Silver Snake: Danke! Ich freue mich immer, wenn es dir gefällt! In diesem Kapitelchen gehts nicht ganz so heiß her, jetzt müssen die beiden (bzw Draco) sich erst einmal ihrer Gefühle klar werden. Viel Arbeit für Blaise! ;-)
Iria-chan88: Danke für dein Review! Ja, Slughorn unterrichtet normalerweise Zaubertränke, und im ersten Chap war das auch noch so, aber dann habe ich es versehentlich vertauscht und es ist mir zu spät aufgefallen. Jetzt lasse ich es so, um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften...
Viel Spaß beim nächsten Kapitel:
Hogsmeade
Malfoy öffnete die Tür eines Klassenzimmers, der klassische Ort für private Gespräche, und ging herein. Ron folgte ihm, immer noch ungläubig über das, was er tat. Er folgte Malfoy freiwillig in ein leeres Klassenzimmer, wenn da mal keine Prellungen garantiert waren... obwohl Malfoy sich bis jetzt immer nur mit Harry geprügelt hatte, warum auch immer.
„Was ist jetzt? Du hast fünf Minuten umsonst, heute habe ich meinen gnädigen Tag", spöttelte Malfoy.
Ron versuchte, nicht zu wütend zu klingen. „Was glaubst du, hat Harry mir brühwarm erzählt?"
„Wie bitte?"
„Du weißt genau, wovon ich spreche! Von heute morgen... unter der Eiche!", fügte er hinzu, als Malfoys Gesicht sich verdunkelte.
„Na, das weißt du doch wohl selber. Willst du jetzt noch einmal von mir hören, ob es stimmt? Seit wann vertraust du deinem Goldjungen nicht mehr?"
Ron keifte ihn nun doch an. „ICH vertraue ihm. Ich muss es nur wissen..."
„Heißt das, du hast keine Ahnung?"
Ron wurde rot. „Seit wann bist du so begriffsstutzig?", fragte er.
„Schau mal einer an! Das kleine Wiesel wird angriffslustig! Aber eins musst du mir noch verraten, bevor ich dieses Gespräch beende..."
„Du sollst mir etwas verraten!", verteidigte sich Ron. Er hatte es ja gleich gewusst, mit Malfoy zu reden, da konnte nichts Gutes bei rauskommen.
„Warum hast du das heute morgen durch die Halle geschrieen?"
„Weil meine Brüder mich provoziert haben!"
„Nein, ich meine, wieso hast du dir so etwas überhaupt vorgestellt, wenn du keine Ahnung... Also, warum?"
„Du meinst, dich und Harry?", fragte Ron, um Zeit zu schinden. Ihm musste erst mal etwas klar werden. Das, was Harry ihm angeblich erzählt hatte, musste etwas mit den beiden zu tun haben, denn Malfoy dachte, aufgrund dieser Aussage war er auf den Gedanken gekommen.
Malfoy wurde leicht rot, aber Ron bemerkte es wegen seinen Überlegungen nicht. Wie kam Weasley darauf, wenn Potter geschwiegen hatte? Wusste er von ihren anderen Begegnungen? Draco hätte gewettet, dass sie Potter peinlich waren und er nicht darüber reden würde.
„Na ja, weil...", fing Ron an. Moment einmal, was tat er hier gerade? Er überlegte, was er Malfoy antworten sollte? Normalerweise war ein Tritt in den Allerwertesten immer die beste Antwort.
„Das geht dich gar nichts an", blaffte er deshalb und verließ ohne Umstände das Klassenzimmer. Wie konnte Harry sich nur in so ein arrogantes Schwein verlieben? Immerhin hatte Ron jetzt einen Hinweis. Mit diesem Wissen rannte er in den Gryffindorturm, wo Harry war, da sie nun eine Freistunde hatten. Er ließ sich grinsend in den Sessel neben Harry fallen.
„Harry, kannst du dich noch an unsere Wette erinnern?"
„Jaah. Stimmt. Deine Nachdenkzeit ist schon längst abgelaufen! Du musst dich entschuldigen!", strahlte Harry siegesgewiss.
„Woher willst du wissen, dass ich es nicht weiß?"
„Ich habe dir doch gar nichts erzählt, Ron."
„Du nicht. Aber Malfoy."
Harrys Mundklappte auf.
