Vielen Dank anpopcorn1986, Pottili, Silver Snake undIria-chan88! Hier kommt die Belohnung für euer fleißiges reviewen, das letzte Chap! Ich hoffe, es gefällt euch und allen anderen, die es lesen!
Immer noch Feinde?
Sobald am Ende des Ganges Licht zu sehen war, zog Draco seine Hand blitzartig zurück. „Ich sage es noch einmal, Potter, halt bloß die Klappe!"
„Ja, ja. Du kennst mich doch."
„Oh ja, immer so verschwiegen, nicht wahr?"
„Hey, ich habe Ron wirklich nichts gesagt, auch wenn du es ja ausposaunt hast. Hätte ich nie von dir gedacht!"
„Was? Ich habe dem Wiesel bestimmt nichts gesagt!", keifte Draco. Er wurde unsicher. „Du hast ihm auch nichts gesagt?", wollte er noch wissen.
„Nein."
„Warum nicht?"
„Wie?"
„Ich dachte, du erzählst ihm alles."
„Nicht so was privates, was ich... ach, da ist der Ausgang, wir müssen hoch klettern! Pass auf, wir kommen direkt unter der Peitschenden Weide hoch."
Sie kletterten hoch und Draco schaffte es sogar, nur ein paar Beschwerden über den Schmutz loszulassen. Die Äste der Weide schlugen aus und Harry rannte schnell zu dem Hebel, der ihn für ein paar Minuten still stellte. Dann rannten die beiden zu Blaise und Fred, die schon auf sie warteten. Auch sie waren von Erde beschmiert.
„Das wirst du mir büßen, Zabini, mein Umhang kam frisch aus der Reinigung", keifte Draco Blaise an.
„Ich weiß, ich weiß", meinte Blaise und machte sich auf zum Schloss. Draco ging neben ihm, Fred kam zu Harry. „Was habt ihr denn so getrödelt? Ihr habt euch doch nicht wieder gestritten?"
„Nein. Es war halt dunkel, und wir mussten vorsichtig gehen."
„Warte hier und pass auf, dass sich die beiden nicht verdrücken, während ich zum Kerker flitze", sagte Blaise ein paar Meter weiter vorne zu Draco, welcher daraufhin am Eingang stehen blieb.
Fred und Harry kamen zu ihm und stellten sich schweigend daneben. Harry vermied es gründlichst Draco anzusehen und umgekehrt. Nach ein paar Minuten Schweigen meinte Fred: „Mann, ihr seid echte Schnarchtabletten. Habt ihr es jetzt sogar satt, euch zu streiten? Ich muss zugeben, manchmal war es ganz lustig... Hey, Harry, was machen wir nach dem Duell? Ich bin sicher, dass ich dann in Siegesstimmung einen ausgeben will."
Draco schnaubte. „Sei dir da mal nicht so sicher, Weasley. Potter wird dich vom Boden abkratzen müssen, seh es ein, gegen einen Slytherin hast du einfach keine Chance!"
„Dracolein, Hochmut kommt vor dem Fall. Wirst schon sehen."
„Hör auf, mich so zu nennen, wenn du es nicht auf noch gegen mich aufnehmen willst!"
„Das würde ich glatt. Aber ich habe keine Lust, ganz einfach. Du bist mir zu leicht zu schlagen..."
„Jetzt seid doch mal ruhig, ihr beiden! Fred, geh einfach nicht darauf ein", beschwichtigte Harry sie.
„Potter, was mischt du dich überhaupt ein?", keifte Draco ihn an, obwohl er gar keine richtige Lust darauf hatte. Er hatte in letzter Zeit soviel mit Harry, wie er ihn manchmal heimlich in Gedanken nannten, erlebt, und ihre Streitereien kamen ihm nun lasch vor. Wie eine alte Gewohnheit, die man nicht ablegen wollte, obwohl sie schon längst überholt war. Außerdem, wie sollte er sich sonst verhalten? Er konnte ja schlecht auf einmal nett zu seinem Erzfeind sein, einmal abgesehen davon, dass ein Malfoy nicht nett war, basta.
Fred verdrehte die Augen. Ging das wieder los! Hätte er mal nichts gesagt. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er vermutet, den beiden machte es Spaß zu streiten.
°
Blaise ging gemütlich an der Großen Halle vorbei. Er musste nur ein bißchen Zeit schinden, sein Zauberstab war wie immer in seiner Tasche. Im Moment war er lediglich verzweifelt, weil ihm einfach kein guter Plan einfiel. Draco war aber auch zu blind.
