Titel: Betrayed
Autor (A/N): kateydidnt
Übersetzer (Ü/N): Angel-liam
Beta: Talyn (danke*knuddel*)
Rating: PG
Disclaimer: I own nothing
Ü/N: Ihr werdet es wahrscheinlich nicht glauben, aber heute hab ich keine ewig lange Einleitung für euch zu sagen ... Aber keine Sorge, das lass ich nicht zur Gewohnheit werden!LOL
Wie immer hier auch wieder ein Hinweis auf die Mailinggroup, siehe Profil!
Viel Spaß bei Kapitel 18!!
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BETRAYED – Kapitel 18 – Christmas Confessions
Courtney seufzte vor Erleichterung, als sie den Bericht über Harry Potter an Professor Granger abgab. Es war eine Heidenarbeit gewesen, und sie war sehr stolz darauf. Sie vermutete, dass das Ganze wahrscheinlich mehr als ein bisschen länger war, als Hermione erwartet hatte (innerlich hatte sie sich längst daran gewöhnt, sie beim Vornamen zu nennen, so gut kannte sie sie inzwischen aus Harrys Briefen). Doch sie glaubte nicht, dass die Lehrerin sich beklagen würde, wenn man deren eigene Vorliebe für Geschichte bedachte.
„Erinnert euch, ihr solltet bereits einen Entwurf für eure mündliche Präsentation vorbereitet haben", wandte sich Hermione an die Klasse, als diese sich zum Gehen aufmachte. „Ich verlange nicht von euch, dass ihr sie mir gebt; wenn ihr jedoch wollt, dass ich einen Blick darauf werfe, kann und werde ich euch Vorschläge machen, wie ihr sie verbessern könnt. Vergesst auch nicht, dass die Präsentation mindestens zwanzig Minuten dauern soll. Sie wird ebenfalls benotet, aber zählt nicht so viel wie die schriftliche. Ich werde euch die Berichte zurückgeben, sobald die Schule wieder anfängt, damit ihr eure Note erfahrt. Und jetzt," Hermione entspannte sich ein wenig und lächelte, „da das unsere letzte Stunde vor den Ferien ist, frohe Weihnachten!" Alle Kinder jubelten darüber und wünschten ihr dasselbe.
Courtney ging fröhlich in Begleitung von Caleb und Angela zum Abendessen in die Große Halle. Dort angekommen, schien unter den Erstklässlern ein stilles Abkommen zu bestehen, nicht über ihre Aufsätze oder mündlichen Vorträge zu reden. Stattdessen sprachen sie alle über ihre Ferienpläne und darüber, wie sehr sie sich auf ihre Familien freuten. Da die meisten Schüler über Weihnachten nach Hause fuhren, fand das Festessen bereits heute Abend statt.
Als das Fest sich dem Ende zuneigte, wandte sich Professor McGonagall an die gesamte Halle. Sie entschuldigte sich für den abwesenden Direktor, der, wie sie sagte, ein wenig unter dem Wetter litt, und wünschte ihnen sichere und fröhliche Ferien. Dann entließ sie sie, damit sie noch fertig packen und dann ins Bett gehen konnten.
Als sie auf dem Rückweg zum Gryffindorturm waren, drehte sich Courtney zu ihren Begleitern um. „Was denkt ihr, warum der Direktor nicht da war?"
Caleb zuckte mit den Schultern. „McGonagall sagte, dass er sich nicht wohl fühlt."
Courtney hob die Augenbrauen. „Er fühlt sich seit einer ganzen Weile nicht wohl, oder? Ich meine, er sah vor einem Monat schon nicht gut aus, aber die letzten drei Wochen wirkte er regelrecht krank", bohrte sie nach.
Caleb zuckte wieder mit den Schultern und öffnete den Mund, um eine weitere nichtssagende Antwort zu geben, als Angela einwarf: „Ich habe Mum, Sirius und Remus letzte Woche reden gehört. Sie machen sich alle Sorgen. Der Direktor war bisher immer kerngesund. Jetzt jedoch scheint es, als hätte er eine Art Grippe, doch keins von Pomfreys Mitteln hilft."
Caleb rollte mit den Augen. „Jeder wird mal krank. Und ihr wisst, dass es Krankheiten gibt, die nicht mit Magie behandelt werden können und einfach ihren Lauf nehmen müssen. Ihr übertreibt." Mit diesem Satz betraten sie den Gemeinschaftsraum und gingen weiter in ihre Schlafsäle, um die letzten Sachen einzupacken.
