Das Geheimnis des Zauberstabs

„Harry, wach auf!", flüsterte eine Stimme neben dem Ohr des Jungen. Mühsam versuchte der Angesprochene die Augen zu öffnen. Schemenhaft tauchte das Gesicht seines Adoptivvaters auf. „Wasis?" murmelte Harry schließlich und schloß die Augen wieder.

Doch er bekam keine Antwort, stattdessen wurde ihm seine Decke weggezogen. „Komm aus den Federn!" forderte Severus unnachgibig.

Grantig über die Störung mitten in der Nacht, setze er sich in seinem Bett auf. „Was ist los?", wiederholte er seine Frage mit einen wesentlich schärferen Ton als noch vorhin.

„Zieh dich an. Wir machen einen Ausflug!" antwortete Severus.

„Weißt du wie spät es ist?" grummelte Harry und wollte sich wieder seine Decke fischen.

„Ja. Es ist sechs Uhr morgens" Mit diesen Worten warf Severus Harry ein frisches Hemd zu.

Harry sah verwirrt auf das Hemd, dann zu Severus. „Was zum Teufel soll das Ganze?"

„Ich sagte doch schon, wir machen einen Auflug!" kam die gedulige Antwort und mit ihr segelten eine Unterhose und ein paar Socken auf Harry zu. Der Junge fing beides auf und legte es, so wie das Hemd neben sich. „Warum müssen wir mitten in der Nacht auf brechen. Können wir das nicht bei Tag machen?"

„Nein, können wir nicht und wenn du dich noch lange so anstellst versäumen wir noch alles!" meinte Severus schließlich doch einwenig verärgert.

Noch immer vollkommen verwirrt zog sich Harry schließlich an. „Wir treffen uns in der Küche!" sagte Severus und verließ das Zimmer.

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„Verrates du mir wo es hingeht und was wir versäumen?" fragte Harry, als er schließlich in voller Montur in der Kücher erschien.

„Nein! ... Hier!" Severus warf Harry einen kleinen Rucksack zu. Der Junge fing ihn geschickt auf. „Unser Frühstück!" kam die Erklärung vom Älteren.

Harry schnallte sich den Rucksack um und sah dann neugierig zu Severus auf. Dieser sah sich mit zusammengekniffenen Augen in der Küche um, bis er schließlich entdeckte, was er suchte. Es war ein Plastikkochlöffel. Diesen drückte er Harry in die Hand, zückte seinen Zauberstab und murmelte ein paar Worte.

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Eine Portschlüsselreise später fand sich Harry auf einen Hügel wieder. Vor ihm, in einem Tal lag ein kleiner verschlafener Ort. Dahinter wellte sich das Land noch ein bischen sanft dahin, ehe es in einer Steilklippe ein jähes Ende fand. Gute dreißig Meter darunter war das Meer, das sich in einem tiefen Dunklenblau kräuselte. Entlang das Horizontes glänzte ein rötlicher Streifen, der darauf hindeutete, dass die Sonne jeden Moment aufgehen konnte.

„Das ist wunderschön!" staunte Harry und konnte seinen Blick gar nicht mehr von dem Bild vor sich abwenden.

„Ja, das ist es!" flüsterte Severus und legte eine Hand auf Harrys Schulter. Nun sah der Junge doch auf. Eine derart offene Geste der Zuneigung von Severus Seite erstaunte ihn. Er suchte den Blick des Älteren. Dessen Augen waren ebenfalls auf den Horizont geheftet, doch dann wandte auch er den Blick ab und sah Harry durchdringlich an. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Ein eigenartiges Gefühl von Wärme und Geborgenheit durchflutete den Jungen und er lächelte zurück.

Dann wandte sich der Ältere ab und ließ sich ins Gras sinken. Seine Augen waren wieder in die Ferne gerichtet. Harry stand noch eine Weile wie angewurzelt da. Doch dann ließ er den Rucksack von seiner Schulter gleiten und nahm neben seinem Adoptivvater platz.

Es wurde immer heller. Mehr und mehr Vögel schienen aus ihrem Schlaf zu erwachen und fingen an fröhlich zu zwitschern. Ein leichter Wind strich verspielt über die langen Halme des Grases und ließ diese auf und ab wippen. Aber abgesehen davon war es vollkommen ruhig. Harry staunte innerlich. Es war das erste Mal, dass er das Aufwachen des Tages derart bewusst miterlebte. Und wie gebannt starrte er gegen den Horizont, wo es sich nur mehr um Sekunden handeln konnte, eher die Sonne ihre Runde Scheibe darüber schieben würde.

