Titel: Betrayed

Autor (A/N): kateydidnt

Übersetzer (Ü/N): Angel-liam

Beta: Talyn (danke*knuddel*)

Rating: PG

Disclaimer: I own nothing

ÜN: ES IST DA!!! Seht es als verspätetes Neujahrsgeschenk!*g* Ne längere ÜN ist unten!*g*

Danke an meine liebe Beta Talyn, mit der ich mich drei Stunden lang hingehockt habe, um das hier zu betaen!*clap* Und wenn immer noch Fehler drinnen sind ... dann sind die hoffentlich spätestens weg, wenn Eva es nachkorrigiert hat!*g*

Wie immer hier auch wieder ein Hinweis auf die Mailinggroup, siehe Profil!

Viel Spaß bei Kapitel 21!!

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BETRAYED – Kapitel 21 – The broken Oath

David bekam in dieser Nacht nicht sehr viel Schlaf und endete schließlich ruhelos hin- und herwandernd nachts um eins vor dem Kamin. Albus hatte es gewusst. Er hatte angenommen, dass noch niemand hinter seine wahre Identität gekommen und er selbst sicher war. Er war einfach nur zu Albus gegangen, um ein paar Antworten zu bekommen, und hatte stattdessen mit mehr Fragen zu kämpfen.

Er schlich leise in Courtneys Zimmer und nahm sich den Tarnumhang. Dann verließ er die Räume und ging schweigend durch die Gänge in die Bibliothek.

Er musste ein paar Nachforschungen anstellen

Sanfte Strahlen der Morgensonne schienen über den Hauptsaal und fanden David lesend am Tisch vor mit einer vollgeschriebenen Pergamentrolle neben sich. Er hatte in dieser Nacht überhaupt nicht geschlafen, denn er versuchte herauszufinden, was Albus mit seinen Worten gemeint hatte. Warum sollte er ihn von dem Eid entbinden? Er hatte das  Gefühl, dass Albus ihn nicht ohne Grund darum bitten würde, deshalb musste er seine Beweggründe herausfinden – nicht zu schweigen, einen Weg zu finden, um den Eid zu lösen, wenn er es für notwendig hielt.

Er schrieb eine weitere Notiz auf und schlug das Buch zu, das er gelesen hatte. Dann nahm er das nächste, öffnete es beim Kapitel „Eide" und begann zu lesen.

Es gibt ein altes Sprichwort – "Das Wort eines Zauberers ist so gut wie sein Zauberstab". Dieser Satz gibt einen Hinweis darauf, was formell ein Zaubererversprechen genannt wird. Wenn ein Zauberer ein Versprechen gibt, tut er es traditionell mit einem Schwur auf seinem Zauberstab. Es ist ein Zeichen großen Vertrauens, weil es aussagt, dass er das Versprechen ernst nimmt. Jedoch hängt es von der Rechtschaffenheit des Zauberers ab, das Versprechen zu halten, denn wenn es gebrochen wird, hat das keine weiterreichenden Konsequenzen, außer der Gefahr, dass der andere Zauberer wütend über das gebrochene Versprechen wird.

Im Gegensatz dazu ist der Zauberereid sehr viel mächtiger. Wenn ein Zauberer einen Eid ausspricht, schwört er bei seiner Magie. Das macht einen Zauberereid viel weitreichender als eine Zaubererschuld (siehe Kapitel 9), und in der Stärke ähnlich einem Zaubereropfer (siehe Kapitel 17). Sie alle wirken sehr stark, da die Magie der beteiligten Parteien aneinander gebunden wird. Magie ist ein wesentlicher Teil des Körpers eines Zauberers, und es ist unmöglich, die Magie aus einem magischen Wesen zu entfernen und die arme Seele dabei am Leben zu lassen (mit einer Ausnahme, siehe Kapitel 30). Das ist der Grund, warum jede Art eines magischen Bundes nicht ohne Konsequenzen gebrochen werden kann.

