Lord Slytherin: Natürlich habe ich einen Grund, nur dummerweise hat er nicht einmal was mit Lily zu tun, aber hier fangt meine Erzählweise an mir selbst einen Streich zu spielen. Ich muss Lily irgendwie am Ort des Geschehens halten. Einen Tipp? OK – was ist das einzige aus dem zweiten Jahr der Herumtreiber, was man wirklich und nachweislich aus den Büchern von JKR erfährt?

Die Frage wäre beantwortet. Ich habe es nicht bis Weihnachten geschafft, weiterzuschreiben – Asche auf mein Haupt. Und nachdem JKR mit der guten Nachricht rausgerückt ist, wage ich kaum noch fortzufahren, denn umso mehr muss ich später an die Geschichte angleichen. Na ja – erstmal werde ich wohl weiter machen - Viel Spaß!

Disclaimer: Nichts von dieser Geschichte gehört mir, außer einigen unbedeutenden Nebencharakteren. Alle Rechte bei J.K.Rowling.

Chronik der Rumtreiber II

Das Geheimnis des Mondes

Kapitel 18

Eiskalt

Die folgenden Tage war Lily ungewöhnlich still. Agatha und Philippa brauchten nicht lange, um über den Inhalt des Briefes informiert zu sein, schließlich hatte Lily ihn in der großen Halle zurückgelassen, und ließen sie größtenteils in Ruhe. Da auch James und seine Truppe mit ihrer Strafe sehr beschäftigt schienen und anderweitige Aktivitäten vorerst unterließen, war es recht still in Hogwarts.

Als Lily drei Tage nachdem sie den Brief von ihren Eltern erhalten hatte aufstand, sie hatte übrigens aus Protest nicht darauf geantwortet, war die Welt unter einen sanften weißen Schleier verschwunden. Der erste Schnee war in diesem Jahr extrem spät gefallen, doch jetzt hatte er sich still und heimlich über Nacht an das Schloss herangeschlichen und alle Farben mit leuchtendem Weiß übertüncht. Alle Schüler, die sich im dritten Jahr oder höher befanden, waren allerbester Laune. An diesem Wochenende stand ein Besuch im nahen Dorf Hogsmeade auf dem Programm und die Tatsache, dass die ersten zwei Jahrgänge nicht zu diesen Besuchen zugelassen waren, trug nicht gerade zur Steigerung von Lilys Laune bei.

Also lief ihr Frühstück wie schon an den beiden vergangenen Morgen ab. Griesgrämig saß sie neben Agatha, die allerdings keinerlei Versuche mehr unternahm, sie aufzuheitern, während um sie herum Pläne für die Ausflüge der älteren Schüler gemacht wurden. Lily hatte nur wenig Kontakt zu älteren Gryffindors, doch einiges hatte sie über Hogsmeade doch schon zu hören bekommen und sie war sich sicher, dass es gerade jetzt im Winter, wie im Märchen sein müsste. Ein Besuch hätte sie mit Sicherheit für so manches entschädigt.

Interessanter Weise waren auch James und Sirius beim Frühstück in auffallend guter Stimmung und Lily hatte Sirius schon bei einer früheren Gelegenheit begeistert über Hogsmeade erzählen hören. Ihr war es nicht weiter aufgefallen, da Black ja aus einer Zaubererfamilie stammte, und in seinen Ferien durchaus Hogsmeade hatte besuchen können, doch in Hinblick auf den strahlenden Gesichtsausdruck, den er an diesem Morgen zur Schau stellte, fiel es ihr dann doch auf. Hatten die vier etwa etwas vor? Nachdem es jetzt solange ruhig um sie geblieben war, erwartete man im Gryffindorturm denn doch so langsam eine neue Aktion. Niemand wollte so recht daran glauben, dass Professor McGonagall mit ihrer letzten Bestrafungsaktion etwas bewirkt hatte. Im Allgemeinen bestärkten Strafen die vier und hielten sie nicht auf.

Lily sprach Agatha auf ihren Verdacht an. Die war erst einmal erstaunt, dass Lily anscheinend beschlossen hatte, ihren Kokon zu verlassen, beteiligte sich dann aber, ebenso wie Philippa, begeistert an den wildesten Spekulationen, wie vier Schüler and den Lehrern und Mr Filch vorbei nach Hogsmeade kommen wollten.

