Kissymouse: So viele Fragen… Also die Erotik folgt auf dem Fuße. Und alles andere – abwarten!
Anka: Ich mach ja schon, Du Sklaventreiberin…
ReSeSi: Hier ist es. Freue mich auf Deine nächste Review...
LauraNadin: Na klar, was wäre denn eine Geschichte ohne Showdown…
Frosch ohne Kaese: Klingt, als wäre Dein Info-Unterricht vergleichbar mit Geschichte der Zauberei bei Professor Binns...
Lewanna: Ich habe Willow überhaupt nicht erschaffen! Der Charakter gehört Loki Slyterin „Harry Potter und die große Macht" und sie spielt im dritten Teil meiner Geschichte noch eine große Rolle, nämlich dann, wenn es um die endgültige Vernichtung Voldemorts geht...
Cheperi: Was hast Du geschrieben? Warte mal, muss erst ein paar Bienchen zur Seite schieben...
MandyRosalie: Hallo, schön, dass Du zurück bist! Ja, jetzt wird es spannend...
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15. Die Aufzeichnungen des alten Mr. Lupin
Sirius hatte nach Harrys überraschendem Besuch in der letzten Nacht tief und fest geschlafen und fühlte sich inzwischen wie neugeboren. Abgesehen natürlich von der Tatsache, dass er sich selbst noch immer in den Hintern treten könnte, weil er vor ein paar Tagen einfach nach London abgereist war, ohne sich zuvor von dem Jungen verabschiedet zu haben. Seine einzige Entschuldigung sich selbst gegenüber bestand darin, dass seine Abreise wirklich dringend gewesen war und ihm nicht klar gewesen war, wie sehr sein plötzliches Verschwinden Harry mitnehmen würde.
Es war ihm, obwohl er selbst den Jungen von ganzem Herzen liebte, nicht klar gewesen, dass Harry in ihm mittlerweile den Vater sah.
Stolz und Liebe erfüllten ihn, als er an die Worte des Jungen dachte, als dieser letzte Nacht – etwas stockend – seine Gefühle zum Ausdruck gebracht hatte. „Ich will dich nicht verlieren, Sirius. Ich will nicht noch einmal meinen Dad verlieren!"
Und Ginny Weasley hatte schweigend neben der gerührt weinenden Sarah gestanden und aus tränenfeuchten Rehaugen beobachtet, wie er – ebenfalls heulend wie ein Baby – Harry in die Arme geschlossen hatte.
James' Sohn, der jetzt irgendwie auch sein Sohn war. Nachdenklich sah er an die Decke. Was Lily und James wohl dazu sagen würden...
Als der Zwei-Wege-Spiegel summte, rührte sich Sarah neben ihm, hob den Kopf und sah ihn aus verschlafenen Augen an, bevor ein wunderschönes, strahlendes Lächeln sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie reckte sich hoch und küsste ihn.
Seufzend, weil er sie lieber zärtlich in den Arm genommen hätte, als sich jetzt mit irgendjemandem zu unterhalten, griff Sirius nach dem Gerät und seinem Zauberstab und unterdrückte mit einem raschen Wink die magische Bildübermittlung. „Wer immer das ist, ich hoffe, er hat gute Nachrichten."
„Ich bin es. Remus. Habe ich dich geweckt?", kam es etwas angespannt aus dem Spiegel, der nun nur grauen Nebel zeigte. Remus hatte Jade endlich dazu gebracht, zu Madam Pomfrey zu gehen und ihren Arm versorgen zu lassen, und er würde ihre kurze Abwesenheit nutzen, um sich Klarheit über ein paar Dinge zu verschaffen, die ihm einfach keine Ruhe ließen.
Am anderen Ende der magischen Leitung blickte Sirius auf Sarah. Noch warm vom Schlaf war sie näher an ihn herangekrochen und knabberte gerade mit ihren Zähnen an seinem Bauch. „Ich war schon wach. Ist alles in Ordnung bei euch?"
Remus unterdrückte die Erinnerung an den Schock beim Erwachen. „Alles bestens. Ich habe gehört, ihr hättet gestern Abend reichlich zu tun gehabt. Ein Todesser-Angriff, dem eine Werwolfsattacke vorausging..."
„Da hast du richtig gehört." Sirius atmete tief ein. Sarah war inzwischen an einer sehr interessanten Stelle angelangt...
