Gefallener Engel: Danke für das Kompliment. Und wie gesagt ist wirklich nur ein MINIcliff.
Lord Slytherin: Weit gefehlt. Vollmond wäre zu einfach, aber das wirst Du ja sehen. Meine Schreibgeschwindigkeit ist zugegeben etwas unregelmäßig (13 und 14 habe ich quasi an einem Tag getippt), aber zumindest bekomme ich nicht zwischendurch Babys!
Aber hier kommt erstmal die 14, während ich mich an die 15 mache - Viel Spaß
Disclaimer: Nichts von dieser Geschichte gehört mir, außer einigen unbedeutenden Nebencharakteren. Alle Rechte bei J.K.Rowling.
Chronik der Rumtreiber II
Das Geheimnis des Mondes
Kapitel 14
Tage wie dieser
Bisher war es eindeutig einer der besten Tage seines Lebens gewesen. Seit Remus Lupin von einem Werwolf gebissen und damit selbst zu einer Kreatur der Nacht geworden war, hatte er sein Elternhaus kaum verlassen. Und wenn er es getan hatte, dann war es meistens nur in die nahe Umgebung gewesen. Das Haus seiner Eltern lag sehr einsam, und so bekam er nur selten andere Menschen zu Gesicht. Er konnte nicht behaupten, dass ihn das sonderlich stören würde, schließlich konnte er sich kaum an die Zeit vorher erinnern, und als elfjähriger Junge schweifte man in Gedanken sowieso eher selten in der Vergangenheit herum.
Und heute war es nun endlich soweit. Er war zusammen mit seinen Eltern per Flohpulver in den tropfenden Kessel gereist. In der Winkelgasse war er schon einige Wochen zuvor gewesen, um seine Schulsachen einzukaufen. Das war nicht lange nach Professor Dumbledores Besuch im Haus seiner Eltern gewesen. Schon das hatte er sehr spannend gefunden. Doch heute war es noch etwas anderes. Heute würde er sich zum ersten Mal in seinem Leben für längere Zeit von seinen Eltern trennen. Er würde nach Hogwarts fahren. Er hatte oft davon geträumt, doch stets hatte er fest geglaubt, dass dieser Traum niemals für ihn wahr werden würde. Und dann hatte der Schulleiter von Hogwarts einfach so vor ihm gestanden und hatte ihm gesagt, dass er aufgenommen sei. Er hatte mit ihm gesprochen, wie mit einem Menschen, und nicht wie mit einem Monster.
Da man mit Flohpulver nicht direkt auf das Gleis neun dreiviertel reisen konnte und Remus mit seinen elf Jahren natürlich viel zu jung war zum apparieren, mussten er und seine Eltern vom Pub aus auf herkömmliche Art und Weise zum Bahnhof Kings Cross kommen. Remus' Vater, der im Auftrag von Mr Ollivander schon in der ganzen Welt herumgekommen war, hatte keine Schwierigkeiten damit, sich unter Muggeln zu bewegen, aber bei seiner Frau und Remus sah es da schon etwas anders aus. Der Junge wollte sich zunächst standhaft weigern die U-Bahn auch nur zu betreten und auch Mrs Remus war bei der Überzeugungsarbeit, die sein Vater leisten musste keine großartige Hilfe.
Doch als Remus erst einmal in der Bahn saß, fand er es nur noch halb so schlimm. Die sich von selbst öffnenden Türen und die körperlose Stimme, die die einzelnen Stationen ansagte, ließen ihn vermuten, dass die Welt der Muggel sich doch nicht so sehr von der der Zauberer und Hexen unterschied. Was wusste ein elfjähriger Zauberer schon von Elektrizität und automatisierten Vorgängen?