„Und es ging nur darum, ob es mir einfällt, oder nicht? Nun, ich weiß über euch Bescheid.", sagte Ron und versuchte, ehrlich zu klingen.
„Draco hat dir... das glaube ich nicht! Wie konnte er! Dabei war er doch so entrüstet, als er dachte, ich hätte geplaudert!"
„Ja, er dachte halt, ich weiß es eh schon."
„Und er hat dir gesagt, dass wir...?", wollte Harry noch einmal sicher gehen. Ron nickte, ahnungslos, worüber Harry sprach. „Ja, das hat er. Jetzt geh und gestehe ihm schon deine Liebe!"
„Niemals!"
„Harry, so war die Abmachung!"
„Die Abmachung war, dass du verlierst!" Ron grinste den verwirrten Harry an. Sein Plan schien aufzugehen und Harry war zu überrascht, um zu denken. Er konnte und wollte nicht glauben, was Ron da behauptete.
Als sie ihre nächste Stunde mit den Slytherins hatten, Verteidigung gegen die dunklen Künste, konnte Harry sich einfach nichts auf das konzentrieren, was Slughorn von sich gab. Schließlich saß Draco hinter ihm. Bis jetzt hatte dieser sich an seine Drohung gehalten, nicht mehr mit Harry zu sprechen, obwohl er seit dem Gespräch mit Ron unsicher war, ob diese Drohung noch Gültigkeit hatte.
Ron stieß Harry mit dem Ellbogen in die Seiten und Harry gab ein unbemerktes „ugh" von sich.
„Ron! Ich versuche hier, aufzupassen!", herrschte Harry ihn an.
„Soo? Was hat Slughorn denn über die Flinkheit der Zentauren gesagt?"
„Er hat gesagt, dass sie es noch mit jedem anderen Wesen aufnehmen können."
„Harry, wir sprechen aber gerade über die unverzeihlichen Flüche, wie schon so oft. Zentauren wären Hagrids Gebiet."
„Nein, ehrlich?", gab Harry unwirsch zurück und starrte auf sein leeres Blatt Pergament. Auf der anderen Seite des Ganges saß Hermine und schrieb eifrig mit. „Mann, die muss doch langsam schon alles wissen", dachte Harry.
„Harry!"
„Was denn nun schon wieder?"
„Oh, es tut mir leid, Sie zu stören, aber könnten Sie uns gütigerweise den dritten unverzeihlichen Fluch nennen?", meinte Slughorn gutmütig.
Harry errötete und gab ein „Avada Kedavra" von sich und hinter ihm ertönte ein dreckiges Lachen (Draco hatte beschlossen, dass Auslachen nicht zum Reden gehörte), welches er gekonnt ignorierte. Dieses Spielchen konnten auch zwei spielen.
„Richtig, 5 Punkte für Gryffindor!"
„Aber das hätte jeder gewusst!", beschwerte Malfoy sich.
„Genau, jeder Schwachkopf", ließ Zabini neben ihm noch verlauten, jedoch um viele Oktaven leiser. Ron drehte sich um und schickte ihm einen bösen Blick. Bei Malfoy war das zu gefährlich. Zabini zuckte mit den Schultern. „Ja, oder etwa nicht?"
„Aber nicht jeder hat es gesagt, Mr. Malfoy!"
„Nein, sondern der Liebling aller Lehrer, Sankt Potter!", maulte Draco noch, als Slughorn schon weitersprach. Aber Harry ließ sich nicht provozieren.
°
Fred und George saßen in diesem Augenblick in ihrem Zimmer.
„Weißt du, woran ich gerade denken musste, George?" Fred runzelte wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben die Stirn.
„Du wirst es mir sicher mitteilen. Geht es um die Kaleidoskope, die einem am Auge festkleben? Ich weiß, der Klebezauber muss noch verstärkt werden..."
„Nein, an unseren Tag, als wir nach Hogwarts zurückgekehrt sind."
„Das ist nicht lange her. Meinst du Dumbledore, wie der sich schweigend seine Zitronenbonbons reingezogen hat, während Snape bestimmt so säuerlich wie eines geguckt hat?"
„Nein, Mann! Als wir mit Harry und Malfoy im Wald waren, und die beiden unsagbar Dummen stehen geblieben sind, wahrscheinlich um sich zu streiten. Als wir bei unserer Hütte ankamen, war sie doch so zerfetzt..."
