Harry grübelte noch lange weiter. Erst als am Abend wieder alle Ordensmitglieder auftauchten, beendete Harry die Grübelei. Er konnte einfach nicht mehr denken. Schweigend saß er mit den anderen bei Tisch und verspeiste das leckere Mal, dass Molly wieder einmal gezaubert hatte. Immer wieder ließ Harry seinen Blick durch die Runde wandern. Remus saß wieder direkt neben Harry. Dann kam Tonks, Kingsley, Moody, Mr. Weasley, Mrs. Weasley, Snape, Dumbledore und noch eine Reihe Harry unbekannter Gesichter. Ein leises Lächeln stahl sich in Harrys Miene. Er war der einzige, der nicht zum Orden gehörte. Und die Wände der Bibliothek waren dünn genug, um an der anderen Seite lauschen zu können. Sein Lächeln erstarb jedoch sofort wieder, als sein Blick den strengen Blick von Snape traf. Wusste er etwa was Harry dachte? Schnell bemühte sich Harry wo anders hinzusehen.

"Molly, du hast dich wieder einmal selbst übertroffen." stellte Dumbledore zufrieden fest. "Spricht eigentlich was dagegen, die Besprechung gleich hier zu machen?" Den meisten war es egal. Doch ein paar sahen zuerst zu Harry und dann fragend zu Dumbledore. Harry seinerseits saß nun kerzengerade auf seinem Sessel und wusste nicht, was er von dem Angebot halten sollte. "Was ist mit dem Jungen Albus? Du willst ihn doch nicht zuhören lassen." fragte Molly etwas geschockt. Doch Dumbledore antwortete ihr nicht, sondern sah ernst zu Harry hinüber. "Wenn du willst, darfst du zuhören, aber du musst versprechen darüber zu schweigen." 'Schweigen' ging es Harry durch den Kopf, dass tat er doch eh schon die ganze Zeit. Ein wenig unschlüssig sah Harry durch die Runde. Die meisten sahen ihm freundlich entgegen. Snape hatte eher einen prüfenden Gesichtsausdruck und Remus und Tonks lächelten Harry aufmunternd zu. Schließlich nickte Harry zum Einverständnis. Offensichtlich hatte Dumbledore das Bedürfnis etwas bei Harry wieder gut machen zu müssen. Harry war sich sicher, dass diese Geste so was wie eine Entschuldigung sein sollte.

"Nun gut. Was machen unsere Freunde? Sind sie noch in Little Whinging?" wandte sich Dumbledore an Kingsley und Moody. "Nein, sie waren vorgestern im 'New York'. Ich vermute sie haben ein paar Fragen gestellt und heraus gefunden das Potter nicht mehr dort ist, denn die Todesser haben sich nun vollständig zurück gezogen." antwortete Kingsley. Harrys Augen wurden groß. Hatte er richtig gehört? Todesser in Little Whingnig? War er also tatsächlich in Gefahr gewesen? Aber woher wussten die auf einmal wo Harry wohnte? Was war mit dem Blutschutz durch Tante Petunia? Wirkte der etwa nicht mehr? "Wie hat Voldemort überhaupt heraus gefunden, wo Harry lebt?", wurde in dem Augenblick die Frage gestellt. Es war einer, den Harry nicht kannte. Dumbledore schüttelte nur planlos den Kopf. Severus hingegen schien bereits eine Theorie zu haben. "Ich vermute, da der dunkle Lord Harrys Blut hat, dass dieser Schutz nicht mehr effektiv ist. Und die Geschichte mit den Dementoren letztes Jahr wird sicher auch bis zu ihm vorgedrungen sein. Vielleicht war es so gar ein Glück, dass Harry weggelaufen ist. Auch wenn er es uns dadurch auch schwierig gemacht hat, ihn zu finden." Mit den letzten Worten sah Severus Harry streng an. Dieser wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte und blinzelte etwas mürrisch zu seinem Gegenüber zurück. "Wie dem auch sei", fing Dumbledore erneut an, "Was das nächste Schuljahr angeht, und das dürfte dich interessieren Severus, habe ich einen kompetenten Nachfolger gefunden für dich. Ich weiß nicht, ob dir der Name etwas sagt, Salma Firewood." Dabei grinste Dumbledore beinahe spitzbübisch. Severus hingegen sah Dumbledore erschrocken an. "Doch nicht DIE Mrs Firewood?" - "Ah ich sehe der Name ist dir ein Begriff." - "Wie könnte ich sie vergessen. Sie hat mir immer die Bestnote in Zaubertränke weggeschnappt." - "Und? Denkst du, sie kann deinen bisherigen Job übernehmen?" - "Natürlich kann sie das." zischte Severus etwas unwillig. Offensichtlich war die Dame