„Ich werde nachher mal in den alten Aufzeichnungen meines Vaters stöbern, die er nach meiner Infizierung begonnen hat. Er hat damals intensive Nachforschungen angestellt und ich bin mir ziemlich sicher, den betreffenden Werwolf zu kennen, der gestern im Ministerium gewütet hat. Eigentlich kommt nur einer infrage. Bist du interessiert?"
Sirius spannte sich an. Plötzlich war er hellwach und voll konzentriert. „Natürlich!"
Sarah blickte beim plötzlich harten Klang seiner Stimme betroffen auf. Sirius zwang sich, sie aufmunternd anzulächeln, während er mit der Fingerspitze über ihren weichen, leicht geöffneten Mund fuhr. Sie legte die Wange auf seinen Bauch und gab sich damit zufrieden, seine Erregung sanft zu streicheln.
„Wir können uns nachher zusammensetzen. Dann kannst du mir erzählen, was du über ihn weißt", bestimmte Sirius. „Vorausgesetzt natürlich, du musst nicht unterrichten..."
„Nein, heute nicht. Schließlich hatten wir letzte Nacht Vollmond. Sag mir wann und wo und ich werde da sein, verlass dich darauf!", kam es entschlossen zurück. Allein der Gedanke, dass Greyback Jade verletzt hatte...
„Okay, hast du sonst noch etwas?"
Sarah knabberte jetzt an der Stelle, die sie zuvor gestreichelt hatte.
Sirius hörte auf zu atmen.
Remus schien einen Augenblick zu zögern, bevor er die nächste Frage stellte. Sirius konnte seine nervöse Anspannung fast mit Händen greifen. „Die Verletzung an Jades Arm – Padfood, hatte sie tatsächlich ihre Animagus-Gestalt angenommen, als der Werwolf sie erwischt hat?"
„Ja."
„Okay." Remus holte tief Luft. Ihm war beinahe schwindelig vor Erleichterung. „Okay. Ich... Ich hatte einfach furchtbare Angst... Die Krallenspuren, die sie davongetragen hat, sind so signifikant – ich kann mich einfach nicht erinnern, jemals bei dir oder Prongs derartig deutliche Male hinterlassen zu haben. Und ihr habt manchmal wirklich furchtbar ausgesehen, nach einer Vollmondnacht... Ich habe des Öfteren mit dem Gedanken gespielt, Hogwarts zu verlassen, um euch nicht wieder so zu verletzen..."
Sirius grunzte stirnrunzelnd. „Nicht sonderlich vernünftig." Er hätte selbst nicht sagen können, ob er gerade mit Sarah oder Remus sprach.
„Das war mir, verdammt noch mal, egal. Ich hätte alles getan, um meine Freunde zu schützen. Genauso, wie ich alles dafür tun würde, dass Jade nichts passiert, Padfood. Ich liebe sie!"
Sirius schluckte und unterdrückte einen erstickten Laut. Sein Blick warnte Sarah, dass sie für all die Qualen würde bezahlen müssen, die sie ihm im Augenblick zufügte.
Ihr herausforderndes Lächeln sagte ihm, dass sie es kaum erwarten konnte.
„Hast du das endlich auch begriffen?", brachte Sirius hervor. „Jedem anderen in ganz Hogwarts war das schon vor Wochen klar. Genaugenommen sogar schon bevor ihr überhaupt richtig zusammen wart."
„Ich bin eben manchmal etwas langsam."
„Erinnere mich bei Gelegenheit daran, dass ich dir Nachhilfe im Erkennen tiefer, leidenschaftlicher Gefühle gebe." Er zog noch einmal scharf den Atem ein, beinahe hätte er laut aufgestöhnt, als sich jetzt der warme Mund seiner Frau um ihn schloss.
„Gib mir bitte Nachhilfe, Padfood. Und sag Sarah, dass sie aufhören soll, dich zu necken. Mir wird schon ganz heiß und ungemütlich, wenn ich dir nur zuhöre, wie du versuchst, nicht zu stöhnen."
Sirius gab auf und lachte laut heraus. „Sonst noch etwas?"
„Den Rest besprechen wir besser nachher. Wie wäre es nach dem Mittagessen? Bei euch oben? Ich bringe die Aufzeichnungen mit."
„Ah... Einverstanden..." Sirius' ganzer Körper spannte sich an, als eine heiße Woge ihn ergriff und seine Haut schweißfeucht wurde. „War das jetzt alles?"
„Ja. Ja. Ich lass dich jetzt in Ruhe, damit du dich deiner entzückenden Frau widmen kannst. Grüß sie von mir!"
