen. Hermione erledigte noch schnell ein paar Dinge, während sie auf Caleb warteten. (Scheinbar hatten Caleb und Angela ihre Auseinandersetzungen vom Vortag vollkommen vergessen, und beide hatten gegenseitig hohe Wetten ausgestellt, wer von den beiden Mannschaften gewinnen würde.)

Als Caleb ankam (fünf Minuten zu spät), rief Hermione sie alle zusammen, und sie gingen  nach Hogsmeade. Ron war noch beim Training, als sie zu Hause ankamen. Deshalb beschäftigten sich die jüngeren Kinder selbst, während die drei Erstklässler Hermione beim Zubereiten des Abendessens halfen.

Ron kam erschöpft, aber zuversichtlich für das morgige Spiel heim. Nach dem Abendessen brachte er die Jüngeren ins Bett und Angela und Caleb stritten schon wieder. Courtney half Hermione beim Aufräumen.

Als sie den Tisch abräumte, sagte sie zur Professorin. „Kann ich irgendwann mit Ihnen und Ihrem Mann über Harry Potter sprechen?" Sie war nervös.

Hermione zögerte kurz in der Tür und ging dann schweigend weiter in die Küche. Courtney dachte schon, sie würde gar nicht antworten, aber dann sagte sie: „Heute Abend wäre es wahrscheinlich am besten. Auch wenn Ron nicht mal über deinen Briefwechsel mit Harry Bescheid weiß. Es wird ein ziemlicher Schock sein. Ich ... es ist schwer, über Harry zu reden. Deshalb tut es mir leid, wenn wir dir ein paar deiner Fragen nicht beantworten können."

Courtney dachte einen Moment lang nach und sagte dann. „Wussten Sie, dass Angela Harry Potter hasst?"

„Was? Wie kommst du auf so eine Idee?" Hermione starrte Courtney an.

„Von Angela. Sie kann ihn nicht leiden, und das nur, weil sie die Wahrheit nicht kennt. Alles, was sie weiß, ist, dass er die Zaubererwelt verlassen und Ihnen und Ihrem Mann damit sehr weh getan hat. Deshalb mag sie ihn nicht."

Hermione schwieg und versuchte, Courtneys Worte zu verstehen. Wie konnte Angela Harry Potter hassen? Es gab fast nichts, was an Harry hassenswert war. Er hatte immer versucht, anderen zu helfen, war immer bemüht gewesen, allen gerecht zu werden. Viel zu oft hatte er das Wohl anderer über sein eigenes gestellt. Wie konnte Angela ihn dann hassen?

Weil sie nichts über ihn weiß. Sie weiß nicht, dass er Quirrell aufgehalten, den Basilisken gejagt, Seidenschnabel und Sirius gerettet hat, oder irgendetwas über das Trimagische Turnier. Sie weiß nichts über Harry Potter!

Das erste Mal in sechzehn Jahren erkannte Hermione in aller Klarheit, was es hieß, die Wahrheit zu verheimlichen.

In ihrem Inneren hatte sie es geahnt, doch da sie die Wahrheit immer gewusst hatte, hatte sie nie verstehen können, warum die anderen immer so ablehnend reagierten.

Sie legte die Becher in das Spülbecken und verließ ohne ein Wort die Küche. Courtney seufzte, legte das Geschirr, das sie in den Händen gehalten hatte ebenfalls ab, und ging ins Wohnzimmer. Ein paar Minuten später kamen Hermione und Ron gemeinsam die Treppe hinunter.

„Es tut mir leid, Courtney, ich wollte nicht unhöflich sein. Ich ... brauchte einfach nur einen kurzen Moment für mich alleine. Ich denke, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt zum Reden - auch wenn wir es Ron erklären müssen."

Ron, der ziemlich verwirrt dreinschaute, wandte seine Aufmerksamkeit von seiner Frau ab und seinem Hausgast zu.

Courtney seufzte erneut. „Für mein Projekt über berühmte Persönlichkeiten habe ich Harry Potter gewählt."

