Huch – da hat mich ja glatt der Schreibwahn befallen. In diesem tempo werde ich vielleicht doch noch vor Erscheinen des Prinzen fertig.

Also hier kommt mein aktuelles Kapitel - Viel Spaß!

Disclaimer: Nichts von dieser Geschichte gehört mir, außer einigen unbedeutenden Nebencharakteren. Alle Rechte bei J.K.Rowling.

Chronik der Rumtreiber II

Das Geheimnis des Mondes

Kapitel 19

Geheime Pfade

Remus sah sich um. Verschlossene Räume waren seit Jahren sein Schicksal. Sie gehörten zu ihm, wie Blutsaugen zu einem Vampir. Aber dieser Raum war anders. Zuhause hatte sein Vater für ihn einen Raum im Keller hergerichtet, in dem er sich in den Vollmondnächten verwandeln konnte. In diesem Raum gab es nichts. Keine Einrichtung, kein Licht und vor allem nichts, mit dem er sich zusätzlich verletzen konnte. Dieser Raum hier war anders. Früher einmal war es wohl eine Bibliothek gewesen. An den Wänden standen noch die Regale und in einigen waren sogar noch die Bücher. An der einen Seite gab es einen großen steinernen Kamin und ihm gegenüber waren zwei hohe Fenster, die mit Brettern vernagelt waren. Das Ganze sah nicht sonderlich stabil aus, doch Professor Dumbledore hatte ihm versichert, dass keine Kreatur der Welt aus diesem Haus ausbrechen könnte.

Ja, es war ein ganzes Haus. Remus hatte sich in diesen Raum zurückgezogen, weil er ihn ein wenig an die Bibliothek in seinem Elternhaus erinnerte, aber es gab noch jede Menge anderer Räume. Einst musste eine reiche Familie in dem Haus gelebt haben, das konnte man überall an der Einrichtung sehen. Remus hatte keine Ahnung, was mit ihr geschehen war und er hatte den Schulleiter nicht danach gefragt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie einfach nur umgezogen war, denn viele der Einrichtungsgegenstände waren ohne Zweifel sehr wertvoll und wären ganz sicher nicht zurückgelassen worden.

An einer Seite des Raumes befand sich eine riesige Couch. Sie war schon ein wenig zerschlissen, aber das störte Remus nicht. Morgen würde sie mit großer Warscheinlichkeit sehr viel schlimmer aussehen. Der Junge ließ auf ihr nieder. Dumbledore war vor gerade mal fünf Minuten gegangen und schon fühlte er sich einsam. Aber diese Einsamkeit gehörte ebenso zu ihm, wie die Räume, in denen er einmal im Monat eingesperrt war.

Als Professor Dumbledore vor wenigen Wochen die Familie Lupin besucht hatte, um ihnen mitzuteilen, dass ihr Sohn an der Hogwarts-Schule aufgenommen sei, hatten sie sich natürlich gefragt, wie das möglich sei. Doch der Schulleiter hatte gesagt, es sei alles vorbereitet und Remus' Werwolfnatur würde keine Probleme machen. Keine Probleme war natürlich die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Die Lehrerschaft von Hogwarts hatte einiges an Vorbereitungen über sich ergehen lassen. Zunächst hatte Professor Dumbledore den Plan gehabt, eine Kammer in den Kerkern des Schlosses herzurichten, aber das hatte er sehr bald wieder fallen gelassen. Zum einen wäre das zu nahe an den Wohnungen der Slytherins gewesen, und zum anderen kannte der Schulleiter seine Schüler. Wenn er etwas in der Schule versteckte, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis es von den Schülern entdeckt wurde. Und Remus durfte nicht entdeckt werden. Um keinen Preis der Welt.