Als die drei in unmittelbarer Nähe von Kings Cross die Bahn wieder verließen, wäre Remus am liebsten noch weiter gefahren. Zwei Stationen vorher war ein Junge eingestiegen, der vielleicht drei oder vier Jahre älter als er selbst gewesen war. Er hatte einen Kasten dabeigehabt, der aus einem schwarzen, scheinbar leichten Material gemacht war, den Remus noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Aus dem Kasten drang Musik. Ihm hatte die Musik nicht sonderlich gefallen, vor allem war sie zu laut gewesen (was auch die Meinung der meisten anderen Anwesenden gewesen war), aber es hätte ihn doch sehr interessiert, wie man die Musik in den Kasten hineinbekam.
Von der U-Bahn-Station zum Bahnhof war es nicht mehr sehr weit gewesen und trotz des vielen Gepäcks, das Mr und Mrs Lupin die Straße entlang schleppten, brauchten sie nur wenige Minuten für den Weg.
Als Remus die Bahnhofshalle betrat, wäre er am liebsten direkt umgekehrt. Noch niemals zuvor hatte er so viele Menschen in einem Raum gesehen. Schon in der U-Bahn war es recht voll gewesen, aber mit dieser Halle war nichts zu vergleichen, was er in seinem jungen Leben bislang gesehen hatte. Und alles Muggel. So schien es zumindest auf den ersten Blick. Doch bei genauerem Hinsehen konnte Remus hier und dort einen Zaubererhut erkennen oder eine Person, die scheinbar nicht sehr genau wusste, wie sich Muggel kleideten. Alle diese Personen strebten in dieselbe Richtung. Über dem Durchgang war ein großes Schild angebracht auf dem „Zu den Gleisen"stand.
Seine Eltern hatten sein Gepäck auf einen der Kofferkarren gestellt, die in der Nähe des Eingangs in großen Mengen herumstanden. Jetzt schob sein Vater den Wagen und seine Mutter ihn in genau diese Richtung. Seine Eltern tauschten Erinnerungen aus und erzählten, wie sie auch Jahr für Jahr von diesem Bahnhof aus nach Hogwarts gereist waren, doch ihr Sohn hörte ihnen gar nicht richtig zu. Zu stark flossen die Eindrücke auf den Jungen ein, so dass er aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Als sein Vater schließlich stehen blieb, hätte Remus ihn beinahe über den Haufen gerannt. Fragend schaute er ihn an.
„Bis hierher kommen auch die Muggel. Aber zu dem Gleis, von dem dein Zug abfährt, können sie nicht gelangen. Siehst du dort die Absperrung zwischen Gleis neun und zehn?"
Remus nickte und wollte gerade etwas antworten, als ihm das Wort buchstäblich im Halse stecken blieb. Ein junges Mädchen mit langen roten Haaren, das schätzungsweise in seinem Alter war, war mit ihrem Kofferkarren auf die eben beschriebene Absperrung zugefahren. Sie machte keinerlei Anstalten zu bremsen, doch anstatt dagegen zu prallen, verschwand sie einfach. Remus war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Doch er hatte sich nicht getäuscht, denn jetzt folgte ihr ein Junge im gleichen Alter. Auch er verschwand in der Absperrung. Es schien eine Ganze Gruppe zu sein, die von einem hoch gewachsenen Mann begleitet wurde. Als alle durch die Absperrung getreten waren, fand Remus die Sprache wieder.
„Was war das, Dad?
Mr Lupin lächelte. „das, mein Junge, ist der Eingang zum Bahnsteig. Ich kann dir nicht genau erklären, wie das Ganze funktioniert, aber ich verspreche dir, dass es vollkommen ungefährlich ist. Ich gehe mit dem Wagen voran, und du folgst mir mit deiner Mutter. Kein Angst, es kann dir überhaupt nichts geschehen."
Mit diesen Worten hatte Mr Lupin den Wagen auch schon angeschoben und war nach wenigen Augenblicken verschwunden. Mrs Lupin ließ ihrem Sohn keinerlei Zeit für Protest, sondern nahm ihn resolut an die Hand und zog ihn mit sich. Remus konnte hinterher nicht beschreiben, was es für ein Gefühl war die scheinbar massive Absperrung zu durchschreiten, aber der Anblick, der ihm dahinter erwartete, ließ es ihn auch direkt wieder vergessen. Eine riesige rote Dampflokomotive mit vielen Waggons stand dort und Dampf quoll aus dem Schornstein und zwischen den Rädern hervor. Remus wollte stehen bleiben, doch seine Mutter zog ihn weiter.
