Lara-Lynx: Vielen Dank. Das mit den Verwebungen, wie Du es nennst, wird in den späteren Geschichten noch viel mehr kommen. In der ersten Geschichte habe ich viele Handlungsfäden absichtlich einfach im Sand verlaufen lassen, um mir die Möglichkeit zu schaffen, später daran anknüpfen zu können. Also gut aufpassen – jede noch so unbedeutende Person, kann sehr wichtig werden!

Lord Slytherin: Ich weiß gar nicht, was du meinst hüstel. Auf den James-Sirius-Rückblick wirst Du allerdings voraussichtlich bis zum fünften oder sechsten Jahr warten müssen. Da sind Sirius und James als Co-Erzähler an der Reihe.

Viel Spaß

Disclaimer: Nichts von dieser Geschichte gehört mir, außer einigen unbedeutenden Nebencharakteren. Alle Rechte bei J.K.Rowling.

Chronik der Rumtreiber II

Das Geheimnis des Mondes

Kapitel 15

Begegnung

In der Zeit nach ihrem ersten Quidditchspiel ging es unter den Gryffindors einigermaßen ausgelassen zu. Opfer dieser Stimmung waren wie so oft die Schüler aus Slytherin. Die Anzahl der Stinkbombenanschläge und mehr oder weniger harmlose Verwandlungen von Kleidung und Frisuren häuften sich, und weder Ermahnungen von Professor McGonagall, noch Strafen von Professor Farragut schreckten die Gryffindors ab. Und so half eigentlich nur aussitzen, während man auf den nächsten Streich des Quartetts um James Potter und Sirius Black wartete. Noch immer gaben sämtliche Bewohner Hogwarts diesen vieren immer zunächst die Schuld an allem, was so im Schloss geschah. Das hatte natürlich zur Folge, dass viele andere Schüler ebenfalls mutiger wurden, lag doch die Schuld sowieso automatisch bei jemand anderem. Man durfte sich nur nicht erwischen lassen. Mr Filch, der Hausmeister, hatte es sich zum persönlichen Ziel erklärt, jeden Schüler, der gegen die Schulregeln verstieß, vor die Lehrerschaft zu zerren.

Diese Probleme berührten Lily natürlich nicht weiter. Zwar hatten Agatha und Philippa sie dazu drängen wollen, ebenfalls einmal etwas anzustellen, doch nachdem sie sich erfolgreich gewehrt hatte, und die beiden bei einem Alleingang auch prompt von Mr Filch erwischt worden waren (es hatte ihnen zwei Stunden mühsamstes Stufenscheuern im Astronomieturm eingebracht – ohne Magie, versteht sich), war dieses Thema nicht weiter angesprochen worden.

Ansonsten entwickelte sich das Jahr hervorragend für Lily. Einen Unterricht, den sie im letzten Jahr wohl am meisten verabscheut hatte, gab es nur für die Erstklässler und somit war sie davon befreit. Es war der Flugunterricht. Sie konnte sich zwar inzwischen durchaus für ein gutes Quidditchspiel begeistern, aber selber zu fliegen, war ihr immer noch nicht geheuer. Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass sie eine Muggelgeborenen war, wie ihre Mitschüler bei jeder sich bietenden Gelegenheit vermuteten, aber immer wenn sie den Boden unter den Füßen verlor, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder auf den sicheren Rasen zu dürfen. Potter hatte es einmal als „flugtechnisch ungeeignet"bezeichnet, und es war die einzige Gelegenheit an die Lily sich erinnern konnte, in der sie ihm uneingeschränkt recht gegeben hatte. Natürlich hatte sie es nicht laut ausgesprochen, aber schon die Tatsache, dass sie nicht vehement widersprochen hatte, sprach Bände. Einmal hatte sie an ein Muggelsprichwort denken müssen: „Was sich liebt – das neckt sich."Nun – demnach musste sie Potter mindestens heiraten. Aber sie hatte den unangenehmen Gedanken augenblicklich beiseite gelegt. Und da lag er für ziemlich lange Zeit.

Donnerstags war ein angenehmer Tag. Morgens zunächst Zauberkunst, dann Kräuterkunde. Nach dem Mittagessen schließlich eine Doppelstunde Verwandlung mit den Hufflepuffs. All diese Fächer konnte Lily gut leiden. Zwar war Professor McGonagall ziemlich streng und ließ Unachtsamkeit in ihrem Verwandlungsunterricht nicht im Geringsten gelten, aber wenn man sich angemessen anstrengte, waren diese Stunden sehr spannend. In diesem Schuljahr hatten sie begonnen, Gegenstände in Lebewesen zu verwandeln, während sie in ihrem ersten Jahr meist nur totes in totes verwandelt hatten.