Was einen Eid stärker als eine Schuld macht, ist die Tatsache, dass bei einem Eid beide involvierten Parteien zustimmen müssen. Eine Schuld kann ohne die Zustimmung einer Partei ausgesprochen werden. Ein Opfer – obwohl es ohne Zustimmung der zweiten Partei vorkommen kann und es auch oft tut – ist genauso stark wie ein Eid aufgrund der Natur des Machttransfers, der stattfindet (siehe Kapitel 17).

Wenn ein Eid geschworen wird, bindet es beide Schwörenden an die Bedingungen des Eides und beide sind im Gegenzug für Konsequenzen im Falle eines Eidbruchs auf irgendeine Weise verantwortlich. Man kann die Bedingungen des Eides nicht wissentlich brechen, ohne ernste Konsequenzen zu erleiden, denn die eigene Magie wird einen Preis fordern.

David überflog die nächsten paar Seiten und wurde frustriert, weil die Informationen nicht im mindesten die momentane Situation erklärten. Er hätte das Buch beinahe wieder zugeschlagen und nach einem anderen gegriffen, als er sah, dass es nun ins Detail über Treueeide und ihre Konsequenzen ging. Er überflog die Seite kurz und stellte dann zu seiner Erleichterung fest, dass sie nun endlich nützliche Informationen erhielt.

In seltenen Fällen kann ein Eid ein bindendes Versprechen enthalten, in dem eine der zwei Parteien schwört, etwas für die Gegenpartei zu tun, aber diese im Gegenzug keinerlei Verpflichtung gegenüber der anderen hat. Dies wird manchmal auch Schuldeid genannt, da die Partei den Eid ausspricht, um eine Schuld gegenüber der anderen Partei zu bezahlen. Jedoch müssen beide Parteien den Eid akzeptieren. Sogar wenn eine Schuld existiert, muss die Partei, der man etwas schuldet, immer noch zustimmen. Ein Individuum kann nicht einfach ohne die Zustimmung der anderen Partei entscheiden, den Eid zu schwören.

In diesen Fällen haben gebrochene Eide viel schwerwiegendere Konsequenzen und sind bekannt dafür, dass sie den Tod der gebundenen Partei zur Folge hat. Der einzige Weg für ein Individuum, den ernsten Bruch eines Eides zu überleben, ist, dass es vom Eid entbunden und das Vergehen vergeben wird. Es selbst hat keine Kontrolle darüber, wann oder ob der Eid freigegeben wird, denn nur die Partei, der er geschworen wird, kann diese Wahl treffen.

David fuhr fort, noch über eine Stunde über den Schuldeid weiterzulesen, bis Courtney in den Raum kam und Michael aufstand. Courtney grüßte ihren Vater leise und ging dann in die Große Halle, um zu frühstücken und die Eltern ihrer Freunde zu verabschieden. Die Vorträge waren am Vortag zum Ende gekommen und heute würden die Eltern nach dem Frühstück Hogwarts verlassen. Minerva McGonagall hatte gegenüber den Barnes eine Einladung ausgesprochen, im Schloss zu bleiben, bis die Untersuchung bezüglich Kathryns Tod beendet sein würde. Andere Eltern, die an der Untersuchung beteiligt waren, würden ebenfalls bleiben, aber zum Großteil würde das Schloss zurück zur Normalität finden.

Eine kleine Weile später kam ein Hauself mit Essen für David an und fand auf seine Bitte hin jemanden, der für kurze Zeit auf Michael aufpassen würde. Nach dem Frühstück verließ David seine Räume und ging zur Krankenstation, und bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass sich dort das ganze Lehrerkollegium aufhielt.

„... und letzte Nacht ist er ins Koma gefallen. Die Spezialisten glauben nicht, dass er noch viel länger leben wird", sagte die Krankenschwester mit erstickter Stimme.

Schweigen erfüllte für einen Moment den Raum und dann hörte David Bill Weasleys trübe Stimme sagen. „Ich schlage vor, wir teilen uns in Schichten ein, um ihn zu beobachten." Es gab ein Murmeln von Zustimmung. Einige Moment später kamen die Mitglieder des Kollegiums aus der Krankenstation, alle mit einem niedergeschlagenen Gesicht. David trat in den Schatten zurück, aber so, dass er ihnen noch zuhören konnte.