Und was war mit Potter? In dieser Beziehung hatte er noch wenig Durchblick. Er überlegte, sich dazu herabzulassen, einen Gryffindor einzuweihen. Es musste ein enger Bekannter von Potter sein, und dazu gleichgeschlechtlichen Beziehungen gegenüber aufgeschlossen. Aber wie würde das aussehen, wenn er mit einem Gryffindor gemeinsame Sache machte!
In diesem Moment bog er um eine Ecke und stieß mit jemandem zusammen, so dass er fast gefallen wäre.
„Mensch, Finnigan, pass besser auf, wo du deinen dicken Kopf hin steckst!"
„Ich darf hin gehen, wo ich will, Zabini, immerhin bin ich auch auf dieser Schule!"
„Ja, leider", murrte Blaise und ging weiter. Dann drehte er sich jedoch noch einmal um. „Warum bist du nicht in Hogsmeade, Finnigan?"
Auch Seamus drehte sich um. „Was geht dich das an?"
„Reine Neugierde?"
„Tut mir außerordentlich leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich habe keine Lust, es dir zu sagen, du... Slytherin!"
Blaise schluckte seine Wut herunter, für den Moment. Sein genialer Verstand arbeitete schon wieder auf Hochtouren. „Ich könnte deine Hilfe gebrauchen, Finnigan! Es geht um deinen kleinen Freund, Harry Potter."
„Was ist mit Harry?", fragte Seamus, alles andere ignorierend.
°
„Was macht dein Freund denn solange?", beschwerte Fred sich. Er hatte besseres zu tun, als den ganzen Tag auf Zabini zu warten.
Draco starrte ihn an, die Arme verkreuzt. Er war zwar selber ungeduldig, aber das hieß noch lange nicht, dass er einem Rotschopf zustimmen würde. Am liebsten wäre er in den Gemeinschaftsraum gegangen und dort geblieben. Außerdem störte es ihn ganz gewaltig, dass Potter vor seiner Nase auf und ab lief. Nach einigen weiteren Minuten hielt er es nicht mehr aus, trat einen Schritt hervor und grub seine Finger in dessen Oberarm.
„Kannst du nicht eine Minute lang still stehen? Dein ewiges Herumgerenne macht mich ganz nervös!"
Fred warf den beiden einen Blick zu und sprintete dann die Stufen zum Eingang hoch. Auf weiteres Gezanke hatte er keine Lust. Da suchte er doch lieber nach Zabini. „Bin sofort wieder da!", schrie er noch, dann war er schon im Schloss.
Harry blickte Draco mit einem Blick an, der diesen erzittern ließ. Schnell ließ er Harry los und wendete den Blick ab. Was war bloß los mit ihm? Warum verlor er die Kontrolle? Früher wäre so etwas nie passiert! Schnell sammelte sich Draco wieder und beschloss, dem ein Ende zu setzen. Einfach so weitermachen, wie es seit Jahren ging, das würde funktionieren.
„Potter, ich weiß zwar nicht, was mit dir los ist, aber verschone mich damit, okay? Wenn du mal wieder um deine Eltern trauerst, geh zu deinen Freunden!", zischte er und bekam augenblicklich Gewissensbisse, als er merkte, wie sehr er Harry verletzt hatte. Verdammt, ein Malfoy bekam doch keine Gewissensbisse!
„Ach, lass mich doch in Ruhe! Du lernst es wohl nie, Malfoy!", erwiderte Harry, wandte sich um und lief auf Hagrids Hütte zu. Er hatte nicht die Absicht, Hagrid zu besuchen, er wollte sich im Schatten der ersten Bäume des Waldes beruhigen, bis die anderen wieder kamen.
Malfoy sah nur, dass Harry den Wald ansteuerte. „Oh Mann, der Junge hat echt einen Knacks", dachte er sich. Doch dann holte ihn sein Gewissen wieder ein. Wenn Harry im Wald etwas zustieß, wäre es seine Schuld! Natürlich sollte er sich darüber freuen, aber das tat er nicht. Widerstrebend setze er seine Beine in Bewegung, bis er zum Schluss rannte. Er kam an den Waldrand und sah Harry an einen Baum gelehnt sitzen, die Arme um die angewinkelten Knie geschlungen und den Kopf darin vergraben.
