Hallo, meine fleißigen Reviewer! Ich möchte Euch alle um Entschuldigung bitten, dass ich heute auf Eure Zuschriften nicht einzeln eingehen kann, die Telekom fummelt gerade an den Leitungen herum und ich habe keine Ahnung, wann sie mich wieder mal vom Internet trennen, gestern hatte ich den ganzen Tag kein Internet, leide unter akuten Entzugserscheinungen und die Typen sind noch nicht fertig! Also poste ich jetzt mal ganz schnell - jede Sekunde zählt! Aber ich hole alles nach, versprochen!
PS: Das bedeutet aber nicht, dass ihr nicht reviewen müsst, okay?
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16. Jonas
„Remus..." Padfood starrte hilflos auf den Rücken seines Freundes, unsicher, was er sagen, wie er ihn trösten sollte. Gab es überhaupt so etwas wie Trost in einer solchen Situation? Er versuchte sich vorzustellen, was in ihm selbst vorgehen würde, wenn es um Sarah ginge, wenn sie möglicherweise mit Lycantrophie infiziert wäre – er konnte es nicht. Um nichts in der Welt. Allein sich den Schmerz vorzustellen...
„Die Wahrscheinlichkeit, einer Ansteckung entgangen zu sein, ist geringer als zwanzig Prozent..." Remus' Stimme war leise, als er tonlos die Worte seines Vaters wiederholte. Eine Chance von eins zu vier – was war das denn überhaupt für eine Chance?
„Wirst du es ihr sagen?"
„Habe ich denn eine Wahl? Wenn sie infiziert ist..." Allein diese Möglichkeit auszusprechen, kostete ihn fast mehr Kraft, als er aufbringen konnte. „Wenn sie wirklich infiziert ist, wird sie Wolfsbann-Trank brauchen." Seine Stimme war jetzt so leise, dass Sirius sie kaum hören konnte. Der Gedanke, Jade mit der Möglichkeit zu konfrontieren, dass Greyback ihr das Andenken der Lycantrophie an ihre Begegnung im Ministerium hinterlassen hatte...
Oh Gott, wie sollte er es ihr sagen? Wie sollte er ihr sagen, dass sie sich wahrscheinlich zukünftig in jeder Vollmondnacht unter furchtbaren Schmerzen in einen Werwolf verwandeln würde? Und wie sollte er selbst damit klarkommen, ihre Qualen zu kennen, ohne ihr helfen zu können?
Er spürte die Hand seines Freundes auf seiner Schulter – eine Berührung, die er in seinem gegenwärtigen emotionalen Zustand kaum ertragen konnte. Sirius war bei ihr gewesen – gestern Nacht im Ministerium, als es geschah. Er selbst hatte Hogwarts wegen des verfluchten Vollmonds, wegen seiner verfluchten Lycantrophie nicht verlassen können, aber Sirius war bei ihr gewesen ...
Nein! So durfte er nicht denken! Niemals! Es war nicht Padfoods Schuld – nichts davon! Er hatte es nicht wissen können, hätte es nicht verhindern können... Er hätte sogar selbst das Opfer sein können, wie ihm erst jetzt mit Entsetzen bewusst wurde!
Die Schuld lag bei Greyback. Und bei Voldemort.
Bei ihm vor allem.
Langsam drehte er sich um und schaute dem Freund ins bleiche Gesicht. Schock spiegelte sich darin, Schmerz, Entsetzen. Und etwas, das ihn sich gleich noch etwas mieser fühlen ließ – Schuldgefühle. Sirius fühlte sich tatsächlich schuldig, weil er Jade nicht für ihn beschützen konnte...
Er legte seine Hand auf die Padfoods, aber irgendwie reichte diese Berührung nicht aus, also tat er etwas, das er nicht mehr gemacht hatte seit jener Nacht, in der es Dumbledore, Sarah und ihm gelungen war, Sirius seine menschliche Gestalt zurückzugeben; er umarmte ihn, teilte seine Gefühle mit ihm und gab ihm auf diese Weise wortlos zu verstehen, dass er ihm keinerlei Vorwurf machte.