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Am nächsten Morgen zog Courtney aufgeregt ihren Koffer in die Eingangshalle. Sie würde nicht nur ihre Familie wiedersehen, sondern es würde auch ihre erste Fahrt mit dem Hogwartsexpress sein. Sie und Angela hatten bereits Geschenke ausgetauscht, da sie einander die Ferien über nicht sehen würden. Angela hatte ihr ein Buch mit Alltagszaubersprüchen übergeben, und Courtney hatte ihr im Gegenzug ein Buch über einen berühmten Quidditchspieler namens Thomas Abernathy geschenkt, der anscheinend mit Angela durch ihre Großmutter väterlicherseits verwandt war. Caleb fuhr ebenfalls mit dem Zug, und deshalb besetzten sie zusammen ein Abteil, wo sie schnell von einer Reihe anderer Cousins und Cousinen der Familie Weasley Gesellschaft bekamen. Die Fahrt machte einen Heidenspaß, und Courtney kaufte Süßigkeiten von dem Wagen für alle. Als sie die leckeren Sachen verspeisten, kam die Unterhaltung irgendwie von selbst auf die Projekte der Erstklässler. Die meisten der älteren Schüler hatten zugestimmt, dass es eine gute Sache war – hatten sie doch keinen Unterricht während der Zeit. Courtney und Caleb – obwohl sie mit den anderen in diesem Punkt nicht ganz übereinstimmten – waren beide aufgeregt, ihre Projekte präsentieren zu können.
Caleb hatte sich schließlich für Albus Dumbledore als Projekt entschieden, und amüsierte die anderen Leute im Abteil mit Geschichten über die verschiedene Begebenheiten während der Amtszeit des Direktors.
Als Courtney sich gerade einen Schokoladenfrosch nahm, wandte sich Monica an sie. „Wen hast du als Projekt gewählt?"
„Harry Potter", antwortete Courtney in einem, wie sie hoffte, völlig neutralen Ton.
„Oh", piepste Justina von ihrem Platz aus, wo sie versuchte, Jared und Jonathan davon abzuhalten, alle ihre Süßigkeiten zu stehlen. „Ich hatte ihn damals auch als Projekt*."
„Wirklich?" fragte Courtney, die jetzt neugierig wurde. „Hattest du irgendwelche Probleme damit, Informationen zu finden?"
Justina zuckte mit den Schultern, „Nicht wirklich. Ich meine, es gibt so viele Bücher über ihn. Warum? Hattest du etwa Probleme?"
Courtney rollte mit den Augen. „Darauf kannst du wetten. Alle diese Bücher, die man über ihn in der Bibliothek finden kann, sagen das gleiche und keines von ihnen erzählt einem irgendwelche Details. Nicht einmal, in welchem Haus er war, wird irgendwo erwähnt."
Mittlerweile hörten Courtney alle zu. Justina sah jedoch nur mild interessiert aus, und sagte schulterzuckend. „Vielleicht weiß man es gar nicht."
Courtney lachte schallend los. „Man weiß es nicht? Glaubst du wirklich daran? Justina, deine eigene Mutter schwärmte abgöttisch für ihn, bis sie zwölf Jahre alt war, und sie ist während ihres vierten Jahres ein paar Monate mit ihm zusammen gewesen. Ron und er waren die besten Freunde, seit sie sich das erste mal im Zug getroffen hatten, und Hermione kam ein paar Monate später dazu. Er war der erste Investor von Weasley Wizard Wheezes, und bis vor ein paar Monaten besaß er immer noch ein Drittel der Firma. Eine zeitlang hat er Molly Weasley im Geiste sogar als seine Mutter bezeichnet. ‚Man weiß es nicht', so ein Quatsch!" Courtney lachte wieder, und jeder starrte sie an. Caleb kicherte ein bisschen.
Justina sah aus, als wüsste sie nicht, ob sie sich von diesem Wortschwall angegriffen fühlen oder sich mehr dafür interessieren sollte, weiteres zu erfahren. Offensichtlich entschied sie sich für letzteres. „Er ist mit Mum ausgegangen? Bist du dir sicher, dass du weißt, worüber du da sprichst? Mum hat nie erwähnt, dass sie Harry Potter überhaupt gekannt hat. Ich meine, ja, sie gingen zur gleichen Zeit zur Schule..." Justina hielt inne, als Courtney ihren Kopf in den Händen vergrub und stöhnte.
„Justina, Harry Potter rettete deiner Mutter das Leben, als sie in ihrem ersten Schuljahr war. Er verbrachte zweimal den Sommer im Fuchsbau und teilte sich ein Zimmer mit Ron. Ja, deine Mutter kannte Harry Potter." Sie stand auf und ging zu ihrem Koffer. Sie öffnete ihn und kramte nach etwas. Dann zog sie es heraus und gab es Justina. Es war eines der späteren Fotos, die Harry ihr geschickt hatte. Aufgenommen an Weihnachten in seinem fünften Jahr. Justinas Augen weiteten sich, als sie sah, wie ihre Mutter einen Mann unter dem Mistelzweig küsste, der nicht ihr Vater war. Die anderen wollten es auch sehen, und als es herumging, gab es verschiedene Reaktionen.