Draco setzte sich daneben, legte einen Arm um Harry und zog ihn an sich. Er sah nicht auf.
„Potter...", Draco räusperte sich, „...Harry? Ich meinte es, hm, es ist nicht..."
Jetzt blickte Harry hoch. „Was? Auf weitere Gemeinheiten kann ich verzichten!"
Draco schlug die Augen nieder und dann geschah das Unglaubliche. „Es tut mir leid." Harry riss die Augen auf. Draco Malfoy entschuldigt sich... ausgerechnet auch noch bei ihm? Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Schon okay. Ich weiß, du kannst nicht anders." Dann lehnte er seinen Kopf an Dracos Schulter. Ein schöner Augenblick, den er auskosten wollte, so selten, wie er war.
Draco gab nun endgültig seine Selbstbeherrschung auf, wenn er das nicht schon längst getan hatte, und legte noch seinen anderen Arm um Harry.
„Weißt du eigentlich, dass du mich gerade Harry genannt hast?"
Draco wurde rot. „Potter, das bleibt aber..."
„Ich mag es, wenn du das tust." Harry blickte Draco fest in die Augen, der noch roter wurde. Harry schmiegte sich nun in Dracos Arme, an seine Brust. Mit einer Hand fuhr er über dessen Hals, durch seine Haare. Warum fühlte sich das alles so seidig, weich und einfach nur gut an?
„Okay, Harry... Was tust du da?", wollte Draco wissen. „Ich meine, wir waren uns doch einig, nichts... Schwules mehr zu veranstalten?"
„Wir waren uns einig? Das wäre mir neu. Und außerdem, im Tunnel hattest du nichts dagegen."
„Das war etwas anderes! Und auch wenn wir uns nicht einig waren, ich bin dagegen. Es hat mir gereicht, ich wollte nur experimentieren. Ich steh immer noch auf..."
Weiter kam er nicht, da Harry seinen Mund mit seinen Lippen versiegelte. Pfirsichweich und sanft spürte Draco sie erst auf seinem Mund, dann in seinem gesamten Gesicht.
„Harry!", protestierte er und drückte Harry zurück, bis dieser auf dem Boden lag. Dann kniete er sich über ihn und grinste.
„Von hier aus gefällst du mir schon viel besser." Er stemmte seine Hände neben Harry auf den Boden und beugte sich näher zu ihm. Langsam rieb er sein Bein an Harrys, presste sich an ihn und biss ihm schließlich leicht in den Hals. Harry stöhnte auf und Draco brachte seine Zunge zum Einsatz, umspielte Harrys Halskuhle, sein Kinn, und drang in seinen Mund ein. Harry richtete sich ihm entgegen und erwiderte den Kuss gierig.
Doch bevor ihre Leidenschaft vollkommen erwachen konnte, ertönten Rufe vom Schloss her.
„Harry? Malfoy?"
„Draco? Potter?"
„Wo seid ihr?", trug der Wind Freds Stimme heran. Die beiden hielten inne und blickten sich erschrocken an.
„Ich habe keine Lust auf das blöde Duell", meinte Harry. Draco nickt und stand auf. „Ich auch nicht. Sie können sich auch ohne Sekundanten töten." Er half Harry auf und zog ihn dann an der Hand tiefer in den Wald hinein.
°
„Da hinten bewegt sich etwas! Meine Güte, im verbotenen Wald! Ich wette, das war alles wieder Malfoys Schuld!", äußerte Seamus sich.
„Im Wald? Wir müssen sie aufhalten! KOMMT ZURÜCK!", rief Fred.
„Wenn, dann war es Potters Schuld. Ich meine, ich bin ganz und gar dafür, wenn sie zu zweit im Wald verschwinden, was habt ihr denn? Kommt nur unserem Plan zugute!" Blaise betrachtete interessiert seine Fingernägel.
„Der Wald ist gefährlich, du Döskopp!"
„Uh, ein ganz schlimmes Schimpfwort, das unser Ire da kennt!"
„Er ist sogar noch gefährlicher, als ihr ahnt. Da läuft etwas drin herum, was da nicht hinein gehört, da bin ich mir sicher", mischte Fred sich ein. „Da war der Plan, sie in die heulende Hütte einzusperren schon besser. Aber so müssen wir sie aufhalten!"
Die drei waren am Waldrand angekommen und Blaise und Seamus zögerten. Auch Fred war nicht wohl bei dem Gedanken, dort hinein zu gehen, bedachte man seinen letzten Ausflug, aber er schritt mutig voran.