nicht gut auf ihn zu sprechen. Harry war ein wenig verwundert. Was sollte das heißen 'seinen bisherigen Job'? Unterrichtete Snape vielleicht nicht mehr Zaubertränke? Was war wohl sein neuer Job? Etwa Verteidigung gegen die dunklen Künste? Das war das einzige Fach, das wieder mal keinen Lehrer hatte. Harry lief ein Schauer über den Rücken. Doch dann erinnerte er sich daran, dass er ja nicht mehr nach Hogwarts gehen wollte. Also konnte es ihm ja auch egal sein. "Ach ja, ehe ich es vergesse. Moody und Kinglsey, werden morgen in die Winkelgasse gehen und ein paar Besorgungen für mich machen. Wäre eine günstige Gelegenheit für dich, Harry, deine Schulbücher zu besorgen." damit wandte sich Dumbledore direkt an Harry. Dieser sah verwirrt auf und warf dann einen vorwurfsvollen Blick zu Snape. "Severus hat mich durch aus darüber in Kenntnis gesetzt, dass du nicht nach Hogwarts willst. Dennoch kann es nicht schaden die Bücher zu besorgen." Nun schaltete sich auch Remus ein. "Was? Du magst nicht weiter nach Hogwarts gehen? Warum nicht?" Plötzlich wanderten alle Augen zu den Jungen. Harry fühlte sich an die Wand gedrängt. Er wusste, dass alle nur darauf warteten, dass er den Mund auf machte, egal, was für eine Erklärung er hatte. Doch Harry schwieg. Er wusste selber nicht genau, wie er überhaupt auf den Gedanken kam, aber er fand langsam Gefallen daran, wie schockiert die Leute darauf reagierten. Demonstrativ verschränkte er die Arme und starrte ins Nichts. Was verständnisloses Kopfschütteln und irritierte Blicke bei den anderen verursachte. Harry musste sich zusammenreißen um nicht gleich loszulachen. Aber kaum einer bemerkte Harrys inneres Lachen, denn keinerlei Emotion reichte nach außen. Einzig alleine Snape warf Harry erneut einen prüfenden Blick zu. Ein wenig schuldbewusst senkte Harry den Blick.

"Ähm... wir habe da noch ein Problem!" meldete sich nun eine jüngere Dame, die Harry ebenfalls nicht bekannt war. "Und das wäre, Helen?" - "Irgendjemand aus Harrys Nachbarschaft muss die Jungendvorsorge eingeschalten haben. Keine Ahnung wieso. Jedenfalls, nachdem Harry zu dem Zeitpunkt, als die Vertreter der Jungenvorsorge die Dursleys besucht hatten, nicht mehr da war und Vernon Dursley die Vertreter ziemlich unsanft aus dem Haus geschmissen hat, ist jetzt der Fall bei Gericht eingereicht worden. Und nun wurde auch die Fürsorge für minderjährige Zauberer eingeschalten. Und die sind dahinter gekommen, dass Harry eigentlich keine offiziellen Erziehungsberechtigten hat. Die Dursley waren Harry Verwandte, daher hatte damals niemand was gesagt, aber da nun die Dursleys für nicht erziehungsfähig für einen minderjährigen Zauberer gelten, werden sie sich wohl nach Ersatz umsehen. Ich befürchte die werden früher oder später hier auf kreuzen. Harry kann nur hier bleiben, wenn ihn jemand offiziell adoptiert." Die Nachricht hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Erschrockene Stille breitete sich plötzlich im Haus aus. Damit schien wohl niemand der Anwesenden gerechnet zu haben. "Ich würde Harry sofort adoptieren!" Remus war der erste der die Stimme wieder gefunden hatte. "Remus, ich weiß, wie sehr du Harry liebst, aber ich befürchte die Vorurteile gegen Werwölfe werden dir einen Strich durch die Rechnung machen" antwortete Helen. Harry war zu einem überrascht von Remus Geständnis und zum anderen enttäuscht von Helens Antwort. Remus wäre sicher ein prima Vater. Harry ertappte sich dabei, als er Remus ein Lächeln schenkte. Remus bemerkte es und lächelte dankbar, wenn auch traurig zurück. Er wusste, dass er keine Chance hatte, Harry je zu adoptieren. Aber er wollte Harry deutlich machen, dass er immer für ihn da sein will und diese Geste war es wohl, die Harry das Lächeln entlockte und ihn für kurzen Moment vergessen ließ, dass er eigentlich nichts mehr mit der Zauberwelt zu tun haben wollte. "Was würde mit Harry sonst passieren?" fragte nun Severus. "Er wird in ein Heim gehen müssen, wie alle anderen, bis man geeignete Pflegeeltern