„Begrüß sie doch selbst..." Sirius bewegte sich plötzlich, warf Sarah auf den Rücken und drang dann tief in ihren warmen, willigen Körper ein. Er lächelte sein herausforderndstes Lächeln, drückte ihr den magischen Spiegel in die Hand und begann, sich in ihr zu bewegen. „Es ist Moony, Liebling. Sag ihm ‚Guten Morgen'..."
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Noch immer lächelnd über Sarahs atemloses Gestammel und das vergnügte, etwas atemlose Lachen seines Freundes im Hintergrund, begann Remus die alten Unterlagen seines Vaters aus der schweren Holztruhe herauszusuchen, in der er seine privaten Bücher aufbewahrte. Wie es schien, hatte Padfood seiner Frau ihre Neckereien äußerst wirkungsvoll zurückgezahlt...
Endlich hatte es alles gefunden, was er brauchte. Es war ein ganzer, sauber gebündelter Stapel von schweren, etwas vergilbten Pergamenten, sowie drei Tagebücher, die er zu sichten haben würde, bevor er sich mittags mit Sirius zusammensetzte. Entschlossen schob er alles andere auf seinem Schreibtisch beiseite, bevor er sich setzte und die Verschnürung an dem Pergamentbündel löste.
Fenrir Greyback würde es noch bereuen, dass er sich an seiner Prinzessin vergriffen hatte...
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Als Jade von Madam Pomfrey zurückkehrte, waren die Kratzer auf ihrem linken Arm fast verschwunden.
Fast, aber nicht ganz.
Mit einem leichten Stirnrunzeln betrachtete sie die hellen Streifen auf ihrer Haut. Remus – besorgt wie er um sie war – würde mit Sicherheit darauf hinweisen, dass es unvernünftig gewesen wäre, die Wunde erst so spät versorgen zu lassen. Und wenn sie ihm wahrheitsgemäß antwortete, dass es ihr wichtiger gewesen wäre, bei ihm zu sein, wenn seine Transformation einsetzte, als ein paar unbedeutende Kratzer behandeln zu lassen, dann würde er sich selbst die Schuld an den leichten Narben geben.
Manchmal konnte ein Mann mit übergroßem Verantwortungsgefühl wirklich anstrengend sein...
Sie zuckte die Achseln, während sie nach einer kurzen Dusche in frische Unterwäsche schlüpfte. Anstrengend oder nicht – er war alles, was sie wollte...
Gerade als sie einen sauberen Rock und eine langärmelige Bluse angezogen hatte, klopfte es an ihrer Zimmertür. „Ja bitte?"
Severus Snape steckte seinen Kopf herein. „Jade, Madam Pomfrey hat ein kleines Problem auf der Krankenstation. Du verfügst doch über eine abgeschlossene Heilerausbildung. Könntest du bitte hinaufkommen und ihr helfen?" Seine Stimme klang höflich, aber unüberhörbar unterkühlt. So sprach er seit ihrer letzten Auseinandersetzung immer mit ihr – wenn es ihm nicht gelang, eine Unterhaltung komplett zu vermeiden.
Jade ihrerseits behandelte ihn, als wäre nichts vorgefallen. Auch jetzt tat sie so, als fiele ihr der kühle Ton überhaupt nicht auf. „Natürlich, Severus. Ich bin in ein paar Minuten oben."
Snape nickte nur. Ein Klicken, als die Tür ins Schloss fiel, dann war er verschwunden.
Sie seufzte. Männer wie der Tränkemeister waren nicht einfach. Wenn man ihr Ego ankratzte – und das hatte sie mit Sicherheit getan – dann reagierten sie alles andere als rational. Es würde vermutlich noch ziemlich lange dauern, bis zwischen ihnen wieder ein normaler Umgangston herrschte.
Sie warf sich ihren Umhang um, befestigte die Verschlüsse, schlüpfte aus ihrem Zimmer und eilte die Treppen zur Krankenstation hinauf.
Sämtliche Krankenbetten waren belegt, wie sie mit einem einzigen Blick feststellen konnte. Verschiedene der Patienten kamen ihr bekannt vor – ach ja, sie hatte sie in der letzten Nacht im Ministerium gesehen... Im provisorischen Krankensaal...
Der Atem stockte ihr, als ihr bewusst wurde, dass sie es hier mit Greybacks Opfern zu tun hatte. Mit Menschen, die unzweifelhaft in der letzten Nacht mit Lycantrophie infiziert worden waren. Es waren so viele... So furchtbar viele...
