Jetzt kommen wir langsam zum Interessanten Teil...

I

„Fuck!",

fluchte Jill Valentine, als sie die Beretta auf die Ablage pfefferte. Dann nahm sie die Ohrenschützer ab und auch die Schutzbrille. „Du warst auch schon besser.", verkündete Michael Redfield. Jill streckte ihm die Zunge raus und stemmte die Faust in die Hüfte: „Du aber auch." Sie deutete mit einem Nicken auf seine Pappfigur, auf die Michael bisher geschossen hatte. „Tja, ich bin ja auch ein Jahr älter geworden." „Ja gestern ich weiß…armer Senior!", dann griff sie noch mal nach ihrer Beretta und entlud die Waffe. Seit nun fast einem Jahr arbeiteten sie beide für die S.T.A.R.S. Einheit von Raccoon City und sie hatten viele Fälle gelöst. Seit fast einem halben Jahr waren die beiden Partner, sie und Michael. Ihr Blick wanderte zu ihm. Er sah wirklich gut aus. Braunes, kurzes Haar, ein toller Körper mit Muskeln und er hatte sehr breite Schultern. Sie mochte Männer mit breiten Schultern. Der einzige Nachteil: Michael war ihr Partner und ein wenig vertrottelt.

Jill seufzte und schob einen vollen Clip in die Waffe. Dann feuerte sie wieder auf ihren Pappaufsteller und zerfetzte die Mitte innerhalb von weniger als zehn Schüssen. Die letzten zwei feuerte sie auf Michaels Aufsteller. Der junge Polizist nickte bewundernd und wand sich schließlich ab: „Proll!" Jill legte die Waffe nieder und nahm sich das Handtuch, was auf einem Stuhl in der riesigen Halle lag. Dieses legte sie sich um die Schultern und folgte Michael in Richtung Umkleide. Unterwegs kamen sie an Svenja Lopez, einer jungen Polizistin die erst seit kurzem für S.T.A.R.S. arbeitete vorbei. Jill sah mit hochgezogener Braue zu, wie Michael sich umdrehte und ihr nachsah. „Pass auf, sonst fängst du noch an zu sabbern!", meinte Jill ironisch. „Was, nein…denk dir nichts dabei…ich bin kein Spanner!", wehrte Michael ab. Jill lachte abfällig und wand sich nach links: „Bis zum Meeting." „Bye!", Michael wand sich zur Männerumkleide und verschwand darin. „Männer.", murmelnd verschwand auch Jill in ihrer Umkleide.

Michael atmete ein, als er die Umkleide betrat und stellte fest, dass es hier stank, als hätte man einen Menschen Tod hier liegen lassen. Das lag wohl an dem Männerklo, dass er nie benutzte. Und dann waren da noch der Schweiß, die Socken und das Deo! All das roch wie hingekotzt und hingeschissen. Michael fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und atmete aus. Jill machte ihn echt fertig. Sie war sehr sympathisch, aber sie war die einzige die noch nicht mitbekommen hatte, dass Michael sie anziehend fand. Sie war wirklich süß mit ihren Kinnlangen, braunen Haaren, den wunderschönen Augen und dem verdammt „geilen" Körper. Sie hatte alles, was er sich von einer Frau gewünscht hatte. Vor allem Charakter...manchmal sogar zu viel.

Statt sich weiter darüber Gedanken zu machen zog er sein Shirt aus und warf es achtlos in seinen Spind. Dann griff er nach einem anderen Shirt und einen anderen Hose. Als er fertig war, griff er nach seinem Deodorant (er war auch einer von diesen Deo versprühenden Typen, nach denen die Umkleide dann so stank, wie sie eben stank) und sprühte sich ein. Dann verließ er die Umkleide mit dem Waffengurt in der Hand, den er sich daraufhin umlegte. So war er sehr schnell bereit, falls es irgendwas zu tun gab. Heute Abend würde seine Schwester ankommen, also musste er um 19:00 Uhr in seiner Wohnung sein.

Maren hieß sie und sie ähnelte ihm nicht unbedingt. Aber sein Vater hatte rote Haare, während Michaels Mom braunes Haar hatte, wie er. Jill war wohl noch nicht fertig, also verschwendete er keine Zeit damit auf sie zu warten und rannte den Flur in Richtung Cafeteria lang. Er würde sie spätestens beim Briefing heute Abend sehen. Aber dann musste er auch schon wieder weg.