George schluckte. Der Anblick war zu grausam gewesen. Aber noch grausamer war das, was sie danach gesehen hatten, wovor sie in wilder Panik davon gestürmt waren.
„Ja, wegen solchen Tieren, oder was auch immer das war, ist der Wald wohl verboten, hm?"
„Ich weiß nicht... das sah doch nicht aus, wie ein gewöhnlicher Waldbewohner."
George klopfte Fred auf die Stirn. „Hallo? Was tust du da? Erstens: Du hast nie alles, was im Wald haust, gesehen. Zweitens: Wir sind hier, um Harry aufzuheitern. Und drittens: Seit wann machst du dir über solch unwichtiges Zeugs Gedanken? Können wir jetzt ein paar Erstklässler aus Slytherin erschrecken gehen?"
„Ja, du hast vermutlich Recht. Ich komm ja schon." George war aufgesprungen und Fred folgte ihm nun, seine schwerwiegenden Gedanken nach ganz hinten in seinen Kopf verbannend.
°
„So langsam, wie sich Geschichte der Zauberei immer hinzieht, bin ich mir ganz sicher, dass Professor Binns einen Zeitanhalter hat", maulte Ron nach ihrer letzten Stunde an diesem Tag.
„Ach komm schon, Ron, es ist doch interessant, wie..."
„Verschone mich! Ich will jetzt nicht noch einmal alles hören!"
Hermine kicherte über Rons Grimasse und schmiegte sich an ihn. Früher wäre dieses Gespräch in einem Streit ausgeartet, aber nun, da sie sich ihrer Zuneigung füreinander sicher waren, kamen dabei nur Umarmungen und Küsse heraus.
Harry ging einen Schritt schneller, er hatte nicht die Geduld, soviel Liebe und gute Laune zu ertragen. Er wollte nur noch essen und schlafen. Aber nicht im Slytherin Schlafraum, sondern in seinem geliebten Gryffindor.
„Hee, Harry!", rief Ron noch hinter ihm her, „vergiss nicht, deinen Wetteinsatz einzulösen!"
Harry beschleunigte noch mehr und grunzte. Das würde er ganz bestimmt nicht! Er sah die Wette als gewonnen an, schließlich sollte Ron sich erinnern, was HARRY ihm erzählt hatte, und nicht Draco!
Beinahe wäre er in ein paar Erstklässler hineingelaufen, die aufgeregt vor einem geschlossenem Klassenzimmer standen.
„Was macht ihr hier?", fragte Harry, obwohl sie aus Slytherin kamen. Dieses Haus hasste ihn wohl. Und das wusste er schon seit seinem ersten Schuljahr, wieso fiel es ihm in letzter Zeit nur so oft auf?
„Oh, wir warten auf Professor Filch. Zwei Jungs haben gesagt, er erwartet uns hier."
Harry verzog das Gesicht. Professor Filch? Zwei Jungs? Wenn das mal gut ging.
„Na dann!", meinte Harry nur und ging weiter. Verdammte Slytherins, sie hatten es verdient!
„Der große Potter hat es nicht nötig, kleinen Kindern zu helfen, ist es so?", tönte es vom anderen Ende des Ganges her. Harry schloss kurz die Augen und drehte sich dann um.
„So, meine Schonfrist ist also vorbei?", hörte er sich sagen, obwohl er heute morgen erst beschlossen hatte, Draco zu ignorieren. Mal ganz abgesehen von Hermines Plan, dem er zugestimmt hatte, Draco darüber aufzuklären, dass er Ron nichts verraten hatte.
Draco kam näher und sagte zu den Kindern: „Filch ist der Hausmeister, und wen ihr zu ihm geht und erzählt, wer die beiden bösen Jungs waren, wird er sich bestimmt freuen!"
Die Kinder nickten eifrig und rannten zur großen Halle.
„Das war nicht sehr nett, immerhin hast du den beiden zu verdanken, dass du noch lebst!"
„Pah! Wenn hier einer im Wald gestorben wäre, dann du, Potter! Und zwar nicht wegen irgendeiner Kreatur! Das erinnert mich an etwas..." Er zückte seinen Zauberstab.