Rons Blick verfinsterte sich sofort, und er drehte sich zu seiner Frau um. „Wir können ihr nicht alles erzählen!" murmelte er leise, doch Courtney konnte ihn trotzdem verstehen.

„Mr. Weasley. Ich habe so viele Nachforschungen wie möglich angestellt und so gut wie nichts über Harry herausgefunden. Ich habe selbst herausfinden müssen, dass Askaban einst von Dementoren geführt wurde, und dass sie die Wächter waren, als Harry sich dort befand. Von da an wusste ich, dass wir belogen wurden. Ich habe erkannt, dass niemand in der Zaubererwelt den Mut dazu hatte, die Wahrheit über die Geschehnisse zu erzählen. Deshalb bin ich direkt zur Quelle gegangen und habe an ihn geschrieben."

Ron wusste nicht, was er davon halten sollte, und zog einfach nur die Augenbraue hoch. Er fragte sich, was der Sinn der ganzen Aktion war, denn er konnte sich lebhaft an andere Versuche erinnern, Harry zu kontaktieren.

„Harry hat mir zurückgeschrieben, und er hat mir alles über Sie erzählt. Wie Sie sich beide das erste Mal im Zug getroffen hatte, wie Sie sich mit Aragog unterhalten haben, in Ihrem zweiten Jahr, wie Sie sich das Bein gebrochen haben, als Sirius Sie in die Peitschende Weide verschleppt hat, wie ihr Festumhang beim Weihnachtsball aussah, mit Rüschen und allem. Er hat mir alles erzählt."

Ron hatte gleich nach den ersten vier Wörtern aufgehört zuzuhören und starrte sie nun geschockt mit offenem Mund an.

„Wenn das neue Jahr beginnt und wir unsere Projekte vortragen, werde ich die Wahrheit erzählen. Die ganze Wahrheit. Jedem. Die Welt wird erfahren, was sie Harry Potter schuldet!" Entschlossenheit brannte in Courtneys Augen, etwas, was Hermione noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.

„Er hat dir zurückgeschrieben?" Ron schaffte es schließlich die Worte herauszubringen.

„Mehr als das", sagte Hermione. „Er hat seine ganzen Anteile an WWW auf Courtney übertragen. Sie besitzt jetzt ein Drittel der Firma."

Ron schüttelte wie wild den Kopf, um sicherzugehen, dass er nicht träumte, während Hermione weitersprach. „Courtney hat gefragt, ob sie uns ein paar Fragen stellen darf."

Ron sah Courtney erwartungsvoll an. Die rutschte auf ihrem Stuhl nach unten und versuchte sich zu entspannen. Dann seufzte sie und holte ein Stück Pergament und die Feder hervor, die Professor Dumbledore ihr besorgt hatte. Sie würde das Interview Wort für Wort aufschreiben, und so brauchte sie sich nur auf das Reden zu konzentrieren. 

„Mr Weasley, als erstes wollte ich Sie bitten, mir über Ihre Freundschaft mit Harry zu erzählen."

Ron seufzte und begann mit seiner Geschichte.

„In meiner Kindheit hörte ich immer die Geschichte über Harry Potter, den Jungen, der lebte. Es war wie ein Mythos, und ich war total verblüfft, als ich realisierte, dass er genauso alt war wie ich. Ich hätte nie geglaubt, dass er mit mir zusammen einmal nach Hogwarts gehen würde, geschweige denn davon, dass wir Freunde werden würden. Als Fred und George damals sagten, dass Harry der Junge gewesen war, der meine Mutter gefragt hatte, wie er auf den Bahnsteig kommen konnte, erkannte ich das erste Mal, dass Harry Potter noch ein Kind war! Ich meine, ich habe immer gewusst, dass er kein Erwachsener war, doch ihn zu sehen, nicht viel älter als wir alle ...

Als ich im Abteil mit ihm saß, war ich ... um ehrlich zu sein ... ich war ziemlich nervös. Ich meine, ich traf den berühmten Harry Potter! Ich war total verdattert, als er sich mit mir wie mit einem normalen Menschen unterhielt. Ich war so stolz, als er Malfoy sagte, er solle mich in Ruhe lassen. Weil er mein Freund sein wollte. Und wir wurden schnell Freunde.