Überrascht, aber auch sehr erleichtert, schlang Sirius ebenfalls die Arme um ihn.
Die Tür klappte und ein helles, weibliches Lachen erklang. „He, was wird das, Jungs? Die Verbrüderungsnummer der außerordentlich attraktiven, heterosexuellen Männer?" Jade wirbelte ins Zimmer, nahm grinsend ihren Umhang ab und warf ihn lässig über eine Stuhllehne. „Wenn das so ist, gehe ich wieder. Und wenn nicht, will ich auch eine Umarmung."
Sirius machte sofort den gewünschten Platz in Remus' Armen frei.
Etwas raschelte unter ihrem Fuß als sie sich lächelnd umdrehte, um sich das Ersehnte zu holen. Mechanisch bückte sie sich und hob das vergilbte Pergament mit der dicken roten Überschrift vom Boden auf, dass Remus vorhin vom Tisch gewischt hatte.
Remus zog zischend die Luft ein, als sie es neugierig überflog. Am liebsten hätte er ihr das Dokument weggenommen und es in tausend Fetzen gerissen. Aber er blieb nur wie erstarrt stehen, hilflos auf den Moment wartend, in den sie an dem Abschnitt anlangen würde, der sich mit der erhöhten Infektionsgefahr beschäftigte. Er konnte mühelos den genauen Augenblick bestimmen, in dem sie die betreffende Notiz entdeckte. Sie erstarrte, ihr Blick zuckte kurz erst zu ihm und dann zu Sirius hinüber, sie holte zitternd Luft, bevor sie sich dem Pergament erneut zuwandte und es noch einmal las. Langsamer diesmal. Gründlicher. Aufmerksamer.
Als sie es schließlich sorgfältig zusammengefaltet auf den Tisch legte, ordentlich auf den Stapel der anderen Dokumente, war sie genauso bleich wie er. Nur dass seine Blässe wenigstens zu einem Teil auf den Vollmond in der vergangenen Nacht zurückzuführen war.
Langsam trat sie um den Tisch herum. Noch zwei Schritte, dann stand sie vor ihm. Noch ein Schritt mehr und sie lag in seinen Armen. Er spürte ihr leichtes Zittern, hörte ihren raschen, beinahe schluchzenden Atem, als er sie noch ein wenig fester an sich drückte. „Es tut mir so Leid, Prinzessin", flüsterte er in ihr Haar.
Sie hob den Kopf und er konnte die Angst in ihren silbrig schimmernden Augen sehen. Sein Innerstes krampfte sich zusammen. Aber da war nicht nur Furcht – auch Entschlossenheit. „Ich habe eine Chance von zwanzig Prozent, Remus!", sagte sie leise, aber mit überraschend fester Stimme. „Und ich werde die Hoffnung nicht aufgeben. Nicht solange nicht zweifelsfrei feststeht, dass ich mich wirklich infiziert habe."
Er hielt sie noch fester, vergrub das Gesicht in ihrem Haar. „Das werden wir beide nicht."
„Das werden wir alle nicht!" Sirius trat wieder näher und legte ebenfalls seine Arme um Jade. „Keiner von uns."
Tränen schimmerten in Jades Augen, als sie die liebevolle, tröstende Umarmung beider Männer erwiderte. „Ich habe eine Chance von zwanzig Prozent", wiederholte sie leise, während sie einen Schritt zurücktrat. Ja, sie hatte Angst, aber jetzt schwang auch etwas anderes in ihrer Stimme mit. „Das ist weit mehr, als jeder einzelne der Patienten hat, die im Moment auf der Krankenstation liegen. Es sind alles Opfer von Fenrir Greybacks Angriff auf das Ministerium. Die anderen Patienten hat man ins St. Mungos verlegt, aber die Werwolfspatienten sind alle hier in Hogwarts. Vierunddreißig Menschen, die mit hundertprozentiger Sicherheit beim nächsten Vollmond transformieren werden. Vierunddreißig!"