Professor McGonagall stand an ihrem Pult, und erklärte, wie man ein Wollknäuel in eine Maus verwandelte. In diesem Unterricht ging es hauptsächlich um Konzentration und die richtige Aussprache des Spruches. Die Handhabe des Zauberstabes war mehr in Zauberkunst wichtig.

Die Professorin tippte mit der Spitze ihres Zauberstabes an das Knäuel und sagte: „Vellmuris"Augenblicklich schrumpfte das Knäuel in sich zusammen, das Ende des Fadens, das an der einen Seite hervorgeschaut hatte, kringelte sich zu einem Schwänzchen, während sich am anderen Ende der Kopf bildete. Einige der Mädchen stießen einen spitzen Schrei aus. Lily war froh, dass sie Orion in ihrem Schlafsaal gelassen hatte. Die Katze wäre bestimmt mit einem Satz nach vorn gesprungen, um den kleinen Nager zu fangen.

Professor McGonagall räusperte sich und brachte damit wieder Ordnung in die Klasse. „Dieser Zauber ist komplizierter, als die, die wir bisher in diesem Jahr durchgenommen haben. Wer kann mir sagen, warum das so ist? Ja Mr Adams?"

Alex Adams war wie Lily muggelgeboren. Sie hatte den Jungen bereits in der Winkelgasse kennen gelernt, bevor sie das erste Mal nach Hogwarts gefahren war, doch da er vom sprechenden Hut in ein anderes Haus eingeteilt worden war, hatten die beiden eigentlich kaum Kontakt. Außer beim Unterricht, oder bei den Mahlzeiten liefen sie sich fast nie über den Weg.

„Die Größe hat sich verändert." Beantwortete er die Frage knapp. Er war weder sonderlich gut, noch besonders schlecht im Unterricht, doch für gewöhnlich reduzierte er seinen Arbeitseifer auf ein Minimum. Aber das war für einen Hufflepuff durchaus normal. Sie überschlugen sich nicht, doch sie taten zuverlässig das, was von ihnen verlangt wurde.

Professor McGonagall nickte. „Das ist richtig. Die Größe hat sich verändert. Nicht aber die Masse. Die Wolle ist ja sehr luftig, die Materie also weit verteilt, während die Maus als Lebewesen natürlich sehr viel kompakter ist. Veränderungen der Masse werden wir nach Weihnachten durchnehmen. Doch noch ein Wort zu dem Zauberspruch. Sie werden bemerkt haben, dass ich die Betonung auf die zweite Silbe, also das mu´ gelegt habe. Dadurch kommt es zu der Größenveränderung. Bei einer falschen Betonung wäre das Resultat, also die Maus, nicht lebensfähig. Bitte sehen sie sich also besonders vor. Üben sie jetzt bitte einige Mal den Spruch und versuchen sie dann, das Wollknäuel vor ihnen zu verwandeln."

Augenblicke später war der Raum von gemurmelten Zauberformeln erfüllt. Zunächst wagte sich niemand an die Verwandlung selbst; alle übten sich, wie Professor McGonagall es von ihnen verlangt hatte, die richtige Aussprache. Das war bei den meisten Verwandlungen ziemlich wichtig. In diesem Unterricht kamen manchmal die lustigsten Versehen zustande. Einmal, als sie gerade Federn in Rosen verwandelten, war Peters rose explodiert und hatte sie alle mit Blütenblattkonfetti beregnet. Unfälle dieser Art kamen häufig vor, doch nicht immer waren sie so lustig. Aber jetzt, da sie sich daranmachten, mit lebendigen Tieren zu arbeiten, mussten sie sich ein wenig mehr vorsehen. Wie üblich war es Sirius, der sich zuerst an sein Wollknäuel wagte. Unbewusst stoppte der Rest der Klasse ihre eigenen Bemühungen. Sirius war in diesem Fach unangefochten der Klassenbeste und schaffte es regelmäßig, sogar die Lehrerin mit seinen Fähigkeiten zu überraschen.

Doch heute schien nicht sein Tag zu sein. Auf sein erstes gemurmeltes „Vellmuris"gab das Knäuel nur ein leises Piepsen von sich, blieb ansonsten aber genau das, was es war. Sirius räusperte sich und versuchte es erneut. Diesmal zuckte das Ende des Wollfadens und verwandelte sich in einen Mäuseschwanz. Die Klasse war verblüfft. Solche Probleme mit einem Verwandlungszauber hatte Sirius noch nie gehabt. Sirius schaute ein wenig verlegen in die Runde.