Nach dem Frühstück verlagerten sie ihre Aktivitäten in die Bibliothek. An den Hogsmeadewochenenden war dies stets ein ruhiger Ort. Erst- und Zweitklässler machten sich am Wochenende nur selten die Mühe, hier Bücher zu wälzen. Und alle älteren Schüler waren zum Dorf gegangen.

Lily hielt sich gern hier auf. Nicht weil sie besonders lernbegierig war, sondern weil die riesige Bibliothek einfach faszinierend war. Hier gab es Bücher zu allen nur vorstellbaren Themen. Übrigens nicht nur zu magischen Themen. Es gab eine gigantische literarische Abteilung mit Werken von Zauberern und Nichtzauberern. William Shakespeare war hier ebenso vertreten wie Friedolin Fristh, dem Erfinder des klassischen Quidditchvierzeilers.

Mr Bloom, der greise Bibliothekar, der mindestens so alt war, wie die Hälfte der hier gelagerten Bücher, duldete zwar kein gesprochenes Wort, das lauter war als ein Flüstern, aber da er wie gesagt schon ein sehr gehobenes Alter erreicht hatte, musste man nur warten bis er mehr als zwei Regalreihen weg war, um ungestört weiterreden zu können.

„Fahrt ihr über Weihnachten irgendwo hin, oder bleibt ihr zuhause?" Es war das erste mal, dass Lily dieses Thema anschnitt und im ersten Moment wusste weder Agatha noch Philippa so recht, wie sie darauf reagieren sollten.

„Nun – wir verbringen Weihnachten immer zuhause." Brach Philippa schließlich das Schweigen. „Ich lebe quasi auf dem Stammsitz der Familie und wir bekommen immer Besuch von allen möglichen Tanten, Onkeln und was nich alles."

Agatha nickte. „Ich werd wohl auch zuhause sein. Ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern, dass wir über Weihnachten bei meiner Urgroßmutter waren und die lebt inzwischen nicht mehr." Noch während sie sprach bemerkte sie ihren Fehler und er wurde ihr mittels Rippenstoß von Philippa noch verdeutlicht. Es war nicht sonderlich taktvoll, von ihrer verstorbenen Urgroßmutter zu sprechen, während Lilys schwerkranke Großmutter der Grund dafür war, dass Lily nicht nach Hause fahren konnte.

Doch Lily ging nicht darauf ein. Ihr Blick schweifte die langen Bücherregale entlang. In regelmäßigen abstanden standen Sitzgruppen und Arbeitstische, doch zurzeit waren nur wenige von ihnen besetzt. Ein paar Tische weiter saß Severus und stöberte lustlos in irgendeinem dicken Schinken herum. Auch zu ihm hatte Lily in letzter Zeit kaum noch Kontakt. Als er aufsah und sie bemerkte lächelte er kurz und Lily winkte ihm zu.

„Hi Severus, komm doch rüber." Rief sie und sah sich sofort erschrocken um, ob Mr Bloom vielleicht irgendwo in der Nähe war. Severus klappte sein Buch zu, klemmte es sich unter den Arm und schlenderte zu den drei Mädchen hinüber. Er setzte sich und schien den skeptischen Blick von Lilys Freundinnen nicht zu bemerken. Warscheinlich war man als Slytherin die Ablehnung durch die Schüler der anderen Häuser so gewöhnt, dass man tatsächlich nicht mehr darauf achtete.

„Na, auch am langweilen?"

„Was will man an einem Hogsmeadewochenende als Zweitklässler sonst tun?" seufzte Lily zurück. „Obwohl wir ja den Verdacht haben, dass es nicht jeder so ernst nimmt mit der Altersbegrenzung."

Severus zog eine Augenbraue hoch. „Wenn das eine Anspielung auf Black und seine Mannen sein soll." Überflüssigerweise nickte Agatha heftig. „Das glaube ich eher nicht. Ich bin eben auf dem Weg zur Bibliothek beinahe über den kleinen Pettigrew gestolpert. Der hängt doch für gewöhnlich an Blacks oder Potters Umhangzipfel. Sie sind also im Schloss."

„Aber von den anderen hast du keinen gesehen?" fragte Philippa.