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Courtney aß kaum etwas und sagte auch nicht viel beim Frühstück. Niemand belästigte sie jedoch, besonders nachdem Professor McGonagall hereingekommen war und bekannt gegeben hatte, dass der Direktor im Koma lag. Courtney verließ den Tisch, bevor Angela und Caleb (sie waren ihr wie ein Schatten gefolgt, seit sie die Räume, die sie mit ihrer Familie teilte, verlassen hatte) das Essen beendet hatten, und ging aus der Großen Halle.

Sie durchquerte die Eingangshalle und war gerade dabei, die Treppen hinaufzusteigen, als jemand ihren Namen rief.

Sie drehte sich um und stand nun vis à vis einem Mädchen gegenüber, von dem sie sich vage ins Gedächtnis rufen konnte, dass sie sie schon mal als Treiberin im Slytherin-Quidditchteam spielen gesehen hatte. Sie hatte kurze braune Haare und war nur ein kleines bisschen größer als Courtney, obwohl sie schon nach viertem oder fünften Jahr aussah.

„Ich heiße Amelia Morgan", sagte das Mädchen und streckte Courtney die Hand entgegen. Obwohl sie sich darüber wunderte, schüttelte Courtney ihre Hand und sah sie erwartungsvoll an. Zu ihrer Überraschung wirkte das Mädchen seltsam nervös.

„Ich... ich weiß nicht wirklich, ob das in dieser Zeit jetzt sehr taktvoll ist, doch ich muss dich einfach fragen: Wie hast du das alles über Harry Potter herausgefunden? Ich versuche seit Jahren, die Lücken zu füllen, doch die Professoren haben sich immer geweigert, meine Fragen zu beantworten, oder behaupteten, das Ministerium lüge, sogar wenn es klare Beweise im Bezug auf die Wahrheit hätte."

Das hatte Courtney mit Sicherheit nicht erwartet. Sie hatte den Verdacht gehabt, dass dieses Mädchen ihr vielleicht ihr Beileid bezeugen würde, wie zum Beispiel die Ravenclaw aus dem dritten Jahrgang, deren Vater vier Jahre zuvor gestorben war. Doch das hier war vollkommen unerwartet.

Amelia sah immer noch nervös aus. Courtney starrte sie einen Moment nur an und sagte dann schlicht. „Warum?"

Amelia wand sich unbehaglich hin und her, als sie ihren Blick von Courtney abwandte. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch genau da rief eine Stimme. „Courtney!"

Beide Mädchen drehten sich um und sahen, wie David Barnes auf sie zukam. David starrte Amelia einen Moment an, als würde er versuchen, sich zu erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Dann schüttelte er sich und fragte beide. „Haben sie euch vom Direktor erzählt?"

Courtney nickte. „Sie haben gesagt, er läge im Koma."

David nickte abwesend und sagte dann ziemlich abrupt. „Sie glauben nicht, dass er überleben wird."

Courtney blickte schnell nach unten und blinzelte die Tränen zurück, die sich ihr aufdrängten. Amelia schluckte ebenfalls ihre Bestürzung hinunter. Sie wussten, dass er sich in einer sehr schlechten Verfassung befand, doch es so unverblümt zu hören, war erschreckend. David sah es und fühlte sich sofort schuldig, dass er es gesagt hatte. Er legte seinen Arm um seine Tochter. „Es tut mir leid. Könntest du mit mir zurück in unsere Räume kommen?"

Courtney blickte ihn einen Moment seltsam an, und wunderte sich, was es damit auf sich hatte.

„Ich ... ich sollte wirklich zum Unterricht gehen", sagte sie schließlich.

Amelia fühlte sich im Augenblick sichtlich unwohl. Sie fühlte sich fehl am Platz, doch es war David gewesen, der sie unterbrochen hatte. David seufzte und nickte. Er hatte Courtneys Hinweis verstanden und bat sie dann, zum Mittagessen zu ihm zu kommen. Courtney nickte und David ging. Das jüngere Mädchen schüttelte den Kopf vor Verwirrung und wandte sich dann an Amelia. „Warum willst du etwas über Harry Potter wissen?"