Harry schüttelte den Kopf. „Das ist doch lächerlich, Draco, wir sind keine Kinder mehr", sagte er und drehte sich um, um seinem Weg fortzusetzen.
Draco war zu verblüfft, um sich darüber zu beschweren, dass Harry seinen Vornamen gebraucht hatte. Und dass dieser ihn einfach stehen ließ. Er überlegte kurz, ihm einen Fluch hinterher zu schicken, überlegte es sich dann aber anders. Ja, ein entscheidender Augenblick im Leben des Draco Malfoy, in dem er beschloss, seinen Feind in Ruhe zu lassen. Und das bemerkte er nicht einmal.
Alles, was er bemerkte, war, wie Weasley und Granger turtelnd an ihm vorbeiliefen. Er zeigte keine Reaktion. Dann fühlte er das Gewicht einer Hand auf seinen Rücken niedersausen.
„Draco, was ist los mit dir? Du lässt das Wiesel entkommen? Mit dem Schlammblut? Sag nichts, ich weiß, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist... beziehungsweise welcher Löwe", grinste Blaise ihn an.
Draco schüttelte sich. „Zabini, langsam reicht es mir...", knurrte er.
„Bist du gerade Potter begegnet oder nicht?"
„Ja, aber das hat mal gar nichts... was soll denn das?"
„Ich weiß nicht, was du meinst!", log Blaise, der laut in die Hände geklatscht und sich selber gratuliert hatte. „Und ich habe Hunger! Auf zum Essen fassen!"
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Fred und George saßen schon am Tisch, als Harry eintrat und zu ihnen wuselte.
„Hey, Harry! Na, freust du dich auf morgen?"
„Hm?", machte Harry, der sich reichlich auf seinen Teller packte. Er würde zwar wieder über die Hälfte stehen lassen, aber das Auge isst ja mit.
„Mensch, Harry! Morgen werden die Löcher aus dem Käse fliegen! Die Post geht ab! Bald geht er los,..."
„...unser Ausflug nach Hogsmeade!", ergänzte Fred den Satz seines Bruders.
„Ach, ja. Wird bestimmt lustig!", meinte Harry zwischen zwei Schlucken. Denn das Essen kaute man nicht, man schlang es lustlos hinunter. Erst recht, wenn Aussicht auf noch mehr Heiterkeit neben ihm bestand, zufälligerweise auch mit dem Namen Weasley.
„Harry", sagte George nun mit gesenkter Stimme, „meinst du nicht, es wird Zeit, über Sirius Tod hinweg zu kommen?"
Harry blickte überrascht auf. Das war es also, was sie von ihm dachten? Nicht, dass der Tod seines Paten ihm nicht weh tat, aber es waren mittlerweile schon sehr viele Monate vergangen. Nachts träumte er noch manchmal von ihm, aber schon lange hatte ein anderer den Hauptplatz in seinen Träumen beansprucht.
„Jaah, ihr habt ja Recht. Ich gebe mir Mühe." Er brachte ein schiefes Lächeln zustande, was Fred und George für den Augenblick genügte.
„Übrigens würde ich an eurer Stelle Filch aus dem Weg gehen", meinte er, als er schon wieder aufstand und den Rest seines Essens zurückließ. Sein Auge war schon satt, und sein Magen hatte andere Probleme. Zum Beispiel das Geplänkel von Ron und Hermine zu übersehen, die gerade ankamen. Um nur ein Beispiel zu nennen.
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Blaise wurde klar, dass er Draco auf seine Gefühle hinweisen musste. Dezent, versteht sich. Obwohl Draco ihnen lieber für den Rest seines Lebens aus dem Weg ging, was Blaise gut verstehen konnte, da es sich um Potter handelte, wollte er es seinem Freund nicht zumuten, als verklemmte Jungfer zu enden.
Also tat er das einzig Richtige. Als sie in die Halle kamen, und Potter zufälligerweise aus derselben Tür hinausging, schubste er Draco mit aller Wucht gegen diesen, und machte sich dann ganz schnell aus dem Staub.
Draco knallte gegen Harry, und dieser wäre durch die Wucht beinahe umgekippt, doch Draco hielt ihn im letzten Augenblick mit einer Hand an der Schulter und mit der anderen an der Hüfte fest. Sprachlos und fragend blickte Harry in die Augen seines „Feindes", dem Blut in den Kopf schoss, den Blick sehnsüchtig erwiderte, den Mund öffnete und – „ZABINI!"