Aber ich..." Ron hielt einen Moment inne, um seine Gedanken zu sammeln, und sprach dann langsamer und leiser weiter. „Ich war nie der Freund, den er verdient hatte. Ich war eifersüchtig, Courtney, und das war mein Problem. In meinem vierten Jahr wurde ich wütend auf ihn, weil Crouch Jr. ihn ins Trimagische Turnier schleuste. Alles, woran ich denken konnte, war der Ruhm und die Anerkennung. Ich war es leid, im Schatten von jemanden zu stehen. Zuerst von meinen Brüdern und dann von Harry. Ich war ihm nie ein so guter Freund, wie er es mir war.

Bis zum Anfang des fünften Jahres verstand ich nicht genau, was er hieß, Harry Potter zu sein. Harry hatte sich den Sommer über verändert. Er war düsterer und verschlossener als vorher. Ich war immer kurz davor, ihn zu schütteln, seine ganze Art machte mich verrückt, aber Hermine hat mich immer wieder zurückgehalten. Hat mich aufgehalten, ihn vor lauter Frust laut anzuschreien. Ich meldete mich freiwillig, wenn es darum ging, ihn zu Madame Pomfrey zu bringen, weil er nicht genug Schlaf bekam." Ron machte nochmal eine Pause und schaute mit einem schweren Seufzer hinunter auf seine Hände. „Als er anfing, zu berichten, was er in seinen Träumen sah, wünschte ich mir manchmal, dass er es nicht tun würde. Es war schrecklich, doch ich konnte sehen, dass es ihm half, darüber zu reden, deshalb versuchte ich es.

Als ich sah, wie jemand, von dem ich dachte, es wäre Harry, Hagrid umbrachte, glaubte ich, dass es jemand sein musste, der den Vielsafttrank benutzte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es Harry war. Dann bestätigte mir Dumbledore, dass es wirklich Harry gewesen war, und da wollte ich einfach nur sterben. Ich ... ich machte mir selbst Vorwürfe. Ich dachte, dass er – weil ich mir gewünscht hatte, dass er aufhören würde, uns von den Geschehnissen zu erzählen – anscheinend einen anderen Weg versucht hatte, um alles loszuwerden. Ich glaubte, dass ich ihn hätte mehr unterstützen sollen. Dass die Sache dann vielleicht anders ausgegangen wäre."

Ron verstummte, und Courtney gab ihm einen Moment Pause, bevor sie fragte: „Wie war Ihre Reaktion, als Harry Voldemort umbrachte und Dumbledore jedem seine Unschuld mitteilte?"

Ron schaute Courtney an. „Ich fühlte mich, als müsste ich mich sofort übergeben. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass Harry unschuldig in Askaban gesessen hatte. Ich kannte seine Reaktion auf Dementoren nur zu gut. Ich versuchte, nicht zu sehr darüber nachzudenken, denn ich war es, der diese Nachricht an den Rest der Familie weitergeben musste. Ich wusste, dass ich, wenn ich zu sehr darüber nachdachte, nicht darüber reden hätte können.

Nachdem ich jedem davon erzählt hatte, bekam ich Angst davor, Harry von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Er würde verärgert sein, er würde wütend sein. Ich wusste nicht, was er tun würde. Ich wusste, dass ich verdiente, was auch immer er mir an den Kopf werfen würde, deshalb vermied ich es die nächsten paar Tage, ihn zu treffen. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Mut dazu aufbrachte ... war er verschwunden. Ich war besessen von der Idee, ihn zu finden, damit ich mich entschuldigen konnte. Doch er war weg und es gab keine Möglichkeit mehr, ihn zu erreichen."