Sein endgültiges Versteck lag nun ein ganzes Stück außerhalb der Schlossgründe zwischen der Schule und Hogsmeade in einem verlassenen Landhaus, das einsam auf einem teilweise bewaldeten Hügel lag und von jeher den Ruf hatte, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zuging. Nach Sonnenuntergang traute sie nur selten jemand auch nur in die Nähe des Anwesens und in den letzten Monaten hatte Dumbledore mit Unterstützung der Geister von Hogwarts die Angst der Bevölkerung von Hogsmeade vor dem Haus noch weiter angefacht. Und selbst wenn sie sich dem Haus genähert hätten; in Vollmondnächten war es nicht nur nicht möglich aus dem Haus herauszukommen, man gelangte ebenso wenig in das Haus hinein. Der einzige Weg das Haus zu betreten war ein unterirdischer Gang, der von Hogwarts herführte, und von dem nur eine Handvoll Lehrer wusste. Und auch dieser war für Nichteingeweihte nicht passierbar.

Remus war noch immer, wenn er an seinen Wächter dachte. Der Schulleiter und die Krankenschwester, Madame Pomfrey, hatten ihn heute zu seinem Versteck gebracht. Es war bereits nach Sonnenuntergang gewesen und Remus hatte bereits gespürt, wie der Wolf in ihm sich regte. So war er immer, wenn er kurz vor der Verwandlung stand. Seine Sinne waren bis zum Äußersten geschärft und nur mit Mühe konnte er die aufkeimende Aggressivität bekämpfen, die hartnäckig versuchte die Oberhand über sein Tun und sein Denken zu gewinnen. Es war wohl eine Stunde vor Mondaufgang gewesen, als Professor Dumbledore ihn abgeholt hatte. Madame Pomfrey war in der Eingangshalle zu ihnen gestoßen. Sie hatten keine Zeit mit vielen Worten verschwendet und sich sofort auf den Weg gemacht. Remus hatte in den mitfühlenden Augen der Krankenschwester gesehen, was sie davon hielt, ihn einfach wegzusperren, aber es gab natürlich gar keinen anderen Weg.

Professor Dumbledore hatte ihn aus dem Schloss hinaus auf die Schlossgründe geführt. Einen Moment lang hatte Remus geglaubt, der Schulleiter würde ihn einfach in den verbotenen Wald schicken. Angeblich lebten dort alle möglichen Arten von magischen Kreaturen. Darunter auch durchaus welche, die gefährlich waren und vor Angriffen auf Menschen nicht zurückschreckten. Doch dann schlug der alte Zauberer eine andere Richtung ein. Remus war erleichtert. An den Morgen nach seinen Verwandlungen wusste er zumeist nichts von der vergangenen Nacht. Er hatte keine Vorstellung, was er tun würde, wenn er mehr oder weniger frei im Wald herumrennen würde. Dazu kam, dass die Tatsache, dass er ein Werwolf war, ihn nicht im Mindesten weniger Angst vor den Kreaturen des verbotenen Waldes haben ließ, als andere Schüler. Bestimmt gab es genug Geschöpfe, die selbst einem Werwolf Schaden zufügen konnten. So wäre er zum Beispiel niemals auf die Idee gekommen, sich einem Drachen entgegen zu stellen, obgleich er nicht wirklich daran glaubte, dass im verbotenen Wald Drachen lebten. Aber andererseits lebt im See auch ein Riesenkrake…

Remus sah den Zugang zu seinem Versteck erst, als sie ganz dicht davor waren. Da der Vollmond noch nicht aufgegangen war, war die Nacht stockfinster, und die Fackeln, die Dumbledore und Madame Pomfrey mit sich trugen, verbreiteten ihr warmes, gelbes Licht nicht sonderlich weit. Remus war gespannt gewesen, was ihn bewachen sollte. Professor McGonagall hatte ihm gegenüber erwähnt, dass der Wächter einzigartig in ganz Großbritannien sein, vielleicht sogar auf der ganzen Welt. Er hatte mit allem Möglichen gerechnet, nur nicht damit – es war ein Baum!

