Als James am nächsten Morgen aufwachte, wunderte er sich, warum sein Gesicht und sein Kopfkissen so nass waren. Er schlug die Augen auf und in diesem Moment tropfte ihm etwas ins Auge. Er setzte sich abrupt auf und hörte Sirius neben sich lachen. Er drehte den Kopf zu ihm und sah ihn an. Sirius lag auf seinem Bett und hielt sich vor lachen den Bauch. James griff nach seiner Brille und sah nach oben zur Decke von seinem Bett, wo dieses tropfen herkam. Dort hing ein unzerstörbarer Ballon, in dem eine Art Nadel steckte und mit Wasser gefüllt war. An dieser Nadel lief langsam aber stetig das Wasser hinunter und sammelte sich am Ende der Nadel, wo es als Tropfen auf ihn herunter fiel. Gerade in dem Moment, als James nach oben sah, fiel ihm ein Tropfen auf die Brille. Er sprang aus dem Bett und stürzte sich auf Sirius. Es begann ein wildes Gerangel auf Sirius Bett, was damit endete, dass beide vom Bett auf den Boden fielen und zur gleichen Zeit „Aua" riefen. Remus konnte sich vor lachen nicht mehr halten und fiel rücklings auf sein Bett. Sirius und James sahen sich an und stimmten in das Lachen von Remus mit ein.
Peter sah ihnen mit gemischten Gefühlen dabei zu. Er hoffte inständig, dass sie sein Geheimnis, was er seit den Ferien hatte, niemals herausfinden würden. Aber solange er immer bei Remus seinen Verwandlungen dabei war, so dass keiner von ihnen mitbekam, wo er sich in der Zeit, wenn er nicht mit ihnen zusammen ist, herumtreibt. Sie sollten es auf keinen Fall erfahren, dass er sich mit Malfoy und einigen anderen Slytherins in den Kerkern traf. Er hatte Angst, wenn sie es jemals herausfinden würden, dass wusste er mit Sicherheit, würden sie ihn bis an sein Lebensende hassen. Er schwor sich, dass er aufpassen würde, damit sie es nie erfahren würden. Also begann er mit einem gekünsteltem Lachen, bei ihnen mit einzustimmen.
Als sie sich wieder beruhigt hatten, zogen sie sich an und gingen nacheinander ins Bad. Peter war als letzter fertig und so warteten sie auf ihn, damit sie alle gemeinsam zum Frühstück gehen konnten.
„Pete, wo bleibst du? Was machst du so lange da drin? Nimmst du im Waschbecken ein Bad oder was?" fragte Sirius lachend.
„Komm ja schon." quickte Peter und kam aus dem Bad.
„Na endlich." stöhnte Sirius und sie verließen zusammen den Schlafsaal, um hinunter in den Gemeinschaftsraum zu gehen.
Dort wartete schon Jessi auf sie. Remus ging auf sie zu und begrüßte sie mit einem Kuss.
„Hey, ich verhungere, können wir endlich frühstücken gehen?" fragte Sirius ungeduldig.
„Wann verhungerst du mal nicht?" fragte Remus und alle lachten
Sie verließen lachend den Gemeinschaftsraum und gingen zur Großen Halle. Dort setzten sie sich an den Gryffindor Tisch, nur Peter setzte sich etwas abseits von ihnen.
„Hey Pete, warum setzt du dich nicht zu uns?" fragte James verwundert.
„Ich wollte Fletcher noch etwas fragen." antwortete er und ging zum Ende des Tisches, wo jener saß.
„Lass ihn." sagte Sirius und füllte sich einen Haufen auf den Teller.
„Wenn ich nicht wüsste, dass das bei dir normal ist, so eine Menge zu essen, würde ich sagen, du hast einen Bandwurm, den du füttern musst." sagte Jessi und schüttelte über Sirius den Kopf.
Sirius hielt mitten in der Bewegung, seinen Löffel mit Flakes in den Mund zu stecken, an und sah sie, genauso wie Remus und James verdattert an.
„Was ist bitte schön ein Bandwurm?" fragte James erstaunt.
„Na ein Wurm eben, der an einem Band hängt." versuchte Sirius es mit einer Erklärung und grinste.
Jessi schüttelte lachend den Kopf und begann ihnen zu erklären, was ein Bandwurm ist.
„Ach so, sag das doch gleich. Du meinst einen Hoxeligamba." sagte Sirius daraufhin und aß weiter.