„Ähm ...", begann Amelia und wünschte sich nun, dass David Barnes zurück wäre und sie wieder unterbrechen würde. „Also, das ist etwas ... persönlich."

Courtneys Augen verengten sich, sie war nun noch vorsichtiger, wenn es um Harry ging, seit das Ministerium angefangen hatte, Fragen zu stellen. Es störte sie nicht, zu sagen, dass er ihr geschrieben hatte, doch dann würde man immer eine Erklärung dafür fordern, warum Harry Potter ihr schrieb.

Amelia erkannte, dass dies nicht der beste Weg war, an das Thema heranzugehen, deshalb entschied sie, Courtney genau zu erzählen, warum sie so interessiert war an dem Jungen, der lebte.

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David ging besorgt im Zimmer auf und ab. Es war fast Mittagszeit und Courtney würde vermutlich jede Minute kommen. Der Gedanke daran, dass Albus Dumbledore sterben könnte, schwirrte ihm im Kopf herum. Er wusste, dass er der einzige war, der ihn heilen oder ihm helfen konnte, doch etwas tief in ihm drinnen ließ ihn zögern. Ein kleiner Teil von ihm beschwor ihn, Albus einfach sterben zu lassen. Albus hatte ihm in der Vergangenheit genug angetan und es würde ein leichtes sein, einfach vorzugeben, nichts für ihn tun zu können. Niemand von den Zauberern wusste, dass er helfen konnte, und deshalb würde ihm auch keiner Vorwürfe machen. Courtney jedoch wusste es, und selbst wenn es ihr im Moment noch nicht klar war, würde die Wahrheit sicherlich irgendwann in der Zukunft ans Licht kommen.

Die Tür öffnete sich und Courtney kam herein, doch sie war nicht alleine. Das Mädchen, mit dem sie heute Morgen zusammen gewesen war, folgte ihr. David warf Courtney einen fragenden Blick zu.

„Dad, das ist Amelia Morgan. Sie ist im fünften Jahrgang aus Slytherin." David nickte, doch war immer noch vollkommen verwirrt darüber, warum Courtney sie mitgebracht hatte.

„Mr. Barnes, es tut mir leid, ihre Pläne zu durchkreuzen, doch Courtney hat darauf bestanden, dass ich mitkomme. Ich bin mir nicht sicher, warum."

Beide sahen nun Courtney erwartungsvoll an. Sie seufzte. „Amelia, erzähl ihm die Geschichte, die du mir erzählt hast."

Amelias Augen weiteten sich vor Überraschung. „Aber..." stammelte sie. „Aber warum?"

David setzte sich hin und wartete darauf, was nun folgen würde. Er fühlte sich im Moment wirklich nicht in der Stimmung, zuzuhören, doch es schien, als wäre Courtney fest entschlossen.

Courtney setzte sich und Amelia – nachdem sie kurz gezögert hatte – folgte ihrem Beispiel.

„Amelia hat mich diesen Morgen aufgehalten und gefragt, wie ich so viel über Harry Potter herausgefunden habe. Ich habe sie gefragt, warum, und so hat sie mir dann ihre Geschichte erzählt. Ich denke, du solltest sie hören."

Amelia sah ein wenig verwirrt drein über den kommandierenden Ton in der Stimme der Elfjährigen. Aber David Barnes blickte sie nur wartend an.

Amelia seufzte und begann zu reden. „Ich habe zwei ältere Brüder und keiner von ihnen ist magisch. Ich wusste niemals, dass es Magie gibt, bis ich meinen Hogwartsbrief bekam. Meine Eltern, besonders mein Dad, waren wütend. Anscheinend hat er von der Magie gewusst und hasste sie."

David stöhnte innerlich. Er hatte Angst davor, dass er nun wusste, wohin dieses Gespräch führen würde. Courtney war noch aufgeregter darüber, was Amelia passiert war, als über ihre eigene Geschichte, als ihr Vater sie anfangs nicht in Hogwarts unterstützt hatte. Er hörte jedoch weiter zu.

