LauraNadin: Na ja, irgendwie war ich der Meinung, dass Jade eben das Wesen einer Raubkatze hat – als Kaninchen wäre sie völlig ungeeignet, oder? Also hier kommen die Schüler; und was unseren Freund Malfoy betrifft, der bekommt eine ganz private Lektion in Muggelkunde...
Ewjena: Ich auch: DANKE!
Loki Slytherin: Du Arme! Wenn ich mal ganz viel Zeit habe, werde ich dich ausgiebig bedauern! Aber sieh das Ganze doch mal aus der Perspektive deines Mannes – was dem alles entgeht...
Lewanna: Seminar? Ach so! Also jedes Mal, wenn ich eines meiner Hechel-Chaps schreibe, ist Lokis Mann gerade nicht zu Hause. Und das wirkt sich auf den Kaltwasserverbrauch aus... Was das Schiefgehen anbelangt, ich kann mir da verschiedene Möglichkeiten vorstellen...
ReSeSi: Sei nicht so streng mit Snape, Eifersucht ist nun einmal eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!
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12. Schulbeginn
Jade und Remus waren – verständlicherweise – die Letzten, die zum Festessen in der Großen Halle erschienen. Sogar die Auswahlzeremonie des Sprechenden Hutes war bereits abgeschlossen, als sie so leise und unauffällig wie möglich ihre Plätze an der Lehrertafel einnahmen. Das trug ihnen einen zornsprühenden Blick von Snape ein, den Jade mit einem schmallippigen Lächeln und dem nonchalanten Heben einer Augenbraue beantwortetet, bevor sie ihre Finger demonstrativ mir denen ihres Geliebten verschränkte, ein breites, zufriedenes Grinsen von Sarah und ein verstecktes, verständnisvolles Lächeln von Dumbledore, der sich kurz darauf erhob, um die übliche Begrüßungsrede zu halten.
Nach ein paar Hinweisen auf die geltenden Schulregeln – der Verbotene Wald war noch immer genau das, nämlich verboten, Argus Filch hatte die Liste der verbotenen Gegenstände auf eine stattliche Anzahl von sechshundertzweiunddreißig Objekten erweitert und das Betreten der Mädchenschlafsäle war für die männlichen Schüler überraschenderweise immer noch nicht erlaubt – beglückte er die versammelte Schülerschaft mit der Bekanntgabe des neuen Lehrplanes.
Dass die Wochenstunden im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste verdoppelt wurden, stieß bei den meisten Schülern auf Beifall, immerhin hatten sie – trotz Harrys Bemühungen in der DA – immensen Nachholbedarf in diesem Fach, nachdem sie im vergangenen Schuljahr von Dolores Umbridge unterrichtet worden waren, deren Vorstellung von einem gelungenen Unterricht darin bestand, dass sie die Schüler das von ihr ausgewählte Lehrbuch Kapitel für Kapitel abschreiben ließ. Und die Ankündigung, dass Professor Lupin wieder einen Teil des Unterrichts in diesem Fach abhalten würde, wurde besonders am Gryffindor-Tisch mit stehenden Ovationen aufgenommen. Das hämische Getuschel der Slytherins, wobei mehrfach der Begriff „Werwolf" fiel, ging in dem Begeisterungssturm einfach unter. Remus blinzelte überrascht und gerührt und Jade griff unter dem Tisch nach seiner Hand und drückte sie erfreut. Auch Willow Woods, die bei den Schülern ja noch unbekannt war, bekam einen freundlichen Applaus.
