Nudel: aber natürlich war das Remus!

Und es geht direkt weiter – viel Spaß

Disclaimer: Nichts von dieser Geschichte gehört mir, außer einigen unbedeutenden Nebencharakteren. Alle Rechte bei J.K.Rowling.

Chronik der Rumtreiber II

Das Geheimnis des Mondes

Kapitel 5

In Hogwarts

Der Raum war mit Leuten geradezu voll gestopft. Aufgeregte Leute waren es. Lehrer, Schüler und selbst Hagrid; alle waren im Büro des Schulleiters versammelt. Und der war der einzige, der die Ruhe behielt. Während alle durcheinander sprachen saß Albus Dumbledore hinter seinem Schreibtisch, hatte die Kuppen seiner langen Finger aneinander gelegt und blickte von einem zum anderen.

Nach dem Vorfall am Bahnhof von Hogsmeade war alles sehr schnell gegangen. Nur Augenblicke nachdem Severus den Fluch ausgesprochen hatte, war Hagrid zur Stelle gewesen. Er hatte den Schulsprechern die Verantwortung über die Erstklässler übertragen, hatte dann Remus hochgehoben und war mit ihm, nachdem er Severus und Sirius in Dumbledores Büro befohlen hatte, zu den pferdelosen Kutschen geeilt.

Als Lily im Schloss angekommen war, war sie ebenfalls in Richtung Büro des Schulleiters geeilt. Natürlich hatte es sich James Potter nicht nehmen lassen, seinen Freund Sirius zu begleiten und Lily war der Meinung, es sollte auch jemand dabei seien, der Severus unterstützen konnte. Immerhin war sie Zeugin der ganzen Angelegenheit und man konnte nicht behaupten, dass Severus die alleinige Verantwortung für die Sache zu tragen hatte.

Am Wasserspeier, der den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte, standen die Professoren McGonagall und Farragut, die Hauslehrer von Gryffindor und Slytherin. Lily hatte die Lehrerin für Verwandlung noch nie so ernst gesehen und der Zaubertränkemeister schien vor Wut geradezu zu kochen.

Professor McGonagall schaute Lily fragend an, doch die schaute so bittend zurück, dass sie nur kurz nickte, dem Wasserspeier das Passwort zuflüsterte und sie alle die sich drehende Treppe hinauf in das Büro scheuchte. Farraguts Augen schleuderten Blitze auf seinen Schüler ab, aber er sagte nichts. Er schien die Standpauke, die mit Sicherheit kommen würde, und das nicht zu knapp, anscheinend vor dem Direktor über Severus hereinbrechen lassen zu wollen.

Jetzt standen sie in einem Kreis vor dem Schreibtisch Dumbledores und hatten jegliche Zurückhaltung fallen gelassen. Der Schulleiter schaute sich das Durcheinander einige Minuten lang an, dann hob er die Hände und bat um Ruhe. Er war eine so ehrfurchtsgebietende Persönlichkeit, dass tatsächlich alle Anwesenden verstummten. Dumbledore schaute lange über die Ränder der halbmondförmigen Gläser seiner Brille und seufzte dann.

„Wir haben hier eine sehr ernste Situation. Wir können es nicht zulassen, dass Schüler auf andere Schüler, aus was für Gründen auch immer, aufeinander losgehen. An dieser schule wird euch Magie gelehrt. Vielleicht ist euch das noch nicht klar geworden, aber Magie kann eine sehr mächtige Waffe sein. Ihr seid noch jung und deshalb impulsiv. Ich möchte zunächst einmal von jedem von euch genau erfahren, was genau geschehen ist."

Wieder setzten alle, zumindest die anwesenden Schüler zum Sprechen an, doch Dumbledore hob augenblicklich die Hand und ließ sie wieder verstummen. „So geht das nicht! Mr Snape, würden sie bitte beginnen?"

Severus war der ruhigste von allen gewesen. Er hatte nicht wild drauflos gebrüllt. Ihm war klar, dass er hier nur herauskam, wenn er einen kühlen Kopf behielt und sich zu erklären wusste. Mit einer Lüge brauchte er erst gar nicht zu kommen. Das war ihm von Anfang an klar. Dumbledore würde ihn sofort durchschauen und außerdem gab es ja genügend Zeugen.

