Mit großen hastigen Schritten eilte ein dunkel gekleideter Mann durch die Gassen von Little Whinging. Die Stadt war zwar recht klein, doch wenn man jemanden suchte, dann konnte sie sehr groß werden. Leise vor sich hin grummelnd hielt der Mann nun auf ein Lokal zu, aus dem laute Musik bis auf die Straße drang. Eine Leuchtreklame mit der Aufschrift "New York" zierte den Eingang. Der dunkle Mann betrachtete es angewidert. "Wozu mach ich das eigentlich. Dieser Taugenichts macht ständig nur Ärger. Wie konnte er nur so blöd sein abzuhauen? War er lebensmüde oder einfach nur und dumm?" seufzte er vor sich hin und stieß dann schließlich die Tür auf. Ruckartig blieb der Mann stehen. Die Musik war der Art laut, dass bei jeden beat des Basses die Eingeweide mit vibrierten. Die Luft war muffig und das Licht nur spärlich. Dazu zuckten Scheinwerfer in verschiedenen Farben auf und erhellten das Lokal kurz, ähnlich wie ein Blitz. Und über den Boden kroch ein Nebel der in den Farben der tanzenden Lichter leuchtete. Der Mann konnte sich nicht vorstellen hier fündig zu werden, dennoch zwang er sich zu einem Rundgang. Er wurde beauftragt unter jeden Stein nach zuschauen, also tat er das auch. Er stieg die paar Stufen hinab und landete vor der Tanzfläche auf den sich Menschen zu der Musik bewegten, als wenn sie einen epileptischen Anfall hätten. Links und recht von der Tanzbühne gab es noch diverse Nischen mit bequemen Sofas und kleinen Tischen. Überall saßen Jugendliche in kleinen Gruppen zusammen. Unterhielten sich, lachten, oder taten irgendwie geheimnisvoll. Doch alle, die den Mann bemerkten bedachten ihn mit einem argwöhnischen Blick. Der Mann schritt langsam vor sich hin und ließ seine Augen wie ein Adler herum kreisen. Immer wieder schüttelte er ungläubig den Kopf. So eine Welt war ihm vollkommen fremd. Und er fühlte ich schrecklich unwohl. "Hätte ich wenigsten meine üblichen Klamotten dabei, dann würde ich mich sicherer fühlen", fluchte der Mann leise vor sich hin. Nun trug er schwarze Jeans, ein schwarzes Hemd und hatte sein Haar mit einen Gummiring im Nacken verbunden. Kleidung, die eben in diesem Umfeld lange nicht so auffällig war, wie ein weiter schwarzer Umhang.
Er war mit seinem Rundgang gerade einmal bei der Hälfte, als sein Blick auf jemanden fiel der ihm bekannt vorkam. In der hintersten Nische an einen kleinen runden Tisch saß dieser mit 3 weiteren Typen und schien sich zu unterhalten. Dabei musste der Mann dreimal hinschauen, bis er begriff, dass er gefunden hatte, den er suchte. Ausgerechnet hier? Und wie er aussah. Vollkommen blass im Gesicht und ziemlich abgemagert. Rote Haarsträhnen und die Augen... vollkommen leer und ausdruckslos. Vom Alter her sah er nicht viel jünger aus als die anderen, aber der dunkel gekleidete Mann wusste es besser und war dementsprechend erschüttert. Er war doch erst ein Junge, gerade mal 16 Jahre alt. Wie kam es, dass er jetzt aussah, als wenn er 20 wäre? Als der Mann näher kam, konnte er vereinzelte Wortfetzen verstehen wie "geiles Zeug" "ausprobieren" "ur cool". Die paar Wortfetzen waren jedenfalls genug um das Bild zu verstehen, dass er vor sich sah. Einer der Typen reichte gerade ein kleines weißes Päckchen über den Tisch und der Junge mit den schwarz-roten Haaren griff danach. Er legte das Päckchen vor sich hin und holte dann ein kleines Röhrchen aus seiner Tasche. Doch bevor er das Päckchen aufreißen konnte, war der dunkle Mann beim angelangt Tisch und riss dem jüngeren das Päckchen aus der Hand. "Ich glaubs einfach nicht, was zum Teufel tun sie hier!" Der Junge sah verärgert hoch und blickte in die tief schwarzen Augen seines stehenden Gegenübers. Er erkannte ihn und sprang nun erschrocken auf. Doch für eine Flucht war es längst zu spät. Der dunkle Mann packte den jüngeren unsanft am Oberarm und zerrte ihn hinter sich her aus dem Lokal. Das Päckchen mit dem weißen Inhalt, ließ er dabei in seine Tasche gleiten. „He!", protestierte der eine Junge, der das Päckchen hergegeben hatte. „Was ist mit meinem Geld!" Doch ein einziger Blick des dunkel gekleideten Mannes reichte um ihn wieder verstummen zu lassen. Der Junge im Schlepptau des Mannes versuchte sich verzweifelt los zu reißen. Doch der Griff der Mannes war eisern fest.
