Kapitel – Die lieben, großen, kleinen Sorgen
James stand mit einer hübschen Ravenclaw an einer Klassenzimmertür und unterhielt sich mit ihr über den Unterricht, als Lily sie sah, und nur noch hörte:
„Danke James. Das habe ich jetzt gebraucht und ich würde es gerne wiederholen."
„Klar, kein Problem. Für dich doch immer."
Das Mädchen gab James einen Kuss auf die Wange um sich zu bedanken. Lily war außer sich vor Wut und Eifersucht.
„Wenn das so ist, besorge es ihr doch gleich noch mal, wie wäre es denn mit dem Klassenzimmer von McGonnagal, da könnt ihr euch es das nächste Mal gemütlich machen. Ich jedenfalls wünsche euch viel Spaß", schrie sie James an.
Lily war sofort davongerannt und Sirius folgte ihr sofort. Sie hatte sich in einem leeren Klassenzimmer verkrochen. Sirius öffnete die Tür und Lily blickte auf und nickte, um ihm zu zeigen, dass er reinkommen könne. Er schloss die Tür hinter sich und ging auf Lily zu, die in einer Ecke auf dem Boden saß, und setzte sich zu ihr.
„Sirius, sag mir warum seit ihr so?", fragte Lily halb traurig, halb ärgerlich.
„Hey Lils, das ist Männernatur, aber natürlich tut es mir für dich leid, da ich wirklich gedacht habe, dass James es mit dir ernst meint!", tröste Sirius sie.
Lily konnte nicht mehr anders und fing an zu weinen. Sirius konnte das nicht mit ansehen und nahm sie in den Arm. Sie war darüber sehr dankbar und klammerte sich an Sirius, als ob er der einzige wäre, der sie vor dem Fall in den Abgrund bewahren konnte. Sirius wusste nicht, was er nun für Lily fühlte, diese Umarmung hatte irgendetwas in ihm ausgelöst. Er spürte auf einmal das Verlangen mehr von Lily zu haben. Auch Lily wollte Liebe spüren und beide sahen sich tief in die Augen und ohne lange darüber nachzudenken berührten sich ihre Lippen und es wurde ein leidenschaftlicher Kuss. Als sie voneinander abließen waren beide ziemlich außer Atem, aber beide fühlten sich irgendwie glücklicher. Sie umarmten sich noch einmal.
„Geht's dir wieder besser?", fragte Sirius.
„Viel Besser!", entgegnete Lily.
„Wollen wir hoch gehen?"
„Okay, aber bitte lass mich nicht los."
„Na gut, Kleine."
Mit diesen Worten erhoben sie sich und verließen den Raum, Sirius' Arm um Lilys Schulter gelegt. Als sie den Gemeinschaftsraum so betraten ernteten sie viele verwirrte und neugierige Blicke. Besonders James, der eigentlich aufgestanden war, um Lily nochmals um Verzeihung zu bitten, schaute ziemlich verdattert drein.
„Sirius, was ist hier los?"
„Das würde ich auch gerne wissen.", kam es von Bianca, die aus einer Ecke kam, wo sie zuvor gesessen hatte.
„Was soll hier los sein, ich habe mich um Lily gekümmert, nachdem James ihr einen Arschtritt verpasst hat."
„Deshalb machst du das jetzt mit mir?", kam es nun geschockt von Bianca.
„Tja, ich glaube ich hätte mich von Anfang an für Lily entscheiden sollen, ich weiß nicht, aber so fühl ich mich irgendwie wohler.", sagte Sirius ohne darüber nachzudenken, wie sehr er gerade Bianca verletzt hatte. Dieser stiegen nur die Tränen in die Augen und sie rannte in ihren Schlafsaal.
„Komm Lily, wir können uns jetzt dahinten hinsetzten."
James konnte es nicht fassen, was er da gerade sah. Sein bester Freund und seine Freundin, wegen so einer Nichtigkeit. Er wusste nicht was er fühlt. Wut? Hass? Trauer? Und um sich dem klar zu werden verließ er ohne ein weiteres Wort den Gemeinschaftsraum.
„Bibi, was ist los mit dir?", fragte Luna als überraschend Bianca in den Schlafsaal gestürmt kam. Tränen liefen über ihr Gesicht, doch ihre Augen funkelten zornig.