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Harry stolperte hinter Draco her, als ihm ihr letzter Aufenthalt im Wald in den Geist kam. Er hatte ganz vergessen, die Zwillinge zu fragen, wovor sie weggerannt waren. Doch im Moment kümmerte er sich herzlich wenig darum, klammerte sich an Dracos Hand und kam langsam außer Atem. Sie rannten bestimmt schon fünf Minuten im Höchsttempo.
Schließlich kamen sie zu den Überresten einer Hütte, die Harry den Zwillingen zuordnete. Draco jedoch machte sich keine Gedanken darum, blieb stehen, ließ Harry los und stützte sich auf seine Knie, um zu Atem zu kommen. Harry ließ sich auf den Boden sinken und keuchte.
Eine zeitlang später richtete Draco sich auf. „Was ist jetzt... Harry?", fragte er betont. Harry schaute auf. „Was soll sein?"
Draco verdrehte die Augen. „Wir sind im Wald. Alleine. Bei all unseren letzten Begegnungen hat es gewaltig geknistert, zumindest sexuell."
„Zumindest sexuell? Was soll das schon wieder heißen? Ich wusste es, du benutzt mich ja doch nur", empörte sich Harry und stand auf. Wie hatte er sich einbilden können, Draco hatte endlich doch Gefühle für ihn entwickelt?
„Was sonst, Harry? Hast du gedacht, ich bin in dich verliebt? Ich sagte doch schon, ich stehe nur auf Frauen!", keifte Draco, wie er es immer tat, wenn er unsicher war. Und unsicher war er im Moment mehr als alles andere. Er war sich seiner Worte noch nicht einmal sicher. Verliebt... als er das gesagt hatte, hatte sein Herz einen Hüpfer gemacht. Sogar sein Verstand hatte ihm zugestimmt. Aber er selber weigerte sich noch, das einzusehen. Nein verdammt, er war ein Malfoy und Harry war, na ja, eben Potter. Das durfte nicht sein.
Harry zuckte mit den Schultern und versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. Sicher, er hatte angefangen, und als würde Draco zu so einem Angebot nein sagen. Von jetzt an, beschloss er, würde er sich keine Hoffnungen mehr machen.
Er schaute sich stattdessen die Hütte näher an.
„Du meine Güte, was ist denn hier passiert?", rief er aus. Draco wurde aus seinen Gedanken gerissen und drehte blitzschnell der Kopf in die Richtung, die Harry deutete.
„Das war bestimmt irgendein Tier", vermutete er und zuckte mit den Schultern.
„Hm...", machte Harry und fasste sich ans Kinn. Ihm war dies alles nicht geheuer.
„Wir sollten besser wieder gehen."
„Moment mal", meinte Draco und trat zu ihm, „warum willst du plötzlich gehen? Weil ich dir gesagt habe, was Sache ist? Harry, willst du mir ernsthaft weismachen, dass du auf mich stehst?"
Harry blickte beschämt zu Boden. „Das habe ich nicht gesagt."
„Aber du benimmst dich so. Wirklich, unter Umständen wäre das ja süß..." Draco erstarrte. Habe ich gerade süß gesagt? Er schüttelte sich. In letzter Zeit war er echt nicht mehr er selbst. Vielleicht die Anspannung wegen dieser Aufgabe, wegen seinem Vater, wegen den hohen Erwartungen, die alle in ihn hatten...
Harry atmete tief ein. Vielleicht würde Draco ihn ja in Ruhe lassen, wenn er die Wahrheit erfuhr. Aber andererseits, sie waren noch bis vorkurzem spinnefeind gewesen, und Harry wusste nicht einmal, ob sie es immer noch waren, und sich nur eine Auszeit nahmen, oder ob sie nun so etwas ähnliches wie Freunde waren. Immerhin benutzte Draco weiterhin seinen Vornamen.
„Pass auf, Draco. Um eins klar zu stellen: Ich hasse dich nicht mehr. Ich könnte es mit mir vereinbaren, mit dir befreundet zu sein. Aber Knutschereien sind nicht drin, solange... na ja, sie sind es halt nicht."
Dracos Augen verengten sich zu Schlitzen. „Solange was?"
Harry hielt seinem Blick nicht mehr stand und begutachtete den Waldboden. „Das weißt du", meinte er mit trockenem Hals.
„Nein, weiß ich nicht. Ich habe vielleicht eine Vermutung, mehr aber auch nicht."