Und dann war es endlich so weit. Zuerst war nur ein dünner, orange leuchtender Streifen zu sehen. Doch es dauerte nicht lange, war bereits ein viertel der Sonne aufgegangen, dann die Hälfte und letzendlich kam auch der Rest zum Vorschein. Schnell gewann sie an Höhe und Stärke. Und in weniger als einer viertel Stunde, war das Spekatulärste vorbei. Die Sonne stiegt unaufhörlich und wurde schließlich zu grell, um sie weiter beobachten zu können. Der letzte Schatten der Nacht verschwand unter den warmen Licht. Und schließlich wachten auch die Insekten auf. Grashüpfer gebannen zu zirpen und Schmetterlinge, wie Bienen suchten sich ihre Wege von Blüte zu Blüte.

Harry war ganz wie verzaubert. Der Groll, schon so früh aus den Federn geschmissen worden zu sein, war schon mit der ersten Sekunde verraucht, die er hier angekommen war. Etwas derart Schönes hatte er noch nie erlebt.

„Harry?" Severus Stimme war kaum ein Flüstern. Doch der Junge konnte sie klar und deutlich hören. Er wandte sich langsam zu Severus um. In seinen Augen glitzerte es feucht. „Danke!" hauchte der Junge ebenfalls kaum hörbar. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich in Severus Gesicht aus. Er hatte sich also doch nicht geirrt in Bezug auf Harrys Empfingungen.

„Du bist der erste mit dem ich das hier teile" gestand Severus. „Von da unten..." er zeigte zu dem kleinen Ort, „kann man das alles überhaupt nicht sehen. Bis die Sonne Snape Manor erreicht, ist der ganze Zauber vobei."

„Snape Manor liegt da unten?" fragte Harry verblüfft, als ihm bewusst wurde, dass er sich nie darüber Gedanken gemacht hatte, wo das Anwesen stehen würde.

Severus nickte. „Ja, aber man kann es von hier aus nicht sehen, weil es mindestend genau so gut geschützt ist wie Grimmault Platz. Aber siehst du die beiden Häuser dort links mit den roten Dächern?" Harry folgte Severus Blick und nickte dann. „Dort, dazwischen steht es!" beendete Severus seine Erklärung. Harry nickte grinsend. Es war eine schöne Lage. Auch wenn man es von hier nicht sehen konnte.

Eine Weile verbrachten die beiden wieder schweigend, eher Harrys Magen sich mit einem Grummeln zu Wort meldete. Severus angelte sich den Rucksack und holte die Brötchen heraus, die er extra deswegen eingesteckt hatte. Er drückte Harry eines in die Hand und vergrub sich selber in ein weiteres.

Als Severus schließlich noch Kürbissaft und Kaffee hervor zauberte, hatte Harry den Eindruck, dass es noch länger nicht zurück nach Snape Manor ging. Nicht, dass es Harry störte, aber Snape war mit ihm sicher nicht nur zum Picknicken hergekommen. Doch der Junge beschloss zu warten, bis der Ältere von sich aus erklärte, was hinter ihrem Ausflug steckte. Nachdem er fertig gegessen hatte, ließ er sich mit hinter dem Kopf verschränken Armen ins Gras zurück fallen und beobachtete die kleinen Wolken, die wie vereinzelte Schafe über den Himmel zogen.

Für einen Moment so schien es, war er ein ganz normaler Junge der am Rücken im Gras lag und sich um absolut gar nichts kümmern musste. Für einem Moment gab es keine Sorgen, keine drohende Gefahr, keine Todesser und kein Voldemort. Da war nur er, Severus und die Natur, die sie umgab. Und Harry hätte alles dafür gegeben, diesen Moment für immer anzuhalten. Er war glücklich.

Doch die Ruhe und Schönheit dieses Platzes war trügerisch und irreführend. Denn auch wenn die Gefahr im Moment weit weit weg war, so war sie immer noch da. Und kam Schritt für Schritt immer näher an den Jungen heran. Voldemort lag nicht im Gras und beobachtete die Wolken. Er sah sich nicht den Sonnenaufgang an, um ein Stück Glück zu finden. Er war dadrausen irgendwo und brachte Leid und Tod über das Land.