Die Tatsache, dass Muggelkunde für alle Schüler, die nach dem Erwerben der ZAGs im fünften Schuljahr weiterhin in Hogwarts verblieben, zum Pflichtfach erklärt wurde, wurde allerdings weit weniger enthusiastisch aufgenommen, stellte Jade gleich darauf mit einem weiteren schmalen Lächeln fest. Laute, empörte Buh-Rufe erschallten vom Slytherin-Tisch und auch einige Ravenclaws und Hufflepuffs sahen aus, als könnten sie sich mit diesem Gedanken nur schwer anfreunden. Zum Ausgleich bemühten Harry und seine – offenbar im Vorfeld von ihm instruierten – Freunde sich, besonders laut und begeistert zu klatschen, als Sarah und sie den Schülern vorgestellt wurden.
Jade konnte Sarahs leise Nervosität spüren, als sich die Augen der Schüler auf sie richteten. Besonders die Blicke, die von der rechten Saalseite verschossen wurden, waren alles andere als freundlich. Bloß gut, dass Sirius heute Nacht seinen Dienst im Ministerium versah, er hätte diese unverschämte Behandlung seiner Frau sicher nicht einfach so hingenommen... Ihr Großvater hatte recht gehabt, dachte sie, während sie eine leise scherzhafte Bemerkung machte, um die Freundin von der eisigen Ablehnung abzulenken, die ihr so unerwartet entgegenschlug, es war eindeutig besser, wenn sie – wenn auch inoffiziell – als deren Bodyguard den Unterricht begleitete. Offiziell würden sie Muggelkunde schlicht und einfach gemeinsam unterrichten.
Auch Remus hatte bemerkt, dass Sarah etwas angespannt war. Er lehnte sich vor und lächelte sie aufmunternd an. „Keine Bange, Sarah. Du und Jade, ihr werdet sie umhauen!"
„Stimmt", pflichtete Jade ihm trocken bei. „Diese verdammte Slytherin-Bande vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes!" Sie ignorierte Snapes sarkastisches Schnauben und fixierte die schlimmsten Unruhestifter – einen großen, weißblonden Jungen mit höhnischem Grinsen im Gesicht und seine zwei dunkelhaarigen Freunde, die die Staturen von laufenden Kleiderschränken aufwiesen – mit eisigem Blick.
Harry hatte sie und Sarah bereits vor diesen Jungen gewarnt; Malfoy, Crabbe und Goyle. Laut, eingebildet, überheblich und wahnsinnig stolz auf ihre generationenwährende Reinblütigkeit, obwohl diese seiner Meinung nach zumindest in Crabbes und Goyles Fall vermutlich bereits zu ersten Demenzerscheinungen geführt zu haben schien, wie er grinsend erklärt hatte. Für die zwei schien selbständiges Denken nämlich eine gewaltige intellektuelle Herausforderung darzustellen, weshalb sie ihrem Anführer Malfoy auch sinn- und verstandslos ergeben waren.
Richtige Herzchen, dachte Jade ironisch, während sie die auf sie gerichteten feindseligen Blicke ungerührt erwiderte. Sie würde die Drei sehr genau im Auge behalten müssen. Allerdings wäre die Situation um einiges einfacher, wenn nicht ausgerechnet Severus Snape der Hauslehrer von Slytherin wäre...
Nun, das war nicht zu ändern. Und ob mit oder ohne seine Hilfe, Sarah und sie würden schon mit einer Horde pubertierender Möchtegernzauberer fertig werden und ihnen – ganz nebenbei – etwas Respekt vor ihren nichtmagischen Mitmenschen einflößen. Den drei Knaben dort drüben stand eine gewaltige Überraschung bevor!
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„Wo steckt eigentlich Sirius?", fragte Ron, als er sich im Gryffindor-Gemeinschaftsraum in einen der Sessel fallen ließ. „Ich hätte ihn gern begrüßt. Cool, dass er wieder da ist! Ich habe deinen Brief viermal gelesen, bevor ich es glauben konnte. Meine Eltern haben kein Wort darüber verlauten lassen, kannst du dir das vorstellen? Und dass er dann auch noch so schnell geheiratet hat! Ich war echt sauer auf Mum und Dad, dass sie uns nicht zur Hochzeit mitgenommen haben."