gefunden hat." klärte Helen auf. "Wissen sie denn auch wer Harry ist? Sie können ihn nicht einfach in ein Heim stecken. Wer garantiert dort für seine Sicherheit?" Severus war überraschend aufgebracht über das Thema. Was Harry nun verwundert aufsehen ließ. "Was sollen sie sonst tun? Irgendwer muss offiziell für den Jungen verantwortlich sein, solange er nicht volljährig ist. Streng genommen ist niemand von uns für den Jungen verantwortlich und keiner von uns hat das Recht, ihn auf zu halten, wenn er gehen möchte." Wieder legte sich Stille über den Raum. "In wie weit betrifft es uns denn? Die Schule fängt bald an. Somit haben wir doch noch ein Jahr Zeit darüber nach zudenken, oder?" fragte nun Molly. Helen sah zuerst zu Molly, dann kurz zu Harry und dann wieder zu Molly zurück "Nehmen wir das Beispiel von vorher. Harry möchte nicht nach Hogwarts zurück. Niemand von uns kann Harry dazu zwingen. Weil wir kein Entscheidungsrecht darüber haben. Sollte Harry tatsächlich nicht zurück in die Schule wollen, dann ist das Thema jetzt fällig und nicht in einem Jahr." Nun sah Helen wieder zu Harry. Dieser schluckte hart. Damit hätte er nicht gerechnet. Und der Gedanke, dass vollkommen Fremde über ihn entscheiden konnten, gefiel ihm überhaupt nicht. Mit einem Mal wünschte er sich nichts mehr, als dass Sirius durch die Tür kommen würde und sagen würde 'kein Problem, ich bin sein Pate' Doch Harry wurde wieder von der brutalen Realität erfasst. Sirius war tot. Er hatte keinen Paten. Der seelische Schmerz umnebelte Harry Verstand und er bekam nichts mehr von der Besprechung mit. Erst als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, lichtete sich der Nebel wieder. Harry sah auf und blickte in Remus warme Augen. Ohne Worte stand Harry auf und folgte ihm aus der Küche. Die Besprechung war wohl schon beendet. Denn einige waren bereits gegangen.

Als Remus und Harry in Harrys Zimmer waren. Startete Remus erneut ein Gespräch, in der Hoffnung Harry würde sein Schweigen ihm gegenüber endlich brechen. "Harry, ich kann gut verstehen, dass du wütend bist. Ich glaube auch, nachvollziehen zu können, warum du nicht mehr nach Hogwarts willst. Die Ereignisse letztes Jahr haben sich zu schnell überschlagen. Und der Tod von Sirius war..." - "Hör auf!" unterbrach ihn Harry. "Harry, es war nicht deine Schuld" - "Fängst du jetzt auch damit an? Hast du etwa auch Schuld daran? Wollen plötzlich alle statt mir schuld sein?" - "Was redest du da? Keiner von uns hat Schuld. Manche Sachen passieren einfach. Niemand konnte wissen, dass Sirius durch diesen Torbogen fallen würde." Harry hatte die Arme vor sich verschränkt und bohrte mit seinem Blick Löcher in den Boden. "Mir fehlt Sirius auch!" fügte Remus im Flüsterton hinzu. "Aber was mich am meisten schmerzt ist, dass du dich allen verschließt, die dir helfen wollen." - "Die Hilfe kommt reichlich spät!" sagte Harry mehr zu sich selbst. Dennoch laut genug, dass es Remus hören konnte. "Harry, du weißt, dass ich alles tun würde, das Sorgerecht für dich zu bekommen. Aber mein Leben ist ein einziger Fluch. Solange es keinen Trank gibt, der Werwölfe heilen kann, habe ich keine Chance." Für einen kurzen Moment war Harry bewusst geworden, dass er nicht der einzige Mensch mit Problemen war. Traurig blickte er zu Remus auf und flüsterte "es tut mir Leid. Es ist nur... Sirius hat mir versprochen, dass ich bei ihm wohnen darf, sobald er frei gesprochen wird. Es war immer ein Strohhalm, an dem ich mich geklammert habe, aber jetzt... habe ich den Strohhalm verloren. Ich werde nie... mit Sirius zusammen ziehen." Harry konnte seine Tränen einfach nicht mehr zurück halten. "Und ich... ICH habe diesen Strohhalm verloren. Niemand anderer. Es ist meine..." das letzte Wort brachte Harry nicht mehr heraus. Dennoch wusste Remus ganz genau, was er sagen wollte. Er seufzte und schloss dann tröstend seine Arme um den Jungen. Er wusste einfach nicht, wie er Harry davon überzeugen konnte, dass er keinerlei Schuld an der Tragödie hatte.