Hermione meldete sich zu Wort und erzählte ihr Version der Geschichte. „Ich brach vollkommen zusammen, als Ron mir erzählte, was im Krieg geschehen war, und von Harrys Unschuld. Ich stand unter Schock. Danach war alles, was ich wollte, mit ihm zu reden, ihn anzuflehen. Ihn um Verzeihung zu bitten. Als Dumbledore uns erzählte, dass er die Zaubererwelt verlassen hatte, war ich fast hysterisch. Es ... es war eine schreckliche Zeit. Wenn man herausfindet, dass man einen furchtbaren Fehler begangen, ein solches Fehlurteil gefällt hat, und besonders über jemanden, der einem sehr am Herzen liegt ... es tut weh. Es tut sehr weh. Und wenn ich weiß, wie sehr es mir weh getan hat, dann kann ich mir nicht mal vorstellen, wie sehr Harry gelitten hat."

Courtney schaute das Paar verblüfft an und sagte dann mit gereizter Stimme. „Warum lassen Sie dann zu, dass Lügen gelehrt werden? Sie fühlen sich immer noch schuldig an den Geschehnissen, das ist doch offensichtlich. Denken Sie, dass Harry Ihnen jemals vergeben wird, wenn er erfährt, dass sie Lügen verbreiten und Dinge verbergen? Wie können Sie sich selbst vergeben, wenn Sie weiterhin die Wahrheit leugnen?" Der Abscheu in Courtney Stimme war deutlich.

Ron und Hermione starrten sie geschockt an. Sofort wurde Courtney vor Verlegenheit rot und stammelte eine Entschuldigung. „Es tut mir leid! Ich sollte nicht so vorlaut sein."

Hermione seufzte tief. „Nein, es ist in Ordnung. Du bist Harry sehr nahe gekommen, deshalb siehst du die Dinge jetzt so, wie er sie sieht. Du hast Recht. Courtney, ich ... ich habe die Wahrheit sechzehn Jahre lang ignoriert. Ich will nicht darüber nachdenken, was ich getan habe!" Hermione begann zu weinen.

Ron legte einen Arm um seine Frau und schaute Courtney an. „Ich... ich denke, ich habe einfach alles weggeschoben. Es kommt mir so vor, als wäre das ein anderes Leben, als wären diese Erinnerungen die eines anderen. Ich denke, ich habe es einfach zurückgelassen." Ron zuckte mit den Schultern.

Courtney jedoch konnte sehen, dass das vollkommen falsch war. „Mr. Weasley, Sie haben es nicht ‚zurückgelassen'. Sie haben sich einfach dazu gezwungen, nicht daran zu denken und es zu ignorieren. Sie haben sich nie damit auseinandergesetzt", sagte sie ruhig.

Hermione strich sich übers Gesicht und versuchte damit, ihre Würde wieder herzustellen. „Ich denke, es ist Zeit fürs Bett."

Courtney packte ihre Feder und das Pergament ein und wollte das Wohnzimmer schon verlassen, als sie sich noch mal umdrehte, um den Eltern ihrer besten Freundin in die Augen zu schauen. „Sie zwei sind nicht die einzigen, die das alles vergraben und sich geweigert haben, daran zu denken."

„Was meinst du?" fragte Ron und stand von seinem Platz auf der Couch auf.

„Harry hat sich auch nie damit auseinandergesetzt. Er hat es einfach hinter sich gelassen. Er hat alles, was mit der Zaubererwelt zu tun hat, die letzten sechzehn Jahre ignoriert. Nicht einmal seine eigene Frau weiß etwas über seine Vergangenheit. Und niemand von Ihnen Dreien ist dadurch glücklicher." Wieder wandte sich Courtney zum Gehen, doch Hermiones Stimme stoppte sie. „Harry ist verheiratet?"

Courtney schaute ihre Geschichtslehrerin an und nickte. „Er ist jetzt ungefähr seit vierzehn Jahren verheiratet. Er hat zwei Kinder. Sie können nur unbedeutend älter als ich sein."

„Weißt du ... weißt du noch irgendetwas darüber, wie sein Leben aussieht?" fragte Ron, mit einem verzweifelten Ton in der Stimme. Courtney schüttelte den Kopf und ging ins Bett.