„Er hat heute Nacht Dienst im Ministerium." Harrys Blick ruhte schon eine ganze Weile auf Hermine und Ginny, die gemeinsam auf dem Sofa gegenüber saßen und die Köpfe über einem Stück Pergament zusammengesteckt hatten. Wann war Rons Schwester eigentlich so hübsch geworden? Im letzten Schuljahr war sie noch ein unscheinbares Mädchen mit feuerroten Haaren und ungefähr zwölfundneunzig Millionen Sommersprossen gewesen. Aber jetzt... He!, rief er sich selbst zur Ordnung, nur weil sie jetzt plötzlich weibliche Formen entwickelt und wunderschön aussieht, mit ihren langen roten Haaren und diesen dunklen, braunen Augen, ist sie nicht plötzlich jemand anderer! Das ist Rons Schwester! Sperrgebiet!
„Gibt es eigentlich etwas Neues von Du-weißt-schon-wem?", riss Ron ihn aus seinen Gedanken. Auch Ginny und Hermine hoben interessiert die Köpfe.
Harry verzichtete augenrollend darauf, seinen besten Freund ein weiteres Mal aufzufordern, Riddle endlich bei seinem Namen zu nennen. „Na ja, dass Bellatrix Lestrange von den Dementoren geküsst wurde und Pettigrew jetzt in Askaban sitzt, wisst ihr ja schon. Seit dem Überfall auf den Grimmaldplace während der Hochzeit hat Voldemort nichts mehr unternommen, aber das wundert mich auch nicht. Es ist immerhin erst eine Woche her. Und eine Menge seiner getreuesten Anhänger sind mittlerweile in Askaban. Und die anderen..."
„Aber er wird nicht aufgeben", bemerkte Ginny leise. Sie hatte noch immer nicht überwunden, dass Riddles jüngeres Selbst sie vor vier Jahren dazu benutzt hatte, die Kammer des Schreckens zu öffnen. „Er wird weiter versuchen, uns alle zu unterwerfen. Er wird töten und Menschen mit Flüchen belegen und sie benutzen..."
„Ja. Das denke ich auch. Er denkt gar nicht daran aufzugeben. Im Gegenteil, er formiert seine Leute neu, knüpft Verbindungen, rekrutiert neue Anhänger – und wartet. Und wir tun eigentlich nichts anderes, nicht wahr?" Grüblerisch sah Harry auf seine Hände. „Wir warten ebenfalls."
„Na ja, Harry, etwas anderes kann der Orden wohl im Moment nicht tun. Zumindest könnt ihr einigermaßen sicher sein, dass sein nächster Schritt nicht überraschend kommt. Wenn Professor Blacks Können als Seherin wirklich so verblüffend ist, wie mein Dad und Bill glauben, dann hat Du-weißt-schon-wer doch das Überraschungsmoment verloren. Das ist viel wert", versuchte Ron ihn aufzumuntern.
„Deswegen wird er auch weiter versuchen, Sarah in seine Gewalt zu bringen oder sie zu töten, Ron. Ich mache mir schreckliche Sorgen um sie! Es gibt eine Menge Schüler in Hogwarts, deren Eltern überzeugte Voldemort-Anhänger sind. Denk nur an Malfoy und seine Freunde! Ihre Väter sind in Askaban – unseretwegen. Was ist, wenn sie sich rächen, indem sie Sarah etwas antun? Sie ist eine Muggel. Sie vor einen Klassenraum voller Slytherins zu stellen, ist doch das Gleiche, wie ein Kind in einen Käfig hungriger Hörnerwölfe zu sperren. Bloß gut, dass sie den Unterricht gemeinsam mit Professor McCormick abhält!"
„Professor McGonnagal erwähnte vorhin, dass wir Muggelkunde gemeinsam mit denn Slytherins haben werden", warf Hermine ein. „Morgen früh, die ersten beiden Stunden. Da können wir ja ein Auge auf sie haben. Ich bin sicher, dass Malfoy und seine zwei Schatten versuchen werden, ihr das Leben schwer zu machen. Aber wenn wir die Augen offen halten..."