Leises Weinen ertönte aus einem der Betten und Jade trat unwillkürlich darauf zu. Hier lag ein kleiner Junge, ein süßes, niedliches Kerlchen mit braunem Wuschelhaar und großen, unschuldigen blauen Augen. Ein Kind, das normalerweise lachend und spielend durch den Raum toben müsste... Doch jetzt waren diese blauen Augen rot und verquollen vom Weinen, Tränenspuren zogen sich über die blassen Wangen und der schmale Brustkorb des Kleinen war mit einer Bandage umwickelt.
Ein Kind? Es waren doch gar keine Kinder im Krankensaal gewesen, letzte Nacht...
„Seinetwegen habe ich Severus gebeten, dich zu holen. Seine Eltern wurden gestern Abend von dem Werwolf getötet, nachdem der durch das Fenster aus dem Ministerium geflohen ist", erklärte Willow Woods leise, die plötzlich neben Jade stand. „Er selbst ist ebenfalls gebissen worden. Wie all die anderen Leute hier auch. Aber die sind alle erwachsen, Jade. Sie sind verletzt, schockiert... Aber sie sind erwachsen und werden sich auf irgendeine Weise mit ihrem Schicksal abfinden und weitermachen. Aber dieser kleine Junge hat niemanden mehr. Er leidet an Lycantrophie, seine Eltern sind tot und das Ministerium konnte keine anderen lebenden Verwandten ausfindig machen... Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Wir können ihn hier körperlich pflegen, bis seine Wunden verheilt sind, aber wie es dann weitergehen soll..." Sie zuckte die Achseln und sah plötzlich etwas nervös aus. „Ich dachte, du und Remus könntet euch des Kleinen ein wenig annehmen... Er hat schließlich eine Menge Erfahrung, was Lycantrophie betrifft... Und du scheinst eine der wenigen Personen zu sein, die keinerlei Vorurteile haben..."
Natürlich. Irgendjemand würde dem Jungen begreiflich machen müssen, was mit ihm geschehen war. Und dann war da noch die Frage seiner Unterbringung zu klären. Ein Waisenhaus kam unter diesen speziellen Umständen wohl kaum infrage... Jade nickte, kämpfte den Kloß in ihrer Kehle herunter und trat an das Bett des Kindes heran. „Hallo, mein Junge. Ich bin Jade. Sagst du mir, wie du heißt?"
Tränenfeuchte Augen richteten sich auf ihr Gesicht, während der Knirps zu überlegen schien, ob er ihr antworten sollte. Schließlich schien er sich entschieden zu haben. „Jonas."
„Hallo, Jonas", Jade reichte ihm die Hand. Und nach kurzem Zögern schob er seine tränenfeuchten Finger hinein und erwiderte ihren sanften Händedruck. „Darf ich mich ein wenig zu dir setzen?"
Er nickte und Jade wechselte einen kurzen Blick mit Willow. „Ich finde, dieses Bett ist viel zu groß für einen Jungen, besonders wenn er ganz allein darin liegt. Willow, könntest du einen der Schüler in mein Büro schicken? Auf der Truhe unter dem Fenster liegt etwas, das dieses Problem beheben könnte!"
„Natürlich!" Willow lächelte dem Kind noch einmal zu und eilte dann sichtlich erleichtert aus dem Raum.
„Wie alt bist du, Jonas? Kannst du mir das sagen?"
Statt einer Antwort hielt der Kleine seine rechte Hand hoch, alle Finger weit voneinander abgespreizt.
„Fünf Jahre?" Großer Gott!
Ein Nicken, das von einem leisen Schniefen begleitet wurde. Jade konnte es dem Jungen nachfühlen, sie hätte am liebsten auch geweint. Im Alter von fünf Jahren mit Lycantrophie infiziert zu werden und gleichzeitig die Eltern zu verlieren... Verdammt, Greyback, was bist du doch für ein widerliches Monster!
Jade biss die Zähne zusammen, als ihr bewusst wurde, was sie da eben gedacht hatte. Aber angesichts des Schicksals dieses Jungen konnte sie die Vorurteile der Leute gegen alle Halbmenschen beinahe nachvollziehen – wenn sie nur mit dieser Seite der Geschichte konfrontiert wurden, einem Werwolf, der bewusst und willentlich tötete, verletzte, verstümmelte... Sie konnte nur hoffen, dass dieses Ereignis nicht furchtbare Konsequenzen für alle Werwölfe nach sich zog, dass man wieder dazu überging, sie zu jagen wie Tiere...