„Meine Eltern haben mich vollkommen enterbt. Sie haben mir nicht einmal die Wahl gelassen, entweder nach Hogwarts zu gehen und enterbt zu werden, oder meine Magie zu ignorieren und ein Teil ihrer Familie zu bleiben. Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Ich wollte es auch nicht wirklich. Ich habe meinen Nachnamen ändern lassen und stehe nun unter der Obhut von Hogwarts, mit dem Direktor als meinem Vormund. Nachdem ich meinen Brief bekommen hatte und meine Eltern mich enterbt hatten, verbrachte ich einen Monat hier in Hogwarts. Seitdem habe ich jeden Sommer mit einem anderen Mitglied des Lehrerkollegiums verbracht. Den Sommer nach meinem ersten Jahr war ich bei Sirius und seiner Frau Arabella. Den nach dem zweiten bei Bill und Kara, nach dem dritten bei Hermione und Ron und den letzten Sommer habe ich bei Minerva verbracht."

David wurde ungeduldig. Er konnte nicht erkennen, was das mit der Frage zu tun haben sollte, warum sie sich für Harry Potter interessierte. Amelia schien seine Gedanken lesen zu können, oder zumindest seinen Gesichtsausdruck, und fuhr schnell fort.

„Der Grund, warum ich so interessiert an Harry Potter bin, ist, dass ich Dinge über ihn wei, doch die Lehrer wollten mir nicht mehr über ihn erzählen. Sehen Sie, nachdem ich meinen Hogwartsbrief erhalten hatte, begann mein Dad, zu toben und über ‚Freaks' zu fluchen. Dann ging er hoch auf den Speicher und kam mit einer Schachtel zurück, in der ein paar magische Dinge lagen. Er gab sie mir mit der Forderung, dass ich und die Schachtel voller ‚freakischer' Dinge verschwanden. Nach dem zu urteilen, was ich mir zusammenreimen konnte, hatte mein Dad zu viel Angst, die magischen Dinge zu verbrennen, deshalb hat er sie dann wohl auf den Speicher verfrachtet. Als ich sie mir jedoch ansah, kam ich zu dem Schluss, dass Harry Potter in meinem Haus aufgewachsen war."

David atmete an diesem Punkt scharf ein. Jetzt verstand er, warum Courtney Amelia hergebracht hatte. Er erinnerte sich nun auch, wo er sie vorher schon einmal gesehen hatte – sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich und er hatte sie gesehen, als er vor ungefähr zehn Jahren zum Abendessen bei Vernon Dursley und seiner Familie (einschließlich der Familie seines Sohnes) eingeladen gewesen war. (Das war natürlich, bevor er die Firma gekauft und Vernon ruiniert hatte, und natürlich auch Dudley)

Er stand auf und ging zum Fenster, so dass keines der Kinder sein Gesicht sehen konnte. Er öffnete den Mund, um sich zu vergewissern, dass Amelia wirklich eine Dursley war, doch eine vollkommen andere Frage kam heraus. „Hast du deinen Frieden damit gemacht?"

Amelia, die immer noch unsicher war, warum Courtney so viel daran lag, dass ihr Vater ihre Geschichte kannte, dachte einen Moment lang nach und antwortete dann. „In gewisser Weise könnte ich sagen ja. Sie haben mich verraten. Meine eigenen Eltern liebten mich nicht mehr und ich hasste sie dafür, doch jetzt ... ich denke, ich hasse sie nicht mehr. Ich ... fühle nichts mehr für sie. Ich habe ihnen vergeben, weil es mir nicht mehr wichtig war, sie waren mir nicht mehr wichtig, und ich konnte von meinem Ärger ablassen."

Amelia konnte nicht sagen, was dieser Mann dachte, weil er sein Gesicht immer noch von ihnen abgewandt hatte. Courtney hatte einen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck, als ob sie von ihrem Vater wissen wollte, ob er eine Entscheidung getroffen hatte.

Plötzlich drehte sich David Barnes um. Entschlossenheit lag in seinen Augen. Er sah Amelia an. „Amelia, ich würde dich gerne einladen, den nächsten Sommer bei meiner Familie zu verbringen, eigentlich möchte ich sogar, dass du jeden Sommer zu uns kommst und es als dein Zuhause ansiehst."