„Ich habe einen Schockzauber auf Black losgelassen. Lupin ist mir nur in den weg gesprungen. Ich – ich wusste nicht, was ich tat. Ich habe einfach nur rot gesehen. Black ist mir schon das ganze letzte Jahr tierisch auf den Geist gegangen und als er jetzt wieder damit anfing, konnte ich mich nicht zurückhalten."

Dumbledore nickte bedächtig. „Mr Black?"

Sirius holte tief Luft. Er sah sich eigentlich auf der Gewinnerseite. Er hatte schließlich nichts getan. Gut, so wie Snape es darstellte, konnte man ihm eine gewisse Mitschuld geben, aber eigentlich sah er das Ganze nicht so.

„Also, Professor. Den Vorgang selbst hat Snape wohl ganz richtig beschrieben, aber ich denke nicht, dass ich ihm die Veranlassung dazu gegeben hätte. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder, der einen Scherz macht gleich zu Boden geschickt wird. Wie geht es eigentlich Remus? Ich hoffe der Kerl hat ihn nicht ernst verletzt."Im Hintergrund konnte man sehen, wie James der Rede seines Freundes still Beifall spendete, während Lily leise schnaubte.

„Es ehrt sie zwar, dass sie in dieser Situation an ihren Freund denken, aber dennoch muss ich ihnen widersprechen. Wie wir alle mitbekommen haben, ist das Verhältnis zwischen ihnen beiden mehr als nur gespannt und das geht mit Sicherheit nicht allein von Mr Snape aus. Das ist ihnen selbst nur zu bewusst. Ich habe mich bei Madame Pomfrey direkt erkundigt, als Hagrid zu mir kam und mir sagte, was geschehen war. Sie sagt, er kommt wieder völlig auf die Beine. Er muss über Nacht im Krankenflügel bleiben, aber dann wird er wieder vollkommen genesen sein. Der Fluch war nicht sonderlich schlimm, aber er ist mit seinem Kopf auf das Pflaster geschlagen."

Dumbledore ächzte und versuchte eine bequemere Sitzposition zu finden, bevor er fortfuhr. „Wie ich eben schon gesagt habe. Wir bringen ihnen hier bei, wie man Magie verwendet. Aber das ist nicht alles. Wir bringen ihnen ebenfalls bei, wann man sie verwendet und gegen wen. Diese Tat kann nicht unbestraft bleiben; das ist ihnen sicher allen klar. Die Strafen, die sie bekommen werden ist Sache ihrer Hauslehrer und ich bin mir sicher, dass sie Zeit bekommen werden über das, was sie getan haben, nachzudenken."

James öffnete den Mund, doch Dumbledore kam ihm zuvor. „Nein, Mr Potter! Mir ist klar, dass nur einer einen Fluch ausgesprochen hat, doch zu einem Streit gehören immer zwei und keiner von diesen Zweien ist ohne Schuld."

Lily hatte dem ganzen Gespräch nur stumm zugehört und hin und wieder Severus aufmunternd zugelächelt. Sie wusste wie es war, wenn man von einer bestimmten Person ständig gepiesackt wurde. Es grenzte schon fast an ein Wunder, dass sie selbst Petunia noch nicht angegriffen hatte, aber das war immerhin ihre Schwester. Bei Sirius konnte sie es erst recht verstehen. Sie hoffte, dass sie bald Gelegenheit bekam, mit Severus allein zu sprechen, was nicht so ganz einfach war, schließlich waren sie in unterschiedlichen Häusern und sahen sich nur bei den Mahlzeiten und im Unterricht. Und dann waren immer jede Menge andere Schüler anwesend.

Jetzt begann Dumbledore wieder zu reden. „Ihr alle werdet das Abendessen in euren Gemeinschaftsräumen zu euch nehmen. Und danach verschwindet ihr auf dem schnellsten Weg in eure Schlafsäle. Ich hoffe, dass ihr aus der Sache lernt."

„Können wir nach Remus sehen?"James war es, der die Frage stellte, doch der Schulleiter schüttelte den Kopf.

„Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist. Ihr macht euch jetzt auf direkten Weg in eure Häuser auf. Ich muss mit Professor McGonagall und Professor Farragut in die große halle. Die Auswahlzeremonie ist längst überfällig."