Sirius sog schockiert den Atem ein. Er hatte nicht gewusst, dass es so viele waren...
„Großer Gott, Jade! Vierunddreißig?" Erschüttert starrte Remus sie an. „Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist!"
Jade traf eine Entscheidung. „Habt ihr einen Moment Zeit? Ich möchte euch nämlich unbedingt jemanden vorstellen."
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Madam Pomfrey hatte nichts dagegen gehabt, dass Jonas die Krankenstation für eine Weile verließ. Seine Bisswunde, eine eher oberflächliche Verletzung, verheilte recht gut, und was den Rest betraf, so war Jades liebevolle Aufmerksamkeit wahrscheinlich ohnehin die beste Medizin für den traurigen, kleinen Jungen. Also hatte sie der jungen Lehrerin geholfen, das Kind in weite, bequeme Kleidung zu stecken, die nicht auf seinen Verband drücken würde, und ihnen beiden einen schönen Nachmittag gewünscht. Allerdings nicht, ohne darauf hinzuweisen, dass ihr kleiner Patient spätestens zum Abendessen zurück zu sein hatte.
Die linke Hand in der von Jade und mit dem rechten Arm Oliver an sich drückend, stieg Jonas nun langsam mit seiner großen Freundin die Stufen zum Lehrergeschoss empor. Seine blauen Augen blickten sich neugierig in der fremden Umgebung um. „Das ist ja ein riesiges Haus!"
Jade lächelte. „Eigentlich ist es sogar ein Schloss. Es heißt Hogwarts."
„Hogwarts?" Jonas sah sie aus großen Augen an. „Die Zauberer-Schule? Mein Dad war auch in Hogwarts! Er hat immer gesagt, dass es hier wunderschön sei, besonders im Winter, wenn die ganzen Kaminfeuer brennen..." Er brach plötzlich ab und seine Augen füllten sich mit Tränen.
Jade hockte sich hin und nahm ihn behutsam in den Arm. Was sollte sie auch anderes tun? Was sagte man zu einem fünfjährigen Jungen, dessen ganze Welt in einer einzigen Nacht zu Scherben zerbrochen war? Am besten war es wohl, ihn einfach weinen zu lassen. Mit einem weichen Taschentuch wischte sie dem Jungen die Tränen vom Gesicht und half ihm dabei, sich die Nase zu putzen.
Schließlich hob der Kleine den Kopf. „Wohin gehen wir denn?"
„Nun, ich habe dir doch versprochen, dich mit einem Freund von Oliver bekannt zu machen. Wir gehen zu ihm. Er hätte natürlich auch auf die Krankenstation kommen können, aber ich dachte, du würdest froh sein, für eine Weile aus diesem Bett herauszukommen."
Jonas zog die Unterlippe zwischen seine Zähne. „Und was ist, wenn er mich nicht mag?"
„Warum sollte er dich denn nicht mögen?"
„Viele Leute mögen keine kleinen Kinder. Sie sagen, Kinder sind laut und schmutzig und anstrengend."
„Hat das schon einmal jemand zu dir gesagt?"
„Mrs. Carmichael. Sie ist unsere Nachbarin. Und sie schimpft mich immer aus, wenn ich draußen im Garten spiele, weil ich dabei ihre Katzen störe. Mrs. Carmichael hat unheimlich viele Katzen. Alle haben Namen. Und sie redet den ganzen Tag mit ihnen, nennt sie ihre Babys und gibt ihnen Sahne zu trinken."
Jade hatte kein Problem damit, sich die Situation vorzustellen. Eine exzentrische alte Katzennärrin, der das kleine Junge ihrer Nachbarn ein Dorn im Auge war. Vermutlich war dieser Person jeder ein Dorn im Auge... „Remus hat ganz bestimmt nichts gegen Kinder, Jonas. Er ist nämlich Lehrer, weißt du – genau wie ich. Man kann nicht Lehrer sein, wenn man keine Kinder mag." Außer vielleicht man hieß Severus Snape...