„Okay, wenn du es unbedingt wissen willst! Ich will nicht mit dir knutschen, solange wir nicht zusammen sind, kapiert?" Nach dieser Ansage drehte Harry sich um, den Boden immer schön im Blick, und suchte den Weg aus dem Wald heraus.
Draco war verdutzt. Mit so etwas hatte er im Leben nicht gerechnet. Eine Liebeserklärung, von Potter? Verarschte er ihn? Aber das glaubte Draco nicht.
„He, warte, du kannst auf jeden Fall nicht alleine umherirren."
Er holte ihn ein, aber sagte nichts weiter. Er zog ihn nicht auf, er machte sich nicht über ihn lächerlich, aber er fiel ihm auch nicht um den Hals, um ihm zuzustimmen. Er ging einfach nur schweigend neben ihm her. Das musste Draco erst einmal verdauen, einsacken lassen und darüber nachdenken, und zwar in einer angemessenen Umgebung.
Plötzlich hörten die beiden ein ungewöhnliches Geräusch, halb Knurren, halb Bellen, hinter sich. Langsam und starr vor Schreck drehten sie sich um und blickten in das Gesicht einer Kreatur, die sie noch nie zuvor gesehen hatten. Es war platt, sogar die Nase trat kaum hervor, die riesigen Zähne gefletscht. Sie hatte einen Körper, der mindestens zwei Meter aufragte und doppelt so lang war, bedeckt von kurzem, lila Fell. Die Ohren waren angelegt und er befand sich in Angriffsposition. Harry reagierte am schnellsten, zückte seinen Zauberstab und stellte sich schützend vor Draco.
Doch bevor er einen Zauber aussprechen konnte, sprang die Kreatur ihn an und riss ihn zu Boden, noch immer dieses komische Geräusch von sich gebend. Harrys Zauberstab flog meterweit weg.
Dies alles geschah innerhalb weniger Sekunden, in denen Draco unfähig war, sich zu rühren. Doch nun, als er sah, dass Harry in Gefahr war, kam wieder Leben in ihn und seinen Verstand. Blitzschnell zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Kreatur.
„Lass ihn in Ruhe", schrie er dabei, obwohl er nicht wusste, ob sie ihn überhaupt verstehen konnte. Dann hetzte er ihr alle Sprüche, die ihm einfielen, auf den Hals. Die Kreatur war sehr widerstandsfähig und reagierte kaum bis gar nicht auf die Flüche. Nach der anfänglichen Irritation wandte sie sich wieder zähnefletschend Harry zu, Sabber lief ihr aus dem Mund. Draco war der Verzweiflung nahe, schließlich griff er zu dem letzten Mittel, was ihm einfiel.
„Avada Kedavra!" Er setzte all seine Wut gegenüber der Kreatur und die Angst, Harry zu verlieren, hinein. Ein grüner Strahl schoss aus seinem Stab und warf das lila Geschöpf zu Boden. Oder besser gesagt, sie klappte zusammen und begrub Harry unter sich.
„Harry!", rief Malfoy, steckte im Rennen seinen Zauberstab ein und schmiss sich gegen die Leiche, um sie zu verschieben. Zwecklos. Er warf sich immer und immer wieder dagegen, während ihm unbewusst Tränen das Gesicht herunter rannen. Wenn er sich nicht beeilte, würde Harry sterben! Das ging doch nicht, gerade jetzt nicht, wo dieser ihm so etwas wichtiges offenbart hatte!
Endlich schaltete sich Dracos Verstand kurz ein. Erneut holte er seinen Zauberstab hervor.
„Wingardium Leviosa!" Nach ein paar Versuchen hob er tatsächlich die Kreatur an und ließ sie einige Meter entfernt fallen. Dann stürzte er sich zu Harry, der wie leblos dalag. Seine Brille war zerbrochen, sein Atem ging flach und sein Arm war merkwürdig verdreht.
Draco wusste nicht, was er tun sollte. Er kannte sich nicht mit Hilfestellungen aus, das hatte er nie gelernt. Aber eins konnte er, und zwar Harry tragen. Er hob ihn vorsichtig hoch und brachte ihn aus dem Wald, ins Schloss und in den Krankenflügel. Madam Pomfrey übernahm sofort das Kommando und scheuchte ihn raus.