Kaum waren sie auf der Straße wurde der jüngere vom älteren Mann gegen die Hauswand gedrückt. "Ich weiß nicht welcher Teufel sie geritten hat, einfach abzuhauen. Sie können vom Glück reden, dass sie überhaupt noch leben, Potter!" zischte der dunkle Mann zwischen seinen Zähnen hervor. Doch die drohenden Worte hatten nicht viel Eindruck auf den 16-Jährigen. Der blitze sein verhasstes Gegenüber nur feindselig an. "Ich wüsste nicht was sie das angeht. Ich kann tun was ich will!" - "Irrtum, Potter. Sie sind noch nicht volljährig und sie sind schulpflichtig. Und als ihr Lehrer habe ich sehr wohl das Recht mich einzumischen." - "Nein, Sie haben mir nichts mehr zu befehlen. Ich gehe nicht mehr zurück. Ich geh nicht mehr nach Hogwarts. Sie sind nicht mehr länger mein Lehrer!" - "Offensichtlich sind sie nicht mehr zurechnungsfähig und wenn schon ihre Verwandten nicht auf sie aufpassen können, dann werden das andere tun müssen. Oder wollen sie in ein Heim?" Der Junge hätte am liebsten weiter protestiert, doch der plötzliche Saustoffüberschuss tat seinem viel zu hohen Alkoholspiegel nicht gut. Er hatte plötzlich das Gefühl sein Magen würde sich gleich umdrehen. Und es blieb nicht nur bei dem Gefühl. Von einer Sekunde auf die andere drängte der Inhalt seines Magens nach draußen und er musste sich übergeben. Der dunkel gekleidete Mann konnte gerade noch rechtzeitig seine Hand zurückziehen. Ungeduldig wartete er bis der Brechreiz des Jungen nachließ. Doch dann hielt er sich nicht mehr länger als nötig auf. Er holte aus seinen Umhang einen Briefbeschwerer, griff nach dem Arm des Jungen und drückte den Briefbeschwerer in dessen Hand. Danach holte er seinen Zauberstab, murmelte einen Spruch und schon verschwanden beide aus der Gasse.