Sie waren angekommen und Jade öffnete die schwere Eichentür. Zögernd trat Jonas in den hellen, freundlichen Raum. An einem Tisch saßen zwei große Männer, die mit ernsten Gesichtern über einem Pergament brüteten. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür blickten sie auf.
Jade spürte, wie Jonas' Griff an ihrer Hand sich unwillkürlich verstärkte und setzte ein fröhliches Lächeln auf. „Oh, sieh mal, Oliver!", sagte sie an die Plüschkatze gewandt, „Sirius ist auch hier!" Sie hockte sich vor Jonas und erklärte: „Sirius ist auch ein Freund von Oliver, weißt du? Also das ist Sirius." Sie wies auf den großen, schwarzhaarigen Mann, der ihn über den Tisch hinweg freundlich anlächelte. „Sirius ist ein Auror. Er arbeitet für das Zaubereiministerium. Er wohnt in Hogwarts, weil seine Frau hier ebenfalls Lehrerin ist. Und das da drüben ist Remus. Oliver mag Remus sehr, sehr gern. Warum gehst du mit ihm nicht hinüber, damit er ihn begrüßen kann?"
Zögernd löste Jonas sich von ihr und ging zu dem unbekannten Mann hinüber, der ihm freundlich entgegenlächelte, um ihm mit ernstem Gesicht die rotweiße Plüschkatze entgegenzustrecken. Behutsam nahm Remus ihm das Kuscheltier ab und strich ihm über das weiche Plüschfell. „Hallo, Oliver. Schön dich zu sehen. Wer ist denn dein neuer Freund?"
„Ich heiße Jonas." Die Stimme des Kindes kiekste ein wenig, aber er hielt tapfer dem Blick aus den sturmgrauen Männeraugen stand, die ihn freundlich musterten. Jade hatte Recht gehabt, Remus schien wirklich sehr nett zu sein. Und er hatte so liebe, freundliche Augen... „Jade hat mir Oliver auf die Krankenstation gebracht, damit er sich allein in ihrem Büro nicht so langweilt", erklärte er dem Mann, der ihm gerade sein geliebtes Kuscheltier zurückreichte und drückte Oliver fest an seine Brust. „Du hast doch nichts dagegen, oder?"
„Natürlich nicht! Er kann so lange bei dir bleiben, wie er mag." Remus' Blick zuckte kurz zu Jade hinüber. Krankenstation? Aber da lagen zurzeit doch nur...
Sie nickte bestätigend und er spürte, wie ihm die Kehle eng wurde. Um Himmels Willen, dieser Junge, dieses entzückende, aufgeweckte Kind, war doch noch ein halbes Baby! Sogar noch jünger, als er damals gewesen war! Greyback, du verfluchtes Untier...
Er rang um seine Beherrschung und wandte sich wieder Jonas zu, der ihn aus seinen großen blauen Kinderaugen vertrauensvoll ansah. Wie konnte jemand etwas so Schönes, so Kostbares, so Unschuldiges zerstören? Am liebsten hätte er den Jungen in die Arme genommen und ihm versprochen, ihn vor allem Bösen zu beschützen – aber dafür war es wohl schon zu spät.
Er musste sich räuspern und seine Stimme klang ungewöhnlich rau, als er sich wieder an den Kleinen wandte. „Oliver sieht immer gern zu, wenn wir alle gemeinsam etwas spielen. Hast du Lust dazu, Jonas?"
Wenige Minuten später waren Sirius, Remus, Jade und Jonas damit beschäftigt, unter gelegentlichem lauten Gelächter „Snape explodiert" zu spielen.
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„Von allen Werwolfsopfern der vergangenen Nacht bin ich noch diejenige, die am besten weggekommen ist." Jade hatte Jonas auf die Krankenstation zurückgebracht und saß nun wieder am Tisch in Sirius' Wohnzimmer.