„Sirius, ach ich meine BLACK, ist so ein Arsch, ich hätte es wissen müssen. Warum hab ich mich nur auf ihn eingelassen? Das wird er bereuen. Und Lily wird wünschen nie geboren zu sein!"
„Lily?", fragte Luna ziemlich verständnislos.
„Ja!", fauchte Bianca. „Die hat jetzt was mit Black!"
„Was? Kaum ist man einen Abend hier oben und schon passieren solche Sachen! Wie kam es bitte dazu?", wollte Luna endlich wissen.
Bianca schilderte ihr alles von James Aktion und, dass Sirius Lily hinterher lief und endete damit, dass sie hoch in den Schlafsaal lief.
„Das glaube ich echt nicht. Unsere Lily? Nein, ich will das gar nicht glauben, aber das zeigt mal wieder, dass sie doch alle gleich sind, genau wie Lupin."
Die beiden regten sich noch eine ganze Weile auf, bis Lily den Schlafsaal betrat.
„Evans, dass du dich noch hier reintraust. Respekt! Ich würde mich schämen, wenn ich so etwas bringen würde!", kam es in einem angriffslustigen Ton von Bianca.
„Ich hab mir nichts vorzuwerfen. Gute Nacht.", sagte Lily ganz locker und legte sich in ihr Bett.
„Das ist echt nicht zu glauben!", war das einzige, was Luna hervorbringen konnte.
Dann gingen auch sie schlafen.
Etwas später im Jungenschlafsaal.
„Sirius, sonst geht es dir noch gut?", fragte James voller Wut.
„Wieso? Ich kann doch tun und lassen, was ich will!"
„Ja schon, aber nicht meine Freundin abknutschen!"
„Deine Freundin? Ich glaube wohl das ist sie nicht mehr, nach deiner Aktion mit der heißen Ravenclaw."
„Was heißt hier Aktion? Sie hat sich bei mir bedankt und zwar mit einem Kuss auf die Wange. Was hat das denn zu bedeuten?"
„Ah ja bedanken? Wofür das denn? Dafür, dass du es ihr mal so ordentlich besorgt hast, nä?"
„Padfoot, was redest du denn da für einen Müll? Ich habe ihr in Verwandlungen geholfen. Glaubst du mir etwa nicht oder was?"
„James, Lily sieht das sieht das alles ein bisschen anders und so wie sie reagiert hat kann es nicht nur ein Kuss auf die Wange gewesen sein."
„Aber das war es. Lily interpretiert das völlig falsch. Verdammt, Padfoot, ich liebe diese Frau und nun kommst du als mein bester Freund so daher, na Dankeschön!"
„Tja James, du hast Lily enttäuscht und ich werde sie ganz bestimmt nicht hängen lassen, so wie du!"
Je mehr sie diskutierten, desto schlimmer wurde es. Es hörte erst auf als Remus den Schlafsaal betrat und die beiden abwürgte.
„Nun reicht es aber. Geht mal lieber schlafen, bevor ihr euch umbringt!"
Zum Glück hörten sie auf ihn und stiegen in ihre Betten, aber vorher warfen sie sich noch ziemlich tötende Blicke zu.
In den nächsten drei Wochen lief es kein Stück besser. James und Sirius fingen ständig an sich zu streiten, Luna und Bianca waren absolut sauer auf Lily, sodass sie kein Wort mit ihr wechselten. Remus hielt sich so gut wie möglich aus allem raus und die einzigen, die glücklich miteinander waren, waren Lily und Sirius. Sie waren wie zwei frisch verliebte und flirteten ständig miteinander. Selbst im Unterricht setzten sie sich auseinander. Ganz Hogwarts war verwirrt, man traf die Marauder nie mehr zusammen an, außer in den Stunden, wo es sein musste und auch da wurden ständig wütende Blicke ausgetauscht. Selbst Streiche gab es keine mehr. Nur was des einen Freud' ist des anderen Leid. Die Slytherins waren glücklich, dass ihnen nichts mehr drohte, aber alle anderen langweilten sich schon ein bisschen. Es wurde viel gemunkelt: Werden die Marauder auseinander brechen? Oder versöhnen sie sich wieder? Werden sie sich die Köpfe einschlagen? Oder werden sie sich irgendwann wieder zusammen amüsieren? Bis jetzt sah es sehr schlecht für die vier Jungs aus.