Jennifer Weasley hatte einen sehr ernsten Gesichtsausdruck, als sie das Foto anschaute. Als sie es an Monica weitergab, sah sie Courtney scharf in die Augen. „Wie viel weißt du über Harry Potter?"
Courtney war verwirrt über den Ernst in ihrer Stimme und jeder andere schien es ebenfalls zu bemerken, denn alle hörten plötzlich auf zu reden und drehten sich zu Jennifer um.
„Viel, warum?"
„Nein, wie viel weißt du über Harry Potter?"
Courtney schaute Jennifer verwirrt an, während ihr Hirn arbeitete. Was soll das alles? fragte sie sich.
Schließlich entschied sie sich, ehrlich zu antworten. „Alles."
„Was meinst du damit?"
„Ich meine, ich weiß alles. Alle Details über seine Zeit in Hogwarts, die Nacht, in der ihm der Mord an Rubeus Hagrid angehängt wurde, die Gerichtsverhandlung. Ich weiß alles über seine Jahre im Gefängnis und den letzten Kampf, als er Voldemort umbrachte und dem Direktor das Leben rettete. Und ich weiß, dass er mit dem Orden des Merlin Erster Klasse ausgezeichnet wurde, genauso wie mit Merlins Stab."
Jennifers Gesicht verdüsterte sich immer mehr. „Wer hat dir das erzählt?"
Courtney hob eine Augenbraue. „Warum interessiert dich das?"
„Ich wurde in dem Programm für Verbrechensprävention aufgenommen. Uns wurden spezielle und ... vertrauliche Informationen gegeben. Ich will wissen, wer dein Informant ist. Wer auch immer es dir erzählt hat, wird wahrscheinlich einige rechtliche Probleme bekommen."
Courtney schüttelte den Kopf. „Es ist niemand, den du kennst."
„Courtney, wer hat dir diese Informationen gegeben?" Jennifer sah gleichzeitig verärgert und erschrocken aus. Sie und zwei andere waren in dem Programm Mitte Juli aufgenommen worden. Sie selbst war die jüngste – die einzige, die den Abschluss noch nicht hinter sich gebracht hatte. Es war eine große Ehre gewesen, da sie erst die zweite Anwärterin gewesen war, die jemals vor ihrem Abschluss aufgenommen wurde. Erst vor einem Monat waren ihnen endlich einige vertrauliche Informationen gewährt worden. Sie, Lindsey und Robert hatten in einem überwachten Raum gesessen, während ihr Vater - der Zaubereiminister - , der Leiter der Auroren und der Direktor des Ministeriums-Nachrichtendienstes ihnen von den strenggehütetsten Geheimnissen der Vergangenheit erzählt hatten. Ihnen war gesagt worden, dass die Informationen mit einem Vergessenszauber ausgelöscht werden würden, sollten sie je das Programm verlassen. Sie hatten strikte Anweisungen erhalten, nichts von dem zu erzählen, was sie zu hören bekommen hatten.
Und jetzt saß sie hier und hörte einer Elfjährigen zu, die locker über gerade diese Geheimnisse sprach. Und die anderen im Abteil beobachteten ihre Unterhaltung, als wäre dies ein Tennisspiel, denn sie bewegten die Köpfe von einer zur anderen und wieder zurück.
„Es gibt nichts, was das Ministerium meiner Quelle anhaben kann. Meine Quelle ist unantastbar, besonders vor den Gesetzen, die die Wahrheit verheimlichen", sagte Courtney trotzig.
Jennifer sah nun wirklich wütend aus. „Das Ministerium ist unsere Regierung. Und die kann etwas gegen deine Quelle unternehmen! Wer ist es?" schrie sie.
Courtney lachte „Harry Potter selbst, wer sonst? Er und ich stehen seit Mitte September in Kontakt. Er hat mir einfach alles über sein Leben erzählt." Courtney schaute in Jennifers geschocktes Gesicht. Plötzlich war alles Lachen aus ihrem Gesicht verschwunden. „Und ich werde in meiner Präsentation die volle Wahrheit erzählen, nicht die Lügen und Vorwände, die das Ministerium Hogwarts aufzwingt zu lehren."
Jeder – Caleb und Patricia ausgenommen, die das bereits wussten – starrte sie mit offenem Mund an. Jennifer stotterte. „Er... er hat dir geschrieben?"