„Wir haben schon fast elf. Der Zug wird gleich abfahren. Wir müssen uns ein wenig beeilen. Dein Vater winkt, wie es scheint, hat er einen Waggon entdeckt, der noch nicht so voll ist."
Tatsächlich war Mr Lupin der Gruppe gefolgt, die vor ihnen durch die Absperrung gegangen war und stand jetzt am hintersten Wagen des Zuges. Remus' Vater schob das Gepäck durch die Tür in den Waggon und nahm dann seinen Sohn bei den Schultern.
„Ich weiß, dass du uns sehr stolz machen wirst. Und denk daran, was ich dir gesagt habe. Alle deine Eigenschaften sind es, was dich ausmacht. Also kann nichts davon schlecht sein. Verstehst du?"
Natürlich verstand Remus nicht vollständig, was sein Vater ihm sagen wollte, aber er nickte trotzdem. Dann wurde er von seiner Mutter umarmt, die mit aller Kraft ihre Tränen zurückhielt. Remus befreite sich und lächelte sie an, dann stieg er in den Zug. Sein Vater schlug die Tür hinter ihm, zu und nur wenige Sekunden später drang ein gellender Pfiff durch die Halle. Ganz langsam setzte sich der Zug in Bewegung und Remus sah durch die Scheibe in der Tür, wie seine Eltern zurückblieben und allmählich verschwanden.
Er drehte sich um und machte sich daran, sein Gepäck auf der Suche nach einem freien Abteil durch den Gang zu schleifen. Es fiel ihm nicht gerade leicht, da Vollmond gerade erst vorüber war und er sich noch in einem ziemlich geschwächten Zustand befand. Sein Gesicht war blass und er hatte sich bei der letzten Verwandlung einige ziemlich tiefe Kratzer zugefügt, die trotz Magie noch nicht vollständig verheilt waren. Das geschah immer, wenn er in sehr erregtem Zustand war. Und die bevorstehende Fahrt nach Hogwarts, hatte sein Gemüt regelrecht aufgepeitscht. Während er den Koffer hinter sich herzog, ging er gebeugt und schaute auf den Boden. Auf diese Weise merkte er erst im letzten Moment, das er beinahe in jemanden hineinrannte. Abrupt stoppte er und sah sein Gegenüber ins Gesicht.
Er war in seinem Alter, nicht viel größer als er und fast ebenso dünn. Er hatte tiefschwarze Haare, die er das letzte Mal vor mehreren Wochen gekämmt zu haben schien. Die Augen, die hinter einer Brille lagen, waren braun und funkelten unternehmungslustig.
„Langsam, langsam. Wenn du in dem Tempo weitermachst, durchschlägst du die Rückwand des Waggons und landest auf der Schiene."Dabei grinste er von einem Ohr zum andern.
Hinter ihm erschien jetzt ein zweiter Junge. „Was'n los James? Wir wollten uns doch ein Abteil suchen. Da hinten scheint noch eins frei zu sein."
„Halt den Quaffel flach, Sirius. Hab Anhang aufgegabelt."Der Junge, den der erste als Sirius bezeichnet hatte schaute an ihm – James – vorbei und musterte Remus.
„Na Mahlzeit. Den müssen wir ja erstmal aufpäppeln."Er grinste und streckte seine Hand an James vorbei, Remus entgegen. „Heiße Sirius, Sirius Black und die Knalltüte hier ist James Potter. Aber ansonsten ist er eigentlich normal. Wer bist du?"
Remus ergriff die Hand, und darauf auch die James'. „Remus Lupin. Ich bin Erstklässler."