Jessi sah ihn fragend an. „Ein was?" fragte sie verdattert.
„Na bei euch heißt es Wurmband oder so." erklärte Sirius.
„Bandwurm." berichtigte Jessi ihn und fing wieder an zu lachen.
„Dann eben der." sagte Sirius und füllte sich noch etwas auf seinen Teller.
„Jessi, wann wolltest du zu Lily?" fragte Remus.
„Gleich nach dem Frühstück." antwortete sie.
„Wir begleiten dich." sagte James und die anderen beiden nickten.
Nach dem sie zu Ende gefrühstückt hatten, standen sie auf und verließen die Große Halle. Als sie vor der Tür vom Krankenflügel standen, atmete Jessi noch einmal tief durch und klopfte an die Tür. „Herein" hörten sie Madame Pomfreys Stimme, sie öffnete die Tür und trat, gefolgt von den Maraudern ein. Jessi sah zu Lily hinüber und erschrak, wie sie ihre Freundin sah. Lily saß aufrecht in ihrem Bett und sah ihnen entgegen. Jessi riss sich zusammen und ging auf ihre Freundin zu. Als sie bei ihr ankam, sah Lily sie mit einem traurigen und verzweifelten Blick an, so dass Jessi sie tröstend in den Arm nahm.
„Jessi, warum meine Eltern? Warum?" flüsterte sie und Tränen liefen ihre Wangen herunter.
„Lil, ich weiß es nicht, niemand weiß, warum die Todesser so etwas tun." flüsterte sie zurück und auch ihr standen Tränen in den Augen.
James sah die beiden Mädchen an. Wie kann ich ihr bloß helfen, damit sie wieder fröhlicher und glücklicher ist, es muss doch einen Weg geben, ihr irgendwie zu helfen. Ich werde nachher mal mit Remus und Sirius darüber reden, vielleicht fällt ihnen etwas ein, wie wir ihr helfen können. dachte er.
Jessi löste langsam die Umarmung und setzte sich auf die Bettkante von Lilys Bett. Remus stellte sich, ebenso wie James und Sirius, neben Jessi. Als James den Ausdruck in Lilys Augen sah, zog sich sein Magen zusammen und er beschloss, ihr zu helfen, damit sie irgendwann wieder lachen konnte.
„Guten Morgen Miss Evans." hörten sie plötzlich die Stimme von Professor Dumbledore.
„Guten Morgen Professor." sagte Lily und versuchte zu lächeln, was aber schon im Ansatz misslang.
„Madame Pomfrey teilte mir mit, dass sie den Wunsch geäußert hätten, ihre Eltern im St.- Mungos zu besuchen." sagte er und sah sie mit seinen sanften blauen Augen über seine halbmondförmige Brille hinweg an.
„Ja Professor, da mir niemand sagen kann, ob sie ihre schweren Verletzungen überleben werden, möchte ich sie noch einmal sehen, um mich wenigsten von ihnen Verabschieden zu können, falls sie…" Lily konnte nicht weiter sprechen, da ihre Kehle mit einem Mal, wie zugeschnürt war.
Dumbledore sah sie mitfühlend an und stand auf. „Ich werde mal sehen, was ich tun kann." sagte er und ging zu Madame Pomfreys Büro.
Bei den Worten von Lily, lief Jessi eine Gänsehaut über den Rücken. Sie nahm tröstend Lilys Hand. „Lily, willst du dir das wirklich zumuten?" fragte sie vorsichtig.
„Jessi, wie du weißt, wäre es für mich nicht das erste Mal, einen Menschen sterben zu sehen. Damals konnte ich mich nicht von Kai verabschieden, aber wenn es so sein sollte, dass meine Eltern ihre Verletzungen nicht überleben, möchte ich wenigstens die Chance haben, mich von ihnen verabschieden zu können." sagte Lily mit einer ruhigen Stimme, die ihr irgendwie nicht zu gehören schien.
James und Sirius sahen bei diesen Worten von Lily, zu Jessi und Remus. Beide nickten kaum merklich zu.
Lily sank langsam zurück in ihr Kissen und schloss erschöpft ihre Augen.
Professor Dumbledore kam wieder, gefolgt von Madame Pomfrey aus deren Büro.Lily öffnete ihre Augen und sah ihm erwartungsvoll entgegen.