Nachdem Remus gegangen war, lag Harry auf seinem Bett und starrte auf die Decke. Eigentlich wollte er schlafen gehen. Snape hatte, bevor Remus gegangen war, wieder den Traumlos-Trank herauf gebracht. Harry blickte kurz zum Glas. Der Trank würde sicher alle Gedanken vertreiben, die Harry derzeit durch den Kopf schwirrten. Aber Harry wollte sie nicht einfach abstellen, denn er wusste, sie würden am nächsten Tag wieder kommen. Er seufzte und setzte sich wieder auf. Es war bereits 11 Uhr Abends. Ein wenig unschlüssig blickte Harry zum Fenster, die Vorhänge waren noch offen. Mit einem Ruck stand er auf. Bevor er die Vorhänge schloss, warf er noch einen Blick hinaus. Der Garten lag friedlich in Dunkelblau und Silbertönen getaucht vor ihm. Am Himmel leuchtete der Mond wie ein Scheinwerfer zur Erde. Es war beinahe Vollmond. In ein oder zwei Tagen wird es wohl wieder soweit sein. 'Armer Remus' dachte sich Harry. Schließlich zog er die Vorhänge zu und verließ sein Zimmer. Etwas ziellos geisterte er im Haus herum. Es schien kaum noch jemand hier zu sein. Nicht einmal in der Küche brannte ein Licht. Harry wanderte weiter und fand sich plötzlich im Keller wieder. Die Tür zu Snapes Labor vor seiner Nase. 'Ob Professor Snape noch wach war?' Die Frage wurde schnell beantwortet, als er leises Klappern und Schritte wahrnehmen konnte. Noch bevor Harry begriff was er tat, klopfte er an die Tür. "Ja?" kam eine genervte Antwort. Harry drückte die Türschnalle runter und streckte vorsichtig den Kopf herein. "Potter, ich hätte es wissen müssen. Scheint dein Hobby zu sein, in der Nacht herum zu geistern. Was gibts?" Harry trat nun ganz ein und setzte sich dann auf einen Stuhl, gegenüber von Snapes Schreibtisch und blickte dann auf den Kessel, der auf einem kleinen Kocher auf Snapes Tisch stand. Doch sein Blick schien durch den Kessel hindurch zu gehen. "Weiß nicht", murmelte er kaum hörbar. Severus, der ein freiwilliges Nur-Mal-Vorbeischauen von Harry nicht gewohnt war, warf dem Jungen einen besorgten Blick zu. "Konnte nicht schlafen" fügte Harry nach einer längeren Pause hinzu. "In dem Traumlos-Trank ist ein leichtes Schlafmittel drinnen. Du braucht es nur zu trinken. Dann schläfst du ruhig und selig." Harrys Schultern zuckten nur unbeteiligt. "Du magst nicht schlafen?" fragte nun Severus etwas überrascht. "Weiß nicht" gab Harry wieder zur Antwort und bohrte weiter hin Löcher in den Kessel. "Soweit waren wir schon", bemerkte der Tränkemeister und nach einer weiteren kurzen Pause fragte er "Harry, warum bist du zu mir gekommen?" - "Weiß nicht" Ein wenig genervt atmete Severus tief durch, "und was weißt du?" fragte er sarkastisch, während er eine weitere Zutat in den Kessel warf. Harry antwortete nicht, sondern beobachtete Severus eine Weile, der nun das Brauen seines Tranks fortsetzte. Eine Weile war nichts zu hören, außer das Blubbern des Kessels und ab und zu ein leises Zischen, wenn Severus eine neue Zutat hinzufügte. Plötzlich richtete sich Harry ruckartig auf, "Das kommt doch normalerweise nicht in den Trank" Severus zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Was?" - "Sie brauen doch einen Wolfsbanntrank, oder? Wenzinokraut kommt da normalerweise nicht rein." - "Du überrascht mich, Harry. Seit wann weißt du, was in einen Wolfsbanntrank reinkommt?" - "Hab ich mal nachgelesen" Severus war nur noch mehr überrascht. Seit wann interessierte sich der Junge für Tränke? Ein wenig verblüfft schüttelte er den Kopf und erklärte schließlich: "Ich versuche den Trank zu modifizieren. Ist jetzt schon der dritte