Severus seufzte. Er wollte Harry nicht aus seinen Träumen reissen und wieder auf den Boden der Realität zurück holen, aber er musste. Er musste Harry noch so vieles erzählen. Nun war der Junge soweit, zu erfahren, was es mit seinen Mächten auf sich hatte und warum er, der jenige war, der Voldemort besiegen konnte.

Der ältere schloss die Augen kurz bevor er sich ein Herz fasste: „Harry? Kann ich mit dir reden?"

„Schieß los!" war die schnelle Antwort, die verriet, dass der Junge keine Ahnung hatte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen wird.

„Es geht um deinen Zauberstab!" begann Severus.

Harry ließ eine Augenbraue in die Höhe wandern, doch noch immer lag er am Rücken und blickte unbekümmert zu seinem Adoptivvater auf, „Was ist damit?"

„Was weißt du über ihn?" fragte Severus und der ernste Ton in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Nun endlich richtete sich Harry wieder auf. „Wie meinst du das?" fragte er. „Sein Kern besteht aus einer Phönixfeder" antwortete er verwirrt.

Severus nickte, „Und wie viele aus deinem Jahrgang haben so einem Zauberstab?"

„Öhm... keiner, glaube ich."

„Und wie viele in ganz Hogwarts?" fragte Severus weiter.

„Ich weiß nicht. Aber ich glaube, auch keiner. Aber ich kenn nicht alle in Hogwarts. Worauf willst du hinaus?"

„Kennst du irgend jemanden, der auch einen Zauberstab mit einer Phönixfeder als Kern hat?"

Harry starrte Severus eine Weile an, dann meiner er, „Ja, Voldemort hat so einen Zauberstab. Er hat die Feder vom selben Phönix wie ich. Unsere Zauberstäbe sind quasi Brüder. Mr. Ollivander hat mir das seinerzeit erzählt. Er hat ziemlich erstaunt getan, dass ich für diesen Zauberstab bestimmt bin."

„Weißt du wie viele Zauberstäbe mit Phönixfederkern derzeit auf der ganzen Welt im Einsatz sind?"

Harry rollte die Augen: „Keine Ahnung. Ist das so wichtig?"

Severus ignorierte den zweiten Satz: „Ich sage es dir. Es sind genau zwei. Seit vielen Jahrhunderten gibt es nur extrem wenige Zauberstäbe auf der ganzen Welt, die einen solchen Kern haben. Ich glaube sind gerade mal zehn. Und das hat auch einen Grund. Denn kaum ein Zauberer hat die Fähigkeit, einen solchen machtvollen Zauberstab zu führen. Der Zauberstab sucht sich den Zauberer, so heißt es seit jeher. Tom Riddle, war damals der erste seit vielen Jahrzehnten, der so einen Zauberstab zu führen vermochte. Was denkst du, macht es so schwer einen Phönixfederkern-Zauberstab zu verwenden?"

Harry warf Severus einen genervten Blick zu. Er verstand immer noch nicht, was das ganze sollte: „Keine Ahnung. Ein Phönix ist ein sehr magisches Wesen. Aber das sind Drachen und Einhörner auch."

„Der Phönix ist noch mächtiger. Und je nachdem welches Wesen in den magischen Teil des Zauberstabs einfließt, hat der Zauberstab auch verschiedene Eigenschaften. Die Magie des Wesens, das im Zauberstab steckt, muss in Gewisserweise kompatibel mit dem Zauberer sein, weil mit der Zeit ein Teil dieser Magie in den Zauberer übergeht. Die Phönixmagie, ist Lichtmagie in reinster Form und nur Zauberer mit sehr hohen Potential sind fähig diese Magie in sich aufzunehmen. Riddle war auch ohne Zauberstab schon sehr mächtig, aber der Phönixfederkern-Zauberstab und die darin befindliche Magie machten ihn noch stärker."

„Aber Riddle bzw. Voldemort ist ein Schwarzmagier? Wie kann er die Phönixmagie dann nützen?" fragte Harry verwundert.

„Ich sehen, du verstehst langsam. Ein Teil der Phönixmagie ist in Riddle übergegangen. Es hat ihn stärker gemacht, selbstbewusster und auch gefährlicher. Er war stolz auf seine Zauberstab und richtig gehend versessen darauf mit seinem Zauberstab eins zu werden." Severus blickte Harry von der Seite an und sah seine Augenbraue fragend in die Höhe schießen.

„Was macht einen Phönix so mächtig und was ist die größte Angst des dunkle Lords?" stellte er seine Fragen an den Jüngeren.