„Genau!", stimmte Ginny ihr zu. „Und außerdem ist ja noch Professor McCormick da, Harry. Mach dir keine Sorgen."
„Wie ist die denn so?", fragte Ron neugierig.
„Professor McCormick? Sie ist absolut cool! Und das nicht nur, weil sie Snape schon zweimal eine geknallt hat." Harry grinste, als er den begeisterten Gesichtsausdruck seines Freundes sah.
„Sie hat Snape geschlagen? Zweimal? Wahnsinn!", hauchte Ron ehrfürchtig. „Das hat dem Schleimbeutel sicher mal gut getan!"
Auch Ginny und Hermine sahen beeindruckt aus.
„Nun, ich glaube, er wird zumindest in ihrer Gegenwart zukünftig darauf verzichten, Professor Lupin wegen dieser Werwolfsgeschichte als Monster zu beschimpfen", stellte Harry trocken fest. „Jedenfalls wenn er verhindern will, dass sie ihn das nächste Mal an seinen fettigen Haaren in der Großen Halle aufhängt."
„Sie hat ihn wegen Lupin geschlagen?" Ron kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Ja. Sie und Remus sind ein Paar. Und Snape ist wahnsinnig eifersüchtig, weil er sie schon seit sieben Jahren dazu bringen will, ihn zu heiraten. Urgh." Harry schüttelte sich in gut gespieltem Ekel. „Als ob sie es nötig hätte, sich mit so einem fetttriefenden ehemaligen Todesser einzulassen!"
„Mann, ich finde es echt zum Kotzen, wie viel ich in den letzten Wochen verpasst habe", murrte Ron. „Hier in Hogwarts ist so viel passiert und ich habe nur das erfahren, was meine Mum für harmlos genug hielt, um es ihren lieben Kleinen als Gute-Nacht-Geschichte zu servieren! Und natürlich das, was du mir geschrieben hast. Ich schwöre dir, wenn meine Mutter gekonnt hätte, hätte sie deine Briefe auch noch zensiert!"
„Sie ist wohl immer noch der Ansicht, dass sie Ginny und dich vor allen unangenehmen Neuigkeiten beschützen muss?", fragte Harry mitfühlend. Er war mit dieser Marotte Molly Weasleys bestens vertraut. Sie hatte im letzten Sommer versucht, Sirius und Remus davon abzuhalten, ihn über Voldemorts Aktivitäten zu unterrichten. Und sie war tagelang wütend auf Harrys Paten gewesen, weil dieser ihn trotzdem – zumindest ansatzweise – ins Bild gesetzt hatte.
„Solange wir nicht volljährig sind, wird sich daran wohl auch nichts ändern!", knurrte Ron und Ginny nickte bestätigend. „Sie versucht sogar noch immer Fred und George davon zu überzeugen, ihr Geschäft in der Winkelgasse aufzugeben!"
„Aber das hat sie natürlich nicht geschafft", warf Ginny ein. „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze hat nämlich eingeschlagen wie eine Bombe. Die Beiden scheffeln die Galeonen nur so. Sie haben in den letzten paar Monaten mehr verdient als Dad, Bill, Charlie und Percy zusammen."
„Wie geht es Percy überhaupt?", wollte Hermine wissen. „Hat er sich wieder mit euren Eltern vertragen?"
„Nicht die Spur. Dumbledore hat gesagt, dass es vielen Menschen leichter fällt, einem Anderen zu verzeihen, dass er im Irrtum war, als dass er Recht hatte. Percy lebt in London. Und er weigert sich noch immer, überhaupt mit Mum und Dad zu reden." Ginny zuckte die Achseln und beugte sich wieder über das Pergament.