-backflash-
Professor Dumbledore ging nervös in seinem Büro auf und ab. Ein ungutes Gefühl in Magen, ließ ihn ständig darüber nachdenken, ob es richtig war Harry wieder zurück zu den Dursleys zu schicken. Der Tod von seinem Paten war vielleicht zu viel für ihn. Harry ist doch erst 16. Dennoch hatte er schon so viel durch gestanden. Sein Weg war von Leid und Tod geprägt. Bisher hatte sich der Junge tapfer gehalten, aber würde er Sirius Tod auch so einfach wegstecken? Sirius war Harry große Hoffnung, irgendwann nie wieder zu den Dursleys zu müssen. Doch nun war diese Hoffnung brutal zerstört worden und Harry war wieder da, wo er zwar sicher, aber leider ziemlich unbeliebt war. Den Dursleys war es egal, was er Junge durch machen musste, sie behandeln ihn ziemlich grob. Aber bisher, hat auch das den Jungen nicht geschadet. Harry war ein offener Mensch mit viel Mitgefühl, der sich über jedes noch so kleine Geschenk wahrlich freuen konnte. Unschlüssig seufzte der alte Direktor auf. Er konnte sich nicht erklären worin sein ungutes Gefühl bestand. Vielleicht fühlte er sich ja auch nur schuldig. Er hätte Harry nicht so viele Informationen zurückhalten dürfen. Er hatte sich vielleicht zu viele Sorgen gemacht. Harry hat ja schon mehr als einmal bewiesen, dass er viel stärker war, als man es ihm zutraute.
Zwei Wochen später schien Dumbledores Grund für sein ungutes Gefühl langsam Gestalt an zu nehmen. Harry hatte bis dato nicht zurück geschrieben, welche UTZ-Kurse er im folgenden Schuljahr belegen möchte. Zwar schien es eh klar zu sein, wenn der Auror werden möchte, aber dennoch. Er brachte seine Beunruhigung in die nächste Sitzung ein, die der Orden des Phönixes abhielt. Arthur Weasley bestätigte, dass Harry auch nicht auf die Briefe von Ron antwortete. Und Arabella Figg gab zu, den Jungen länger nicht mehr außerhalb des Haus gesehen zu haben. Also beschloss Dumbledore, dass jemand Harry besuchen sollte. Remus Lupin erklärte sich bereit und kam am nächsten Tag mit einer erschütternden Nachricht zurück. Harry war bereits vor einer Woche von Ligusterweg abgehauen. Den Dursleys hätte er gesagt, er verbringe den Rest der Ferien bei den Weasleys. Alle waren auf erhöhter Alarmbereitschaft. Wenn Harry nicht mehr im Schutz seiner Verwandten war, war er in großer Gefahr. Voldemorts Todesser schwärmten schon seit längeren in Harrys Umgebung herum. Nun mussten die Ordensmitglieder ebenfalls ausschwärmen. Einige Tage suchten sie die Näher Umgebung und auch weitläufige Gebiete ab. Doch erst drei Tagen später hatte Severus ein Gespräch zwischen ein paar Muggel-Jungs belauschen können und dadurch mitbekommen, dass sich Harry noch in der unmittelbaren Umgebung aufhalten musste. In irgendeinen heißbegehrten Lokal der Jugendlichen. "Woher willst du wissen, dass sie über Harry gesprochen haben?", fragte Remus etwas zweifelnd. "Zum einen, weil der Name Harry gefallen ist. Und zum anderen, weil sie sich über eine Narbe unterhalten haben. Das wäre schon ein mehr als merkwürdiger Zufall." - "Aber in Little Whingnig gibt's mehrere Lokale, die Anziehungspunkt der Muggeljugend sind." - "Danke für den Hinweis, aber das weiß ich selber" antwortete Severus gereizt. "Wir werden uns aufteilen", entschied Dumbledore, "Wir müssen Harry finden. Die Todesser werden womöglich inzwischen ähnliche Informationen haben. Also bitte dreht mir jeden Stein um wenn nötig."
Als die meisten Mitglieder schon weg waren, hielt Dumbledore Severus noch für einen Moment zurück. "Severus, falls du Harry finden solltest, bitte versuche ihn zu verstehen. Der Junge hat schon so viel durchgemacht, womöglich wird er nicht freiwillig mitkommen. Reiß ihm nicht den Kopf ab, ok?" Severus verdrehte genervt die Augen. Doch Dumbledore wartete mit bohrendem Blick auf Antwort. "Ich verspreche, ich werde ihn im ganzen Stück herbringen, falls ausgerechnet ich den Bengel finde sollte."
-backflash ende-