Er hatte ihn schon von weitem rascheln hören, aber da ein leichter Wind ging, hatte er sich nichts weiter dabei gedacht. Bäume raschelten nun einmal im Wind, und Bäume gab es hier überall. Doch je näher sie kamen, desto lauter und heftiger wurde das Rascheln und schon bald konnte er es nicht mehr allein auf die sanfte Brise schieben. Des Rätsels Lösung war denkbar einfach: der Baum bewegte sich. Nicht etwa im Wind, sondern von sich aus. Es war eine Weide. Die gesamte Krone wiegte sich hin und her und die langen, hängenden Zweige peitschten durch die Luft. Wie treffend dieser Vergleich war, erfuhr er im selben Augenblick, denn Professor Dumbledore nannte den Baum die peitschende Weide. Er war vor einem halben Jahr an dieser Stelle gepflanzt worden und Madame Roots magischer Pflege war es zu verdanken, dass er inzwischen die Größe eines dreißig Jahre alten Exemplars erreicht hatte.

Remus krümmte sich auf der Couch zusammen. Es konnte nicht mehr sehr lange bis zu seiner Verwandlung dauern. Er atmete tief und langsam. In den vergangenen Jahren hatte er eine Atemtechnik entwickelt, die ihn die Schmerzen im Anfangsstadium der Verwandlung einigermaßen ertragen ließ. Wenn sie fortschritt verlor er dann allerdings die Kontrolle und begann zu schreien, was dann irgendwann in das unheimliche Werwolfheulen überging. Remus stand auf und schleppte sich zu einem der mit Brettern vernagelten Fenster hinüber. Durch eine Lücke konnte er nach draußen in die Nacht spähen. Für einen normalen Menschen wäre es so schwarz wie in einem Grab gewesen, aber die geschärften sinne des Elfjährigen ließen ihn so einiges erkennen. Am Horizont war ein silbriges Glänzen zu erkennen. Bald würde der Vollmond erstrahlen und das Bewusstsein des Wolfes wurde das des Jungen vollständig verdrängen.

Wieder zuckte ein brennender Schmerz durch Remus' Knochen und ließen den Jungen aufkeuchen. Er wandte sich vom Fenster auf. Dies würde ihm einen Aufschub von einigen Minuten geben.

Er erinnerte sich daran, wie Dumbledore einen Zauberspruch aussprach und die Weide damit augenblicklich erstarren ließ. Das war schlau eingefädelt. In seiner Werwolfgestalt war er der menschlichen Sprache nicht fähig und konnte somit auch nicht zaubern. Das wusste er von seinen Eltern. Erst später begriff er, dass der Baum eigentlich gar nicht ihn in seinem Versteck halten sollte, sondern alle anderen draußen. Sobald er sich verwandelt hatte, würde er gar nicht mehr bis zum Ausgang des Tunnels vordringen können. Er war im Haus selbst gefangen.

Er konnte gar nicht sagen, wie lang der Tunnel war, aber es musste sehr lang sein. Er endete an einer offen stehenden Falltür aus massiven Eichenplanken. Wenn sie erst einmal geschlossen war, konnte nicht einmal die Kraft eines Werwolfes sie zertrümmern. Und anheben konnte er sie in dieser Gestalt ebenfalls nicht. Es war so simpel und doch genial. Es war nicht einmal ein Schloss nötig, um ihn in diesem Haus gefangen zu halten.