„Nun, sie sehen, dass das Verwandeln in ein Lebewesen komplizierter ist, als in einen Gegenstand. Beim Verwandeln in einen Gegenstand mussten sie sich nur das optische Erscheinungsbild und das Material vorstellen. Hier müssen sie sich weitaus mehr konzentrieren. „Professor McGonagall war neben Sirius getreten und hatte sein Knäuel mit einem lässigen Schlenker ihres Zauberstabes in den ursprünglichen Zustand zurückverwandelt. „Bei einem Lebewesen müssen sie sich zusätzlich das Verhalten vorstellen. Wie reagiert eine Maus auf bestimmte Situationen? Was sind ihre Interessen. Je detaillierter ihre Vorstellungen sind, desto realistischer wird ihr Ergebnis sein. Versuchen sie es jetzt alle!"

Die Klasse wandte sich von Sirius ab, und jeder versuchte sich an seinem eigenen Knäuel. Lily schloss für einen Moment die Augen, und versuchte sich eine Maus in allen Einzelheiten vorzustellen. Wie gut, dass sie keine Angst vor Mäusen hatte. Ihre Schwester wäre an dieser Aufgabe mit Sicherheit verzweifelt, einmal davon abgesehen, dass nicht einmal ein wilder Mantikor Petunia dazu bewegen könnte, an einer Unterrichtsstunde in Hogwarts teilzunehmen.

Als Lily die Augen wieder öffnete sprang ihr von rechts ein wolliges Etwas mit schwarzen Knopfaugen und einem sicher einen Meter langen Schwanz auf den Tisch. Agatha flitzte mit gezücktem Zauberstab hinter dem Wesen her und versuchte es einzufangen. Es war zwar nicht unbedingt als Maus zu erkennen, aber immerhin hatte Lilys Freundin etwas verwandelt. Lily räusperte sich. „Vellmuris."Nichts geschah; Lily richtete den Zauberstab direkt auf das Knäuel und achtete noch mehr auf das inner Bild, dass sie sich erschaffen hatte. „Vellmuris!"Mit einem Geräusch, als würde Luft langsam aus einem Ballon entweichen, schrumpfte das Knäuel in sich zusammen. Zwar stimmten die Proportionen noch nicht ganz, auch ihre Maus hatte einen stark verlängerten Schwanz, aber immerhin hatte ihre ein Fell und sah nicht aus wie selbst gestrickt. Die Maus sah sich überrascht um, entdeckte die vielen Menschen und suchte ihr Heil in der Flucht. Eigentlich war sie sogar ganz niedlich. Lilys Wollknäuel war weiß gewesen, und dieselbe Farbe hatte jetzt auch das Tierchen.

Vier Tische weiter wurde sie von einer etwas pummeligen braunen Maus gestoppt. Auch James hatte sein Knäuel inzwischen erfolgreich verwandelt, und als ob sie wüsste, wer sie da erschaffen hatte, benahm sie sich als ob der Klassenraum ihr gehören würde.

‚Typisch' war Lilys erster Gedanke. Potter konnte nicht einmal eine einfache Verwandlung durchführen, ohne allen zu zeigen, wer der größte war. Jetzt gesellte sich noch eine schwarze Maus, augenscheinlich von Sirius, zu den beiden anderen, aber in diesem Moment war auch Professor McGonagall zur stelle und verwandelte die Tiere zurück.

„Sehr gut. Holen sie sich ihre Knäuels und versuchen sie es ein weiters mal. Und für die nächste Stunde schreiben sie mir einen Aufsatz über die Unterschiede der Verwandlung in die verschiedenen Nagetiere."

Der größte Teil der Klasse stöhnte auf. Das bedeutete am Wochenende wieder Bücher wälzen. In letzter Zeit wurde die Freizeit immer mehr eingeschränkt. Umso verwunderlicher war, dass die Aktivitäten von Black und Potter immer mehr zunahmen und obendrein auch noch dreister wurden. Vor einigen Tagen hatte sie die was-verbotes-ist-Liste an der Tür von Filch in eine was-dringend-erwünscht-ist-Liste verwandelt. Filch hatte es zuerst gar nicht bemerkt, sich nur gewundert, dass ein paar Erstklässler, die er beim Stinkbombenwerfen erwischt hatte, nur patzig erwidert hatten, sie täten schließlich nur das, was er von ihnen erwarte. Für einen Tag herrschte Narrenfreiheit unter den Schülern. Es war fast so, als ob sie darauf warteten erwischt zu werden. Der Streich war selbst bei der Lehrerschaft gut angekommen (bei Mr Filch umso weniger). Lily hatte sich schon oft gefragt, wie die vier es immer wieder schafften, nachts heimlich aus dem Gryffindorturm zu kommen, ohne von Filch oder den patrouillierenden Vertrauensschülern erwischt zu werden. Vielleicht hatte sie einen Geheimgang entdeckt. Doch daran zweifelte sie. Es war unwarscheinlich, dass man den Gryffindorturm betreten oder verlassen konnte, ohne am Portrait der fetten Dame vorbei zu müssen.