„Ich komm mir vor wie bei einer Prüfung", schimpfte Harry, doch dann überlegte er doch ein wenig. Phönixtränen heilen, Phönixe können Gewichte schleppen, die weit über die Gesetze der Physik gehen. Phönixe verbrennen wenn sie sterben und... sie steigen aus ihrer eigene Asche wieder auf.

„Phönixe sind unsterblich und Voldemort fürchtet den Tod" kam Harry die Erleuchtung.

Der Ältere nickte grimmig „Genau! Der dunkle Lord ist nach wie vor versessen darauf, die Unsterblichkeit zu erlangen. Dabei wird er niemals fähig sein, diese Macht aus dem Zauberstab zu beziehen. Erstens einmal deswegen, weil er nie eins mit seinem Zauberstab werden kann, da er den falschen Auslöser verwendet und zum anderen, weil er einem Irrtum unterläuft; Der Zauberstab macht seinen Zauberer nicht zu dem Wesen dessen Magie darin steckt, sondern überträgt nur die Magie des Wesens. Also in diesen Fall Lichtmagie. Der dunkle Lord wird nie verbrennen, wenn er stirbt und dann aus seiner eigenen Asche steigen, als wäre nichst gewesen. Das ist irrsinnig, soetwas zu glauben."

„Aber hat er nicht in Gewisserweise genau das gemacht? Als er meine Eltern ermordete und anschließend mich töten wollte, da ist er doch quasi gestorben und Jahre später ist er auferstanden durch mein eigenes Blut." Harry zog seine Knie an und legte seine Arme darum.

Severus schüttelte wehement den Kopf. „Du verdrehst hier ein paar Sachen. Der dunkle Lord ist nicht gestorben, sondern er wurde extrem geschwächt. Er hatte so viel Angst davor zu sterben, dass er das Leben eines kaum wahrnehmbaren Wesens bevorzugte. Durch dein Blut, den Knochen seines Vaters und dem Fleisch seines Dieners, konnte er wieder fassbar werden. Aber er war nie tot, Harry."

„Ich sehe da keinen Unterschied" meinte Harry trotzig.

Severus überlegte eine Weile, dann sah er wieder zu den Jungen „Um die volle Magie des Phönix nützen zu können, muss man fähig sein zu lieben! Riddle konnte das nicht und der dunkle Lord kann das noch weniger. Riddle war der Überzeugung das Liebe ein Gefühl der Schwäche ist und das Hass viel mächtiger ist, als Liebe. Er hat nie erfahren was Liebe ist und er wird nie verstehen, warum diese Macht stärker sein kann als jeder Hass. Dabei wurde er sogar Zeuge, wie die Liebe über den Hass triumphierte, als er deine Eltern und dich töten wollte. Deine Mutter hat ihr Leben aus Liebe zu dir geopfert in der Hoffnung dich dadurch schützen zu können. Voldemorts Hass, den er in den Todesfluch legte, war nicht stark genug um gegen dieses Schutzschild aus Liebe anzukommen."

Harry blickte wieder in die Ferne. Er hatte schemenhafte Erinnerungen an diesen grauenvollen Tag, obwohl er gerade mal ein Jahr damals war. Er hörte die verzweifelte Stimme seiner Mutter, als wenn es erst gestern gewesen wäre.

„Dieses Schutzschild aus Liebe fließt durch deinen gesamten Körper. Liebe ist die höchste Macht. Das ist auch der Grund warum du ein hohes Magiepotential hast und einen Zauberstab mit Phönixfederkern führen kannst", erklärte Severus weiter.

„Aber Voldemort hat jetzt mein Blut. Der Schutzschild existiert nicht mehr" meinte Harry.

„Denkst du?" fragte Severus und warf Harry einen prüfenden Blick zu.

Der Junge hatte einen weit entfernten Punkt am Horizont fixiert, doch nach Severus Frage wandte er sich wieder zu ihm um. „Etwa nicht?"

„Es stimmt schon, dass dein Blut durch seine Adern fließt, aber sowie die Phönixmagie, ist auch diese Magie für ihn nicht von Nutzen, weil er die Liebe nicht kennt." erklärte der Ältere.

Harry stutzte, doch dann wandte er seinen Blick wieder gegen den Horizont. Eine Weile wurde es still. Severus ließ den Jungen Zeit die Informationen zu verarbeiten.

Schließlich fragte Harry: „Dumbledore hat schon erwähnt, dass meine Macht wachsen wird, aber wieso denkt er, dass Sirius Tod und das was bei den Dursleys passiert ist, negativen Einfluss darauf hat."