Wieder durchzuckten ihn die Schmerzen. Er hatte die Befürchtung, dass dies eine schlimme Verwandlung werden würde. Ihm fehlte die gewohnte Umgebung. Seit Jahren war er immer im selben Kellerraum gewesen. Er hatte dort alles gekannt, jeden Geruch, jedes Geräusch, alles war vertraut gewesen; aber hier – hier war alles völlig neu. Remus seufzte, doch das Geräusch, das aus seiner Kehle kam war mehr ein heiseres Bellen. Auf dem Herweg war er im Tunnel mehrere Male gestolpert und beinahe gefallen, wenn Madame Pomfrey ihn nicht jedes Mal sofort aufgefangen hätte. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie er wohl morgen früh durch den Tunnel kriechen würde. Er erwartete so manche Verletzung, die nicht einmal sein veränderter Organismus so schnell eigenständig beheben konnte. Madame Pomfrey hatte ihm versichert, dass sie in der Lage sei, die meisten Knochenbrüche, Prellungen, Schnitt- und Kratzwunden innerhalb kürzester Zeit zu heilen, aber bei seinen vielen Aufenthalten im St Mungos hatte Remus nicht nur gelernt, dass die meisten Verletzungen bei ihm von Natur aus sehr schnell verschwanden, sondern auch, dass sein Körper vielerlei Zaubertränke, die bei der Heilung noch beschleunigend wirken würden, vollständig ablehnte.

Ein silberner Strahl fiel zwischen den Brettern am Fenster hindurch. Zu schwach, um von normalen menschlichen Augen auch nur wahrgenommen zu werden, doch für Remus war es wie eine Speerspitze, die sich durch seine Augen bis tief in sein Gehirn bohrte. Er hatte noch nie selbst gesehen, wie es aussah wenn er sich verwandelte, doch jetzt sah er den großen Spiegel, der in einem wuchtigen Goldrahmen ihm gegenüber an der Wand hing. Er war an vielen Stellen blind geworden, aber Remus konnte genug erkennen, um entsetzt aufzujaulen. Die Augen, die ihm entgegenblickten, waren nicht mehr die seinen. Sie waren schwarz und sahen gehetzt aus. Im Spiegel fixierten sie etwas, das entfernt noch immer an einen Menschen erinnerte und eine unbändige Wut stieg in ihm auf. Der Wolf hatte bereits zu sehr die Kontrolle übernommen, als dass er erkennen konnte, dass dies nur ein Abbild seiner selbst war. Ein Mensch? Wie konnte ein Mensch hier sein? Ein Mensch bedeutete Jagen. Der Wolf hatte noch nie ein potentielles Opfer zu Gesicht bekommen und er zitterte vor Erregung. Die Erscheinung im Spiegel veränderte sich. Haare sprossen überall aus der Haut, sein Schädel wuchs in die Länge, die Kleidung zerriss. Doch all das registrierte der Wolf nicht. In seinem Verstand sah er noch immer den Menschen, sein Opfer. Das einzige, an das er denken konnte war, dieses Opfer zu zerreißen; das Blut zu schmecken. Die Krallen des Werwolfs bohrten sich in den Holzboden und ein ohrenbetäubendes Heulen entwich seiner Kehle. Am Dorfrand von Hogsmeade griffen sich die Leute ans Herz und schaute sich verängstigt um. Aus der heulenden Hütte waren sie so manches gewohnt, aber dieses Geräusch war das schlimmste, dass sie jemals im Leben zu hören bekommen hatten, und niemand würde es bis zum Ende seines Lebens wieder vergessen können.

Der Werwolf, der einmal Remus gewesen war sprintete los und mit jedem Quäntchen Kraft, das in seinem mächtigen Körper steckte, warf er sich in den zersplitternden Spiegel. Die Scherben bohrten sich ihm tief ins Fleisch, während er zu Boden stürzte und dort benommen liegen blieb.

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„Nicht wahr, Remus?"

Der Junge fuhr herum. „Was? Hast du was gesagt, Sirius?"

Sein Freund mit den verstrubbelten schwarzen Haaren stieß den dritten Anwesenden, den der gesprochen hatte, in die Seite und grinste. „Er ist mal wieder völlig abwesend. In deiner Welt möchte ich auch manchmal leben. Sirius hat auf seine umwerfende Art und Weise gefragt, ob es nicht hochanständig von Peter war, auf den Besuch in Hogsmeade zu verzichten. Zu viert ist es unter dem Tarnumhang ganz schön eng. Das mag nachts im Schloss funktionieren, aber hier im Sonnenschein würde garantiert irgendwo ein Arm oder Bein herausschauen."