„Was hast du da überhaupt?", wollte Ron wissen. „Reicht es nicht, dass Morgen früh die Schule wieder losgeht? Musst du dich heute schon mit irgendwelchen Schuldingen beschäftigen?"
Er erntete einen strafenden Blick von Hermine und ein Kichern von Ginny. „Das hier? Oooch, das hat eigentlich nicht viel mit Schule zu tun", erklärte sie mit einem betont unschuldigen Gesichtsausdruck. „Eigentlich gehört es mir nicht einmal. Es gehört Harry."
„Mir?" Harry sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Ich habe bestimmt kein Pergament hier herumliegen lassen. Ich habe in den letzten Wochen nicht einmal eines angefasst! Professor Woods hat meine Schulsachen in der Winkelgasse besorgt."
„Ich habe nie behauptet, dass du es liegengelassen hast, Harry." Ginny versuchte sich erfolglos das Lachen zu verbeißen. „Ich habe nur gesagt, dass es dir gehört. Professor McGonagall hat mich gebeten, es dir zu geben. Es ist deine Ernennung zum Kapitän der Quiddichmannschaft!"
„Meine..." Harrys Augen wurden groß hinter seinen Brillengläsern. Er war nicht nur wieder in der Mannschaft, sondern sogar Kapitän?
„Na ja, du warst so in deine Unterhaltung mit meinem Bruder vertieft, da habe ich gedacht, es interessiert dich ja vielleicht gar nicht..." Lachend sprang sie auf und brachte sich mit einem Sprung hinter das Sofa in Sicherheit – jedenfalls versuchte sie es.
Aber jahrelanges Quiddichtraining machte sich nun einmal bezahlt. Harry täuschte links an und packte sie, als sie sich in der entgegengesetzten Richtung außerhalb seiner Reichweite halten wollte. Mit einem Plumps landeten sie beide auf dem Fußboden, wo er sie gnadenlos durchkitzelte. „Ergibst du dich?"
„Niemals!"
Eine neue Kitzelattacke und schließlich reichte sie ihm kichernd und japsend das Pergament. Harry reichte ihr zufrieden lächelnd die Hand und zog sie auf die Füße. Seinen beschleunigten Herzschlag ignorierte er und schrieb ihn der Freude über seine neue Position zu. Nimm das, Umbridge! Ich spiele wieder Quiddich! Und außerdem bin ich Mannschaftskapitän! Mit einem glücklichen Lächeln ließ er sich in den nächsten Sessel fallen und las in aller Seelenruhe seine Ernennungsurkunde.
Das verschwörerische Lächeln, das Hermine und Ginny tauschten, sah er nicht. Und auch Rons Stirnrunzeln, als diesem klar wurde, welches Spiel die beiden Mädchen da spielten, entging ihm völlig.
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Sarah und Jade hatten es sich in den letzten Tagen angewöhnt, morgens gemeinsam zu joggen, eine Angewohnheit, die Sirius noch immer den Kopf schütteln ließ. Wie konnte man einen Tag damit beginnen, schwitzend und prustend um das Schulgelände herumzulaufen? Das waren immerhin fast sechs Kilometer! Und überhaupt, ob das so gut war für eine schwangere Frau?
Sarah hatte jedoch darauf bestanden, dass sie selbst wüsste, was sie sich zumuten könnte und was nicht. Jade hatte sie darin unterstützt. Und abgesehen davon war der Anblick der zwei Frauen im dünnen Sportdress geradezu spektakulär, weswegen er jetzt hier an diesem Baum lehnte und sie genüsslich beobachtete. Warum machte der Anblick von Schweiß, der einen schlanken Hals herunterrann und zwischen wohlgeformten, nur von einem engen Top bedeckten Brüsten verschwand, einen Mann nur so schwach?
Sarah entdeckte Sirius als erste. „Bereit, es mit einem übermäßig besorgten, werdenden Vater aufzunehmen?"
Jade lächelte belustigt. „Aus deinem Mund klingt das, als müsste ich dazu bis an die Zähne bewaffnet sein."