~~**~~

Am nächsten Morgen fing es an zu schneien. Es war nur Schneeregen, doch ein kalter Tag ging vor ihm her. Als die Quidditchfans sich in den Ständen versammelten, hielten sie ihre Umhänge und Mäntel dicht um sich gewickelt. Courtney, Angela und Caleb drängten sich zusammen, als Hermione ihren Zauberstab herausnahm und einen Wärmezauber über sie sprach (die drei Jüngeren waren heute bei verschiedenen Onkeln und Tanten untergebracht). Sie setzten sich und plapperten drauf los, während sie darauf warteten, dass das Spiel anfing.

Courtney schaute zu Hermione. Hermiones und Rons Stimmung wirkte gedämpft. Es war nicht so offensichtlich, dass Caleb und Angela es bemerkt hätten, doch Courtney sah es.

Jubel brach aus, als der Kommentator den Einflug der beiden Teams ansagte. Courtney schob alle Gedanken an ihr Projekt zur Seite und konzentrierte sich auf das Spiel.

Nach zehn Minuten Spielzeit tippte Hermione Courtney auf die Schulter und – als sie ihre Aufmerksamkeit hatte – deutete auf etwas. Courtney blinzelte in die Richtung, in die ihre Lehrerin zeigte, und hielt vor Überraschung die Luft an.

Ihre ganze Familie war da. Einschließlich ihres Vaters.

Courtney sprang förmlich auf und ab vor Aufregung, als ihre Familie die Treppen hinaufstieg. Sie drehte sich grinsend zu Hermione um und fragte. „Wie haben Sie das geschafft?"

„Na ja, als ich Megan erzählte, dass ich dich zusammen mit Angela und Caleb mitnehme, hatte sie sofort die Idee, deine Familie ebenfalls einzuladen. Megan und deine Mutter sind gute Freundinnen geworden, und sie dachte, es wäre ein guter Einfall. Sie hat sie gestern Nachmittag angerufen und sie gefragt, ob sie gerne zum Spiel mitkommen würden."

Zu diesem Zeitpunkt kam die Familie Barnes auf der selben Höhe an wie ihre Tochter. Courtney bahnte sich den Weg vorbei an den sitzenden Leuten ihrer Reihe und rannte den Gang entlang zu ihren Eltern und ihrem Bruder. Ein paar Meter vor ihnen rutschte sie auf zu Eis gefrorenem Schnee aus, stieß sich an einer niedrigen Bank das Schienbein und fiel nicht sehr elegant in die Arme ihres Vaters.

Dieser lachte kurz über diese typische Tollpatschigkeit seiner Tochter. „Bist du in Ordnung?"

„Ja, ich werde aber wahrscheinlich einen blauen Fleck bekommen." Sie rieb sich verlegen das Schienbein, während sie ihre Familie angrinste. Sie wurde sofort von ihrem Vater umarmt, während er ihr einen Kuss auf die Stirn gab. Dann war ihre Mutter dran und umarmte sie genauso. Michael umarmte sie nicht, sondern grinste stattdessen und zeigte ihr, wo er einen Zahn verloren hatte. Sie gingen alle zu dem Platz zurück, wo die Weasleys saßen.

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Hermione war überrascht, David Barnes bei ihnen zu sehen. Laut Sirius, Fred und Megan war er nicht an der Zaubererwelt interessiert. Sie bemerkte, dass er absichtlich ganz am anderen Ende der Gruppe saß, so weit weg von ihr, wie er konnte. Sie vermutete, dass er immer noch nichts mit der Zaubererwelt zu tun haben wollte. Sie seufzte aus Frust über Eltern, die ihre Kinder nicht unterstützten, und wandte sich wieder dem Spiel zu.

Kathryn war sehr überrascht gewesen, als Megan angerufen hatte und sie zu dem Spiel eingeladen hatte, wo auch Courtney anwesend sein würde. Kathryn und Michael hatten sofort ja gesagt. David jedoch hatte sich geweigert zu kommen. Sie wusste, dass er keine Termine an diesem Tag und nicht wirklich etwas anderes zu tun hatte. Deshalb hatte sie darauf bestanden, dass er – wenn er keinen guten Grund dafür hatte, nicht zu kommen – mitkommen würde. David hatte die Stirn gerunzelt und einen Moment finster dreingeschaut. Kathryn hatte dann einfach gesagt. „Willst du Courtney nicht sehen?" Er hatte darauf nur geschwiegen. Aber nun war er hier und sah sich das Spiel ebenfalls an.