Remus wollte ihr aufgebracht widersprechen – für ihn war sie das einzig relevante Opfer, immerhin war sie die Frau, die er liebte – aber sie schüttelte den Kopf und schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Denk doch mal nach, Moony. Ich bin die Einzige, die sich nicht davor fürchten muss, plötzlich von ihrer Familie und ihren Freunden gemieden zu werden. Ihr würdet euch niemals von mir abwenden! Ich bin die Einzige, die überhaupt noch eine Chance hat, so gering sie auch sein mag – alle außer mir sind mit hundertprozentiger Sicherheit infiziert. Und denk zum Beispiel an Jonas! Er ist nur ein kleiner Junge. Gerade erst fünf Jahre alt. Greyback hat ihn und seine Eltern überfallen, nachdem er vor Padfood und mir aus dem Ministerium geflohen ist. Er hat den Vater und die Mutter vor den Augen des Kindes getötet, bevor er den Kleinen gebissen hat...
„Himmel!" Ächzend sank Remus auf einen Stuhl. So furchtbar hatte er es sich nicht vorgestellt... Erinnerungen brachen über ihn herein, überschwemmten ihn förmlich. Die Nacht, in der er selbst gebissen worden war, die kurze Zeit im St. Mungos, als die Heiler geschäftig um ihn herumgeschwirrt waren, ohne sich wirklich für ihn, den sechsjährigen Remus Lupin, zu interessieren, seine erste Verwandlung, die Jahre danach...
Seine Eltern waren bei ihm gewesen, nicht bei den Transformationen, natürlich nicht, die hatte er allein in einem eigens dafür präparierten Keller seines Elternhauses durchgemacht, aber davor und danach. Sie hatten ihn gepflegt, wenn er sich während seiner Verwandlungen selbst verletzt hatte, ihn geliebt, ihm immer wieder gezeigt, dass er sich in ihren Augen nicht verändert hatte. Dass er noch immer ihr Sohn war, der ihnen mehr bedeutete, als alles andere auf der Welt. Damals war ihm das alles selbstverständlich erschienen, erst im Nachhinein war ihm klargeworden, wie schwer es für sie all die Jahre gewesen sein musste...
Das Kind auf der Krankenstation, der aufgeweckte, vertrauensvolle, fünfjährige Jonas, verfügte nicht über diesen Rückhalt, der ihm selbst vermutlich den Verstand gerettet hatte. Der es ihm ermöglicht hatte, sich wie ein gewöhnliches Kind zu entwickeln. Greyback hatte dem Jungen mit seinen Eltern auch diese letzte Verbindung zur Normalität genommen.
Sirius, der am Tisch hockte und konzentriert eines der Pergamente nach dem anderen studiert hatte, sah ebenfalls schockiert aus. „Dieser gottverdammte Hurensohn! Das kann doch kein Zufall sein! Was bezweckt er nur damit?"
Jade wandte sich ihm zu. „Er will Chaos und Angst verbreiten. Und das gelingt ihm wirklich gut. Nimm zum Beispiel Jonas – was wird aus einem lycantrophen Kind, dem die Eltern fehlen, um es zu unterstützen und es anzuleiten? Das ohne Liebe und Zuneigung aufwächst und von dem sich alle schaudernd abwenden, weil es anders ist als sie und weil sie Angst vor ihm haben? Vermutlich genau so ein verdammter Psychopath wie Greyback!"
„Eine weitere, furchtbare Waffe in den Händen Voldemorts..." Remus flüsterte es fast. Sein Gesicht war so weiß wie die Wand hinter ihm. Vor diesem Schicksal hatten seine Eltern, seine Freunde ihn glücklicherweise bewahrt. Aber zu denken, dass aus dem wunderbaren kleinen Jungen, mit dem sie am Nachmittag gespielt hatten, auch einmal so ein seelenloses Monster wie Greyback werden sollte...