„Das nicht. Aber wie gesagt, hängen die doch normalerweise alle zusammen rum." Severus schmunzelte. „Ich habe übrigens aus sehr verlässlicher Quelle erfahren, dass unsere Drittklässler inzwischen ziemlich auf dem Zahnfleisch kriechen. Ich hätte nie gedacht, dass ich Black mal irgendetwas positiv anrechnen würde, aber seine Cousine ist fast ebenso ein Miststück wie er und wenn sie sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen, hebt das meine Laune in ungeahnte Höhen."

Die Mädchen kicherten, während Severus weiter sprach. „Unsere Vertrauensschüler haben Professor Farragut mit der Bitte um Straferlass bombardiert, aber er meinte nur, er könne vor Professor McGonagall nicht das Gesicht verlieren, indem er als erster zurückstecke."

Lily grinste in sich hinein. Es war schon seltsam mit der Rivalität zwischen den Häusern. Die Lehrer, zumindest die Hauslehrer waren kein Stück besser, als die Schüler. Keiner von ihnen wollte, dass ein schlechtes Licht auf ihre Häuser fiel.

Die Bücher, die sie sich um den Schein zu wahren aus den Regalen genommen hatten, waren inzwischen vollkommen vergessen. Die war auch ein viel zu schöner Tag, um ihn mit Recherchen für irgendwelche staubtrockenen Hausarbeiten zu verschwenden. Lily schaute aus dem hohen, bleiverglasten Fenster. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Nicht sehr stark, aber stetig und die spuren, die die Hogsmeade Besucher auf den Schlossgründen hinterlassen hatten, würden schon bald nicht mehr zu sehen sein.

„Ach, ich liebe diese Jahreszeit." Seufzte Agatha.

Philippa schaute sie leicht abschätzig an. „Du meinst die Kälte und die ständig nassen Roben und Umhänge?"

Severus entfuhr ein Schnauben. „Was für eine Hexe bist du? Kälte und Feuchtigkeit können doch allerhöchstens die Muggel stören."

Bei dem Gedanken an Petunia, die zitternd und frierend irgendwo herumstand, musste Lily unwillkürlich grinsen. Es war vielleicht nicht sonderlich nett, aber der Platz, den sie in Petunias Herzen einnahm, war bestimmt frostiger, als die momentane Witterung.

Durch das Fenster konnten die vier den See sehen. Nach und nach erschienen kleine Punkte darauf, die schnell hin und her flitzten. Die Erst- und Zweitklässler hatten anscheinend eine gute Alternative zum Besuch in Hogsmeade gefunden. Lily lächelte Severus an, doch der war ihrem Blick gefolgt und war anscheinend zum gleichen Schluss gekommen. Er stand auf und schob dabei seinen Stuhl deutlich vernehmbar auf dem Steinboden zurück.

„In der Eingangshalle – in zehn Minuten!" und damit strebte er schon mit schnellen Schritten dem Ausgang der Bibliothek zu, verfolgt von einen wütenden Mr Bloom, der ihm deutlich zu verstehen gab, was er von Schülern hielt, die ihre Bücher auf den Tischen zurückließen und übermäßigen Krach beim herumrennen machten. Mit einem nicht so schuldbewussten Gesichtsausdruck, wie er ihn eigentlich hätte haben sollen, kehrte er zum Tisch zurück und schnappte dich den Wälzer, in dem er vorhin gestöbert hatte. Dann folgte er den drei Mädchen, die bereits gegangen waren.

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Schnee und Kälte rechtfertigten eigentlich nur zwei Aktivitäten: Eislaufen und Schneeballschlachten. Nun ja, die dritte Alternative wäre in Hogsmeade in den drei Besen zu sitzen und warmes Butterbier zu trinken (Lily hatte ältere Schüler über das lokal sprechen hören), aber das stand ja nun leider nicht zur Debatte. Und es war auch mal ein schönes Gefühl, zu den Ältesten zu gehören, da sich im Schloss fast ausschließlich Erst- und Zweitklässler aufhielten.