Remus nickte. Die Nachwirkungen seiner Erinnerungen waren noch zu lebendig, als dass er an einem ungezwungenen Gespräch teilnehmen könnte. Seine erste Verwandlung in Hogwarts war inzwischen fast eineinhalb Jahre vergangen, doch in seinem Kopf lebte sie fort.

„Dabei ist Peter der kleinste. Vielleicht sollten wir nächstes Mal Sirius im Schloss lassen. Das lohnt sich wenigstens." James begann mit seiner Lieblingsbeschäftigung: Sirius necken.

Der sprang auch sofort darauf an. „Dafür ist er viel dicker als ich. Das gleicht sich aus. Aber er wollte sowieso nicht mit, nachdem du ihm gesteckt hast, dass du hierher willst."

„Ich weiß gar nicht, was er hat. Das ist doch nur ein altes Haus." James deutete auf die heulende Hütte und Remus folgte der Geste mit den Augen. So sah sein Gefängnis also von außen aus. Ironischerweise war es von innen sogar gemütlicher, wenn an sich dort nicht gerade in Vollmondnächten aufhielt.

„Es spukt dort, sagen die Leute." Versuchte Remus seinen abwesenden Freund zu verteidigen."

Sirius verdrehte die Augen. „Das tut es in der großen Halle auch. Und niemand fürchtet sich vor den Hogwartsgeister. Na ja, vielleicht haben ein paar dumme Erstklässler Angst vor dem blutigen Baron." Er sagte es in einem Ton, als wäre er selbst mindestens im siebten Jahr, oder sogar schon seit Jahren abgegangen.

Remus zuckte mit den Schultern und schwieg. In dieser Stimmung war mit Sirius nicht zu reden. Er schaute wieder zu heulenden Hütte hinüber. Der Anblick hatte alles in ihm hochkommen lassen. Es war gar nicht lange her gewesen, dass er das letzte Mal dort drinnen gewesen war.

„Wollen wir näher ran." Sirius flüsterte in verschwörerischem Ton, und auch wenn er es niemals zugegeben hätte, allein würde er bestimmt nicht gehen.

Remus zuckte mit den Schultern. „Also ich brauch das nicht."

„Hast wohl genauso viel Angst wie Peter, was?" Sirius grinste und stieß James erneut in die Seite. Dem wurde das langsam zuviel und steckte seinem Freund den Schneeball, mit dem er seit geraumer Zeit herumspielte in den Nacken. Der begann augenblicklich mit einem Tanz, der jeden nordamerikanischen Ureinwohner hätte blass werden lassen.

„Wie die Kinder. Und ich habe keine Angst. Du hast selbst gesagt, es ist doch nur ein Haus. Und ich hab schon mal ein Haus gesehen. Ich muss mir dieses nicht genauer anschauen." Natürlich war dies nicht der wahre Grund, aus dem sich Remus der heulenden Hütte lieber nicht nähern wollte. „Es gibt hier doch genug anders, was wir uns anschauen können."

„Oh ja." Bemerkte James, während er sich damit abmühte Sirius von sich fernzuhalten. „Wir spazieren einfach zu Zonko's oder in den Honigtopf. Ich bin mir sicher, die Vertrauensschüler werden uns mit offenen Armen empfangen."

Wieder einmal erlebte Remus einen dieser seltenen Momente, in denen er James voll und ganz zustimmen musste. Eigentlich war es völliger Blödsinn gewesen, heute ins Dorf zu gehen, aber allein die Tatsache dass es möglich war, hatte Sirius und James natürlich angetrieben. Doch als er jetzt zu Sirius hinüberblickte, sah er ein nur zu vertrautes Glitzern in seinen Augen. Er schmiedete einen Plan. Wie üblich hatte James ihm mit seiner Bemerkung den Quaffel zugespielt und wenn ihn nicht alles täuschte, dann würde er ihn als Klatscher zurückschmettern.