„Nur, wenn wir es zulassen." Jade hockte plötzlich vor seinem Stuhl. „Ich wollte, dass du ihn kennen lernst." Sie holte tief Luft und sah ihn beinahe flehend an. „Ich wollte es sogar unbedingt. Weil ich nämlich die Absicht habe, dieses wundervolle Kind großzuziehen, das im Gegensatz zu mir nicht einmal eine zwanzigprozentige Chance hat, dem Werwolfsfluch entgehen zu können. Und ich baue darauf, dass du mir dabei helfen wirst. Du hast so viel Liebe in dir..." Sie nahm seine Hände in ihre, weil sie unbedingt seine Wärme spüren musste, so nervös und unsicher, wie sie sich plötzlich fühlte. Sie verlangte da eine Menge von ihm, aber noch nie war ihr etwas so wichtig gewesen. ‚Bitte, Moony...' „Es sei denn, du hast ein Problem damit, plötzlich einen fünfjährigen Sohn zu haben, der an Lycantrophie leidet..."
Das Herz ging ihm auf, als er ihren entschlossenen Gesichtsausdruck sah. Seine Jade war wirklich eine ganz besondere Frau. Und sie hatte Recht! Der Junge verdiente diese Chance, die er selbst auch nur gehabt hatte, weil er die Liebe und die Unterstützung seiner Eltern besaß...
„Einen Sohn..." Gebannt sah Moony ihr in die feucht schimmernden Augen, als er ihre Hände unwillkürlich fester umfasste und sie auf die Füße zog, bevor er vor ihr auf die Knie ging. „Nur einen Sohn, Prinzessin? Oder bekomme ich auch eine Ehefrau dazu?"
Köstliche Erleichterung überschwemmte sie. Und Freude, heiße, innige Freude. Wie sie diesen Mann liebte! „Das ganze Paket, Liebling. Wenn du es tatsächlich haben willst." Sie zog ihn auf die Füße und reckte sich dann zu ihm hoch, um ihn zärtlich zu küssen. Als ihre Lippen sich schließlich wieder voneinander lösten, saß er auf einem Stuhl und sie war irgendwie auf seinem Schoß gelandet.
„Und ob ich das will!", flüsterte er in ihr Haar und küsste sie gleich noch einmal. „Mehr als alles andere auf der Welt!"
„Na dann – Herzlichen Glückwunsch, ihr zwei!" Sirius versuchte nicht einmal sein vergnügtes Grinsen zu verbergen, als er sich erhob und zu ihnen hinüberkam. „Leider sehe ich mich heute außer Stande, euch diese Räumlichkeiten für eure private Feier", er zog vielsagend eine Augenbraue hoch, „zu überlassen. Gleich kommt nämlich meine wundervolle Ehefrau von ihrer Besprechung mit Professor Dumbledore zurück."
„Kein Problem, Padfood. Wir haben ohnehin gleich noch einen kurzen Besuch auf der Krankenstation zu erledigen." Remus küsste Jade noch einmal innig, bevor er sie aus seiner Umarmung entließ. Er fühlte sich aufgewühlt und überglücklich und sein Herz raste. Sie würde ihn tatsächlich heiraten!
Jade stand schließlich auf, allerdings nur, um nun von Sirius fest umarmt zu werden. „Glückwunsch, Prinzessin." Zwinkernd übernahm er Remus' Kosenamen für sie. „Du bekommst da einen tollen Mann!"
„Den Besten!", stimmte sie ihm überzeugt zu.
„Und hast du schon einen Hochzeitstermin im Auge?"
Zwei Augenpaare blickten Jade erwartungsvoll an. Sie fühlte sich beinahe versucht, „Morgen!" zu sagen. Aber nur beinahe. „Meine Eltern haben am Weihnachtsabend geheiratet. Ich habe mir als Kind oftmals stundenlang die Fotos angesehen... Der geschmückte Baum, meine Mutter in ihrem weißen Kleid... Das stolze Lächeln auf dem Gesicht meines Vaters... Und außerdem ist da noch Jonas, der mir vorhin erzählt hat, sein Vater hätte immer gesagt, Hogwarts wäre im Winter am schönsten..."
Remus lächelte, als er ihren verträumten Gesichtsausdruck sah. Das klang wunderschön. Und am Weihnachtsabend würde auch kein Vollmond sein... „Weihnachten klingt wunderbar, Prinzessin." Und da es bis dahin noch drei Monate waren, wüssten sie auch genau, ob Jade davongekommen war...