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Im Gemeinschaftsraum der Gryffindor herrschte helle Aufregung. Mittlerweile waren alle Schüler aus Hogsmeade zurückgekehrt, auch Ginny und George, die vergeblich nach ihren Freunden gerufen hatten. Sobald sie von Harrys Zustand erfuhren, waren alle Vorwürfe vergessen.
Auch Seamus und Fred, denen Malfoy schon bald entgegen gekommen waren, verharrten nun hier. Sie hatten sich einen Scherz erlauben wollen, Harry ein bisschen ärgern, und natürlich erst recht Malfoy, vom dem Blaise die ganze Zeit behauptete, er würde auf Harry stehen. Schon klar, dass Zabini verpeilt war, und sich noch seinen Spaß erlauben wollte. Allerdings fanden die beiden wie auch alle anderen, dass Malfoy im Wald zu weit gegangen war. Die Story mit dem Ungeheuer kauften ihm die Gryffindor nicht ab, nur Fred und George ahnten, dass da etwas Wahres dran sein konnte. Aber eher würden sie sich die Zunge abbeißen, als das sie Malfoy Recht gaben.
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„Es war einfach schrecklich, Blaise, du hättest mal dieses Geräusch hören sollen…"
Blaise hatte aufgehört, manchmal wenigstens ein „Hm" zur Antwort zu geben; sie lagen in ihren Betten und er war einfach nur müde. Schon seit einer Stunde versuchte er zu schlafen, und seit einer Stunde redete Draco ununterbrochen von seinem Ausflug.
„Und Harry hat versucht, mich zu schützen, da ist es auf ihn drauf…"
Blaise stöhnte und setzte sich auf.
„Jetzt reicht es mir, Draco! Dein „Harry" hin oder her, und was immer da noch zwischen euch passiert ist, das du mir verschweigst, oder seit wann nennst du Potter Harry, aber ich brauche Schlaf! Merkst du eigentlich nicht, dass du von nichts anderem mehr redest? Ich sags dir nur ungern, aber das war nicht nur heute Abend so, ganz Slytherin ist schon genervt. Gesteh dir deine Gefühle ein und dann ist gut, okay?"
Ohne eine Antwort abzuwarten warf er sich wieder in sein Bett, drehte Draco den Rücken zu und zog sich die Decke übern Kopf. Draco starrte ihn nur fassungslos an. Was für Gefühle? Meint dieser Blödkopf etwa immer noch, er wäre in Harry verliebt? So ein Quatsch! Obwohl, wenn Draco an seine verwirrten Gefühle im Wald dachte, als Harry ihm gesagt hatte… Und überhaupt, meinte Harry das ernst? Aber als er gedacht hat, Harry müsste sterben, war er außer sich gewesen. Ja, Draco musste sich eingestehen, dass er Harry mittlerweile mochte. Aber als Freund. Oder? Die ganze restliche Nacht lag Draco noch wach und grübelte.
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Am nächsten Tag war Harry schon wieder auf den Beinen und wurde von seinem Haus freudestrahlend begrüßt. Im Laufe des Vormittages setzte er sich in einer ruhigen Minute mit Ron und Hermine unter die Eiche und berichtete ihnen jede Einzelheit. Dann saßen sie still in der Sonne und wärmten sich an ihren Strahlen.
Plötzlich ließ Draco sich neben ihn fallen. Die anderen bemerkten es nicht, da sie miteinander beschäftigt waren. Draco seufzte und ließ seinen Blick über den See streifen.
„Was ist los?", fragte Harry. Draco drehte seinen Kopf und sah ihn an, als hätte er ihn erst jetzt bemerkt.
„Wie geht es dir?", fragte er. Harry zuckte mit den Schultern.
„Gut, danke. Und auch danke dafür, dass du mich gerettet hast."
Draco griff mit einer Hand unter seinen Umhang. „Ich wollte dir noch das hier geben", meinte er und hielt Harry seinen Zauberstab hin. Harry nahm ihn und steckte ihn ein.
„Danke. Wie bist du...?"
„Ein Accio- Zauber und die Sache war erledigt", meinte Draco leichthin.
„Aber Harry... Ich habe nachgedacht. Du hattest Recht, als du sagtest, es wäre anders als früher."
„Kann sein. Alles ändert sich, Draco. Aber wie wird es in Zukunft sein? Werden wir uns weiter streiten, ignorieren, oder vielleicht Freunde werden? Denkst du, das kannst du? Mit einem Gryffindor befreundet sein?"