Courtneys Augen weiteten sich genauso sehr wie Amelias über diesen unerwarteten Umschwung der Dinge.

„A... Was? Aber ... Der Direktor... mein Vormund." Amelia konnte nicht mehr klar denken.

Courtney, die langsam verstand, warum ihr Vater das Angebot gemacht hatte, sagte langsam. „Aber das würde bedeuten, der Direktor müsste die Vormundschaft aufgeben und er ist im Moment nicht in der Verfassung dazu. Wenn er ... Professor McGonagall würde wahrscheinlich Direktorin werden und Amelias Vormund sein."

„Der Direktor wird mir die Vormundschaft übertragen", sagte er schnell und rannte aus dem Zimmer.

Amelia sah Courtney an. „Was ist hier gerade geschehen?"

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David eilte die Gänge hinunter. Er wusste nicht, was ihn geritten hatte, überhaupt daran zu denken, jemanden sterben zu lassen, obwohl er die Macht hatte, ihn zu heilen. Er war Arzt. Selbst wenn andere seines Berufes es altmodisch fanden, er hatte immer noch den Eid des Hippokrates geschworen. Nicht – so bildete er sich ein – als Zauberereid, sondern als eine Art Ehrenkodex für seinen Beruf. Etwas in der Unterhaltung hatte ihn daran erinnert, obwohl er nicht sicher war, was. Vielleicht hatte nur ein anderes Thema, das mit dem alten Mann zu diskutieren war, ihn zur Besinnung gebracht. Er stürzte in die Krankenstation und fand sie leer vor, was für sein Vorhaben vorteilhaft war. Er ging weiter zum Privatraum und betrat ihn ohne Anklopfen. Zu seiner Überraschung fand er Severus Snape neben dem Bett vor, wie er – so nahm er an – seine Schicht absolvierte. Dieser stand bei seinem abrupten Eintreten alarmiert auf, entspannte sich jedoch, als er sah, wen er vor sich hatte.

„Haben Sie sich verlaufen, Mr. Barnes?"

„Nein. Ich will mit Albus Dumbledore sprechen."

Snape hob eine Augenbraue. War der Mann in den letzten Tagen komplett aus dem Gleichgewicht geraten? Erkannte er nicht, dass er nicht mit Albus reden konnte? Er öffnete den Mund, um höflich – höflich auf seine Art – zu erklären, dass Albus im Koma lag, als David Barnes seinen Zauberstab zog.

Severus nun komplett ignorierend, deutete David damit auf Albus.

„Ich, Harry Potter, erlöse hiermit Albus Dumbledore von allen Bedingungen des Zauberereides, den er vor sechzehn Jahren geschworen hat, und vergebe ihm alle Verstöße gegen den Eid."

Severus' Augen weiteten sich. Er griff nach den Armlehnen seines Stuhles und setzte sich langsam, mit starrem Blick auf den Mann vor sich. Einen Moment später war er sogar noch überraschter, als ein Magiestrom durch das Zimmer floss. Der andere Mann im Raum ignorierte ihn weiterhin, als er das Hemd des Direktors aufknöpfelte und seine Hände auf die gealterte Haut legte, genau wo das Herz lag. Er schloss die Augen und begann, etwas Unverständliches zu murmeln. Severus hörte sorgfältig zu und hörte, wie er Dinge sagte, die anscheinend von Heilzaubern abgeleitet waren, doch ihm waren sie nicht bekannt. Dann, genau so plötzlich wie er gekommen war, verließ David Barnes den Raum und ließ Severus mit der Frage zurück, ob er sich das alles eben nur eingebildet hatte. Als Zeugnis für die merkwürdigen Ereignisse, die gerade passiert waren, öffnete Albus Dumbledore jedoch langsam die Augen.

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Hermione eilte vom Mittagessen zur Krankenstation, um Severus von seiner Schicht abzulösen, damit er zu seinem Unterricht gehen konnte. Sie betrat den Raum und blieb kerzengerade stehen, als sie das Geschehen vor sich sah. Drei Spezialisten vom St. Mungos und Madame Pomfrey standen um das Bett herum und Severus stand daneben mit einem vollkommen fassungslosen Blick.