Michael erreichte die Cafeteria und fand dort Thomas Peterson, einen von Michaels Freunden. Eigentlich der einzige Freund den er je gehabt hatte. Die anderen, mit denen er sich verstand, waren meistens Frauen.

Was nicht selten daran lag, dass er sich immer ein Fenster offen hielt. Die Möglichkeit war groß, dass sich eine seiner Freundinnen ja mal in ihn verlieben könnte. Doch das war bisher nicht wirklich passiert. Er hatte auch kaum noch Kontakt zu ihnen, seit sein Job und Jill ihn so forderten. Seine letzte Freundin war eine Kellnerin gewesen und das lag auch schon einiges an Zeit zurück.

„Hey, wo hast du dich mal wieder rumgetrieben?", wollte Thomas wissen. „Hier und dort.", Michael reichte Peterson ein Feuerzeug, als dieser verzweifelt nach einem suchte, um sich die Zigarette anzustecken, die er sich in den Mund geschoben hatte. Die meiste Zeit kaute er nur auf Zigaretten rum, so wie manche es mit Zahnstochern taten. Doch dann und wann zündete Thomas auch mal eine an. Michael selbst rauchte nicht, aber er trug dieses Feuerzeug mit sich rum, seit er fünf war. Damals hatte er es von seinem Großvater bekommen, der kurz darauf im Krieg ums Leben gekommen war. Nachdem Thomas sich die Zigarette angezündet hatte, steckte Michael das Feuerzeug wieder weg und antwortete auf die Frage: „Ich war mit Valentine am Schießstand!" Zwischen Thomas Brauen stieg eine steile Falte in die Höhe: „Nicht gerade der Ort, an dem man eine Frau rumkriegt!" „Das hatte ich auch nicht versucht!", wehrte Michael, einwenig zu eifrig um es noch echt wirken zu lassen, ab.

Thomas nickte und entließ den Rauch durch seine „Nüstern", die er immer aufblähte wie ein Pferd. Deswegen auch der Spitzname Nüsterman! Michael grinste bei dem Gedanken an diesen Spitznamen und war zum ersten Mal richtig froh, dass sein einziger Spitzname Mika war. Natürlich gab es da noch einige, nicht erwähnenswerte, Anreden. Doch Michael hasste es, so angesprochen zu werden. Also beließ er es lieber dabei und regte sich nie groß darüber auf. Und es war auch besser so, dass keiner diese Spitznamen wusste, sonst müsste Michael seinen steilen Aufstieg in der Karriereleiter wohl mit Toten pflastern müssen.

Er hörte ein Geräusch, dass wie von Absatzschuhen klang, doch als er den Kopf hob, sah er nur Svenja Lopez und nicht die Frau, die er erwartet hatte. Jill ließ ihn wirklich zappeln. Klar, Svenja war auch nicht ohne. Tolles, langes, blondes Haar, zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit einer tollen Figur. Und doch war etwas in Jill was sie reizvoller machte. Sie war…er wusste nicht was sie war, aber er wusste, dass er sie mochte. Und er wusste, dass seine Wünsche aussichtslos waren. Sie war keineswegs an ihm interessiert und es machte ihn verdammt fertig. Und das er es sich nie verzeihen würde, wenn ihr etwas geschah! „Was machen wir jetzt?", fragte Thomas. Michael zuckte mit den Schultern und sah auf die Armbanduhr: „Wir haben noch eine Dreiviertelstunde!"

„Bis was?"

„Bis zum Meeting!"

Thomas nickte registrierend und hielt plötzlich inne: „Valentine!" Michael fuhr in seiner Position herum und verlor das Gleichgewicht. Sein Stuhl, auf dem er bisher gewippt hatte, machte sich selbstständig und flog nach hinten. Und Michael landete genau zwischen Jills Beinen. Und zu seinem (Un)Glück trug sie einen kurzen Rock, der ihm den Blick auf ein rotes Höschen freigab. Michael schloss, um nicht als Spanner abgestempelt zu werden und um sich das Verhältnis zu Jill nicht zu zerstören, die Augen und setzte sich auf. Sein blick fiel auf Thomas, der sich vor Lachen kugelt. Dann blickte Michael auf und sah in Jills hübsches Gesicht. Sie grinste ihn schief an und meinte: „Wie ist die Luft da unten?"