Willow kam zurück und hielt eine große rotweiß getigerte Plüschkatze im Arm. „Ich bin schnell selbst gegangen."
„Danke, Willow, das war sehr nett von dir. Nicht wahr, Jonas?" Den Blick der blauen Augen auf das Kuscheltier gerichtet, nickte der Junge.
Jade nahm die Katze entgegen und tat, als würde sie mit ihr sprechen. „Hallo, Oliver! Ich möchte dir gern Jonas vorstellen. Jonas, das ist Oliver. Oliver liegt normalerweise den ganzen Tag in meinem Büro herum und langweilt sich ganz furchtbar. Meinst du, er könnte ein wenig hier bei dir bleiben? Wenigstens so lange, bis es dir wieder gut geht und Madam Pomfrey sagt, dass du die Krankenstation verlassen kannst?"
Jonas nickte und streckte zögernd seine Arme aus. Jade legte die Plüschkatze hinein und beobachtete, wie der Junge sie an sich drückte. Sie arrangierte seine Decke neu, bis auch Oliver ordentlich zugedeckt war.
Der kleine Junge drückte seine Wange liebevoll an das große Kuscheltier. „Muss ich... muss ich ihn dir zurückgeben, wenn ich wieder gesund bin?"
Ein ganzer Satz! Jade lächelte den Jungen an. „Ich denke, ihr zwei seid schon viel zu gute Freunde, um euch wieder zu trennen, findest du nicht auch?"
Hastig nickte der Junge. Angesichts seines hoffnungsvollen Gesichtsausdrucks traf sie eine Entscheidung. „Vielleicht möchtest du ja bei Oliver wohnen, wenn du aus diesem riesigen Bett wieder herausdarfst? Ich bin sicher, er würde sich sehr darüber freuen!"
„In deinem Büro?"
Was für ein aufgewecktes Kind! Unwillkürlich musste sie lächeln. „Nun, das nicht gerade. Aber ich werde dafür sorgen, dass ihr Zwei ein schönes gemeinsames Zimmer bekommt. Natürlich nur, wenn du möchtest."
„Wärest du dann auch da? Ich meine, Oliver ist doch auch dein Freund, oder?"
Jade lächelte ihn liebevoll an. „Das stimmt. Natürlich wäre ich da. Und Remus auch, das ist noch ein Freund von Oliver. Wir wären immer da, wenn einer von euch Beiden uns braucht."
„Ist dieser Remus auch so nett wie du?"
Jades Lächeln vertiefte sich und sie strich ihm behutsam über die Locken. „Sogar noch viel netter, du wirst schon sehen! Ich werde vielleicht nachher zusammen mit ihm mal hierher kommen, damit du ihn kennen lernen kannst. Okay?"
Jonas nagte einen Moment nachdenklich an seiner Unterlippe, bevor er das Lächeln zaghaft erwiderte. „Okay."
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Remus' Vater war ein überdurchschnittlich guter Heiler gewesen. Der Werwolfsangriff auf sein einziges Kind hatte ihn ziemlich aus der Bahn geworfen und so hatte er, nachdem sein Sohn mit Lycantrophie infiziert worden war, seine ganze Kraft und Zeit der Werwolfsforschung gewidmet. Er hatte im Laufe der nächsten zwanzig Jahre alles zusammengetragen, was er über diese halbmenschlichen Wesen finden konnte, unzählige Mythen und Legenden, aber auch fundierte Forschungsergebnisse und Erkenntnisse, die im St. Mungos und anderen Zaubererkrankenhäusern gewonnen worden waren. Sein ganzes Leben war von dieser schicksalhaften Nacht an darauf ausgerichtet gewesen, ein Heilmittel gegen den Werwolfsfluch zu finden.
Er hatte intensiv geforscht und experimentiert. Er hatte Muggelbücher über alle Arten von Virusinfektionen gesammelt und geradezu verschlungen. Und er hatte Werwölfe, die sich an ihn gewandt hatten, weil sie sich von seiner Forschung verzweifelt eine Heilung erhofften, dazu gebracht, ein Verwandlungs-Tagebuch zu führen und verschiedene Substanzen zu testen, von denen er hoffte, dass sie die Transformationen unterdrücken oder wenigstens beeinflussen könnten, – alles vergeblich.