Hermione fürchtete das schlimmste, als sie sich langsam näherte und ihr Verstand die Worte umsetzte, die gesprochen wurden.

„... unerwartet. Ich habe noch nie etwas wie das hier gesehen", sagte die Frau, die sie als eine der Herzspezialisten von St. Mungos erkannte.

„Mr. Snape, es würde sehr helfen, wenn Sie uns erzählen würden, was passiert ist", sagte ein Mann ungeduldig.

Snape sah immer noch zu geschockt aus, um zu reden, und schüttelte nur schweigend den Kopf. Plötzlich war eine sehr willkommene Stimme über all dem Gerede zu hören. „Was am meisten zählt, ist nicht, wie es gemacht worden ist, sondern dass es gemacht worden ist, meine guten Freunde. Dürfte ich einfach erfahren, wie es derzeit um meine Schule steht, und das hier in den Hintergrund stellen?"

Hermione schob einen der Doktoren beiseite, umarmte Albus Dumbledore heftig und begann, vor Erleichterung zu schluchzen.

Zehn Minuten später waren die Spezialisten nicht weitergekommen und waren schließlich genauso wie Madame Pomfrey gegangen. Die Krankenschwester konnte außer der persönlichen Besorgnis um Albus keinen anderen Grund finden, ihn dort zu behalten. Severus und Hermione blieben beim Direktor. Albus drehte sich zu Severus. „Könntest du mir bitte erklären, was passiert ist?"

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Courtney saß in Kräuterkunde, jedoch völlig abgelenkt durch die Handlungen ihres Vaters. Er war nicht zurückgekehrt, bevor das Mittagessen vorbei war, deshalb waren sie und Amelia einfach zum Unterricht gegangen. Courtney lud Amelia zum Abendessen ein und gab ihre Hoffnung zum Ausdruck, dann eine Erklärung für dieses unerhört großzügige Angebot ihres Vaters zu bekommen.

Professor Longbottom bemerkte Courtney Barnes' Unaufmerksamkeit, ließ es jedoch durchgehen, in Anbetracht der Tatsache, dass es das erste Mal seit dem Tod ihrer Mutter war, dass sie am Unterricht teilnahm.

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Severus blinzelte und war sichtlich überrascht über die Bitte, doch Hermiones Hirn arbeitete auf Hochtouren. „Er ... er ... muss ihn von dem Eid entbunden haben!" platzte sie heraus.

Beide Männer sahen sie überrascht an und sie wurde rot.

Albus kicherte. „Wann hast du die Wahrheit herausgefunden?" fragte er.

„Erst vor ein paar Tagen. Wie und wann hast du es herausgefunden?"

„Als Severus mir offenbart hat, dass Courtney Barnes ein Parselmund ist."

Hermiones Augenbrauen zogen sich zusammen. Das hatte sie mit Sicherheit nicht gewusst.

Severus schaffte es, ihnen zu erzählen, was passiert war, und kehrte dann in seine Kerker zurück, um über die Ereignisse nachzugrübeln.

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David wanderte stundenlang nachdenklich durch das Schloss. Er hatte Albus von dem Eid erlöst, und somit auch den Rest des Lehrerkollegiums von Hogwarts – außer Sirius. Und er selbst hatte sich Snape offenbart. Wahrscheinlich war es nicht das Schlaueste gewesen, was er an diesem Tag gemacht hatte, aber ...

Er hörte Schritte hinter sich und drehte sich um, nur um einen sehr verwirrten Sirius Black vor sich zu finden. „Mr. Barnes, kann ich Ihnen helfen? Haben Sie sich verlaufen?"

David schüttelte den Kopf. Sirius sah ihn einen Moment an und sagte dann vorsichtig. „Möchten Sie mit mir etwas trinken gehen, ich habe im Augenblick keinen Unterricht und ich würde gerne mit Ihnen reden."