„James, mein Freund. Wie immer hast du die besten Ideen."

Remus hielt es für besser einzuschreiten. „Falls du es nicht bemerkt hast, das war keine Idee – das war ein Witz."

„Das war zu gut, um ein Witz zu sein. Schnappt euch den Umhang, Männer."

Alles Protestieren von Seiten Remus' half nichts. Nicht ganz eine Minute später befanden sich die drei Jungen unter einen silbrig glänzenden Tarnumhang, der James im letzten Jahr seinem Vater stibitzt hatte. Remus hatte beim ersten Mal sehr gezögert ihn zu berühren. Das silbrige Glänzen schreckte ihn dann doch ab, aber glücklicherweise war in den Unhang kein wirkliches Silber eingearbeitet. Ein Tarnumhang verlor irgendwie an Wirkung, wenn der Träger darunter vor Schmerzen schrie wie am Spieß. Und wie hätte er seinen Freunden glaubhaft erklären sollen, dass er kein Silber berühren konnte? Da hätte er auch gleich ein Schild mit der Aufschrift „Achtung Werwolf" tragen können.

Die Jungen hatten ihre Schuhe verzaubert, so dass sie keine Spuren im Schnee hinterließen und glücklicherweise hatte es auch aufgehört zu schneien, so dass kein Schnee auf ihnen liegen bleiben konnte. Auf dem Weg vom Schloss her war es einige mal ziemlich brenzlich geworden, aber sie waren den anderen Schülern so gut wie möglich aus dem weg gegangen und so waren sie von niemandem bemerkt worden.

Um von der heulenden Hütte ins Dorf zu kommen, mussten sie eine ganze Weile laufen und unter dem Umhang war das alles andere als bequem. Aber sie wagten nicht ihn abzunehmen. Wenn sie erwischt worden wären, hätten sie sich auf so einiges von Professor McGonagall gefasst machen können. So aber kamen sie ungesehen in Hogsmeade an.

Jetzt im Winter wirkte das Dorf wie direkt aus einem Märchenbuch entnommen. Die kleinen Häuser waren schneebedeckt und überall in den Fenstern leuchteten Kerzen. Zwar war es noch hell, aber die Bewohner begannen bereits Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Staunend blickte Remus sich um, doch Sirius zog ihn mit sich. Er hatte ein bestimmtes Ziel. Er war jetzt seit mehreren Stunden durch den Schnee gestiefelt und sein Magen hatte die Position des Befehlshabers übernommen, während seine Beine, also quasi die Infanterie, diese Befehle mit Wonne ausführten.

Der Honigtopf lag an der Straße, an der alle Geschäfte des Dorfes lagen (eigentlich war es die einzige Straße des Dorfes, alles andere verdiente höchstens den Ausdruck „Weg"). Er war im Erdgeschoss eines kleinen Hauses untergebracht, das so aussah, als könne es jeden Moment zusammenbrechen. Aber da es vermutlich die vergangenen paarhundert Jahre genauso ausgesehen hatte, konnte man sich ihm wohl anvertrauen. Die drei Jungen standen an einer Ecke des Hauses und fragten sich, wie sie wohl hineinkommen sollten. Zwar ging die Tür oft genug auf, und es war bestimmt auch keine Kunst bei einer dieser Gelegenheiten schnell hineinzuschlüpfen, aber was dann? Im Inneren war es ziemlich eng und es befanden sich eine Menge Schüler im Laden. Sie konnte kaum hoffen, unbemerkt zu bleiben – trotz Tarnumhang.

Aber solche Gedanken machte sich natürlich nur Remus. Sirius und James waren fest entschlossen, in den laden zu gehen, also würden sie das auch tun. Den leise wispernden Remus hinter sich herziehend näherten sie sich der Tür. Remus wusste hinterher nicht mehr, wie sie es geschafft hatten, aber wenige Augenblicke später standen sie tatsächlich im Inneren des Ladens und versenkten in unbeobachteten Momenten ihre Hände in den riesigen Gläsern mit Naschereien.