„Ach ne. Und wir dachten, du machst dieses Jahr deinen Abschluss."James stieß seinen Freund in die Seite, worauf dieser verstummte. Dann wandte er sich an Remus. „Komm doch mit. Die Pappnase hat da hinten noch'n Abteil entdeckt. Scheint wie für uns gemacht zu sein."Damit drehte er sich um und stiefelte Sirius, der James um mindestens einen halben Kopf überragte und auch kräftiger gebaut war, hinterdrein.
Remus nickte. Es war immer noch besser, als im Gang auf seinem Koffer zu sitzen. Als sie gerade im Abteil angekommen waren und die drei ihr Gepäck verstaut hatten, hörten sie einen gedämpften Schrei. Sie hatten die Abteiltür aufgelassen und so konnten sie hören, dass im vordern Bereich etwas passiert sein musste.
James stürzte durch die Tür und entrüstete sich. „Das ist ja wohl nicht zu fassen. Sirius, komm raus. Also so eine Frechheit."Als Remus nach Sirius auf den Gang trat, konnte er sehen, was geschehen war. Die Tür, die zum nächsten Waggon führte, stand auf und in ihr stand ein Junge. Zu seinen Füßen lag ein zweiter. Dieser war klein und dick und über seine Wange rann eine Träne.
„Der Mistkerl ist mindestens zwei Jahre älter. Was denkt der sich?"James hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
„Warscheinlich gar nichts."Knurrte Sirius. „Das ist Lucius Malfoy. Die Malfoys denken nicht, sie tun einfach.
Lucius Malfoy lachte, schien aber die Lust an seinem Spiel verloren zu haben. Er gab dem pummeligen Jungen am Boden einen tritt, drehte sich dann um und verschwand. Schniefend erhob sich der andere und zog seinen Koffer durch die immer noch offene Tür. Er war aufgegangen und mehrere Kleidungsstücke lagen im Gang verteilt. James eilte auf ihn zu.
„Hey, alles in Ordnung? Was wollte der Mistkerl von dir?"
Der Junge schniefte erneut und sah James mit großen blassgrauen Augen an. „Ich – ich wollte in ein Abteil. Und – und ich"wieder schniefte er „ich habe nicht gesehen, dass er schon drinsaß."
„Als ob das ein Grund wäre."Empörte sich Remus. Er hatte sich mit Sirius hinter James aufgebaut. Der zeigte mit dem Daumen über die Schulter. „Du kommst mit in unser Abteil. Das sind übrigens Sirius und Remus. Mein Name ist James."
„Peter."Sagte der Junge und wollte James die Hand entgegenstrecken, überlegte es sich aber dann anders, als er daran dachte, dass er sich gerade mit ihr noch die Nase abgewischt hatte.
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Stunden später zog die Landschaft immer noch an den Fenstern des Zuges vorbei. Eine Hexe war mit einem rollbaren Wagen an ihrem Abteil vorbeigekommen und hatte allerlei Essbares verkauft. James und Sirius schienen recht wohlhabend zu sein, jedenfalls hatten sie ganz schön zugeschlagen. Jetzt waren sie wieder im Gang unterwegs, um sich die Beine zu vertreten. Nur Peter hatte im Abteil bleiben wollen. Die Erfahrungen, die er heute hatte machen müssen reichten ihm anscheinend für einen Tag.
Die drei Jungs waren erst an das hintere Ende des Zuges gegangen, und dann hatten sie vorgehabt, den Zug der Länge nach zu durchstreifen. Doch vor der Tür des vorletzten Abteils war Sirius grinsend stehen geblieben. Drinnen saßen drei Jungen und drei Mädchen. Der eine reichte gerade eine Schachtel mit Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen herum, als sein Blick auf Sirius fiel. Er zuckte zusammen. Sirius zog die Tür mit einem Ruck auf und streckte den Kopf in das Abteil.
„Na Snape – schon Fans gefunden? Leute, Leute - nehmt euch bloß in Acht. Der Junge vergiftet euch, ohne mit der Wimper zu zucken."