David zögerte, doch dann nickte er und folgte ihm. Sirius führte ihn in seine Privaträume, die nicht sehr weit entfernt waren. Er schenkte ihm Kürbissaft ein. (Sirius war überrascht über die Auswahl gewesen, er hatte gedacht, der Mann würde sich für ein bisschen stärkeres Getränk entscheiden)

Nach einem unbehaglichen Schweigen begann Sirius endlich zu sprechen. „Wie gehen Sie mit der Sache um?" Er hoffte wider seiner Hoffnung, dass er den Mann damit nicht angreifen würde.

David zuckte mit den Schultern. „Es tut weh. Sehr weh." Stumme Tränen begannen, Davids Wangen hinunterzufließen, als er ein weiteres Mal um seine Frau weinte.

Sirius nickte und sagte zögernd. „Es tut weh. Als Arabella vor zwei Jahren gestorben ist, dachte ich, ich könnte nie wieder ein normales Leben führen. Remus und meine Freunde haben mir durch diese Zeit geholfen."

David sah überrascht auf. Er hatte nicht einmal realisiert, dass Sirius verheiratet gewesen war, noch weniger, dass sie gestorben war. Noch eine Ähnlichkeit mit diesem Mann.

„Es hört nicht auf, David. Man lebt weiter und akzeptiert es, aber man will niemals komplett loslassen. Man erinnert sich immer, und obwohl der Schmerz nachlässt, ist er nach wie vor da."

David nickte abwesend und sagte leise. „Der Tod scheint mich zu verfolgen, immer verspottet er mich, aber nie nimmt er mich."

Sirius war verwirrt von dieser morbiden Aussage, doch er hörte den Schmerz in Davids Stimme. Er musste viele Menschen verloren haben in seinem Leben. Sirius erinnerte sich, dass er sich mehrere Male in seinem Leben genauso gefühlt hatte. Als er sich an Lilys und James' Tod erinnerte, als er Hunderte von Menschen auf dem Kampffeld sterben gesehen hatte, als Arabella gestorben war, und nun verloren sie Albus auch noch.

David stand auf, wobei seine Haltung plötzlich wieder kalt wurde, als ob er gerade erst realisiert hätte, mit wem er redete. Er nickte als Dank und ging ohne ein weiteres Wort. Sirius Black rätselte ein weiteres Mal über das Mysterium David Barnes.

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Courtney betrat die Räume ihres Vaters sofort, nachdem der Unterricht für diesen Tag geendet hatte. „Dad, ich habe Amelia zum Abendessen eingeladen", sagte sie zögernd.

„Gut, ich werde es ihr nämlich erzählen."

„Ihr wovon erzählen?" Courtney wagte nicht zu hoffen, dass er meinte, was sie dachte.

„Von mir."

Courtney rannte zu ihm hinüber und umarmte ihn.

Es klopfte an der Tür und Courtney lief hin, um zu öffnen. Sie hielt die Luft an, als sie sah, dass es nicht Amelia war, sondern stattdessen der Direktor, der wie der Inbegriff von Gesundheit aussah.

„Ah, Courtney, darf ich reinkommen?" Sie nickte nur vor lauter Erstaunen, unfähig, diesen Mann vor ihr mit dem im Koma liegenden Mann in Verbindung zu bringen, von dem ihr heute morgen noch berichtet wurde.

„Mr. Barnes, ich denke, Sie wollten mit mir sprechen?"

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FERTIG! Ich weiß, für so eine kurze Zeit ist das Kapitel ziemlich kurz, aber es ist da! Und sie hat es mit der englischen Version sogar noch geschafft, es vor Neujahr onzubringen. (tja, nur für die Amis, denn wir Deutschen konnten erst Neujahr mitten in der Nacht in diesen Genuss kommen!*g* Oder besser gesagt, wenn man sich nach einer langen Nacht aus dem Bett quält...)

Ich hoffe, dass das nächste Kapitel wieder schneller kommt, denn das letzte hat wirklich etwas lange gedauert, ich glaube zwei Monate oder so...

Danke geht raus an:

AlexBlack5

1234567890

tinkita

Herminethebest

Snuffkin

EvaLuna

Jana

Moonshine88

Sandra

Tatze

Fidi

Pirat

Hexenlady

Belial_Deasthangel

BilboBeutlin