Der Rest der Stunde ging mit weiteren Verwandlungsversuchen vorbei. Die meisten in der Klasse hatten es am Ende geschafft, eine mehr oder weniger erkennbare Maus zu erzeugen. Schließlich entließ Professor McGonagall die Klasse, nachdem alle die rückverwandelten Wollknäuels nach vorn in eine Kiste gebracht hatten. James und seine drei Freunde waren zuerst aus dem Raum. Vor allem anderen hatten sie es in der Disziplin ‚wie komme ich am schnellsten aus dem Unterricht' zu absoluter Weltklasse gebracht. Lily trödelte noch etwas herum. Sie hatten noch Zeit, bis sie in den Gewächshäusern erscheinen mussten. Als nächstes war Kräuterkunde angesagt. Und so war sie zusammen mit Philippa und Agatha so ziemlich die Letzten, die den Gang betraten.

Sie waren noch nicht lang gegangen, als sie den Aufruhr bemerkten. Weiter vorn im Korridor hatte sich eine größere Gruppe Schüler versammelt. Schon von weitem konnte Lily Schulumhänge mit den Abzeichen von Gryffindor und Slytherin erkennen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

„Was ist denn da los?"Philippa reckte den Kopf.

Lily zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Ich sehe das gleiche wie du. Aber ich befürchte fast, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir mehr wissen."

Sie hatte die Gruppe erreicht. Lily quetschte sich zwischen zwei ihrer Hauskameraden hindurch und ihr Blick fiel auf ein merkwürdiges Bild. Sirius hockte am Boden und hielt sich die blutende Nase. Peter stand bei ihm und schien nachzusehen, ob ihm sonst noch etwas fehlte. James und Remus hingegen hatten ihre Zauberstäbe gezogen und sie auf ein Mädchen aus Slytherin gerichtet.

„Oh nein – Sirius' Cousine."Wisperte es hinter Lily. Sie drehte sich um und schaute Agatha fragend an. „Wer?"

„Na seine Cousine Bellatrix. Kennst du sie nicht? Ich dachte immer, du hast beste Verbindungen nach Slytherin."

„Nur weil ich einen Jungen aus Slytherin kenne, heißt das noch nicht, dass ich gleich das ganze Haus kennen muss. Aber woher weißt du, dass das Blacks Cousine ist?"

„Immerhin heißt sie auch Black. Und die Zaubererfamilien kennen sich im Normalfall untereinander."

Lily zog die Stirn kraus. „Aber wieso ist sie in Slytherin, wenn Sirius in Gryffindor ist? Sie sind doch eine Familie."

„Nicht immer kommen alle Familienmitglieder in dasselbe Haus. Aber in diesem Fall denkst du falsch herum. Nicht Bellatrix ist das schwarze Schaf. Sirius ist es. Die Blacks sind schon seit Generationen in Slytherin. Bellatrix hat noch zwei Schwestern. Narzissa, sie ist Erstklässlerin in Slytherin, und Andromeda – zwar nicht Slytherin, aber Ravenclaw. Das ist noch nicht ganz so verwerflich, wie Gryffindor. Ich schätze Sirius hat zu Hause ganz schön was zu hören bekommen, als der Hut ihn eingeteilt hatte. Ich wüsste nicht, was meine Eltern gesagt hätten, wenn ich nach Slytherin gekommen wäre."

Dieser ganze Häuserwahn begann Lily bereits wieder auf die Nerven zu gehen. Aber jetzt hatte sie nicht die zeit, sich darüber Gedanken zu machen.

Die Situation hatte sich inzwischen verschärft. Sirius war aufgestanden und hatte ebenfalls seinen Zauberstab gezogen. Aber auch einige der Slytherins hatten ihre Zauberstäbe in der Hand. Es konnte ziemlich brenzlich werden, wenn nicht gleich etwas geschah. ‚Professor McGonagall' Nur dieser Gedanke zuckte Lily durch den Kopf. Der Verwandlungsklassenraum war nicht weit entfernt, und die Lehrerin würde bestimmt noch da sein. Sie selbst hatte den Raum ja wenige Augenblicke zuvor erst verlassen. Hektisch arbeitete Lily sich aus der größer werdenden Menge aus Schülern heraus und rannte den Weg zurück, den sie gekommen war.

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Und wieder mal Schluss am schlechtmöglichsten Punkt. Dies Kapitel hat wieder etwas länger gedauert. Ich hoffe mal, dass es bis zum nächsten etwas schneller geht.

Bleibt mir eigentlich nur noch, darauf hinzuweisen, dass ich wie immer auf Wortmeldungen jeglicher Art warte!

Sprich: well-MU-ris

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