„Ich habe ihm zuerst geschrieben, und er hat auf meinen Brief geantwortet."
Caleb schnaubte. „Mehr als das."
Jennifer schaute ihren Cousin nun scharf an. „Was meinst du damit?"
Courtney verdrehte die Augen und streckte Caleb die Zunge raus. Dann seufzte sie und wandte sich wieder an Jennifer, um zu antworten. „Er meint damit, dass Harry Potter mir seinen ganzen Anteil an Weasley Wizard Wheezes überschrieben hat. Fred und George haben es mir an Halloween in Hogsmeade erzählt. Ich besitze ein Drittel der Firma."
Wieder erntete sie überraschte und ungläubige Blicke von denen, die noch nichts davon wussten. Jennifer schüttelte sich. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf gegen den Sitz. „Das wird böse enden, Courtney! Du kannst diese ganzen Informationen nicht veröffentlichen! Sie sind vertraulich!"
„Sie sind nur vertraulich, weil alle anderen Mitglieder der Zaubererwelt Feiglinge sind! Erklär mir, Jennifer, was ist so schlimm daran ist, der Gesellschaft die Wahrheit in Erinnerung zu rufen?" sagte Courtney schnippisch. Sie war diese rechthaberische und arrogante Haltung leid.
Jennifers Mund öffnete sich einmal, zweimal, ohne dass ein Ton herauskam. Sie hatte darauf keine Antwort. Alle Erklärungen, die so vernünftig geklungen hatten, als der Direktor des Nachrichtendienstes sie vorgebracht hatte, waren wie weggeblasen. Auch alle anderen im Abteil grübelten über diese Frage nach, wenn sie auch nicht alle Informationen hatten, die Jennifer kannte, sondern nur die, die Courtney mitgeteilt hatte.
Caleb räusperte sich und Courtney wandte sich ihm zu. „Isst du diesen Schokoladenfrosch noch?" fragte er und deutete auf den, den Courtney weggelegt hatte, als sie in ihrem Koffer das Bild gesucht hatte.
Es war eine Erleichterung, als der Zug an diesem Abend endlich im King's Cross Bahnhof einfuhr. Nach der Unterhaltung hatte sich Jennifer von der Gruppe gelöst und sich schweigend und nachdenklich ans Fenster gesetzt. Die anderen hatten sich nur leise und angespannt unterhalten.
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Courtney zog ihren Koffer aus dem Abteil und fand einen Gepäckwagen, auf den sie Rex' Käfig stellen konnte. Die Eule schaute sie finster an, als der Wagen über den Bürgersteig polterte. Doch als Mädchen und Gepäckwagen durch die Barriere auf Bahnsteig 9 ¾ hindurch kamen, schuhute Rex freudig beim Anblick der bekannten Gesichter. Kathryn, David und Michael waren alle drei da, um sie zu begrüßen, und sie schob ihren Wagen schneller.
Sie umarmte ihre Mutter und ihren Vater und bekam einen Kuss von beiden, und dann nahm sie auch ihren kleinen Bruder in den Arm, der daraufhin ein finsteres Gesicht zog. Ihm war es sichtlich peinlich, dass seine Schwester ihn so überschwänglich begrüßte.
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Das erste, was Courtney bei der Heimfahrt auffiel, war die freundliche Atmosphäre, die im Auto vorherrschte. Es herrschte nicht mehr diese unangenehme und unterschwellige Feindseligkeit, die noch im August so offensichtlich gewesen war. Und ihr Vater schien, auch wenn er ihr selbst nur eine Frage stellte, die Unterhaltung zu genießen, die sie und Kathryn über das Halbjahr führten.
Michael platzte oft dazwischen, doch nach einer Weile schlief er in seinem Sitz ein, und Kathryn und Courtney konnten ihre Unterhaltung ungestört weiterführen. Kathryn stellte viele Fragen über den Unterricht, Courtneys Lehrer, und über Magie allgemein. Sie war besonders interessiert an Hogwarts selbst und gab zu, dass sie sehr aufgeregt war, die Schule kennen zu lernen. Courtney öffnete schon den Mund, um ihren Vater zu fragen, ob er auch kommen würde, doch sie wurde von Kathryn mit einer Frage über ihr Projekt unterbrochen.
Courtney lächelte. „Du wirst es schon sehen müssen. Ich will, dass es eine Überraschung ist, denn es wäre doch langweilig, wenn du meine Präsentation zweimal hören müsstest."
„Über wen hast du dein Projekt gemacht?" fragte Kathryn mit gereizter Stimme.
„Harry Potter. Ich dachte, du wüsstest das."