„Nicht so gut, wie der Ausblick!", konterte der junge Polizist und war somit in das wohl fetteste Fettnäpfchen der Welt getreten. Doch Jill reagierte, zu seinem Glück, ganz anders. Statt ihn zu schlagen (oder zu treten oder zu skalpieren oder abzuschlachten...Michaels Verstand malte sich den verrücktesten Kram in diesem Moment aus), grinste sie sie weiter: „Schön das es dir gefällt!"

Michael erhob sich, glücklich darüber, das Jill nicht darauf einging. „Gehen wir!", Jill hakte sich bei Michael unter. Wow, dachte er, viell…au! Während sie ihn aus der Cafeteria führte, kniff sie ihm in den Unterarm. Das war einer der Punkte den er auf seiner langen Wie-kill-ich-Michael-Liste vergessen hatte. Und das tat sie solange, bis sie den Raum erreicht hatten, wo das S.T.A.R.S. Meeting stattfand. „Autsch!", meinte Michael und reib sich den Arm an der Stelle, wo sich mittlerweile ein blauer Fleck bildete.

Jill lächelte und öffnete die Tür. Dort saßen bereits einige. John McCartney, Samantha O'Connor die Sanitäterin, Alexander Thompson der Pilot und Maximilan John Sanders, der Waffenexperte von S.T.A.R.S. Jill trat ein und ging sofort zu ihrem Platz, würdigte Michael keines Blickes. Das versetzte dem jungen Polizisten ein Stich ins Herz. Das kränkte ihn, mehr als er jemals zugeben würde.

Und das nur weil dieser verdammte Peterson ihn so plötzlich überrascht hatte. Er hatte zwar noch eine halbe Stunde, bis das Meeting begann, also ließ er sich auf seinem Platz neben Jill nieder und sah sich den Ordner an. So könnte er sich beschäftigen. „ Hey Redfield!", Michael sah zur Seite und blickte zu Samantha O'Connor: „Was ist?" „Was hast du angestellt!", wollte die Sanitäterin von ihm wissen. „Gar nichts!", konterte er mit dem typischen Ich-will-nicht-darüber-reden-Blick. Als er sich wieder umdrehte lag auf seinem Ordner ein weißer Zettel. Michael zog die Brauen zusammen und stellte fest, dass er von Jill war. Das erkannte er an ihrer Handschrift: „Schuldgefühle!"

Daneben war ein kleiner Smile der ihn angrinste (). Der junge RPD Polizist blickte nach rechts und sah in ihr lächelndes Gesicht. Doch anstatt direkt drauf einzugehen schrieb er mit seiner, etwas fahrigen Schrift darunter: „Türlich! Du kannst heute ja mit zu mir, dann lernst du meine Schwester kennen." Und während er ihr den Zettel zurückreichte, kam er sich vor wie ein Schüler an der High School. Kurz darauf kam der Zettel zurück: „Gerne, dann seh ich nach der Schicht ja (zum ersten Mal lü) deine Wohnung!" Wow, unser erstes Date, dachte Michael, ich denk ja schon wie ein Teeny. Ein kalter Schauer durchfuhr ihm, als ihm klar wurde, dass er sich seit der High School kaum verändert hatte. Außer vielleicht äußerlich. Aber war noch derselbe wie damals.

Dann wand er sich direkt an sie: „Was steht heute an der Tagesordnung?" Sie zuckte daraufhin nur mit den Schultern und tippte auf den kleinen weißen Zettel. Michael seufzte und schieb dieselben Worte noch mal auf. Dann reichte er Jill das Stück Papier. Als Antwort kam ein kurzes: „Zettel voll." Noch fünfundzwanzig Minuten bis zum Meeting.