Kathryn saß neben Angela und Caleb, und Hermione saß am anderen Ende der Beiden. Michael saß neben seiner Mutter und Courtney neben ihrem Vater auf Michaels anderer Seite. Kathryn beobachtete ihren Mann und ihre Tochter. Courtney war ins Spiel vertieft, doch David hatte seinen Arm um sie gelegt und schaute nur sie an.

Sie fühlte eine Welle von Dankbarkeit, dass David heute hier war. Courtney und David hatten sich immer nahe gestanden und Davids Verhalten die letzten Monate über hatte beide, Courtney und ihn, sehr verletzt. Ihre Beziehung war zwar nicht so wie früher, aber der Bruch heilte langsam.

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Das Spiel endete unerwartet unentschieden, 200 zu 200. Die Kestrals hatten mit 150 zurückgelegen, hatten dann jedoch den Schnatz gefangen. Ron sah nicht sehr zufrieden mit seinen Spielern aus, doch die Menge auf beiden Seiten war zufrieden mit dem Spiel, und es herrschte fast Feiertagsstimmung, als die Zuschauer das Stadion verließen. Die Weasleys warteten geduldig, während sich die Barnes verabschiedeten.

„Danke, dass ihr gekommen seid!" Courtney grinste immer noch.

„Warum sollten wir nicht kommen, Schatz? Selbstverständlich wollten wir dich sehen!" Kathryn lachte leicht, während sie die Stimme in ihrem Kopf ignorierte, die ihr sagte, dass David nicht hatte kommen wollen.

„Wann ist die Schule zu Ende?" fragte David.

„Ähm, um den 16. glaube ich." Courtney drehte sich um, um sich bei Hermione zu vergewissern, und die nickte.

„Ja, am 16. Ich nehme den Zug zurück nach King's Cross und werde ungefähr um 18.00 da sein."

„Okay, dann sehen wir uns dort", sagte David und umarmte Courtney noch einmal. „Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch, Dad." Nachdem Kathryn und Michael sich ähnlich verabschiedet hatten, folgte Courtney den Weasleys, und die Barnes Familie ging in die andere Richtung zu Fred, der darauf wartete, sie zurückzubringen.

~~**~~

Für den Rest des Tages legte sich Courtney auf die faule Haut. Sie hatte nicht wirklich irgendwelche Hausaufgaben an diesem Wochenende auf, außer die Arbeit für ihr Projekt, aber ohne das Interview mit Sirius kam sie dabei nicht weiter.

Am Sonntag Nachmittag ging sie zu Professor Blacks Büro. Sie klopfte an und betrat den Raum, nachdem er sie hereingebeten hatte.

„Du bist sehr pünktlich. Ich habe gehört, du hast das Quidditchspiel gestern gesehen. Und, wie hat dir dein erstes professionelles Spiel gefallen?"

Courtney grinste. „Na ja, mir hat es sehr gut gefallen, aber es war eiskalt. Und ich denke, ich ziehe Schulspiele vor. Da kenne wenigstens die Spieler und alles andere drum herum."

Sirius lächelte und bot ihr einen Platz an.

„Deine Eltern und dein Bruder sind also wirklich aufgetaucht?" fragte Sirius, während er sich selbst setzte.

„Ja! Ich war total überrascht. Ich meine, besonders, dass mein Dad gekommen ist."

„Na ja, Courtney, er hat dir gesagt, dass er es versucht, und offensichtlich tut er genau das."

„Das denke ich auch. Aber ich glaube nicht, dass er irgendwas von dem Spiel gesehen hat. Ich glaube, er hat die ganze Zeit nur mich angeschaut."

Sirius lächelte erneut und lehnte sich dann zurück. „Also, was wolltest du mich über Harry fragen?"

„Nun, erzählen Sie mir als erstes alles über ihn aus Ihrer Perspektive", sagte Courtney, während sie Pergament und die Feder herausholte.