Severus ließ sich ebenfalls Zeit bevor er antwortete: „Du bist jetzt in dem Alter, wo sich der Einfluss der Phönixmagie in deinem Zauberstab zeigt. So wie vor zwei Tagen in der Früh zum Beispiel. Zauberstablose Magie hattest du zwar schon immer in dir, aber nun tritt sie häufiger ans Tageslicht. Oder wie du die Verbindung zu Black geschaffen hast. Das war ebenfalls der Einfluss der Phönixmagie. Für einen Phönix existiert der Tod nicht, daher kann er sich über dessen Grenzen hinaus bewegen und dir gab der Phönix die Macht, zumindest deinen Geist über diese Grenze reisen zu lassen. Du kannst jedoch nur diese Macht nützen wenn du frei von Zorn, Neid, Habsucht, Maßlosigkeit und Hochmut bist."

„Die Todsünden?" fragte Harry verblüfft.

„Genau, denn diese zerstören einen Menschen. Erinnere dich doch daran was du gefühlt hast, als ich dich in der Kneipe aufgelesen habe."

„Das war eine Disko!" stellte Harry klar und erntete einen entnervten Blick seitens Severus. „Ok... hmm... also..." Harry grübelte und fand es verwunderlich, wie weit weg das alles jetzt schon von ihm war, dabei lag es keine drei Wochen zurück.

„Als Mark mich gefunden hatte, war ich verzweifelt und wütend. Als ich mit seiner Clique unterwegs war, fühlte ich mich frei und allem überlegen. Ich dachte, wir machen unsere eigenen Gesetze und haben einfach Spaß, ohne an Folgen denken zu müssen. Als du aufgetaucht bist, fühlte ich mich bedroht in dieser Freiheit, ich war wütend auf die ganze Zauberwelt und ich spürte dir gegenüber nur Hass. ... sehr viel Hass" Harry senkte den Blick.

Severus nickte nur stumm. „Ich denke ein Teil deiner Zauberblockade lag auch daran, dass du einen Zorn auf die Zauberwelt, aber auch auf dich selbst gehabt hast. Du bist im Moment in einer schwierigen Phase, was deine Gefühle angeht. Dumbeldore fürchtet, dass du den selben Weg einschlagen könntest wie Riddle damals. Du hast genug erlebt um dich von Zorn und Hass leiten lassen zu können."

Harry schloss die Augen einen Moment. Es spürte, dass das Gefühl von Hass in ihm war. Erst gestern hat dieses Gefühl in ihm wild gebrodelt. Doch es war nicht das einzige Gefühl in ihm. Ganz tief drinnen pochte es warm und pulsieren durch seine Adern. Das Gefühl von Liebe. Das war auch da und Harry war sich sicher, dass es stärker war.

„Ich habe viel verloren durch Voldemort. Er hat mir genommen, was mir lieb war. Und manchmal da denke ich mir, dass sein Weg einfacher ist. Auf der dunklen Seite kann man sich seine Regeln selber machen. Da gibt es nichts, was einem zurück halten kann. Man wäre frei. Vollkommen unabhängig von Gesetzen. ... Aber um ein wirklich mächtiger Schwarzmagier zu sein, darf man sein Herz an nichts hängen. Es wäre ein Leben der Einsamkeit. Und auch wenn ich mich manchmal alleine fühle, ich bin es nicht und ich will es auch nicht sein. Voldemort mag mir diejenigen nehmen die ich liebe, aber die Liebe selbst kann er mir nicht nehmen." kam es schließlich von Harry.

„Ich bin froh, dass du das so siehst! Aber ich will dir nichts vormachen. Diesen Weg beizubehalten ist schwierig. Die Verlockung, den einfachen Weg zu wählen ist sehr groß. Aber werde alles erdenkliche versuchen dich zu unterstützen. Genau so wie Dumbledore. Wer weiß, wo ich ohne ihm jetzt wäre." gestand Severus und dann legte er einen Arm um die Schulter des Jungen. „Irgendwann muss du mir davon erzählen. Aber ich denke für heute reicht es mir." flüsterte Harry und lehnte seinen Kopf dagegen an Severus Schulter. Er genoss die Wärme die sich in ihm ausbreitete, sie kam nicht nur von der Sonne, die auf die beiden herab lächelte, sie kam auch von dieses pulsierende Gefühl ganz tief drinnen, dass sich erneut ein kleines Stück ausweitete.