Er ließ Harry los und stürmte durch die Halle zu seinem Tisch. „ICH BRING DICH UM, DIESMAL TUE ICH ES!"
Harry stolperte noch einen Augenblick, fing sich dann und ging zum Schlafsaal. Nicht, ohne einen wunden Kopf, wund vom Denken und vom Auf- und Abspielen dieser kurzen Szene.
Am nächsten Nachmittag machte Harry sich bereit für seinen Hogsmeade Ausflug. Er hatte zwar keine Lust, aber er sagte sich, dass er Abwechslung ganz gut vertragen könnte. Außerdem konnte er darauf verzichten, dass Fred und George ihn mitschliffen, denn genau das hatten sie ihm angedroht, sollte er versuchen, sich zu drücken.
„Woah, Ron, wozu hast du dich so aufgedonnert?", rief Fred schon von weitem, als sie zu ihrem Treffpunkt vor Hogwarts kamen. Rons Gesicht nahm dieselbe Farbe wie die seiner Haare, die an diesem Tag ausnahmsweise gegelt waren, an.
„Na ja, Hermine will mit mir in dieses eine Café, in dem Harry mit Cho war..."
„Ah, die gute Cho! Wie geht's ihr denn so, Harry?", wollte George wissen. Ron, froh, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihm lag, grinste ihn an.
„Äh... Gut, vermute ich."
„Ihr seid nicht mehr zusammen? Und, irgendjemand anderes in Aussicht?", hakte Fred nach. Rons Grinsen wurde breiter. Zum Glück sahen die Zwillinge das nicht.
„Nein", krächzte Harry und schluckte. Warum war sein Hals auf einmal so trocken?
Schweigend gingen sie die Straße zum Dorf hinunter. Das heißt, zumindest solange, bis sie von einer Gruppe Slytherin überholt wurden. Ravenclaws, die vorhin vorübergezogen waren (ja, alle waren sie schneller als unsere vier mutigen Gryffindor- Jungs), hatten Fred und George in Ruhe gelassen. Wie gesagt, Ravenclaw, die sie nicht noch absichtlich angerempelt hatten.
„Hee, habt ihr einen Überhol- Pass?", rief George.
„Oder keine Augen im Kopf?", gab auch Fred seinen Senf dazu.
„Ist doch egal, jetzt fordert keinen Streit heraus!", beschwichtigte Ron seine Brüder. Mit oder ohne Erfolg, sei mal dahin gestellt, ich behaupte jedoch letzteres.
„Bloß nicht zu vorlaut, Karottenköpfe! Sonst hol ich mein Häschen, dann hat es was zu knabbern", ließ ein einfallsreicher Zabini vernehmen. Zabini, der durchaus schlau war, aber genauso spontan und aus jeder Gelegenheit das Beste herausholen wollte. In diesem Fall war das ein kleines Duell.
„Du solltest dich mal lieber in Acht nehmen! Hat keiner deiner Väter dir Benehmen beigebracht, bevor er starb?"
Zabini, der normalerweise über so ziemlich allem stand (zumindest über sehr vielem), wurde jetzt wütend.
„Lass mal meine Mutter und ihre Heiratsangewohnheiten daraus, das geht dich gar nichts an!", schrie er und wollte sich auf Fred stürzen. Doch er wurde von Crabbe und Malfoy zurückgehalten.
„Das lasse ich nicht ungesühnt, Weasley! Wir klären es mit einem Duell, in einer Stunde an der heulenden Hütte! Es sei denn, du bist ein Feigling, aber soviel Mumm traue ich dir noch zu!"
Dann verschwanden sie ins Dorf, Blaise musste sich erst einmal beruhigen. Es passierte selten, dass er so aus der Haut fuhr. Nie über Kleinigkeiten, nur wenn Draco sich zum Beispiel über seine Lesebrille lustig machte. Oder ein Weasley- Sprössling seine Mutter beleidigte, beziehungsweise einen seiner (verstorbenen, aber wen störts?) Stiefväter.