„Glaub mir, das wäre völlig nutzlos", seufzte die Freundin. „Spitze Bemerkungen, Sarkasmus, Flüche, Pistolenkugeln – solche Dinge prallen wirkungslos an ihm ab!"
„Haha. Sehr, sehr witzig, Süße!" Sirius drückte ihr einen alles andere als flüchtigen Begrüßungskuss auf die Lippen und lächelte Jade zu. Seine dunklen Augen fixierten sie zwinkernd. „Gott, siehst du heiß aus!"
Sarah zuckte nicht einmal zusammen. „Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass er über das Feingefühl eines Sattelschleppers verfügt?"
„Bloß gut, dass ihr zwei euch so abgöttisch liebt", kommentierte Jade trocken. „Sonst würde bei euren Begegnungen bestimmt jedes Mal Blut fließen."
„Wir versuchen nur im Bett, uns gegenseitig umzubringen", murmelte Sarah abwesend.
„Das klingt übrigens nach einer guten Idee." Sirius warf seiner Frau einen glutvollen Blick zu, der besagte, dass er einer Runde zwischen den Laken alles andere als abgeneigt war, aber sie beachtete ihn und Jade überhaupt nicht. Ihre gesamte Aufmerksamkeit wurde von den Vorgängen am Waldrand in Anspruch genommen.
Er folgte ihrem Blick und fluchte leise.
Unter einer dicken Kastanie standen drei Slytherins in aggressiver Haltung um ein schlankes, rothaariges Mädchen herum, das sichtlich nervös und eingeschüchtert um sich blickte. Einer der Jungen, derjenige, dessen weißblonde Haare sich von den dunklen Köpfen seiner zwei Begleiter abhoben, drängte es gerade ziemlich unsanft gegen den Stamm des Baumes, was seine beiden Kumpane unheimlich lustig zu finden schienen.
Unwillkürlich machte Sirius einen Schritt auf die Gruppe zu, er hatte Ginny, die fünfzehnjährige Tochter der Weasleys, erkannt. Sarah war jedoch schneller. Sie löste das Schweißband von ihrer Stirn und drückte es ihm in die Hand. „Halt das mal bitte kurz."
Automatisch griff er zu und beobachtete völlig verblüfft, wie sie lossprintete, mit einem geschmeidigen Satz über einen Busch sprang und den blonden Kerl von Ginny wegschob.
„Was soll'n das?", grölte dieser aufgebracht und so laut, dass Sirius und Jade es problemlos verstehen konnten. Außerdem packte er sie mit grobem Griff an der Schulter und stieß sie zurück. „Verschwinde, du blöde Schnabelziege! Das hier ist eine Sache zwischen der Kleinen und mir!" Offenbar hatte er Sarah nicht erkannt, in ihrem Sportdress und mit dem wippenden Pferdeschwanz ging sie wahrscheinlich sogar als Schülerin durch – Pech für ihn...
„So ein dämlicher Trottel!", knurrte Jade sichtlich belustigt. Sie hielt Sirius, der, die Hand am Zauberstab, Sarah nacheilen wollte, kurzerhand am Arm zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gemütlich gegen eine Eiche, um das Schauspiel zu genießen.
Sarah ergriff beiläufig den Arm des fluchenden Slytherin und drehte ihn mit einer einzigen, schwungvollen Bewegung herum, was ihn prompt schräg vor ihr jaulend in die Knie brechen ließ. Dabei sah sie ihn nicht einmal an, sondern konzentrierte sich scheinbar ganz auf Ginny. „Alles in Ordnung mit Ihnen, Miss Weasley?"
„Ja, danke. Malfoy ist sauer auf meinen Bruder und dessen Freund und... Vorsicht!"