Sowohl Severus als auch die drei Mädchen schafften es in den angekündigten zehn Minuten in ihre Schlafsäle und dann hinunter bis zu dem riesigen Eichenportal zu gelangen, was man beinahe als Kunststück bezeichnen konnte. Lily wunderte sich immer noch, wie lang die Wege innerhalb des Schlosses teilweise waren. Sicher, das schloss sah auch von außen schon riesig aus, aber der Irrgarten aus Fluren, Kammern und Treppen, den sich die Gründer und Erbauer von Hogwarts ausgedacht hatten, machten jeden Ortswechsel zu einer mittelschweren Pilgerwanderung. Lily hatte sich einmal überlegt, Professor McGonagall vorzuschlagen, Potter und seine Freunde als Strafe für ihre Untaten eine Karte des Schlosses zeichnen zu lassen. Damit wären sie bestimmt bis zu ihrem Abschluss beschäftigt. Und es käme vielleicht sogar nachfolgenden Generationen von Hogwartsschülern zugute.

Als die vier sich in der Eingangshalle trafen, waren sie beinahe nicht wieder zu erkennen. Severus hatte zwar vollkommen recht gehabt, dass Hexen und Zauberer sich eigentlich keine Gedanken um Kälte machen brauchten, aber die Tradition verlangte einfach Handschuhe, Schals und Mützen, und so wirkten sie eher wie laufende Kleiderschränke, als wie Zweitklässler. Als sie das Portal öffneten, pfiff ihnen ein empfindlich kalter Wind entgegen, doch der konnte sie nicht wirklich aufhalten. Gemeinsam mit ein paar weiteren Nachzöglingen, die jetzt aus allen Richtungen aus den verschiedenen Häusern herankamen, verließen die die Wärme des Schlosses und stürzten sich in das Schneetreiben, das immer noch anhielt.

Sie hatten ihre Schlittschuhe dabei, doch sie kamen nicht bis hinunter zum See. Severus, der ein paar Schritte vorausging, erwischte ein gut gezielte Ladung Schnee im Nacken. Er fuhr herum und sah Agatha, die sich krümmte vor lachen. Sie hatte ihren Zauberstab gezückt und hielt damit einen wahrlich monströsen Schneeball vor sich in der Luft. Severus wartete indes nicht, bis ihn auch dieses Ungetüm traf, riss seinen eigenen Zauberstab heraus und sorgte mit einem leichten Wink dafür, dass sich Agathas magischer Schneeball gegen sie selbst richtete. Die Wucht des Aufpralls fegte sie glatt von den Füßen und warf sie einige Meter weiter in eine Schneeverwehung. Doch noch immer lachte sie schallend.

Jetzt dauerte es nicht lange, und die wildeste Schneeballschlacht war im Gange. Es war schließlich nicht möglich, dass sich ein Slytherin und eine Gryffindor gegenseitig mit Schnee bewarfen, ohne dass das ganze gesühnt wurde. Da war es auch völlig egal, wer von den beiden angefangen hatte. Schüler aus Hufflepuff und Ravenclaw verteilten sich auf die fronten, obgleich es so aussah, als ob Gryffindor einen leichten personellen Vorteil gewann. Und so wurde die Mannschaft aus Slytherin langsam aber stetig immer weiter zurück in Richtung See gedrängt. Und bis auf einige Ausreißversuche von Slytherins, die aber allesamt vereitelt und mit kräftigem einseifen belohnt wurden, war am Endstand der Schlacht nicht zu rütteln, als die Meute schließlich völlig durchgewalkt am Seeufer ankam.

Ohne die von Severus erwähnten Zauber zum trocknen von Kleidung und zur Aufwärmung, hätten sie den Winterspaß direkt wieder abbrechen müssen und sich in die Wärme des Schlosses zurückziehen müssen, aber so konnten sie in die Schlittschuhe schlüpfen und auf den See hinaus schlittern.

Trotz dass Lily nicht das Dorf besuchen durfte, wurde es alles in allem ein sehr gelungener Tag. Und es gab wirklich nur einen einzigen kleinen Schönheitsfehler, der Lily aber erst auffiel, als sie am Abend in ihrem Bett lag. Während der kompletten Schneeballschlacht, und auch später, als sie auf dem See waren, hatte sie weder James, noch Sirius oder auch Remus gesehen.

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So – dies Kapitel war mal wieder etwas kürzer, aber das nächste wird warscheinlich länger. Nachdem JKR jetzt tatsächlich schneller fertig ist als ich mit meiner Geschichte, bin ich ja mal gespannt, ob ich sie zu Ende kriege, bevor ich alles umschreiben muss Horror. An Euch ergeht natürlich wieder einmal die bitte, mir ein kleines Feedback zukommen zu lassen. Ich habe da vollstes Vertrauen, dass Ihr das hinkriegt!

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