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„Mann, Fred, du hast dich ja schön reingeritten", lachte George, als sie im "DreiBesen" saßen. Ron war schon zu seinem Treffen mit Hermine gestromert, dafür saß jetzt Ginny, die Hermine zum Dorf begleitet hatte, bei ihnen. Sie alle hatten Krüge mit Butterbier vor ihrer Nase stehen.
„Das ist nicht witzig. Ich bringe diesen Zabini um...", knurrte Fred.
„Komisch, das hatte Malfoy doch gestern schon vor, wenn ich mich recht erinnere", sagte Ginny mit einem eigenartigen Funkeln in den Augen.
„Nun, dann werde ich ihm die Arbeit wohl abnehmen müssen, so leid es mir tut, Harry."
„Was habe ich damit zu tun?"
„Es tut mir leid, dass ich Malfoy unterstützen muss, und wir alle wissen doch, wie sehr du ihn hasst..."
„Ja, Harry, das wissen wir", zwinkerte Ginny nun wieder. Harry verschluckte sich an seinem Butterbier (er hatte passenderweise zum Trinken angesetzt, als George gesprochen hatte). Ron hatte Ginny doch nichts erzählt? Sie benahm sich sehr eigenartig. Doch Harry hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, da sie nun bezahlten und den Pub verließen, um zur heulenden Hütte zu gehen.
Vor dem Hügel standen schon Zabini und Malfoy.
„Weasley, schaffst du es etwa nicht ohne drei Sekundanten?", blaffte Zabini. Malfoy war heute ungewöhnlich still, wie Harry feststellte. Er fing kurz seinen Blick auf und schaute dann schnell in die andere Richtung.
„Wir werden uns in der Hütte duellieren. Die anderen beiden werden draußen bleiben", forderte Blaise, wieder so berechnend wie immer, aber in einem scharfen Ton.
„Meinetwegen. Komm, George!", antwortete Fred genauso wütend und stapfte voran.
„Einen Moment mal!", hielt Zabini ihn auf. „Ich will doch nicht den Falschen erwischen, dein Zwillingsbruder steht außer Frage!"
„Du bestimmst nicht die Regeln, Zabini!"
„Na, wenn du willst, dass Unschuldige verletzt werden, ich hafte für nichts!" Zabini ging nun auch zur Hütte und Malfoy hinter ihm her. Als ihn niemand sehen konnte, lachte Blaise sich ins Fäustchen. Als würde der Grünschnabel seine Schwester nehmen!
Tatsächlich zögerte Fred einen Moment und blickte von George zu Harry.
„Ich machs", sagte Harry und trat einen Schritt vor. George nickte ihm aufmunternd zu und die beiden setzten sich in Bewegung.
°
In der Hütte war es aufgrund der vernagelten Fenster dunkel, nur einzelne Lichtstrahlen drangen herein. Blaise schritt in das einst herrschaftliche Wohnzimmer und wirbelte herum. Leider ging sein Plan nicht weiter als bis hier, von nun an musste er improvisieren. Er blickte sich um. „Da, ihr Sekundanten setzt euch auf das Sofa und lasst uns nicht aus den Augen! Obwohl, eigentlich werdet ihr nur gebraucht, wenn einer von uns stirbt, also könnt ihr im Prinzip machen, was ihr wollt..."
Harry dankte seinem Gott dafür, dass es in der Hütte so dunkel war, denn er hatte das Gefühl, dass sein Kopf mal wieder in Flammen stand. Er setzte sich auf das Sofa, aber Malfoy blieb stehen, verschränkte die Arme und würdigte ihn keines Blickes.
„Dann fang mal an, Blaise. Ich vermute, das wird schnell erledigt sein", bemerkte er mit spöttischen Blick auf Fred.
Blaise stellte sich gegenüber Fred auf. Langsam wurde es knapp. Nicht, dass er sich vor dem Duell drücken wollte, aber der eigentliche Zweck dieses Zusammenkommens, auch wenn er den als einziger kannte, war damit nicht erfüllt.
„Wartet!" Er hob eine Hand. „Mir ist gerade eingefallen..."
Draco blickte ihn ungeduldig an, ebenso die anderen. Blaise schluckte. Was konnte so wichtig sein, um den Anfang zu verschieben? „Ich habe meinen Zauberstab vergessen."
Dracos Augen verengten sich zu Schlitzen, Harry klappte der Mund auf (ja, sein Kiefer ist sehr locker)und Fred runzelte wieder die Stirn. Zum zweiten Mal in seinem Leben.