„Harry Potter? Das ist der, der dir den Anteil an dieser Firma gegeben hat, richtig?"
Courtney nickte und die Unterhaltung wendete sich zu dem Schnee, der draußen gerade anfing zu fallen.
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Nachdem sie den Koffer in ihr Zimmer gestellt hatte, aß Courtney mit ihren Eltern ein schnelles Abendessen und half ihnen dann, das Wohnzimmer zu Ende zu dekorieren. Dann ging sie ins Bett.
Zu ihrer eigenen Überraschung wachte sie schon früh am nächsten Morgen auf. Nur ihr Vater war schon wach, als sie hinunterging. Er frühstückte immer so früh, auch wenn er wie heute nicht zur Arbeit musste. Er aß eine Schüssel Cornflakes, während er die Zeitung las.
David lächelte sie an, als sie hereinkam. „Du bist früh auf."
Courtney zuckte mit den Schultern. „Ich denke, ich bin daran gewöhnt, so früh zu frühstücken, bevor der Unterricht anfängt. Meine innere Uhr geht in den Ferien total falsch."
Ihr Vater stand auf, ging zum Kühlschrank, um sich seinen Orangensaft aufzufüllen, und fragte: „Kann ich dir irgendwas zum Frühstück machen?"
„Nein, danke. Nachdem mir die letzten drei Monate alle Mahlzeiten serviert wurden, fühle ich mich gezwungen, es selbst zu machen."
Ihr Vater kicherte, als sie anfing, sich ein paar Eier zu braten. Er widmete sich wieder seiner Zeitung. Nach ein paar Minuten setzte sich Courtney mit einem Teller Eier, einem Toast und einem Glas Orangensaft neben ihn. Sie nahm einen Schluck von ihrem Saft und lächelte zufrieden.
„Ich hab seit August keinen Orangensaft mehr getrunken."
David schaute sie an und hob eine Augenbraue.
„In Hogwarts gibt es immer Kürbissaft", erklärte sie.
„Magst du Kürbissaft?"
„Er ist ganz gut, aber ich wünschte, sie hätten Orangensaft."
„Warum bittest du nicht darum?"
Courtney starrte ihn einen Moment lang an und lachte dann. „Weißt du, dass mir das nie in den Sinn gekommen ist?"
Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen, bevor Courtney nervös eine Frage wagte. „Dad? Kann ich dich etwas fragen?"
David schien einen Moment zu zögern, bevor er seine Zeitung weglegte und seine Tochter erwartungsvoll ansah.
Courtney seufzte und stach mit der Gabel in ihre Eier. Immer noch mit gesenktem Blick fragte sie. „Warum magst du Magie nicht?"
David seufzte. „Courtney ... ich." Er zögerte und trank einen Schluck. „Ich... ich habe immer noch ein paar Probleme damit, Magie zu akzeptieren", sagte er dann langsam. „Es hat eine ganze Menge mit Dingen zu tun, über die ich noch nicht bereit bin zu reden." Er hielt wieder inne, und Courtney schaute zu ihm hoch. Ihre Augen trafen sich, als er sagte. „Courtney, bitte glaube mir, ich versuche es. Ich habe es nur noch nicht geschafft, ein paar Dinge mit mir selbst auszumachen."
Courtney schaute weg, ein wenig verletzt von seiner immer noch vorherrschenden Haltung. Sie spielte einen Moment lang mit ihrem Essen, bevor sie fragte: „Wirst du im Januar nach Hogwarts kommen?"
David seufzte wieder und antwortete: „Ich kann nicht. Ich habe einen vollen Terminplan in dieser Woche."
Courtney schaute finster drein, beeilte sich, ihr Frühstück zu beenden, und ging dann hoch in ihr Zimmer.
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Während der nächsten Tage fassten sich Courtney und David nur mit Samthandschuhen an. Kathryn war sich nicht sicher, worum es in der Unterhaltung zwischen ihrem Mann und ihrer Tochter genau gegangen war, doch sie wusste, dass sich die Atmosphäre wieder von friedlich in gereizt gewandelt hatte. Um nicht noch mehr Aufruhr zu verursachen, ignorierte sie es einfach und tat ihr bestes, ein schönes Weihnachten vorzubereiten.
An Weihnachten jedoch scheiterte ihr Versuch beinahe. David bekam früh an diesem Morgen einen Anruf, dass der Patient aus Indien wegen ein paar Reiseschwierigkeiten seinen Aufenthalt um zwei Wochen nach hinten verschieben musste. Das bedeutete, dass er nur Termine am dritten und vierten hatte – und das wiederum bedeutete, dass er ohne Schwierigkeiten zu Courtneys Präsentation hätte kommen können. Die Präsentationen waren über einen Zeitraum von vier Tagen verteilt und Courtney war die letzte, da die Schüler in der umgedrehten alphabethischen Reihenfolge an die Reihe kommen würden.