Damit war sein letztes Wort gesprochen und selbst James sah ein, dass es keinen Sinn machte, jetzt weiter in ihn zu drängen. Lily trat kurz zu Severus und legte ihm die Hand auf die Schulter, doch Professor Farragut schickte ihn mit finsteren blick aus dem Büro und Professor McGonagall hielt ihre Schüler noch einen Augenblick zurück, damit sie sich im Schloss nicht über den Weg liefen. Unter Umstände würde es zu einem zweiten Vorfall kommen, wenn James und Severus in diesem Zustand aufeinander trafen.

Schließlich verließen auch Sirius und James das Büro und Lily folgte ihnen langsam. Was hatten sich die beiden nur dabei gedacht. Das war ja beinahe wie ein Duell auf offene Straße gewesen. Wenn auch mit sehr ungleichen Waffen. Sirius' spitze Zunge gegen Severus' Zauberstab. Es hätte verdammt ins Auge gehen können. In Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten sie gelernt, dass starke Emotionen einen Fluch um ein Vielfaches verstärken konnten. Was nun, wenn Remus durch den Schockzauber weit durch die Luft gewirbelt worden wäre. Es war kaum auszudenken.

Wenn sie die beiden jetzt so daherschlendern sah, dann stieg regelrecht Wut in ihr auf. Gut, James hatte sich nach Remus' Befinden erkundigt, aber es sah trotzdem nicht so aus, als würde es den beiden sonderlich schlecht gehen. Sie hatten erfahren, dass Remus morgen früh wieder auf den Beinen sein würde, und schon hatten sie wieder Oberwasser.

Beim Portrait der fetten Dame, das den Eingang zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors versperrte blieben die drei stehen. Professor McGonagall, die den dreien gefolgt war trat vor und nannte das Passwort. Es lautete Divatus. Lily hatte gar nicht mitbekommen, dass die Lehrerin noch anwesend war, doch sonst waren sie ja auch nicht in den Gemeinschaftsraum gekommen. Die fette Dame war sämtlichen Ausreden gegenüber völlig unzugänglich. Wenn man das Passwort nicht kannte, konnte man sich auf ein unter Umständen langes Warten vor der Tür einstellen.

„Ich gehe jetzt in die große Halle. Und ich möchte, dass keine Klagen kommen, war das verständlich?" Professor McGonagall ließ sie durch das Portraitloch steigen und James und Sirius brummelten ein leises OK, während Lily nur nickte. „Miss Evans, ich weiß, was ich von diesen beiden zu erwarten habe, aber ich hoffe, dass wenigstens sie wissen, was das Beste für sie alle ist."Damit drehte sie sich um und begann die stufen des Gryffindorturms wieder hinab zu steigen.

Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors sah alles so aus, wie Lily es vom letzten Jahr im Gedächtnis behalten hatte. Im Kamin brannte ein helles Feuer und einer der Tische war gedeckt und füllte sich im Augenblick ihres Eintretens mit Speisen und Getränken. James und Sirius warfen ihre Umhänge, die sie über den Roben trugen zur Seite und stürzten sich auf zwei der Plätze. Lily schüttelte den Kopf. Obwohl auch sie ziemlichen Hunger hatte, war ihr der Appetit ziemlich vergangen. Langsam folgte sie den beiden Jungen und setzte sich auf den frei gebliebenen Platz am Tisch. Das Essen war zwar nicht so vielseitig wie in der großen Halle, aber es schmeckte ausgezeichnet. Sobald Lily ihren ersten Bissen gegessen hatte, merkte sie, wie hungrig sie tatsächlich war. Sie musste an Severus denken, der jetzt ganz allein im Gemeinschaftsraum der Slytherin essen musste. Er hatte ihr erzählt, wie er eingerichtet war und sie konnte sich vorstellen, wie ungemütlich es dort allein sein musste.

James und Sirius aßen schweigend, aber man sah ihnen an, dass sie das Geschehene liebend gern diskutieren wollten. Nur die Anwesenheit Lilys hielt sie scheinbar davon ab. Und das war auch ganz gut so, denn die augenscheinlich gute Laune der beiden ließ Lilys Zorn schon wieder ansteigen.

„Hast du Snapes Gesicht gesehen, als er gemerkt hat, dass es den Falschen erwischt hat?"Sirius hatte anscheinend genug gefuttert und konnte sein Mitteilungsbedürfnis nicht länger unterdrücken. Aber es war nicht James, der ihm antwortete. Lily sprang mit hochrotem Gesicht von ihrem Stuhl hoch.