Er hatte aber auch eine Menge Wissen über den berüchtigten Fenrir Greyback zusammengetragen – und über dessen Verbindung zu Lord Voldemort. Diese Unterlagen waren Sirius und Remus eben gründlich durchgegangen. Wenn es ihnen gelingen könnte, den Werwolf unschädlich zu machen, verlor Voldemort einen wichtigen Verbündeten...
Morgen würde Sirius die Erkenntnisse, die sie gewonnen hatten, mit Shacklebolt und den anderen Teamleitern auswerten und einem Plan entwickeln, wie sie diesen außer Kontrolle geratenen Werwolf dingfest machen konnten. Vermutlich würden sie auch Severus Snape zu diesem Thema befragen müssen, etwas, das beiden widerstrebte. Aber sie mussten unbedingt etwas unternehmen, bevor nach dem Massaker im Ministerium womöglich eine wahllose Hetzjagd auf alle Halbmenschen einsetzte...
Remus räumte die Pergamente auf dem Tisch zusammen. Eines der nicht benötigten Dokumente fiel dabei herunter, er hob es auf und legte es achtlos zuoberst auf den Stapel.
Sirius drehte es aus einem Impuls heraus herum und las die Überschrift, die Mr. Lupin vor vielen Jahren mit roter Tinte angebracht hatte. „'Werwolfswelpenblut und seine Anwendung.' Was ist denn das?"
Remus zuckte nur die Achseln. „Mein Vater hat über alles Mögliche im Zusammenhang mit Werwölfen Informationen zusammengetragen. Und er ist – im Rahmen seiner Forschungen – auch irgendwann auf die Möglichkeiten der Werwölfe gestoßen, ihre Transformation durch den Konsum des sogenannten „Welpenblutes" selbst auszulösen. Ich habe mich für diese Erkenntnisse bisher nie sonderlich interessiert. Warum auch – die normalen, unvermeidlichen Transformationen verlangen mir schon viel zuviel ab. Ich kann mir beim besten Willen keinen Grund vorstellen, aus dem ich eine derartige Verwandlung aus freien Stücken auslösen sollte... Ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich ohnehin niemanden freiwillig infizieren und dann sogar töten würde..."
„Vielleicht hättest du dich aber mal dafür interessieren sollen, Moony." Sirius starrte noch immer auf das Pergament, sein Gesicht war eine blasse, ausdruckslose Maske. Und sein Ton war plötzlich ungewöhnlich rau geworden.
„Was meinst du damit?" Beunruhigt drehte Remus das alte Schriftstück um. Der Atem stockte ihm, als er den Textabschnitt las, auf den der Finger seines Freundes deutete.
Der Konsum des sogenannten Welpenblutes bewirkt, meinen Forschungsergebnissen zufolge, eine weitaus höhere Infektionsgefahr, als eine gewöhnliche Werwolfsverletzung. Normale Schutzmaßnahmen wie gängige Abwehrzauber – die gewöhnlich ohnehin nicht besonders wirksam sind – oder auch das Annehmen einer tierischen Erscheinungsform (Animaguszauber) stellen in diesem Fall nur einen unzureichenden Schutz dar, da die transformationsauslösenden Substanzen des Blutes eines ersttransformierenden Werwolfs eine etwa vierundzwanzigmal höhere Ansteckungsgefahr bewirken. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Animagus sich nach einer Verletzung durch einen mittels Welpenblutes transformierten Werwolfes nicht infiziert hat, beträgt deshalb weniger als zwanzig Prozent.
Mit plötzlich zitternden Fingern strich Remus über das vergilbte Dokument, bevor er es plötzlich mit einem gequälten Aufschrei vom Tisch wischte. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er die Gefühle seines Vaters nachvollziehen, das Entsetzten, die Qual, die furchtbaren Selbstvorwürfe, den geliebten Menschen nicht beschützt zu haben... Seine Faust donnerte auf die schwere dicke Tischplatte und hinterließ einen langen, gezackten Riss in dem alten Holz. Ohne auf das Blut an seiner Hand zu achten, drehte er sich heftig atmend um und starrte blicklos in Richtung Fenster.
Prinzessin... Um Himmels Willen...
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So, wem das jetzt nicht dramatisch genug ist, dem empfehle ich dringend eine Therapie! Wollt Ihr wissen, ob Jade nun infiziert ist? Ich auch! Also fleißig reviewen und auf das nächste Kapitel freuen, okay?