Anlauf." - "Wozu? Ich meine, ist der Wolfsbanntrank nicht in Ordnung?" Severus musste Lächeln. Es war das erste Mal dass Harry Interesse an einem Zaubertrank zeigte. "Doch, aber der Wolfsbanntrank hat, wie der Name schon sagt, nur die Funktion, den Wolf zu unterdrücken. Der Trank ermöglicht einem Werwolf ein halbwegs normales Leben. Aber es gibt nach wie vor kein Mittel, dass einen Werwolf wieder zu einen normalen Menschen macht." - "Sie machen das für Remus?" fragte Harry verwundert. "Nein" kam die prompte Antwort. Harry runzelte die Stirn. "Genau genommen, mache ich es für dich", erklärte Severus weiter. "Aber... ich bin doch gar kein Werwolf" stammelte Harry verwirrt. Snape schüttelte lächelnd den Kopf. "Benutzt du auch ab und zu dein Hirn, Potter?" Harrys Augen verfinsterten sich. Wenn Snape "Potter" sagte, dann klang dass immer noch sehr abwertend. "Wenn mir den Trank gelingt, dann kann Lupin geheilt werden und einer Adoption würde nichts mehr im Weg stehen." Endlich verstand Harry. Sein finsterer Blick verschwand wieder und machte Platz für kurzes Aufleuchten in seinen Augen. Doch dann wurde Harry wieder ernst. "Den Trank zu erfinden wird wohl eine Weile dauern." - "Ja, könnte sein. Vor allem wenn man ständig abgelenkt wird." Schuldbewusst senkte Harry den Kopf. Das kleine Gespräch hatte wieder ein Ende gefunden. Stumm beobachtete Harry seinen Lehrer, wie er das eine oder andere in den Kessel warf und dann wieder ein paar Zeilen aus seinen eigenen Aufzeichnungen studierte.

Schließlich jedoch, drehte Snape das Feuer kleiner und wandte sich zu den Jungen. "Komm mit!" Ein wenig müde erhob sich Harry von seinem Stuhl. Snape griff nach einen kleinem Keramiktöpfchen und verließ dann sein Labor. Harry folgte ihm bis sie wieder in Harrys Zimmer waren. Ein wenig verwundert sah den Junge den älteren an. "Zieh dein Hemd aus und dann leg dich hin!" befahl Severus. Harry, zu verwirrt um zu verstehen, folgte dem Befehl widerstandslos. Er schlüpfte aus seinem Hemd und legte sich dann auf sein Bett. Severus setzte sich an die Bettkante. "Dreh dich um!" sagte er. Harry drehte sich auf seinen Bauch. Eine Weile lauschte er. Severus schraubte das Keramiktöpfchen auf, tauchte seine Hand ein und stellte dann das Töpfchen am Nachtkästchen ab. Harry wartete gespannt, was passieren würde. Seine Pulsfrequenz hatte sich von einer Sekunde auf die andere erhöht. Und dann durch zuckte es seinem ganzen Körper. "Schschsch..." hörte er Severus zischen, während die Finger langsam über seinen ganzen Rücken glitten und die Creme gleichmäßig verteilten. Zuerst waren nur sanfte kreisende Bewegungen zu spüren. Doch als das letzte erschrockene Zucken nach ließ, wurden die massierenden Bewegungen intensiver. Harry konnte gar nicht anders als genießerisch die Augen zu schließen und zufrieden zu brummen. An einigen Stellen schmerzte es am Anfang. Aber Severus hatte offensichtlich ein feines Gespür. Denn noch bevor Harry etwas sagen musste, ließ sein Druck nach und er massierte die schmerzenden Stellen mit besonderer Vorsicht. "Du bist viel zu verkrampft" brummte Severus vor sich her. Harry merkte, wie sich nach und nach alle Knoten lösten und die Schmerzen nach ließen. Wenn die verkrampften Stellen gelöst waren, wurden die Stellen wieder stärker massiert. Harry wusste schließlich nicht mehr wie lange Severus schon bei ihm war. Durch die Massage lösten sich auch alle Gedanken nach und nach in Luft auf. Und eine angenehme Leere machte sich in Harrys Kopf breit. Eine Leere die ihn schließlich unter den massierenden Bewegungen einschlafen ließ.