„Lass ihn los, sonst..." Mit einer ebenso beiläufigen Bewegung wie zuvor, packte Sarah den ausgestreckten Arm des von hinten angreifenden Goyle mit der linken Hand, riss ihn ruckartig nach vorn und ließ ihn hart gegen den Stamm der Kastanie krachen. Dabei lockerte sie noch nicht einmal den Griff um das Handgelenk des blonden Jungen.
„Heilige Scheiße!"
Sirius' offenkundige Verblüffung vertiefte das Grinsen noch, was Jade zur Schau trug. Offenbar gab es da so einige Dinge, die er noch nicht über seine Frau wusste... „Genieß einfach die Show, Padfood, so etwas wird dir nicht alle Tage geboten!"
Angesichts der Tatsache, dass Sarah nun beide Hände voll hatte, hielt Crabbe, der Dritte im Bunde, offenbar seine Gelegenheit für gekommen. Er stürmte vor, um sich auf sie zu stürzen. Sie drehte sich elegant auf dem Ballen des linken Fußes und verpasste ihm mit der rechten Fußspitze einen sorgfältig bemessenen Tritt gegen den Solarplexus, der ihn auf der Stelle zusammenklappen und verzweifelt nach Luft ringen ließ.
„Guter Tritt", kommentierte Jade fachmännisch und der Stolz auf ihre Freundin war ihr deutlich anzuhören. „Besonders angesichts der Tatsache, dass sie wegen ihrer Spikes nicht die Fußsohle benutzen konnte. Der Typ ist jetzt kampfunfähig, ohne einen größeren Schaden davongetragen zu haben. Etwas heftiger, und sie hätte ihm die Rippen gebrochen. Mit genug Kraft ausgeführt, kann man jemandem mit diesem Kick sogar das Lebenslicht ausblasen."
Sirius starrte sie an, als hätte er es mit einer Wahnsinnigen zu tun.
Goyle, den sie mit der linken Hand festhielt, nutzte den kurzen Moment, in dem Sarah abgelenkt war, riss sich los und griff sie erneut an, und Malfoy, noch immer auf den Knien, hielt plötzlich seinen Zauberstab in der freien Hand.
Sogar Jade erstarrte kurz bei diesem Anblick, wie Sirius registrierte, während er bereits eine Warnung brüllte und sich nun endgültig in Bewegung setzte. Vielleicht war Moonys Freundin ja doch nicht total irre, auch wenn sie offenbar nichts dabei fand, seine zierliche, schwangere Muggelehefrau auf drei große, kräftige sechzehnjährige Zauberer loszulassen...
Sein erschrockener Warnruf war noch nicht verklungen, als Goyle bereits schreiend am Boden lag und sich mit beiden Händen die heftig schmerzenden Genitalien hielt. Und Malfoy klebte plötzlich mit dem Rücken am Stamm der Kastanie, die Augen schreckgeweitet auf Sarahs spikebesetzte Turnschuhsohle gerichtet, die nur ein paar Millimeter von seiner Kehle entfernt war. Seinen Zauberstab hielt sie jetzt locker in der rechten Hand. „Was wollten Sie gerade sagen, Mr. Malfoy?"
Ginny starrte einen Augenblick lang auf die zwei kampfunfähigen Slytherins am Boden, den am Baumstamm vor Angst schlotternden Malfoy und auf die junge Frau, deren rechter Fuß noch immer wenige Millimeter vor dessen Kehle schwebte, presste dann die Hand vor den Mund und begann haltlos zu kichern.
Sirius hingegen war überhaupt nicht amüsiert. Sein Herz hatte offenbar die Absicht, sich mittels eines Dampfhammers durch sein Brustbein zu graben. „Bist du total irre?", fuhr er Sarah an, während er, gefolgt von einer feixenden Jade, mit großen Schritten näher kam, den Zauberstab vorsichtshalber in der noch immer etwas zittrigen Hand. „Der verdammte Kerl hätte dich umbringen können!"