Er setzte sich neben Lilys Bett auf einen Stuhl und sagte beruhigend: „Miss Evans, ich habe gerade mit Heiler Stone vom St.- Mungos gesprochen. Ihre Eltern sind außer Lebensgefahr und auf dem Weg zur Besserung. Wenn sie es immer noch wünschen, sie zu besuchen, werde ich alles Nötige in die Wege leiten."
Jessi sah seit langem, das erste Lächeln in Lilys Gesicht.
„Professor, wann kann ich sie besuchen?" fragte Lily und in ihrer Stimme schwang Erleichterung mit.
„Ich würde sagen, wenn Madame Pomfrey nichts dagegen einzuwenden hat und es ihnen soweit gut geht, könnten sie ihre Eltern, nach Auskunft von Dr. Stone, heute Nachmittag besuchen." sagte Dumbledore und sah fragend zu Madame Pomfrey.
Diese nickte. „Ich werde Miss Evans noch einmal gründlich untersuchen und ihr eine Kombination aus mehreren Tränken verabreichen. Dann sollte es möglich sein." erklärte sie Dumbledore. „Ich bin aber der Meinung, Miss Evans sollte in Begleitung zum St.- Mungos reisen." fügte sie noch hinzu.
„Wir werden sie ins St.- Mungos begleiten." sagte Remus und zeigte auf James, Sirius, Jessi und sich.
„Gut, dann wäre das also geklärt." stellte Dumbledore fest und stand auf. „Ich habe noch einiges zu tun und sie sollten sich noch etwas ausruhen, bevor sie ihre Eltern im St.- Mugos besuchen." fügte er an Lily gewandt hinzu und verließ, nachdem sie zugestimmt hatte, den Krankenflügel.
„Ich möchte sie nun bitten zu gehen, damit ich Miss Evans untersuchen und sie sich anschließend ausruhen kann." sagte Madame Pomfrey.
Jessi und die anderen nickten. Jessi drückte noch einmal kurz Lilys Hand. „Bis nachher." flüsterte sie ihr zu und verließ dann, gefolgt von den Maraudern den Krankenflügel.
Vor der Tür, nachdem Remus sie wieder geschlossen hatte, sahen James und Sirius Jessi fragend an. Sie schüttelte nur den Kopf und sagte: „Lasst uns zum Mittagessen gehen."
Sie gingen den langen Gang entlang und die Treppe hinunter, die zur Eingangshalle führte und in die Große Halle, wo sie sich an das Ende von Gryffindore Tisch setzten.
Jessi bemerkte Sirius Blick und fragte: „Was ist?"
„Ähm.. nun ja, eben beim Krankenflügel konnte ich dich nicht fragen, aber wer ist Kai und was hat es damit zu tun, dass Lily sich nicht von ihm verabschieden konnte?" fragte er sie vorsichtig und James nickte bestätigend.
„Jetzt nicht! Wir können nachher zum See gehen, wo uns niemand anderes hören kann." sagte sie und Remus nickte.
Nach dem Mittagessen gingen sie hinaus zum See und setzten sich unter die alte Buche.
„Nur gut, das die Sonne scheint, sonst wäre es empfindlich kalt. James, es wundert mich, dass du nichts von deinem Vater erfahren hast, was vor zwei Jahren passiert ist." sagte Jessi.
James sah sie erstaunt an. „Wieso? Was hat mein Vater denn damit zu tun?" fragte er verwundert.
„Ganz einfach, dein Vater war damals bei dem Einsatz in Little Winging dabei, denn er was es, der Lily gefragt hatte, ob sie Miss Evans wäre, die nach Hogwarts gehen würde." erklärte Jessi ihm.
„Und woher weißt du dass das es mein Vater war?" fragte James perplex.
„Weil ich es weiß. Lily erzählte mir, dass sie ein Mann mit verstrubbelten Haaren angesprochen hätte. Außerdem arbeitet dein Vater mit dem Patenonkel von Lily in derselben Abteilung beim Ministerium." sagte Jessi schmunzelnd, über das verdatterte Gesicht von James.
Sirius der genauso wie James und Remus, Jessi mit offenem Mund angestarrt hatte, fing sich als erster.
„Lilys Patenonkel ist ein Zauberer?" fragte er fassungslos.
„Ja, was ist denn so ungewöhnlich daran?" fragte Jessi, als wenn es das normalste von der Welt wäre.
„Aber… aber Lily ist eine Muggelgeborene." stellte Sirius fest.