„Verkrümele dich Black. Und nimm deine Spießgesellen da mit. Allein traust du dich wohl nicht, was?" Der Junge, der eben zusammen gezuckt war, versuchte seiner Stimme einen drohenden Ton zu geben, aber Sirius ging nicht darauf ein. Während James kicherte stichelte er weiter. „Huhu, jetzt habe ich aber Angst."Und er grinste breit. Das eine Mädchen schaute Sirius verachtend an. Remus erkannte sie wieder. Es war die Rothaarige, die kurz vor ihm durch die Absperrung gegangen war.
Er zog Sirius zurück. „Komm Sirius, wir gehen." Für einen Moment sah es tatsächlich so aus, als wolle Sirius sich widersetzen, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und ließ sich von Remus zu Seite schieben. James folgte seinem Freund, der in Richtung Lokomotive abdampfte. Remus schloss die Tür und schickte noch einen entschuldigenden Blick durch das in die Tür eingelassene Fenster, dann trottete er den beiden hinterher.
Nach wenigen Metern hatte er sie eingeholt. „Was bitte war denn das gerade. Wenn dieser Malfoy Peter fertig macht, dann regst du dich auf, aber mit diesem Snape darf man das machen?"
Sirius drehte sich zu ihm um und sah ihn mit einem sehr seltsamen Ausdruck in den Augen an. „Du weiß ja gar nicht, worüber du sprichst."Sagte er nach einer Weile. „Peter ist ein Verlierer. Es wird immer Stärkere geben, die auf ihm herumhacken werden. Deshalb muss man ihm helfen. Aber dieser Snape – der gehört in die gleiche Liga wie Lucius Malfoy. Weißt du etwas von dunklen Kreaturen, Remus Lupin? Heute hast du zwei von ihnen kennen gelernt. Ich erkenne sie, denn meine Familie ist ihnen sehr ähnlich. Ich werde die dunklen Kreaturen bekämpfen, wo ich nur kann!"Damit drehte er sich um und schwieg, bis sie das vordere Ende des Zuges erreicht hatten.
Remus war das ganz recht. So konnte er nachdenken, während James versuchte seinen Freund aufzuheitern. Dunkle Kreaturen – er war eine dunkle Kreatur. Würde Sirius ihn ebenso hassen wie er Malfoy und Snape hasste? Aber er war anders – er war nicht böse! Er war doch anders, oder? Sie durften nicht erfahren, was er war. Dumbledore hatte es gesagt, seine Eltern hatten es ihm auch gesagt. Es durfte einfach nicht passieren.
In diesem Moment schreckte er aus seinen Gedanken hoch. James hatte ihm auf die Schulter geschlagen. „Meine Güte, lauf ich denn mit zwei Sauertöpfen durch die Gegend. Kommt mit, wir sollten zu Abteil zurück. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir ankommen und wir müssen uns noch umziehen."
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Remus schaute vorsichtig über den Rand einer riesigen Teetasse hinweg. Eigentlich war es eher ein Krug und der Junge hatte den Verdacht, dass wohl noch andere Sachen außer Tee daraus getrunken wurden. Im Hintergrund prasselte ein gemütliches Feuer, und der Sessel, in dem er saß, war über und über mit Flickendecken behängt.
Sein Gegenüber schaute ihn lange bedächtig an. Dann lächelte er den Jungen aufmunternd zu. Zumindest vermutete Remus das, denn sehen konnte man es aufgrund des gewaltigen und verstrubbelten Barts des Mannes nicht, wenn er den Mund verzog. „Und warum kommst du damit zu mir? Solltest du nicht zusammen mit deinen Freunden im Gryffindorturm sein und euren Sieg feiern?"
Remus sah Hagrid kurz an, senkte aber sofort wieder seinen Blick. Als Angestellter von Hogwarts und Vertrauter von Albus Dumbledore wusste Hagrid natürlich von Remus' wahrer Natur.