Er war wirklich gut in der Zeit. Diese Lieferung sollte eigentlich erst um 19:00 Uhr in Raccoon City sein, aber er würde schaffen. Viel früher schaffen! Es war nämlich erst kurz nach drei. Und das lag daran, dass William Sham sich kaum Pausen gegönnt hatte. Auf seinem Schoß lag eins dieser Schmuddelheftchen mit den nackten Frauen und auf der Ablagen lag eine lehre Kanne Kaffee. Beides tat sein besten um ihm wach zu halten. Und bisher war es ihm gelungen, auch wenn er verdammt müde war. Er war wirklich gut, das würde ihm verdammt noch mal eine Gehaltserhöhung bringen. Und zwar mindestens zwanzig Prozent. Fuck war er gut! Sein Blick fiel wieder auf das Heft und er besah sich die Vorteile irgend so einer Schlampe genauer. Aus dem Radio plärrte irgend so ein Scheißsong, von irgend so einer aufgeblasenen Scheißpute! Er hatte nichts gegen Frauen, er liebte sie. Aber er war voll gegen Gleichberechtigung und Bevorzugung. Männer waren, seiner Meinung nach, die besseren und überlegenden. Das stand sogar in der Bibel. Und was in der Bibel stand wurde von ihm geachtet, außer die Sache mit dem Ehebrechen und dem begehren des Nächsten Weibs achtete er nicht so. (Er hatte beides gebrochen)

William pfiff mit und begann auf und ab zu wippen. Verdammt, dieser Song war gut. Seit er diesen Job hatte, hatte man ihm einen Lieferwagen zu gewiesen, der weiß Gott bessere Jahre hinter sich hatte. Und diesen fuhr er seit nun mehr als fünfundzwanzig Jahren. Doch diese Umbrellatypen hatten darauf bestanden, dass er ihren Truck nahm und sich die Lieferung nicht ansehen solle. Als würde ihn so eine Lieferung interessieren, aber so wie es sich angehört hatte, war dort irgendeine Flüssigkeit. Wahrscheinlich irgendein Gift. All diese großen Firmen hatten doch Dreck am Stecken. Davon war William überzeugt.

Doch jetzt ging es ihm um den Truck. Und dieser Truck war genial. Woher auch immer diese Arschkriecher so viel Geld hatten, er genoss es für sie zu arbeiten. Der Wagen war voll aus gestattet, mit Aschenbecher, CD-Radio, Massage Sessel, Klimaanlage, Beleuchtung, einer Kaffeemaschine und sogar einem kleinen Kühlschrank. Die Scheibe vor ihm war Steinschlagsicher und die Türen ließen sich nicht von außen öffnen wenn der Motor lief. Was William allerdings weniger interessierte war, der Bordcomputer, der in dem Moment anfing zu piepsen. William sah noch die Gestalt eines Rehs, ehe er erschrocken das Lenkrad herum riss. Er hatte seit Tagen nicht geschlafen und reagierte überempfindlich. Und das war sein Fehler.

Er hätte weiterfahren können, denn der Truck hätte dieses Reh ohne Probleme genommen. Doch jetzt bretterte er volle Kanne in den Wald hinein. Und dabei war er nur hundert Meter von Raccoon City entfernt. Allerdings machte er sich keine großen Sorgen, denn die Scheibe hielt die kleinen Äste auf und so bretterte er, zwar mit Bremse in den Wald hinein. Das war auch ein Fehler, denn der Anhänger überschlug sich und der Tank riss auf. Mit dem Anhänger überschlug sich auch der Truck, kam aber wieder zum stehen. William atmete aus, als er sah, wovor er gehalten hatte. Vor ihm stand ein riesiger Baum, dessen Äste den Umfang eines Bizepses hatten. Allerdings war es seltsam, dass das berstende Geräusch nicht nachließ. Und schließlich machte er die Quelle aus.

Der Tank war zwar aufgerissen und die Flüssigkeit verteilte sich auf dem Boden, was eine verdammteSauerei anrichtete, denn wo die Flüssigkeit auf Waldboden trafzischte es bedrohlich und Rauchkringel stiegen in die Höhe.Und zu allem Überfluss rollteder Tanknoch weiter, direkt auf ihn zu. „Fuck!", murmelnd wurde er mit dem Truck weiter gerissen und hielt erst, als der Ast, der ihn direkt anstarrte durch seinen Brustkorb schoss. Scheiß Umbrella, dachte William, ehe er starb. Ganz knapp vor Raccoon City und vor seiner Gehaltserhöhung.

Fortsetzung folgt: