Kapitel 2

„Eine interessante Familie hast du da, luv" sagte William, als sie sich auf die Veranda gesetzt hatten.

„Granny redet manchmal schon von merkwürdigen Dingen, so wie eben, aber sie erzählt auch tolle Geschichten. Allerdings sind die von ihrer Tante noch besser."

„So? Was für Geschichten sind das denn?" wollte William wissen. Insgeheim wettete er ja, dass die Geschichten der alten Damen bestimmt nicht so interessant waren, wie jene, die er erzählen könnte.

„Nun, Granny erzählt meist tragische Liebesgeschichten, während Großtante schöne Gruselstorys zum Besten gibt" antwortete Ann.

William grinste leicht. Wenn er wollte, könnte er glatt eine romantische Gruselstory oder eine gruselige Liebesgeschichte erzählen.

„Warum grinst du?

„Ich hatte nur gerade so einen Gedanken" meinte er.

„Sagst du mir, was für einen?

„Ich habe nur daran gedacht, dass ich vielleicht die ein oder andere gruselige Liebesgeschichte beisteuern könnte" antwortete William.

„Du kennst solche Geschichten?" fragte Ann ihn erstaunt.

„Du würdest staunen" lachte William.

Bevor ihn Ann jedoch weiter danach fragen konnte, kam ihre kleine Schwester auf die Veranda gerannt.

„Schnell kommt rein! Granny will uns eine Geschichte erzählen" rief sie aufgeregt und stürmte schnell wieder ins Haus.

„Komm, luv, dieses Ereignis wollen wir uns nicht entgehen lassen" meinte William, während er aufstand.

„Du willst dir wirklich eine Geschichte von Granny anhören?"

„Selbstverständlich" antwortete er und zog sie hoch.

„Ich sollte dich warnen, Grannys Tante wir auch noch kommen und auch etwas erzählen."

„Darauf freue ich mich schon" sagte William und führte Ann ins Wohnzimmer.

Dort hatten sich alle um die alte Frau versammelt und warteten darauf, dass sie anfing zu erzählen. Das tat sie dann auch, als Ann und Will Platz genommen hatten.

„Dann lasst mich mal überlegen, welche Geschichte ich euch heute erzähle" begann Elizabeth und sah in die Runde. Ihr Blick blieb eine Weile auf William haften.

„Ich glaube, ich weiß auch schon welche Geschichte ich nehme. Aber vielleicht sollte ich doch auf Tante D warten. Die gruseligen Teile kann sie besser erzählen."

„Nein, bitte fang schon an. Tante D kommt doch erst so spät und so lange darf ich doch nicht aufbleiben" bettelte die kleine Allyson.

„Na gut, dann fange ich an, aber beklagt euch nicht, wenn es nicht so gruselig wird.

Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als es noch viele grausame Geschöpfe gab. Die unterschiedlichsten Monster und Dämonen verbreiteten Nachts Angst und Schrecken. In den Großstädten fiel es kaum auf, wenn jemand verschwand und in den Kleinstädten .. nun, man nahm es hin. Die Leute versuchten es zu ignorieren; man sprach einfach nicht über diese seltsamen Vorfälle.

Es gab eine Stadt, in der besonders viele Dämonen ihr Unwesen trieben. Das lag daran, dass sich diese Stadt direkt auf dem Höllenschlund befand." Elizabeth hielt inne und sah zu Willliam.

‚Der Höllenschlund also' dachte er. Will ahnte schon, was für eine Geschichte sie vom Höllenschlund zu hören bekamen.

„Was ist der Höllenschlund?" fragte Allyson. Ohne zu überlegen, antwortete William: „Es ist das Tor zu einer Dämonendimension. Der Höllenschlund zieht das Böse förmlich an. Wenn das Tor geöffnet wird, kommen unzählige Dämonen in diese Welt. Dämonen, die nur eines im Sinn haben: Vernichtung."

Nachdem er von fast allen Campbell-Frauen fragend angeschaut wurde, zuckte er nur mit den Achseln: „Ich kenne eben auch einige Geschichten vom Höllenschlund."

„Darf ich nun weitererzählen? Ja? Gut.
Nun, in dieser Stadt gab es, wie ich schon gesagt habe, besonders viele Dämonen. Dementsprechend hoch war auch die Zahl der Toten und der Vermissten. Eines Tages jedoch änderte sich etwas. Die Zahl der Dämonen ging zurück. Die Kleinstadt hatte, ohne es zu wissen, einen Beschützer bekommen. Ich sollte eher sagen: eine Beschützerin. Es war ein junges Mädchen von 16 Jahren. Bei den Dämonen war sie als „Jägerin" bekannt. Die Jägerin!" Wieder sah Elizabeth zu William. „Kannst du uns auch etwas über die Jägerin sagen?"

„In jeder Generation gibt es eine Auserwählte. Sie allein muss sich den Vampiren, Dämonen und den Mächten der Finsternis stellen. Sie ist die Jägerin. Sie verfügt über unglaubliche Kräfte. Stirbt eine Jägerin, wird die Nächste berufen. Jede Jägerin hat einen Wächter, der ihr beibringt, was sie wissen muss" erklärte William.

„Du kennst dich ja wirklich sehr gut damit aus, William" meinte Elizabeth.

„Ich gebe zu, die Geschichten rund um den Höllenschlund und die Jägerin haben mich schon immer sehr interessiert" antwortete er.

„Weißt du noch mehr über die Jägerin?" wollte Elizabeth dann wissen.

„Die Jägerin am Höllenschlund war etwas besonderes. Sie war nicht nur die einzige Jägerin, die älter als alle anderen wurde, sie war auch die einzige, die Freunde hatte, die sie beim Kampf gegen das Böse unterstützen. Das war wirklich ungewöhnlich für eine Jägerin. Und sie war die einzige, die sich in einen Vampir verliebte. Ok, er hatte eine Seele, was auch sehr ungewöhnlich ist, aber dennoch war er ein Vampir."

„Cool! Granny, erzählst du uns jetzt etwas über die Jägerin und diesen Vampir?" fragte Amber begeistert.