Sie hatten sich in eine etwas ruhigere Ecke verdrückt und schauten gespannt dem lebhaften treiben zu. Doch für Sirius war das Herumstehen zu langweilig. Eine Tür im rückwärtigen Teil des Ladens hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Vorsichtig schlich er, die anderen mit sich ziehend auf die Tür zu. Diesmal hatten sie nicht das Glück, dass ihnen jemand die Tür öffnete, aber in einem Laden voller Zauberer und magischer Gegenstände fiel es niemandem sonderlich auf, als sich die Tür scheinbar von selbst öffnete und kurz darauf wieder schloss.

„Wo hast du uns jetzt nur wieder hingeführt? Lumos!" Remus flüsterte, was gar nicht nötig gewesen wäre, denn im Laden herrschte solch ein Tumult, dass man sie durch die Tür garantiert nicht hören konnte. Es war stockdunkel gewesen, doch auf Remus' Spruch hin erstrahlte die Spitze seines Zauberstabes in strahlend weißem Licht. Sie standen auf dem Absatz einer hölzernen Treppe und als wäre das wissen darum eine art Startschuss gewesen, strauchelte James und kugelte polternd die Treppe hinunter. Remus und Sirius sahen sich an, sprinteten hinter ihrem Freund her, zogen ihn in den Schatten einer großen Kiste und hielten gespannt den Atem an. Doch die Tür öffnete sich nicht. Entweder hatte der Ladenbesitzer sie nicht gehört, oder er war es gewohnt, dass es in seinem Keller von Zeit zu Zeit rumpelte.

James rieb sich den Hinterkopf.

„Na, hast du dir deinen Holzkopf so richtig eingedellt?" fragte Sirius höhnisch.

„Vielen Dank auch. Aber Holz ist das Stichwort. Ich bin auf Holz gestoßen."

„Kunststück." Jetzt klang Remus etwas schnippisch. „Hier besteht alles Mögliche aus Holz. Die Kisten, die Regale, sogar der Fußboden besteht aus Holzplanken."

„Ja, aber der Boden klang hohl."

„Und du bist dir sicher, dass das nicht doch nur dein Kopf war?" wieder Sirius.

„Ha ha, sehr witzig. Im Ernst. Da muss ein Hohlraum sein. Schaut mal, ob ihr eine Falltür oder so etwas findet."

„Ein Keller im Keller, na das macht ja mal Sinn." Sirius sprach es, machte sich dann aber doch daran, den Boden abzusuchen.

Remus schüttelte seufzend den Kopf. „Manchmal frage ich mich wirklich, was für eine Art Zauberer ihr eigentlich seid. Passt ihr im Unterricht denn nie auf?" Er richtete seinen Zauberstab auf die Stelle, auf die James bei seinem Sturz mit dem Kopf aufgeschlagen sein musste. „Alohomora!" Augenblicklich zeichneten sich Fugen in Form eines Quadrats auf dem Boden ab. Einen Moment später schwang eine schwere Falltür nach oben. Remus leuchtete mit dem Zauberstab in die Öffnung. Eine steinerne Treppe führte in die Tiefe, so weit, dass man das Ende nicht sehen konnte. „Wo die wohl hinführt?"

Als Remus nach oben blickte sah er erneut Sirius' berüchtigtes Grinsen. „Ich habe keine Ahnung, aber bald werden wir es ja wissen."

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Wie versprochen war dieses Kapitel mal etwas länger. Aber nicht dran gewöhnen, OK? Ich hoffe ich verpasse niemandem schlechte Träume grins mit dem Anfang des Kapitels. Mir ist es beim schreiben fast selber eiskalt den Rücken runter gelaufen, aber ich hoffe, ich habe ein wenig Verständnis für Remus aufbauen können (Er hat es verdient).

Bleibt mir nur noch mein allkapiteliger Appell an alle Reviewschreiber und die, die es werden wollen: tummelt Euch :-)

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