„Ja und?" fragte Jessi.
„Wie heißt denn der Patenonkel von Lily?" fragte Remus.
„Aron Shackleboth. Und um eure nächste Frage zu beantworten, er ging zusammen mit Lilys Vater zur Grundschule und seit dieser Zeit, sind sie miteinander befreundet." erklärte Jessi und fing an über die verdutzten Gesichter der Jungs zu lachen.
„Du hast Recht, er arbeitet mit meinem Vater in derselben Abteilung und sein Sohn Kingsley hat letztes Jahr seinen Abschluss in Hogwarts gemacht." sagte James nachdenklich.
„James, ich kann mich daran erinnern, dass dein Vater vor zwei Jahren etwas von einem Überfall in Little Winging erzählt hat." erinnerte sich Sirius.
„Stimmt, er hatte erzählt, dass ein Mädchen und ein junger Mann, von Todessern überfallen und gequält wurden und als sie auftauchten, apparierten sie." sagte James. „Aber was hat das ganze mit Lily zu tun?" fügte er fragend hinzu.
Remus sah ihn betroffen an. „Dieses Mädchen bei dem Überfall, war Lily!" sagte er mit belegter Stimme.
„Waaaaasssss? Das war Lily?" schrie Sirius entsetzt.
„Shhhh… Sirius, schrei nicht so!" fuhr ihn Jessi an.
„T´schuldigung!" sagte er kleinlaut.
„Das war Lily? Und wer war der junge Mann?" fragte James mit einer Stimme, die etwas seltsam klang, als wenn er fragen wollte, war das ihr Freund.
„Kai Brosley ist oder vielmehr war, ihr Cousin." Antwortete Jessi und schluckte, da ihr ihre Kehle mit einem Mal, wie ausgetrocknet vor kam.
Remus nahm sie beruhigend in den Arm und sie sah ihn dankbar an.
„Ihr Cousin? Und wieso war?" fragte Sirius.
„Mann bist du ein Idiot!" stellte James fest und schüttelte den Kopf.
Sirius sah seinen Freund böse an und danach wieder fragend zu Jessi.
„Weil er tot ist und Lily musste alles Mitansehen, wie die Todesser ihn mit Flüchen gequält haben, bis er starb!" sagte Jessi schluchzend.
Remus strich ihr beruhigend über den Rücken und sah Sirius vorwurfsvoll an. Dieser schluckte und sagte: „Jessi, entschuldige, aber wie sollte ich das wissen."
„Schon gut." sagte sie, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
„Erzählt ihr es uns?" fragte James mit einer ernsten Stimme und sah Jessi und Remus dabei an.
Jessi sah Remus fragend an und dieser nickte. „Also gut, aber ihr müsst schwören, es niemanden zu sagen, auch Lily darf nichts davon erfahren, dass ihr es wisst." sagte sie und als beide nickten erzählte sie ihnen, was Lily vor zwei Jahren durchgemacht hat. Nachdem sie die Erzählung beendet hatte, saßen zwei geschockt aussehende Jungen vor ihr und sahen sie entsetzt an.
Remus hatte Jessi unterdessen wieder tröstend in den Arm genommen, da sie bei der Erinnerung, wie Lily aussah, als sie es Dumbledore erzählen musste, angefangen hatte zu weinen.
„Jetzt wisst ihr alles, ich hoffe, ihr versteht warum Jessi und ich Lily schwören mussten, niemanden etwas davon zu erzählen." sagte Remus zu seinen beiden Freunden.
„Schwört, dass ihr niemanden etwas erzählt. Auch Lily gegenüber nicht erwähnt, dass ihr es wisst." sagte Jessi eindringlich, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
James und Sirius nickten und legten den Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand auf ihr Herz und sagten gleichzeitig: „Ich schwöre bei meiner Marauder Ehre, dass ich niemanden etwas über das so eben gehörte, sagen oder erzählen werde." Sie feuchteten ihre Finger an und hielten sie danach hoch. „Ich schwöre."
Jessi nickte beruhigt und stand auf. „Kommt, ich glaube es wird Zeit zu Lily in den Krankenflügel zu gehen." sagte sie und strich ihre Robe glatt.
Auch James, Sirius und Remus standen auf und gemeinsam gingen sie mit Jessi hoch zum Schloss.
So das war Kapitel 13, das nächste kommt auch bald.
küsschen
Brchen