Draco blickte sich um. Ein paar neugierige Slytherins schauten zu ihnen her. Er beschloss, dass es ihm von nun an egal sein würde, was sie dachten und nickte.
„Und du? Verzeihst du mir alles, was ich dir angetan habe?"
Diesmal nickte Harry. Dann sah er zu seinen beiden Freunden, die knutschend auf dem Boden lagen, Draco folgte seinem Blick und verzog den Mund.
„Das Wiesel und das Schlammblut. Igitt!"
„Hör auf, sie zu beleidigen!"
„Na hör mal, nur weil wir befreundet sind, heißt das noch lange nicht, dass Gryffindor und Slytherin Frieden schließen!"
Bei der anschwellenden Lautstärke ließen die beiden voneinander ab und schauten zu Harry und Draco.
„Malfoy!", rief Ron aus, aber dann wusste er nicht, wie er reagieren sollte, in Anbetracht der Tatsachen.
Draco grinste. „Hey, Wiesel! Lass dich nicht stören! Ich wollte nur mit Harry reden."
Ron kniff misstrauisch die Augen zusammen. Hermine stand auf, nickte Harry zu und zog Ron mit zum Schloss. Harry schloss die Augen und versuchte, Dracos Präsenz zu ignorieren. Schwer, wenn dieser nun so dicht an ihn heran gerückt war, dass sie sich berührten. Und er mit einer Hand an Harrys Arm hoch und runter strich.
„Äh, Draco, ich dachte, die Fronten haben wir schon geklärt?", sagte Harry unsicher und blickte nun doch in Dracos Gesicht. Ein süffisantes Lächeln umspielte dessen Lippen.
„Ich glaube, nicht", meinte er und näherte sich Harrys Gesicht. Dieser wich zurück.
„Hast du vergessen, dass ich darauf keine Lust habe?"
„Gestern sah das noch ganz anders aus", antwortet Draco und strich mit seiner Hand über Harrys Wange und Mund.
Harry stand abrupt auf. „Unter diesen Umständen kann ich nicht mit dir befreundet sein", sagte er und drehte sich um. Auch Draco sprang auf und hielt ihn fest. Konnte Harry denn nicht seine Gedanken lesen? Jetzt musste er auch noch über seine Gefühle reden!
„Warte, Harry! So war das nicht gemeint!"
Harry riss sich los und setzte zu einer Antwort an. Doch Draco legte ihm einen Finger auf den Mund.
„Jetzt lass mich mal ausreden. Was ich dir sagen will, ist... Zabini hat gar nicht so unrecht... ist mir heute morgen irgendwann klar geworden...", stotterte Draco herum.
„Verdammt, Malfoy, wovon sprichst du?"
Dracos Augen blitzten auf, aber er verkniff sich jede gemeine Antwort und presste ein „Ich mag dich" hervor.
Harry starrte ihn an. „Oh, zu gütig, danke, ich mag dich doch auch..."
„Nein. Ich mag dich wirklich. Okay?"
„Okay! Alles klar! Hey, damit kann ich leben", murmelte Harry. Die Krake ließ einen ihrer Arme in der Mitte des Sees aufplatschen. „Ist das alles, oder willst du mir noch mehr sagen? Ich krieg nämlich langsam Hunger", meinte er dann etwas begriffsstutzig.
„Potter! Bist du immer so blöd?", fuhr Draco ihn ungeduldig an und packte ihn an den Schultern.
„Ich gestehe dir gerade, dass ich in dich verliebt bin, und du denkst ans Fressen?"
Harrys Mund klappte auf. Hatte er sich verhört? Ja, das war es.
„Verzeihung", meinte er, „kannst du das noch einmal wiederholen? Ich habe nicht verstanden..."
Draco knurrte. „Und wie du verstanden hast. Wenn du denkst, ich sage so etwas demütigendes noch einmal, dann liegst du falsch." Er ließ Harry los und wollte wütend an ihm vorbeistürmen. Aber Harry war schneller und zog ihn an seinem Arm zurück.
Er blickte ihm tief in die Augen und fand dort das, was er selber spürte. Draco meinte es ehrlich. Unbeschreibliche Freude durchfuhr Harry, dann drückte er Draco voller Wärme an sich.
Draco, erstaunt über die plötzliche Wandlung der Geschehnisse, erwiderte die Umarmung. Dann zog er Harrys Gesicht am Kinn hoch und beugte sich ein wenig hinab, um ihn mit Küssen zu besehen.