Sie drehte den Kopf, ohne ihre Körperhaltung auch nur im Geringsten zu verändern und bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick. „Das wage ich zu bezweifeln." Dann wandte sie sich wieder Malfoy zu. „Ich glaube, Sie wollten sich gerade bei Miss Weasley entschuldigen, Mr. Malfoy!"
Endlich schienen sich die Synapsen in dessen Gehirn zu schließen und er erkannte seine neue Muggelkunde-Lehrerin. „T-tut mir Leid", murmelte er sofort, wobei er noch immer panisch auf ihre spikebesetzte Schuhsohle starrte. „K-kommt nicht wieder vor!"
„Ist er nicht süß?" Sarah nahm endlich den Fuß herunter. Sie trat einen Schritt zurück, legte den linken Arm um Ginny und schlenderte mit ihr auf die beiden anderen Erwachsenen zu, von denen eine breit grinste, während der andere sie fassungslos anstarrte. „Ich glaube,Sie haben einen neuen Bewunderer gefunden, Miss Weasley."
„Bloß nicht!", murmelte diese angewidert.
Sarah lachte vergnügt auf. Sie wog den Zauberstab kurz in der Hand, wirbelte plötzlich auf dem Absatz herum und warf ihn dann mit einer wunderbar flüssigen Bewegung wie ein Messer. Es flog etwa fünf Meter durch die Luft und bohrte sich nur wenige Zentimeter von Malfoys panisch verzerrtem Gesicht in die Rinde des Kastanienstammes, wo er vibrierend stecken blieb. Die Augen des blonden Slytherin schienen aus den Höhlen quellen zu wollen und auf seinem Hosenschlitz erschien ein dunkler Fleck, der sich in Windeseile an seinem Hosenbein ausbreitete.
„Lass uns frühstücken gehen", schlug sie ihrem Mann vor. „Ich habe einen Bärenhunger!"
„Gute Idee!", stimmte Jade zu, schlenderte zu Malfoy, der sich noch immer nicht gerührt hatte, und zog den Zauberstab wieder aus dem Stamm. „Mr. Malfoy, das Bedrohen eines Lehrers ist an dieser Schule ein ernstes Vergehen, das sogar zum Verweis von dieser Einrichtung führen kann, wenn ich mich nicht täusche. Ich werde Ihren Zauberstab Professor Snape übergeben. Er wird bestimmen, wie Ihre Strafe ausfällt und was Sie zu tun haben, um ihn zurückzubekommen."
Sirius stieß geräuschvoll die Luft aus, als Jade wieder zu ihnen stieß. Er wirkte noch immer etwas benommen. Kopfschüttelnd sah er erst Sarah und dann Jade an und seine Verwirrung war ihm deutlich anzumerken. „Nicht zu fassen", murmelte er, „ich bin mit einer Super-Aurorin verheiratet!"
„Quatsch!", informierte Jade ihn trocken. „Sarah ist besser als jeder Auror, den ich je getroffen habe." Sie drehte sich zu ihrer Freundin um: „Du solltest deinen Mann mal aufklären, was du gemacht hast, bevor du in unsere Welt hineingestolpert bist..."
Sarah lachte nur leise. Sie warf einen letzten Blick zurück auf Draco Malfoy, der noch immer mit dem Rücken an diesem Kastanienbaum klebte und ihnen aus weit aufgerissenen Augen hinterher starrte. Zu seinen Füßen bemühten sich gerade Crabbe und Goyle stöhnend, genug Kraft zu schöpfen, um in die Senkrechte zurück zu kommen.
Muggelkunde-Unterricht bei den Slytherins – na und?
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So, das war die Privatlektion in Muggelkunde. Im nächsten Chap tritt unser Freund Voldemort mal wieder in Aktion – nicht dass wir ihn wirklich vermisst hätten... Und dann wären da natürlich noch Harry und Ginny... Vorausgesetzt natürlich, dass mein Freund der Reviewknopf mir berichtet, dass Interesse besteht!