Als Kathryn das herausfand, konfrontierte sie David sofort damit. „Nun, jetzt hast du keine Entschuldigung mehr. Ich bin sicher, sie können es mit Leichtigkeit arrangieren, dass du nachkommst. Kommst du mit oder nicht?"
Davids Gesicht schien kalt wie Stein, und das erste Mal seit vielen Jahren sah Kathryn den Mann vor sich, der er gewesen war, als sie sich das erste Mal getroffen hatten.
„Lass uns das nach morgen diskutieren." sagte er scharf.
Obwohl Kathryn wusste, dass diese Antwort höchstwahrscheinlich ein „Nein" von ihm bedeutete, ließ sie es auf sich beruhen, denn sie war zutiefst erschrocken, wie immer, wenn er sich in die seelenlose Hülle zurückverwandelte, die einst gewesen war.
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Der Weihnachtsmorgen (Ü/N: also der Morgen des 25.12.) dämmerte herrlich, und die Sonne schmolz den Schnee und all die Schneemänner und –frauen, die gebaut worden waren. Michael weckte jedes Mitglied der Familie gnadenlos, sobald er aufgewacht war, und sie alle stolperten hinunter ins Wohnzimmer.
Die Barnes befolgten eine Tradition, die Kathryns Eltern eingeführt hatten, als ihre Tochter noch klein gewesen war. Sie öffneten zuerst ihre Strümpfe, und alle Süßigkeiten die sie mochten, und spielten dann mit ihren kleinen Spielsachen. Dann frühstückten sie großartig, und das Essen bestand aus Früchten, Speck, Eiern, Pfannkuchen, Waffeln, Apfelmus und Würstchen. Danach gingen sie wieder ins Wohnzimmer und öffneten ihre Geschenke, jeder einzeln, um die Spannung so lange wie möglich hinzuziehen.**
Courtney war überrascht, als sie eine Anzahl von Zaubergeschenken von ihren Eltern vorfand. Sie war sich jedoch nicht sicher, ob ihr Vater irgendetwas mit der Auswahl der Geschenke zu tun gehabt hatte. Auch Michael bekam einige Zaubergeschenke, einschließlich ein paar WWW Produkten von seiner Schwester.
Eines von Courtneys Geschenken war eine Tasche, die alle ihre Bücher aufnehmen konnte, und dabei jedoch durch einen Zauberspruch federleicht war. Das komische daran war, dass sie sich nicht erinnern konnte, so etwas je in einem Geschäft gesehen zu haben. Am meisten freute sie sich jedoch über das Galaxiemodell, das ihre Eltern ihr geschenkt hatten. Damit musste sie nicht jedes Mal um Mitternacht zum Astronomieunterricht aufstehen, sondern konnte stattdessen ihr Model benutzen, um ihre Beobachtungen zu machen. In Gedanken wunderte sie sich, was es wohl gekostet haben mochte. Sie hatte nur gehört, dass diese Modelle sehr teuer waren.
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Alles in allem hatte die ganze Familie Barnes ein wunderbares Weihnachten. Den Abend verbrachten sie bei Kathryns Eltern, zum Essen und zu einer Feier mit Familie und Freunden. Zu Courtneys Überraschung war Benjamin Jones, ein Ravenclaw in ihrem Jahrgang, ebenfalls dort. Er war ein Halbblut, und anscheinend war sein Vater ein guter Geschäftspartner von Kathryns Bruder Jacob.
Als sie herausfanden, dass ihre Kinder beide magisch begabt waren, fingen die Jones' - Norman und Luna – mit den Barnes eine Unterhaltung in einer abgelegenen Ecke des Wohnzimmers an. Kathryn fand heraus, dass Luna*** eine Hexe war . Doch Benjamin, ihr Jüngster - der letzte, der noch zu Hause wohnte - war das einzige ihrer acht Kinder, das magisch war.
Die Feier neigte sich ihrem Ende zu, doch die Barnes und die Jones unterhielten sich noch immer angeregt auf einer Couch im Wohnzimmer. Zumindest Kathryn, Luna und Norman redeten, denn David brütete vor sich hin und sagte gar nichts. Als die kleine Gruppe merkte, dass alle anderen um sie herum aufbrachen, standen sie ebenfalls auf und verabschiedeten sich voneinander.
Luna, die Davids abweisendes Benehmen überhaupt nicht zur Kenntnis genommen zu haben schien, streckte die Hand aus, um die seine zu schütteln. David schaute sie ungläubig an und streckte ihr dann verlegen seine eigene hin.