„Sicher? Du bist dir auch sicher?", fragte Harry, schließlich wollte er nicht enttäuscht werden.
„Und ob, Potter."
„Harry", sagte Harry und drückte seine Lippen auf Dracos. Endlich konnte er es, ohne sich im Nachhinein schlecht zu fühlen. Dracos Zunge strich über Harrys Unterlippe, und Harry kam ihr entgegen. Wen störte es, dass sie am helllichten Tag auf dem Hogwarts- Gelände standen? Sie merkte es nicht, als sich eine Menschentraube um sie bildete. Erst als ein dritter sie umarmte, schreckten sie hoch.
„Meinen Glückwunsch ihr beiden! Draco hat sich ja reichlich Zeit gelassen, Potter! Aber wie ich sehe, waren meine Anstöße doch nicht umsonst!", schrie ihnen ein begeisterter Zabini ins Ohr.
Verlegen trennten sie sich aus der Umarmung und gingen in die Große Halle. Harry setzte sich zu seinen Freunden an den Gryffindor Tisch, auch wenn Blaise sofort meinte, er solle doch nach Slytherin kommen.
Nach dem Mittagessen verschwand er mit Ron und Hermine auf das Klo der Maulenden Myrte, um ihnen die Neuigkeit als erster mitzuteilen. Zwar würde sich die Nachricht wahrscheinlich eh bald im Schloss herumsprechen, aber er wollte es ihnen persönlich sagen. Sie waren ihm schließlich eine gute Unterstützung gewesen. Die beiden gratulierten und freuten sich mit ihm.
Abends im Gemeinschaftsraum war er tatsächlich das Gesprächsthema Nummer eins, wie so oft. Immer mehr fragten ihn, ob die Gerüchte stimmten, und er stimmte zu.
Fred und George erschienen zunächst geschockt.
„Was in aller Welt denkst du dir dabei?"
„Malfoy! DER Malfoy! Der, der dich bei jeder Gelegenheit umbringen will, und du wirfst dich ihm in die Arme?"
„Was würde Sirius denken?"
„Was sollte Sirius denn dagegen haben?", protestierte Harry. „Immerhin ist Draco ein Verwandter von ihm!"
Fred schnaufte. „Draco, ja?"
„Ganz genau", meinte Harry herausfordernd.
„Okay, tu, was du nicht lassen kannst. Ich sehe unseren Auftrag damit als erfüllt an, was meinst du, George?"
George nickte nur und starrte Harry immer noch an. Dann zischten sie ab.
°
Die Tage vergingen und langsam ließ das Getuschel nach. Harry und Draco provozierten es auch nicht, sondern verhielten sich einigermaßen unauffällig. Im Unterricht, zum Beispiel in Zaubertränke, taten sie, als wäre nichts vorgefallen, auch wenn Snape auffiel, dass Malfoy seine Attacken neuerdings auf andere Gryffindorschüler lenkte, und Harry Potter in Ruhe ließ. Natürlich hatte auch er die Gerüchte gehört, tat sie aber als Scherz ab. Wahrscheinlich hatte Malfoy sich einen Scherz mit Potter erlaubt, das war es.
Eines Tages, als er alle Schüler schon aus dem Kerker glaubte, kehrte er noch einmal zurück, da er etwas vergessen hatte. Er vernahm ein leises Stöhnen und fragte argwöhnisch: „Ist da wer?"
Zwischen den Sitzreihen tauchten zwei hochrote Köpfe auf, und Snape war so geschockt, dass er noch nicht einmal Punkte von den Häusern abzog. Sein Appetit war ihm, vermutlich für immer, vergangen. Wie konnte Potter es wagen, sich an Malfoy ranzumachen! Eine Schande für jeden Todesser, umso mehr, das Malfoy auch noch darauf eingegangen war.
Doch außer Snape und seinen Todesser- Kumpanen störte sich niemand an dieser Beziehung. Manchmal hatte Harry sogar das Gefühl, dass die Gryffindor jetzt allgemein besser mit den Slytherin auskamen.
°
Harry kam aus der Großen Halle und lief direkt in Dracos Arme. Dieses Mal allerdings bewusst. Er schloss seine Augen, als er Dracos Lippen schmeckte, an seinen Zähnen saugte und durch seine Haare fuhr.
„Alles Zabinis Schuld", murrte Draco zwischen ihren Küssen.
„Und ich bin ihm sehr dankbar"
°Happy End°