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„Hast du Malfoys Gesichtsausdruck im Muggelkunde-Unterricht gesehen?" Harry hatte seine Finger mit denen Ginnys verflochten, aber sein Blick ruhte auf Ron, der ihm gegenüber saß. Der Gemeinschaftsraum war fast leer, weil viele der Gryffindors das schöne Wetter nutzten, um abends noch eine Weile unten am See zu sitzen. Nur Harry, Ginny, Ron und Hermine waren lieber nach oben gegangen.
„Er sah aus, wie eine verdammte Katze, der man den Schlüssel zum Vogelkäfig geschenkt hat! Irgendetwas heckt dieses verdammte Frettchen aus!"
„Er hat nichts versucht..."
„Natürlich hat er nichts versucht, Hermine", knurrte Ron ungeduldig. „Vermutlich hatte er ja gerade seine letzte saubere Unterhose an! Aber hast du seine verdammte, selbstzufriedene Miene nicht gesehen? Er weiß etwas, wovon wir anderen keine Ahnung haben. Und es kann nichts Gutes sein, wenn es ihn so zufrieden aussehen lässt!"
„Die Frage ist nur, wie wir herausfinden können, was es ist!", warf Ginny ein und lehnte sich noch etwas enger an ihren Freund. „Wir können ihn wohl kaum fragen, oder?"
„Wir könnten es ja noch mal mit dem Vielsafttrank versuchen", schlug Ron halbherzig vor, obwohl ihm beim bloßen Gedanken an das schlammähnliche Gebräu mit dem Menschenhaar darin übel wurde. „Damals im zweiten Schuljahr hat es jedenfalls ganz gut funktioniert..."
„Das könnten wir, wenn wir einen Monat Zeit hätten!" Harry schüttelte den Kopf. „Aber ich glaube nicht, dass uns soviel Zeit bleibt. Ich habe ein wirklich ungutes Gefühl!" Unbewusst rieb er über seine Narbe. Sie schmerzte zwar nicht wie im letzten Schuljahr, als er gelegentlich mental mit Voldemort verbunden gewesen war, aber da war dieses nervöse Kribbeln, das ihn in letzter Zeit immer überkam, wenn er eine Vorahnung von drohendem Unheil hatte... Fast, als würden winzige Käfer seine Stirn entlang laufen...
„Du solltest unbedingt mit Sirius reden", schlug Hermine vor. „Er weiß als Auror mehr über Voldemorts Aktivitäten als wir. Wenn Malfoy von seinem aus Askaban geflohenen Vater irgendetwas erfahren hat, dann kann dein Pate sich wahrscheinlich eher einen Reim darauf machen als wir."
„Stimmt!" Ron nickte energisch. „Und er kann außerdem dafür sorgen, dass Professor Black auf der Hut ist. Sie wird auf ihn hören, wenn er sie warnt."
„Trotzdem sollten wir versuchen herauszufinden, was Malfoy so verdammt glücklich aussehen lässt. Außerdem – ist euch nicht aufgefallen, dass es die Abwesenheit von Professor McCormick gewesen ist, über die er sich scheinbar so gefreut hat?"
„Du meinst, er hat es gar nicht auf Professor Black abgesehen?"
„Ich weiß es nicht!" Harry hatte die Stimme gehoben und seine Freunde blickten ihn beunruhigt an. Er holte tief Luft. „Ich weiß es nicht", wiederholte er leiser. „Aber wir sollten es herausfinden."
„Vielleicht könnten wir Dobby um Hilfe bitten", schlug Ginny vor. „Er könnte Malfoy und seine Freunde für uns ausspionieren."
„Das wird nicht funktionieren", bemerkte Hermine. „Eine der Sicherheitsvorkehrungen des Schlosses besteht nämlich darin, dass die Hauselfen zur Diskretion verpflichtet sind. Sie dürfen die Inhalte vertraulicher Gespräche niemandem gegenüber wiederholen. Das steht in...