Luna Jones schaute seine Hand einen Moment lang interessiert an, sah David dann direkt in die Augen und sagte: „Du weißt nicht, wo du hingehörst." Dann ließ sie seine Hand los und folgte ihrem Mann und Sohn zur Tür hinaus.
David stand einfach nur da und blinzelte überrascht.
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Am nächsten Morgen stand Kathryn sehr früh auf, um ihren Ehemann zu erwischen, bevor die Kinder aufwachten. Sie fand ihn Zeitung lesend auf seinem üblichen Platz in der Küche. An diesem Morgen nippte er an einer Tasse heiße Schokolade.
„David, wir werden jetzt über Hogwarts reden. Wirst du mitkommen oder nicht?"
David faltete die Zeitung entschlossen zusammen und sagte kurz angebunden: „Nein."
Kathryn verengte die Augen und antwortete dann durch zusammengebissene Zähne. „Warum nicht?"
„Weil ich nicht will!" Seine Stimme war genauso aufgebracht wie ihre.
Kathryn setzte zu einer weiteren Antwort an, als sie ein Schluchzen von der Tür hörte. Die beiden drehten sich um und sahen, wie Courtney in Richtung Halle und die Treppe hoch zurück in ihr Zimmer rannte.
Kathryn war jetzt wütender als David sie jemals zuvor gesehen hatte. Sie holte plötzlich aus und schlug ihm ins Gesicht. „Es ist mir mittlerweile egal, ob du mir die Wahrheit erzählst oder nicht. Aber du gehst besser sofort da hoch und redest mit Courtney. Sie verdient es zu wissen, warum du dich wie ein kompletter Idiot aufführst! Ich will dein Gesicht nicht sehen, bevor du das Problem nicht aus der Welt geschafft und das mit Courtney geklärt hast!" Kathryns Stimme war Stück für Stück lauter geworden und am Schluss schrie sie ihren sprachlosen Ehemann an, der eine Hand auf die von ihr getroffenen Wange gelegt hatte. Dann stürmte sie aus dem Raum und schloss sich in der Bibliothek ein.
David saß für eine gute halbe Stunde einfach nur am Tisch. Dann stand er auf und ging zum Schrank, um seinen Mantel zu holen. Danach verließ er das Haus. Drei Stunden lang ging er ziellos durch den Park. Der Boden war schneebedeckt und der See war zugefroren, nur ein paar Schlittschuhläufer waren heute draußen. Er räumte sich Platz auf einer Bank frei und setzte sich. Dann verschränkte er den Kopf in beiden Händen und versuchte verzweifelt herauszufinden, was er tun sollte.
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Gegen fünf öffnete sich die Tür, und David Barnes betrat langsam das Haus. Er hängte seinen Mantel auf und straffte dann seine Schultern, als er die Treppe hochging. Kathryn – mit vom Weinen geröteten Augen – beobachtete ihn von ihrem Sessel im Wohnzimmer aus.
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Es klopfte an Courtneys Schlafzimmertür. „Herein", sagte sie und legte eines der Bücher weg, die sie zu Weihnachten bekommen hatte. Die Tür öffnete sich und ihr Vater kam herein.
„Kann ich mit dir reden?"
Sie nickte mit einem zurückhaltenden Ausdruck in den Augen.
„Es tut mir leid, Courtney... Ich...."
„Du hast gesagt, du würdest es versuchen! Also versuch es jetzt und komm mit nach Hogwarts!"
„Ich kann nicht nach Hogwarts kommen, Schatz." David Barnes sah verzweifelt aus ...und verängstigt. Es war das erste Mal überhaupt, dass Courtney Furcht in den Augen ihres Vaters sah.
„Warum kannst du nicht?" Courtney spürte, wie ihr die Tränen wieder in die Augen stiegen.
David verspannte sich und wendete den Blick von seiner Tochter ab.
„Ich ... ich bin noch nicht bereit."
„Was meinst du damit? Bitte, Daddy, ich will, dass du kommst, bitte komm doch mit!"
David setzte sich auf Courtneys Schreibtischstuhl und legte den Kopf in die Hände. Seine Gedanken rasten.
„Ich..."
Er hielt inne und schwieg ein paar Minuten. Dann schaute er Courtney an und sie konnte sehen, dass auch er weinte.
„Es ist so schwer für mich, dir das zu sagen, Courtney. Ich ... du bist nicht die erste Hexe, die ich kenne." sagte er plötzlich hastig. Und dabei sah er sie nicht mehr an. „Meine Mutter war eine Hexe, und mein Vater ein Zauberer."