Der Junge stellte den Teekrug vor sich auf den Tisch. Es war ihm nicht leicht gefallen hierher zu kommen. Aber irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, Hagrid würde ihn verstehen. „Ich musste einfach mit jemandem reden. Gerade jetzt."Remus fasste sich ein Herz und schaute dem gigantischen Mann direkt in die Augen.
Hagrid nickte. „Ach ja. Weiß was du meinst. Es ist der Artikel über diese Ministeriumsidioten."Er seufzte. „Ich weiß, ich sollte vor Schülern nicht so reden, aber ich denke, du weißt ganz genau, was ich meine."
Jetzt war es an Remus zu nicken. „Seit diesem Tag, meinem ersten Tag in Hogwarts, habe ich Angst, dass einer meiner Freunde davon erfährt, was ich bin. Nur irgendjemand müsste es erfahren. Sie würden nicht mehr meine Freunde sein wollen. Sirius würde mich hassen, Peter würde mich fürchten, und James – ich weiß nicht, was James tun würde, aber zumindest wäre er tief verletzt, dass ich sie solange belogen habe."
„Nur Menschen, an denen einem was liegt, können einen tief verletzen"
„Das ändert nichts daran, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollen wird. Und sobald herauskommt, dass ich ein Werwolf bin, werden die meisten Eltern dafür sorgen wollen, dass ich von der Schule fliege. Und mit diesem Artikel ist alles noch viel schlimmer geworden. Das Ministerium würde mich doch am liebsten ganz wegsperren. Berufsaussichten: Reinigungskraft in Azkaban."
Hagrid ließ ein brüllendes Lachen hören. „Immerhin haste deinen Humor noch nich verloren, was? Ich denk mal, bevor du nach Azkaban kommst, gehen da erstmal ganz andere Leutchen hin. Und es ist zwar nicht so, dass ich James und Sirius als Herzchen bezeichnen würde, Ham' mir selbst schon das ein oder andere Ding verpasst, aber ich glaube, du unterschätzt sie. Und über die Schule mach dir mal keine Sorgen. Dumbledore hat gesagt, du bist drin, und wenn Dumbledore das sagt, dann ist das auch so."Er patschte mit seiner riesigen Hand auf Remus' Schulter. „Und jetzt hör auf, dir so viele Gedanken zu machen!"
Remus seufzte, wie schon sooft an diesem Abend. „Du hast Recht, Hagrid. Und vielleicht sollte ich wirklich zurück in den Gryffindorturm."
„Natürlich habe ich recht. Aber du hast mir meine Frage noch immer nich beantwortet, oder?"
Remus schaute ihn fragend an. „Welche Frage?"
„Na, warum du ausgerechnet zu mir damit kommst. Du hättest doch auch zu Professor McGonagall oder Professor Dumbledore gehen können."
Jetzt grinste Remus beinahe schelmisch. „Na ja, ich schätze, wir dunklen Kreaturen finden uns einfach. Und Riesenblut kann meine Werwolfnase meilenweit gegen den Wind riechen."
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Und da ist es wieder mal am Ende. Ich habe das Gefühl, die Remus-Kapitel werden etwas häufiger (und sogar etwas länger), aber es gibt ja auch eine Menge zu erzählen. Freut euch schon mal – das nächste mit Remus (dauert aber noch) ist wieder was besonders schönes!
Ich hoffe, dass ich Peter einigermaßen hinbekommen habe. Ich wie, dass er den meisten natürlich tierisch unsympathisch ist, aber irgendwie musste er ja mit James und den anderen zusammenkommen. In meinen Geschichten wird Peter bestimmt kein unterschwelliger Totesser sein, sondern eher das, als was Sirius ihn beschreibt: Ein Verlierer, der sich an einen stärkeren hängt, um nicht unterzugehen.
Aber jetzt will ich Wortmeldungen, sonst muss ich fies werden und die Kapitel in längeren Abständen ins Netz schicken :-)
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