„...der Geschichte Hogwarts, nicht wahr?" Ron verdrehte die Augen und ignorierte ihren wütenden Blick. „Kannst du den verdammten Wälzer inzwischen etwa schon auswendig daherbeten?"
„Die Idee mit Dobby ist trotzdem nicht schlecht!", mischte sich Harry ein, bevor Hermine explodieren konnte. Er sah nachdenklich aus. „Wenn wir Dobby dazu bringen könnten, Malfoy zu beobachten und uns zu sagen, wohin er sich mit seinen Freunden zurückzieht, wenn sie nicht belauscht werden wollen, dann könnten wir uns mit den Langziehohren von Fred und George auf die Lauer legen..."
„...und hören, worüber sie sprechen! Du bist genial, Harry!"
„Und was ist, wenn sie sich für derartige Gespräche schlicht und einfach aufs Klo zurückziehen?", wollte Ron wissen. „Ein ganz passender Ort für diese feigen, kleinen Pisser, oder?"
„Das wäre sogar noch besser!" Hermine verdrehte die Augen, als sie in die verständnislosen Gesichter ihrer Freunde sah. „Denkt doch mal nach! Wer verbringt seine Zeit in den Abflussrohren und ist seit unserem vierten Schuljahr in Harry verknallt?"
„Myrthe!" Ginny sah beeindruckt aus. „Natürlich! Wenn Harry sie um einen Gefallen bittet... Er braucht bloß ein wenig nett zu ihr zu sein..."
„He! Willst du mich etwa an dieses jammernde Gespenst verkuppeln?" Harry zwickte Ginny scherzhaft. „Du solltest vorsichtig sein, Süße! Vielleicht verliebe ich mich ja in sie... Autsch!"
„Sei du lieber vorsichtig, Harry Potter!" Ginny zog seinen Kopf an den Haaren zu sich herunter und küsste ihn fest auf den Mund. Erst als seine Brille beschlug, ließ sie ihn wieder los und schob ihn von sich. „Sonst gehst du auf eiskalten Entzug, klar?"
Ron grinste. „Das hat sie von Mum, Harry. Da hast du keine Chance..."
„Okay." Harry nahm die Brille ab und polierte die Gläser an seinem Sweatshirt. „Redest du mit Dobby, Hermine? Dann werde ich mit Myrthe sprechen." Er setzte die Brille wieder auf, packte Ginny unvermittelt an der Taille und hob sie auf seinen Schoss. „Gleich nachdem ich das hier erledigt habe!"
Seine Lippen pressten sich fest und fordernd auf ihren Mund. Seine Hände strichen aufreizend über ihren Rücken. Seine Zunge strich ihre Unterlippe entlang, berührte sanft ihren Mundwinkel und drang schließlich in ihren Mund ein, wo sie einen langsamen, lockenden Tanz begann. Er spürte Ginnys Erschauern, schluckte ihren leisen, hingebungsvollen Seufzer und beobachtete aus weit geöffneten Augen wie ihr Blick verschwamm. Erst als sie sich schließlich nur noch hilflos wimmernd an ihn klammern konnte, beendete er den Kuss.
Ginny starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, während sie sich verzweifelt bemühte, wieder zu Atem zu kommen. „Wow!"
Er lächelte aufreizend. „Willst du mich wirklich auf kalten Entzug setzen, Süße?"
Sie stand mit zitternden Knien auf und ging unter dem schallenden Gelächter ihres Bruders so würdevoll wie möglich zur Treppe, die zu den Mädchenschlafräumen hinauf führte. Dort drehte sie sich noch einmal um und blickte ihm direkt in die Augen. „Sehe ich so blöd aus?"
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Hmm, was Malfoy wohl so freut? Und eine Hochzeit steht auch ins Haus? Was wohl Voldy und Greyback davon halten? Und ob sie sich ihr Opfer Jonas einfach so wegschnappen lassen? Für Anregungen, Vorschläge und Ähnliches bitte das lila Knöpfchen betätigen, ja?