„Was?" fragte Courtney ungläubig.
„Ich liebe dich, Courtney. Ich hatte Angst davor, dass sie dir antun könnten, was sie mir angetan haben", sagte ihr Vater mit erstickter Stimme.
„Was meinst du damit? Wer sind sie und was haben sie getan?"
„Du weißt, wovon ich rede. Du weißt, was sie mir angetan haben. Ich habe es dir erzählt, seit du mir das erste Mal im September geschrieben hast", sagte ihr Vater mit einer Stimme, die kaum lauter als ein Flüstern war.
Courtney erstarrte, als sie endlich verstand, was ihr Vater zu sagen versuchte. Sie starrte ihn an, als sich endlich alle Puzzleteilchen zusammenfügten und nun ein klares Bild ergaben.
Sie begann wieder zu schluchzen. Ein paar Augenblicke später legte er seine Arme um sie, und sie drückte sich an ihn. Eine lange Zeit hielten sie sich einfach nur fest. Schließlich schniefte Courtney und lehnte sich ein wenig zurück, um ihren Vater anzusehen. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Er küsste sie sanft auf die Stirn und wischte ihr die Tränen von den Wangen.
„Ich liebe dich, Courtney, aber ich habe so lange versucht, meine Vergangenheit zu vergessen ... glaub mir, es ist nicht einfach. Es tut so weh, sich zu erinnern. Ich dachte, es wäre genug, dir meine Geschichte zu erzählen, doch das ist es nicht. Ich weiß jetzt, dass es nicht genug ist. Aber ich kann nicht weitermachen. Ich kann nicht näher herangehen. Es tut mir leid, Courtney, aber ich kann nicht zurückgehen, und ich kann sie nicht akzeptieren."
Statt einer Antwort umarmte Courtney ihren Vater noch fester sagte: „Ich liebe dich, Daddy. Ich liebe dich, Harry."
Ihr Vater begann erneut zu weinen, als er die aufrichtige Vergebung hörte, die sie ihm zuteil werden ließ, und bei dem Namen, mit dem er seit sechzehn Jahren nicht mehr angesprochen worden war.
* Vergesst nicht, die Erstklässler machen diese Projekte schon seit vielen Jahren. Dieses Mal ist jedoch das erste Mal überhaupt, dass sie vor einem großen Publikum mündliche Vorträge darüber halten müssen. (Früher mussten sie einfach eine kurze Präsentation vor ihren Klassenkameraden halten)
** Ich dachte einfach, es wäre lustig, es hier reinzubringen. Es ist bei uns eine Familientradition am Weihnachtsmorgen seit ich mich erinnern kann. Natürlich ist das Frühstück normalerweise nicht so groß ... obwohl es sich im Moment wirklich gut anhört (Ü/N: Ich weiß ja nicht, was ihr von dem Frühstück haltet, aber mir würde das sicherlich nicht schmecken)
*** Kommt nicht mal auf die Idee, mich zu fragen, wie Luna in die Story gekommen ist. Sie kam einfach rein, hat ein bisschen verloren ausgesehen, und wollte nicht gehen. Habt ihr jemals Charaktere gehabt, die einfach plötzlich reingehüpft sind ohne Einladung?
A/N Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen! Das nächste ist das alles entscheidende, auf das sich die ganze Story aufgebaut hat – oder vielmehr der Grund, warum Harry sich zwingen muss, die letzte Entscheidung zu treffen. Ich hoffe, dass ich schnell damit fertig werde.
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Tja, das hoffe ich auch, dass ich schnell damit fertig werde!*g* Aber ich kann euch beruhigen, Kapitel 19 ist schon beim Beta!! Tja, Kapitel 20 dagegen könnte noch a bissl brauchen ... aber ich tue mein bestes!!
Auch wenn ich ihr „Festmahl" an Weihnachten (Apfelmus und Würstchen ... hem hem) jetzt nicht so sehr bevorzugen würde, aber trotzdem find ich das Kapitel super!! Endlich weiß es Courtney! Hehe, jetzt werden wahrscheinlich alle jubeln, die mich seit dem zweiten Kapitel löchern, wann sie es erfahren wird!*g*
Danke die lieben lieben Reviews an:
Sandra
LittleGinny
1234567890
Tolotos (Wow, danke! Ich liebe so lange Reviews!!*clap* Und weißt du was? Das mit dem Quidditch hab ich mir auch gedacht! Ich wollte die ganze Zeit, dass er im nächsten Moment aufspringt und schreit „Schnatz" oder so was!LOL)
HeRmIoNe
The Snitch
Shade
Snuffkin
AlexBlack5
TalynSlytherin