„Den Falschen? Völlig richtig, Black. Es hat den Falschen getroffen! Und ich hatte geglaubt, dass es euch wenigstens ein wenig nahe gehen würde, weil es Remus ist, der im Krankenflügel gelandet ist."Ihre Stimme war schrill und wenn Blicke töten könnten, dann würde Azkaban in nächster Zeit Zuwachs bekommen. „Ist dir überhaupt nicht klar, was du angestellt hast?"

„Wieso Sirius? Er hat doch wohl niemanden verflucht, oder?"Natürlich schlug sich James auf die Seite seines Freundes.

„Du bist kein Stück besser, Potter! Was glaubt ihr zwei eigentlich, warum Severus das getan hat? Oh natürlich – er ist der böse Slytherin. Es ist selbstverständlich, dass er so etwas tut. Seltsam, dass in dieser Schule überhaupt noch jemand lebt, wo es doch vor Slytherins nur so wimmelt."Jetzt träufelte Zynismus aus Lilys Stimme wie Honig aufs Brot. „Wenn man dich so behandeln würde, dann würdest du auch bald Amok laufen. Aber was rede ich hier. Eher würde ich es schaffen Peeves zu erziehen, als euch den Mist aus den Gehirnen zu fegen."

James grinste. Er hatte Lily noch nie so aufgeregt erlebt und irgendwie fand er, dass es ihr gut stand. Außerdem perlte Kritik an ihm ab, wie Wasser an einem Regenschirm. „Aber, aber Evans. Wer wird denn gleich unhöflich werden. Man merkt, dass du dir wohl die falschen Freunde ausgesucht hast."

Lily gab einen ungläubigen Laut von sich. Für einen Moment war sie tatsächlich sprachlos. „Ich habe die falschen Freunde? Ich habe allmählich den Eindruck als wäre ich im falschen Haus; das kann wohl sein. Aber solange ich dich und deine Freunde nicht zu meinem Freundeskreis zählen muss, ist mir ja noch zu helfen, was man von euch nicht direkt behaupten kann."

Sie schnaubte, drehte sich mit einer abrupten Bewegung von den beiden Jungen weg und lief mit erhobenem Kopf auf den Durchgang zu, hinter dem sich die Treppen zu den Schlafsälen der Mädchen verbargen. Sie konnte noch auf der Treppe das Kichern der beiden hinter sich hören, aber das war ihr egal. Sie hatte ihre Meinung gesagt und es ging ihr schlagartig besser. Als Lily zehn Minuten später in ihrem Himmelbett im Schlafsaal der Zweitklässlerinnen lag, konnte sie sehr lange nicht einschlafen. Warum nur war sie gezwungen mit den beiden größten Hornochsen der ganzen Schule in einer Klasse zu sein? Und ausgerechnet Remus, der einzige in der Gruppe, der noch ein Quäntchen taugte, der hatte mal wieder unter dem ganzen zu leiden.

Wie es Severus jetzt wohl ging? Er hatte niemanden, mit dem er jetzt sprechen konnte. Warscheinlich fühlte er sich jetzt ziemlich von der Welt verlassen. Und seine strafe würde bestimmt auch kein Zuckerschlecken. Professor Farragut war nicht als Mensch bekannt, der Fehlverhalten einfach so durchgehen lies.

Kurz bevor die Feier in der großen Halle beendet war und die anderen Schüler in die Schlafsäle strömten, fielen Lily doch endlich die Augen zu. Am Nächsten Morgen würde sie dafür dankbar sein, denn auf diese weise musste sie keine lästigen Fragen mehr beantworten.

Ein paar Stockwerke tiefer war ein anderer zwölfjähriger, der nur sehr unruhig schlief. Körperlich hatte sich Remus bereits wieder vollständig erholt, doch in seinem Inneren sah es nicht so friedlich aus.

Das war's für heute. Ich schätze, James und Sirius müssen da gewaltig was tun, damit Lily wieder mit ihnen spricht, aber dummerweise haben sie ja gar kein Interesse daran. Tja – wenn James doch nur wüsste...

Ach ja – vergesst nicht die reviews – Danke!

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