„Also gut. Ich erinnerte mich kaum an ihn, bevor mir dieser Artikel des Tagespropheten in die Hände fiel, in dem von den Weasleys und ihrem Gewinn berichtet wurde. Auf dem Foto erkannte ich Wurmschwanz. Die Dementoren hatten mir fast alle Erinnerungen an Harry ausgesaugt." Sirius Augen verloren etwas, als er über Askaban redete. „Als ich mich endlich wieder an Harry erinnerte, habe ich nicht zugelassen, dass ich ihn wieder vergesse. Das war es, was mir den ... Antrieb gab zu fliehen. Ich beobachtete ihn so gut es ging in diesem Jahr. Als wir uns endlich trafen... nun, es war nicht die beste Situation, aber ich bin mir sicher, er hat es dir erzählt. Ich war völlig erstaunt, dass er sich mir so schnell öffnete und mich so komplett in sein Leben hineinließ. Ich war es sogar noch mehr, als ich herausfand, wie wenig er den meisten Leuten vertraute. Ich war der einzige Erwachsene, dem er sich seit langer Zeit zuwandte. Was für ein Leben hatte er geführt – fragte ich mich innerlich – dass er sich selbst so sehr beschützte und gleichzeitig so bereit war, jemandem, der beinahe ein Fremder war, zu vertrauen? Aber wir kannten einander immer noch nicht. Unsere längste Unterhaltung war wahrscheinlich an seinem fünfzehnten Geburtstag, und das waren nicht mehr als zwei Stunden. Ich kannte ihn fast gar nicht. Er vertraute mir, ohne mich zu kennen, doch ich konnte ihm nicht vertrauen. Das ist der Grund, warum ich die Lügen geglaubt habe. Ich hatte Remus und Dumbledore Jahrzehnte gekannt und ihnen vertraut, und meinen Patensohn kannte ich nicht."

* Okay, bevor irgendjemand komische Ideen bekommt, lasst es mich erklären. Angela und Caleb kämpfen wie Geschwister, nicht wie Ron und Hermione es in den Büchern tun, wo es als romantisches Interesse interpretiert wird. 

Sie sind Cousins ersten Grades, und während das einmal in der Muggelwelt (und vermutlich sogar länger in der Zaubererwelt) erlaubt war, ist es es jetzt nicht mehr.

******************

So, das war das siebzehnte Kapitel ... ihr merkt, wir haben bald einen Knackpunkt erreicht....

Jetzt aber erst mal noch danke an all die lieben Reviewer, die was zum letzten Kapitel geschrieben haben. Aber auch noch ein Punkt: Bitte macht aus der Liste keine Art Chat, bei der der eine auf das Review des anderen was schreibt, das ist nicht der Sinn einer Reviewliste!

Sandra

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Alex Black 5: Siehe A/N!*g*

LittleGinny

Deathsoul

TheSnitch: #1 Ähm, ja…. Eine interessante Review da mit den vielen Reviews.... Betrayed (also das hier) hat übrigens bei 19 Kapiteln ich glaub auch schon um die 1100 rum ... und Kapitel 19 hatte mittlerweile um die 250 Reviews.... nur zur Info!*g*

TheSnitch: #2 danke für das große Lob! Hehe ... vielleicht kann man so was auch nur übersetzen, wenn man Englisch mit ner vier abgelegt hat...LOL (Aber keine Sorge, ich kann einigermaßen gut übersetzen und mein Beta ist auch noch da. In der Schule lags nur daran, dass ich kein Lexikon hatte...)

HeRmIoNe (Argh, irgendwie will ich deinen Namen zur Zeit immer falsch schreiben, das ist wirklich schlimm): Nein, du warst nicht die einzige, aber die erste!*g*

Fidi

Viviane von Cornwall

Tolotos: Ich werd's demnächst mal wieder machen, wenn ich Zeit hab. Bald sind ja Ferien!

Nibina: Oooh, sorry! Ich bin nur leider so in der englischen Fassung drin. Deshalb schreib ich auch immer Hermione. Snuffles ist übrigens Schnuffel!

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