„Wo?", fragte Draco spitz.
„Ähm, in Hogwarts, ich laufe eben und hole ihn... bin sofort wieder da!"
„Moment!" Draco war zu Blaise gelaufen und hielt ihn fest. „Nimm meinen!"
„Ah, Draco, nein, ich muss unbedingt meinen haben, ich kann mit deinem überhaupt nicht umgehen!"
Fred und Harry warfen sich einen Blick zu, und Harry nickte. Der Gang würde niemandem mehr behilflich sein, außer.. „Ich weiß einen schnellen Weg zu Hogwarts, ein Geheimgang unter dieser Hütte...", bot Fred tatsächlich seinem Feind an.
Draco und Blaise guckten nun Fred misstrauisch an, während Harry sich erhob und auf sie zuging.
„Gut, gut!", ließ Blaise sofort hören. „Dann zeig ihn mir, während unsere Sekundanten hier warten!"
„Das wüsste ich aber! Wir werden alle vier gehen", meinte Draco, der Blaise zu gut kannte. Irgendwas führte er im Schilde, und es war nicht schwer zu sehen, was.
Fred führte sie zur Falltür, öffnete sie und stieg herunter. „Harry, bleib am besten hinter unseren speziellen Freunden", sagte er und verschwand in der Dunkelheit. Blaise stieg schnell hinter ihm her und Draco und Harry schauten sich an.
„Nach dir", meinte Harry. Draco schnaubte und stieg die Leiter hinunter, Harry wartete nicht lange, bis er hinterher ging.
„Potter, pass doch auf! Du trittst mir ja fast auf die Finger!"
„Dann geh schneller!"
Die letzten Stufen sprang Draco nach unten. Es war finster und mindestens genauso still. Nur ein paar Fußtritte verschwanden in der Dunkelheit. Harry kam nach unten und wollte losgehen, stieß aber auf ein Hindernis. „Malfoy! Was stehst du hier so rum?"
„Warum wohl, Potter? Ich kann nichts sehen."
„Die Sonne wird nicht aufgehen, egal, wie lange du wartest!"
„Sehr witzig, ich krieg mich kaum ein vor Lachen!"
Harry drängte sich an ihm vorbei – Dracos leckeres Aftershave drang in seine Nase – und ging in den Gang. Draco blieb im dicht auf den Fersen. Er war nur ein 16 jähriger Junge, und auch wenn er ein Malfoy war, hatte er doch Schwächen. Angst im Dunkeln. Niemand wusste davon, außer Blaise, dieses Schwein, und was tat er? Ließ ihn einfach alleine! Nur deswegen blieb er so dicht hinter Potter, er wollte nicht in diesem Gang verloren gehen.
„Malfoy, ich dachte, nach dem dritten Mal war alles für dich gelaufen?", meinte Harry. Er wusste gar nicht, wie er darauf reagieren sollte.
„Und schon wieder bist du witzig, Potter, was ist bloß los mit dir?", keifte Draco. Er musste sich ja nichts anmerken lassen.
Harry drehte sich um und sah nur einen Schein von Dracos Gesicht. Doch es trug kein hämisches Grinsen, sondern ein Ausdruck des Schreckens.
„Was denn, Malfoy, hast du etwa Angst?", fragte er.
„Halt bloß die Klappe, Potter!", zischte Draco.
„Schon gut. Nicht so schlimm. Ich fühle mich auch nicht wohl im Dunkeln", meinte Harry versöhnlich. Draco knurrte nur. Harry durchzuckte es wie einen Blitz, als ihm eine Idee kam, und ehe er sich versah, hatte er sie schon reflexartig ausgeführt und nach Dracos Hand geschnappt. Er vernahm ein erstauntes Schnauben, aber Draco zog die Hand nicht zurück. Es vermittelte ihm ein Gefühl von Sicherheit, von Potter an der Hand durch diesen dunklen Tunnel geführt zu werden, und das gönnte er sich. Musste ja niemand von etwas erfahren, erst recht nicht Zabini!
°
Jaah! Ist das nicht ein wunderschöner Cliffhanger, wenn man das überhaupt so nennen kann? ;-) Ich würde mich über Kommis jeder Art freuen!
